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Zunächst wurden die Korrelationen der vier Angstskalen untereinander berechnet. Die Ergebnisse können Tabelle 1 entnommen werden.

Tabelle 1: Die Interkorrelationen der Angstskalen

Beziehungs-

Aus Tabelle 1 wird ersichtlich, dass alle vier Skalen recht hoch miteinander korrelieren, die Korrelationen sind in Anbetracht des großen Stichprobenumfanges hoch signifikant.

Die Höhe der Korrelation ist insofern nicht weiter verwunderlich, als hier verschiedene Aspekte ein und desselben Merkmals, nämlich die Ängste erfasst werden sollten. Am höchsten korrelierten die Beziehungsängste und die Leistungsängste vor der Erkrankung miteinander. Personen die sich auch vor ihrer Erkrankung schon stark durch Leistungsängste belastet fühlten, klagen auch mehr über Beziehungsängste und umgekehrt. Von zentraler Bedeutung scheinen die Beziehungsängste zu sein, die auch

mit den Ängsten und emotionalen Reaktionen nach der Erkrankung höher korrelieren als die Leistungsängste.

Ähnlich wie die Ängste vor der Erkrankung hoch miteinander korrelieren, korrelieren auch die emotionalen Reaktionen und Ängste nach der Erkrankung sehr hoch miteinander. Die absolute Höhe der Korrelationen täuscht ein wenig über den tatsächlichen Zusammenhang hinweg. Wenn man die Korrelationen quadriert erhält man den Determinationskoeffizienten, der angibt, wie viel Prozent Varianz die beiden gemessenen Merkmale miteinander gemeinsam haben. Bei einer Korrelation von 0,71 kann man von 49% gemeinsamer Varianz ausgehen, bei einer nur geringfügig geringeren Korrelation von 0,61 beträgt der Anteil der gemeinsamen Varianz nur noch 36%. Es kann noch festgehalten werden, dass die Ängste vor der Erkrankung untereinander einen deutlich höheren Zusammenhang aufweisen und die Reaktionen nach der Erkrankung untereinander ebenfalls, wohingegen die Zusammenhänge zwischen den Ängsten vor der Erkrankung und den Reaktionen nach der Erkrankung deutlich geringer sind.

Als nächstes wurden die Korrelationen der Testwerte mit dem Lebensalter berechnet.

Die Ergebnisse sind in Tabelle 2 dargestellt.

Tabelle 2: Korrelation der Testskalen mit dem Lebensalter

Alter Beziehungsängste -0,18 Leistungsängste -0,25 Ängste nach Erkrankung -0,14

Emotionale Reaktionen -0,20

Alle vier Testskalen korrelieren negativ mit dem Lebensalter, die Korrelationen sind zwar nicht sehr hoch, jedoch in Anbetracht des großen Stichprobenumfangs ausnahmslos sehr signifikant. Die Ängste sind umso schwächer ausgeprägt sind, je älter die Personen werden. Anscheinend fühlen sich ältere Patienten durch die Erkrankung nicht in dem Ausmaß beeinträchtigt, wie dies bei jüngeren Patienten der Fall ist.

Gleichzeitig meinen diese auch, im früheren Alter nicht so stark durch Beziehungs- und Leistungsängste beeinträchtigt gewesen zu sein, wie die jüngeren Probanden. Den stärksten Zusammenhang mit dem Lebensalter weisen die Leistungsängste auf, was nicht überraschend ist, da es sich bei den älteren Probanden überwiegend um Personen handelt, die bereits im Rentenalter sind und die sich ganz offensichtlich nicht so stark unter Leistungsdruck fühlen, beziehungsweise im Nachhinein meinen früher nicht so stark unter Leistungsdruck gestanden zu haben. Ältere Patienten reagieren auf die Erkrankung auch weniger mit Ängsten, als dies bei jüngeren Patienten der Fall ist.

Möglicherweise erleben sie die Erkrankung eher als schicksalhaft und sind nicht in dem Maße davon überwältigt oder überrascht, wie das bei jüngeren Patienten der Fall sein dürfte.

In einem weiteren Auswertungsschritt wurden die Testergebnisse für verschiedene Kriteriumsgruppen miteinander verglichen. Hierzu ist anzumerken, dass nach vollständiger Testnormierung an mehr als 800 Patienten alle vier Skalen einer Stanine-Wert-Transformation unterzogen wurden. Bei einer derartigen Transformation werden die Rohwerte so standardisiert, dass jede Skala einen Mittelwert von fünf Punkten und eine Standardabweichung von zwei Punkten aufweist. Fünf Punkte entsprechen somit dem Durchschnittswert in der hier untersuchten klinischen Population. Im Bereich von drei bis sieben Punkten liegen etwa zwei Drittel aller Fälle. Die Ergebnisse für den Mittelwertsvergleich zwischen Männern und Frauen können Tabelle 3 entnommen werden.

Tabelle 3: Mittelwertsvergleich zwischen Männern und Frauen

Geschlecht N Mittelwert

Standard-Abweichung t df Signifikanz (2-zeitig)

Die Testwerte der Frauen sind in allen vier Skalen deutlich höher als die der Männer.

Die Mittelwertsunterschiede wurden mit Hilfe des t-Tests auf statistische Signifikanz überprüft und erwiesen sich, wie Tabelle 3 zu entnehmen ist, ausschließlich als hoch signifikant, so dass hier nicht mehr von zufallsbedingten Unterschieden gesprochen werden kann. Bei den Ängsten und emotionalen Reaktionen nach der Erkrankung sind die Unterschiede etwas stärker ausgeprägt als bei den Beziehungs- und Leistungsängsten vor der Erkrankung. Diese Unterschiede können nicht durch das Lebensalter erklärt werden, da sich in der Stichprobenbeschreibung schon gezeigt hatte, dass die Frauen nur geringfügig älter als die Männer sind. Abbildung 10 stellt dies noch einmal graphisch dar:

4,4 4,6 4,8 5 5,2 5,4 5,6 5,8

Mittelwert Beziehung- Ängste Leistungs- Ängste Ängste nach Erkrankung Emotionale Reaktionen

männlich weiblich

Abb. 10: Mittelwertsvergleich zwischen Männern und Frauen

Als nächstes wurde untersucht, inwieweit sich Patienten aus verschiedenen Berufsgruppen hinsichtlich ihrer Ängste unterscheiden. Die Stichprobe wurde hier auf 675 reduziert, weil die Kategorie der „sonstigen“ eliminiert wurde, da diese Gruppe zu heterogen ist und ihre Ergebnisse nicht interpretierbar gewesen wären. Somit blieben fünf Berufsgruppen übrig. Im Gegensatz zu den Paarweisen Mittelwertsvergleichen, wie bei Geschlechterunterschieden, bei denen man als Prüfgröße den t-Wert berechnet, handelt es sich hier um mehr als zwei zu vergleichende Kategorien. Die Signifikanz der Unterschiede von mehr als zwei Mittelwerten wird durch eine einfaktorielle Varianzanalyse überprüft. Dieses Verfahren prüft die Hypothese, ob die Mittelwertsunterschiede vor dem Hintergrund des jeweiligen Stichprobenumfangs noch als Zufallsschwankungen innerhalb ein und derselben Population erklärt werden können, oder ob diese Unterschiede überzufällig sind. Die entsprechende Prüfgröße ist

der F-Test, die entsprechende Analyse ergab, dass die Unterschiede zwischen den Berufsgruppen für alle vier Angstvariablen statistisch signifikant sind (siehe Tabelle 4).

Tabelle 4: Mittelwertsunterschiede zwischen den Berufsgruppen

Beruf N Mittelwert

Standard-Abweichung F Signifikanz Angestellter 203 5,32 2,04

Beamter 82 5,54 1,88

Angestellter 208 5,37 2,03

Beamter 84 5,17 1,82

Angestellter 217 5,23 1,93

Beamter 88 5,49 1,76

Angestellter 212 5,32 1,94

Beamter 88 5,55 1,74

Abbildung 11 veranschaulicht die entsprechenden Daten graphisch:

0 1 2 3 4 5 6

Mittelwert Beziehungs- Ängste Leistungs- Ängste Ängste nach Erkrankung Emotionale Reaktionen

Angestellter Beamter Selbständiger Hausfrau Pensionär

Abb. 11: Ängste der einzelnen Berufsgruppen

Betrachtet man zunächst die Ängste und emotionalen Reaktionen nach der Erkrankung, so fällt auf, dass die Hausfrauen mit beiden Skalen die mit Abstand höchsten Werte aufweisen. Es handelt sich hierbei zwar nur um eine relativ kleine Gruppe, trotzdem bleibt festzuhalten, dass Frauen dieser Berufsgruppe sich offensichtlich deutlich stärker durch die Erkrankung belastet fühlen als Patienten aus anderen Berufsgruppen. An zweiter Stelle folgen die Beamten. Betrachtet man die Ängste vor der Erkrankung, so fällt auf, dass die Hausfrauen bei den Beziehungsängsten durchschnittliche Werte aufweisen, was möglicherweise darauf zurückzuführen ist, dass Frauen sich nur dann als Hausfrauen definieren, wenn sie eine Familie haben, also familiär integriert sind, und daher vielleicht nicht so stark durch Beziehungsängste belastet sind wie andere. Bei

den Leistungsängsten erzielen die Hausfrauen hingegen die zweithöchsten Werte.

Auffällig ist, dass insbesondere die Angestellten und Beamten über vermehrte Beziehungsängste schon aus der Zeit vor der Erkrankung berichten, während diese bei den Selbständigen relativ schwach ausgeprägt gewesen zu sein scheinen. Ähnlich verhält es sich bei den Leistungsängsten, wobei hier die Unterschiede jedoch nicht ganz so stark ausgeprägt sind. Des Weiteren fällt auf, dass die Berufsgruppe der Pensionäre in allen vier Angstskalen niedrige Werte aufweisen, im Falle der Ängste vor der Erkrankung und der emotionalen Reaktionen nach der Erkrankung sogar die niedrigsten Werte. Bei den Ängsten nach der Erkrankung steht diese Gruppe an vorletzter Stelle.

Dies liegt möglicherweise daran, dass diese Gruppe nicht mehr aktiv am Berufsleben teilnimmt und zum großen Teil ihr Leben als erfüllt und abgeschlossen ansieht.

Die gleichen Berechnungen wurden auch für die Schulbildung, hier unterteilt nach Hauptschule, Realschule, Gymnasium uns Studium, durchgeführt. In diesem Fall erwiesen sich die Unterschiede jedoch auf keiner der vier Angstvariablen als statistisch signifikant, so dass auf eine graphische oder tabellarische Darstellung verzichtet wird.

Die Zufallswahrscheinlichkeiten für den F-Test variierten zwischen 0,52 und 0,94.

Insofern kann nur festgehalten werden, dass das Ausmaß der Ängste vor und nach der Erkrankung zwar abhängig zu sein scheint vom sozialen Status oder dem Milieu aus dem der Patient kommt, weniger jedoch von seinem Bildungsgrad.

Als nächstes wurde untersucht in wieweit die Bindungserfahrungen einen Einfluss auf die Ängste haben. Zunächst wurde geprüft, ob die Ängste von Patienten, die mit einem Elternteil aufwuchsen, stärker ausgeprägt sind als die Ängste von Patienten die mit beiden Eltern aufwuchsen. Da es sich um zwei Kategorien handelt, wurde die Signifikanz der Mittelwertsunterschiede wieder mit Hilfe des t-Tests überprüft.

Signifikante Unterschiede ergaben sich nur bei der Skala zur Erfassung der Beziehungsängste vor der Erkrankung. Die Ergebnisse für den Mittelwertsvergleich zwischen den Gruppen können Tabelle 5 entnommen werden.

Tabelle 5: Einfluss der Herkunftsfamilie

Elternteile N Mittel-Wert

Standard-

Abweichung t df Signifikanz (2-seitig)

Abbildung 11 veranschaulicht das Ergebnis noch einmal graphisch:

4,7

Mittelwert Beziehungs- Ängste Leistungs- Ängste Ängste nach Erkrankung Emotionale Reaktionen

ein Elternteil beide Elternteile

Abb. 11: Herkunftsfamilie

Bei Patienten, die nur mit einem Elternteil aufwuchsen, sind die Beziehungsängste stärker ausgeprägt als bei Patienten, die mit beiden Eltern aufwuchsen. Bei den anderen drei Skalen sind die Unterschiede statistisch nicht signifikant. Dieses Ergebnis ist durchaus plausibel und bestätigt die Validität dieser Skala eindeutig. Man könnte daraus die Hypothese ableiten, dass diese Skala daher auch besonders sensibel zwischen Patienten differenziert, die allein leben und jenen, die mit einem Partner zusammen leben.

Des Weiteren wurde untersucht, ob sich Patienten, die in einer festen Partnerschaft leben ebenso stark von Ängsten betroffen fühlen, wie allein stehende Patienten. Ähnlich wie bei der Herkunftsfamilie zeigte sich in der Tat, dass allein lebende Patienten stärker als Patienten mit Partnern von Beziehungsängsten aus der Zeit vor der Erkrankung berichten. Allerdings leiden Patienten die allein leben nach der Erkrankung auch stärker unter allgemeinen Ängsten und werden stärker durch negative emotionale Reaktionen belastet. Tabelle 6 und Abbildung 12 veranschaulicht diesen Zusammenhang.

Tabelle 6: Einfluss der Partnerbeziehung

Partner-

Beziehung N Mittel- Wert

Standard-

Abweichung t df Signifikanz (2-seitig)

4,7 4,8 4,9 5 5,1 5,2 5,3 5,4 5,5

Miielwert Beziehungs- Ängste Leistungs- Ängste Ängste nach Erkrankung Emotionale Reaktionen

allein lebend mit Partner

Abb. 12: Partnerbeziehung

Möglicherweise ist also die soziale Einbindung oder das soziale Netzwerk ein protektiver Faktor, der davor schützt, dass die Patienten sich nach der Erkrankung emotional zu sehr überfordert fühlen. Ergänzend sei hinzugefügt, dass es sich bei der sozialen Einbindung (leben mit einem Partner) und den früheren Bindungserfahrungen (leben mit einem oder beiden Elternteilen) um von einander unabhängige Einflüsse zu handeln scheint. Kombiniert man beide Merkmale, indem man eine Zwei-Weg-Varianzanalyse rechnet, so ergeben sich keine signifikanten Wechselwirkungen.

Die gleichen Berechnungen wurden auch für den Einfluss früherer Krankheitserfahrungen durchgeführt, dass heißt es wurde untersucht, ob der Behandlungsanlass, die vorherige Wahrnehmung von Krankheitssymptomen, Behandlungen auf der Intensivstation oder Erfahrungen mit früheren Behandlungen einen Einfluss auf die Ängste haben. Die Ergebnisse erwiesen sich jedoch ausnahmslos als nicht signifikant, so dass hier auf eine ausführliche Darstellung verzichtet werden kann.

Im Dokument Ängste bei Herzerkrankungen (Seite 31-43)