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Endokrinologische Parameter der Versuchsgruppe und Ansätze zur Ätiologie. 62

4 DISKUSSION

4.5 Endokrinologische Parameter der Versuchsgruppe und Ansätze zur Ätiologie. 62

Im Rahmen dieser Untersuchungen wurden bei 20 Stuten persistierende anovulatori-sche Follikel diagnostiziert. Von diesen Stuten wurde Plasma und Follikelflüssigkeit gewonnen und hierin Östradiol, Progesteron, Testosteron und Inhibin analysiert. Die Hormonkonzentrationen wiesen dabei eine deutliche Variabilität auf. So betrug der Variatonskoeffizient für Östradiol in der Follikelflüssigkeit der Versuchsgruppe 1,51, für Progesteron 0,9, für Testosteron 1,49 und für Inhibin 1,16 gegenüber Kontroll-gruppenwerten in der der Variationskoeffizient für Östradiol nur 0,49, für Progesteron 0,34, für Testosteron 0,51 und für Inhibin 0,4 betrug. An diesen Werten lässt sich die deutlich höhere Homogenität der Hormonkonzentrationen in der Kontrollgruppe dar-stellen.

Die im Plasma gemessenen Werte gestalteten sich einheitlicher, in der Versuchs-gruppe wurde für Östradiol ein Variationskoeffizient von 0,26, für Progesteron 1,13 und für Inhibin 0,9 errechnet. In der Kontrollgruppe betrug der Variationskoeffizient für Östradiol 0,83, für Progesteron 0,69 und für Testosteron 0. Die gleiche Verteilung von Mittelwerten und Standardabweichungen, auch in ähnlicher Höhe, wurde bei den Messungen der Hormonkonzentrationen im Plasma der folgenden Rosse deutlich.

Zwischen den Hormonkonzentrationen in der Follikelflüssigkeit und des Plasmas konnten keinerlei Korrelationen festgestellt werden. Auffällig sind die signifikanten Unterschiede der Hormonkonzentrationen von Östradiol, Progesteron und Inhibin in der Follikelflüssigkeit sowie des Testosterons im Plasma zwischen Versuchs- und Kontrollgruppe. Da der signifikante Unterschied des Testosterongehaltes im Plasma allein wahrscheinlich wenig Aussagewert hat, ist eine Blutuntersuchung für eine ein-fache und präzise Diagnostik eines persistierenden anovulatorischen Follikels nicht

geeignet. Weitere Untersuchungen zur Abklärung der Zuverlässigkeit dieser Aussage wären wünschenswert.

Eine Auffälligkeit gab es bei zwei Stuten, die besonders hohe Testosteronkonzentra-tionen im Plasma von 0,6 und 0,9 ng/ml in Kombination mit ebenfalls sehr hohen Konzentrationen in der Follikelflüssigkeit aufwiesen, die etwa 4-6 mal höher waren als die durchschnittliche Konzentration. Die physiologischen Testosteronkonzentrati-onen im Plasma liegen bei 0,01 – 0,02 ng/ml, KonzentratiTestosteronkonzentrati-onen ab 0,03 ng/ml sind bereits auffällig, und Werte ab 0,04 ng/ml gelten als Kriterium für die Diagnose von Granulosazelltumoren. In Folge dieser Feststellung muß angenommen werden, dass persistierende anovulatorische Follikel unter Umständen auch eine Vorstufe der Ent-artung darstellen können.

Die Östradiolkonzentrationen in der Follikelflüssigkeit der Versuchsgruppe schwank-ten stark zwischen 0,01 und 4000 ng/ml und korrelierschwank-ten nicht mit den Konzentratio-nen im Plasma. Der Mittelwert von 940,62±1425,02 ng/ml in der Follikelflüssigkeit der Versuchsgruppe lag deutlich unter dem Mittelwert von 3361,47±1653,63 ng/ml in der Follikelflüssigkeit der Kontrollgruppe. In der Versuchsgruppe hatten 10 Follikel Östra-diolkonzentrationen unter 100 ng/ml, 6 Follikel unter 1000 ng/ml und nur weitere 6 Follikel Konzentrationen über 1000 ng/ml, welche in der Kontrollgruppe bei 10 von 11 Stuten erreicht wurden. Diese Werte könnten Grund zu der Annahme geben, dass wie schon von PIERSON (1993) beschrieben, Ovulationshemmungen aufgrund einer nicht genügenden Östradioleigenproduktion der Follikel auftreten können. SEAMANS und SHARP (1982) beschreiben die Möglichkeit, dass es sich bei persistierenden anovulatorischen Follikeln um Follikel der transitorischen Phase handelt, die durch einen fehlenden positiven Feedback des Östradiol auf LH durch eine generelle ste-roidogenetische Inkompetenz zustande kommt. Das positive Östrogen-Feedback wird nur dann wirksam, wenn gleichzeitig eine niedrige Progesteronkonzentration vorhanden ist. Das Verhältnis Östradiol zu Progesteron gestaltete sich in diesen Un-tersuchungen ebenfalls sehr variabel. Der These von SEAMAN und SHARP (1982) widerspricht vor allem aber, dass die besonders niedrig gemessenen Östradiolkon-zentrationen sowohl aus Punktionen in der Übergangszeit als auch aus den Monaten Mai, Juni und Juli stammen.

In der Follikelflüssigkeit der Versuchsgruppe korrelieren Östradiol und Inhibin positiv miteinander. Dieses Ergebnis läßt sich durch die Aussage von ENGELHARDT et al.

(1993), dass Inhibin in größeren Mengen nur in großen antralen Östrogen-sezernierenden Follikeln gebildet wird, erklären. Prinzipiell würde man erwarten, dass der Östradiolspiegel sinkt, wenn die Inhibinkonzentration hoch ist, da Inhibin die FSH-Ausschüttung hemmt und damit sekundär die Östradiolproduktion des Follikels.

Zu berücksichtigen ist aber die Tatsache, dass die Konzentrationsverläufe der Sexu-alhormone im Follikel ein dynamisches Geschehen darstellen, und die zeitlichen Ver-läufe durch die gegenseitigen Beeinflussungen der Hormone durch Konzentrations-bestimmungen zu einem Zeitpunkt nicht wiedergegeben werden können.

In der Follikelflüssigkeit der Versuchsstuten dieser Untersuchung wurden sehr viel niedrigere Inhibinkonzentrationen (6,56±7,62 ng/ml) als in der Kontrollgruppe (19,1±7,67 ng/ml) gemessen. Im Vergleich mit dem von TANAKA et al. (2000) ermit-telten Durchschnittswert von 10±2,14 ng/ml liegt der Kontrollgruppenwert vielleicht aufgrund der direkten zeitlichen Nähe zur erwarteten Ovulation in so hohem Bereich, da laut NAGAMINE et al. (1998) die Inhibinkonzentration zum Zeitpunkt der Ovulati-on für eine kurze Dauer erneut ansteigt. Eine andere Erklärung für die differierenden Messwerte könnten die unterschiedlichen verwendeten Assays liefern. Die in der Versuchsgruppe ermittelten niedrigeren Werte könnten mit dem von NAGAMINE et.

al. (1998) berichteten Rückgang der Inhibinkonzentrationen zum Zeitpunkt des LH-Anstieges zusammenhängen, jedoch gelten diese Werte nur für intakte Follikel, also wohl nicht für persistierende anovulatorische Follikel dieser Versuchsgruppe. Die niedrigen Inhibin- und Östradiolkonzentrationen in der Follikelflüssigkeit der Ver-suchsgruppe könnten in einer Dysfunktion der Granulosazellen persistierender ano-vulatorischer Follikel begründet sein. Im Plasma lagen die Inhibinwerte der Versuchs- und der Kontrollgruppe unter dem Messbereich ab 15 pg/ml, welches wahrscheinlich mit der ungenügenden Sensibilität des Assays zusammenhängt. Im Hinblick auf die Theorie von BRAUN et al. (1988a), nach der die FSH-Ausschüttung selektiv durch hohe Inhibinkonzentrationen gehemmt würde, wäre es interessant, neben den Inhi-bingehalten die FSH-Werte im Plasma zu bestimmen, die bei BRAUN’s Untersu-chungen neben den signifikant erhöhten Inhibingehalten der Zystenflüssigkeit deut-lich erniedrigt im Plasma auftraten. Allerdings wird von ROSER et al. (1994) berich-tet, dass sie in ihren Untersuchungen an zyklischen Stuten im Plasma eine physiolo-gisch vorhandene negative Korrelation feststellten.

Der für die Entstehung von Zysten beim Rind verantwortliche LH-Mangel aus der Hy-pophyse (ROCHE et al. 1996) kann als Ursache für die Entstehung persistierender anovulatorischer Follikel nicht ausgeschlossen werden. Aufgrund der teilweise sehr niedrigen Östradiolkonzentrationen in der Follikelflüssigkeit der persistierenden ano-vulatorischen Follikel könnte man vermuten, dass durch den fehlenden positiven Feedback des Östradiol nicht genügend LH in der Hypophyse gebildet wird, um die Ovulation einzuleiten. In Folgeuntersuchungen wäre es demnach interessant, Plas-ma-LH Bestimmungen durchzuführen, um Korrelationen zwischen Östradiol- und LH Gehalten zu berechnen. LH spielt im Ovulationsgeschehen auch eine wichtige Rolle hinsichtlich der Induktion der follikulären Prostaglandinsynthese.

Nach ESPEY (1980) spielen Prostaglandine eine wichtige Rolle im Ovulationsge-schehen und ein Mangel an follikulären Prostaglandinen könnte eine Erklärung für das Persistieren der Follikel und die ausbleibende Ovulationsbereitschaft darstellen.

Es wäre sinnvoll die Prostaglandinkonzentrationen in persistierenden anovulatori-schen Follikeln zu bestimmen, um diese Möglichkeit der Pathogenese persistierender anovulatorischer Follikel weiter zu erforschen. In dieser Studie war es aus techni-schen Gründen leider nicht möglich, Prostaglandine zu bestimmen.

Die Aufklärung der Frage nach der Ätiologie der persistierenden anovulatorischen Follikel der Stute gestaltet sich schwierig. Zum einen gibt es nur wenige dieser Folli-kel, die zum anderen aufgrund fehlender einheitlicher Definitionen auch noch schwer zu diagnostizieren sind. Im Gegensatz zum Rind fehlen auch noch Kenntnisse über eine Provokation der Entstehung PAF durch hormonelle Interventionen, die die Be-reitstellung eines geeigneten Patientengutes zur weiteren Erforschung erleichtern könnten. Die Interpretation endokrinologischer und klinisch-pathologischer Vorgänge an Stuten mit PAF zur Klärung der Ätiologie derselben wird auch dadurch erschwert, dass die meisten der betroffenen Stuten zunächst eine physiologische innere und äußere Rosse entwickeln, die dann in den meisten Fällen nachlässt und mit der Ent-stehung eines persistierenden anovulatorischen Follikels einhergehen. Die das Ge-schehen eventuell auslösende endokrine Dysfunktion kann zeitlich somit lange vor der Diagnose, die meist erst einige Tage nach Ausbleiben der erwarteten Ovulation gestellt wird, liegen. Der Problematik des anovulatorischen Follikels nach ist es wohl auch wahrscheinlich, dass die eventuelle endokrine Dysfunktion im präovulatorischen Follikel auftritt und somit zum Zeitpunkt der Diagnose des PAF nicht mehr

nachweisbar ist.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass persistierende anovulatorische Follikel der Stute von ihrer Morphologie und klinischen Ausprägung dem bovinen Ovarialzysten-syndrom ähneln. Die Vermutung von McCUE (2002), dass im Ultraschallbild echogen erscheinende PAF den Luteinzysten des Rindes und nicht echogen erscheinende persistierende anovulatorische Follikel den Follikel-Thekazysten des Rindes entspre-chen könnten, müsste durch weitere Untersuchungen belegt werden. Die in dieser Studie gemessenen Progesteronkonzentrationen sind nur bedingt aussagefähig, da die Stuten individuell unterschiedlich mit Prostaglandinen vorbehandelt wurden und somit keine Aussage über einen Zusammenhang der Echogenität der PAF im Ultra-schallbild und den gemessenen Progesteronkonzentrationen erlaubten. Zur weiteren Klärung der Ätiologie persistierender anovulatorischer Follikel wären morphologische Studien wünschenswert, die zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht verfügbar sind. Auf-grund der in dieser und in vergangenen Untersuchungen gesammelten Erkenntnisse über persistierende anovulatorische Follikel bei der Stute sollte über eine einheitliche Definition nachgedacht werden.

4.6 Funktionsstatus der persistierenden anovulatorischen Follikel

Anhand der Hormonkonzentrationen in der Follikelflüssigkeit soll im Folgenden ein Versuch unternommen werden, die persistierenden anovulatorischen Follikel ihrem Funktionsstatus nach einzuteilen. Dabei unterscheiden wir intakte Follikel, die sich durch dominante Östradiolkonzentrationen (KENNEY et al. 1979) sowie hohe Inhi-bingehalte (ROSER et al. 1994) als Merkmal der Granulosazellaktivität auszeichnen, atresierende Follikel, die sich nach BELIN et al. (2000) durch geringe Östradiol- und Progesteronkonzentrationen und im fortgeschrittenen Stadium durch eine Umkeh-rung des Östradiol - Testosteronverhältnisses bemerkbar machen und luteinisierende Follikel, die deutlich höhere Progesteronkonzentrationen als Zeichen der beginnen-den Luteinisierung der Follikelwand als Östradiol - , Testosteron - und Inhibinkon-zentrationen aufweisen. In dieser Studie wurde Follikelflüssigkeit aus 22 Follikeln gewonnen. Nach den von KENNEY et al. (1979) und ROSER et al (1994) angeführ-ten Kriterien konnangeführ-ten 13 Follikel (Nr. 3, 7.2, 8.2, 9, 10.1, 10.2, 11, 12, 13, 14.1, 14.2, 15 und 16) als intakt angesehen werden. Sieben dieser Follikel (Nr. 3, 8.2, 9, 10.2,

13, 14.2 und 16) hatten allerdings Östradiolkonzentrationen zwischen 24,9 und 387 ng/ml, die um ein Vielfaches kleiner waren, als die der anderen 6 Follikel mit Kon-zentrationen zwischen 1925,4 und 4000 ng/ml und sich somit vielleicht bereits in ei-nem Übergangsstadium zu atresierenden Follikeln befanden, die sich nach BELIN et al. (2000) durch geringe Östradiol- und Progesteronkonzentrationen und im fortge-schrittenen Stadium durch eine Umkehrung des Östradiol-, Testosteronverhältnisses auszeichnen. Aufgrund ihrer jedoch noch hohen Inhibinkonzentrationen zwischen 1,1 und 19,15 ng/ml werden diese zu den intakten Follikeln gezählt. Einer dieser Follikel (Nr. 13) mit einem Östradiolwert von 125,8 ng/ml und einem Inhibinwert von 1,1 ng/ml zeigte sich zwar gegenüber dem Progesteronwert von 43,4 ng/ml noch domi-nant, könnte sich aber aufgrund seines recht hohen Progesterongehaltes in einem Übergangsstadium zum luteinisierenden Follikel befinden. Insgesamt 6 (Nr. 5, 7.1, 8.1, 17, 18 und 19) der punktierten Follikel wurden in die Gruppe der atresierenden Follikel eingeordnet. Vier dieser Follikel (Nr. 5, 7.1, 8.1 und 18) zeigten sehr niedrige Östradiolwerte zwischen 0,01 und 0,46 ng/ml in Verbindung mit ebenfalls niedrigen Inhibin- , Progesteron- und Testosterongehalten, und 2 Follikel (Nr. 17 und 19) zeig-ten eine Umkehrung des Östradiol-, Testosteronverhältnisses zugunszeig-ten des Testos-terons, welches mit den höchsten gemessenen Werten von 13,65 und 18,65 ng/ml vorlag. In 3 Follikeln (Nr. 2, 6 und 20) dominierten Progesteronwerte zwischen 32,5 und 41,75 ng/ml über den Östradiolwerten von 2,3 bis 18,6 ng/ml und gleichzeitigen Inhibinkonzentrationen von weniger als 0,6 ng/ml. Diese wurden als luteinisierende Follikel angesprochen.

4.7 Die Therapie der persistierenden anovulatorischen Follikel

Es gibt in der Literatur verschiedene Vorschläge zum Einsatz unterschiedlichster Se-xualhormone, um eine Rückführung von Stuten mit persistierenden anovulatorischen Follikeln in einen physiologischen Zyklus zu erreichen. Diese sind jedoch in keinem Fall zuverlässig in ihrer Wirkung. Das wohl am häufigsten zur Ovulationsinduktion eingesetzte Medikament ist das hCG (Ovogest), das in diesen Untersuchungen wie auch nach Berichten von BOSU et al. (1982) im Hinblick auf persistierende anovula-torische Follikel keinerlei Wirkung zeigte. In der Pferdegynäkologie genutzte Alterna-tiven, wie Langzeittherapien mit Gestagenen (BAYER et al. 1972) oder mehrfache

Gaben von GNRH (HEINZE u. KLUG 1975) erwiesen sich in wenigen Fällen als wirksam, aber größtenteils als nicht zuverlässig. McCUE (2002) berichtete, dass 69%

der von ihm mit Prostaglandinen behandelten luteinisierten PAF innerhalb von 48 Stunden auf gemessene Progesteronwerte < 1ng/ml abfielen. Alle behandelten Stu-ten kehrStu-ten in den Zyklus zurück, jedoch entwickelStu-ten 23% dieser StuStu-ten im folgen-den Zyklus erneut einen persistierenfolgen-den anovulatorischen Follikel. Hierbei ist zu be-rücksichtigen, dass die Diagnosekriterien dieser Untersuchung luteinisierte Follikel, die sich durch Prostaglandinverabreichung therapieren ließen, ausschlossen. Wie schon bei KAISER et al. (1998) beschrieben, erwies sich die Punktion der persistie-renden anovulatorischen Follikel als eine zuverlässige Methode, betroffene Stuten in einen physiologischen Zyklus zurückzuführen. Die Punktion eines Follikels simuliert eine Ovulation desselben, die in einer Luteinisierung und damit einer Entstehung ei-nes Corpus luteum resultiert. Die Frage, ob die Eizelle dabei aspiriert wird, im kolla-bierten Follikel verbleibt oder in den Eileiter transportiert wird, konnte im Laufe dieser Untersuchungen nicht geklärt werden. Erstaunlich ist jedoch, dass zwei der zwölf direkt nach der Punktion besamten Stuten konzipierten, wofür eine vitale Eizelle im Eileiter Vorraussetzung gewesen sein dürfte. Um fundierte Aussagen über den Verbleib und die Vitalität der Eizelle nach transabdominaler Punktion persistierender anovulatorischer Follikel treffen zu können, sind weitere Untersuchungen wün-schenswert. Die transabdominale Punktion ist sowohl technisch als auch von der Ausrüstung her für jeden Pferdegynäkologen eine praxisrelevante Methode, Stuten mit persistierenden anovulatorischen Follikeln in einen physiologischen Zyklus zu-rückzuführen. Dies ist notwendig, um eine mögliche Druckatrophie des Ovars durch eine mögliche Persistenz der PAF von bis zu 60 Tagen (BOSU et al. 1982), und eine Verschiebung der gewünschten Trächtigkeit der betroffenen Stute um mehrere Wo-chen zu verhindern. Bei Schwierigkeiten der Durchführung der Punktion aufgrund sehr großer Stuten kann sich der punktierende Tierarzt von einem Kollegen unter-stützen lassen. Die auf die Punktion folgenden Zyklen betroffener Stuten waren in ihrer Länge und der Ausprägung der Rosse größtenteils normal. Nur eine Stute zeig-te einen deutlich verlängerzeig-ten Östrus, was bei ihr nachweisbar auch in den vergan-genen Jahren häufiger auftrat. Eine andere Stute entwickelte im 2. Folgezyklus er-neut einen persistierenden anovulatorischen Follikel. Die Gesamtträchtigkeitsrate der Stuten mit persistierenden anovulatorischen Follikeln betrug nach Durchführung der

Punktion von den tatsächlich besamten Stuten 62,5%. Dies ist ein gutes Ergebnis, welches die transabdominale Punktion persistierender anovulatorischer Follikel als eine geeignete Methode ausweist, um betroffene Stuten schnell und zuverlässig in einen physiologischen Zyklus zurückzuführen.

5 Zusammenfassung Simone Först

Beitrag zur Diagnostik und Therapie persistierender anovulatorischer Follikel

In den Jahren 2001 und 2002 wurden im Rahmen dieser Untersuchungen bei 20 Stu-ten persistierende anovulatorische Follikel diagnostiziert, wenn die Stute ein oder zwei dominante Follikel mit mindestens 40 mm Durchmesser hatte und die Follikel weder eine Erweichung der Follikelwand noch eine Formveränderung zeigten und somit keine Tendenz zur Ovulation aufwiesen. Dann wurde den Stuten eine Plas-maprobe entnommen. Anschließend wurden sie transabdominal punktiert. Nach rek-taler Fixation des Ovars im Bereich der Hungergrube wurde hierbei eine Braunüle durch die chirurgisch vorbereitete Bauchwand in den persistierenden anovulatori-schen Follikel gestochen und Follikelflüssigkeit aspiriert. Die Tiere der Kontrollgruppe (n=11) zeigten eine gute äußere Rosse über mehrere Tage, wenn sie transvaginal punktiert wurden. Hierbei wurde das Ovar von rektal seitlich der Zervix kranial der Vagina fixiert. Das Follikelaspirationssystem wurde vaginal eingeführt und direkt vor dem nun auf dem Ultraschallbild sichtbar gemachten präovulatorischen Follikel fixiert.

Die Aspirationsnadel wurde dann vorgeführt, der Follikel punktiert und Follikelflüssig-keit aspiriert. Direkt vor der Punktion wurden auch hier Plasmaproben entnommen. In den gewonnenen Proben wurden dann die Konzentrationen von Östradiol, Progeste-ron, Testosteron und Inhibin bestimmt. Ein gehäuftes Auftreten persistierender ano-vulatorischer Follikel (72%) wurde in den Monaten März und April beobachtet. Nur 28% der persistierenden anovulatorischen Follikel wurden im Mai, Juni und Juli diag-nostiziert. Die persistierenden anovulatorischen Follikel zeigten in 71,4% der Fälle im Ultraschallbild echogene Partikel im Follikellumen. Die Hormonanalyse der Follikel-flüssigkeiten und der Plasmaproben ergab folgende Ergebnisse:

Die Östradiolkonzentration in der Follikelflüssigkeit persistierender anovulatorischer Follikel betrug 940,62±1425,02 ng/ml, die Progesteronkonzentration 16,23±14,65 ng/ml, die Testosteronkonzentration 3,29±4,92 ng/ml und die Inhibinkonzentration 6,56±7,62 ng/ml. Auffällig war hierbei eine deutlich größere Varianz der Ergebnisse in der Versuchsgruppe im Vergleich zu der Kontrollgruppe, in der die Östradiolkon-zentration in der Follikelflüssigkeit 3361,47±1653,63 ng/ml, die

Progesteron-konzentration 29,35±10,19 ng/ml, die TestosteronProgesteron-konzentration 3,35±1,71 ng/ml und die Inhibinkonzentration 19,10±7,67 ng/ml betrug. In den gemessenen Östradiol-, Progesteron- und Inhibinkonzentrationen konnten signifikante Unterschiede zwischen der Follikelflüssigkeit der Versuchsgruppe und der Kontrollgruppe festgestellt wer-den. In der Follikelflüssigkeit der Versuchsgruppe bestand eine signifikante positive Korrelation zwischen der Inhibin- und der Östradiolkonzentration und in der Follikel-flüssigkeit der Kontrollgruppe eine signifikante negative Korrelation zwischen der In-hibin- und der Progesteronkonzentration. Im Plasma der Versuchsgruppe betrug die Östradiolkonzentration 13,3±3,50 pg/ml, die Progesteronkonzentration 2,02±2,28 ng/ml und die Testosteronkonzentration 0,02±0,018 ng/ml. Die Inhibinkonzentratio-nen lagen unter der Nachweisgrenze von 15 pg/ml. In der Kontrollgruppe betrug die Östradiolkonzentration im Plasma 9,6±8,0 pg/ml, die Progesteronkonzentration 3,43±2,35 ng/ml und die Testosteronkonzentration 0,01±0 ng/ml. Die Inhibinkon-zentrationen lagen ebenfalls unter der Nachweisgrenze.

Von acht Stuten der Versuchsgruppe wurden zusätzlich in der auf die Punktion fol-gende Rosse Plasmaproben gewonnen. Beim Vergleich der Hormonkonzentrationen konnten keine nennenswerten Unterschiede zu den vor der Punktion entnommenen Proben festgestellt werden. Zwischen den Testosteronkonzentrationen im Blut der Versuchsgruppe und Kontrollgruppe konnte ein signifikanter Unterschied festgestellt werden. Im Plasma der Kontrollgruppe wurde eine signifikante positive Korrelation zwischen der Östradiol- und der Progesteronkonzentration berechnet. Es bestanden keine Korrelationen zwischen den Hormonkonzentrationen im Plasma und in der likelflüssigkeit. Die signifikanten Unterschiede der Hormonkonzentrationen in der Fol-likelflüssigkeit zwischen Versuchsgruppe und Kontrollgruppe könnten auf eine mögli-che Diagnostik des persistierenden anovulatorismögli-chen Follikels anhand der Hormon-analyse in der Follikelflüssigkeit hindeuten. Der im Plasma festgestellte signifikante Unterschied der Testosteronkonzentration zwischen Versuchs- und Kontrollgruppe konnte in der Follikelflüssigkeit nicht bestätigt werden, weshalb diese Aussage für die Entwicklung einer zuverlässigen und praxisrelevanten Diagnostik persistierender a-novulatorischer Follikel im Plasma nicht geeignet erscheint. Um Aussagen über die Zuverlässigkeit dieses signifikanten Unterschiedes treffen zu können, sind weitere Untersuchungen erforderlich.

Aufgrund der in dieser und vorangegangenen Studien ermittelten Daten scheinen persistierende anovulatorische Follikel hinsichtlich ihrer Morphologie und klinischen Ausprägung dem bovinen Ovarialzystensyndrom zu ähneln. Im Hinblick auf ihre rela-tiv seltene aber prägnante klinische Relevanz im Bereich der Zyklusstörungen bei der Stute sollte über die Schaffung einer einheitlichen Definition nachgedacht werden.

Als Möglichkeiten der Therapie kommen sowohl die transabdominale als auch die transvaginale Punktion der persistierenden anovulatorischen Follikel in Betracht. Die transvaginale Punktion ist präziser und etwas einfacher durchzuführen als die transabdominale Methode, die allerdings sehr viel kostengünstiger anwendbar ist.

Beide Methoden sind geeignet, um Stuten mit persistierenden anovulatorischen Folli-keln in ein physiologisches Zyklusgeschehen zurückzuführen.

6 Summary Simone Först

Treatment and Diagnosis of Persistent Anovulatory Follicles in the Mare

In this study the hormonal levels in a group of mares (n=20) with persistent anovula-tory follicles were compared to a control group (n=11) of mares with preovulaanovula-tory fol-licles. Persistent anovulatory follicles were diagnosed in mares when the dominant follicle had an average diameter of at least 40 mm and the follicle showed no soften-ing of the follicular wall and there was no change in follicular form. A plasma blood sample was obtained at the time of diagnosis and follicular fluid was collected follow-ing transabdominal puncture of the follicles. In 8 of the mares an additional plasma sample was collected in the following oestrous.

In the control group all mares showed good oestrus signs for several days. To

In the control group all mares showed good oestrus signs for several days. To