• Keine Ergebnisse gefunden

Führen viele Wege zum sinnvollen Leben? MASTERARBEIT

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Führen viele Wege zum sinnvollen Leben? MASTERARBEIT"

Copied!
144
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Führen viele Wege zum sinnvollen Leben?

Übersetzung und Validierung der Meaning and Purpose Scales (MAPS) in einer ungarischen Stichprobe und ihre Zusammenhänge

mit der Weltanschauung

MASTERARBEIT

Zur Erlangung des akademischen Grades

„Master of Science (M. Sc.)”

im Fach Psychologie

Ábel Bartha (B.A., M.A.) Matrikelnummer: 11936170

Betreuung der Arbeit:

Prof. Dr. Tatjana Schnell

An der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck

Innsbruck, am 22.02.2022

(2)

I

Vorwort und Danksagung

“What is the purpose of life?... To be the eyes and ears and conscience of the Creator of the Universe, you fool! When Trout headed back for his seat in the theatre, he played at being the eyes and ears and conscience of the Creator of the Universe. He sent messages by telepathy to the Creator, wherever He was. He

reported that the men’s room had been clean as a whistle.”

“Kilgore Trout once wrote a short story which was a dialogue between two pieces of yeast. They were discussing the possible purposes of life as they ate sugar and suffocated in their own excrement. Because of their limited intelligence, they never came close to guessing that they were making champagne.”

/Kurt Vonnegut – Breakfast of Champions/

Bereits seit meiner Jugend beschäftigen mich Sinnfragen, sowohl banale Fragen wie

„Welchen Sinn ergibt es, Sinus und Kosinus zu lernen, wenn ich diese nie benutzen werde?“, als auch tiefgehende existentielle Fragen, mit denen sich Jugendliche in diesem Alter als Nebenwirkung der Pubertät auseinandersetzen. Dieses Interesse blieb im Erwachsenenleben bestehen: Ich ergründete im Rahmen meiner Studiengänge der Literatur, Geschichte und Psychologie den Sinn und Antrieb hinter den menschlichen Handlungen und geschichtlichen Ereignissen. In dieser Suche und aufgrund von privaten Sinnkrisen setzte ich mich aktiv mit den von meiner Familie vorgelebten Sinn- und Wertvorstellungen auseinander. Während ich diese Masterarbeit schrieb, starb meine Großmutter, die ihren Lebenssinn in der Religion und ihrer großen Familie mit sieben Kindern, 27 Enkelkindern und 24 Urenkel:innen gefunden hatte. Aus ihrer Glaubensperspektive und auch hinsichtlich evolutionärer Gesichtspunkte (woran sie allerdings nicht glaubte) erreichte sie genug und hatte ein ausreichend sinnerfülltes Leben, um sich friedlich verabschieden zu können. Trotzdem kann ihr subjektiv wahrgenommener Lebenssinn und die Zahl ihrer Nachkommen auch als absurd angesehen werden – in einer Welt mit fast 8 Milliarden Menschen, von denen wiederum jeder Einzelne individuelle Vorstellungen vom Sinn im Leben hat.

Als ich im vergangenen Jahr nach dem gewählten Gegenstand meiner Masterarbeit gefragt wurde, konnte ich die Paradoxie dieses Themas hautnah erleben: ich erfuhr sowohl Bestärkung und Begeisterung als auch Skepsis und Spott. Der Facettenreichtum und die Paradoxien bezüglich des Themas Lebenssinn werden in den eingangs rezitierten Textstellen aus Kurt Vonneguts Werk auch deutlich. Etwas ironisch gibt das erste Zitat wieder, dass das Thema Lebenssinn sehr oft mit einer größeren Macht verknüpft wird. In dieser Arbeit werden auch die unterschiedlichen Ansichten hinsichtlich größerer Mächte eine Rolle spielen. Das

(3)

II

zweite Zitat aus dem gleichen Buch spiegelt erneut die Paradoxien dieses Themas und auch ein wenig die Herausforderungen jeglicher wissenschaftlichen Arbeit wider: Der eigene Beitrag scheint in der Welt der umfangreichen und vielfältigen wissenschaftlichen Forschungen und Veröffentlichungen so klein zu sein, und am Ende ist dennoch die Hoffnung da, dass die vollbrachte Arbeit einen Sinn ergibt. Vielleicht kann dieses zweite Zitat somit nicht nur eine Metapher für diese wissenschaftliche Arbeit, sondern auch für das sinnvolle Leben sein – ganz im Sinne des epischen ungarischen Dramas, „Die Tragödie des Menschen“: „Mensch, dein Gebot sei: Kämpfen und vertrauen“ (Madách, 1994, S. 229).

Zum Schluss würde ich gern Danke sagen. Ich möchte mich bei der Betreuerin dieser Arbeit, Tatjana Schnell, für ihre Unterstützung und Hilfe bedanken. Sie war immer offen für Fragen und Ideen, empathisch bei so manchen Unsicherheiten und Herausforderungen und ermutigend im gemeinsamen Denken. Ihre Fachlichkeit und Menschlichkeit brachten mich in vielen Momenten weiter. Ebenfalls großer Dank gebührt meiner großen Familie, insbesondere meinen Eltern und Geschwistern. Sie statteten mich mit einer stabilen Grundlage und wertvollen Lebenssinnvorstellungen für mein Erwachsenenleben aus. Ohne sie wäre ich auf meinem Weg nicht so weit gekommen.

(4)

III

Abstract

The present study examined the psychometric properties of the Hungarian version of a new meaning in life inventory, the Meaning and Purpose Scales (MAPS-H) and its associations to worldview and socio-demographic characteristics. The MAPS is a modular questionnaire aimed at assessing two aspects of meaning in life: Module 1, called experiences of meaning, contains meaningfulness and crisis of meaning, while module 2, called dimensions of purpose, consist of faith, sustainability, personal growth, security, and sense of community. The MAPS-H was validated by testing 241 participants (66 % women) ranging in age from 18 to 81 years using convenience sampling method. The largely confirmed factor structures, the satisfactory reliability scores of the MAPS scales and the excellent convergent validity between the MAPS scales and the validation measurements proved the reliability and validity of the new instrument in the Hungarian context. A series of ANCOVAs and ANOVAs examined differences between worldviews with regard to MAPS experiences and dimensions. Regardless of the worldview position, life seems quite meaningful in this Hungarian sample, although significant differences were found between religious and spiritual people, and people without religious affiliation concerning meaningfulness, crisis of meaning, faith, security, and sense of community. No differences were found between the previously mentioned groups concerning sustainability and personal growth. On the subject of MAPS scores and sociodemographic variables, significant effects were found for age, education, marital status and parenthood. The paper ends by interpreting the results and discussing the limitations of the study. Finally, further research possibilities are presented.

249 words

Key words: Meaning in life, MAPS, experiences of meaning, dimensions of purpose, validation, worldview

(5)

IV

Zusammenfassung

Die vorliegende Arbeit untersuchte die psychometrischen Eigenschaften der ungarischen Version eines neuen Lebenssinn-Inventars, der Meaning and Purpose Scales (MAPS-H), und die Zusammenhänge zwischen den MAPS, der Weltanschauung und den soziodemografischen Merkmalen. Die MAPS ist ein modulares Messinstrument, mit dem zwei Aspekte des Sinn im Leben erfasst werden: Modul 1, genannt Sinnerfahrungen, umfasst Sinnerfüllung und Sinnkrise, während Modul 2, genannt Purpose-Dimensionen, aus Glaube, Nachhaltigkeit, Persönliches Wachstum, Sicherheit und Gemeinschaftssinn besteht. Die ungarische Version der MAPS wurde anhand von 241 Teilnehmenden (66 % Frauen) im Alter von 18 bis 81 Jahren im Rahmen einer Querschnittstudie validiert. Die größtenteils bestätigte Faktorvalidität, die akzeptablen Reliabilitätswerte der MAPS-Skalen und die ausgezeichnete konvergente Validität zwischen den MAPS-Skalen und den Validierungsinstrumenten bestätigten die Reliabilität und Validität des neuen Instruments im ungarischen Kontext. Mehrere ANCOVAs und ANOVAs untersuchten die Unterschiede zwischen den Weltanschauungen in Bezug auf die MAPS- Module Sinnerfahrungen und Purpose-Dimensionen. Unabhängig von der Weltanschauung scheint das Leben in dieser ungarischen Stichprobe durchaus sinnerfüllt zu sein, obwohl signifikante Unterschiede zwischen religiösen, spirituellen und nichtreligiösen Menschen hinsichtlich Sinnerfüllung, Sinnkrise, Glaube, Sicherheit und Gemeinschaftssinn festgestellt werden konnten. Zwischen den zuvor genannten Gruppen wurden keine Unterschiede in Bezug auf Nachhaltigkeit und Persönliches Wachstum erfasst. Bezüglich der Zusammenhänge zwischen Sinnerfahrungen und einigen soziodemografischen Variablen wurden signifikante Ergebnisse hinsichtlich Alter, Schulbildung, Familienstand und Elternschaft festgestellt.

Abschließend werden die Ergebnisse und Limitationen der Studie kritisch diskutiert und weitere Forschungsmöglichkeiten vorgestellt.

226 Wörter

Schlagwörter: Sinn im Leben, MAPS, Sinnerfahrungen, Purpose-Dimensionen, Validierung, Weltanschauung

(6)

V

Inhaltsverzeichnis

Vorwort und Danksagung ... I Abstract ... III Zusammenfassung ... IV Inhaltsverzeichnis ... V Abkürzungsverzeichnis ... VII

1. Einleitung ... 1

2. Grundlagen und Begrifflichkeiten ... 1

2.1 Sinn im Leben – Sinn des Lebens ... 2

2.2 Sinnkonstruktion ... 3

2.3 Sinn im Leben - Definition ... 4

3. Auf dem Weg zur psychologischen Sinnforschung: Philosophie und Religion über Lebenssinn ... 5

3.1 Eudaimonia und Lebenssinn in der Philosophie ... 6

3.2 Werte und der Sinnbegriff in der Philosophie ... 7

3.3 Religion und Lebenssinn ... 8

3.4 Existenzialismus und Sinnbegriff ... 9

4. Psychologische Sinnforschung ... 10

4.1 Sinntheorien der frühen Psychologie ... 11

4.2 Instrumente der empirischen Sinnforschung ... 13

4.3 Einige Ergebnisse der empirischen Sinnforschung ... 15

4.4 Religion und Lebenssinn in der empirischen Sinnforschung ... 17

4.5 Die ungarische Sinnforschung ... 23

4.6 Aktuelle Forschungsrichtungen in der Psychologie des Lebenssinns ... 28

5. Ein neues Instrument: von LeBe zu MAPS ... 31

6. Empirischer Teil ... 36

6.1 Forschungsfragen ... 36

6.2 Herleitung der Hypothesen ... 37

6.2.1 F1: Reliabilität und Validität der MAPS-H ... 37

6.2.2 F2: Weltanschauungen und die MAPS-H ... 41

6.2.3 F3: Soziodemographie und die MAPS-H ... 44

6.3 Methodik und Studiendesign ... 46

6.3.1 Prozessbeschreibung der Übersetzung ... 46

6.3.2 Untersuchungsablauf ... 47

6.3.3 Rekrutierung der Proband:innen ... 49

(7)

VI

6.3.4 Vorbereitung der statistischen Auswertung und Datenreinigung ... 49

6.3.5 Die Stichprobe ... 51

6.3.6 Beschreibung der Datenauswertung ... 55

6.3.7 Poweranalysen ... 57

6.3.8 Die verwendeten Mess- und Validierungsinstrumente ... 58

6.4 Ergebnisse ... 63

6.4.1 Deskriptive Statistiken ... 63

6.4.2 Hypothesenprüfung: Die Reliabilität und Validität der MAPS ... 64

6.4.3 Hypothesenprüfungen: Die Weltanschauungen und die MAPS ... 70

6.4.4 Hypothesenprüfungen: Soziodemographische Zusammenhänge ... 83

7. Diskussion ... 93

7.1 Die Validität und Reliabilität der MAPS-H ... 93

7.2 Die MAPS-H und die Weltanschauungen ... 96

7.3 Die MAPS-H und die soziodemographischen Charakteristika ... 102

7.4 Limitationen ... 104

7.5 Ausblick ... 105

8. Verzeichnisse ... 106

8.1 Literaturverzeichnis ... 106

8.2 Tabellenverzeichnis ... 132

8.3 Abbildungsverzeichnis ... 133

9. Anhänge ... 134

(8)

VII

Abkürzungsverzeichnis

BMMRS Brief Multidimensional Measurement of Religiousness/Spirituality BSCI-LM Rahe’s Brief Stress and Coping Inventory

DSES Daily Spiritual Experience Scale EAI Environmental Attitudes Inventory ECS Ecocentric Concern Subscale

LeBe Fragebogen zu Lebensbedeutungen und Lebenssinn MAPS Meaning and Purpose Scales

MFQ Moral Foundations Questionnaire MLQ Meaning in Life Questionnaire

PIL Purpose in Life Test

PHQ-4 Patient Health Questionnaire SAPS Short Almost Perfect Scale

SoMe Sources of Meaning and Meaning in Life Questionnaire T. Schnell Tatjana Schnell

Statistische Abkürzungen

ANCOVA Kovarianzanalyse (Analysis of Covariance) ANOVA Varianzanalyse (Analysis of Variance) α Cronbachs Alpha (Interne Konsistenz) CI Konfidenzintervall

EFA Explorative Faktorenanalyse

F F-Wert

H Hypothese

M (arithmetischer) Mittelwert N Gesamte Stichprobengröße n Größe der Teilstichprobe p Wahrscheinlichkeit

ρ Spearman-Korrelationskoeffizient

ρpart Partielle Korrelationen mit dem Spearman-Korrelationskoeffizienten

SD Standardabweichung

r Pearson Produkt-Moment-Korrelationskoeffizient

η2 Eta-Quadrat

ηp2 partielles Eta-Quadrat

(9)

1

1. Einleitung

Die vorliegende Arbeit hatte im Vorfeld zwei Zielsetzungen: die Übersetzung und Validierung des neuen Instruments Meaning and Purpose Scales (MAPS) in die ungarische Sprache und die Erlangung neuer Erkenntnisse in der Sinnforschung mittels dieses neuen Erhebungsinstruments, vor allem bezüglich der Zusammenhänge zwischen dem Lebenssinn und der Weltanschauung. Vor der Abhandlung des eigentlichen Forschungsthemas werden im theoretischen Teil relevante Grundlagen und Begrifflichkeiten geklärt und eine Zusammenfassung des aktuellen Forschungstandes präsentiert, welche die Leser:innen zu den Fragestellungen führen. Die Zahl der Studien, die sich mit dem Sinn im Leben beschäftigen, stieg in den letzten zwei Jahrzehnten enorm an und das Thema könnte das zentrale Thema der Psychologie im 21. Jahrhundert werden (Leontiev, 2013b). Aus diesem Grund erscheint es unmöglich und auch der Aufgabe einer Masterarbeit nicht entsprechend, in diesem Rahmen einen vollständigen Überblick über den aktuellen Forschungsstand abzubilden. Das Ziel des theoretischen Teils ist deswegen, den Weg von den großen Theorien und empirischen Erhebungen hin zur vorliegenden Forschung nachzuzeichnen, sowie den Rückbezug der durchgeführten Studie zum aktuellen Forschungsstand herzustellen. Diese Arbeit befasste sich sowohl mit theoretischen als auch mit empirischen Fragen des Lebenssinns. Bei dem theoretischen Überblick über das Konstrukt Sinn im Leben stützt sich diese Studie auf Annahmen aus der Philosophie, Theologie und hauptsächlich aus der Psychologie. Da die vorliegende Arbeit ein neues Messinstrument einsetzt und zur Validierung dieses Instruments beitragen möchte, beschäftigt sie sich im empirischen Teil auch damit, wie das Konstrukt Sinn im Leben operationalisiert werden kann. Im Weiteren wird dargelegt, welche konkreten neuen Erkenntnisse mit diesem Erhebungsinstrument gewonnen werden können und in welcher Beziehung diese Erkenntnisse zu früheren Forschungsergebnissen stehen.

2. Grundlagen und Begrifflichkeiten

Es gibt universelle Fragen, die die Menschen unabhängig von Zeit, Ort, Tradition oder von Kulturen beschäftigen und ihre Mythen, Religionen, Künste und auch Wissenschaftler beeinflussen (Batthyany & Russo-Netzer, 2014, S. 3; Übers. Á. Bartha): „Warum sind wir hier?

Was ist Sinn und Zweck der Existenz? Was ist der Sinn meines Lebens?“. Um zu entscheiden, ob diese Fragen wissenschaftlich auch untersucht werden können, müssen einige Grundlagen festgelegt werden, auf denen die späteren Fragestellungen basieren können.

(10)

2

2.1 Sinn im Leben – Sinn des Lebens

Es ist wichtig die in diesem Subkapitel genannten Begriffe gleich am Anfang zu unterscheiden, weil der Sinn des Lebens eher das Objekt der philosophischen und der Sinn im Leben das Objekt der modernen psychologischen Untersuchungen ist (Debats et al., 1995), obwohl es auch Vertreter in der modernen Philosophie gibt, die sich eher mit dem individualistisch orientierten Konzept (Sinn im Leben) beschäftigen wollen und nicht das holistische Konzept (Sinn des Lebens) untersuchen möchten (Metz, 2013). Da die objektive moderne Wissenschaft die metaphysischen Fragen über die menschliche Existenz nicht beantworten kann (Debats et al., 1995), kann festgestellt werden, dass der kosmische Sinn des Lebens wissenschaftlich aus psychologischer Sicht nicht feststellbar ist (Schnell, 2020, S. 2).

Für empirische Untersuchungen bleibt folglich das subjektive Konstrukt: Sinn im Leben.

Dieses Konzept kann noch detaillierter differenziert werden. Subjektiver und objektiver Lebenssinn kann danach unterschieden werden, wie sinnvoll eine Person einerseits ihr Handeln und Leben empfindet und wie es andererseits objektiv zu beurteilen wäre (Haybron, 2016).

Wissenschaftlich ist es nahezu unmöglich das objektiv sinnvolle Leben zu messen. Da die Menschen objektive Wahrheiten bezüglich des Lebenssinns nicht finden und feststellen können, kann nur der subjektive von den Menschen für sich selbst erschaffene Lebenssinn das Objekt der psychologischen Forschung sein (Hicks&King, 2009). Diese psychologische Betrachtungsweise kann aus philosophischer Perspektive u.a. wegen des „Hitler-Problems“ als problematisch erachtet werden: Nach dieser subjektiven Lebenssinnvorstellung könnte Hitlers Leben als sinnvoll eingestuft werden, wenn Hitler es als sinnvoll empfunden hätte (Landau, 2018). Genauso empfinden die Kämpfer des IS-Terrormiliz ihr Leben sinnvoll, aber die psychologische Sinnforschung möchte diese subjektiven Lebenssinnvorstellungen nicht einstufen und werten, sondern nachvollziehbar machen, warum diese Menschen so handeln, und so engagiert ihre Ziele verfolgen (Schnell, 2020). Aus philosophischer Sicht führt bezüglich dieser „Hitler-Frage“ die später besprochene Wertetheorie weiter (siehe unter Punkt 3.2).

Die psychologische Forschung möchte demnach durch die subjektiven Erfahrungen der Menschen erkennen, wie sie in ihrem Leben Sinnhaftigkeit erleben (Steger et al., 2006), weswegen die empirische Psychologie sich mit persönlichem Lebenssinn oder mit Sinn im Leben beschäftigt: „…ob, wie und wann Menschen ihr Leben als sinnvoll erfahren, und welchen Sinn sie darin sehen“ (Schnell, 2020, S. 8). Somit geht diese Untersuchung vom Blickwinkel der Einzelperson aus. Außerdem kann man den globalen individuellen Sinn und lokalen individuellen Sinn unterscheiden, je nachdem, ob eine Person ihr Leben generell als sinnvoll erachtet oder ob sie die Sinnhaftigkeit nur bei bestimmten Handelsabläufen wahrnimmt

(11)

3

(Haybron, 2016, S. 46). In diesem Zusammenhang muss es aber auch angemerkt werden, dass es auch Menschen gibt, die sich für Sinnfragen bezüglich ihres Lebens überhaupt nicht interessieren (Schnell, 2010a). In dieser Arbeit werden durchgehend die Begriffe Sinn im Leben, Lebenssinn oder Sinnerfüllung verwendet und dabei immer dieses subjektive theoretische Konstrukt gemeint.

2.2 Sinnkonstruktion

Warum interessiert sich der Mensch nach einem Sinn des eigenen Lebens? Die Sinnsuche ist biologisch verankert, weil die Beherrschung der Umwelt eine grundsätzliche Rolle im Überleben der Tiere und Menschen spielt. Dazu müssen sie die Ereignisse ihres Umfelds deuten können (Sommer & Baumeister, 1998). Zudem ist der Mensch von Natur aus ein sinnsuchendes und sinnkonstruierendes Wesen, der ständig versucht seinen Lebenserfahrungen einen Sinn zu geben (Wong, 2017). Schon Jung stellte fest, dass Sinn und Sinnlosigkeit von menschlichem Bewusstsein abhängig sind: „Ohne das reflektierende Bewußtsein [sic] des Menschen ist die Welt von gigantischer Sinnlosigkeit, denn der Mensch ist nach unserer Erfahrung das einzige Wesen, das „Sinn“ überhaupt feststellen kann.“ (Jung und Jaffé, 1988, S. 376). Aber nicht nur die evolutionären Triebe, sondern auch die Entwicklungen der modernen Gesellschaft sind für die Sinnsuche und -konstruktion der Menschen heutzutage von Bedeutung: „…in dieser Zeit zerbrachen viele Formen und Inhalte der Tradition, der Religion und der Kultur; der darin verborgene Sinn wurde fragwürdig.“

(Schmid, 1998, S. 6). Im Kontext der Moderne kann auch noch die Rationalität der Menschheit erwähnt werden, die unsere Zeit sehr stark prägt, sodass die Menschen vermehrt als rationale Wesen agieren und unbedingt logische Erklärungen benötigen (Haybron, 2016).

Sinn entsteht demzufolge, wenn der Mensch etwas mit Bedeutung ausstattet. Im hierarchischen Sinnmodell (Schnell, 2009) wird die Sinnkonstruktion von dem ersten Schritt, welcher die Aktivierung der Sinnesorgane durch einen Reiz ist, bis zum komplexen Konzept des Lebenssinns abgebildet (siehe Abbildung 1.). Die unterschiedlichen Ebenen des Modells bauen zwar aufeinander auf, aber die Bedeutung ergibt sich stets durch die übergeordnete Ebene: So erhalten die Signale der Umwelt durch die Wahrnehmung eine Bedeutung und werden wiederum sinnvoll, wenn sie Handlungen auslösen, die übergeordneten Zielen dienen.

Diese Ziele und Pläne können fördernd für die Handlungen erlebt werden, wenn sie mit den Lebensbedeutungen oder Ansichten und Werten der Person im Einklang stehen. Ohne den auf der Spitze stehenden abstrakten und komplexen Lebenssinn wären Lebensbedeutungen sinn- und inhaltlos. Eine Interaktion besteht in diesem System sowohl bottom-up als auch top-down,

(12)

4

weil der über allem stehende Lebenssinn und die unterschiedlichen Lebensbedeutungen natürlich auch die Ziele, Handlungen und Wahrnehmungen beeinflussen (Schnell, 2020, S. 33- 35.).

Abbildung 1. Hierarchisches Sinnmodell (Schnell, 2020, S.34)

2.3 Sinn im Leben - Definition

Bisher wurden einige Grundlagen über das Forschungsgebiet dargestellt, aber noch keine klare Definition des komplexen und abstrakten Konstrukts Sinn im Leben erläutert. Die Definition dieses theoretischen Konzepts ist sehr herausfordernd, sodass sich hierzu eine Vielzahl unterschiedlicher Herangehensweisen in der Literatur findet. Eine oft zitierte Definition stammt von Steger (2012):

Meaning is the web of connections, understandings, and interpretations that help us comprehend our experience and formulate plans directing our energies to the achievement of our desired future. Meaning provides us with the sense that our lives matter, that they make sense, and that they are more than the sum of our seconds, days, and years. (Steger, 2012a, S. 165)

Eine andere Definition sieht Lebenssinn aus einer globalen Einschätzung des Lebens zu entstehen und mit Sinnerfüllung und Sinnkrise über zwei Dimensionen zu Verfügen (Schnell, 2009, S. 487). In diesem Zusammenhang ist Sinnerfüllung „die grundlegende Erfahrung, dass das eigene Leben sinnhaft und wertvoll ist, dass es sich lohnt, gelebt zu werden. Sinnerfüllung basiert auf einer (meist unbewussten) Bewertung des eigenen Lebens als kohärent, bedeutsam, orientiert und zugehörig.“ (Schnell, 2020, S. 9). Dagegen ist eine Sinnkrise das Gefühl der Sinnleere, welches parallel mit einem Verlangen nach Sinn erlebt wird (Schnell & Becker, 2007).

Anstatt die zahlreichen weiteren Definitionen zu zitieren, kann hier festgestellt werden, dass die Häufung von Literatur zum Thema Lebenssinn die Definition des Konzepts eher

(13)

5

verkomplizierte, weil die Forscher:innen diese Konstrukte und Definitionen zum Teil nach den eigenen Erwartungen, Theorien und Messmethoden gestalteten (Leontiev, 2013b). Eine klare Definition wird darüber hinaus dadurch erschwert, dass die Menschen zwar auf die Frage antworten können, ob sie ihr Leben als sinnvoll erleben, aber es wird bei genauer Nachfrage oft ersichtlich, dass das Konzept unbewusst im menschlichen Leben anwesend ist (Schnell, 2011) und Sinnerleben im aktiven menschlichen Handeln entsteht (Schnell, 2009). Gleichzeitig basiert das ganze Konstrukt auf Selbstbericht-Erhebungen. Wie die Teilnehmer:innen über Lebenssinn denken und sich diesbezüglich äußern, kann hierbei durch den Effekt der sozialen Erwünschtheit beeinflusst werden (Heintzelman & King, 2014a). In der Wissenschaft oder in der Philosophie kommt es nicht selten vor, dass es schwerfällt, scheinbar eindeutige Sachverhalte klar zu definieren. Ein ähnliches Problem erwähnt schon Augustinus bezüglich des Begriffes der Zeit:

Beim Aussprechen des Wortes verstehen wir auch, was es meint, und verstehen es gleichso, wenn wir es einen anderen aussprechen hören. Was ist also „Zeit“? Wenn mich niemand danach fragt, weiß ich es; will ich einem Fragenden es erklären, weiß ich es nicht.

(Augustinus & Bernhart, 1987, S.14)

Wenn wir in diesem Zitat Zeit mit Sinn im Leben ersetzen, dann wird klar, wie schwierig es ist, das Konstrukt richtig zu erfassen, auch wenn man es, wie die Zeit auch, messen kann. Im weiteren theoretischen Teil dieser Arbeit werden weitere Diskussionen bezüglich der Definition des Lebenssinns vorgestellt. Im empirischen Teil finden sich zudem einige Untersuchungen, die darauf abzielen, anhand empirischer Ergebnisse zur Klärung einiger Elemente der Definition beizutragen.

3. Auf dem Weg zur psychologischen Sinnforschung: Philosophie und Religion über Lebenssinn

Im 20. Jahrhundert erschien das Thema Lebenssinn auch in den modernen Sozialwissenschaften. Bis dahin hatten sich ausschließlich Vertreter:innen der Philosophie und der Theologie mit diesem Untersuchungsgegenstand beschäftigt (Konkolÿ Thege, 2009). Des Weiteren leisteten die Literatur und die darstellenden Künste bspw. mit Werken wie der Göttlichen Komödie von Dante oder Goethes Faust einen erheblichen Beitrag zu den Gedanken zum Sinn im Leben. Diese waren aber natürlich nicht unabhängig von den damaligen Theorien und Ansichten der Theologie und Philosophie. Auch später im 19. und 20. Jahrhundert beschäftigten sich namhafte Vertreter der Literatur mit dem Lebenssinn, wie z.B. Tolstoi oder Camus. Laut Lampersberger (2015) stellt Sinn ein multidimensionales Konstrukt dar und liegt im Grenzbereich von Philosophie, Theologie und Psychologie. In den folgenden Abschnitten

(14)

6

werden die für diese Arbeit relevanten Erkenntnisse aus der Philosophie und der Theologie zusammengefasst, weil diese früheren Gedankengänge, Theorien und Erkenntnisse in den letzten Jahrhunderten einen wesentlichen Einfluss auf die menschliche Psyche hatten und dadurch in den letzten Jahrzehnten auch einen wesentlichen Einfluss auf die psychologische Forschung ausübten.

Das Lebenssinn-Thema gehört zu den ältesten der Philosophie und wurde von einigen Philosophen als eines der schwierigsten intellektuellen Probleme angesehen, insbesondere wenn man eine naturalistische und keine supernaturalistische Antwort auf diese Frage in einer materiellen Welt sucht (Flanagan, 2007). Andere bezeichneten die Fragestellung nach dem Lebenssinn als unsinnig oder konnten das Thema nicht überzeugend lösen (Lampersberger, 2014). Trotzdem schreibt Metz (2002) kurz nach der Jahrtausendwende, dass das Thema nicht ausreichend von der modernen Philosophie behandelt wurde: „Beyond the academic world, Western people clearly have a growing interest in issues of life’s meaning. Psychics, televangelists, and self-help gurus are extensively addressing them, but academic philosophers are not.” (Metz, 2002, S. 811).

3.1 Eudaimonia und Lebenssinn in der Philosophie

Der Begriff Eudaimonia wurde von altgriechischen Philosophen, hauptsächlich von Aristoteles, übernommen. Es gibt unterschiedliche Ansichten bezüglich der Bedeutung von Eudaimonia. Der Begriff setzt sich aus zwei Teilen zusammen: eu bedeutet wohl und daimon bedeutet Göttlichkeit oder Geist, weswegen Glück, Erfüllung oder Wohlbefinden als Übersetzung verwendet werden könnten (Vittersø, 2016). In Aristoteles‘ komplexem Konzept hat Eudaimonia neun Facetten und bildet damit das bestmögliche menschliche Leben ab (Fowers, 2016). Er hielt Eudaimonia für das höchste Gut, das ein Leben mit Freude und Genuss bedeutet, und diesen Zustand kann der Mensch mit aktivem Tun erreichen (Schmid, 1998). Laut Aristoteles sind tugendhafte Aktivitäten wertvoll und erstrebenswert und diese sind mit Wohlbefinden gleich (Haybron, 2016). Aufgrund dieser Wertvorstellungen ist Eudaimonia ein ethisches Konzept und stellt damit für die neutrale psychologische Forschung einen Konflikt dar, da diese oft die Trennung von Wissenschaft und Ethik, Fakten und Werten verlangt (Fowers, 2016, S.69). Trotzdem ist die Psychologie der Eudaimonia in dieser philosophischen Tradition verwurzelt (Haybron, 2016). Da Sinn und Eudaimonia eng verwandt sind (Huta, 2016), steht auch die Sinnforschung mit dem Eudaimonia-Konzept in Verbindung.

(15)

7

3.2 Werte und der Sinnbegriff in der Philosophie

Wie es im Grundlagen-Kapitel (Punkt 2) ersichtlich ist, kann von Sinn nur gesprochen werden, wenn die neutralen Fakten eine Bedeutung oder einen Wert haben. Bei Wertneutralität gibt es keinen Sinn (Schmidt, 1975). Außerdem können die Wörter „Sinn“ und „sinnvoll“ nicht neutral bewertet werden, weil sie immer etwas bedeuten, was mit wünschenswert und wertvoll einhergeht (Metz, 2013). Laut Haybron (2016, S.46) hängt das menschliche, wertorientierte Agieren mit der rationalen Gesellschaft zusammen und es wäre sogar besser anstatt „Sinn“ das Wort „Wertigkeit“ (worthwhileness) zu verwenden, weil dieses im Englischen eine eindeutigere Bedeutung hätte. Auch die Religionsphilosophie leitet ihren Sinngrund vom Wert des Menschen ab. Der Mensch besitzt seinen Wert aufgrund seiner Existenz und am Ende der Frage Woher? (diese Existenz und dieser Wert kommen) steht laut der christlichen Religion als nicht relativierbare und letzte Antwort Gott (Schmidt, 1999, S. 253). Demzufolge ist es nicht überraschend, dass die Sinnfrage zusammenfassend auch als eine Wertfrage gekennzeichnet werden kann, welche versucht zu ergründen, wie und warum die Menschen machen, was sie machen. In diesem Sinne ist die philosophische Sinnfrage von der Werttheorie abhängig (Lampersberger, 2015). Es bleibt aber eine entscheidende Frage, nach welcher Theorie objektive Werte bestimmt werden können.

Bei den Wertkonzepten in der Philosophie gibt es eine strikte Trennung zwischen den Konzepten Supernaturalismus und Naturalismus. Da supernaturalistische Themen in Verbindung mit dem Sinn im Leben in dieser Masterarbeit durchaus untersucht werden, lohnt es sich diese Unterscheidung ein wenig genauer anzuschauen. Supernaturalismus besagt, dass ein Leben nur sinnvoll ist, wenn dieses Leben mit etwas Spirituellem in Beziehung steht, sodass das Leben ohne einen Gott, ohne eine Seele oder ohne die Beziehung zu diesen beiden sinnlos wäre (Hill, 2021). Im Weiteren geht die supernaturalistische Theorie laut Metz (2002) davon aus, dass das eigene Leben sinnvoll ist, wenn man den Zweck Gottes erfüllt, da Gott einen Plan für das Universum hat und jedes sinnvolle Leben dafür sorgt, diesen Plan umzusetzen. Zudem kann das Leben nur wertvoll sein, wenn es nicht endet. Daher wird die Seele als eine unsterbliche, spirituelle Substanz betrachtet wird (Metz, 2002). Der Naturalismus besagt hingegen, dass das sinnvolle Leben auch ohne die Existenz einer spirituellen Ordnung in einer rein physikalischen, wissenschaftlich erforschbaren Welt möglich ist. Naturalisten bestreiten nicht, dass Gott oder der Glaube an eine Seele dem Leben einen Sinn verleihen könnten, aber sie verneinen, dass diese Entitäten für ein sinnvolles Leben notwendig wären (Metz, 2002).

Laut einer dritten Richtung, dem Nihilismus, ist die ganze Existenz sinnlos und jede Sinnfrage ist ein sogenanntes „Scheinproblem“ (Schmidt, 1975).

(16)

8

Obwohl die naturwissenschaftliche Forschung den Wertaspekt laut Schmidt (1975) oft ausblenden möchte, kann Lebenssinn nur wirklich erlebt werden, wenn dieser mit „zeitlich bewährten Werten übereinstimmt“ (Wong, 2014, S. 169, Übers. Á. Bartha). Werte werden hierarchisch organisiert und in dieser Hierarchie ist die Wertebasis die Grundlage, die als gut und wahr angenommen wird, und jegliche Beurteilung einer Handlung erfolgt normalerweise aufgrund von übergeordneten Werten (MacKenzie & Baumeister, 2014). Ähnlich funktioniert die Religion auch, in der das Wort Gottes als Wertebasis und Wahrheit angenommen wird.

3.3 Religion und Lebenssinn

Schon bei den Werttheorien wurden einige Aspekte der Religionsphilosophie bezüglich des Lebenssinns angeführt. „Für viele ist die prägendste psychologische Kernfunktion der Religion, dass sie dem Leben ein Ziel und einen Sinn gibt“ (Batson & Stocks, 2004, S.149;

Übers. Á. Bartha). Da diese Arbeit sich auch mit der Beziehung zwischen Weltanschauung und Sinn im Leben beschäftigt, wird auf die Grundlagen dieser Beziehung an dieser Stelle kurz eingegangen.

In der Antike beschäftigten sich nicht nur Philosophen mit der Suche nach dem Sinn des Lebens, sondern große Vertreter der unterschiedlichen Religionen: Jeremia, Buddha oder Konfuzius machten sich Gedanken über dieses Thema (Stanford, 2011a, S.5). Jedoch denken nicht nur große Persönlichkeiten und Religionsgründer:innen über die Beziehung zwischen dem Sinn im Leben und der Religion nach: „Zu allen Zeiten haben Menschen auf der Suche nach dem gelingenden Leben zudem immer einen engen Zusammenhang zwischen Religion, Ethik und Glück erahnt“ (Hettlage, 2016, S.3). Religionen geben den Menschen Orientierung, Halt und Sinn im Leben (Wilkinson, 2016), unabhängig davon, ob Gott, Götter, Erleuchtung, Dharma oder Nirvana gesucht werden (Stanford, 2011b). Dadurch spenden diese religiösen Sinnsysteme den Menschen Sicherheit, die eine äußerst wichtige Funktion der Religiosität ist (Pickel, 2018). Religionen funktionierten schon immer als „Quelle letzter Antworten auf die Sinnfrage“ und bezüglich der Person, die solche Fragen stellt, kann auch immer ein Interesse für transzendente Themen festgestellt werden (Schmidt, 1975, S. 39). Transzendenz, Immanenz und die Unterscheidung zwischen ebensolchen Begrifflichkeiten spielen auch eine große Rolle in den meisten wissenschaftlichen Religionsbegriffen (Pollack, 2018). Da diese Begriffe auch für die Sinnforschung von Bedeutung sind, werden in dieser Arbeit vermehrt diesbezügliche theoretische und praktische Fragen behandelt.

Die Verbindung zwischen Religion und Sinnfragen war auch für Freud klar, auch wenn er von beiden nicht besonders viel hielt: „…nur die Religion, die die Frage nach einem Zweck

(17)

9

des Lebens zu beantworten weiß. Man wird kaum irren, zu entscheiden, daß [sic] die Idee eines Lebenszweckes mit dem religiösen System steht und fällt.“ (Freud, 1930, S.8). Selbst Einstein zieht eine Parallele zwischen Sinnsuche und Religiosität, auch wenn er nicht unbedingt die klassischen Religionen, sondern wahrscheinlich eher die Stärke des Glaubens meint:

Welches ist der Sinn unseres Lebens, welches der Sinn des Lebens aller Lebewesen überhaupt? Eine Antwort auf diese Frage wissen, heißt religiös sein. Du fragst: Hat es denn überhaupt einen Sinn diese Frage zu stellen? Ich antworte: Wer sein eigenes Leben und das seiner Mitmenschen als sinnlos empfindet, der ist nicht nur unglücklich, sondern auch kaum lebensfähig. (Einstein, 1965, S. 10).

Aufgrund der Säkularisierung verlor die Religion seine unbestrittene Position und seine Wahrheitsansprüche hinsichtlich der Sinnfragen und das Vakuum der institutionellen Religion wurde mit weltlichen Sinnangeboten gefüllt (Schmid, 1998). In diesem Prozess, der von Hettlage (2016) als Pluralisierung der Sinnangebote bezeichnet wird, erfolgte die Relativierung und Subjektivierung der Sinnfragen, weswegen die einzelnen Menschen zwar privat entscheiden können, welche Inhalte und Sinnantworten sie wählen, aber diese individuellen Antworten oft leer oder als weiterhin unbeantwortet gelten. Diese Entwicklungen könnten zur Identitätskrise der modernen Gesellschaft führen (Hettlage, 2016). Laut Jung kann keine Wissenschaft bezüglich der Sinnfragen die Religion ersetzen, weil Sinn ein Ganzheitserlebnis ist, und biologische, physikalische oder kosmische Ordnungsgesetze dem Menschen nicht die Geborgenheit bieten können, welche die Religion offeriert (Jaffé, 2012).

3.4 Existenzialismus und Sinnbegriff

Abschließend muss hier noch im Übergang zu der psychologischen Sinnforschung die philosophische Bewegung Existenzialismus erwähnt werden. Existenzialismus ist ein sehr breiter Sammelbegriff, der sowohl in der Philosophie als auch in der Literatur und auch als Bezeichnung einer Zeitstimmung verwendet wurde. Dementsprechend ist es auch innerhalb der Geschichte der Philosophie umstritten, inwieweit die zum Teil sehr unterschiedlichen Autoren von Kierkegaard bis Nietzsche, Heidegger oder Sartre als eine einheitliche Strömung von Existenzialismus betrachtet werden können (Seibert, 1997).

Existentielle Ideen waren bereits von antiken griechischen Philosophen bekannt (Kahn, 1981), aber erst im Zuge des modernen Existenzialismus, geprägt durch Reformation und Aufklärung, wurde die mittelalterliche göttliche Ordnung in Frage gestellt. Die damaligen Hierarchien (Gott-Mensch-Tier-Pflanze und Seele-Leib) standen in einem klaren System von Über- und Unterordnung. Aufgrund der gesellschaftlichen Entwicklung im 19. Jahrhundert sah man nun nicht mehr Gott als das höchste Wesen an, sondern den Menschen und seinen Geist

(18)

10

(Seibert, 1997). Trotz seiner Vergänglichkeit galt der Mensch somit nicht nur als Sinnsucher, sondern auch als Sinnstifter. Die Krise der christlichen Kirche, die Weltkriege und der Nihilismus führten zum Zusammenbruch der umfassenden kollektiven Sinnsysteme und zu einer Sinnkrise in der Gesellschaft (Mohn, 2005). Als Antwort darauf beschäftigte sich der Existentialismus mit den Konflikten der menschlichen Existenz. Existenzialismus wird auch

„die Philosophie der Krise“ genannt, weil Menschen in kritischen Situationen existentielle Fragen unausweichlich bewusst werden. (Kaczanowski, 1962, S. 289). Im Zentrum des Existenzialismus steht das konkrete Individuum, das zwar als biologisches Wesen auf die Welt kommt, aber durch Verantwortungsübernahme ein existenzielles Wesen wird, und somit in der gesichtslosen Menschenmasse nicht untergeht (Flynn, 2006). Laut Kierkegaard, der auch als Gründer des Existentialismus gilt, muss der Lebensweg des Individuums unabhängig von den gesellschaftlichen, kulturellen und religiösen Werten persönlich gewählt werden, um ein sinnvolles und authentisches Leben haben zu können (Watts, 2003, S. 5).

In den 60er Jahren wurde erkannt, dass bestimmte Anwendungen des Existentialismus auch in der Psychologie, in der Psychiatrie und in den Sozialwissenschaften möglich wären (Kaczanowski, 1962). Die Hauptthemen der Existenzphilosophie, wie z.B. Angst, Subjektivität, Entfremdung, Freiheit, Tod, Sinnlosigkeit und Absurdität des Lebens oder Gewalt (Mohn, 2005), beeinflussten auch die psychologische Sinnforschung, indem sie zu ihrer theoretischen Grundlage wurden (Steger, 2012b). Damit liegen die Wurzeln der existenziellen Psychologie in der existenziellen Philosophie (Yalom, 2010).

4. Psychologische Sinnforschung

In der Psychologie wurde ein langer Weg von Sigmund Freuds unten ausführlich geschilderten Gedanken über die Sinnsuche bis zu Viktor Frankls Sinntheorie und dann wiederum bis zu den modernen Erhebungsinstrumenten der Sinnforschung begangen. Die Gründerväter der Psychologie hatten im heutigen Sinne noch wenig mit der modernen Sinnforschung zu tun, können aber nicht umgangen werden, weil sie die Grundlagen für Frankl, den ersten Theoretiker der modernen Sinnforschung, legten. Die frühe theoretische Forschung in der Psychologie beschäftigte sich hauptsächlich mit den Gefahren der Sinnlosigkeit und der Frage, inwieweit die Sinnsuche mit gesunden oder dysfunktionalen psychischen Mustern einhergeht (Steger, 2012b). Hierauf wird im folgenden Abschnitt eingegangen.

(19)

11

4.1 Sinntheorien der frühen Psychologie

Freud spricht eher abfällig über das Thema Lebenssinn. Seine diesbezüglichen Äußerungen gegenüber seiner ehemaligen Patientin Marie Bonaparte werden oft zitiert, weil er die Sinnsuche mit einer Krankheit gleichsetzte:

Im Moment, da man nach Sinn und Wert des Lebens fragt, ist man krank, denn beides gibt es ja in objektiver Weise nicht; man hat nur eingestanden, daß [sic] man einen Vorrat von unbefriedigter Libido hat, und irgend etwas anderes muß [sic] damit vorgefallen sein, eine Art Gärung, die zur Trauer und Depression führt. (Freud, 1937, S. 452).

Oft werden jedoch die nachfolgenden selbstkritischen Sätze nicht miterwähnt, welche seine Äußerung relativieren: „…Großartig sind meine Aufklärungen gewiß [sic] nicht. Vielleicht weil ich selbst zu pessimistisch bin.“ (Freud, 1937, S. 452). Allgemein hatten Lebenssinn oder Suche nach Lebenssinn in Freuds organisch-biologisch beschriebenen Triebsystem keinen richtigen Platz und konnten deswegen nur als „Sublimierung des Luststrebens“, „krankhafte Folge einer Triebstörung“ oder als „Ersatzbefriedigung“ in seiner Theorie erscheinen (Grom, 1975, S. 79).

Laut Adler (1978) gibt es einerseits den subjektiven Sinn, den ein Mensch in seinem eigenen Leben findet, andererseits spricht er vom wahren Sinn, der außerhalb der menschlichen Erfahrung liegt. Die Person, die sich vom wahren Sinn entfernt, kann demnach neurotisch, psychotisch, pervers, süchtig oder kriminell sein. Diese Sinntheorie verbindet er mit seiner Theorie über das Minderwertigkeitsgefühl, demzufolge das Ziel der menschlichen Seele die Überwindung, Vollkommenheit, Sicherheit und Überlegenheit ist, obwohl er den wahren Sinn des Lebens in der Gemeinschaft und Kooperationsfähigkeit sieht (Metzger, 1989).

Jung beschäftigte sich ausführlicher mit Sinn und Sinnlosigkeit und positionierte sich klar gegen Freuds Haltung, Sinnlosigkeit mit Krankheit gleichzusetzen: „Sinnlosigkeit verhindert die Fülle des Lebens und bedeutet darum Krankheit. Sinn macht vieles, vielleicht alles ertragbar.“ (Jung und Jaffé, 1988, S. 343). Dieser letzte Satz nähert sich schon zu der Einstellung der Logotherapie von Frankl, welche später noch in dieser Arbeit vorgestellt wird.

Jung berichtet sogar davon, dass ein Drittel seiner Patient:innen keine psychische Krankheit gehabt hätten, sondern an Sinn- und Gegenstandslosigkeit des Lebens litten, welche mit einem Gefühl der religiösen Leere einherging (Jaffé, 2012). Den Grund dieser Leere stellt gemäß Jaffé (2012) der oben bereits erwähnte Konflikt (unter Punkt 3.3) zwischen wissenschaftlichem und religiösem Denken dar. Die Sinnfrage ist aber laut Jung keine ausschließlich wissenschaftliche Frage, sondern ein „Ganzheitserlebnis“, welches in Zusammenhang mit der Kultur verstanden werden kann:

(20)

12

Dem westlichen Menschen ist die Sinnlosigkeit einer bloß statischen Welt unerträglich, er muß [sic] ihren Sinn voraussetzen. Der östliche Mensch braucht diese Voraussetzung nicht, sondern er verkörpert sie…Der westliche Mensch scheint eben vorherrschend extravertiert, der östliche vorherrschend introvertiert zu sein. Ersterer projiziert den Sinn und vermutet ihn in den Objekten; letzterer fühlt ihn in sich. Der Sinn aber ist außen wie innen. (Jung und Jaffé, 1988, S. 319-320.)

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Sinnsuche bei Jung im Gegensatz zu Freud ein natürlicher und gesunder Teil des menschlichen Lebens ist und er die Sinnlosigkeit der modernen Zeit als eine Krankheit ansieht. Die Lösung sieht Jung nach seiner analytischen Theorie in dem Mythos, in dem die Seele sich in etwas Größerem und Ganzem integrieren kann und Sinn findet (Lampelsberger, 2015).

Dem Gründer der Logotherapie und Existenzanalyse, Viktor Frankl (2009), wurde nach seinem Aufenthalt in den Konzentrationslagern noch bewusster, wie wichtig Sinnfragen sind, da diejenigen die im KZ keinen Sinn mehr im Leben sahen, erkrankten oder innerhalb weniger Tage starben. Dementsprechend kann der Mensch in seiner Theorie auch unter den schlimmsten Bedingungen Sinn erleben und diesen Zustand kann jedes Individuum unabhängig von Persönlichkeit, Lebensgeschichte, Alter, Geschlecht, Bildung, IQ oder Religion erreichen (Frankl, 1994). In seinen Werken nannte Frankl (1984) den Wille zum Sinn den größten Motivator des menschlichen Lebens, welcher ermöglicht, dass der Mensch sinnvolle Ziele erreichen möchte und unveränderbare Umstände auch als sinnvoll annehmen und erleben kann.

Laut ihm führt der Weg zur allgemeinen sinnvollen Lebensführung durch die kleinen alltäglichen sinnvollen Entscheidungen hin zu einer allgemeinen rationalen Überzeugung über das sinnvolle Leben. Die Handlungen, die Menschen mit dem Ziel, ein erfülltes Leben zu erreichen, tagtäglich vollführen, lassen sich in drei Wertekategorien (Einstellungswerte, Schaffenswerte und Erlebniswerte) einteilen (Frankl, 1984). Frankl (2009) betrachtet den Menschen dimensional, als eine Einheit von Körper, Geist und Seele und wenn der Wille zum Sinn nicht erfüllt werden kann, befindet sich der Mensch im existenziellen Vakuum: Er ist in diesem Zustand nicht krank, aber wird von der eigenen Psyche vor einem Mangel im Leben gewarnt. Wenn dieser Zustand einer Zeit lang ungelöst bleibt, kann eine noogene Neurose auftreten, welche nach Frankls (1994) Definition eine mentale Störung ist, die von der Sinnproblematik verursacht wird. Auf dieser Theorie basierte das erste empirische Instrument in der Sinnforschung, das von Crumbaugh und Maholick (1964) entwickelt wurde, um die noogene Neurose zu erforschen.

(21)

13

4.2 Instrumente der empirischen Sinnforschung

Da diese Arbeit sich mit einem neuen Erhebungsinstrument der empirischen Sinnforschung beschäftigt, wird hier kurz auf die bedeutendsten Schritte in der Entwicklung der Messinstrumente in diesem Forschungsgebiet eingegangen. In einer Zusammenfassung über die Sinnforschung bis zum Anfang der Jahrtausendwende (Batthyany & Guttmann, 2006) wurden fast zwanzig Messinstrumente für Lebenssinn-Konstrukte gezählt und seitdem erhöhte sich diese Zahl. In den folgenden Abschnitten werden nur die relevantesten Skalen und Fragebögen erwähnt.

Das erste Messinstrument in der empirischen Sinnforschung entstand in den 60er Jahren mit dem Purpose in Life Test (PIL) von Crumbaugh & Maholick (1964). Sie basierten auf der Sinntheorie von Frankl und wollten seine theoretischen Überlegungen quantitativ greifbar machen. Der Test misst Purpose in Life mit 20 Items auf einer 7-stufigen Likert-Skala. Der PIL wurde in diverse Sprachen übersetzt und in vielen internationalen Forschungen eingesetzt (Crumbaugh & Henrion, 1988). Obwohl der PIL gute psychometrische Eigenschaften vorweisen konnte (Reker & Fry, 2003), machten zahlreiche Kritiker die Schwachstellen des Tests klar. Yalom (2010) kritisiert den PIL, weil die Beantwortung vieler Items von sozialer Erwünschtheit geprägt wird. Schnell und Becker (2007) kritisieren die Eindimensionalität der Skala, die Sinnerfüllung und Sinnkrise als zwei Seiten eines Kontinuums misst, weil diese Eindimensionalität statistisch nicht belegt werden kann, und sogar das Gegenteil zutrifft:

Sinnerfüllung und Sinnkrise sollten mit einem zweidimensionalen Instrument gemessen werden. Sowohl Steger und Kolleg:innen (2006) als auch Schnell (2020) machen darauf aufmerksam, dass die Items der meistbekannten Messinstrumente mit konfundierenden Variablen operieren und Sinnerfüllung mit Items der Lebenszufriedenheit oder Sinnkrise mit Items der Depression messen. Ein starker Zusammenhang dieser Skalen mit Lebenszufriedenheit oder mit Depressivität fällt aufgrund dieser Konfundierung nicht aussagekräftig aus. Neben dem PIL erwähnen sie bei den Messinstrumenten mit konfundierenden Variablen noch den Life Regard Index (LRI) von Battista und Almond (1973) und die Sense of Coherence Scale (SOC) von Antonovsky (1993). Diese messen zwar Sinn im Leben nicht mehr eindimensional, sondern multidimensional, aber ihre Faktorstrukturen waren in vielen Studien unterschiedlich wegen der vielen Inhaltsbereiche (Steger et al., 2006).

Antonovskys (1993) interkulturelles Konzept beschäftigte sich damit, was Menschen gesund hält. Das Kohärenzgefühl (sense of coherence) ist grundlegend in seinem Modell der Salutogenese, weil dieses Gefühl der Schlüssel im Coping mit Stress ist. Die drei Komponenten des Kohärenzgefühls sind Verstehbarkeit, Handhabbarkeit und Bedeutsamkeit oder

(22)

14

Sinnhaftigkeit. Verstehbarkeit hilft dem Menschen interne und externe Prozesse zu verstehen und zu strukturieren, Handhabbarkeit bedeutet die Ressourcen einer Person, die bei stressvollen Ereignissen eingesetzt werden können und Sinnhaftigkeit gibt einen Grund in Coping- Mechanismen Energie zu investieren und gestärkt aus einer Stresssituation herauszugehen (Antonovsky, 1993). Die SOC besteht aus 29 Items und konnte gute psychometrische Eigenschaften vorweisen, bevor die problematische faktorielle Validität (Schumacher et al., 2000) und die konfundierenden Variablen entdeckt wurden (Schnell, 2020).

Das dritte oben erwähnte Messinstrument mit den unsauberen Items ist der Life Regard Index (LRI) (Battista & Almond, 1973). Mit diesem erzielten die Autoren die fehlende Wertneutralität des PILs zu lösen. Der LRI besteht aus zwei Subskalen mit jeweils 14 Items.

Die Framework-Skala misst, ob eine Person ihr Leben in einem größeren Kontext sieht und ob konkrete Lebensziele aus dieser höheren Perspektive abgeleitet wurden. Die Fulfillment-Skala erzielt die Messung der Verwirklichung dieser Lebensziele. Die Summenwerte der Skalen sollten als Indikator für die positive Lebenseinstellung dienen.

Trotz der o.g. Schwachstellen nannte Steger (Kaufman, 2018) diese Tests und Skalen als die wichtigsten Vorgänger seines Meaning in Life Questionnaire (MLQ) und listete noch das Life Attitude Profile (LAP) von Reker und Peacock (1981) und die Purpose Subskala aus Ryffs (1989) Wellbeing Modell dazu auf. Mit dem Life Attitude Profile wollten die Autoren ein multidimensionales Instrument entwickeln, mit dem die Einstellungen bezüglich der grundlegenden existentiellen Fragen des Lebens erforscht werden können. Die 56 Items messen sieben primäre Dimensionen. Reker (1992) überarbeitete den Bogen und das Life Attitude Profile-Revised (LAP-R) beinhaltet nur noch 30 Items mit sechs Dimensionen (Lebensziele, Kohärenz, Selbstwirksamkeit, Akzeptanz des Todes, existenzielle Leere und Suche nach Zielen).

Dieses Instrument wird auch heute noch verwendet und wurde in den letzten Jahren z.B. bei Jugendlichen in Chile (Imbarack Dagach et al., 2021) mit akzeptablen psychometrischen Eigenschaften oder in Deutschland bei Patienten im stationären psychosomatischen Setting mit guter interner Konsistenz, guter konvergenten Validität aber mit uneinheitlicher Konstruktvalidität (Valdés-Stauber, 2021) eingesetzt.

Ryff (1989) beschäftigte sich mit dem psychologischen Wohlbefinden und ihre Skala misst sechs Dimensionen des Wohlbefindens: Autonomie (autonomy), Beherrschung der Umwelt (environmental mastery), persönliches Wachstum (personal growth), soziale Beziehungen (positive relations with others), Sinn im Leben (purpose in life) und Selbstakzeptanz (self-acceptance). Die Subskala für Sinn im Leben enthält sieben Items, die

(23)

15

sich mit Zielen, Sinn und Orientierung beschäftigen (z.B.: „I have a sense of direction and purpose in life.”) (Ryff, 1989).

In den abschließenden zwei Abschnitten werden noch zwei moderne Instrumente vorgestellt. Der Meaning in Life Questionnaire (MLQ) von Steger und Kolleg:innen (2006) ist einer der meisteingesetzten Messinstrumente in der modernen Sinnforschung, der mit zehn Items und zwei Subskalen Suche nach Lebenssinn (Search) und Präsenz von Lebenssinn (Presence) misst. Der einfache kurze Bogen mit sehr guten psychometrischen Eigenschaften wurde schnell populär. Die Limitationen des Instruments wurden schon in dem Originalartikel von Steger und Kolleg:innen (2006) erwähnt. Sie beziehen sich auf die Subjektivität dieses

„Sinn im Leben-Konstruktes“, da es individuell ist, was die Teilnehmer:innen unter Sinn im Leben verstehen. Wong (2014) kritisiert außerdem an dem Instrument, dass der MLQ Lebenssinn als abstraktes Konzept misst, ohne wirklich zu beschreiben, was konkret mit dem Begriff Präsenz von Lebenssinn und Suche nach Lebenssinn gemessen wird.

Der Fragebogen zu Lebensbedeutungen und Lebenssinn (LeBe) von Schnell und Becker (2007) beschäftigt sich nicht nur mit der subjektiven Sinnerfüllung und Sinnkrise, sondern mit umfangreicher Befragung erforscht er auch 26 Lebensbedeutungen, die zum sinnerfüllten Leben beitragen. Die Items des Instruments wurden nach einer großen qualitativen Forschung entwickelt und die faktorenanalytisch bestätigten 26 Sinnquellen in fünf Dimensionen eingeordnet: vertikale Selbsttranszendenz, horizontale Selbsttranszendenz, Selbstverwirklichung, Ordnung und Wir- und Wohlgefühl. Dieses Instrument vermeidet die oben erwähnten Probleme vieler früheren Skalen, indem es Sinnerfüllung und Sinnkrise mit zwei sauberen unipolaren Subskalen misst (Schnell, 2009).

4.3 Einige Ergebnisse der empirischen Sinnforschung

Die Zahl der Studien bezüglich empirischer Ergebnisse der Sinnforschung ist außerordentlich groß. In diesem Subkapitel werden die wichtigsten und bezüglich dieser Arbeit relevantesten Erkenntnisse zusammengefasst.

Nach Frankl (2009) ging es in der Sinnforschung hauptsächlich um die Annahme, dass die Menschen ständig auf der Suche nach einem Sinn in ihrem Leben sind, aber die Probleme des Lebens, wie Tod, Gewalt, oder Leid, verunsicherten die Menschen immer wieder in ihren Annahmen über den Sinn im Leben. Am Ende des 20. und am Anfang des 21. Jahrhunderts passierte ein Fokuswechsel und die Forscher begannen sich hauptsächlich damit zu beschäftigen mit welchen Vorteilen der gefundene Sinn im Leben einhergeht (Steger, 2012b).

(24)

16

Wie oben (Punkt 4.2) schon erwähnt, muss auch hier betont werden, dass viele Messinstrumente in der Vergangenheit nicht immer mit sauberer Itemwahl arbeiteten, weswegen Schnell (2009) hervorhebt, dass viele Forschungsergebnisse der Vergangenheit künstlich erhöhte Korrelationen nachwiesen. Trotzdem sind diese Ergebnisse die Grundlage für die Sinnforschung und können nicht als nichtig erklärt werden, sondern sollten mit sauberen Instrumenten erneut aufgearbeitet, belegt oder widerlegt werden.

Sinnerleben trägt sowohl zur seelischen als auch zur körperlichen Gesundheit bei.

Lebenssinn korreliert mit einer Reihe von psychologischen Faktoren einschließlich Lebensqualität und Häufigkeit von psychischen Störungen (Steger & Kashdan, 2009). Personen mit höheren Lebenssinn-Werten berichten von weniger psychischen Problemen, wie Depression oder Ängstlichkeit (Pedersen et al., 2018) und Sinn im Leben sagt einen langsameren altersbedingten kognitiven Abbau und ein geringeres Risiko für Alzheimer voraus (Boyle et al., 2009). Der subjektiv erlebte Lebenssinn spielt auch eine wichtige Rolle bei der Vorbeugung von Suizidalität (Kleiman et al., 2013) und bei männlichen Jugendlichen war Sinnkrise z.B. ein besserer Prädiktor der Suizidalität als Depressivität (Schnell et al., 2018). Ein hoher subjektiver Lebenssinn kann auch mit der physischen Gesundheit in vielen Hinsichten positiv einhergehen. Ergebnisse zeigen, dass höhere Werte in Sinn im Leben eine wichtige Rolle beim Schutz vor Herzinfarkt spielen können (Kim et al., 2013). Allgemein fühlen sich Menschen mit mehr Sinnerfüllung gesünder bei der Selbsteinschätzung (Steger et al., 2009).

Subjektiver Lebenssinn kann auch Langlebigkeit fördern: Erwachsene sowohl in einer ungarischen (Skrabski et al., 2005) als auch in einer japanischen Stichprobe (Sone et al., 2008), zudem auch in den USA (Krause, 2009) zeigten ein geringeres Sterblichkeitsrisiko bei höheren Lebenssinn-Werten.

In anderen Bereichen konnten auch positive Zusammenhänge in Verbindung mit Sinn im Leben entdeckt werden. Im Sozialleben zeigen höhere Lebenssinnwerte einen Zusammenhang mit erhöhter sozialer Attraktivität (Stillman et al., 2011), besonders bei Personen, die physisch eher eine niedrige oder durchschnittliche Attraktivität vorweisen können. In der Arbeits- und Organisationspsychologie wurde ein Zusammenhang zwischen dem allgemein berichteten Lebenssinn und der beruflichen Sinnerfüllung nachgewiesen (Steger et al., 2012). Sinnlose Arbeit kann auch als Risikofaktor für die mentale Gesundheit betrachtet werden (Schnell & Hoffmann, 2020) und allgemein hat berufliches Sinnerleben nicht nur positive Konsequenzen, sondern auch Gefahren, weil Menschen sich für die sinnvolle Arbeit oft mit weitreichenden Konsequenzen selbst aufopfern (Schnell, 2018).

(25)

17

Nicht nur bezüglich der positiven Effekte des hohen Lebenssinns können interessante Zusammenhänge aufgelistet werden, sondern auch die Faktoren wurden untersucht, die zur Erhöhung des Sinn im Leben beitragen. Generativität ist einer der stärksten Prädiktoren für Sinnerfüllung (Schnell, 2011). Dieser Begriff steht für das menschliche Handel und die Lebenseinstellung, die etwas mit „bleibendem Wert“ kreiert (Schnell, 2020, S.72). Soziale Beziehungen, Religiosität oder sozioökonomischer Status spielen in höheren Lebenssinn- Werten auch eine große Rolle (King et al., 2016). Weitere interessante Relationen wurden im Zusammenhang mit positivem Affekt entdeckt, der die Sinn im Leben-Werte erhöht (Ward &

King, 2016) oder im Zusammenhang mit erlebter Sexualität wurde festgestellt, dass diese nicht nur Wohlbefinden-Werte, sondern auch den subjektiv erlebten Lebenssinn erhöht (Kashdan et al., 2018).

4.4 Religion und Lebenssinn in der empirischen Sinnforschung

Die theoretische Forschung geht davon aus, dass Sinnsuche oder das Bedürfnis nach Sinn biologisch (Sommer & Baumeister, 1998) und psychologisch (Jung & Jaffé, 1988) bedingt ist (siehe unter Punkt 2.2). Gleichzeitig statuiert die Theory of Mind-Forschung, dass die Menschen evolutionär das Bedürfnis haben, religiösen oder philosophischen Sinn hinter ihren Lebensereignissen zu entdecken und dass Sinn im Leben etwas grundlegend Menschliches ist (Coleman & Hood, 2015). Es gibt auch Theorien, die besagen, dass Religion und Spiritualität als große Sinnsysteme funktionieren (Park, 2007), universell bei allen Kulturen vorhanden sind (Baumeister, 2005) und vor diesem Hintergrund als Teil der menschlichen Natur anzusehen sind (Wong, 2014). Trotz dieser Feststellungen wächst die Zahl der Menschen, die nichtreligiöse oder atheistische Weltanschauungen haben. Bezüglich des Bedürfnisses nach Lebenssinn findet die Forschung darüber hinaus genügend Menschen, die generell wenig Interesse an diesem Thema zeigen. Sie werden existenziell Indifferente genannt (Schnell, 2010a).

Es ist nicht leicht, eine umfassende Definition des Begriffs Religion zu präsentieren, aber einige Versuche enthalten auch den Begriff Lebenssinn (siehe unter Punkt 3.2). Pargament (1999) sieht die Religion als ein umfassendes Konzept an, das Symbole, Traditionen und Rituale beinhaltet. Koenig (2009) fasst die Religionsdefinitionen so zusammen, dass Religion je nach religiöser Tradition unterschiedliche Überzeugungen, Praktiken und Rituale über das Heilige umfasst. Aus religionspsychologischer Sicht ist die Unterscheidung zwischen Religion und Religiosität wichtig, da unter Religion hauptsächlich eine Institution verstanden wird, die

(26)

18

Rituale und Symbole aufgrund von Tradition verwendet, während Religiosität das menschliche religiöse Erleben und Verhalten meint (Utsch, 1998).

Das psychologische Interesse an Themen der Weltanschauung ist nicht neu. James (1902) beschäftigte sich im Anschluss an die Schaffung seines Grundlagenwerks The Principles of Psychology auch mit religiösen Fragen. Basierend auf seinen Vorlesungen veröffentlichte er sein Buch: The Varieties of Religious Experience: A Study in Human Nature (1902). Die Vermutung in der Psychologie ist auch nicht neu, dass zwischen Religion, Spiritualität und Lebenssinn ein Zusammenhang bestehen kann, da schon Freud diese Welten zusammenbrachte (siehe unter Punkt 3.3). Laut einigen Forscher:innen kann die Frage nach dem subjektiven Lebenssinn ohne die persönliche Weltanschauung überhaupt nicht beantwortet werden (Reker

& Wong, 1988). Daher weckte die vielfältige Beziehung zwischen individuellem Lebenssinn und religiösen Ansichten schon früh das Interesse der empirischen Psychologie. Das erste aus heutiger Sicht kritisch zu betrachtende Messinstrument, der PIL, wurde auch in Bezug auf die Religiosität eingesetzt und anhand dessen festgestellt, dass Mönche und Nonnen über sehr hohe Lebenssinn-Werte verfügen (Crumbaugh et. al, 1970). Molcar & Stuempfig (1988) konnten mit dem Instrument positive Korrelationen zwischen Lebenssinn und monotheistischen Einstellungen bestätigen.

Die historische Betrachtungsweise der zwei Konstrukte verlief ähnlich, da sowohl Sinn im Leben als auch Religiosität zuerst als eindimensionale Konzepte (Allport & Ross, 1967) untersucht wurden, die spätere Entwicklung der Forschung bei beiden Konstrukten jedoch eine multidimensionale Zusammensetzung feststellte (zur Multidimensionalität in der Sinnforschung siehe Punkt 4.6). Ein weiterer wichtiger gemeinsamer Punkt von Religiosität (George et al., 2002) und Lebenssinn (Steger, 2017) besteht darin, dass beide positiv mit psychischem, physischem und sozialem Wohlbefinden einhergehen, obwohl bezüglich Religion und Wohlbefinden diese Forschungsbefunde schon relativiert und hinsichtlich weniger religiösen Ländern widerlegt wurden (Gebauer et al., 2012). Forschungsbefunde deuten aber auch darauf hin, dass Sinn im Leben ein wichtiger Mediator zwischen Religion und Wohlbefinden sein kann (Steger & Frazier, 2005), wobei religiöse Menschen zum Beispiel nach religiösen Handlungen (Gottesdienste, Meditation) höheren Sinn im Leben empfinden. Höherer Lebenssinn steht zudem in jedem Fall in Zusammenhang mit intrinsischer Religiosität (Steger et al., 2006). Während Menschen mit extrinsischen religiösen Einstellungen Religion eher wegen der Sicherheits-, Komfort- und Sozial-Aspekte als nützlich betrachten, handeln Personen mit intrinsischen religiösen Vorstellungen aus Überzeugung und versuchen in der Tat im Einklang mit ihrer Religion zu leben (Allport & Ross, 1967). Die letztgenannte Einstellung

(27)

19

steht in einem sehr starken Zusammenhang mit der körperlichen und psychischen Gesundheit (Steffen et al., 2016). Laut einer brasilianischen Untersuchung funktioniert Lebenssinn als Mediatorvariable zwischen intrinsischer Religiosität und Depressionssymptomen, indem intrinsische Religiosität indirekt über Lebenssinn gegen Depressionssymptome schützt (Campos et al., 2020). Gemäß einer anderen Studie spielt Lebenssinn besonders hinsichtlich religiöser Coping-Mechanismen und dadurch auch hinsichtlich des psychologischen Wohlbefindens eine wichtige Moderator-Rolle (Krok, 2015). Ein multidimensionaler Ansatz fand außerdem heraus, dass transzendente Einstellungen mit Präsenz von Lebenssinn korrelieren und Suche nach Lebenssinn des MLQs eher mit der symbolischen Interpretation von Religiosität als akzeptierender und flexibler Einstellung einhergeht (Martos et al., 2010).

Neben dem reinen Zusammenhang der zwei Variablen wurden religiöse und spirituelle Erfahrungen und Ansichten auch als Ursache oder Quelle des sinnerfüllten Lebens identifiziert.

Religion als wichtige Quelle des Lebenssinns wird bei Wong (1998b) eher noch aus theoretischer Sicht vorgestellt, aber einige Jahre später dann sowohl in einer qualitativen (Fletcher, 2004) als auch in einer qualitativ-quantitativen Studie (Schnell, 2009) empirisch bestätigt. Die Dimension der vertikalen Selbsttranszendenz enthält in Schnells Messinstrument sowohl Explizite Religiosität als auch Spiritualität als Lebensbedeutungen, wobei die Explizite Religiosität das Sinnerleben durch eine persönliche Gottesbeziehung misst und Spiritualität die Orientierung an einer anderen Wirklichkeit und den Schicksalsglauben umfasst (Schnell &

Becker, 2007). Die Verwirklichung dieser zwei Lebensbedeutungen führt laut den empirischen Ergebnissen zu den höchsten Sinnerfüllungs-Werten (Schnell, 2010b). Diese sinnstiftende Eigenschaft der religiösen und spirituellen Orientierungen kann durch ihre Verankerung in den Sinnfacetten erklärt werden: Religiöse und spirituelle Menschen erleben ihre Existenz besonders kohärent, bedeutsam, orientiert und zugehörig (Schnell, 2020).

Die zusammenhängenden Ergebnisse von Religiosität und Spiritualität gehen auch mit Herausforderungen für die Sozialforschung einher. Die Differenzierung der zwei Konstrukte ist aufgrund von Überschneidungen nicht einfach, aber die Unterscheidung wird immer wichtiger, da sich immer mehr Menschen in der westlichen Welt als spirituell einstufen (Zwingmann et al., 2011) und sich somit bewusst von den institutionellen Religionen abgrenzen. Sie verbinden Spiritualität mit Weisheit, Selbstentwicklung und lockeren Gemeinschaften, im Gegensatz zu den religiösen Gemeinschaften, die eher als dogmatisch und einschränkend erlebt werden (Williams, 2012). Tatsächlich impliziert Religion laut den Forschungsergebnissen eine bestimmte Einbindung in Glaubensgemeinschaften, während Spiritualität eine individuelle und subjektive Beschäftigung mit dem Heiligen bietet (Emmons

(28)

20

& Paloutzian, 2003). Nicht nur die Unterscheidung der zwei Konzepte, sondern auch eine einheitliche Definition für die Spiritualität fällt der Forschung schwer. Pargament (1999) beschreibt die Spiritualität als die Suche nach dem Heiligen. Aus empirischer Sicht wird bei Bucher (2014) Spiritualität auch durch eine Suche nach persönlichem Glück und Sinn geprägt, aber im Mittelpunkt des Konzepts steht bei ihm die Verbundenheit. In seinem Modell vernetzt Verbundenheit auf der vertikalen Achse eine höhere Macht mit dem Selbst und auf der horizontalen Achse die Natur mit der sozialen Mitwelt (Bucher, 2014, S.40). Spirituelle und religiöse Menschen unterscheiden sich nicht nur aus theoretischer Sicht, sondern auch laut den empirischen Ergebnissen und verfügen zum Beispiel über unterschiedliche Persönlichkeitsmerkmale (Streib et al., 2016). Im Weiteren geht Spiritualität, laut physiologischen und psychologischen Messungen, nicht mit den gleichen positiven gesundheitlichen Konsequenzen einher wie Religiosität, da spirituelle Menschen in einer Studie höhere Ausprägungen der existentiellen Suche zeigten, die höhere Baseline-Stresswerte und höhere Stressreaktionen nach sich zog (Schnell et al., 2020). Dieser Befund spiegelt sich nach den Untersuchungen von Schnell (2012b) auch in den bevorzugten Lebensbedeutungen wider, da hochreligiöse Personen Gesundheit als einen wichtigen Aspekt betrachteten, im Gegensatz zu hochspirituellen Personen. Außerdem geht höhere Religiosität mit höherer Selbsttranszendenz (sowohl vertikal als auch horizontal) und mit niedriger Selbstverwirklichung einher. Dieser Zusammenhang konnte bei spirituellen Menschen nicht beobachtet werden (Schnell, 2012).

Wie oben aufgeführt, wird religiösen Menschen und Religionen schon seit den Anfängen der Psychologie besondere Aufmerksamkeit zuteil. Atheistische oder nichtreligiöse Einstellungen erfuhren beträchtlich weniger Beachtung (Schnell & Keenan, 2011). Ab dem 21.

Jahrhundert verändert sich die Einstellung zu den Forschungsthemen bezüglich Atheismus und diese Entwicklung kann von der New-Atheismus-Bewegung nicht getrennt werden. Die Vertreter:innen der Bewegung beschäftigen sich mit Themenbereichen aus der Wissenschaft, der Theologie, der Soziologie, der Politik und der Moral. Trotzdem kann der Begriff New Atheismus nicht klar definiert werden, da die Bewegung über kein einheitliches Programm oder keine Organisation verfügt (Cotter et al., 2017) und hauptsächlich durch prominente Vertreter wie Richard Dawkins oder Sam Harris für die Bewegung beworben wird. In seinem populären Buch The God Delusion kündigt Dawkins (2006) einen Kampf gegen die Religion an und erklärt, dass das Ziel seines Buchs sei, dass die religiösen Leser:innen nach der Lektüre Atheist:innen werden. Außerdem möchte er Atheist:innen ermutigen, auf ihre Weltanschauung stolz zu sein, trotz der vor allem in den USA verbreiteten negativen Vorurteilen gegenüber

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Klassischerweise beginnt das Studium an der Hochschule Geisenheim, nachdem die Interessierten die Hochschul- oder Fachhochschulreife erlangt und das obligatorische

Raufutter kann auch eingespart werden, indem der Tierbestand zwischenzeitlich reduziert oder ausgelagert wird.. Damit das Einkommen des Betriebes nicht zu arg strapaziert wird,

Dies dürfte damit zusammenhängen, dass die in den Froschgeschichten gefundene Verwendung von zu in der Standardsprache nicht mehr produktiv ist, sie findet sich vor Allem in den

Diese Lücke kann man jetzt bei der Hanse-Merkur-Reiseversi- cherung schließen: für 185 DM bietet diese Zusatzver- sicherung Eu rocard-Besit- zern auf Auslandsreisen für ein

Für 2,15 DM pro Mi- nute extra gibt es dort auch eine persönliche Beratung.. D2-Mannesmann bietet den Passo-Verkehrsdienst zum Preis von 1,65 DM extra pro

Aufgrund der neuen Rechtslage, die durch die bilateralen Verträge mit der EU entstand, sind die Fälle problematisch, in denen Personen zwar über den Ausweis B

Die Ausgleichskasse des Kantons Bern hat Ende 2008 den Arbeitgebern, die ihr angeschlossen sind, die neuen 13-stelligen AVH/IV-Ausweise zugestellt und sie gebeten,

Schüler mit nichtdeutscher Muttersprache können mit einem Notendurchschnitt von 3,33 an eine Realschule oder ein Gymnasium wechseln, wenn. 1.) die Aufnahme an eine deutsche Schule