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Erweiterungen für internationale Produktions- und Logistik- Logistik-netzwerke

Im Dokument Taktisches Supply Chain Planning (Seite 161-165)

S.1.2 Bewertung der Charakteristika

5.3 Erweiterungen für internationale Produktions- und Logistik- Logistik-netzwerke

5.3.1 Wesentliche Charakteristika

Bei internationalen, hier angenommen zweistufigen Produktions- und Logistiknetz-werken liegen die Produktionsstandorte, die Distributionsläger und die Kunden zu-mindest teilweise in unterschiedlichen Ländern, so dass die Güterflüsse Ländergrenzen überschreiten können. Die Berücksichtigung dieser Gegebenheiten führt zu veränder-ten Anforderungen an Programmierungsmodelle zur Unterstützung des taktischen Supply Chain Planning gegenüber nationalen Produktions- und Logistiknetzwerken.

Abbildung 5.5 zeigt illustrativ Standorte und Kunden in vier Ländern und die daraus resultierenden grenzüberschreitenden Güterflüsse. Die Lage der Standorte in unter-schiedlichen Ländern erhöht die Anzahl der Einflussfaktoren auf das taktische Supply Chain Planning-Problem. Hieraus folgt eine Zunahme der Entscheidungsvariablen in einem Programmierungsmodell im Vergleich zu nationalen Produktions- und Logis-tiknetzwerken. Da internationale Produktions- und Logistiknetzwerke eine Vielzahl an Charakteristika aufweisen, konzentriert sich die vorliegende Arbeit auf diejenigen, die von den vorgestellten Programmierungsmodellen für internationale Produktions- und Logistiknetzwerke thematisiert werden. 103

98 Zur Darstellung des Modells vgl. Vidal/Goetschalckx (1998), S. 16-24. Ausfllhrlicher zur Erklärung des Zusammenhangs zwischen Transportzeit und Lagerbestand vgl. Vidal/Goetschalckx (2000), S. 106f.

99 Vgl. Jayaraman (1998), S. 474-476.

100 Vgl. Jayaraman (1998), S. 474-476.

101 Vgl. Timpe/Kallrath (2000), S. 425.

102 Vgl. Brown/Graves/Honczarenko (1987), S. 1470f.; Dogan/Goetschalckx (1999), S. 1029f.

' 0' Für eine ausftlhrliche Übersicht zu Charakteristika internationaler Produktions- und Logistiknetzwerke vgl.

Vidal/Goetschalckx (1997), S. 14.

Produktionsstandorte Distributionsläger Kunden Abbildung 5.5: Internationales Produktions- und Logistiknetzwerk

Mit Standorten in unterschiedlichen Währungsgebieten kann eine Abrechnung in ver-schiedenen Währungen bspw. bei den Transportkosten verknüpft sein. Für eine stand-ortübergreifende Planung sind die in unterschiedlichen Währungen ausgewiesenen Geldbeträge in eine einheitliche Währung umzurechnen. Dieses kann die Währung des Hauptsitzes der betrachteten Unternehmung oder eine künstliche Abrechnungswäh-rung sein. Eine weitere Rahmenbedingung für internationale Produktions- und Logis-tiknetzwerke sind Zölle als Abgaben auf Produkte, welche die Grenze eines Zollge-biets überschreiten.

Außerdem können sich die Steuersätze der einzelnen Länder voneinander unterschei-den. Als differenzierte Steuersätze werden vor allem Steuern auf den erzielten Gewinn berücksichtigt, der eng mit den Verrechnungspreisen verknüpft ist. Verrechnungs-preise gehen davon aus, dass die Standorte eigene wirtschaftliche Bereiche in einem Produktions- und Logistiknetzwerk sind. Die Verrechnungspreise entsprechen dem Produktwert, der für den Transfer zwischen diesen Bereichen einer Unternehmung angesetzt wird, und basieren häufig auf dem Marktpreis oder den Kosten, um eine möglichst objektive wirtschaftliche Bewertung der Bereiche zu ermöglichen. 104 In in-ternationalen Produktions- und Logistiknetzwerken können mit der Bestimmung von Verrechnungspreisen auch Gewinnverlagerungen in Länder mit niedrigen gewinnab-hängigen Steuern zur Maximierung des kalkulatorischen Gewinns nach Steuern ange-strebt werden.105 Allerdings hat die Ermittlung der Verrechnungspreise innerhalb der von den zuständigen Finanzbehörden erlaubten Grenzen zu erfolgen. 106 Eng mit den Verrechnungspreisen sind die Transportkosten verknüpft. Bei wirtschaftlich eigenen Bereichen ist beim Transport bspw. von einem Produktionsstandort zu einem Distri-butionslager darüber zu entscheiden, ob die Transportkosten dem Transportstartpunkt

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Für eine umfassende Darstellung vgl. etwa Hahn/Laßmann (1993b), S. 143-153.

ios Für ein Rechenbeispiel vgl. Vidal/Goetschalckx (1998), S. 7-12.

106 Vgl. Shapiro (2001), S. 250f.

oder dem -zielpunkt zugerechnet werden. Diese Entscheidung ist auch unter der Ziel-setzung einer Gewinnverlagerung aufgrund unterschiedlicher Steuersätze zu treffen.

Die Einbeziehung von Ländern mit Local Content-Regelungen führt durch die Vor-schrift, in Importländern zu produzieren, wenn dort Produkte verkauft werden, zu einer Einschränkung der Anzahl der Handlungsaltemativen. Daneben sind ggf. auch Kom-pensationsgeschäfte zu berücksichtigen. Einige Autoren betrachten überdies die Be-stimmung des Transportmittels ausschließlich in Verbindung mit internationalen Pro-duktions- und Logistiknetzwerken, 107 da Transportmittel wie etwa der Seeweg erst dann relevant sind. Allerdings stehen auch bei nationalen Produktions- und Logistik-netzwerken verschiedene Transportmittel zur Verfügung, so dass die Bestimmung des Transportmittels keine originäre Planungsaufgabe für internationale Produktions- und Logistiknetzwerke ist.108

Programmierungsmodelle

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Zuordnung Transportkosten X X X

Local Contenl X X

Kompensationsgeschäfte X X X

Tabelle 5.2: Charakteristika internationaler Produktions- und Logistiknetzwerke

Die Charakteristika der drei Ansätze sowie des anknüpfend zu entwickelnden Grund-modells zur Unterstützung des taktischen Supply Chain Planning in internationalen Produktions- und Logistiknetzwerken einschließlich der Erörterung über Erweiterun-gen sind in Tabelle 5.2 zusammengefasst.109

Amtzen et al. haben in ihrem umfassenden Programmierungsmodell für ein Produkti-ons- und Logistiknetzwerk eines Personalcomputer-Herstellers einige Charakteristika

101 Vgl. etwa Vidal/Goetschalckx (1998), S. 3.

108 Steven/Krüger (2001 ), S. 34, unterscheiden zwischen einer regionalen und einer globalen Logistik und wei-sen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass je nach Transportentfernung unterschiedliche Transportmittel einzusetzen sind.

109 Neben diesen Ansätzen berücksichtigt Oxe (1997), S. 339, Zölle als Charakteristik internationaler Produkti-ons- und Logistiknetzwerke. Da Oxe lediglich Zölle als zusätzliche Komponente der Transportkosten erfasst, wird dieser Ansatz nicht den Programmierungsmodellen fllr internationale Produktions- und Logistiknetz-werke zugeordnet.

für internationale Produktions- und Logistiknetzwerke verwendet. 110 Hierzu zählen Wechselkurse, Zölle und nach Ländern unterschiedliche Steuersätze. Zudem werden im Programmierungsmodell Kompensationsgeschäfte in der Ausgestaltung des Offset Trade und Local Content-Regelungen berücksichtigt.

Auch das Programmierungsmodell von Cohen und Lee umfasst wichtige Charakteris-tika internationaler Produktions- und Logistiknetzwerke.111 Dieses Modell unterstützt die Planung, ob die Transportkosten dem Transportstartpunkt oder dem -zielpunkt zu-gerechnet werden, welches jedoch zu einem nichtlinearen, genauer bilinearen Modell führt, da zwei Entscheidungsvariablen in einer Restriktion multiplikativ verknüpft sind. Die Zuordnung von Transportkosten wird als Binärvariable im Modell abgebil-det, d.h., die Transportkosten werden einem Standort entweder vollständig oder gar nicht zugeordnet, und außerhalb des Programmierungsmodells in Politiken vorge-nommen, so dass die entsprechenden Variablen vor der Lösungsermittlung mit Hilfe analytischer Verfahren fixiert sind. Dadurch, dass diese Variablen vorweg bestimmt werden, wird das nichtlineare zu einem linearen Programmierungsmodell. Verrech-nungspreise werden von den Autoren auf Basis der entstandenen Kosten, die um einen bestimmten Satz erhöht werden, ermittelt. Darüber hinaus werden in dem Modell Wechselkurse, nach Ländern unterschiedliche Steuersätze, Zölle und Kompensations-geschäfte als Offset Trade berücksichtigt.

Vidal und Goetschalckx untersuchen in ihrem Programmierungsmodell schwerpunkt-mäßig die Planungsaufgabe der Zuordnung von Verrechnungspreisen und Transport-kosten zu den Standorten als wirtschaftlich eigene Bereiche.112 Die Einbeziehung die-ser beiden Größen als Entscheidungsvariablen führt ebenfalls zu einem nichtlinearen Programmierungsmodell. Daneben betrachten die Autoren Wechselkurse, nach Län-dern unterschiedliche Steuersätze und Zölle.

5.3.2 Entwicklung eines Programmierungsmodells

Die drei dargestellten Ansätze decken die ausgewählten Charakteristika internationaler Produktions- und Logistiknetzwerke ab. Eine Neuformulierung ist hier aufgrund einer zum Grundmodell für nationale Produktions- und Logistiknetzwerke passenden Mo-dellierung erforderlich. Das anknüpfend entwickelte Programmierungsmodell für ein internationales Produktions- und Logistiknetzwerk berücksichtigt als wichtige Cha-rakteristik die Zölle. Es wird angenommen, dass bei Überschreitung einer Zollgrenze für die Einfuhr der Fertigprodukte ein Wertzoll mit dem Zollsatz zs erhoben wird. Der Wert eines Produkts entspricht dem Verrechnungspreis, der vom Entscheidungsträger extern vorgegeben wird. Der Zollsatz ist abhängig davon, welche Zollgrenze beim Transportweg zwischen einem Produktionsstandort i und einem Distributionslager J überschritten wird. Keine Überschreitung einer Zollgrenze führt zu einem Zollsatz von

110 Vgl. Amtzen et al. (1995).

111 Vgl. Cohen/Lee (1989).

112 Vgl. Vidal/Goetschalckx (1998).

null. Außerdem wird angenommen, dass Produkte nur in Zollgebiete geliefert werden, in denen es ein Distributionslager gibt. Dadurch wird vermieden, dass von den Kunden zu zahlende Importzölle und damit unterschiedliche Zahlungsbereitschaften, abhängig vom liefernden Distributionslager, zu berücksichtigen sind. Außerdem umfasst das Programmierungsmodell Wechselkurse, um eine Umrechnung in eine einheitliche Währung zu ermöglichen. Ferner wird davon ausgegangen, dass die an verschiedenen Standorten in unterschiedlichen Ländern herzustellenden Produkte keine qualitativen Abweichungen aufweisen.113

Darstellung des Grundmodells

Zur Unterstützung des taktischen Supply Chain Planning für internationale Produkti-ons- und Logistiknetzwerke wird das folgende deterministische, lineare, mehrperio-dige Programmierungsmodell vorgeschlagen:

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