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2.3 Kompetenzen von Steuerberater/innen

2.3.1 Fachliche Kompetenz

2.3.1 Fachliche Kompetenz

Die fachliche Kompetenz ist für Steuerberater/innen die wichtigste Kompetenz. Diese wird durch die besonders anspruchsvolle Ausbildung angeeignet. Die für Steuerberater/innen notwendigen speziellen fachlichen Kompetenzen werden ab dem Studium bis hin zur Fachprüfung zum/r Steuerberater/in ausgeweitet. Aber auch nach erfolgreich abgelegter Fachprüfung ist die Erweiterung von fachlichen Kompetenzen nicht abgeschlossen. Der Beruf des/r Steuerberater/in ist ein ständiger Lernprozess. Da sich Gesetze und andere Rechtsgebiete ständig ändern sind Steuerberater/innen dazu gezwungen sich dauerhaft am aktuellen Stand zu halten. Die fachliche Kompetenz kann durch regelmäßiges Lesen von Fachzeitschriften und durch Besuche von Fortbildungsveranstaltungen erweitert werden. Wie bereits in Kapitel 2.1.3 erwähnt, sind Steuerberater/innen verpflichtet Fortbildungen zu besuchen und dies auch bei der Kammer für Steuerberater und Wirtschaftsprüfer nachzuweisen.45 Die fachlichen Kompetenzen benötigen Steuerberater/innen um Tätigkeiten, welche im WTBG 2017 festgelegt sind, ausführen zu können. Diese Tätigkeiten sind wiederum im Kapitel 2.2 dargestellt.

42 Vgl. Slepcevic-Zach/Tafner (2019), 211.

43 Vgl. Gabler Wirtschaftslexikon (2022).

44 Vgl. Rauner (2010), 86.

45 Vgl. Löffelholz/Hüsch/Ernst-Auch (2014), 27.

12 2.3.2 Analytisches Denken

Neben der fachlichen Kompetenz ist das analytische Denken ebenso ein wichtiger Bestandteil des Kompetenzspektrums von Steuerberater/innen. Unter analytischem Denken wird die Kompetenz Auffälligkeiten in Datensätzen zu erkennen, Texte auf Plausibilität zu überprüfen sowie Ursachen und Wirkungen zu erkennen und auseinanderzuhalten, verstanden.46 Dabei bildet die Affinität zu Zahlen bei Steuerberater/innen die Grundlage. Diese Kompetenzen beginnen bei der Erstellung von Jahresabschlüssen und gehen hin bis zur steuerlichen Beratung von Klient/innen, die sich bspw. zwischen Rechtsformen oder unterschiedlichen Investitionen entscheiden müssen. Im Großen und Ganzen geht es darum, dass Steuerberater/innen unter Berücksichtigung der rechtlichen Vorschriften für Klient/innen steueroptimale Ergebnisse erzielen können. Dabei gilt es als Steuerberater/in steuerliche Probleme aufgrund von vorhandenen Bilanzen erkennen zu können und auch Lösungen zu finden. Insbesondere wird eine gründliche und genaue Arbeitsweise von Steuerberater/innen vorausgesetzt. Der ständige Zeitdruck, um Honorare niedrig halten zu können, sollte ein strukturiertes, konzentriertes und genaues Arbeiten keineswegs beeinflussen. Wichtig dabei ist, dass Steuerberater/innen abschätzen können, ab wann sich bspw. eine Änderung hinsichtlich einer nicht berücksichtigten Rechnung lohnt und wann nicht. Wenn das Honorar durch die Änderung steigt und die ersparte Steuer geringer als die Steigerung des Honorars ist, so muss der/die Steuerberater/in dies frühzeitig erkennen und im Interesse der Klient/innen handeln und die Änderung, sofern sie nicht gesetzeswidrig ist, nicht vornehmen. Durch eine jahrelange Erfahrung können Steuerberater/innen solche Fälle besser abschätzen. 47

2.3.3 Belastbarkeit

Eine weitere Kompetenz von Steuerberater/innen ist eine hohe Belastbarkeit. Personen gelten als belastbar, wenn sie Leistungen auch unter schwierigen Umständen erbringen, bei Widerständen nicht aufgeben und die Ruhe auch unter hohem Druck bewahren.48 In der Ausbildungszeit müssen Berufsanwärter/innen für die anspruchsvolle Fachprüfung zum/r Steuerberater/in lernen, gleichzeitig darf die Betreuung der Klient/innen in der Firma, in der die Praxiszeit absolviert wird, aber keinesfalls vernachlässigt werden. Besonders in dieser Zeit lernen angehende Steuerberater/innen mit einer hohen Belastung umzugehen. Sich nach einem harten Arbeitstag noch auf das Lernen zu konzentrieren ist für Berufsanwärter/innen nichts Unübliches. Das Wochenende sowie der Urlaub werden meistens zum Lernen für die bevorstehende Fachprüfung verwendet. Ist die Fachprüfung geschafft, so kommen neue Aufgaben auf die Steuerberater/innen zu. Auf der einen Seite sind sie mit der fachlichen

46 Vgl. Graf/Wieser/Buff Keller (2020), 10.

47 Vgl. Löffelholz/Hüsch/Ernst-Auch (2014), 8.

48 Vgl. Brandstetter/Kellner (2014), 128.

13 Beratung von Klient/innen eingeteilt, auf der anderen Seite müssen sie organisatorische Aufgaben erfüllen. Hierunter fällt bspw. bei einer Selbstständigkeit die Führung einer ordentlichen Kanzlei sowie die Übernahme von Verantwortung als Arbeitgeber/in und Ausbildner/in. Bleiben Steuerberater/innen in einer Kanzlei angestellt, so wird ihre Arbeitszeit teurer. Betreuen sie aber gleiche Klient/innen weiter, so müssen um einiges schneller arbeiten, damit sich das Honorar für die Klient/innen nicht um ein Vielfaches erhöht. Weiters müssen sich Steuerberater/innen neben den oben angeführten Tätigkeiten ständig weiterbilden und stehen immer neuen beruflichen Herausforderungen gegenüber.49

2.3.4 Kommunikationsfähigkeit und Einfühlungsvermögen

Unter der Kommunikationsfähigkeit wird das aufmerksame Zuhören von dem/r Gesprächspartner/in sowie das aktive Teilnehmen am Gespräch verstanden. Dabei fällt ebenso, dass Personen ihre eigenen Meinungen einbringen aber auch den/die Gesprächspartner/in zu verstehen versucht. Nehmen Personen auf Gefühle und Bedürfnisse anderer Rücksicht, so wird von Einfühlungsvermögen gesprochen. Diese Personen versuchen sich auf andere Personen einzustellen und diese auch zu verstehen. 50

Die Akquisition neuer Klient/innen als auch der Aufbau von Kontakten zu verantwortlichen Mitarbeiter/innen der Klient/innen spielt eine bedeutende Rolle. Dabei treffen Steuerberater/innen auf unterschiedlichste Typen von Menschen. Klient/innen können entweder sehr unscheinbar und zurückhaltend sein, oder aber auch täglich den Kontakt zum/r Steuerberater/in suchen. Diese Art von Klient/innen fordern Geduld und meist viel Zuwendung von Steuerberater/innen. Dabei benötigen Steuerberater/innen ein Talent im Umgang mit Menschen als auch jede Menge Einfühlungsvermögen. Daneben müssen sie oft auch noch Nervenstärke zeigen.51 Besonders in der laufenden steuerlichen Beratung ist es wichtig, auf die Bedürfnisse der Klient/innen einzugehen. Gerade die Kommunikationsfähigkeit ist in der Steuerberatung von großer Bedeutung. Diese Kompetenz lässt sich jedoch innerhalb der Ausbildung kaum systematisch entwickeln. Sehr viele Tätigkeiten von Steuerberater/innen erfordern kommunikatives Können, wie bspw. das Lesen und Beantworten von Emails sowie das Führen von Telefonaten mit Klient/innen, Behörden oder anderen Personen. Neben dem Kontakt nach Außen ist auch die kanzleiinterne Kommunikation für Steuerberater/innen sehr wichtig. Meist ist der/die Buchhalter/in Ansprechpartner/in für den/die Klient/in im Bereich der Buchhaltung und Steuerberater/innen haben mit dem/r Klient/in Kontakt bzgl. des Jahresabschlusses oder anderen steuerlichen Problemstellungen. Steuerberater/in und Buchhalter/in sollten sich absprechen, um Klient/innen nicht gleiche Fragen zu stellen.

49 Vgl. Löffelholz/Hüsch/Ernst-Auch (2014), 8.

50 Vgl. Brandstetter/Kellner (2014), 128.

51 Vgl. Löffelholz/Hüsch/Ernst-Auch (2014), 10.

14 Insgesamt kann gesagt werden, dass bei einer besseren internen als auch externen Kommunikation ein höherer Erfolg resultiert.52

2.3.5 Verantwortungsbewusstsein

In nahezu jedem Beruf ist es Aufgabe der Angestellten Verantwortung zu übernehmen. Bei Steuerberater/innen wird von einer besonderen Verantwortung gesprochen, denn Klient/innen vertrauen dem/n Steuerberater/innen die eigenen wirtschaftlichen Verhältnisse an. Dies führt dazu, dass ein besonders enges Vertrauensverhältnis zwischen Steuerberater/innen und Klient/innen besteht und Steuerberater/innen somit ein hohes Maß an Verantwortung übernehmen. Sie kennen die gesamte wirtschaftliche Lage. Im Normalfall wissen nur vereinzelte, dem/r Klient/in nahestehende Personen, darüber Bescheid. Steuerberater/innen beraten Klient/innen im Hinblick auf verschiedene unternehmerische und private Vorgehensweisen, was die Verantwortung enorm erhöht. Im schlimmsten Fall kann es passieren, dass Klient/innen versuchen Steuern zu hinterziehen. Um dies zu vermeiden, sind Steuerberater/innen dazu verpflichtet bei der Mandatsannahme und in weiterer Folge jährlich eine Geldwäscheüberprüfung gem. dem Finanzmarkt-Geldwäschegesetz (FM-GwG) durchzuführen. Wird der/die Steuerberater/in darauf aufmerksam, dass Steuern hinterzogen werden, so muss diese/r als Organ der Rechtspflege verantwortungsvoll handeln und falls notwendig sogar die Mandantschaft niederlegen.53 Verantwortung müssen Steuerberater/innen ebenso hinsichtlich unternehmensinternen als auch personenbezogenen Daten übernehmen. Besonders bei der Umsetzung der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) kommt den Steuerberater/innen eine große Verantwortung zu.54

2.3.6 Selbstorganisation

Eine weitere Kompetenz über die Steuerberater/innen verfügen sollten, ist die Kompetenz der Selbstorganisation. Grundsätzlich wird unter der Selbstorganisation das eigenständige Strukturieren und Ordnung von Prozessen verstanden.55 Heruntergebrochen auf die Arbeit von Steuerberater/innen ist dies das selbständige Einteilen von Arbeiten und Terminen. Als Steuerberater/in hat man sehr viele Abgabenfristen einzuhalten. Um die Einhaltung zu gewährleisten, ist eine gute Selbstorganisation grundlegend. Denn kommt es zu einer Fristversäumnis, so könnte dies zu weitreichenden Konsequenzen führen – einerseits für Klient/innen und andererseits auch für Steuerberater/innen. Konsequenzen aus Sicht der Klient/innen könnte eine Kündigung der Mandantschaft sein. Versäumt ein/e Steuerberater/in

52 Vgl. Kisslinger-Popp (2014), 140f.

53 Vgl. Löffelholz/Hüsch/Ernst-Auch (2014), 11.

54 Vgl. Pothe (2013),197.

55 Vgl. Odermatt/Postler (2020), 282.

15 Fristen, so wird die Behörde Strafen festsetzen. Damit werden Klient/innen nicht zufrieden sein und in weiterer Folge hinterfragen, ob sie weiterhin Leistungen von diesem/r Steuerberater/in in Anspruch nehmen möchten. Konsequenzen für Steuerberater/innen können Auflösungen von Beziehungen zu Klient/innen als auch ein negatives Image sein. Neben den Fristen dürfen Steuerberater/innen den Überblick in Bezug auf Anfragen von Klient/innen ebenso nicht verlieren. Versäumt ein/e Steuerberater/in einen Termin, so beginnen Klient/innen an der Selbstorganisation bzw. am Überblick den Steuerberater/innen haben sollten, zu zweifeln.

Passiert dies öfters, so könnten Klient/innen einen Wechsel des/r Steuerberater/in vollziehen.56

2.3.7 Zeitmanagement

Unter Zeitmanagement wird das Organisieren und Ausführen von Aufgaben verstanden.57 Steuerberater/innen sind in der Regel mit einem hohen Ausmaß an Arbeitszeit aufgrund der vielfältigen und zeitintensiven Aufgaben konfrontiert. Aufgrund dessen ist ein gutes Zeitmanagement für Steuerberater/innen eine notwendige Kompetenz. Beim Zeitmanagement geht es darum, Zeitprobleme zu lösen bzw. zu verringern, um zeiteffizient und termingerecht zu arbeiten und potenzielle Stressfaktoren zu reduzieren. Der Tag eines/r Steuerberater/in kann oft sehr abwechslungsreich und unvorhergesehen sein. Sie müssen Fristen und Termine einhalten, bestimmte Berufspflichten beachten und natürlich Tätigkeiten für Klient/innen durchführen. Um nicht völlig überfordert mit den unterschiedlichen Aufgaben zu sein, ist es für Steuerberater/innen ein enormer Vorteil, wenn sie über ein gutes Zeitmanagement verfügen.

Die Kompetenz des Zeitmanagements kann nur durch ein Zusammenspiel von verschiedenen kleinen Veränderungen entstehen bzw. erweitert werden. Steuerberater/innen müssen selbstständig versuchen, sich die Zeit besser einzuteilen, oder Zeit bei Prozessen zu sparen.

Dabei kann es vorkommen, dass durch die Veränderung eines Prozesses nur ein paar Minuten an Zeit eingespart werden können. Viele kleine Veränderungen führen auf lange Sicht jedoch zu spürbaren Zeiteinsparungen. Zeitmanagement kann deshalb als ein Lernprozess verstanden werden.58

2.3.8 Digitale Kompetenz

Grundvoraussetzung für Steuerberater/innen ist ein gutes Verständnis im Bereich der IT und in weiterer Folge die Ausführung von digitalen Prozessen.59 Unter der digitalen Kompetenz kann der kompetente Umgang mit digitalen Medien verstanden werden.60 Viele Klient/innen

56 Vgl. Löffelholz/Hüsch/Ernst-Auch (2014), 11.

57 Vgl. Hatzelmann/Held (2016), 56.

58 Vgl. Theurer (2014), 1–3.

59 Vgl. Löffelholz/Hüsch/Ernst-Auch (2014), 27.

60 Vgl. Rubach/Lazarides (2019), 324.

16 erstellen die laufende Buchhaltung selbst. Am Anfang des darauffolgenden Jahres wird die laufende Buchhaltung zum/r Steuerberater/in gebracht. Diese/r soll dann die Erstellung des Jahresabschlusses und der Steuererklärungen übernehmen. Dabei muss in erster Linie die Buchhaltung von den Klient/innen ins System der Steuerberatungskanzlei eingespielt werden.

Möglicherweise verwenden Klient/in und Steuerberater/in nicht dieselbe Software. In weiterer Folge müssen Steuerberater/innen in der Lage sein, die Daten auszuwerten bzw. ins eigene Programm einzuspielen. Erst dann können Steuerberater/innen mit ihrer tatsächlichen Arbeit beginnen. Sind der Jahresabschluss und die Steuererklärungen erstellt, so müssen die durchgeführten Bilanzbuchungen auch wieder bei den Klient/innen ins System eingespielt werden. Dies nimmt in der Regel einiges an Zeit in Anspruch. Oft wird es den Klient/innen geraten, auch die Buchhaltung neben der Erstellung des Jahresabschlusses der Kanzlei abzugeben, da dadurch Umständlichkeiten und unnötige Aufwände vermieden werden können. Die Aufgabe von Steuerberater/innen liegt ebenso darin, dass sie die externe Buchhaltungssoftware verstehen, um auch die ein oder andere Frage von Klient/innen unterm Geschäftsjahr lösen zu können. Verfügen Steuerberater/innen über eine ausgeprägte IT-Kompetenz, so kann das Bedienen und Verstehen von den unterschiedlichsten Buchhaltungsprogrammen erleichtert werden. Dies bringt auf jeden Fall einen Vorteil für Steuerberater/innen bei der Akquisition von Klient/innen mit sich.61

Generell spielt die Digitalisierung im Rechnungswesen eine immer bedeutendere Rolle.

Klassische Bürotätigkeiten werden automatisiert, da die Systeme immer besser werden.

Buchhalter/innen überprüfen zum Teil nur mehr die vom System gebuchten Buchungen.62 Neben verbesserten Technologien ist der zunehmende Kostendruck ein Grund dafür.

Mitarbeiter/innen der Steuerberatungskanzleien erfassen ihre Leistungen in einem System.

Dabei werden auf den Klient/innen Zeiten gebucht, an denen für sie gearbeitet wurde. Am Ende eines Abrechnungszeitraumes kann dadurch nachvollzogen werden, wie lange für eine/n Klient/in gearbeitet wurde und in weiterer Folge kann das Honorar erstellt werden. Durch die Digitalisierung kann Zeit hinsichtlich klassischer Bürotätigkeiten eingespart werden und im Gegenzug dazu kann Zeit für die individuelle Beratung gewonnen werden, ohne, dass sich das Honorar enorm erhöht.63

Durch die Digitalisierung können Steuerberater/innen den Klient/innen viel schneller entscheidungsrelevante Informationen zur Verfügung stellen. Hätte der/die Klient/in bspw.

gerne einen Monatsabschluss, so sind es für den/die Steuerberater/in nur ein paar Klicks bis hin zum Ausdruck.64 Aufgrund der sich ständig entwickelten Prozesse und eingesetzten

61 Vgl. Schmid (2013).

62 Vgl. Maschek/Volovskiy (2020), 16.

63 Vgl. Kamsker/Slepcevic-Zach (2019), 314f.

64 Vgl. Sikora (2020), 285.

17 Technologien ist es notwendig, dass auch Steuerberater/innen ihre Kompetenzen im Umgang damit ausweiten. Die Erweiterung der digitalen Kompetenzen kann bspw. anhand laufender Weiterbildung hinsichtlich neuer Funktionen der verwendeten Programme erfolgen.65

Besonders die digitale Kompetenz wird in Zukunft für Steuerberater/innen schlagend werden, da sich Steuerberatungskanzleien aktuell hinsichtlich der immer mehr digital werdenden Prozesse in einem großen Umbruch befinden.

In diesem Kapitel wurden die konzeptionellen Grundlagen des Berufs der/des Steueberater/in und deren Ausbildung sowie das Kompetenzprofil dargelegt. Den Beruf des/r Steuerberater/in gab es schon im Jahr 1919. Er war in dieser Zeit bereits durch eine qualifizierte, möglichst akademische Berufsausbildung geprägt. Die Ausbildung zum/r Steuerberater/in ist auch heute noch sehr anspruchsvoll. Um als Steuerberater/in angelobt zu werden, muss die Fachprüfung positiv abgelegt und eine vorgegebene Praxiszeit absolviert werden. Bei selbständigem Tätigwerden als Steuerberater/in werden gem. § 22 EStG Einkünfte aus freiberuflichen Tätigkeiten erzielt.

Neben einer gewissenhaften, sorgfältigen, eigenverantwortlichen und unabhängigen Ausübung der Tätigkeit als Steuerberater/in unterliegen die Berufsberechtigten auch der Verschwiegenheit. Zusätzlich sind Steuerberater/innen dazu verpflichtet ihren Wissenstand aktuell zu halten und Fortbildungsstunden der Kammer der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer vorzulegen.

Berufsanwärter/innen starten mit einfachen Tätigkeiten, die mit der Zeit herausfordernder werden. Die Verbuchung von laufenden Geschäftsfällen, aber auch die Erstellung von Steuererklärungen und in weiterer Folge Bilanzen gehören zu den täglichen Aufgaben.

Steuerberater/innen haben es mit den komplizierteren Fällen zu tun. Die Tätigkeiten von Steuerberater/innen umfassen angefangen von der Bilanzerstellung über die Beratung zu steuerlichen Problemstellungen bis hin zur Vertretung in Abgabe- und Abgabestrafverfahren alles.

Aufgrund eines sehr breiten Tätigkeitsfeldes müssen Steuerberater/innen über einige Kompetenzen verfügen. Die wichtigste Kompetenz ist dabei die fachliche Kompetenz. Wenn Klient/innen mit einer steuerlichen Problemstellung kommen, so müssen Steuerberater/innen fachlich kompetent sein. Auch das analytische Denken ist in diesem Zusammenhang eine wichtige Fähigkeit. Da Steuerberater/innen im Normalfall viele verschiedene Klient/innen betreuen, kommen laufend Anfragen von ihnen. Ständig sollen Steuerberater/innen mit Rat und Draht zur Seite stehen. Dies erfordert eine hohe Belastbarkeit. Außerdem ist es wichtig, dass Klient/innen immer das Gefühl haben gut betreut zu werden. Steuerberater/innen müssen

65 Vgl. Eilers (2019), 324.

18 auf die Klient/innen eingehen. Dazu benötigen sie Kommunikationsfähigkeiten als auch Einfühlungsvermögen. Um Klient/innen gut betreuen zu können, ist es hinreichend, dass Steuerberater/innen über das finanzielle Leben von den Klient/innen Bescheid zu wissen. In diesem Bereich wird den Steuerberater/innen sehr viel anvertraut, was bedeutet, dass sie mit diesen Informationen verantwortungsbewusst umgehen müssen. Die Selbstorganisation als auch das Zeitmanagement bilden für eine effiziente Arbeitsweise unter Beachtung vieler Termine und Fristen eine entscheidende Grundlage in deren Arbeitsleben. Um Wünsche der Klient/innen schneller und effizienter erfüllen zu können, ist es für Steuerberater/innen heutzutage essenziell, über eine ausgeprägte digitale Kompetenz zu verfügen.

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3 Empirische Studie

Ausgehend von der zentralen Forschungsfrage, inwiefern sich das rechtliche Berufsbild eines/r Steuerberaters/in mit den Erwartungen der Klient/innen deckt, wurde eine Studie durchgeführt.

Diese Studie befragt Personen, die aktuell Leistungen von einem/r Steuerberater/in in Anspruch nehmen, oder in der Vergangenheit mit Steuerberater/innen zu tun hatten. In den nächsten Kapiteln werden das Studiendesign und der Stichprobenumfang beschrieben.

Weiters werden die Ergebnisse dargestellt und interpretiert.

3.1 Studiendesign

Es wurde eine quantitative Studie mit einer Erhebung in Form eines Fragebogens durchgeführt. Dieser beinhaltet Fragen in Bezug auf die Zufriedenheit mit der Arbeit und der Kompetenz von Steuerberater/innen sowie die Erwartungen an sie. Den Teilnehmer/innen66 wurden größtenteils Fragen mit geschlossenen Antwortmöglichkeiten gestellt, da so die Ergebnisse besser miteinander verglichen werden können. Nur vereinzelt hatten die Befragten die Möglichkeit offene Antworten zu geben. Um den Fokus auf die in Kapitel 2 beschriebenen Tätigkeiten und Kompetenzen von Steuerberater/innen zu legen, wurden geschlossene Antwortmöglichkeiten gewählt. Die Erstellung des Fragebogens wurde in Anlehnung an die Studie zur Mandantenzufriedenheit67 durchgeführt. Im Gegensatz zur Studie zur Mandantenzufriedenheit68 ist der Fragebogen um einiges gekürzt worden. Fragen hinsichtlich der Zufriedenheit mit den Tätigkeitsbereichen und Kompetenzen von Steuerberater/innen wurden übernommen. Dabei wurden teilweise Tätigkeitsbereiche zusammengefasst oder gestrichen. In der durchgeführten Studie wurden Klient/innen neben ihrer Zufriedenheit auch nach der Wichtigkeit der Leistungen von Steuerberater/innen als auch nach deren Kompetenzen befragt. Hinsichtlich der Kompetenzen wurden in der Studie zur Mandantenzufriedenheit69 lediglich Fragen zu Kompetenzen, bei denen die fachliche Kompetenz die Basis bildet, gestellt. Die Erwartungen an weitere Kompetenzen wurden in dieser Studie nicht hinterfragt, was in der durchgeführten Studie einen großen Teil einnimmt.

Fragen in Bezug auf das Honorar von Steuerberater/innen und auf den Wechsel von Steuerberater/innen wurden in beiden Studien gestellt. Der Schwerpunkt der Befragung wurde auf die Tätigkeiten und die Kompetenzen von Steuerberater/innen gelegt. Der Fragebogen befindet sich im Anhang dieser Arbeit.

66 In dieser Masterarbeit werden die Teilnehmer/innen der Umfrage als Klient/innen und Befragte bezeichnet.

67 Vgl. Sinus Markt- und Sozialforschung GmbH (2011).

68 Vgl. Sinus Markt- und Sozialforschung GmbH (2011).

69 Vgl. Sinus Markt- und Sozialforschung GmbH (2011).

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3.2 Beschreibung der Stichprobe

Die gewählte Stichprobenart ist eine Gelegenheitsstichprobe, welche auch willkürliche Auswahl genannt wird. Gelegenheitsstichproben können unter anderem in Selbstselektions-Stichproben heruntergebrochen werden, was bei der durchgeführten empirischen Studie der Fall ist. Bei dieser Form der Stichprobe wird ein allgemeiner Teilnahmeaufruf veröffentlicht, was bedeutet, dass bspw. in sozialen Netzwerken zur Teilnahme aufgefordert wird.70

Die vorliegende empirische Studie zielt auf Personengruppen ab, die Leistungen von Steuerberater/innen in Anspruch nehmen oder in Anspruch genommen haben. Dabei wird eine Unterscheidung in vier Geschäftsstrukturen vorgenommen. Die Zielgruppe untergliedert sich in Privatpersonen, Freiberufler, Klein- und Mittelunternehmer/innen und Großunternehmer/innen. Der Grund für die Unterscheidung in Mandantengruppen liegt darin, dass Differenzen hinsichtlich der individuellen Wahrnehmung von Klient/innen auf die Betreuung durch Steuerberater/innen besser herausgearbeitet werden können. In weiterer Folge spielt auch die Kontakthäufigkeit zwischen Klient/innen und Steuerberater/innen eine

Die vorliegende empirische Studie zielt auf Personengruppen ab, die Leistungen von Steuerberater/innen in Anspruch nehmen oder in Anspruch genommen haben. Dabei wird eine Unterscheidung in vier Geschäftsstrukturen vorgenommen. Die Zielgruppe untergliedert sich in Privatpersonen, Freiberufler, Klein- und Mittelunternehmer/innen und Großunternehmer/innen. Der Grund für die Unterscheidung in Mandantengruppen liegt darin, dass Differenzen hinsichtlich der individuellen Wahrnehmung von Klient/innen auf die Betreuung durch Steuerberater/innen besser herausgearbeitet werden können. In weiterer Folge spielt auch die Kontakthäufigkeit zwischen Klient/innen und Steuerberater/innen eine