• Keine Ergebnisse gefunden

11. Energiepreise und Energiekosten

11.3 Energiekosten

Energiepreise und Energiebezugsmengen sind wesentlich für die Kosten, die Haushalten und Unternehmen für den Bezug von Energie entstehen. Während steigende Energie-preise einen Anreiz für weitere Energieeinsparungen und für die Anwendung innovativer und effizienter Energie-technologien setzen können, muss die Kostenlast für die Verbraucher insgesamt verhältnismäßig und bezahlbar bleiben.

11.3.1 Haushalte

In den vergangenen Jahren sind aus Sicht der Haushalte sowohl die Energieausgaben als auch die Einkommen an -gestiegen. In Relation zu den durchschnittlichen Haushalts -nettoeinkommen zeigt sich eine spürbare Steigerung der Energieausgaben, die je nach Haushaltsgröße unterschied-lich stark ausfällt. Dieser Trend hat sich auch im Jahr 2012 fortgesetzt. Diese Kostensteigerung ist aber nicht gänzlich der Energiewende zuzurechnen.

Die Entwicklung der Energieausgaben von privaten Haus-halten wird hier mittels definierter Musterhaushalte darge-stellt. Die zugrunde liegenden durchschnittlichen jährlichen Energiepreise und Einkommen beruhen auf Jahresdaten des Statistischen Bundesamtes. Die Energieverbräuche wurden auf Basis von Angaben des Statistischen Bundes-amtes, einer Erhebungsstudie von RWI/forsa (2013), einer Stromverbrauchserhebung der EnergieAgentur.NRW sowie des Kompendiums „Verkehr in Zahlen“ (DIW 2013) festge-legt. Dabei wurden über den Zeitverlauf mengenmäßig konstante Verbräuche unterstellt. Für die hier entworfenen Musterhaushalte wird unterstellt, dass sie Warmwasser nicht elektrisch, sondern mit dem Energieträger Gas erzeugen und Gas auch für die Erzeugung von Raumwärme verwenden.

Die tatsächlichen Energiekosten von Haushalten sind von zahlreichen Faktoren abhängig. Dazu gehören äußere Fak-toren, wie beispielsweise ein witterungsbedingt unter-schiedlicher Wärmebedarf. Darüber hinaus können die Haushalte ihre Energiekosten selbst beeinflussen, beispiels-weise durch Energieeinsparungen oder den Wechsel von Energieanbietern beziehungsweise -tarifen.

Für eine Kostenbetrachtung einkommensschwacher Haus-halte werden in Anlehnung an die Armutsgefährdungsdefi-nition der Europäischen Union bzw. des Statistischen Bun-desamtes (60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung) vereinfachend 60 Prozent der hier verwendeten Haushaltsnettoeinkommen zugrunde gelegt.

Da zum Energieverbrauch einkommensschwacher Haus-halte bisher nur wenig belastbare statistische Daten vorlie-gen, werden für diese Haushaltsgruppe die gleichen Ver-bräuche wie bei den übrigen Musterhaushalten verwendet.

Die beiden Musterhaushaltstypen unterscheiden sich dem-zufolge (bei identischen Energiepreisen) nicht in den abso-luten Energieausgaben, sondern nur in ihren Anteilen am jeweiligen Haushaltsnettoeinkommen.

Die jährlichen Energiegesamtausgaben (Strom, Gas, Super-benzin) des Ein-Personen-Musterhaushalts erhöhten sich von 2011 auf 2012 um rund 127 Euro (siehe Abbildung 11.11 und Tabelle 11.5). An dieser Ausgabensteigerung hatte Strom einen Anteil von 10 Prozent, Gas von 23 Prozent und Super-benzin von 67 Prozent.

Tabelle 11.5: Einkommen und Energieausgaben von Ein- und Vier-Personen-Musterhaushalten

Haushaltstyp 2012 (in Klammern: 2011)

1-Person 22.713 € 2.570 € 11,30 % 2,00 % 2,50 % 6,80 %

(22.116 €) (2.442 €) (11,00 %) (2,00 %) (2,40%) (6,60 %)

1-Person

(60 % des Einkommens) 13.628 €

identisch 18,90 % 3,40 % 4,10 % 11,30 %

(13.270 €) (18,40 %) (3,40 %) (4,00 %) (11,00 %)

4-Personen 54.871 € 3.805 € 6,90 % 2,10 % 1,60 % 3,20 %

(53.428 €) (3.631 €) (6,80 %) (2,10 %) (1,60 %) (3,10 %)

4-Personen

(60 % des Einkommens) 32.922 €

identisch 11,60 % 3,50 % 2,70 % 5,30 %

(32.057 €) (11,30 %) (3,50 %) (2,60 %) (5,20 %)

Quelle: BMWi, Eigene Berechnungen – kleinere Abweichungen durch Rundungen

0

Abbildung 11.11: Jährliche Energieausgaben eines 1-Personen-Musterhaushalts Mietwohnung in Mehrfamilienhaus mit Gasheizung

Kosten pro Jahr

in Euro Anteil am

Netto-einkommen in Prozent

Quelle: BMWi

Erdgas (8.000 kWh/Jahr) Strom (1.800 kWh/Jahr) ohne elektr. Warmwasser

durchschnittlicher Haushalt einkommensschwacher Haushalt

Superbenzin (12.000 km/Jahr mit 7,9 Liter/100 km) 0

Die entsprechenden jährlichen Energiegesamtausgaben des Vier-Personen-Musterhaushalts (Paar mit 2 Kindern unter 18 Jahren) erhöhten sich um rund 175 Euro (siehe Tabelle 11.5 und Abbildung 11.12). An diesem Anstieg hatte Strom einen Anteil von 18 Prozent, Gas von 27 Prozent und Super-benzin von 55 Prozent.

Für beide Haushaltsgruppen gilt, dass vor allem die Pkw-Nutzung einen großen Einfluss auf den Anteil der Energie-gesamtausgaben am Nettoeinkommen hat. Der Anteil der Strom- und Gaskosten fällt im Vergleich wesentlich niedri-ger aus.

Von 2011 zu 2012 stiegen die durchschnittlichen Preise für Strom um 2,7 Prozent, für Superbenzin um 5,8 Prozent und für Gas um 5,6 Prozent. Der Preis für Heizöl, das in den obi-gen Musterhaushalten nicht abgebildet ist, stieg um 8,8 Prozent. Das bedeutet, dass die Haushalte, die Raumwärme und ggf. Warmwasser mit Heizöl erzeugen, mit höheren Kosten belastet waren als Haushalte, die für diese Zwecke Gas eingesetzt haben.

Für das Jahr 2013 sind geringere Ausgabensteigerungen zu erwarten, da der Preisanstieg bei Strom zum Teil durch ge -sunkene Kraftstoffpreise ausgeglichen wird. Bezogen auf

0 500 1.000 1.500 2.000 2.500 3.000 3.500 4.000 4.500

2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000 1999 1998 1997 1996 1995 1994 1993 1992 1991

Abbildung 11.12: Jährliche Energieausgaben eines Vier-Personen-Musterhaushalts Mietwohnung in Mehrfamilienhaus mit Gasheizung

Kosten pro Jahr

in Euro Anteil am

Netto-einkommen in Prozent

Quelle: BMWi

Erdgas (21.300 kWh/Jahr) Strom (4.500 kWh/Jahr) ohne elektr. Warmwasser

durchschnittlicher Haushalt einkommensschwacher Haushalt

Superbenzin (13.600 km/Jahr mit 7,9 Liter/100 km) 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22

die weiter steigenden Haushaltsnettoeinkommen sinkt der Anteil der Energieausgaben sogar leicht (Ein-Personen-Haushalt) bzw. stagniert (Vier-Personen-(Ein-Personen-Haushalt).

11.3.2 Industrie

Die Energiebezugskosten der Industrie in Deutschland sind auf den internationalen Beschaffungsmärkten im Jahr 2012 kaum angestiegen. Die Energiekosten der Industrie betrugen rund 37,2 Milliarden Euro. Sie haben gegenüber dem Vor-jahr um rund 0,6 Milliarden Euro (1,6 Prozent) zugenom-men (siehe Abbildung 11.13).

Im Durchschnitt lag die Energiekostenbelastung des Verar-beitenden Gewerbes gemessen als Anteil der Energiekosten am Bruttoproduktionswert im Jahr 2011 bei 1,97 Prozent und damit unterhalb des Niveaus von 2010 (2,14 Prozent) (siehe Abbildung 11.14).

Die verschiedenen Wirtschaftszweige sind je nach Bedeutung des Energieeinsatzes im Produktionsprozess in unterschied-lichem Ausmaß von der Entwicklung der Energie kosten betroffen. Ein weiterer Indikator für die Energiekosten-belastung ist neben dem Energiekostenanteil am produktionswert der Energiekostenanteil an der Brutto-wertschöpfung.

0 5 10 15 20 25 30 35 40

2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000 1999 1998 1997 1996

Abbildung 11.13: Energiekosten in der Industrie in Mrd. Euro

Quelle: BMWi auf Basis von AGEB und Statistischem Bundesamt Gase

Strom Kohleprodukte/Feste Brennstoffe Heizöl/Mineralölprodukte

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5

2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000 1999 1998 1997

Abbildung 11.14: Anteil der Energiekosten im Verhältnis zum Bruttoproduktionswert im Verarbeitenden Gewerbe in Prozent

Quelle: Statisches Bundesamt, BMWi

Tabelle 11.6: Energiekostenbelastung ausgewählter Wirtschaftszweige

Wirtschaftszweig Anteil am

Bruttoproduk-tionswert 2011 (in Prozent) Anteil an Brutto-Wertschöp-fung 2011 (in Prozent)

Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden 6,7 18,7

Gewinnung von Steinen und Erden, sonstiger Bergbau 9,8 28,1

Gewinnung von Natursteinen, Kalk- u. Gipsstein, Kreide usw. 13,1 38,0

Kohlenbergbau, Torfgewinnung 5,9 22,5

Gewinnung von Erdöl und Erdgas 2,4 5,2

Verarbeitendes Gewerbe 2,0 7,3

Glasgewerbe, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden 7,2 23,4

Herstellung von Industriegasen 25,5 86,6

Herstellung von Kalk und gebranntem Gips 24,4 70,3

Herstellung von Zement 17,1 52,4

Herstellung von Ziegeln und sonstiger Baukeramik 14,5 38,5

Herstellung von Hohlglas 14,9 39,8

Herstellung von Flachglas 13,9 47,6

Metallerzeugung und -bearbeitung 5,1 29,7

Papiergewerbe 6,4 28,5

Chemische Industrie 4,4 19,3

Holzgewerbe (ohne Herstellung v. Möbeln) 3,7 16,4

Textilgewerbe 3,7 13,1

Ernährungsgewerbe 2,4 13,6

Herstellung v. Metallerzeugnissen 2,2 6,3

Quelle: Statistisches Bundesamt, BMWi

In Untergruppen des Bergbaus und der Gewinnung von Steinen und Erden sowie des Verarbeitenden Gewerbes können die Anteile deutliche Unterschiede aufweisen. In einzelnen Untergruppen liegen die Energiekostenanteile am Bruttoproduktionswert zum Teil deutlich über 10 Pro-zent, beispielsweise in der Herstellung von Zement oder Industriegasen (siehe Tabelle 11.6).

11.3.3 Volkswirtschaft

Die Gesamtausgaben für den Primärenergieverbrauch in Deutschland lagen im Jahr 2012 bei rund 134 Milliarden Euro. Sie waren damit um 7,8 Milliarden Euro (6,2 Prozent) höher als im Jahr 2011 (siehe Abbildung 11.15).

Bei einer Zunahme des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in 2012 um 2,0 Prozent (real 0,7 Prozent) erhöhte sich das Verhältnis von Energieausgaben zum BIP von rund 4,9 auf 5,0 Prozent und lag damit leicht über dem Vorjahr.

Die Ausgaben für den gesamten Endenergieverbrauch betrugen im Jahr 2012 rund 356 Milliarden Euro. Das ent-spricht einem Anstieg von 5,1 Prozent gegenüber dem Vor-jahr. Das Verhältnis von (End-)Energieausgaben zum BIP stieg von 13,0 Prozent auf 13,5 Prozent im Jahr 2012.

Die Gesamtausgaben der Letztverbraucher für Strom sind ein weiterer gesamtwirtschaftlich aggregierter Indikator, um die Belastung der Verbraucher in Deutschland abzubil-den (Quelle: 1. Stellungnahme der Experten-Kommission, 2012). Sie sind im Jahr 2012 gegenüber dem Vorjahr von 64,2 Milliarden Euro auf 65,0 Milliarden Euro angestiegen.

Im Verhältnis zum nominalen BIP sind die Energieausgaben von 2002 bis 2009 schneller gestiegen. Vorausgegangen war eine Phase sinkender relativer Stromausgaben in den 1990er Jahren (siehe Abbildung 11.16). Im Jahr 2012 lag der Anteil bei 2,44 Prozent. Das entspricht dem Niveau der frühen 1990er Jahre. Damit wurde auch das Vorjahresniveau (2,46 Prozent) in etwa gehalten.

0 20 40 60 80 100 120 140

2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000 1999 1998 1997 1996

Abbildung 11.15: Ausgaben für den Primärenergieverbrauch in Mrd. Euro

Quelle: BMWi, eigene Berechnungen auf Basis der AG Energiebilanzen

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0

2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000 1999 1998 1997 1996 1995 1994 1993 1992 1991

Abbildung 11.16: Ausgaben der Stromletztverbraucher im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt in Prozent

Quellen: Statistisches Bundesamt, Experten-Kommission, eigene Berechnungen

11.4 Maßnahmen für wettbewerbsfähige und