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3. Implementation der Maßnahmen durch Jobcenter und Arbeitsagenturen

3.3 Ergebnisse der Organisationsbefragungen

Auf Grundlage der administrativen Daten der BA lassen sich gut Kenngrößen für die Intensität und die Struktur der Nutzung der arbeitsmarktpolitischen Integrationsmaßnahmen für Geflüchtete konstruieren. Ebenfalls gut zugänglich sind zahlreiche makroökonomische Regionalvariablen zur Beschreibung der Kontextbedingungen, unter denen die Jobcenter und Arbeitsagenturen operieren.

Dagegen müssen Daten zur Charakterisierung des organisatorischen Rahmens und der Handlungs-strategien der arbeitslose und arbeitsuchende Geflüchtete in den Rechtskreisen SGB II und SGB III betreuenden Institutionen, die über den Einsatz der zu evaluierenden Integrationsmaßnahmen entscheiden, eigens für die Evaluation erhoben werden.

Zu diesem Zweck wurde im Rahmen des Forschungsvorhabens eine flächendeckende

Organisationsbefragung als Online-Befragung mit zwei Messzeitpunkten durchgeführt, die sich an Verantwortliche auf der obersten Leitungs- oder Geschäftsführungsebene der Jobcenter und Arbeitsagenturen richtete:

• Die erste Welle der Organisationsbefragung wurde bei den Arbeitsagenturen vom 6. März 2018 bis zum 19. April 2018 und bei den Jobcentern vom 6. März 2018 bis zum 2. Mai 2018 durchgeführt. Diese Daten wurden bereits für die Suche nach geeigneten empirischen Ansatzpunkten für die Wirkungsanalyse genutzt, deren vorläufige Ergebnisse im zweiten Zwischenbericht der Evaluation dokumentiert sind (vgl. Bonin et al. 2020).

• Die zweite Welle der Organisationsbefragung wurde sowohl bei den Arbeitsagenturen als auch bei den Jobcentern vom 12. Februar 2020 bis zum 3. April 2020 durchgeführt.33 Auch die zweite Welle der Organisationsbefragung war als flächendeckende Erhebung angelegt. Es wurden also auch Jobcenter und Arbeitsagenturen, die sich an der ersten Welle der

Befragung nicht beteiligt hatten, erneut kontaktiert und um eine Beteiligung an der zweiten Welle gebeten.

Für 122 der 156 Arbeitsagenturen (78 Prozent) und für 281 der 406 Jobcenter (69 Prozent) liegen verwertbare Antworten aus mindestens einer der beiden Befragungswellen vor. Beide Wellen enthielten jeweils einen umfangreichen Fragenkatalog zur Charakterisierung des organisatorischen Rahmens und der Handlungsstrategien der arbeitslose und arbeitsuchende Geflüchtete in den Rechtskreisen SGB II und SGB III betreuenden Institutionen. Nachstehend werden nur ausgewählte Aspekte genauer betrachtet, die insbesondere für die weitere Einordnung der Ergebnisse der

Wirkungsanalysen der fünf zu evaluierenden Maßnahmen (siehe Kapitel 5) von Bedeutung sind.

So zeigen sich im Hinblick auf die Bedeutung unterschiedlicher Ziele bei der Gestaltung der Geschäftspolitik der befragten Organisationen insgesamt deutliche Parallelen zwischen den Arbeitsagenturen und Jobcentern, wenn wie in Tab. 1 die Top-5-Ziele anhand der prozentualen Anteile in der Antwortkategorie „sehr wichtig“ dargestellt werden. Eine Mehrheit der Ziele taucht sowohl bei den Arbeitsagenturen als auch bei den Jobcentern, wenn auch in leicht abweichender Reihenfolge, in beiden Erhebungswellen auf. Die (nachhaltige) Integration in Ausbildung und Arbeit,

33 Der Befragungszeitraum der zweiten Welle hatte mithin große Überschneidungen mit dem Beginn der COVID-19-Pandemie in Deutschland im März 2020 und den damit zusammenhängenden Maßnahmen zur Eindämmung der Verbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2. Mehrere Organisationen meldeten zurück, dass sie aufgrund von pandemiebedingten akuten Kapazitätsengpässen keine Möglichkeit hätten, an der Befragung teilzunehmen. Es ist somit davon auszugehen, dass die Rücklaufquote durch den Beginn der COVID-19-Pandemie negativ beeinflusst wurde. Nach eingehender Prüfung wurde entschieden, von einer nochmaligen Öffnung der Befragung zu einem späteren Zeitpunkt abzusehen, weil sich die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen pandemiebedingt sehr dynamisch veränderten.

die Verbesserung der berufsorientierten und der allgemeinen Deutschkenntnisse, die Vermeidung von Langzeitarbeitslosigkeit und die Verringerung des Langzeit-Leistungsbezugs haben als Ziele bei der Gestaltung der Geschäftspolitik jeweils eine hohe Priorität. Darüber hinaus ist bemerkenswert, dass es bei den Jobcentern in der zweiten Befragungswelle auch die Förderung der Integration von geflüchteten Frauen in die Liste der Top-5-Ziele schafft. Während zum späteren Messzeitpunkt knapp zwei Drittel der Jobcenter dieses Ziel als sehr wichtig erachten, traf dies zum früheren Messzeitpunkt nur auf etwa vier von zehn Jobcenter zu.

Tab. 1 Top5Ziele der Jobcenter und Arbeitsagenturen bei der Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten (Prozentanteile in der Antwortkategorie „sehr wichtig“)

Quelle: Im Rahmen der „Begleitevaluation der arbeitsmarktpolitischen Integrationsmaßnahmen für Geflüchtete“ durchgeführte Organisationsbefragungen zum Einsatz arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen für Personen im Kontext von Fluchtmigration, Welle 1 und 2, eigene Berechnungen.

Anmerkungen: Den Organisationen stand zur Beantwortung dieser Frage eine 4erSkala mit den Ausprägungen „völlig unwichtig“, „eher unwichtig“, „eher wichtig“ und „sehr wichtig“ zur Verfügung. Hier werden die jeweiligen Anteile der Ausprägung „sehr wichtig“

ausgewiesen.

Tab. 2 zeigt die Top-5-Strategien der befragten Organisationen, um die Ziele bei der Integration der Geflüchteten zu erreichen. Darin werden verschiedene Strategien anhand ihrer prozentualen Anteile in der Antwortkategorie „sehr wichtig“ gereiht, und es deutet sich – wie schon bei den Zielen – eine grundsätzlich ähnliche Ausrichtung der Arbeitsagenturen und Jobcenter an. Die diesbezüglichen Veränderungen zwischen den beiden Befragungswellen sind eher geringfügig. Als wichtige Strategien werden von den Organisationen durchgängig die Zusammenarbeit mit Arbeitgebern, die berufs-orientierte Sprachentwicklung, die aktive Förderung durch arbeitsmarktpolitische Instrumente sowie die Orientierung an den Arbeitsmarktchancen vor Ort oder den Kompetenzen der Geflüchteten eingeschätzt. Zudem ist auffällig, dass bei den Jobcentern in der zweiten Befragungswelle die Strategie der aktiven Förderung durch arbeitsmarktpolitische Instrumente sowohl relativ als auch absolut an Bedeutung recht deutlich gegenüber der ersten Befragungswelle gewonnen hat. Auch schafft es bei den Jobcentern in der zweiten Welle die Strategie der engen Begleitung der Geflüchteten und das Nachhalten der Arbeitssuche in die Liste der Top-5-Strategien.

Arbeitsagenturen (Welle 1) Jobcenter (Welle 1)

1 Integration in Ausbildung 74% 1 Verbesserung der allgemeinen Deutschkenntnisse 79%

2 Verbesserung der berufsorientierten Deutschkenntnisse 72% 2 Verbesserung der berufsorientierten Deutschkenntnisse 68%

3 Vermeidung von Langzeitarbeitslosigkeit 68% 3 Nachhaltige Integration in Arbeit 66%

4 Verbesserung der allgemeinen Deutschkenntnisse 67% 4 Verringerung des Langzeit-Leistungsbezugs 64%

5 Bedarfsgerechte Qualifizierung 64% 5 Integration in Ausbildung 62%

Arbeitsagenturen (Welle 2) Jobcenter (Welle 2)

1 Integration in Ausbildung 73% 1 Nachhaltige Integration in Arbeit 74%

2 Vermeidung von Langzeitarbeitslosigkeit 73% 2 Integration in Ausbildung 72%

3 Nachhaltige Integration in Arbeit 67% 3 Verringerung des Langzeit-Leistungsbezugs 69%

4 Verbesserung der berufsorientierten Deutschkenntnisse 64% 4 Verbesserung der allgemeinen Deutschkenntnisse 69%

5 Verbesserung der allgemeinen Deutschkenntnisse 52% 5 Förderung der Integration von geflüchteten Frauen 64%

Tab. 2 Top5Strategien der Jobcenter und Arbeitsagenturen bei der Arbeitsmarktinte-gration von Geflüchteten (Prozentanteile in der Antwortkategorie „sehr wichtig“)

Quelle: Im Rahmen der „Begleitevaluation der arbeitsmarktpolitischen Integrationsmaßnahmen für Geflüchtete“ durchgeführte Organisationsbefragungen zum Einsatz arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen für Personen im Kontext von Fluchtmigration, Welle 1 und 2, eigene Berechnungen.

Anmerkungen: Den Organisationen stand zur Beantwortung dieser Frage eine 4erSkala mit den Ausprägungen „völlig unwichtig“, „eher unwichtig“, „eher wichtig“ und „sehr wichtig“ zur Verfügung. Hier werden die jeweiligen Anteile der Ausprägung „sehr wichtig“

ausgewiesen.

Abb. 6 Schrittweises oder übergreifendes Vorgehen der Jobcenter (nach Trägerschaft) und Arbeitsagenturen bei der Planung von Maßnahmen für Geflüchtete

Quelle: Im Rahmen der „Begleitevaluation der arbeitsmarktpolitischen Integrationsmaßnahmen für Geflüchtete“ durchgeführte

Organisationsbefragungen zum Einsatz arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen für Personen im Kontext von Fluchtmigration, Welle 1, eigene Berechnungen.

Anmerkungen: Fragestellung: „Welche der folgenden beiden Aussagen charakterisiert besser, wie ihr Jobcenter oder ihre Arbeitsagentur im Allgemeinen Geflüchteten Angebote für Fördermaßnahmen macht?“

Arbeitsagenturen (Welle 1) Jobcenter (Welle 1)

1 Zusammenarbeit mit den Arbeitgebern 82% 1 Zusammenarbeit mit den Arbeitgebern 67%

2 Berufsorientierte Sprachentwicklung 69% 2 Berufsorientierte Sprachentwicklung 59%

3 Förderung durch arbeitsmarktpolitische Instrumente 63% 3 Förderung durch arbeitsmarktpolitische Instrumente 55%

4 Berufliche Qualifizierung 60% 4 Orientierung an den Kompetenzen der Geflüchteten 54%

5 Orientierung an den Arbeitsmarktchancen vor Ort 58% 5 Orientierung an den Arbeitsmarktchancen vor Ort 49%

Arbeitsagenturen (Welle 2) Jobcenter (Welle 2)

1 Zusammenarbeit mit den Arbeitgebern 67% 1 Förderung durch arbeitsmarktpolitische Instrumente 64%

2 Orientierung an den Arbeitsmarktchancen vor Ort 63% 2 Zusammenarbeit mit den Arbeitgebern 61%

3 Berufsorientierte Sprachentwicklung 59% 3 Berufsorientierte Sprachentwicklung 61%

4 Förderung durch arbeitsmarktpolitische Instrumente 53% 4 Enge Begleitung und Nachhalten der Arbeitssuche 58%

5 Orientierung an den Kompetenzen der Geflüchteten 52% 5 Orientierung an den Arbeitsmarktchancen vor Ort 55%

Die befragten Organisationen planen ihre Fördermaßnahmen für Geflüchtete in der Abfolge überwiegend schrittweise, wie Abb. 6 zeigt. Gemäß Auswertung der entsprechenden, nur in der ersten Befragungswelle enthaltenen Fragestellung bieten 82 Prozent der Arbeitsagenturen und 87 Prozent der Jobcenter den Geflüchteten die nächste erforderliche Maßnahme erst an, wenn eine Maßnahme endet. Der alternativen Strategie, gleich eine ganze Abfolge von Maßnahmen zu planen und den Geflüchteten einen längerfristigen Maßnahmenplan als Ganzes anzubieten, folgen lediglich 17 Prozent der Arbeitsagenturen und 11 Prozent der Jobcenter. Unterschiede nach der Trägerschaft der Jobcenter sind gering.

Im Hinblick auf die fünf zu evaluierenden Maßnahmen zeigt Abb. 7, dass sich ihre Bedeutung für die Arbeitsmarktintegration der Geflüchteten aus Sicht der Arbeitsagenturen und Jobcenter über beide Befragungszeitpunkte kaum verändert hat. Sowohl im Frühjahr 2018 als auch im Frühjahr 2020 bewertete jeweils der höchste Anteil der befragten Organisationen die Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung als „sehr wichtig“, um die Integration von Geflüchteten in den

Arbeitsmarkt zu erreichen. In der zweiten Welle waren dies sogar 70 Prozent der Jobcenter, während 55 Prozent der Arbeitsagenturen in der zweiten Welle und jeweils knapp 60 Prozent der in der ersten Welle befragten Organisationen diese Einschätzung abgaben.

Dahinter rangieren Maßnahmen zur Förderung der Berufswahl und -ausbildung, Maßnahmen zur Förderung der beruflichen Weiterbildung sowie Maßnahmen zur Aufnahme einer Erwerbstätigkeit, deren Bedeutung für die Arbeitsmarktintegration der Geflüchteten durch die Organisationen

vergleichsweise ähnlich, aber geringer als diejenige der Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung eingeschätzt wird. Zudem erscheinen folgende Aspekte bemerkenswert: Erstens hat zwischen den beiden Messzeitpunkten die Bedeutung der Maßnahmen zur Förderung der beruflichen Weiterbildung für die Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt aus Sicht der Jobcenter und der Arbeitsagenturen zugenommen. Zweitens ist die Einschätzung der diesbezüglichen Bedeutung der Maßnahmen zur Förderung der Berufswahl und -ausbildung durch die befragten Organisationen im Zeitverlauf grundsätzlich sehr stabil, aber ihre Bedeutung hat im Frühjahr 2020 aus Sicht der Jobcenter gegenüber Frühjahr 2018 zugenommen. Drittens ist die Einschätzung der Bedeutung der Maßnahmen zur Aufnahme einer Erwerbstätigkeit für die Arbeitsmarktintegration der Geflüchteten grundsätzlich etwas geringer als diejenige der Maßnahmen zur Förderung der Berufswahl

und -ausbildung und der Maßnahmen zur Förderung der beruflichen Weiterbildung. Außerdem erscheint die Bedeutung der Maßnahmen zur Aufnahme einer Erwerbstätigkeit aus Sicht der Arbeitsagenturen zwischen beiden Messzeitpunkten rückläufig.

Beschäftigung schaffende Maßnahmen werden von den befragten Organisationen zu beiden

Befragungszeitpunkten mit dem geringsten Anteil als „sehr wichtig“ eingeschätzt, um die Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt zu erreichen. Obgleich ihre diesbezügliche Bedeutung aus Sicht der Arbeitsagenturen und Jobcenter über die Zeit leicht zugenommen hat, rangieren sie in dieser Hinsicht auch weiterhin deutlich hinter den übrigen vier zu evaluierenden Maßnahmen.

Tab. 3 zeigt die Top-5-Hemmnisse für die Arbeitsmarkintegration der männlichen und weiblichen Geflüchteten für beide Erhebungszeitpunkte getrennt für Arbeitsagenturen und Jobcenter. Die dargestellten Rangfolgen werden gemäß den Anteilen der Organisationen, die einen bestimmten Faktor als einen „sehr stark“ die Arbeitsmarktintegration behindernden Aspekt einschätzen, gebildet.

In der im Frühjahr 2018 durchgeführten ersten Befragungswelle stellen demnach aus Sicht der Jobcenter und Arbeitsagenturen unzureichende deutsche Sprachkenntnisse ein sehr erhebliches Hemmnis für die Arbeitsmarktintegration dar. Hierbei handelt es sich mit einigem Abstand um denjenigen Faktor, der sowohl bei männlichen als auch weiblichen Geflüchteten die höchsten Anteile der Antworten in der Kategorie „sehr stark“ zu verzeichnen hat. Fehlende berufliche Qualifikationen

und mangelnde Kenntnisse über den deutschen Arbeitsmarkt und über das deutsche Ausbildungs-system sind weitere Faktoren, die sowohl für männliche und weibliche Geflüchtete als auch in den Jobcentern und Arbeitsagenturen mit hohen prozentualen Anteilen als „sehr stark“ die Arbeitsmarkt-integration behindernd eingeschätzt werden. In die Liste der Top-5-Hemmnisse schafft es bei männlichen Geflüchteten nach Einschätzung der Arbeitsagenturen außerdem ein unsichererer Aufenthaltsstatus.34 Darüber hinaus erscheint bemerkenswert, dass es einige Faktoren gibt, die nach Einschätzung der befragten Organisationen die Arbeitsmarktintegration von weiblichen Geflüchteten stärker hemmen als diejenige von männlichen Geflüchteten. So werden insbesondere kulturelle Prägungen und Differenzen als ein die Arbeitsmarktintegration von weiblichen Geflüchteten „sehr stark“ behindernder Faktor eingestuft.

Abb. 7 Einschätzungen der Jobcenter und Arbeitsagenturen zur Bedeutung der zu evaluierenden Maßnahmen für die Arbeitsmarktintegration der Geflüchteten (Prozentanteile in der Antwortkategorie „sehr wichtig“)

Quelle: Im Rahmen der „Begleitevaluation der arbeitsmarktpolitischen Integrationsmaßnahmen für Geflüchtete“ durchgeführte Organisationsbefragungen zum Einsatz arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen für Personen im Kontext von Fluchtmigration, Welle 1 und 2, eigene Berechnungen.

Anmerkungen: Fragestellung: „Wie wichtig sind für ihre Arbeitsagentur / ihr Jobcenter die folgenden Gruppen von Fördermaßnahmen nach SGB II und SGB III, wenn es darum geht, die Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt zu erreichen?“ Den Organisationen stand zur Beantwortung dieser Frage eine 4erSkala mit den Ausprägungen „völlig unwichtig“, „eher unwichtig“, „eher wichtig“ und „sehr wichtig“ zur Verfügung. Hier werden die jeweiligen Anteile der Ausprägung „sehr wichtig“ ausgewiesen.

In der zweiten Befragungswelle, die im Frühjahr 2020 durchgeführt wurde, werden weiterhin unzureichende deutsche Sprachkenntnisse einheitlich als wichtigster die Arbeitsmarktintegration sowohl männlicher als auch weiblicher Geflüchteter behindernder Faktor eingestuft. Im Vergleich zur früheren Befragung ist auffällig, dass aus Sicht der Arbeitsagenturen eine eingeschränkte regionale Mobilität der männlichen Geflüchteten in der Rangfolge der Hemmnisse der Arbeitsmarktintegration

34 Es wurden nur Arbeitsagenturen gebeten, diesen Faktor zu bewerten, da im Rechtskreis SGB II (d.h. in Zuständigkeitsbereich der Jobcenter) der Aufenthaltsstatus der Geflüchteten mehrheitlich geklärt ist.

an Bedeutung zugenommen hat. Dies gilt auch, und ebenfalls nach Einschätzung der Jobcenter, für fehlende Kenntnisse des lateinischen Alphabets und fehlende Basisqualifikationen. Auch in der zweiten Welle gibt es einige Faktoren, die nach Einschätzung der befragten Organisationen die Arbeitsmarktintegration von weiblichen Geflüchteten stärker hemmen als diejenige von männlichen Geflüchteten. Dies trifft erneut in besonderem Maße auf kulturelle Prägungen und Differenzen zu, außerdem jedoch auch auf fehlende Kinderbetreuung als ein die Arbeitsmarktintegration weiblicher Geflüchteter behindernder Faktor. Nach Einschätzung der Arbeitsagenturen ist es zudem recht bedeutsam, dass sich Ehemänner der Integration in den Weg stellen.

Tab. 3 Top-5-Hemmnisse der Arbeitsmarktintegration der Geflüchteten in eigener Zuständigkeit (Prozentanteile in der Antwortkategorie „sehr stark“)

Quelle: Im Rahmen der „Begleitevaluation der arbeitsmarktpolitischen Integrationsmaßnahmen für Geflüchtete“ durchgeführte Organisationsbefragungen zum Einsatz arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen für Personen im Kontext von Fluchtmigration, Welle 1 und 2, eigene Berechnungen.

Anmerkungen: Fragestellung: „Ihrer Einschätzung nach, wie stark behindern aktuell die folgenden Faktoren die Arbeitsmarktintegration der männlichen bzw. weiblichen Geflüchteten, für die ihre Organisation zuständig ist?“ Den Organisationen stand zur Beantwortung dieser Frage eine 4erSkala mit den Ausprägungen „sehr wenig“, „eher wenig“, „eher stark“ und „sehr stark“ zur Verfügung. Hier werden die jeweiligen Anteile der Ausprägung „sehr stark“ ausgewiesen.

Tab. 4 fokussiert erneut auf die fünf zu evaluierenden Maßnahmen und zeigt die Einschätzungen der Jobcenter und Arbeitsagenturen, wie hilfreich diese für die Arbeitsmarktintegration der männlichen und weiblichen Geflüchteten aus ihrer Sicht sind, und wie sich diese Einschätzungen über die zwei Messzeitpunkte der Organisationsbefragung hinweg verändert haben. Die zugrundeliegende

Fragestellung nimmt damit stärker die Effektivität der Maßnahmen in den Blick als diejenige, auf der Abb. 7 basiert. Dennoch sind die Ergebnisse grundsätzlich sehr ähnlich und die Rangfolge der fünf zu evaluierenden Maßnahmen entspricht auch im Hinblick darauf, wie hilfreich diese für die Integration der männlichen und weiblichen Geflüchteten in den Arbeitsmarkt sind, der zuvor beschriebenen.

a) männliche Geflüchtete

Arbeitsagenturen (Welle 1) Jobcenter (Welle 1)

1 Deutsche Sprachkenntnisse 81% 1 Deutsche Sprachkenntnisse 74%

2 Kenntnisse über das deutsche Ausbildungssystem 48% 2 Kenntnisse über das deutsche Ausbildungssystem 50%

3 Unsicherer Aufenthaltsstatus 40% 3 Kenntnisse über den deutschen Arbeitsmarkt 44%

4 Fehlende berufliche Qualifikationen 39% 4 Fehlende berufliche Qualifikationen 42%

5 Kenntnisse über den deutschen Arbeitsmarkt 33% 5 Kenntnisse des lateinischen Alphabets 33%

Arbeitsagenturen (Welle 2) Jobcenter (Welle 2)

1 Deutsche Sprachkenntnisse 61% 1 Deutsche Sprachkenntnisse 42%

2 Eingeschränkte regionale Mobilität 35% 2 Kenntnisse des lateinischen Alphabets 26%

3 Kenntnisse des lateinischen Alphabets 29% 3 Fehlende Basisqualifikationen 23%

4 Fehlende Basisqualifikationen 18% 4 Fehlende berufliche Qualifikationen 22%

5 Fehlende berufliche Qualifikationen 14% 5 Kenntnisse über das deutsche Ausbildungssystem 18%

b) weibliche Geflüchtete

Arbeitsagenturen (Welle 1) Jobcenter (Welle 1)

1 Deutsche Sprachkenntnisse 84% 1 Deutsche Sprachkenntnisse 78%

2 Fehlende berufliche Qualifikationen 48% 2 Fehlende berufliche Qualifikationen 61%

3 Kulturelle Prägungen und Differenzen 48% 3 Kulturelle Prägungen und Differenzen 54%

4 Kenntnisse über das deutsche Ausbildungssystem 45% 4 Kenntnisse über das deutsche Ausbildungssystem 53%

5 Kenntnisse des lateinischen Alphabets 43% 5 Kenntnisse über den deutschen Arbeitsmarkt 51%

Arbeitsagenturen (Welle 2) Jobcenter (Welle 2)

1 Deutsche Sprachkenntnisse 50% 1 Deutsche Sprachkenntnisse 59%

2 Kulturelle Prägungen und Differenzen 46% 2 Kulturelle Prägungen und Differenzen 50%

3 Ehemänner stehen Integration im Weg 41% 3 Fehlende Kinderbetreuung 50%

4 Fehlende Kinderbetreuung 37% 4 Kenntnisse des lateinischen Alphabets 42%

5 Fehlende Basisqualifikationen 35% 5 Fehlende berufliche Qualifikationen 39%

Auffällig sind zudem die folgenden Aspekte in Tab. 4: Erstens werden Beschäftigung schaffende Maßnahmen von den befragten Organisationen im Frühjahr 2020 im Hinblick darauf, wie hilfreich diese für die Arbeitsmarktintegration der männlichen Geflüchteten sind, noch deutlich schlechter eingeschätzt als im Frühjahr 2018. Ihre Bewertung war jedoch schon in der ersten Welle die schlechteste im Vergleich zu den übrigen vier zu evaluierenden Maßnahmen. Zweitens ist dieser Rückgang der Einschätzung der Organisationen, wie hilfreich Beschäftigung schaffende Maßnahmen für die Arbeitsmarktintegration sind, bei weiblichen Geflüchteten nicht zu beobachten. Im Hinblick auf die Gruppe der weiblichen Geflüchteten werden Beschäftigung schaffende Maßnahmen über beide Messzeitpunkte hinweg stabil, aber vergleichsweise gering bewertet; der Abstand zur durchschnittlichen Bewertung der übrigen vier zu evaluierenden Maßnahmen ist jedoch weniger stark ausgeprägt als bei männlichen Geflüchteten. Drittens werden Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung im Hinblick auf die Arbeitsmarktintegration sowohl männlicher als auch weiblicher Geflüchteter von den Organisationen durchgängig als am hilfreichsten eingeschätzt.

Jedoch ist der Abstand ihrer durchschnittlichen Bewertung zu den übrigen vier zu evaluierenden Maßnahmen bei männlichen Geflüchteten deutlicher ausgeprägter als bei weiblichen Geflüchteten.

Tab. 4 Einschätzungen der Jobcenter und Arbeitsagenturen, wie hilfreich die zu

evaluierenden Maßnahmen für die Arbeitsmarktintegration der männlichen und weiblichen Geflüchteten sind (Durchschnittswerte auf einer 4er-Skala)

Quelle: Im Rahmen der „Begleitevaluation der arbeitsmarktpolitischen Integrationsmaßnahmen für Geflüchtete“ durchgeführte Organisationsbefragungen zum Einsatz arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen für Personen im Kontext von Fluchtmigration, Welle 1 und 2, eigene Berechnungen.

Anmerkungen: Fragestellung: „Geflüchtete bringen unterschiedliche Voraussetzungen für die Integration in den deutschen Arbeitsmarkt mit. Wie hilfreich sind, Ihrer Einschätzung nach, die verschiedenen Arten von Fördermaßnahmen nach SGB II und SGB III, wenn es darum geht, die folgenden Gruppen von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt zu integrieren?“ Den Organisationen stand zur Beantwortung dieser Frage eine 4erSkala mit den Ausprägungen „wenig hilfreich“ (1), „etwas hilfreich“ (2), „hilfreich“ (3) und „sehr hilfreich“ (4) zur Verfügung.

Hier werden die jeweiligen Durchschnittswerte ausgewiesen.

Die Organisationsbefragungen wurden auch durchgeführt, um darin erhobene Merkmale möglicher-weise für sogenannte Instrumentvariablen‐Ansätze (IV-Ansätze) zur Schätzung unverzerrter

Teilnahmeeffekte zu nutzen. Die Frage, ob sich diese oder weitere Kandidatenvariablen (auch aus anderen Datenquellen) für IV-Ansätze eignen, wurde im Rahmen der Wirkungsanalysen geprüft (siehe Kapitel 5). Bei den meisten Maßnahmentypen erweist sich – wie in ähnlichen Untersuchungen – die regionale Maßnahmenintensität als geeignetes Instrument. Weitere aus den Organisations-befragungen generierte Kandidatenvariablen erfüllen das Kriterium der Relevanz dagegen nicht.

Schließlich werden die Daten der Organisationsbefragung im Rahmen der Wirkungsanalysen in Kapitel 5 für Heterogenitätsanalysen verwendet. In diesem Zusammenhang werden die in Tab. 5 dargestellten Variablen betrachtet, welche verschiedene Rahmenbedingungen in den Organisationen gut erfassen und eine ausreichende Streuung über die betrachteten Organisationen hinweg

aufweisen. Dabei wird die Hypothese getestet, inwieweit die auf diese Weise approximierten

AA JC AA JC AA JC AA JC

Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung 3,4 3,3 3,5 3,6 3,2 3,0 2,8 3,0 Maßnahmen zur Förderung der Berufswahl und -ausbildung 3,0 2,7 3,0 2,7 2,9 2,4 2,8 2,5 Maßnahmen zur Förderung der beruflichen Weiterbildung 2,9 2,7 3,1 3,0 2,7 2,3 2,7 2,5 Maßnahmen zur Aufnahme einer Erwerbstätigkeit 3,1 3,1 3,1 3,3 2,9 2,7 2,7 2,8

Beschäftigung schaffende Maßnahmen 2,2 2,0 1,1 1,1 2,1 2,1 2,3 2,4

Männliche Geflüchtete Weibliche Geflüchtete

Welle 1 Welle 2 Welle 1 Welle 2

Rahmenbedingungen die Integration der Geflüchteten in Arbeit und Ausbildung und insbesondere die diesbezügliche Wirksamkeit der zu evaluierenden Maßnahmen möglicherweise beeinflussen.

Tab. 5 Variablen zu den Rahmenbedingungen in den Jobcentern und Arbeitsagenturen, die im Rahmen von Heterogenitätsanalysen zur Wirksamkeit der

arbeitsmarktpolitischen Integrationsmaßnahmen betrachtet werden

Quelle: Im Rahmen der „Begleitevaluation der arbeitsmarktpolitischen Integrationsmaßnahmen für Geflüchtete“ durchgeführte

Quelle: Im Rahmen der „Begleitevaluation der arbeitsmarktpolitischen Integrationsmaßnahmen für Geflüchtete“ durchgeführte