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Entwicklung der Erwerbsprofile über die Zeit

3.4.1 Entwicklung der Schweizer Staatsangehörigen

Bei der Analyse der Entwicklung der Erwerbsprofile im Zeitverlauf unterscheiden wir zwi-schen zwei gleich langen Subperioden von 9 Jahren, von 1993-2001 bzw. von 2002-2010.

Abbildung 3-25: Entwicklung der Erwerbsprofile über die Zeit: Schweizer Staatsangehörige

Anzahl Beobachtungen: N= 955,100 Personen mit mindestens einer Arbeitslosigkeitsphase

Bei der Schweizer Bevölkerung zeigt sich insgesamt eine stabile Entwicklung, insbesondere hinsichtlich des Anteils des Profils Kurz-AL. Auffallend ist jedoch die Veränderung der beiden

„mittleren“ Profile: Während das Profil 1xLang-AL in der zweiten Periode um fast 4 Prozent-punkte zunimmt, nimmt das Profil In&Out um rund 2.5 ProzentProzent-punkte ab. Auch das proble-matische Profil Mehrfach-AL nimmt in der zweiten Subperiode um 1.4 Prozentpunkte ab.

3.4.2 Entwicklung der ausländischen Bevölkerung

Betrachten wir die ausländische Wohnbevölkerung, sehen wir dieselben Bewegungen hin-sichtlich der Anteile der Profile, jedoch etwas abgeschwächt.

Während das Profil 1xLang-AL in der zweiten Periode um rund 2.2 Prozentpunkte zunimmt, nimmt das Profil In&Out um rund 2.5 Prozentpunkte ab. Das problematische Profil Mehrfach-AL nimmt in der zweiten Subperiode geringfügig ab, während das Profil Kurz-Mehrfach-AL um 0.7 Pro-zentpunkte zulegt.

Abbildung 3-26: Entwicklung der Erwerbsprofile über die Zeit: Ausländische Bevölkerung

Anzahl Beobachtungen: N= 464‘740 Personen mit mindestens einer Arbeitslosigkeitsphase

3.4.3 Alters- oder Kohorteneffekt? – Eine Einschätzung für Schweizer Staatsangehörige Die Betrachtung zweier aufeinanderfolgender Perioden erlaubt es, Kohorten- und Alterseffek-te zu identifizierAlterseffek-ten, da das AlAlterseffek-ter der Personen im Sample bekannt ist. Im Folgenden soll abgeschätzt werden, ob Alter und Kohorte einen Einfluss auf die Verteilung der Erwerbsprofi-le haben.

Ein grundlegendes Problem einer entsprechenden Analyse ist jedoch, dass Kohorteneffekte (Jahrgangseffekte) oftmals nicht von Zeiteffekten (Periodeneffekten) unterschieden werden können. So kann zum Beispiel die bessere durchschnittliche Qualifikation der Personen so-wohl als Zeiteffekt (die Bildung hat in den letzten Jahrzehnten generell zugenommen) und als Kohorteneffekt (die heute auf dem Arbeitsmarkt vorhandenen Jahrgänge weisen die bessere Bildung auf als die früheren) verstanden werden.

Kohorten- und Alterseffekte können mit unserem Setting jedoch relativ einfach auseinander gehalten werden. Vergleicht man in Abbildung 3-27 die jeweils nebeneinander liegenden Säulen einer Jahrgangsklasse, so erhält man den Alterseffekt. Beispielsweise erkennt man beim Vergleich der ersten beiden Säulen (die Säulen der Jahrgänge 1947 bis 1949), dass der Anteil von Personen mit lediglich einer langen Arbeitslosigkeitsperiode deutlich zunimmt.

Diese Zunahme ist mit dem höheren Alter der Personen in der zweiten Periode zu begrün-den. Den Kohorteneffekt (Zeiteffekt) wird hingegen ersichtlich, indem in beiden Perioden Personen im gleichen Alter verglichen werden. Hierzu können beispielsweise Vergleiche der Jahrgänge 1947-1949 in der ersten Periode mit den Jahrgängen 1955-1959 in der zweiten Periode vorgenommen werden (1. Säule mit der 6. Säule). Beide Jahrgänge sind in den ent-sprechenden Perioden in etwa im selben Alter. Der Vergleich zeigt, dass der Anteil von Langzeitarbeitslosen in der zweiten Periode auch bei identischem Alter erhöht ist (höhere Langzeitarbeitslosigkeit als Kohorteneffekt).

Abbildung 3-27: Verteilung der Erwerbsprofile nach Alterskohorten

Anzahl Beobachtungen: N= 955‘100 Personen mit mindestens einer Arbeitslosigkeitsphase

Bei der Verteilung der Erwerbsprofile sind klare Alterseffekte erkennbar. Für alle Kohorten ist der Anteil des Profils Kurz-AL von 1993 bis 2001 höher als von 2002 bis 2009. Der umge-kehrte Effekt lässt sich beim Profil 1xLang-AL beobachten. Dieser Effekt ist plausibel und lässt sich dadurch erklären, dass die Jahrgänge in den 90er Jahren aufgrund des Alters noch besser vermittelbar sind und daher vergleichsweise einfach wieder einen Job finden. In den Jahren nach 2000 sind die Jahrgänge älter. Werden sie zu diesem Zeitpunkt entlassen, so ist es für sie schwieriger, wieder eine Arbeit zu finden. Erstaunlich hingegen ist, dass der Anteil des Profils Mehrfach-AL über die ganze Zeit und alle Kohorten stabil bei gut 20% liegt. Mit zunehmendem Alter nimmt auch der Anteil der Personen mit Profil In&Out ab. Dies ist ein

Indiz dafür, dass die jüngeren Arbeitnehmer öfters arbeitslos werden, dafür aber auch öfters wieder einen Job finden, unter Umständen aber in einem prekären Arbeitsverhältnis.

Ein Kohorteneffekt ist beim Vergleich der beiden Jahrzehnte ebenfalls zu beobachten. Der Anteil der Kurzzeitarbeitslosen nimmt für alle Altersklassen27 zu. Dies könnte aber auch ein Zeiteffekt sein, weil in den 1990er Jahren die soziale Akzeptanz einer frühen Meldung noch tiefer war und sich darum viele Kurzzeitarbeitslose nicht gemeldet haben. Zusätzlich zur Kurzzeitarbeitslosigkeit steigt der Anteil an längerer, einmaliger Arbeitslosigkeit. Hingegen sinkt der Anteil der Profile In&Out und Mehrfach-AL. Ob diese Effekte nun auf die jüngeren Jahrgänge auf dem Arbeitsmarkt oder die zeitlich bedingte neue Situation in der 2000er-Jahren zurückzuführen sind, kann wie bereits ausgeführt nicht identifiziert werden.

Alter und Bildung

Es ist in der Bildungs- und Arbeitsökonomie eine gängige These, dass die Probleme der älte-ren Arbeitnehmer auf dem Arbeitsmarkt vor allem auch auf die geringere Bildung dieser Al-tersgruppe zurückzuführen sind. Wiederum erlaubt der Vergleich der Perioden lediglich ein Auseinanderhalten von Zeit-/Kohorteneffekt einerseits und Alterseffekt andererseits. Im Be-reich der Bildung darf jedoch davon ausgegangen werden, dass der Kohorteneffekt einen stärkeren Einfluss hat als der Zeiteffekt.

Abbildung 3-28: Bildungstand und Alterskohorten

Anzahl Beobachtungen: N= 955‘100 Personen mit mindestens einer Arbeitslosigkeitsphase

27 Dies bedeutet, dass z.B. die 50-Jährigen in den 90er Jahren mit den 50-Jährigen der 2000er-Jahre verglichen werden.

Vergleicht man den Bildungsstand der verschiedenen Kohorten ist ein schwacher Alterseffekt zu erkennen. Alle Jahrgänge weisen in den 2000er-Jahren ein leicht höheres Bildungsniveau auf. Dieser Effekt ist bei den tieferen Jahrgängern weniger stark. Dies entspricht den Erwar-tungen, da die höheren Jahrgänge in beiden Samples noch jünger sind und sich somit zu Beginn der Beobachtungen noch eher in Ausbildung befinden. Vergleichen wir die Altersklas-sen in den beiden Perioden, zum Beispiel die 50-jährigen (1900er-Jahre: Jahrgang 1955;

2000er-Jahre: Jahrgang 1965), so ist ein klarer Kohorteneffekt zu erkennen. Das durch-schnittliche Bildungsniveau der Arbeitslosen hat deutlich zugenommen. So beträgt ab 2002 der Anteil der 50-jährigen Ungelernten lediglich noch 12%, bis 2001 waren es noch 17%. Der Anteil der 50-jährigen mit Hochschulabschluss ist in derselben Zeit um rund 4% angestiegen.

Es besteht also eine gewisse Evidenz, dass das gestiegene Bildungsniveau bei den arbeits-los gemeldeten Personen durchaus die Entwicklung in der Gesamtbevölkerung wiederspie-gelt.

Abbildung 3-29: Verteilung der Erwerbsprofile nach Ausbildungsstand

Anzahl Beobachtungen: N= 559‘060 Personen mit mindestens einer Arbeitslosigkeitsphase

Es stellt sich nun die Frage, wie sich das Bildungsniveau auf die Verteilung der Erwerbsprofi-le auswirkt. In beiden Perioden zeigt sich eine klare Tendenz, dass sich die Personen mit höherem Bildungsniveau öfters im Profil Kurz-AL befinden. Der umgekehrte Effekt zeigt sich in beiden Jahrzehnten für die Profile 1xLang-AL und Mehrfach-AL. Es ist jedoch interessant zu beobachten, dass der Anteil der Langzeitarbeitslosen für alle Ausbildungsniveaus zuge-nommen und jener von Mehrfach-Arbeitslosigkeit abgezuge-nommen hat.

Kombinieren wir diese Erkenntnis mit den vorhergehenden Auswertungen zu Alter und Bil-dung, so ergibt dies eine gewisse Evidenz für die These, dass die Arbeitsmarktprobleme der

älteren Personen auch eine Frage der Bildung sind und sich somit in der Zukunft zum Teil entschärfen werden. Der starke beobachtete Alterseffekt zeigt jedoch auch, dass die Proble-me nicht nur auf diesen Grund, sondern zu einem erheblichen Teil tatsächlich auf das Alter der Arbeitnehmenden zurückzuführen ist.