Auftraggeber: Umweltbundesamt, Berlin
2. Erläuterungen zum Bewertungsverfahren
Anlagen
§ Bewertung von Stromnutzungstechnologien (Bewertungslisten)
§ Bewertung von Stromerzeugungstechnologien (Bewertungslisten)
§ Telefax-Antwortvordruck
Prognos AG Dovestraße 2-4
10587 Berlin Ansprechpartner:
Tel. 0 30 / 39 92 28 00 Werner Bohnenschäfer
Fax 0 30 / 39 92 28 01 Tel. 0 30 / 39 92 28 41
1. Kurzinformationen zum Projekt
(1) Das Forschungsvorhaben untergliedert sich in drei Arbeits-pakete:
§ Entwicklung von Grundsätzen, Kriterien und Leitlinien sowie eines Bewertungsportfolios für eine nachhaltige Stromerzeu-gung und –nutzung.
§ Analyse der Hemmnisse, die einer nachhaltigen Stromnutzung entgegenstehen.
§ Entwicklung eines nachhaltigen Stromszenarios und darauf aufbauend technikbezogener langfristiger Visionen einer nach-haltigen Stromnutzung.
(2) Die Bewertung von Stromnutzungs- und –
erzeugungstechnologien auf ihre Nachhaltigkeit erfordert
einerseits die Berücksichtigung der vielfältigen Einflussgrößen und andererseits ein praktikables und nachvollziehbares Verfahren, so dass die Bewertungsergebnisse eine breite Akzeptanz finden.
Es ist daher vorgesehen, dass die Nachhaltigkeitsbewertung der mit dem Umweltbundesamt gemeinsam ausgewählten Technolo-gien nicht durch die Prognos AG alleine erfolgt, sondern weitere Personen bzw. Institutionen in die Bewertung mittels einer Exper-tenbefragung einbezogen werden.
(3) Für die Auswahl der einzubeziehenden Experten wurde als Grundbedingung eine Unabhängigkeit von Produkt- bzw.
Technikinteressen vorausgesetzt. Die Einbeziehung von Anlagen-herstellern in die Expertenbefragung wurde somit ausgeschlossen.
Folgende Institutionen sind in die Expertenbefragung einbezogen:
§ Deutsche Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt e.V., Stuttgart
§ Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin
§ Energiewirtschaftliches Institut an der Universität Köln, Köln
§ Institut Systemtechnik und Innovationsforschung, Karlsruhe (Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e. V.)
§ Institut für Energetik und Umwelt gGmbH, Leipzig
§ Institut für Energiewirtschaft und Rationelle
Energieanwen-2. Erläuterungen zum Bewertungsverfahren
(1) Die Prüfkriterien (vgl. Auflistung in den Bewertungslisten) wurden nach den Bereichen Ökologie, Ökonomie und Soziales differenziert. Diese Unterscheidung hatte im wesentlichen arbeits-systematische Gründe. Es ist jedoch zu berücksichtigen, dass eine solche Differenzierung in Teilen problematisch ist, weil sie den charakteristischen Wechselwirkungen zwischen Umwelt, Wirt-schaft und GesellWirt-schaft nicht immer gerecht wird (so führen bei-spielsweise steigende CO2-Emissionen zu Klimaveränderungen, die wiederum potenziell ökonomische und ökologische Schäden hervorrufen). Auch ist eine eindeutige Trennung zwischen ökono-mischen oder sozialen Kriterien nicht immer möglich.
Bei der Verteilung der Prüfkriterien entfällt auf die ökologischen und ökonomischen Kriterien eine annähernd gleiche Anzahl, wäh-rend nur relativ wenige soziale Prüfkriterien ausgewählt wurden.
Dies hat seine Ursache – wie bereits zuvor dargestellt – vor allem in der starken Überschneidung bei den ökonomischen und sozia-len Prüfkriterien. So haben in der Regel alle preisrelevanten Aus-wirkungen, die den ökonomischen Prüfkriterien zugeordnet wur-den, auch soziale Auswirkungen. Um eine Doppelbewertung zu vermeiden, wurde ein Prüfkriterium jedoch nur einmal einer „Ober-gruppe“ zugeordnet. Für die spätere Ergebnisübersicht bietet sich daher eine Zusammenfassung der ökonomischen und sozialen Bewertung an.
(2) Die in die Bewertung einbezogenen Technologien wurden in Abstimmung mit dem Umweltbundesamt anhand folgender Fragen ausgewählt:
§ Stromnutzungstechnologien
- Wo sind heute und künftig die Anwendungsschwerpunkte?
- Wo bieten sich sinnvolle Alternativen an, die bereits heute und künftig zur Verfügung stehen?
§ Stromerzeugungstechnologien
- Welches Kraftwerk würde künftig gebaut und könnte den Vergleichsmaßstab darstellen?
- Welche sinnvollen Alternativen stehen bereits heute und künftig für die Stromerzeugung zur Verfügung?
Die ausgewählten Technologien sind jeweils vor den Bewertungs-listen im Überblick dargestellt.
(3) Für die Expertenbefragung wurden Bewertungslisten erstellt, die die ausgewählten Stromnutzungs- und -erzeugungs-technologien, die jeweiligen Alternativtechnologien und Prüfkrite-rien beinhaltet.
Es soll eine qualitative Bewertung nach dem Muster
§ deutlich vorteilhafter (+ +),
§ vorteilhafter (+),
§ keine relevanten Vor- und Nachteile (A),
§ ungünstiger (-),
§ deutlich ungünstiger (- -),
§ keine klare Bewertung möglich (•) 26
im Vergleich zur Alternativtechnologie durchgeführt werden.
Ist von einem Experten zum Beispiel aufgrund fehlender Fach-kenntnis zu einer Technologie oder einem Prüfkriterium keine Antwort möglich, ist keine Eintragung vorzunehmen.
Um die zeitliche Dimension in der Bewertung zu berücksichtigen, soll ein langfristiger Zeitraum (bis 2020) und ein shr langfristiger Zeitraum (bis 2050) für jede Technologie bewertet werden.
Bei der Bewertung der Technologien sollen die vorgelagerten Prozessketten berücksichtigt werden.
Auf der nachfolgenden Seite ist ein fiktives Bewertungsbeispiel mit Erläuterungen dargestellt, das als Hilfestellung für die qualita-tive Bewertung gedacht ist.
(4) Die Auswertung der Expertenbefragung erfolgt anonym unter Wahrung des Datenschutzes.
Wir gehen davon aus, dass das Bewertungsergebnis nicht die Identifizierung einer absolut nachhaltigen Stromtechnologie sein wird, die bei allen Prüfkriterien „100 %“ erreicht. Diese Technologie wird es wahrscheinlich nicht geben. Vielmehr wird für die jeweilige Stromtechnologie das Bewertungsergebnis dahingehend eine
26 Eine „klare“ Bewertung kann zum Beispiel ausscheiden, weil die wissenschaftlichen Erkenntnisse widersprüchlich sind oder insbesondere bei einem längerfristigen Zeithorizont aus heutiger Sicht keine Bewertung möglich erscheint.
Aussage liefern, ob diese Technologie bessere oder schlechtere Systemqualitäten als die Vergleichstechnologie besitzt und sich diese Systemqualitäten im Zeitablauf ändern.
++/+ deutlich vorteilhafter / vorteilhafter
keine relevanten Vor- und Nachteile im Vergleich zur Alternativtechnologie
-- / - deutlich ungünstiger / ungünstiger keine klare Bewertung möglich
bis 2020 nach 2020 bis 2050
CO2-Emissionen beim Anlagenbetrieb + + +
Verbrauch nicht erneuerbarer Energieträger bei
der Anlagenherstellung +
Verbrauch nicht erneuerbarer Rohstoffe bei der Anlagenherstellung (ohne Energieverbrauch) +
Gesundheitsgefahren bei der Anlagenherstellung
Gesundheitsgefahren beim Anlagenbetrieb + +
Schädigungspotentiale bei der Entsorgung
(Betriebsreststoffe und bei Anlagenabriß) + +
Lärmemissionen beim Anlagenbetrieb +
Optische Beeinträchtigungen durch die Anlage + +
Sonstige Eingriffe und Wirkungen in bzw. auf das
Öko-System + +
Preisdifferenz bei Anlagenanschaffung
(Investitionsbelastung) + +
Preisdifferenz beim Anlagenbetrieb
(Betriebskostenbelastung)
-
-Risiko von Preissteigerungen für den eingesetzten
Energieträger
-Risiko für die Versorgungssicherheit aufgrund der
Energiereserven (Welt)
-Risiko für die Versorgungssicherheit aufgrund der
regionalen Verteilung der Energiereserven
-
-Abhängigkeit von Energieimporten
-
-Innovationsbeitrag der Technik (deutscher Innovationsvorsprung vor dem Ausland
oder nur Innovationsteilnahme)
Exportpotenzial der Technik (Export-/Importanteil der Technik an der
Inlandsproduktion dieser Technik)
+
Beschäftigungsintensität bei der
Anlagenherstellung
-
-Beschäftigungsintensität beim Anlagenbetrieb
- -
-Ö k o n o mi s c h e P r ü f k r i t e r i e n
Fiktives Bewertungsbeispiel
Die dargestellte Bewertung wurde nicht nach sachlichen Kriterien vorgenommen, sondern ist nur beispielhaft und dient als
Orientierungshilfe.
Ö k o l o g i s c h e P r ü f k r i t e r i e n
Bewertungszeitraum kraftwerk
Braunkohle-GuD-Kraftwerk ist ungünstiger im Vergleich zum
GuD-Kraftwerk Erdgas
Bewertung von
Stromerzeugungstechnologien
Bewertung von
Durch innovativen Anlagenbau langfristig keine Vorteile für GuD-Kraftwerk GuD-Kraftwerk ist vorteilhafter
GuD-Kraftwerk ist vorteilhafter
Erläuterungen
GuD-Kraftwerk ist anfänglich deutlich vorteilhafter und langfristig nur vorteilhafter GuD-Kraftwerk hat langfristig keine Vorteile, da Innovationen im Anlagenbau bei Braunkohlekraftwerken nicht mehr Aufwand erfordern
GuD-Kraftwerk hat keine relevanten Vor- und Nachteile
Durch innovativen Anlagenbau langfristig keine Vorteile für GuD-Kraftwerk GuD-Kraftwerk ist ungünstiger und wird langfristig deutlich ungünstiger
Risiken werden kurz bis mittelfristiken nicht gesehen, sind aber auch nicht
ausgeschloosen. Risiken für GuD-Kraftwerke werden langfristig üngünstig.
GuD-Kraftwerk ist im Vergleich zum heimischen Energieträger Braunkohle ungünstiger und wird langfristig deutlich ungünstiger
Bessere Position des GuD-Kraftwerkes wird langfristig durch Nachfrageänderung bei Kraftwerkstechnik ausgeglichen Kein Eintrag, da hierzu kein
ausreichendes Fachwissen vorhanden
GuD-Kraftwerk ist deutlich ungünstiger