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2 LITERATURÜBERSICHT

2.1 Hakenwürmer (Ancylostomatidae)

2.1.1 Ancylostoma caninum

2.1.1.2 Entwicklung und Epidemiologie

Zu den definitiven Wirten von A. caninum gehören neben dem Hund auch der Fuchs, der Wolf, der Kojote und andere Wildkaniden (ANDERSON 1992).

Eine Infektion mit dritten Larven (L3) von A. caninum kann perkutan, per os oder galaktogen erfolgen. Diese entwickeln sich in der Außenwelt aus Eiern, die mit dem Kot ausgeschieden werden. Bei einem Temperaturoptimum von 25-30°C ist die Ent-wicklung zur L3 innerhalb von 4-5 Tagen abgeschlossen. Neben der passiven oralen Aufnahme der infektiösen L3 ist diese auch befähigt, aktiv aus dem Kot auszuwan-dern. Während der Migration bis zum Eindringen in die Haut des Wirtes muss sie ununterbrochen von einem Feuchtigkeitsfilm umgeben sein. Weitere äußere Reize, wie Vibration, Wärme und Kohlendioxid spielen eine bedeutende Rolle bei der Wirts-findung (ANDERSON 1992). Bei der folgenden perkutanen Infektion dringen die Larven in die intakte Haut ein (LOOSS 1903, 1904, 1905, 1911). Es wurde vermutet, dass dieser Vorgang durch eine Hyaluronidase (OSHIO u. FURATA 1955) und/oder eine Kollagenase (LEWERT u. LEE 1954, 1956) vermittelt wird. Nach MATTHEWS (1975) soll es allerdings ein rein mechanischer Vorgang sein, was durch die Isolierung der Hya-luronidase (HOTEZ et al. 1994) und der Cystein-Proteinasen (DOWD et al. 1994) wider-legt werden konnte. Über die Haarwurzelscheiden und Anhangdrüsen gelangen die dritten Larven von der Epidermis in die Subkutis, wo sie in die Lymphgefäße und venöse Kapillaren übertreten. Von dort aus führen sie eine Blut-Lungen-Wanderung durch (LOOSS 1905, 1911), d.h. sie erreichen mit dem venösen Blut das rechte Herz und anschließend die Lunge. Nach Übertritt ins Bronchialsystem führt ihr weiterer Weg über Trachea, Pharynx, Larynx und Ösophagus in den Magen-Darm-Kanal, wo sie sich vornehmlich im Jejunum ansiedeln. Dort wird die Häutung zum Adultstadium vollzogen, nachdem sie sich bereits in den Drüsen von Magen oder Dünndarm zum Stadium 4 gehäutet haben (STOYE 1983). Einige Larven führen nach der perkutanen Infektion eine somatische Wanderung durch verschiedene Gewebe durch, an dessen Ende sie sich hauptsächlich in der quergestreiften Muskulatur und im Fettgewebe

befinden. Als hypobiotische L3 können sie dort mehrere Jahre verbleiben, um später bei der galaktogenen Infektion eine wichtige Rolle zu spielen.

Nach oraler Infektion mit frei lebenden L3 gelangen diese meist direkt in den Magen-Darm-Kanal und nur wenige führen die oben beschriebene Blut-Lungen-Wanderung durch. Dieses führt zu einem wesentlich stärkeren intestinalen Befall als nach perku-taner Infektion (STOYE 1983). Die Larven wandern dabei in die Magendrüsen oder Lieberkühnschen Krypten des Dünndarms ein, von wo sie nach ein paar Tagen in das Darmlumen zurückkehren, sich zum Stadium 4 häuten und zum adulten Haken-wurm entwickeln (STOYE 1983; ANDERSON 1992).

Ein weiterer Infektionsweg ist die Aufnahme der dritten Larven mit der Muttermilch (galaktogene oder transmammäre Infektion). Dabei führen die durch hormonelle Veränderungen reaktivierten hypobiotischen Larven oder auch gerade erst die Hün-din infizierte L3 eine transsomatische Wanderung in die Milchdrüse durch. Die Lar-venausscheidung mit der Milch ist in der ersten Woche nach der Geburt der Welpen am höchsten, je nach Infektionsdosis können aber bis zum Ende der Säugeperiode Larven ausgeschieden werden (GEISER et al. 1992). Selbst in späteren Trächtigkeiten können die noch in der Muskulatur bzw. im Fettgewebe verharrenden Larven reakti-viert und post partum mit der Milch ausgeschieden werden, ohne dass eine erneute Infektion des Muttertieres stattgefunden haben muss. Die Stärke und die Dauer der Larvenausscheidung nehmen allerdings mit steigender Laktationszahl ab. Die durch die Milch auf die Welpen übertragenen Larven führen meist keine Blut-Lungen-Wanderung durch, sondern erreichen direkt den Intestinaltrakt. Nicht alle reaktivier-ten Larven in der Hündin wandern in die Milchdrüse ein, einige erreichen erneut über die Lunge, Trachea, Pharynx, Larynx und Ösophagus den Magen-Darm-Kanal. So kann es nach jeder Geburt zu einer endogenen Autoinfektion kommen (GEISER et al.

1992).

Neben der oralen Infektion mit frei lebenden L3 oder L3 mit der Muttermilch können diese auch mit paratenischen Wirten, wie Nagetieren, vom definitiven Wirt aufge-nommen werden (MILLER 1970). Die Präpatenz von A. caninum wird von verschiede-nen Autoren ähnlich angegeben. Sie liegt bei Welpen zwischen 14-16 (SARLES 1929),

15-18 (HERRICK 1928), 12-16 (STONE et al. 1970), bzw. 15-17 (STOYE 1973) Tagen und bei adulten Tieren zwischen 15-26 Tagen (HERRICK 1928). In Abb. 1 ist der Ent-wicklungszyklus von A. caninum mit den möglichen Infektionswegen dargestellt.

Abb. 1: Entwicklungszyklus von A. caninum (nach PROCIV u. CROESE 1996) 2.1.1.3 Klinik, Pathogenese und Pathologie

Die Klinik, Pathogenese und Pathologie der Ancylostomose sind vom Infektions-druck, von der Infektionsart, vom Alter und Geschlecht des Wirtstieres und von des-sen Resistenz- und Immunitätslage abhängig. (MCCOY 1931; MATSUSAKI 1950;

MILLER 1965d). Patente Infektionen mit Krankheitserscheinungen kommen daher fast nur bei Welpen in den ersten Lebenswochen und –monaten vor. Pathologisch sind vor allem die Schadwirkungen der Larven auf der Haut und in der Lunge sowie die der adulten Würmer im Bereich des Darmes kennzeichnend für eine Hakenwurm-Infektion. Nach akutem oder perakutem Verlauf können sogar Todesfälle auftreten.

Bei sensibilisierten Tieren führt eine erneute perkutane Infektion zu Juckreiz mit Hyperämie und Ödematisierung besonders im Bereich der Schenkelinnenflächen,

der Interdigitalspalten sowie der Bauchwand. Unter unhygienischen Haltungsbedin-gungen kann es leicht zu bakteriellen Sekundärinfektionen kommen, was zum Krank-heitsbild des feuchten Sommerekzems (STOYE 1983; MILLER 1987) sowie zu Defor-mationen der Interphalangealgelenke und Krallen führen kann (BAKER u. GRIMES

1970). In der Lunge rufen die wandernden Larven vor allem pneumonische Verände-rungen hervor, die klinisch mit leichter Dyspnoe und Husten einhergehen. Bakterielle Sekundärinfektionen können auch hier zu schweren Lungenaffektionen führen. Im Vordergrund des Krankheitsgeschehens steht jedoch die Anämie, die zunächst nor-mozytär und normochrom, im späteren Verlauf dagegen mikrozytär und hypochrom wird (BOSSE et al. 1980). Sie beruht auf dem chronischen Eisenverlust, der aus der Blutaufnahme der adulten Würmer im Dünndarm resultiert. Die pro Tag und pro Wurm aufgenommene Blutmenge wird dabei mit ca. 80-200 µl angegeben (SCHIMMEL

u. DORN 1998). Der permanente Blutverlust kann eine metabolische Azidose mit anschließender Herzdilatation und Herzinsuffizienz zur Folge haben. Im Darm kommt es zudem durch die Atrophie der Dünndarmzotten zur intestinalen Malabsorption mit Durchfall und Wasserverlusten.

2.1.1.4 Immunität

Die mit A. caninum infizierten Hunde scheiden den größten Teil der Wurmbürde in den ersten sechs Lebensmonaten wieder aus und nur wenige Würmer persistieren im Dünndarm älterer Hunde (SARLES 1929). Dieser Vorgang beruht auf einer immu-nologischen Reaktion des Wirtes (MCCOY 1931), wodurch eine Reinfektion schneller überwunden werden kann als die Erstinfektion. Eine völlige Wurmfreiheit des Wirtes wird aber nicht hervorgerufen (OTTO 1941). Der Hund verfügt zusätzlich über eine Altersresistenz gegen A. caninum, die bei Rüden ab dem 8. und bei Hündinnen ab dem 11. Lebensmonat einsetzt (MILLER 1965d).

Die Immunität wird durch zirkulierende Antikörper hervorgerufen, die die Besiedlung des Darms mit adulten Würmern und die Eiausscheidung der Weibchen verringern können und einen Schutz vor der Erkrankung verleihen. Vor der Reaktivierung hypo-biotischer Larven in den Geweben schützt diese Immunität nicht, wohl aber vor einer neuen Ansiedlung von Larven in Muskulatur und Fettgewebe (MILLER 1987).

Mit infektiösen dritten Larven, röntgenbestrahlten L3 und rekombinanten Antigenen kann eine schützende Immunität gegen eine A. caninum-Infektion aufgebaut werden.

Auf die Möglichkeiten der Immunisierung wird in dieser Arbeit später genauer einge-gangen.

2.1.1.5 Diagnose

Eine Infektion mit A. caninum lässt sich bei Welpen nach galaktogener Übertragung dritter Larven anhand der klinischen Symptome wie Entwicklungsverzögerung, bluti-gem Durchfall und Anämie diagnostizieren. Ein koproskopischer Nachweis der Eier mit dem Flotationsverfahren gibt Aufschluss über eine patente Infektion. Impatente Infektionen können dagegen nur mit einem ELISA (enzyme-linked immunosorbent assay) oder einem IFAT (Indirekter-Fluoreszenz-Antikörper-Test) nachgewiesen werden (STOYE 1992).

2.1.1.6 Therapie und Prophylaxe

Die Therapie der Ancylostomose ist mit einer Reihe gut verträglicher Anthelminthika möglich. Zu der Wirkstoffgruppe der Benzimidazole gehören Fenbendazol (Pana-cur®, INTERVET, Unterschleissheim), Flubendazol (Flubenol®, JANSSEN, Neuss), Me-bendazol (Telmin®, JANSSEN,Neuss) und Febantel. Bei Febantel handelt es sich um ein Probenzimidazol, das in Kombination mit dem zu den zyklischen Amidinen gehö-renden Pyrantel (Drontal plus®, BAYER, Leverkusen). eingesetzt wird. Erstmalig soll-ten Welpen im Alter von zwei Wochen mit diesen Präparasoll-ten behandelt werden. Da die Gefahr weiterer transmammärer Infektionen besteht, sollten bis zur 12. Lebens-woche alle zwei Wochen Wiederholungsbehandlungen erfolgen (EPE et al. 1996).

Auch die Muttertiere sind zwei und vier Wochen post partum zu behandeln, da in dieser Zeit die Gefahr endogener Autoinfektionen besteht. Bei über 12 Wochen alten Hunden sollten mindestens vier Anthelminthika-Gaben pro Jahr erfolgen. Neben den Benzimidazolen kann bei ihnen auch Nitroscanat (Lopatol®, NOVARTIS, München), ein neueres Breitspektrumanthelminthikum, in den gleichen Intervallen eingesetzt werden. Das zur Prophylaxe gegen den Herzwurm Dirofilaria immitis eingesetzten Milbemycinoxim (Program plus®, NOVARTIS, München), ist auch gegen A. caninum zugelassen. Über vier Wochen alte Hunde können mit diesem Mittel sowie mit

Pyran-telpamoat (Banminth®, PFIZER,Karlsruhe) behandelt werden. Diese Präparate besit-zen eine Wirksamkeit von vier Wochen, sodass von dem anfänglichen Zwei-Wochen-Intervall abgewichen werden kann. Die aufgeführten Antiparasitika wirken hauptsäch-lich auf intestinale Hakenwurm-Stadien. Gegen somatische Stadien kann z.B. Fen-bendazol in speziellen Dosierungen angewandt werden (ECKERT 2000; UNGEMACH

2002). Um Hakenwurminfektionen in gefährdeten Zwingern ausschließen zu können, sind, neben der prophylaktischen Behandlung der trächtigen Hündinnen und Welpen, Hygienemaßnahmen von größter Bedeutung (ECKERT 2000).

2.1.1.7 A. caninum-Infektion des Menschen

Dritte Larven von A. caninum sind in der Lage beim Menschen zwei verschiedene Krankheitsbilder hervorzurufen. Sie können sowohl nach perkutaner Infektion direkt in der Haut zu einem Syndrom führen, das „ground itch“ genannt wird, als auch nach Ansiedlung und Häutung zum Adultstadium im Darm die Ursache für die „eosinophile Enteritis“ sein. Die meisten Infektionen erfolgen in den Küstenregionen Afrikas, Süd-ost-Asiens, Mittel- und Südamerikas und der Karibik, wo die Larven in sandigem Boden migrieren können und optimale Bedingungen für ihre Überlebensfähigkeit gegeben sind (BLACKWELL u. VEGA-LOPEZ 2001). Erst der wiederholte Kontakt zu den L3 löst einen lokalen Juckreiz mit Rötung und Ödematisierung der Infektionsstelle, den „ground itch“ aus, der hauptsächlich an den Händen und Füßen auftritt. Durch Sekundärinfektionen können aus der lokalen Entzündungsreaktion eitrige Ekzeme entstehen. Eine Infektion mit dritten Larven des Hakenwurms A. braziliense ruft beim Menschen die „Larva migrans cutanea“ (LMC) oder „creeping eruption“ hervor. Diese weist die Symtome des „ground itch“ auf, ist aber zusätzlich durch stark gewundene, 1-5 cm lange linienartige Hautveränderungen gekennzeichnet, die die Bohrgänge der Larven in der Haut darstellen. In einer Studie mit 44 Fällen von LMC traten 39% der Symptome an den Füßen, 18% am Gesäß und 16% am Abdomen auf. Beine, Arme und Gesicht waren ebenfalls in die Hautsymptomatik einbezogen (BLACKWELL u.

VEGA-LOPEZ 2001). Ob A. caninum und U. stenocephala ebenfalls die „Larva migrans cutanea“ auslösen können ist nicht geklärt (BROOKER et al. 2004). Eine zweite Form der LMC, die mit einer Follikulitis in Zusammenhang steht, wird ebenfalls

beschrie-ben (CAUMES et al. 2002). Eine Therapie des „ground itch“ und der LMC ist mit Al-bendazol und ThiaAl-bendazol möglich (BLACKWELL u. VEGA-LOPEZ 2001).

Ein Zusammenhang zwischen der eosinophilen Enteritis (EE) und einer A. caninum-Infektion beim Menschen wurde erstmals hergestellt, nachdem ein zoonotischer Hakenwurm in einer histologischen Probe eines von 33 Patienten mit EE in Townsvil-le, einer Küstenstadt mit 115.000 Einwohnern im nördlichen Queensland in Austra-lien, aufgefunden wurde (CROESE 1988). Die Infektion des Menschen mit A. caninum hängt, neben den oben genannten klimatischen Bedingungen, auch von der Verbreitung der Würmer in Hunden und einem die Übertragung ermöglichenden Verhalten zwischen Mensch und Hund ab. Dazu gehört das Barfußlaufen über Gras-flächen, auf denen Hunde Auslauf haben (MURRAY 1991). Die klinischen Symptome der EE sind unterschiedlich und sehr unspezifisch (CROESE 1988; CROESE et al.

1994a, 1994b). Das Hauptsymptom ist Abdominalschmerz. Hinzu kommen Appetitlo-sigkeit, Übelkeit und Durchfall. In seltenen Fällen treten intestinale Blutungen auf (CROESE et al. 1990). Obwohl davon ausgegangen wird, dass die Infektionen perku-tan erfolgt sind, wurde von keinem Patienten „ground itch“ oder die Hautform der Larva migrans beschrieben. Dies ist damit zu erklären, dass sich die Patienten wahr-scheinlich nur mit wenigen infektiösen Larven infiziert hatten und sich eine ausge-prägte Hautsymptomatik nur nach Invasion einer großen Anzahl an Larven zeigt (HUNTER u. WORTH 1945; MILLER et al. 1991). In Versuchen stellte sich heraus, dass perkutane Infektionen weder abdominale Symptome noch Eosinophilie des Blutes oder Antikörperproduktion hervorriefen. Aus diesem Grund wurde von LANDMANN und PROCIV (2003) eine Studie durchgeführt, in der die Symptome und Blutwerte nach oraler und perkutaner Infektion des Menschen mit L3 von A. caninum verglichen wurden. Eine orale Infektion hatte einen signifikanten Anstieg der eosinophilen Gra-nulozyten im Blut zur Folge. Dieser blieb nach perkutaner Infektion aus, dafür zeigten sich an der Infektionsstelle Juckreiz, Rötung, Bläschenbildung und Nässen. Auch wenn durch diesen Versuch das Hervorrufen der EE durch perkutane Infektionen mit A. caninum-Larven nicht ausgeschlossen werden konnte, wurde aufgezeigt, dass die orale Infektion eine höhere Pathogenität besitzt. Dieses hängt wahrscheinlich mit der direkten Entwicklung der Larven zum adulten Wurm im Darm und der daraus

resul-tierenden eosinophilen Entzündung ab. Mögliche orale Infektionswege sind die Auf-nahme von Larven mit durch Erde kontaminiertem Wasser oder Gemüse sowie mit nicht durchgekochtem Fleisch von Weidetieren (LANDMANN u. PROCIV 2003). Eine Diagnose der EE ist aufgrund der unspezifischen Symptome schwierig. Bei Endo-skopien des Darms zeigten sich oft aphthöse Ulzerationen des terminalen Ileums, des Zäkums und des Kolons, wobei es sich vermutlich um die Anheftungsstellen der adulten Würmer handelte (CROESE et al. 1996). Serologisch können ein indirekter ELISA oder ein Western Blot Aufschluss geben. Die Behandlung der EE erfolgt übli-cherweise mit Mebendazol. Viele Patienten erleiden jedoch Wochen oder Monate später einen Rückfall, ohne dass eine Reinfektion stattgefunden hat. Eine Erklärung dafür ist die sporadische Reaktivierung von hypobiotischen L3, die sich in den Mus-kelfasern angesiedelt haben und nicht durch eine Behandlung mit Mebendazol abge-tötet werden konnten (PROCIV u. CROESE 1996). Bei der EE handelt es sich vermut-lich um eine Hypersensibilitätsreaktion, die durch ein Allergen hervorgerufen wird, das bei der Nahrungsaufnahme der L4 oder der adulten Würmer in die Mukosa des Darms injiziert wird. Hakenwürmer sezernieren eine Reihe von Proteinen, die eine Rolle als potentielle Allergene spielen und mögliche Vakzine-Kandidaten darstellen (PROCIV u. CROESE 1996). Auf die verschiedenen Proteine wird im Rahmen dieser Arbeit später detaillierter eingegangen.

2.2 Impfstoffe gegen tiermedizinisch relevante Helminthen

Als rohe und einfache Impfstoffe wurden in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts ganze bestrahlte Nematoden-Larven genutzt, die effektiv vor einer Infektion mit Dic-tyocaulus viviparus schützten (PLOEGER 2002). Auch gegen den Lungenwurm des Schafes D. filaria (SHARMA et al. 1988) war eine solche Vakzine erfolgreich. Gegen A. caninum wurde erstmals 1973 in Florida, USA, ein Impfstoff (Canine Hookworm Vaccine, Jensen-Salsbery Laboratories) eingesetzt, der aus röntgenbestrahlten drit-ten Larven bestand. Anfang 1975 war er in den ganzen USA erhältlich. Der Verkauf des Impfstoffs entsprach jedoch nicht den Erwartungen der Hersteller, da die Tierärz-te ihn nur widerwillig in ihre Routineprogramme aufnahmen. Die meisTierärz-ten TierärzTierärz-te waren der Meinung, dass es ausreicht, Hakenwurm-Infektionen mit

anthelminthi-schen Mitteln zu behandeln (MILLER 1978). Eine weitere Rolle für die geringe Akzep-tanz spielte die Tatsache, dass Entwurmungen zu den Haupt-Einkommensquellen der Tierärzte gehörten. Aufgrund steigender Produktionskosten, begrenzter Lagerfä-higkeit und geringer Verkaufszahlen wurde der Impfstoff 1975 wieder vom Markt genommen (MILLER 1978).

Einen großen Fortschritt in der Vakzine-Entwicklung brachte ein rekombinantes Anti-gen, aus dem ein Impfstoff hergestellt wurde, der Schutz gegen den parasitischen Zestoden Taenia ovis verlieh. Ähnliche Strategien wurden zur Entwicklung rekombi-nanter Vakzine gegen T. saginata und Echinococcus granulosus verwendet (L IGH-TOWLERS et al. 2003). Rekombinante Impfstoffe gegen Lungenwürmer konnten keine vergleichbare Wirksamkeit zu den ganzen bestrahlten Nematoden-Larven erzielen (MATTHEWS et al. 2001) und trotz der Anstrengungen vieler Forschergruppen konnte der Erfolg des rekombinanten Impfstoffes gegen Zestoden bei Nematoden bislang nicht erzielt werden (KNOX 2000; KNOX et al. 2001, 2003; NEWTON u. MEEUSEN 2003).

Im Gegensatz zu den wenigen erfolgreichen Versuchen gab es viele nicht aussichts-reiche Experimente in der Impfstoffentwicklung gegen Helminthen. Einige Protein-Antigene, wie das H11 von Haemonchus contortus, sind nur in ihrer nativen Form sehr wirksam. In der rekombinanten Form scheinen sie aber ein wichtiges strukturel-les Merkmal nicht aufzuweisen, das für die Immunogenität bedeutsam ist.

2.2.1 Proteine als Kandidaten für einen Impfstoff

Die bevorzugten Moleküle als Kandidaten für einen Impfstoff sind Proteine. Diese Tatsache beruht einerseits auf ihrer relativ einfachen molekularbiologischen Identifi-zierung, Modifizierung und Produktion in großen Mengen, was die Basis für eine kommerzielle Vakzine darstellt, sowie auf ihren Schlüsselfunktionen im Stoffwechsel der Parasiten. Der bisherige nicht sehr erfolgreiche Einsatz rekombinanter Proteine ist auf die durch noch lückenhaftes Grundwissen bedingte mangelhafte Auswahl biologisch relevanter Proteine, die unangemessene Expression rekombinanter Prote-ine und die fehlenden Kenntnisse über die Verabreichung des Impfstoffes zurückzu-führen, um im Tier eine schützende Immunantwort zu induzieren (HEIN u. HARRISON

2005).

Die Proteine von im Gastrointestinaltrakt ihres Wirtes lebenden Nematoden werden in sieben verschiedene Antigen-Typen eingeteilt. Dabei handelt es sich um drei Anti-gene, die in den exkretorisch-sekretorischen (ES)-Produkten zu finden sind und um vier somatische Antigene, die sich auf der äußeren und inneren Oberfläche oder im Innern der Parasiten befinden. Die ES-Antigene sind für die Lymphozyten der Darmmukosa (GALT, gut associated lymphoid tissue) zugänglich, während die eben-falls zu dieser Gruppe gehörenden Antigene auf der Oberfläche parasitärer Entwick-lungsstadien über die Zirkulation von den Lymphknoten erreichbar sind. Da ange-nommen wird, dass diese Moleküle eine schnelle Immunantwort hervorrufen, werden sie als „Nags“ (Natural antigens) bezeichnet. Eine Gruppe der somatischen Antigene ist ebenfalls den Lymphozyten der Mukosa ausgesetzt und wird somit zu den Nags gezählt. Zwei andere Typen können nur durch das GALT erreicht werden, wenn der Wurm zerstört wird oder wenn sie mit dem Blut bzw. mit der Lymphe des Wirtes in Berührung kommen. Diese potentiellen Antigene sind vor dem Immunsystem verbor-gen und induzieren daher keine natürliche Immunantwort. Sie werden als „Hags“

(Hidden antigens) bezeichnet. Zu den Hags gehört eine weitere Gruppe fester Anti-gene, die zwar für Antikörper, jedoch nicht für Lymphozyten zugänglich ist. Ob die Hags eine antigene Wirkung besitzen ist nicht bekannt. Sie sind insofern interessant, als dass auf sie kein Evolutionsdruck in Bezug auf die Umgehung der Immunantwort der Parasiten ausgeübt wurde. Für die Entwicklung eines Impfstoffes ist es notwen-dig herauszufinden, welche Antigene sich als Bestandteile dafür eignen (MUNN 1997).

Die eingeschränkte natürliche Immunität gegen gastrointestinale Nematoden, die mit zunehmendem Alter und mit kontinuierlichem Kontakt zu den infektiösen Larven ausgebildet wird, ist auf die Immunantwort gegen Nags, insbesondere gegen ES-Antigene, zurückzuführen. Es werden viele Antikörper gegen diese Nags gebildet, die jedoch keinen schützenden Effekt haben. Sowohl ES- als auch somatische Anti-gene wurden eingesetzt, um gegen parasitische Nematoden zu impfen. Auch Hags sind in der Lage eine Stimulation der natürlichen Immunität auszulösen (MUNN 1997).

Dieses wurde durch Versuche mit dem integralen Membranprotein H11 von H. con-tortus (MUNN 1981; MUNN u. GREENWOOD 1983, 1984), dem O12 von Ostertagia ostertagi und Teladorsagia circumcincta (MCMICHAEL-PHILLIPS et al. 1995), dem

H-gal-gp von Haemonchus und O-gal-gp von Ostertagia (SMITH et al. 1994) sowie mit dem H4.5 von Haemonchus bestätigt (MUNN et al. 1993).

2.2.2 Kohlenhydrate als Kandidaten für einen Impfstoff

Aufgrund der Schwierigkeiten Protein-Antigene für eine erfolgreiche Vakzinierung gegen parasitische Helminthen zu identifizieren wird neuerdings die Aufmerksamkeit auch auf Kohlenhydrat-Antigene gerichtet. Es wurde erkannt, dass die Antikörper gegen Kohlenhydrat-Strukturen in Glykanen und Glykoproteinen bei der Entwicklung eines Schutzes gegen die Infektion eine Rolle spielen, was auf ihr Potential als Impf-stoff-Kandidaten schließen lässt. Durch die Kombination verschiedener Methoden ist eine genaue strukturelle Analyse der Kohlenhydrate möglich geworden (DELL 1987;

DELL et al. 1994; HASLAM et al. 2001; NYAME et al. 2004). Die Strukturen der Kohlen-hydrate der Würmer sind denen der Säugetier-Glykane ähnlich, enthalten aber auch Parasiten-spezifische Modifikationen (KHOO u. DELL 2001; HASLAM et al. 2001; NYAME

DELL et al. 1994; HASLAM et al. 2001; NYAME et al. 2004). Die Strukturen der Kohlen-hydrate der Würmer sind denen der Säugetier-Glykane ähnlich, enthalten aber auch Parasiten-spezifische Modifikationen (KHOO u. DELL 2001; HASLAM et al. 2001; NYAME