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5 Methoden

5.4 Das Neurofeedbacktraining

5.4.3 Feedbackkonfiguration und Instruktion

Die Feedbackeinstellung unterschied sich zwischen den Behandlungsgruppen, wo-bei die Logik in allen Gruppen folgende war: Bei Negativierung, d.h. Erhöhung der Amplitude bewegte sich das Feedbacksymbol nach oben, bei Positivierung

beweg-Empirischer Teil: Methoden 73

te es sich nach unten. Standardmäßig verlief das Symbol von links nach rechts über den Bildschirm.

Für die Gruppe, die das AD Protokoll erhielt, bedeutete Negativierung die Erhöhung der Alphaamplitude oder Reduktion der Deltaamplitude (oder beides gleichzeitig) über die vier gemittelten Elektroden. Das Ziel war die Negativierung, die Ziellinie be-fand sich somit in der oberen Hälfte – über der Basislinie - des Bildschirms.

Für die Gruppe des D Protokolls wurde lediglich die Deltaamplitude rückgemeldet.

Die Negativierung bedeutete demnach die Erhöhung des Deltabandes. Da die Akti-vität im Deltaband reduziert werden sollte, war das Ziel, das Symbol in die untere Bildschirmhälfte zu navigieren; die Ziellinie befand sich unter der Basislinie.

Für die Gruppe mit dem A Protokoll wurde die Negativierung derart konfiguriert, dass sich bei Erhöhung der Alphaamplitude das Symbol nach oben bewegte. Dies war auch das vorgegebene Ziel für die Alpha-Gruppe, die Ziellinie befand sich über der Basislinie.

Als Symbole boten sich ein Kugelfisch, ein Storch, eine Feder, ein Schiff oder ein Flugzeug an. Alle Symbole bewegten sich kontinuierlich innerhalb von 30 Sekunden über den Bildschirm und starteten danach erneut links usw., bis der Durchgang be-endet war. Die Länge des Durchgangs variierte von Person zu Person. Manche Pati-enten bevorzugten ein bis zwei Pausen, andere trainierten 30 Minuten durchgehend.

Die Geschwindigkeit, mit der sich das Symbol über den Bildschirm bewegt, hängt einmal von der Abtastrate ab (128 Abtastpunkte) und wurde zusätzlich um einen Wert von 31 (die maximale mögliche Einstellung) mit einem Medianfilter geglättet.

Der Patient wurde instruiert, das Symbol mit „Kraft seiner Gedanken“ in die ent-sprechende Richtung (abhängig von der Gruppe, siehe oben) zu „bewegen“. Zudem wurde ihm erklärt, dass sich (Augen-)Bewegungen auch auf die Höhe des Symbols auswirken, was jedoch nicht Ziel des Trainings sei. Zu Beginn der ersten Sitzung wurde eine Ziellinie in der Nähe der Basislinie eingestellt. Wenn diese für zwei Se-kunden vom Symbol überschritten wurde, erschien eine Sonne auf dem Bildschirm (Verstärkung). Danach wurde das Training unmittelbar fortgesetzt, allerdings mit an-gepasster Basislinie, so dass es nun schwerer wurde, erneut die Ziellinie zu errei-chen. Darüber hinaus verstellte der Trainer dynamisch die Ziellinie, je nach Leistung des Patienten (dies war möglich, da der Therapeut auf dem Therapeutenmonitor

den Verlauf am Patientenmonitor über ein kleines Fenster verfolgen und jederzeit Veränderungen vornehmen konnte).

Die Basislinie errechnete sich aus den aktuellen Powerwerten innerhalb der zwei Sekunden vor Beginn des Trainings, so dass unabhängig von den Amplituden in ei-nem vorangegangenen Durchgang das Symbol immer auf der Basislinie startete. Es handelt sich somit um ein basislinienkorrigiertes System. Das hat allerdings zur Fol-ge, dass der Patient seine absolute Leistung über die Sitzungen hinweg nicht ein-schätzen kann. Das Symbol startet in jeder Sitzung in der Mitte des Bildschirms, auch wenn die Amplituden von Sitzung zu Sitzung schwanken. Aus diesem Grund erhielt der Patient über das Feedback hinaus die vom Trainer ausgewerteten abso-luten Powerwerte (je nach Gruppe: die Werte des Alpha-Delta Quotienten, nur Del-ta- oder nur Alphawerte) im Abstand von zwei bis drei Sitzungen.

Das willentliche Bewegen des Symbols ist sehr schwer. So bestand das erste Ziel des Trainings darin, eine Verbindung zum Symbol aufzubauen, das heißt zu spüren, dass die Bewegungen des Symbols mit den eigenen Gedanken zusammenhängen.

Wenn dieser Schritt erreicht war, konnte man daran arbeiten, das Symbol zu steu-ern. Der Trainer gab nicht vor, wie man das Symbol genau zu bewegen hatte, er gab eher Impulse oder machte Vorschläge.

Schließlich wird an dieser Stelle der Ablauf einer einzelnen Sitzung kurz skizziert:

Zu Beginn wurde in einem schalldichten Raum am Audiometer die Hörschwelle und Tinnitusintensität bei einem 1000 Hz Ton bestimmt. Dann begaben sich Therapeut und Patient in den Trainingsraum. Dort wurden zunächst alle Elektroden angebracht und die relevanten Einstellungen für das EEG und Training vorgenommen (Impe-danzkontrolle zur Überprüfung des richtigen Elektrodensitzes, Einstellungen für das Feedback etc.); als nächstes wurde eine Augenkalibrierung vorgenommen (online Augenkorrektur), die darin bestand, dass der Patient jeweils 40 Sekunden lang drei Arten von Augenbewegungen durchführte: Horizontale und vertikale Augenbewe-gungen und Blinzeln. Durch Einstellung des Augenkorrekturalgorithmus` konnten Augenartefakte während des Trainings weitestgehend minimiert werden (allerdings nicht für die offline-Auswertung: Hier wurde eine offline Korrektur per Hand vorge-nommen, siehe 5.2.4).

Empirischer Teil: Methoden 75

Diese Vorbereitungen dauerten ca. 20 Minuten. Dann folgte die fünfminütige EEG-Ruhemessung (siehe 5.2.4). Anschließend begann das Training. Es konnten nach Bedarf ein bis zwei Pausen eingelegt werden. Nach 30 Minuten netto-Trainingszeit wurde das Training beendet und die zweite EEG Ruhemessung durchgeführt. Da-nach wurden die Elektroden entfernt und der Patient konnte sich im Nebenraum waschen. Schließlich wurde ein zweites Mal die Tinnitusintensität im schalldichten Raum gemessen und bei Bedarf Fragebogen ausgefüllt. Damit war die Sitzung ab-geschlossen.