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Episches Geleitgedicht

Im Dokument IN DEN JAHREN 1632–1656 (Seite 120-125)

IV. Ziel und Aufbau der Dissertation

3. AUFFASSUNG DER GATTUNG DES PROPEMPTIKON IN

3.3. Grundbestand der Gedichttypen in den Dorpater Propemptika

3.3.7. Episches Geleitgedicht

Unter den Dorpater Abschiedgedichten kommen zwei Beispiele vor, die im Hexameter geschrieben sind und die eine episch-narrative Struktur haben: 3.7 und 6.13. Gerade die episch-narrative Struktur, die auch den relativ längeren Umfang dieser Gedichte bedingt, unterscheidet diese Gedichte von den kürzeren hexametrischen Propemptika 1.2 und 15, 2.3, 4.6, 6.11 und 12, die unter den Epigrammen (3.3.1.1) behandelt wurden. Nach dem Vorbild von M. Opitz könnte man diesen Gedichttyp auch heroisches Gedicht nennen, wobei unter dem Heroischen vor allem das hohe (“heroische”) Stilniveau verstanden werden muss (zusammenfassend Szyrocki 1997: 82).

Obwohl der zeitliche Abstand der zwei Dorpater epischen Propemptika elf Jahre beträgt (1638–1649), handelt es sich bei der Verwendung dieses Gedicht-typs um kein zufälliges Zusammentreffen, sondern um eine vom Dorpater Poesieprofessor L. Ludenius beeinflusste Traditionslinie. Das längere narrative epische Gedicht gehörte nämlich zu seinen eigenen Lieblingen schon während der Greifswalder Periode 1617–1635. Das bestätigen zahlreiche von seinen Gelegenheitsgedichten verschiedener Gattungen in der Sammlung Vitae Pomeranorum.234 Auch in Dorpat hat er diesen Gedichttyp oft verwendet.235

233 In der ganzen Dorpater Gelegenheitsdichtung kommen insgesamt zwei fehlerhaft gebildete Chronogramme vor, in beiden Fällen hat man sich um ein Jahr verrechnet, s.

www.ut.ee/klassik/neolatina 1652 Nr. 41 von A. Hellenius und 1654 Nr. 34 von O.

Dalinus.

234 Vor allem die Epikedia: VP 3.2/XC 70 Verse, VP 3.3/128 50 Verse, VP 12/XXVIII 17 Verse, VP 14/XL 42 Verse, VP 15/CLIV 70 Verse, VP 17/? 38 Verse, VP 17/? 82 Verse, VP 25/X 26 Verse, VP 32/CXXI 39 Verse, VP 32.1/IV 45 Verse, VP

Interessanterweise hat er jedoch selber wenigstens in Dorpat kein Propemptikon dieses Gedichttyps geschrieben.236 Diese Tendenz kann aber mit dem allge-meinen Vereinfachen und Abkürzen seiner Gedichte in Dorpat verbunden sein.

Im breiteren europäischen neulateinischen Kontext kann man sehen, dass sowohl viele berühmten europäischen Neulateiner als auch Gelegenheitsdichter von lokaler Bedeutung diesen Gedichttyp für ihr Propemptikon gewählt haben und dass dieser Gedichttyp unter den Propemptikonformen nach der Elegie und Epigramm hinsichtlich der Verwendungshäufigkeit an der dritten Stelle stand.

In der neulateinischen Propemptikondichtung der Anthologien Delitiae Poetarum Germanorum und Delitiae Poetarum Belgicorum ist dieser Pro-pemptikontyp mit drei bzw. zwei Gedichten vertreten.237 Die berühmte Sammlung von M. Crusius enthält 3 lange hexametrisch-epische Geleitgedichte (von insgesamt 17 Abschiedsgedichten).238 M. Opitz hat diesen Gedichttyp in seinem Propemptikon an J. a Landtskron im Jahre 1631 benützt (veröffentlicht in seinen Silvarum libri tres, liber III) und auch in den Propemptika-samm-lungen der schwedischen und norddeutschen Ostseeregion sind zahlreiche Beispiele dieser Formverwendung bekannt.239 Es ist nicht unwahrscheinlich,

33/XIII 34 Verse, VP 34/XLIX 14 Verse, VP 35/VI 48 Verse, VP 36/XXXI 67 Verse, VP 37/LI 38 Verse, VP 37/LXXXIV 68 Verse, VP50/LXVI 12 Verse, VP 61/XX 34 Verse, VP 69/XXII 69 Verse, VP 195/XXX 68 Verse, VP 107/XVIII 28 Verse, VP 118/I 88 Verse, VP 116/VIII 27 Verse; weniger Epithalamia: VP 6.2/CCIIC 61 Verse, VP 7.1/CCCLXVII 83 Verse, VP 40/II 30 Verse, VP 73/XII 74 Verse, VP 153/LXXXV 65 Verse und auch Enkomia: VP 99/XXV 155 Verse, VP 153/LXIV 129 Verse, VP 153/XCIV 42 Verse.

235 Für die akademischen Gratulationen (www.ut.ee/klassik/neolatina 1636 Nr. 29 41 Verse, 1637 Nr. 1 66 Verse, 1639 Nr. 22 104 Verse, 1640 Nr. 63 92 Verse, 1644 Nr. 40 19 Verse, 1647 Nr. 69 12 Verse, 1648 Nr. 20 139 Verse, 1649 Nr. 24 64 Verse; für die Epikedia 1642 Nr. 33 67 Verse, 1646 Nr. 7 32 Verse, 1652 Nr. 74 111 Verse, 1653 Nr.

4 120 Verse; für die Epithalamia 1649 Nr. 26 141 Verse, 1652 Nr 33 25 Verse; für die Enkomia 1642 Nr. 25 116 Verse, 1649 Nr. 17 55 Verse, 1650 Nr. 4 36 Verse, 1653 Nr.

49 23 Verse; für das Genethliakon 1637 Nr. 59 205 Verse und für das Prosphonetikon 1646 Nr. 53 93 Verse.

236 Zwar hat er in Greifswald für sein Abschiedsgedicht den Hexameter benutzt, aber in einer kurzen Form (8 Verse), s. sein Gedicht in Votiva Propemptica /…/ Timotheum Gerschovium 1621: A. Es ist jedoch gut möglich, dass das anonyme epische Geleitgedicht aus Greifswald (Acclamationes votivae /…/ M. Axelio Turdino 1624), das nach den Titelangaben von den praeceptores, fautores et amici geschrieben ist, aus der Feder von L. Ludenius stammt.

237 Entsprechend von M. Braschius DPG Bd. 1, S. 765–766, von B. Praetorius DPG Bd. 5, S. 439–441 und C. Rittershusius DPG Bd. 5, S. 873–877; von D. Heinsius DPB Bd. 2, S. 1078–1081 und J. Lipsius DPB Bd. 3, S. 319

238 Gedichte 11, 13, 16.

239 In den Sammlungen: Propempticon /…/ Christiano Bartholdi 1584 Gedicht 5; in:

SCEDIASMATA 1600 Gedicht 3; in: Propemptica, qvibus Amici Aliqvot Proseqvuntur exilium 1602 Gedichte 12 und 14; in: Propemptica /…/ M. Nicolai Eschilli 1614

dass ein Dorpater hexametrisches Abschiedsgedicht gemeinsame Züge mit einem hexametrischen Vorbildpropemptikon eines berühmten europäischen Neulateiners hat, die bis jetzt jedoch unentdeckt sind.

Die Quelle für die Gestaltung der narrativ-epischen Motive haben die Dorpater Propemptika dieses Gedichttyps in anderen Gattungen humanistischer Literatur gefunden. So wurde im zeitlich ersten Dorpater Geleitgedicht des episch-narrativen Gedichttyps (3.7) die humanistische Gattung Paideuterion oder die Danksagung an den Lehrer (Scaliger 1561: 159) verwendet. Die all-gemeine Struktur der Danksagung für die langjährige Betreuung240 scheint nach der Vorschrift von J. C. Scaliger gestaltet zu sein (vgl. primis adolescentiae nostrae auspiciis commemoratis, in laudes continuo institutorum abeundum est). So wird dem Adressat, der einmal drei Jahre lang der Hauslehrer des Dichters war, zuerst für den Grundunterricht gedankt (3.7.9–12). Als Bestand-teile des Grundunterrichtes werden artes und mores gelobt, wobei auch Inhalt der artes, das Grundstudium des Lateins, näher erläutert wird (VV. 23–24). Als besonders wertvoll schätzt der Dichter — offensichtlich nach der Empfehlung der Poetik von J. C. Scaliger241 — die Betreuung des Lehrers hinsichtlich der pia relligio (VV. 18–21). Aus dem weiteren Studiengang werden der Unterricht in der Rhetorik (VV. 22–25) und Ethik (VV. 26–27) hervorgehoben. Das Lob des Lehrers ist dabei mit dem Lob der Lehrdisziplinen durchgeflochten. Es ist hier übrigens wieder eine Brücke zwischen dem Rhetorikunterricht und der Gelegenheitsdichtung an der Dorpater Akademie zu finden (vgl. 3.3.1.2), da das

Gedicht 4; in: PROPEMPTIKA 1616 Gedicht 1 und 9; in: Clarissimum virum Dn.

Ionam Hambraeum 1617 Gedicht 2; in: Propempticon /…/ Olai Elimaei 1619 Gedicht 1; in: Votiva Propemptica /…/ Timotheum Gerschovium 1621, Gedichte 6–8, 10, 12; in:

Vale /…/ Johanni Schrodero s.a. Gedichte 5, 10, 11; in: Francofurtum urbs 1631 Gedicht 1; in: Ode et Propempticon 1636 Gedicht 2; in: APOPEMPTIKON 1638 Gedicht 13; in: Glückwünschung /…/ M. Johannes Rotlöben 1639 Gedichte 6 und 8; in:

Propempticon /…/ 1640 Gedicht 1; Propempticon /…/ Laurentio G. Banch 1640 Gedichte 2 und 3; in: Illustrissimo /…/ Israeli Gherfeldt 1653 Gedicht 1; in: Actus publicus 1658 Gedicht 2; in: Propempticon /…/ M. Brynthoni Magnelio 1664 Gedicht 5;

in: Propempteria 1666 Gedichte 1 und 5; in: Propempticon /…/ Axelio Oxenstierna 1671 Gedicht 1; in: Ad Illustrium /…/ Axelium Oxenstierna 1671 Gedicht 2; in:

Propempticon /…/ Matthias Steuchius 1683 Gedicht 1; in: Viro /…/ Andreae Tayardh 1690 Gedicht 1.

240 Der Danksagung begegnet man in den Dorpater Geleitgedichten sonst nur auf der Motivebene (Hinc grator tibi, Manceli 1.12.11; ego donec vixero, semper/ inveniar gratus syncero pectore et ore 1.15.6–7), jedoch immer in den Gedichten der Studenten an den Professor oder Lehrer. Aus der europäischen neulateinischen Abschiedsdichtung weist auf die Kombination des Propemptikon und Paideuterion in einem Gedicht von N.

Reusner (1584) W. Ludwig hin (1994: 139–140).

241 Quorum et fides, et probitas, et solertia, et sapientia, et aequanimitas, et sedulitas frequentes illustresque sententias suppeditabunt (1561: 159).

Lob der artes liberales in Dorpat gerade in demselben Jahr in einer Rede von dem Studenten I. Smetander behandelt wurde (Smetander 1638).242

Das zweite Dorpater hexametrisch-epische Abschiedsgedicht (6.13) hat das Vorbild für die Narratio offensichtlich aus den zeitgenössischen Apodemika (Stagl 1983: 9) oder Hodoeporika (Wiegand 1984 passim) gefunden. Es werden in diesem Gedicht die Vorbedingungen, Ziele und Gefahren auf der Reise besprochen, die Motivgruppen also, die in Dorpat in keinem anderen Gedichttyp der Geleitgedichte ausführlich gebraucht wurden. Die Vorbedingungen der Reise sind die alta mens des Reisenden (V. 1) und die Gunst des Schicksals (V.

15–16). Die Reiseziele sind mit dem Ideal des vielseitig gelehrten Menschen verbunden: das Reisen wird sowohl wegen der praktischen und theoretischen Kenntnisse als auch wegen der Besserung der Sitten geschätzt (V. 2). Die Auswahl der nützlichen Wissensbereiche umfasst Philosophie, Astronomie, Politik, Rechtswissenschaft, Bau- und Dichtkunst, Landes- und Naturkunde (VV. 3–14). Obwohl es sich hier nur um eine Auswahl behandelt, ist be-merkenswert, dass die res ecclesiastica und pietas nicht zu dieser Liste gehören.

Von den Reisegefahren werden sowohl die von der Natur verursachten wie der Seesturm (VV. 21–22), der Regen (V. 17) und der Winter (V. 18) als auch die unbequeme Unterkunft (V. 17–18) erwähnt.243

Außerhalb der Hauptthemen, die die Basis der epischen Erzählung bilden und deren Ton erzählend und neutral ist, kommen in beiden Gedichten die typischen Gruppen der propemptischen Motive mehr oder weniger vor. So

242 Die freien Künste wurden in den Dorpater Reden und Disputationen natürlich auch schon früher, genauso wie auch später gepriesen, z.B. 1633 von Petrus Andreae im Encomiasticon de celebri ingenuarum artium praestantia, quod /…/ ad diem 28. Martij anni currentis 1633 memoriter decantavit Petrus Andreae und 1641 von M. Faxelius in der Oratio de artium liberalium natura et studio: quam /…/ die 27. Januarij, anno 1641 publice memoriterque /…/ enarrabat /…/ Martinus Nicolai Faxelius.

243 Diese Motivlösungen haben viele Parallelen in den Dorpater akademischen Reden und Dissertationen über das Reisen (Storch 1639, Ludenius 1642a). So entspricht der alta mens des Gedichtes 6.13 die Verwendung ingenium liberale (Storch 1639: A3), dem Lob der vornehmen Reiseziele die Verwendung von Storch 1639: A4v: quot tunc tibi gnomae, quot regulae vitam dextre instituendi suppeditentur, der Beschreibung der schlechten Unterkunftsmöglichkeiten die Erklärung aus der Rede von Storch (1639:

Av): quaerenda alibi hospitia cum cauponibus torvis, elatis et avaritiae deditissimis usw. Nur das Betonen der res ecclesiastica in Dorpater Disputation über Reisen (Ludenius 1642a: §25) und pietas in Dorpater Rede über Reisen (Storch 1639: B4v):

mihi condonari velim, si dixero, <in peregrinatione> ipsam pietatem /…/ acquiri sind Unterschiede im Vergleich zu der epischen Beschreibung im Gedicht 6.13.

Das alles weist auf die Möglichkeit einer gemeinsamen Quelle dieser Motive hin. Es ist nicht unmöglich, dass diese Quelle sich in der aus Greifswald mitgebrachten Privatbibliothek von L. Ludenius befand. Obwohl L. Ludenius (geboren 1592!) in seiner Jugend keine gelehrte Reise gemacht hat, scheint, dass er sich im typischen Alter der Studienreise ein Apodemikon gekauft hat — besonders weil die Dekade 1611–1620 die erste Blütezeit der gelehrten Apodemiken überhaupt war (Stagl 1983: 119).

findet man in 6.13 die laudatio des Adressaten (VV. 25–40), die Aufführung des Abschiedsgrundes (VV. 40–41) und das Votum (VV. 42–57); in 3.7. die Klage (VV. 28–31), den Schetliasmos (V. 32) und das Votum (VV. 33–36). Im Gedicht 6.13 herrscht bis zum Ende der panegyrisch-heitere Ton und so entsteht keine eigentliche Spannung. Im 3.7. dagegen verändert sich in Vers 28 der episch-narrative Ton zur emotionalen Klage, die im Vers 33 als unnütz verstanden wird und nach der die Gefühlserregung sich entspannt (die zweite Hälfte des Gedichtes nach Vers 28 könnte auch allein ohne den früheren epischen Teil ein selbständiges Propemptikon bilden). Dieser Unterschied in der Art der Spannung in diesen zwei epischen Geleitgedichten ist insoweit verständlich, als im Gedicht 3.7. der Dichter keine große Hoffnung auf das zukünftige Treffen mit dem Adressat hatte, im Gedicht 6.13 der Autor aber bald genauso aus Dorpat nach Schweden zurückzureisen hatte und so eine Möglichkeit für zukünftige Begegnungen besaß.

Zum Erreichen des hohen Stilniveaus haben die Verfasser der Geleitge-dichte dieses Gedichttyps sich mehr als in den anderen in Dorpat für das Pro-pemptikon verwendeten Gedichttypen des Wortlautes und der längeren Zitate der antiken Dichter bedient. Wenn J. Günterberg (3.7) seinem Propemptikon durch ein wörtliches Horazzitat (Epist. 2.1.116) und ein freieres Ovidzitat (Tristia 1.5.15) nur einen symmetrischen Rahmen bildet (Zitate entsprechend im dritten und drittletzten Vers), fließen in 6.13. die wörtlichen und freieren Zitate von Ovid (Metamorphoses und Epistulae ex Ponto), Vergil (Aeneis und Georgica) und Horaz (Sermones) durch das ganze Gedicht (s. Anhang III). Oft sind es nicht nur die Versklauseln, die aus zwei Wörtern bestehen, sondern längere bewusst (um)gestaltete Zitate, die dem Propemptikon eine zusätzliche verborgene Bedeutungsnuance hinfügen. E. Kolmodinus (der spätere schwe-dische Schauspieldichter, s. Tering 1984: 216) zeigt in 6.13.55 seine Gelehr-samkeit durch die Einfügung eines Horazzitates aus der Satire 1.4.85 in den Votivteil des Geleitgedichtes. Das Zitat stammt aus einer literaturpolemischen Satire des Horaz, in der Horaz sich von der Schärfe und Gehässigkeit der lucilischen Satire distanziert (Knoche 1982: 50). Vor dem von E. Kolmodinus zitierten Vers 85 hat Horaz seinem literarischen Vorgänger in den Versen 81–84 unzählige Vorwürfe gemacht:

/.../ absentem qui rodit, amicum qui non defendit alio culpante, solutos qui captat risus hominum famamque dicacis, fingere qui non visa potest, commissa tacere 85 qui nequit /.../

(Horaz Sermones 1.4. 81–85)

E. Kolmodinus benützt in seinem Gedicht aus dieser Kaskade der Vorwürfen nur die zusammenfassende Schlussfolgerung, um den heiteren und lobenden Grundton des Votums mit den dozierenden Verboten nicht zu stören. Der

Rezipient und auch das übrige Publikum musste aber aufgrund der eigenen Gelehrsamkeit die verborgenen Warnungen des Gedichtverfassers verstehen.244

Zweifellos gehören beide behandelten Geleitgedichte dieses Gedichttyps zu den literarisch anspruchsvollsten Propemptika in Dorpat. Mit den anagram-matischen Propemptika von L. Ludenius (s. 3.3.3), mit dem satirischen Epigramm von J. Rachelius (s. 3.3.1.3), mit den Parodiae des Horaz von D.

Cunitius (s. 3.3.4) und einem längeren Gleichnisepigramm von J. C. Kirstenius (s. 3.3.1.2) zusammen zeigen sie, wie die dichtungstechnischen Kenntnisse und die Eigenart der persönlichen Poesieauffassung der Verfasser im Gegensatz zu der oft überbetonten Konventionalität der Gelegenheitsdichtung ästhetisch sehr wirksame Gedichte entstehen lässt.

Im Dokument IN DEN JAHREN 1632–1656 (Seite 120-125)