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F1: Reliabilität und Validität der MAPS-H

6. Empirischer Teil

6.2 Herleitung der Hypothesen

6.2.1 F1: Reliabilität und Validität der MAPS-H

Die Adaptation der neuen MAPS in die ungarische Sprache erfolgte in der letzten Entwicklungsphase des Originalfragebogens, sodass noch keine Veröffentlichungen in dem Zeitpunkt der ungarischen Untersuchung zu MAPS vorlagen. Die vorliegende Studie stützt sich grundlegend auf die persönliche Korrespondenz mit der Autorin des Fragebogens, T. Schnell und auf ihre Erkenntnisse aus der großen deutschen Validierungsstudie (Schnell & Danbolt, in Vorbereitung). Außerdem waren die veröffentlichten Adaptationen des LeBe-Inventars in die portugiesische (Damasio et al., 2013), in die dänische (Pedersen et al., 2018) und in die norwegische Sprache (Sørensen et al., 2019) zu der ungarischen MAPS-Adaptation inspirierend.

Wie im Kapitel 5 dargestellt, verfügt die MAPS über zwei Module: Sinnerfahrungen und Purpose-Dimensionen. In diesem Subkapitel werden nur die Informationen zu den Validierungsskalen geschildert, die zum Nachvollziehen der Hypothesen nötig sind. Zu der Konvergenzvalidierung mussten gute Kompromisse getroffen werden, weil Instrumente gebraucht wurden, die valide sind, ähnliche Konstrukte messen, wie die zu validierenden MAPS-Skalen, und in der ungarischen Sprache zur Verfügung standen. Eine ausführliche Vorstellung der Validierungsinstrumente erfolgt im Methodenteil (Punkt 6.3.8).

Hypothese 1

H1: Die Konstruktvalidität des Sinnerfahrungen-Moduls der MAPS (Sinnerfüllungs- und Sinnkrise-Skalen) kann anhand explorativer Faktorenanalysen und ähnlicher valider Messinstrumente bestätigt werden.

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Die zweidimensionale Faktorstruktur des Sinnerlebens mit Sinnerfüllung und Sinnkrise wurde durch den LeBe-Fragebogen (Schnell & Becker, 2007) bestätigt. In den folgenden Subhypothesen wird auf die Validierung der Skalen einzeln eingegangen.

H1a: Die Sinnerfüllungs-Skala der MAPS hat eine eindimensionale Faktorstruktur und die Items der Skala bilden den Sinnerfüllungs-Faktor mit hohen Faktorladungen ab.

Die fünf Items der Sinnerfüllungs-Skala der MAPS (Schnell & Danbolt, in Vorbereitung) werden mithilfe einer explorativen Faktorenanalyse untersucht, damit die Faktorstruktur und die Ladungen der Items im ungarischen Kontext überprüft werden.

H1b: Die Sinnerfüllungs-Skala der MAPS korreliert positiv mit Präsenz von Lebenssinn des MLQs.

Wie oben im theoretischen Teil ausführlich dargelegt, ist die Sinnerfüllung eine subjektive unbewusste Erfahrung, wodurch das eigene Leben als sinn- und wertvoll erlebt wird (Schnell, 2009). Die Sinnerfüllung gemessen anhand der Sinnerfüllungs-Skala der MAPS wurde mit der Skala Präsenz von Lebenssinn aus dem MLQ (Steger et al., 2006) validiert. Da diese Skalen die gleichen Lebenssinn-Konstrukte messen, wird ein starker Effekt erwartet.

H1c: Die Sinnkrise-Skala der MAPS hat eine eindimensionale Faktorstruktur und die Items der Skala bilden den Sinnkrise-Faktor mit hohen Faktorladungen ab.

Die drei Items der Sinnkrise-Skala der MAPS (Schnell & Danbolt, in Vorbereitung) werden mithilfe einer explorativen Faktorenanalyse untersucht, damit die Faktorstruktur und die Ladungen der Items im ungarischen Kontext überprüft werden.

H1d: Die Sinnkrise-Skala der MAPS korreliert positiv mit Angst- und Depressionswerten gemessen anhand des PHQ-4.

Über Sinnkrise kann hier zusammenfassend wiederholt werden, dass diese das bewusste Gefühl der Sinnleere misst, die durch Sinn- und Orientierungslosigkeit und Hinterfragen des eigenen Selbst gekennzeichnet wird (Schnell, 2020, S.11). Der Zusammenhang zwischen Sinnkrise und schlechtem psychischen Zustand ist seit langem erforscht und bestätigt (siehe unter Punkt 4.3). Die Sinnkrise-Skala des LeBe-Inventars wurde in der dänischen (Pedersen et al., 2018) und in der norwegischen (Sørensen et al. 2019) Stichprobe mit der Hospital Anxiety and Depression Skala (HADS) erfolgreich validiert. In dieser Arbeit wurde eine noch kürzere Skala, der PHQ-4, für Erfassung der Angst- und Depressionswerte zur Validierung der Sinnkrise-Skala der MAPS eingesetzt. Erwartet wird eine mittlere Effektgröße, da die

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subjektive Sinnkrise ein ähnlicher, aber nicht gleicher Zustand ist, wie die subjektiv empfundene Angst und Depression sind.

Hypothese 2

H2: Die Konstruktvalidität der Purpose-Dimensionen der MAPS (Glaube, Nachhaltigkeit, Persönliches Wachstum, Sicherheit, Gemeinschaftssinn) kann anhand einer explorativen Faktorenanalyse und ähnlicher valider Messinstrumente bestätigt werden.

Die Faktorstruktur der fünf Purpose-Dimensionen wurde in der deutschen Validierungsstudie der MAPS (Schnell & Danbolt, in Vorbereitung) bestätigt. In dieser Arbeit wird die Validität der Skalen im ungarischen Kontext geprüft. In den folgenden Subhypothesen wird auf die Validierung der Skalen einzeln eingegangen.

H2a: Die fünf Purpose-Dimensionen (Glaube, Nachhaltigkeit, Persönliches Wachstum, Sicherheit, Gemeinschaftssinn) können mit einer explorativen Faktorenanalyse bestätigt werden.

In dieser Hypothese wird die Faktorstruktur der Purpose-Dimensionen untersucht. In der Faktorenanalyse wird erwartet, dass die Items der Dimensionen wie in der deutschen Validierungsstudie (Schnell & Danbolt, in Vorbereitung) auf fünf Faktoren hochladen.

H2b: Die fünf Sinndimensionen (Glaube, Nachhaltigkeit, Persönliches Wachstum, Sicherheit, Gemeinschaftssinn) der MAPS korrelieren signifikant mit der Sinnerfüllungs-Skala der MAPS.

In dieser Hypothese wird der Zusammenhang der Dimensionen mit der Sinnerfüllung untersucht. Anhand der Korrelationen zwischen der Sinnerfüllung und den Dimensionen des LeBe-Inventars (Schnell, 2011) wird bei den Korrelationen zwischen der Sinnerfüllung und den Purpose-Dimensionen der MAPS ein mittlerer Effekt erwartet.

Die Konvergenzvalidität der MAPS-Skalen wird mit ähnlichen validen Messinstrumenten geprüft. In den folgenden Subhypothesen wird auf die Prüfung der konvergenten Validität der Sinndimension einzeln eingegangen.

H2c: Die Glaube-Dimension der MAPS korreliert positiv mit Empfänglichkeit für spirituelle und transzendente Erfahrungen gemessen anhand der DSES.

Da es sich bei der Glaube-Dimension der MAPS um eine Subskala handelt, die Transzendenzverbundenheit und Sorge für ein spirituelles Leben ausdrückt und nicht nur den Glauben an Gott, sondern auch spirituelle Einstellungen messen soll, schien die Daily Spiritual Experience Skala (DSES) (Underwood & Teresi, 2002) ideal für die Validierung, weil diese die erlebten alltäglichen transzendenten und spirituellen Erfahrungen erhebt. Da höhere

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Empfänglichkeit für spirituelle und transzendente Erfahrungen nach der Umkodierung (siehe Punkt 6.3.4 und 6.3.8) mit höheren Werten auf dieser Skala ausgedrückt wird, wird ein positiver Zusammenhang mit der Glaube-Dimension angenommen. Erwartet wird ein großer Effekt, da die Glaube-Dimension und die DSES fast die gleichen Konstrukte messen.

H2d: Die Nachhaltigkeits-Dimension der MAPS korreliert positiv mit ökozentrischen Sorgen gemessen anhand der Ecocentric Concern Subskala des EAIs.

Die Nachhaltigkeits-Dimension der MAPS misst eine Verbundenheit mit allen Lebewesen und Sorge für eine lebenswerte Zukunft. Ein ähnliches Konstrukt misst die Ecocentric Concern Subskala des Environmental Attitudes Inventory (EAI) (Milfont & Duckitt, 2010), da hohe Werte auf der Skala eine emotionale Reaktion wie Bedauern und Besorgnis bei Umweltschäden und -verlusten ausdrücken. Erwartet wird ein moderater Effekt, da die Nachhaltigkeits-Dimension und die Ecocentric Concern Subskala ähnliche, aber nicht die gleichen Konstrukte messen.

H2e: Die Dimension Persönliches Wachstum der MAPS korreliert positiv mit dem adaptiven Perfektionismus gemessen anhand der SAPS.

Der adaptive Perfektionismus wurde mit der Standards-Subskala der Short Almost Perfect Skala (SAPS) (Rice et al., 2014) gemessen, da diese die hohen persönlichen Leistungserwartungen misst. Dieses Konstrukt zeigt Ähnlichkeit mit der Dimension Persönliches Wachstum, die eine Selbstverbundenheit und Sorge für anhaltendes Lernen ausdrückt. Erwartet wird eine mittlere Effektgröße, da Persönliches Wachstum und die Standards-Subskala ähnliche, aber nicht die gleichen Konstrukte messen.

H2f: Die Sicherheits-Dimension der MAPS korreliert positiv mit der bindenden Moralität gemessen anhand der Binding-Subskala des MFQs.

Die Sicherheits-Dimension der MAPS erhebt die Orientierung an geteilten Normen und die Sorge für ein sicheres Leben. Die bindende Moralität des Moral Foundations Questionnaire (MFQ) (Graham et al., 2011) ist ein ähnliches Konstrukt, weil die Binding-Subskala Einstellungen erhebt, die die Gemeinschaft durch die Anbindung der Menschen in konformen Gruppen und durch klare Rollenverteilung innerhalb der Gruppe schützen. Erwartet wird ein moderater Effekt, da die Sicherheits-Dimension der MAPs und die Binding-Subskala des MFQs ähnliche, aber nicht die gleichen Konstrukte messen.

H2g: Die Gemeinschaftssinn-Dimension der MAPS korreliert positiv mit der individualisierenden Moralität gemessen anhand der Individualising-Subskala des MFQs.

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In der Gemeinschaftssinn-Dimension der MAPS wird die Verbundenheit mit einer vertrauten Gruppe und die Sorge für Wechselseitigkeit gemessen. Die Individualising-Subskala des MFQs (Graham et al., 2011) wurde als Validierungsinstrument eingesetzt, da sie Einstellungen erhebt, die die Gemeinschaft vor Egoismus schützen, indem auf die Rechte der anderen geachtet wird und das Zufügen von Schaden gegenüber anderen verurteilt und verboten wird. Erwartet wird ein moderater Effekt, da die Gemeinschaftssinn-Dimension und die Individualising-Subskala des MFQs ähnliche, aber nicht die gleichen Konstrukte messen.