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Einteilchenselbstenergie

Im Dokument UNIVERSIT ¨AT G ¨OTTINGEN (Seite 143-149)

7.2 St¨orstellen im Festk¨orper

7.2.2 Einteilchenselbstenergie

q1 q2+ +...+

+qm−1 qm

zu repr¨asentieren. Dabei stellt jede gestrichelte Linie das Streupotential V(−qi) dar und jedes Kreuz liefert einen Faktor NI. Mit der ¨ublichen Definition der Greenschen Funktion f¨ur die Bandelektronen

=Gˆ (z) = 1 z−ǫk

wird f(q1,q2,q3) also durch folgende Diagramme

f(q1,q2,q3) =

+

+

+

+

dargestellt. F¨ur alle Linien, die im selben Kreuz enden, gilt Impulserhaltung.

Die Mittelung f¨uhrt also zu einem

”Zusammenziehen“ der Streuprozesse, wobei zudem noch eine Art Translationsinvarianz wiederhergestellt wird.

7.2.2 Einteilchenselbstenergie Die Gr¨oßeNIδ(P

q) l¨aßt sich jetzt also interpretieren als Streuprozess eines Teil-chens an St¨orstellen. Der Faktorδ(P

q) bedeutet dabei, daß der Impuls des Teil-chens ¨uber den gesamten Streuprozess erhalten bleibt. Diese Impulserhaltung ist

nat¨urlich eine Folge der N¨aherung, ¨uber die (statistisch verteilten) Positionen der St¨orstellen zu mitteln. In einem realen System mit fester St¨orstellenverteilung ist der Kristallimpuls der Elektronen selbstverst¨andlich keine Erhaltungsgr¨oße mehr.

Dennoch ist die hier eingef¨uhrte N¨aherung ausreichend, um die dominierenden Effekte, n¨amlich Erzeugung einer endlichen mittleren freien Wegl¨ange bzw. einer endlichen Lebensdauer, zu beschreiben.

In der St¨orungsreihe f¨ur die Einteilchen-Greensche Funktion erh¨alt man mit den Definitionen des vorigen Abschnitts Diagramme vom Typ

Æ

W¨ahrend in Diagramm 1 & 2 jeweils nur ein Streuprozess auftritt, repr¨asen-tieren die Diagramme 3 & 4 solche mit mehreren. Diese entsprechen z.B. dem Term NI2δ(P

q)δ(P

q), wobei jeweils zwei Impulse pro δ-Funktion auftreten.

Das liefert die Kombinationen q1 +q2 = 0 q3+q4 = 0 bzw. q1 +q3 = 0 und q2 +q4 = 0. Letztere Kombination f¨uhrt zu Diagramm 3 mit sich kreuzenden Potentiallinien, d.h. wir haben eine Interferenz der beiden Streuereignisse vor-liegen. Wie zu Anfang bereits angedeutet, wollen wir davon ausgehen, daß eine – am Gesamtvolumen des Systems gemessen – kleine St¨orstellenkonzentration vorliegt. Sinnvoll ist in diesem Zusammenhang auch die Annahme, daß die Aus-dehnung des St¨orstellenpotentials sehr viel kleiner ist als der mittlere Abstand der St¨orstellen. Unter diesen Bedingungen tritt dann ein Prozess vom Typ 3 nur mit vernachl¨assigbarer Wahrscheinlichkeit auf.

An den vier Diagrammen l¨aßt sich bereits wieder erkennen, daß die Diagram-me in zwei Klassen, n¨amlich reduzible, welche sich durch zerschneiden einer Ban-delektronenlinie in zwei Teile zerschneiden lassen (Diagramm 4), und irreduzible (Diagramm 1-3) zerfallen. Außerdem lassen sich selbstverst¨andlich auch solche vom Typ

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konstruieren, die zu Partitionierungenq1+q3 =0undq2 =0etc. geh¨oren. Offen-sichtlich lassen sich also zwischen jeweils zwei Impulslinien wieder alle m¨oglichen Diagramme unterbringen, so daß man wie ¨ublich eine Skelettgraphenentwicklung aufbauen kann, d.h. alle Bandlinien werden durch voll renormierte Propagatoren ersetzt, G0(z)→G(z), und Diagramme vom obigen Typ weggelassen.

Die reduziblen Diagramme liefern jeweils Produkte ihrer irreduziblen Bestand-teile, so daß sich analog zur Coulombwechselwirkung eine Dysongleichung

G(z) =G(0)(z) +G(0)(z)Σ(z)G(z) mit einer irreduziblen Selbstenergie

Σ(z) =

aufstellen l¨aßt. In h¨oheren Ordnungen treten nat¨urlich auch Interferenzterme (4.

Diagramm) auf. Solche Diagramme wollen wir, wie bereits angedeutet, als im Limes NI/N ≪1 unwichtig weglassen.

Der erste Term der St¨orungsreihe f¨ur die Selbstenergie lautet ausgeschrieben20 Σ(1)(z) = NI

N X

q

δq=0V(−q) =cIV(0) .

In der niedrigsten Ordnung geht also die St¨orstellenstreuung einfach ¨uber das gemittelte Potential ein, d.h. wir erhalten einfach eine Verschiebung der Energie.

Der Term zweiter Ordung ist schon interessanter:

Σ(2)(z) = NI

Hier kann und wird bereits ein endlicher Imagin¨arteil f¨ur Σ(z) auftreten, d.h.

D¨ampfung und endliche Lebensdauer f¨ur die Einteilchenanregungen im System,

20Beachte, daß man f¨ur Σ(z) in den VorzeichenregelnGG1 zu setzen hat.

denn mit ρq(ω) =−π1ℑmG(ω+iδ) folgt ℑmΣ(2)(ω+iδ) = −πcI

1 N

X

q

|V(k−q)|2ρq(ω)

V(q)→V

≈ −πcI|V|2N(ω)6= 0 .

Bevor man nun anf¨angt, der Reihe nach alle Terme der obigen St¨orungsreihe auszurechnen, ist es lohnend, sich die Terme etwas eingehender zu betrachten.

Offensichtlich l¨aßt sich die Reihe f¨ur Σ(z) folgendermaßen abk¨urzen:

Σ(z) =

+

mit

Γkk(z) =

=

+

Setzt man diese Definition in die verk¨urzte Schreibweise der Selbstenergiereihe ein, so werden sukzessive alle Diagramme mit nichtkreuzenden Linien generiert.

Der analytische Ausdruck f¨ur die

”Vertexfunktion“ lautet Γkk(z) =V(k−k) + 1

N X

q

V(k−q)G(z)Γqk(z) (7.9) und die Selbstenergie

Σ(z) =cIV(0) +cI 1 N

X

q

V(k−q)G(z)Γqk(z) =cIΓkk(z) .

Somit haben wir eine formal exakte Aufsummation der Selbstenergiebeitr¨age li-near in cI erhalten!

Man beachte, daß das System {Σ(z),Γkk(z)}ein nichtlineares Gleichungs-system darstellt, da Γkk(z) ¨uber die Einteilchen-Greensche Funktion selbst wie-der von Σ(z) abh¨angt. Die L¨osung des Problems vereinfacht sich in zwei Grenz-f¨allen. Zun¨achst kann man einmal annehmen, daß das Streupotential streng lokal ist, d.h. V(r) = V0δ(r). In diesem Fall ist V(k) = V0 und (7.9) vereinfacht sich zu

Γkk(z) =V0+V0

N X

q

G(z)Γqk(z) .

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Aus der Struktur dieser Gleichung ist offensichtlich, daß Γkk(z) gar nicht von k und k abh¨angt, d.h.

Man sieht daß die Annahme einer lokalen Potentialstreuung zusammen mit der eingef¨uhrten Mittelung zu einer rein lokalen Einteilchenselbstenergie

Σ(z) =cIΓ(z) =cI

V0

1−V0Gσ(z)

und zu einem lokalen Selbstkonsistenzproblem f¨uhrt. Diese N¨aherung f¨ur die Be-handlung von St¨orstellenstreuung wird in der Literatur auch unter dem Namen Coherent Potential Approximation (CPA) h¨aufig benutzt.

Eine zumindest formale L¨osung des Problems mit nichtlokaler Streuung l¨aßt sich erreichen, wenn man auf die Selbstkonsistenz bez¨uglich Σ(z) verzichtet, d.h. G(z)→G(0)(z) setzt und die Dispersion freier Teilchen ǫk =k2/(2m)−µ ansetzt. Die Gleichung f¨ur das so gen¨aherte Γ(0)kk(z) lautet dann

Γ(0)kk(z) =V(k−k) +

Mit Hilfe der Hilfsfunktion

Π(r,k;z) =

l¨aßt sich die Gleichung f¨ur die Vertexfunktion schreiben als Γ(0)kk(z) =

Z

d3re−ik·rV(r)h

eik·r+ Π(r,k;z)i ,

womit der Ausdruck f¨ur die Selbstenergie Σ(z) =cI

lautet. F¨ur unsere Hilfsgr¨oße kann man nun folgende Differentialgleichung Nehmen wir nun an, wir kennen die L¨osungen des Eigenwertproblems

Im letzten Schritt wurde das durch den

”Hamiltomian“ H =−2m12+V(r)−µ beschrieben System als Streuproblem f¨ur die Elektronen mit der Wellenfunktion φk(r)∝e−ik·r identifiziert und durch Angabe der Streumatrix

T = Z

d3r φk(r)V(r)Ψλ(r)

gel¨ost. F¨ur die gesuchte Einteilchenselbstenergie findet man dann Σ(z) =cI

Mit dieser Darstellung der Selbstenergie ¨uber die Streumatrix des durch V(r) definierten Streuproblems lassen sich nun eine Reihe interessanter Beziehungen ableiten. Unter anderem kann man damit eine wichtige physikalische Interpreta-tion des Imagin¨arteils der Selbstenergie motivieren. Es ist n¨amlich

−ℑmΣ(ω+iδ) =πcI

X

λ

|T|2δ(ω−ξλ) .

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Setzt man nun noch ω =ǫk, so kann man das optische Theorem

−ℑmTkk=πX

λ

|T|2δ(ǫk−ξλ) ausnutzen und schreiben

−ℑmΣk+iδ) =−cIℑmTkk .

Andererseits gilt f¨ur den totalen Streuquerschnitt des Potential V(r) die Bezie-hung σk =−v1kℑmTkk, so daß

−ℑmΣk+iδ) =cIvkσk

gilt. Die Gr¨oße cIvk ist nun aber genau die Zahl der St¨orstellen pro Zeit und Fl¨acheneinheit, die die Elektronen mit Impuls k

”sehen“. Multipliziert mit dem Streuquerschnitt stellt die rechte Seite also die inverse Lebensdauer des durch den Impuls k charakterisierten Zustandes unter Einwirkung der Streupotentiale dar, d.h.

−ℑmΣk+iδ) = 1 τk

, τk∼ 1

cI → ∞ (cI →0) .

Wir haben hier also ein sehr sch¨ones Beispiel daf¨ur, daß der Imagin¨arteil der Einteilchenselbstenergie direkt mit der Lebensdauer der Einteilchenanregungen im System verkn¨upft ist.

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