• Keine Ergebnisse gefunden

4.1 Deskriptive Auswertungen der Einkommensentwicklung

4.1.1 Einkommensentwicklung 1993 bis 2009

Der nominelle monatliche Medianlohn ist von 1993 bis 2009 für alle Erwerbsprofile angestie-gen. Betrug der durchschnittliche Monatslohn 1993 der Personen im Datensatz noch rund 3‘500 CHF, ist er bis 2009 auf rund 4‘700 CHF pro Person angestiegen. Dies bedeutet ein nominelles Wachstum von rund 1.9% pro Jahr.

Abbildung 4-1: Wachstum des nominellen monatlichen Medianlohns 1993 bis 200937

37 Es ist zu beachten, dass nur das Einkommenswachstum der Personen mit Arbeitslosigkeitsphasen abgebildet ist.

Darum weicht auch die Datenreihe „Total“ von der Lohnentwicklung aller Erwerbspersonen ab.

Dieses Wachstum ist jedoch nicht für alle Erwerbsprofile gleich hoch. Der Lohn der Personen im Erwerbsprofil Kurz-AL ist überdurchschnittlich um rund 2.7% pro Jahr angestiegen und beträgt 2009 im Median 5‘700 CHF. Anders entwickeln sich die restlichen Erwerbsprofile:

Hier betrug das Wachstum je nach Erwerbsprofil 1.3% (1xLang-AL), 1.5% (Mehrfach-AL) und 1.9% (In&Out). Interessanterweise haben sich die Personen mit einer langen Arbeitslosig-keitsphase 1993 noch auf dem Niveau der Kurzzeitarbeitslosen befunden, bis 2009 aber das tiefste Wachstum aller Profile aufgewiesen. 2009 befinden sich diese Personen bezüglich Lohnniveau zwischen den Personen mit Profil In&Out und Mehrfach-AL, rund 1‘500 CHF tiefer als die Kurzzeitarbeitslosen.

a) Dauer der Arbeitslosigkeit und der Erwerbstätigkeit

Das Einkommenswachstum ist stark von der Gesamtdauer der Arbeitslosigkeit und der Er-werbstätigkeit abhängig. Sowohl die Dauer der Arbeitslosigkeit als auch jene der Erwerbstä-tigkeit beeinflussen die Zeitspanne, in welcher ein Lohnwachstum realisiert oder nicht reali-siert werden kann.

Abbildung 4-2: Jährliches Wachstum des nominellen Medianlohns nach der Gesamtdauer der Arbeitslosigkeit

Bemerkung: Zwischen 1993 und 2009 betrug die jährliche Inflationsrate im Durchschnitt 1%. Dies bedeutet, dass das reale Einkommenswachstum pro Jahr 1 Prozentpunkt unter dem ausgewiesenen nominellen Wachstum liegt. Dasselbe gilt in allen folgenden Abbildungen.

Zwischen dem jährlichen nominellen Lohnwachstum und der Gesamtdauer der Arbeitslosig-keit ist ein deutlicher negativer Zusammenhang zu erkennen. Mit einer Gesamtdauer der

2.7 2.6

2.4

1.5

0.8

-0.4 -0.1

-1 0 1 2 3

Prozent

bis 3 Monate

4 bis 6 Monate

7 Monate bis 1 Jahr

1 bis 2 Jahre

2 bis 5 Jahre

5 bis 10 Jahre

mehr als 10 Jahre

Arbeitslosigkeit bis 3 Monate beträgt das Wachstum noch 2.7% pro Jahr. Mit einer Dauer bis 6 Monate und bis einem Jahr nimmt das Wachstum lediglich um 0.1 respektive 0.3 Prozent-punkte ab. Dauert die Arbeitslosigkeit gesamthaft länger als ein Jahr, so sinkt das Lohn-wachstum deutlich. Bei einer Arbeitslosigkeit bis 2 Jahre beträgt das jährliche Wachstum 1.5%, bis 5 Jahre noch 0.8%. Ist die Arbeitslosigkeit länger als 5 Jahre, so ist gar ein nomi-neller Einkommensverlust zu erwarten. Es scheint also, dass die negativen Lohneffekte der Arbeitslosigkeit ab einer Dauer von rund einem Jahr verstärkt erfolgen.

Ein ähnlicher Effekt lässt sich für die Gesamtdauer der Erwerbstätigkeit beobachten. Dieser Zusammenhang ist wie erwartet deutlich positiv. Bis zu einer Erwerbsdauer von 10 Jahren (von insgesamt 18 Jahren) ist das zu erwartende Lohnwachstum negativ. Bei einer Erwerbs-dauer von weniger als 6 Jahren sind Einkommensverluste pro Jahr in der Höhe von über 8%

beobachtbar.38

Abbildung 4-3: Jährliches Wachstum des nominellen Medianlohns nach der Gesamtdauer der Erwerbstätigkeit

Ist die Erwerbsdauer länger als 12 Jahre, so nimmt das jährliche Lohnwachstum proportional zu der Anzahl Erwerbsjahre zu. Bei einer Erwerbsdauer von 12 bis 14 Jahren ist ein jährli-ches Nominalwachstum von rund 1.3% zu erwarten. Mit einer Erwerbsdauer von mehr als 16 Jahren beträgt das Lohnwachstum schliesslich überdurchschnittliche 2.6%.

38 Wegen tiefer Fallzahlen sind diese Zahlen jedoch mit Vorsicht zu interpretieren.

-9.4 -9.4 -8.1 -5.3

-2.4

-0.1 1.3 2.1 2.6

-10 -5 0 5

Prozent

weniger als 2 Jahre 2 bis 4 Jahre

4 bis 6 Jahre 6 bis 8 Jahre

8 bis 10 Jahre 10 bis 12 Jahre

12 bis 14 Jahre 14 bis 16 Jahre

me

hr als 16 Jahre

Die Residualgrösse der Dauer der Arbeitslosigkeit und der Erwerbstätigkeit ist die Dauer der Nichterwerbstätigkeit. Die Auswertungen zeigen, dass wie erwartet das Lohnwachstum mit zunehmender Zahl der Jahre ohne Erwerbstätigkeit abnimmt.

b) Soziodemografische Merkmale

Neben der Dauer von Erwerbtätigkeit und Nichterwerbstätigkeit beeinflussen soziodemogra-fische Merkmale die Einkommensentwicklung massgeblich.

Die Analyse nach Geschlecht zeigt, dass die Frauen für alle Erwerbsprofile ein tieferes Lohnwachstum aufweisen. Das höchste Lohnwachstum von 1993 bis 2009 weisen mit 2.8%

pro Jahr Männer in Erwerbsprofil Kurz-AL auf. Das tiefste Wachstum findet sich mit 1.1% bei den Frauen im Profil 1xLang-AL. Vergleicht man das Verhältnis des Lohnwachstums schen den Profilen, so ist dieses für Männer und Frauen sehr ähnlich. Die Differenzen zwi-schen den Geschlechtern finden sich im Niveau des Wachstums über alle Profile.

Abbildung 4-4: Jährliches Wachstum des nominellen Medianlohns nach Erwerbsprofil und Geschlecht

Auch die Nationalität spielt eine Rolle für das Lohnwachstum (nicht dargestellt). Dieser Effekt ist jedoch nicht eindeutig. Das höchste Wachstum weisen Personen aus der Kategorie der Bürger von Ländern ausserhalb Europas im Profil Kurz-AL auf. Das tiefste Lohnwachstum findet sich bei den Personen mit einer einzigen Arbeitslosigkeitsphase aus dem Balkan und der Türkei. Über alle Profile aggregiert weisen diese Personen ebenfalls das tiefste Lohn-wachstum aus. Das höchste Wachstum über alle Profile zeigen wiederum die Bürger der nichteuropäischen Staaten. Die Schweizer Bürger liegen bei allen Profilen im Mittelfeld.

2.8

1.5 2.2

1.7

2.3

1.1

1.5 1.3

0 1 2 3

Prozent

Männer Frauen

Kurz-AL 1xLang-AL In&Out Mehrfach-AL

Auch der Wohnort innerhalb der Schweiz beeinflusst die Einkommensentwicklung massge-blich. Erwerbstätige aus der französischen Schweiz weisen in allen Kategorien das höchste Lohnwachstum auf. Der höchste Wert findet sich mit rund 3.0% pro Jahr bei Personen mit kurzer Arbeitslosigkeit. Auch die italienische Schweiz weist für alle Profile ein höheres Wachstum auf als die Deutschschweiz. Das tiefste Wachstum findet sich bei Deutschschwei-zer Personen mit einer einzigen langen Arbeitslosigkeitsphase. Die Analyse der Ausgangs-löhne 1993 weist jedoch darauf hin, dass es sich hierbei vorerst um ein Aufholen der lateini-schen Schweiz handelt. Vergleicht man die Ausgangslöhne, so waren diese 1993 in der Deutschschweiz deutlich höher als in der lateinischen Schweiz. Betrachtet man nun jedoch die Löhne 2009, so liegt die französische Schweiz höher als die Deutschschweiz, während die italienische Schweiz weiterhin tiefer liegt. Die Französische Schweiz überholt also die Deutschschweiz in drei von vier Erwerbsprofilen (Ausnahme Kurz-AL).

Abbildung 4-5: Jährliches Wachstum des nominellen Medianlohns nach Erwerbsprofil und Sprachregion

Den deutlichsten Einfluss auf das Lohnwachstum hat der Ausbildungsstand. Mit zunehmen-der Bildung nimmt das Lohnwachstum zu.

 Personen mit lediglich obligatorischer oder tieferer Ausbildung und jene mit einer kurzen überobligatorischen Ausbildung weisen das tiefste Lohnwachstum auf. Im Maximum be-trägt dieses rund 1.9% (Profil Kurz-AL). Das tiefste beobachtete Wachstum zeigt sich in der tiefsten Ausbildungskategorie im Profil 1xLang-AL mit rund 0.3% pro Jahr.

 Ein leicht höheres Lohnwachstum in allen Erwerbsprofilen realisieren Personen mit einer Berufsausbildung oder Maturität.

 Das höchste Lohnwachstum hingegen lässt sich bei den Personen mit Hochschulab-schluss beobachten. Hier liegen die Wachstumsraten zwischen 3.5% (1xLang-AL) und 5.6% (Kurz-AL). Dieser Effekt könnte teilweise darauf zurückzuführen sein, dass sich

die-0 1 2 3

Prozent

Deutsch-CH Französische CH Italienische CH Romanische CH

Kurz-AL 1xLang-AL In&Out Mehrfach-AL

se Personen bei Beobachtungsbeginn noch in der Ausbildung befinden und darum zu-nächst nur Teilzeit arbeiten. Am Ende der Ausbildung nehmen dann Beschäftigungsgrad und Stundenlohn sprunghaft zu. Dies führt kumuliert zu sehr hohen Wachstumsraten des Einkommens bei jungen Akademikern.

 Die Personen mit höherer Fachausbildung weisen im Gegensatz zur vorherigen Analyse der Erwerbsprofile keine überdurchschnittliche Performance auf und befinden sich zwi-schen den Personen mit Berufsausbildung oder Maturität und den Hochschulabgängern.

Abbildung 4-6: Jährliches Wachstum des nominellen Medianlohns nach Erwerbsprofil und Ausbildung

Zusätzlich zu den hier dargestellten soziodemografischen Variablen spielen weitere Einfluss-grössen wie Berufsgruppe, Mobilität und Alter eine entscheidende Rolle. Insbesondere zeigt sich, dass jüngere Erwerbstätigen ein deutlich höheres Lohnwachstum aufweisen als ältere Personen (nicht dargestellt). Dieser Umstand ist jedoch naheliegend und überrascht wenig.