5. Einflussfaktoren aus dem Innenraum
5.3 Ergebnisse
Von den insgesamt 12 untersuchten MVOC`s gelang der Nachweis von 2-Hexanon, 2-Heptanon, 1-Octen-3-ol, Fenchon und ␣-Terpineol.
In der Tabelle 4 sind die ermittelten Maximalwerte und das 90.-Perzentil dieser Verbindungen angeführt.
Maximalwert 90.-Perzentil
2-Hexanon 8 0,4 0,1
2-Heptanon 25 1,4 0,7
1-Octen-3-ol 3 0,2
-Fenchon 1 0,3
-a-Terpineol 21 1,4 0,9
N
in µg/m³
␣
Tabelle 4: Ermittelte MVOC's
Zur Interpretation der Ergebnisse existieren keine einheitlichen Bewertungsmaßstäbe. In der bisheri-gen Praxis des Landesamtes für Verbraucherschutz wurde ein verdeckter Schimmelbefall als mög-lich angesehen, wenn die Raumluftkonzentration einer dieser Verbindungen den Wert 1 μg/m3 über-steigt, d. h. ein Wert über 1 μg/m3 sollte Anlass sein, den betreffenden Raum gründlich auf mögliches Schimmelwachstum abzusuchen. Diesem Um stand ist nicht gleichzusetzen, dass zwangsläufig ein Schimmelbefall vorhanden sein muss. Wie oft ein Wert über 1 μg/m3 jeweils für die einzelnen Verbin-dungen erreicht wurde, ist in Tabelle 5 dargestellt.
Die Veränderungen der BTEX-Konzentrationen im Vergleich zu den Studien 1997, 2000, und 2003 sind in der Abbildung 48 dargestellt.
Besonders häufig wurden die Verbindungen 2-Hexa non, und ␣-Terpineol nachgewiesen. Der An teil relevanter Konzentrationen von >1 μg/m3 Luft war entgegen der Studien 2000 und 2003 beim ␣-Terpineol am höchsten. Insgesamt waren in 4 von 55 Kinderzimmern (7,2 %) eine bis mehrere Verbindungen in Konzentrationen >1 μg/m3 nach-weisbar. In der Studie von 2003 betrug dieser Anteil noch 57 %.
Benzol, Toluol, Ethylbenzol, Xylole (BTEX)
In der Tabelle 6 sind die ermittelten Maximalwerte dieser Verbindungen nach Untersuchungsorten und im Vergleich zur Studie 2003 aufgeführt.
N
(Zahl der Einzel-nachweise insgesamt)
2-Heptanon 8 0
2-Hexanon 25 2 (8 %)
1-Octen-3-ol 3 0
Fenchon 1 0
a-Terpineol 21 3 (14 %)
davon > 1 µg/m³
␣
Tabelle 5: Zahl der Einzelnachweise von MVOC`s mit Konzen trationen >1 μg/m3 Luft
2003 2006 2003 2006
Benzol 4,9 4,8 9 4,2
Toluol 34,6 55,8 72,7 68,2
Ethylbenzol 33,6 8,2 87,8 9
m-Xylol 76,1 15,9 11,4 21,5
o-Xylol 18,2 6,8 97,3 11,2
Magdeburg Halle
in µg/m³
Tabelle 6: Maximalwerte BTEX
Die Werte von Magdeburg und Halle sind in etwa ver-gleichbar. Im Vergleich zur Studie 2003 ist in Magde-burg beim Toluol und in Halle beim m-Xylol eine Erhöhung zu verzeichnen. Bei den Maximalwerten muss beachtet werden, dass sie eventuell durch besondere Ereignisse, z. B. Renovierungsarbeiten, während der vierwöchigen Messphase beeinflusst wurden, was im Einzelnen nicht immer konkret nach-vollziehbar ist. In der Abbildung 47 ist der Vergleich zwischen Magdeburg und Halle graphisch darge-stellt.
Abbildung 47:
BTEX-Konzentrationen im Vergleich Magdeburg Halle, Untersuchungsjahr 2006
Abbildung 48:
Veränderungen der BTEX-Konzentrationen im Vergleich zu den Studien von 1997, 2000 und 2003
Die sich 2003 abzeichnende stetige Verringerung der Raumluftkonzentrationen der flüchtigen orga-nischen Verbindungen hat sich im Jahre 2006 nicht fortgesetzt. Ursache für den scheinbaren geringen Anstieg ist der Wegfall der in den vorangegange-nen Studien mit in die Auswertung eingegangevorangegange-nen geringer belasteten Haushalte in der Altmark. Diese Feststellung konnte durch ein Herausrechnen der Altmark bei der Betrachtung der Werte von
2003 untermauert werden.
Alpha-Pinen, Limonen und Phenoxy-ethanol, Phenoxypropanol
bedingt zurückgehalten werden, während gröbere Partikel keine Belastung der Atemwege darstellen (daher wird im Zusammenhang mit Feinstaub auch von inhalierbarem Feinstaub bzw. als thorakalem Schwebstaub gesprochen).
In den Tabellen 8 und 9 sind die Ergebnisse der Messungen in Magdeburg und Halle dargestellt.
Tabelle 7: Maximalwerte ␣-Pinen, Phenoxyethanol
Spitzenwerte wurden bei ␣-Pinen und Limonen in Halle gefunden, bei Phenoxyethanol in Magdeburg.
Ein regionaler Vergleich ist in der Abbildung 49 dargestellt. Phenoxyethanol und Phenoxypropanol wurden bei dieser Darstellung nicht berücksichtigt, da sie im Gesamtvorkommen keine dominierende Rolle spielen.
Abbildung 49:
␣-Pinen- und Limonen-Konzentrationen der Innen-raum luftproben im Vergleich zwischen Magdeburg und Halle
2003 2006 2003 2006
a-Pinen 72,4 84,5 90,6 94,9
Limonen 42,4 49,2 166,6 76,9
Phenoxyethanol 1,1 1,5 3,8 0,5
Phenoxypropanol 3,2 0 0,5 0
Magdeburg Halle
in µg/m³
␣
Feinstaub
Die Definition des Feinstaubs geht zurück auf den im Jahre 1987 eingeführten National Air Quality Standard for Particulate Matter (kurz als PM-Standard bezeich-net) der US-amerikanischen Umweltschutzbehörde EPA (Environmental Protection Agency). Dieser stellt eine grundlegende Veränderung in der Bewertung von Immissionen dar. Während zuvor die Gesamtimmission betrachtet wurde, liegt der Fokus nun auf dem einatembaren Anteil der Immissionen.
Damit wird dem Umstand Rechnung getragen, dass feine Partikel von den Schleimhäuten im Nasen/
Rachenraum bzw. den Härchen im Nasenbereich nur
MD HAL MD HAL MD HAL
N 29 26 29 26 29 26
MIN 0,8 4,7 1,7 6,9 9,3 32,9
Median 4,3 17,7 8,1 22,4 42,7 85,7
MW 17,7 27,0 24,0 36,0 66,4 101,3
90.Perz. 26,0 51,7 51,2 68,3 147,4 150,4
MAX 191,5 106,8 209,9 131,0 290,1 432,7
PM1,0 PM2,5 PM10
Tabelle 8: Messwerte Innenraum
MD HAL MD HAL MD HAL
N 2 2 2 2 2 2
MIN 6,4 14,4 7,7 20,1 12,7 36,4
Median 6,7 16,3 9,6 22,6 14,8 61,7
MW 6,7 20,1 9,6 25,6 14,8 73,0
90.Perz. 6,9 27,0 11,1 31,7 16,4 109,1
MAX 7,0 29,7 11,5 34,0 16,8 120,9
PM1,0 PM2,5 PM10
Tabelle 9: Messwerte Außenluft
Die Messung der Außenluft erfolgte vor der Wohnung auf Straßenniveau bei ortsüblichem Verkehr. Die Außen luftwerte sind nur Stichproben und durch die geringe Anzahl nicht als repräsentativ anzusehen.
Zum Vergleich sind in der Tabelle 10 die Durch-schnitts werte der Feinstaubbelastung des IV.Quar tals, ge messen durch das Landesamt für Umweltschutz Sachsen Anhalt, aufgeführt.
Tabelle 10: Monatsmittelwerte der Außenwelt, 2006 (Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt)
PM2,5 PM10 PM101) PM102)
Oktober 14 26 38 25
November 11 20 34 21
Dezember 10 16 29 16
Magdeburg Halle
1)Reuter Allee, 2)Süd-Ost
Die Abbildung zeigt, dass die Feinstaubbelastung insgesamt in den betrachteten Kinderzimmern in Magdeburg deutlich geringer ist. Da der Proben-umfang überschaubar ist, sind in den drei folgen-den Abbildungen die im Einzelnen ermittelten Feinstaubgehalte im Vergleich Magdeburg und Halle für die Fraktionen PM10, PM2,5 und PM1,0 darge-stellt.
Aus den Abbildungen ist deutlich ersichtlich, dass besonders die Feinstaubbelastung mit PM1,0 in den Kinderzimmern in Halle erheblich höher als in Magdeburg ist. Da der Verdacht bestand, dass dieser Unterschied durch die eingemeindeten ländlichen Gebiete von Magdeburg hervorgerufen wird, wurde eine vergleichende Betrachtung auch ohne diese Gebiete durchgeführt. Im Ergebnis wurde der gleiche Trend ermittelt.
Die folgende Tabelle 11 zeigt einen Vergleich der im Rahmen dieser Studie bei Messungen in 55 Innenräumen und verschiedenen anderen Studien ermittelten PM2,5-Feinstaubgehalte.
Abbildung 50:
PM1,0-, PM2,5- und PM10-Konzentrationen der Innen-raumluft im Vergleich zwischen Magdeburg und Halle
Abbildung 51:
PM10-Feinstaub-Gehalte der Innenraumluft in Halle und Magdeburg
Abbildung 52:
PM2,5-Feinstaub-Gehalte der Innenraumluft in Halle und Magdeburg
Abbildung 53:
PM1,0-Feinstaub-Gehalte der Innenraumluft in Halle und Magdeburg
Minimum 2 6 6 3 3
Median 15 24 15 20 17 15
Mittelwert 31 97 23 31 23 19
Maximum 210 182 89 209 91
Mannheim1) Stuttgart1) Kehl1) Aulendorf1) Hamburg2) in µg/m³
diese Studie 2006
Tabelle 11: Vergleich von PM2,5-Feinstaubgehalten
Die Tabelle 11 zeigt, dass sich die Messwerte der vor-liegenden Studie, von Mannheim abgesehen, in der Größenordnung der anderen Studien bewegen.
Im Weiteren sollen einige spezielle Fragebogen-punkte in Bezug auf die Feinstaubbelastung näher untersucht werden:
Wohnumfeld
Betrachtet man das Wohnumfeld so zeigen sich beim PM10 keine Unterschiede in Bezug auf die Lage der Wohnung. Beim PM2,5 und PM1,0 ist ein signifi-kanter Unterschied bei der Staubbelastung zwischen
1) Untersuchung des LGA Baden-Württemberg (modifi-ziert nach Link et al 2004)
2) Untersuchungen zur Feinstaubbelastung in Ham-bur ger Haushalten, Wesselmann, M., Bauinstitut Hamburg-Harburg, Vortrag auf den 13. WaBoLu-Innenraumtagen in Berlin
Wohnungen auf dem Lande bzw. in Stadtrandlage und Wohnungen in der Stadt zu verzeichnen. Dies betrifft nicht die Kategorie „eigenes Stadthaus“. Hier sind zu den anderen Wohnlagen keine signifikanten Unterschiede nachweisbar. Die Wohnungen auf dem Lande sind erwartungsgemäß geringer belastet, das eigene Stadthaus nimmt eine Mittelstellung ein.
Sozialstatus
In Haushalten mit hohem und mittlerem Sozialstatus ist die Feinstaubbelastung signifikant geringer als in Haushalten mit niedrigem Sozialstatus. Die Haushalte mit hohem Sozialstatus haben wiederum einen höheren Feinstaubgehalt als die Haushalte mit mittlerem Sozialstatus.
Abbildung 54:
Wohnumfeld, PM1,0
Entfernung zur Straße
Die Entfernung der Wohnung zur Straße führt beim PM10, PM2,5 und PM1,0 zu keinen signifi-kanten Unterschieden bei der Staubbelastung der Innenräume. Der Trend zeigt aber, dass Wohnungen mit einem Abstand von weniger als 10 m zur Straße höher belastet sind.
Heizung
Fernbeheizte Wohnungen zeigen gegenüber zen-tralbeheizten Wohnungen und Etagen – oder Einzel raum heizungen eine signifikant höhere Fein staubbelastung in allen drei Staubfraktionen.
Die Feinstaubbelastung bei zentralbeheizten Woh-nungen ist am geringsten.
Abbildung 55:
Abbildung 56:
Sozialstatus, PM 1,0
Vergleicht man Raucher- mit hal ten, so ist bei allen drei untersuchten Feinstaub-fraktionen ein signifikanter Unterschied vorhanden.
Abbildung 57:
Rauchen in der Wohnung, PM10
In der Stellungnahme der Innenraumlufthygiene-Kommission zu Feinstäuben in Wohnräumen und Schulen vom 30.9.2007 wird ausgeführt, dass wegen der sehr vielfältigen Quellen, aus denen Feinstaub im Innenraum stammen kann, eine gesundheitli-che Bewertung der Feinstaubkonzentrationen sehr schwierig ist. Im Bericht für die Länderarbeitsgruppe Umweltbezogener Gesundheitsschutz (LAUG) vom August 2007 „Exposition durch Feinstaub in Innen-räumen und ihre gesundheitliche Bewertung“ sind mehrere Studien angeführt, in denen ein gesund-heitlicher Bezug zur Feinstaubbelastung hergestellt wird. Unter anderem wurde hier in einer Studie von SIMONI at al 2004 ein Zusammenhang zwischen der Feinstaubbelastung mit PM2,0 und einem erhöhten Risiko für akute respiratorische Erkrankungen und bronchitischen und asthmatischen Erkrankungen gefunden. Der Vergleich der Feinstaubbelastung mit möglichen Erkrankungen der Kinder im Rahmen der Studie ergab bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 10 % einen Zusammenhang zwischen der PM10-Belastung und dem Auftreten von Bronchitis (OR 8,4 bei einem 90 %-KI von 1,19-59,4). Ein Zusammen-hang zur PM1,0-, und PM2,5-Belastung war, auch bei Annahme einer 20 %igen Irrtumswahrscheinlichkeit, nicht gegeben.