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5 Die Koordination von Plosiven

5.3 Die zeitliche intergestische Koordinierung

5.3.2 Ergebnisse

In den folgenden Abbildungen wurde die Dauer des intermediären Abstands abgebildet. In der oberen Hälfte befinden sich in diesem Kapitel die betonten und in der unteren die unbetonten Token.

Abbildung 10: Dauer des intermediären Abstands (Mittelwerte über vier BP und fünf EP Sprecher mit Standardabweichungen42).

Die Abstände zwischen den Plateaus waren ausnahmslos kürzer im EP (χ2[1] =13.1, p < 0.01) als im BP und somit die hier analysierten Plosive bei allen EP-Token enger koordiniert als bei den BP-Token. Der Stimulustyp hatte den Haupteffekt

42 Die Konsonantencluster wurden vereinheitlicht und parallel zu den anderen Stimulustypen mit drei Elementen dargestellt. Dafür wurden sie mit einer Null zwischen den Konsonanten verzeichnet, die für einen leeren Vokal(-platz) stehen soll. Die Dauer der Plateaus wurde nicht abgebildet.

2[2] = 237.4, p < 0.001), wurde allerdings durch die signifikanten Interaktionen zwischen Stimulustyp und Sprechervarietät (χ2[2] = 35.5, p < 0.001) sowie zwischen Stimulustyp und Artikulationsort (χ2[2] = 183.6, p < 0.001) eingeschränkt. Aus den Tukey Post-Hoc-Tests ging hervor, dass der Artikulationsort einen signifikanten Einfluss auf die Plateaudauer der beiden CVC-Sequenzen ausübte (p < 0.001 für

<C1et> und <C1eC2>), aber nicht der Cluster (p = 0.8). Die fehlende Interaktion zwischen Stimulustyp und Artikulationsort im EP ist daran ersichtlich, dass die Stimulustypen in beiden Artikulationsorten die gleiche Tendenz aufwiesen, und zwar war die Dauer des intermediären Plateaus sowohl bei velaren als auch bei bilabialen Token am kürzesten bei Clustern, gefolgt von

<C1et> und schließlich <C1ut> mit dem längsten Plateau.

Im BP waren Cluster in beiden Artikulationsorten eng koordiniert, da sie sowohl nach velarem als auch nach bilabialem C1 einen kürzen intermediären Abstand aufwiesen. Bei den CVC-Sequenzen kam die Interaktion zum Ausdruck, indem <C1et>

vergleichsweise kürzere intermediäre Abstände nach /k/ und längere nach /p/ zeigte. Demnach war die Koordination von

<C1et> enger nach /k/, aber weiter nach /p/ als die von <C1ut>

und die Koordination von <C1ut> verhielt sich genau umgekehrt:

weiter nach /k/ und enger nach /p/. Die Betonung hatte einen größeren Einfluss auf die Abstandsdauer im BP als im EP, aber die Tendenz zu kürzeren Abständen bei unbetonten als bei betonten Token war in beiden Varietäten signifikant (χ2[1] = 13.2, p < 0.001 für BP und χ2[1] = 9.3, p < 0.01 für EP).

Die Unterschiede in der Dauer des C1-Plateaus lassen sich am besten durch den signifikanten Einfluss des Stimulustyps (χ2[2] = 47.0, p < 0.001) und der Sprechervarietät (χ2[1] = 5.9, p < 0.05) erklären. Die C1-Plateaus waren im BP länger als im EP und in beiden CVC-Sequenzen (<C1et> <C1ut>) ergaben sich deutlich längere Plateaus als in Clustern. Bei den europäischen Token wurde eine signifikante Interaktion zwischen Stimulustyp und Artikulationsort festgestellt, die an längeren Plateaus bei <C1et>

nach velaren als nach bilabialen Plosiven lagen. Die weiteren Faktoren oder Interaktionen hatten keinen signifikanten Einfluss auf die Plateaudauer.

Der Stimulustyp (χ2[2] = 34.9, p < 0.001) hatte einen signifikanten Einfluss auf die Dauer des C2-Plateaus und die Sprechervarietät zeigte an sich keinen Einfluss, allerdings wurde eine Interaktion zwischen beiden Faktoren festgestellt. Diesbezüglich zeigten Post-Hoc-Tests eine längere Dauer von <C1et> im Vergleich zu Clustern (p < 0.001) und zu <C1ut> (p < 0.001) im BP und keine signifikanten Unterschiede für EP. Die Dauer des C2-Plateaus wurde außerdem in beiden Varietäten von der Betonung (χ2[1] = 168.5, p < 0.001 im BP und χ2[1] = 37.8, p < 0.001 im EP) erheblich beeinflusst, wobei die Plateaudauer vor allem in den BP-Daten bei betonten deutlich länger als bei unbetonten Token ist.

Der Effekt des C1-Artikulationsorts ist ebenso ausgeprägter in den BP- als in den EP-Daten (χ2[1] = 44.0, p < 0.001 im BP und χ2[1]

= 13.0, p < 0.001 im EP), weil velare Konsonanten in beiden Varietäten signifikant längere Plateaus zeigten als die Bilabiale. Im BP gab es außerdem eine signifikante Interaktion zwischen Stimulustyp und Artikulationsort (χ2[1] = 36.1, p < 0.001), die dadurch zustande kam, dass die Dauer des C2-Plateaus deutlich länger nach dem velaren Plosiv in <C1et> als in Clustern (p <

0.001) war und in Clustern deutlich länger im Vergleich zu

<C1ut> (p < 0.001). Der gleiche Effekt von längeren C2-Plateaus nach dem velaren C1 trat ebenfalls bei beiden CVC-Sequenzen auf (p < 0.001 in beiden Fällen). Bei den bilabialen C1 wurden keine Dauerunterschiede bzw. keine Effekte festgestellt. Im EP interagierte der Artikulationsort sowohl mit dem Stimulustyp (χ2[2] = 10.9, p < 0.01) als auch mit der Betonung (χ2[1] =4.1, p <

0.05). Der Grund für diese Interaktionen lag darin, dass C2 -Plateaus länger waren bei <C1et> im Vergleich zu <C1ut> nach velaren (p < 0.05) aber nicht nach labialen C1. Cluster (p < 0.01) und <C1ut> (p < 0.01) waren länger in betonter als in unbetonter Position. Dies traf allerdings nicht auf <C1et> zu.

Abbildung 11 veranschaulicht die Synchronisierungsmittelwerte von fünf EP-Sprechern (links) und vier BP-Sprechern (rechts). In der oberen Hälfte befinden sich die betonten, in der unteren die unbetonten Token.

Abbildung 11: Übersicht der Synchronisierung der Gesten nach Liquid-Gruppen und Varietäten getrennt (Mittelwerte über fünf EP- und vier BP-Sprecher mit Standardabweichungen

Betrachtet man die Gesamtergebnisse, können Sprechervarietät (χ2[1] = 13.1, p < 0.01) und Stimulustyp (χ2[2] = 226.1, p < 0.001) sowie die Interaktion (χ2[2] = 20.9, p < 0.01) zwischen beiden die meiste Variabilität bei der Synchronisierung beider Plosive erklären. In der Koordination der Plosive wurden die gleichen Tendenzen in beiden Varietäten ersichtlich, allerdings fand ausnahmslos mehr Überlappung der Gesten im EP als im BP statt. Cluster zeigten in beiden Varietäten positive Werte > 1, und

somit eine starke Überlappung und eine enge Koordinierung der Konsonanten.

Die Koordination der CVC-Sequenzen wurde von der Interaktion zwischen Artikulationsort und Stimulustyp stark geprägt (χ2[2] = 119.9, p < 0.001 für BP und χ2[2] = 62.7, p < 0.001 bei EP), indem die Plosive in <C1et> mehr Überlappung nach dem velaren als nach dem bilabialen C1 zeigten und sich in <C1ut> die Gesten nach /p/ überlappten, aber nicht nach /k/. Infolgedessen war die Koordination von <C1et> eng nach velarem und weit nach bilabialem Plosiv, während die Koordination von <C1ut> genau die entgegengesetzte Tendenz zeigte, und zwar waren die Plosive in <C1ut> eng koordiniert nach dem bilabialen und weit auseinander nach dem velaren Plosiv. Die Überlappung war ausnahmslos stärker bei unbetonten als bei betonten Token und dementsprechend waren unbetonte Token enger koordiniert als betonte.

An dieser Stelle waren die Ergebnisse dieses Überlappungsverfahrens also ähnlich wie die des intermediären Abstands der Konsonanten: Die Synchronisierung beider Konsonanten fiel je nach Sprechervarietät unterschiedlich aus, indem Plosive enger im EP als im BP koordiniert wurden. Der Stimulustyp hatte ebenso einen hochsignifikanten Einfluss auf die Plosivkoordination, die von einer starken Interaktion mit dem Artikulationsort geprägt war: Die Koordination von <C1et> war eng nach velaren und weit nach bilabialen Plosiven und <C1ut>

zeigte eine enge Koordination nach bilabialen und eine weite nach velaren Plosiven. Außerdem begann C2 in unbetonten Token früher innerhalb von C1 als in betonten in beiden Varietäten.