• Keine Ergebnisse gefunden

2.8 Maßnahmen zur Prophylaxe, Kontrolle und Therapie .1 Management und Desinfektion

2.8.2 Einsatz von Antibiotika

Um die Wirksamkeit verschiedener Antibiotikagruppen bzw. einzelner Wirkstoffe ge-gen LI zu ermitteln, wurden zunächst die minimalen inhibierenden Konzentrationen (MIC) dieser Stoffe bestimmt, d. h. die Konzentration, die notwendig ist, um eine Vermehrung von LI unter 1 % zu senken. Ausschlaggebend für diesen Erreger ist die intrazelluläre Aktivität der Antibiotika, die an infizierten Zellkulturen in vitro getestet wurde. Anhand der daraus resultierenden Werte konnte für folgende Antibiotikagrup-pen eine gute LI-Wirksamkeit angenommen werden: Penicilline, Tetrazykline, Pleuromutiline, Fluorchinolone. Die Gruppe der Makrolide konnte ebenfalls als wirk-sam eingestuft werden, wobei die MIC-Werte für Tylosin mit 64 µg/ml sehr hoch wa-ren. Keine Wirkung scheinen Aminoglykoside wie Gentamicin, Neomycin und Apramycin zu besitzen. Letztendlich muss diese Wirksamkeit in In-vivo-Studien

eva-luiert werden (MCORIST u. GEBHARDT 1995). In einer weiteren Studie wurde fest-gestellt, dass die MIC-Werte für einzelne Wirkstoffe zwischen verschiedenen LI-Isolaten erhebliche Unterschiede aufweisen können und die Ergebnisse deshalb nur als Leitfaden für den Feldeinsatz dieser Antibiotika gesehen werden sollten (WATTANAPHANSAK et al. 2009a).

Zu den einzelnen Wirkstoffen und deren Wirksamkeit im Tier wurden in den letzten Jahren zahlreiche Studien durchgeführt: Das Pleuromutilin Tiamulin wurde erfolg-reich über das Futter mit Dosierungen von 50 g/t und 150 g/t Futter über einen Zeit-raum von 7 Tagen, nach vorangegangener experimenteller Infektion mit LI, einge-setzt. Es wurden unter dieser Behandlung weder eine klinische Erkrankung noch pa-thologische oder histologische Veränderungen am Darm festgestellt (MCORIST et al.

1996b). Außerdem wird durch Tiamulin die Erregerausscheidung signifikant reduziert und es wird nur bei einigen infizierten Tieren eine Serokonversion beobachtet (SCHWARTZ et al. 1999; WALTER et al. 2001).

Ein weiterer Wirkstoff der Pleuromutiline, das Valnemulin, steht als Futterprämix zur Verfügung und wurde in Studien mit Dosierungen von 25 - 75 g/t Futter getestet, wo-bei die hohe Dosis aufgrund der besseren Wirksamkeit gegen LI zu bevorzugen ist (HAUGEGAARD et al. 2000; WINKELMAN et al. 2000; BURCH u. RIPLEY 2004).

Tylosinphosphat als Wirkstoff der Makrolide konnte in Infektionsversuchen mit einer Dosierung von 100 g/t Futter über einen Zeitraum von 21 Tagen nicht nur als Thera-pie gegen eine LI-Infektion erfolgreich getestet werden, sondern scheint auch als Prophylaxe gegen eine angehende Infektion wirksam zu sein (MOORE u.

ZIMMERMANN 1996). Bestätigung findet diese Studie durch einen Versuch von MCORIST et al. (1997b), der mit Dosierungen von 40 g/t bzw. 100 g/t Futter ausge-führt wurde. Tylosintartrat steht als Wirkstoff zur Anwendung über das Trinkwasser zu Verfügung und erzielt in einer Dosis von 8 mg/kg KGW ähnliche Ergebnisse wie die Verabreichung des Tylosinphosphats über das Futter (PARADIS et al. 2004).

Auch als Injektionslösung ist Tylosin sinnvoll mit einer Dosierung von 8 mg/kg KGW zweimal täglich über 3 Tage lang gegen LI einsetzbar (MARSTELLER et al. 2001).

Als weiterer Vertreter der Gruppe der Makrolide scheint das Josamycin in einer Do-sierung von 50 g/t Futter eine gute Wirksamkeit gegenüber LI zu zeigen. Des

Weite-ren soll diesem Antibiotikum ein positiver Effekt auf das Immunsystem zukommen (KYRIAKIS et al. 2000). Ebenfalls zu den Makrolidantibiotika mit einer Wirksamkeit gegen LI zählt das Tylvalosin. In einem Infektionsversuch konnte eine Reduzierung der klinischen Erkrankung sowie der pathohistologischen Veränderungen durch mit 50 g/t medikiertes Futter erzielt werden. Außerdem konnte die Futteraufnahme sowie dessen Verwertung signifikant im Gegensatz zu unbehandelten, infizierten Kontroll-tieren verbessert werden (GUEDES et al. 2009).

Das Makrolid Tulathromycin, das als Injektionsware nur einer einmaligen Anwendung bedarf, besitzt vermutlich keine Wirkung gegen LI, wie eine Studie belegt, in der Tu-lathromycin zeitgleich mit der oralen Lebendvakzine Enterisol® Ileitis appliziert wur-de. Es ist anzunehmen, dass diese Substanz nicht über eine Wirksamkeit gegenüber LI verfügt, da der Lebendimpfstoff bei zeitgleichem Antibiotikaeinsatz nicht in der La-ge sein dürfte, einen positiven Effekt in Form einer adäquaten Immunantwort hervor-zurufen, die jedoch in dieser Studie ausgebildet wurde (HUSA et al. 2009).

Aus der Gruppe der Lincosamide kann das Lincomycin in einer Dosierung von 110 g/t dem Futter oder 66 g/m3 dem Trinkwasser für 21 bzw. 10 Tage zugesetzt werden und zeigt eine gute Wirksamkeit gegen LI-Infektionen (WINKELMAN et al. 2002;

BRADFORD et al. 2004).

Das Chlortetrazyklin (CTC) als Vertreter der Tetrazykline kann sowohl therapeutisch als auch präventiv als Antibiotikum über das Futter gegen LI eingesetzt werden.

Wirksam sind Dosierungen zwischen 100 g/t und 600 g/t Futter (WINKELMAN et al.

1997; MCORIST et al. 1999). In Kombination mit dem Wirkstoff Bacitracin (BMD), erzielten Dosierungen im Futter von 110 - 440 g/t (CTC) und 33 g/t (BMD) gute Re-sultate in der Therapie. BMD scheint dafür verantwortlich zu sein, dass keine Sekun-därerreger wie E. coli oder Clostridien eine LI-Infektion begünstigen (SCHULTZ et al.

1997). Neben dem CTC ist auch das Doxyzyklin als effektives Antibiotikum gegen LI zu nennen, wie 2 Studien aus der Schweiz beweisen, in denen der Wirkstoff mit einer Dosierung von 200 g/t über das Futter verabreicht wurde. Zwar konnte der Erreger in behandelten Tieren noch in einem geringen Anteil nachgewiesen werden, aber die klinischen Symptome waren deutlich reduziert und die täglichen Zunahmen signifi-kant erhöht (ALMOND u. BILKEI 2006; WANYOIKE u. BILKEI 2006).

Neben den Antibiotika, die mehr oder weniger therapeutisch bzw. z. T. auch prophy-laktisch in der Schweineproduktion eingesetzt werden, sind an dieser Stelle auch die mittlerweile in vielen Ländern verbotenen Leistungsförderer anzusprechen: Eine Wir-kung gegen LI scheinen Salinomycin, Spiramycin, Virginiamycin, Zink-Bacitracin, Avilamycin, Avoparcin, Carbadox und Monensin zu haben. Dabei ist nicht ganz ge-klärt, ob diese Wirkstoffe direkt gegen LI wirken oder ob sie die Darmflora derart ver-ändern, dass sich eine Infektion mit LI unter diesen Bedingungen nicht mehr mani-festieren kann (LEKKAS et al. 1990; TSINAS et al. 1998; KINSLEY et al. 2006).

Ein Problem des Antibiotikaeinsatzes ist die z. T. verhinderte oder abgeschwächte Ausbildung einer Immunität gegen den Erreger, insbesondere bei der Therapie von Gruppen, deren Tiere bei Behandlungsbeginn noch nicht alle infiziert sind. V. a. bei hohen Dosierungen scheint eine Serokonversion der Tiere nicht mehr möglich. Nach Absetzen des Wirkstoffes sind solche Schweine vollständig empfänglich für eine In-fektion mit dem Erreger. Als sinnvoll wird der Einsatz eines Antibiotikums bei Auftre-ten klinischer Symptome (14 - 21 Tage nach erstem Erregerkontakt) erachtet, damit das Immunsystem genügend Zeit hat, eine belastbare Abwehr gegen LI zu bilden (COLLINS et al. 2000a; WENDT 2001; MCORIST et al. 2002).

Ob die Ausbildung von Resistenzen gegen die eingesetzten Antibiotika ein Problem bei LI darstellt, ist noch unklar. Viele Resistenzgene der Bakterien sind auf deren Plasmiden zu finden, die bei LI jedoch nicht vorhanden sind (MCORIST 2000). Sogar bei Tiamulin, das schon seit 1981 (MCORIST et al. 1996b) und bei Tylosin, das be-reits seit 1961 in der Schweineproduktion eingesetzt wird (MCORIST et al. 1997b), konnten bis heute keine eindeutigen Resistenzen bei LI nachgewiesen werden. Be-achtung finden müssen jedoch Ergebnisse einer aktuelleren Studie, die zeigen, dass verschiedene LI-Stämme unterschiedlich hohe MIC-Werte für die getesteten Antibio-tika aufweisen. Einige Stämme erreichten z. T. sehr hohe Werte bei den Wirkstoffen CTC und Tylosin (WATTANAPHANSAK et al. 2009a). Eine aktuelle südkoreanische Studie lässt jedoch vermuten, dass es zu einer Resistenzbildung bei LI gekommen ist. Aufällig war die schwächere Wirksamkeit einiger Antibiotika bei isolierten LI-Stämmen aus dem Jahr 2008 im Vergleich zu LI-Stämmen aus dem Jahr 2002, die

an-hand der ermittelten MIC-Werte eine höhere Empfänglichkeit für die getesteten Sub-stanzen aufwiesen (YEH et al. 2011).

Es gibt einige weitere Ursachen, warum Antibiotika scheinbar nicht wirken, obwohl eine Wirksamkeit gegen LI nachgewiesen wurde. In klinisch erkrankten Herden kann die Futteraufnahme zeitweise zurückgehen, so dass nur noch subtherapeutische Do-sen des Antibiotikums mit dem Futter aufgenommen werden und diese Menge kei-nen Effekt mehr zeigt. In einem solchen Fall ist es sinnvoller, den Tieren das Antibio-tikum mit dem Trinkwasser anzubieten, da erkrankte Tiere i. d. R. eine unveränderte Wasseraufnahme zeigen. Auch die Antibiotikagabe per Injektion wäre eine Alternati-ve. Außerdem sollten Antibiotika bereits vor dem Auftreten massiver klinischer Symp-tome verabreicht werden, um Schäden und Verluste so gering wie möglich zu halten.

Durch Einmischungs- oder Rechenfehler können ebenfalls subtherapeutische Dosie-rungen im Tier erreicht werden, die nur unzureichende Effekte haben und zudem noch eine Resistenzbildung begünstigen können (WINKELMAN 2000).

2.8.3 Impfung

Zurzeit ist weltweit eine avirulente Lebendvakzine (Enterisol® Ileitis, Boehringer Ingelheim Vetmedica, Inc., Ingelheim) gegen Ileitis kommerziell erhältlich. Aufgrund der großen genetischen Übereinstimmung der verschiedenen LI-Isolate ist der Impf-stoff weltweit effektiv einsetzbar (KOYAMA et al. 2006). Experimentell konnte eine Kreuzimmunität zwischen den Isolaten festgestellt werden, so dass man von einem monotypen Erreger sprechen kann (SMITH et al. 2005).

Zugelassen ist diese Vakzine für die orale Anwendung bei Ferkeln ab einem Alter von 3 Wochen, wobei für jeden Schweine haltenden Bestand individuell ein Impfzeit-punkt anhand des ZeitImpfzeit-punkts der Infektion bzw. auftretender klinischer Symptome festgelegt werden sollte, da eine belastbare Immunität erst 3 - 4 Wochen nach der Impfung eintritt (WALTER et al. 2005). Es handelt sich hierbei weniger um eine hu-morale Immunantwort, sondern mehr um eine T-Zell-vermittelte Immunität, die mög-licherweise mit einer mukosalen Immunantwort gekoppelt ist (GUEDES u.

GEBHARDT 2003; KROLL et al. 2004c) und mindestens 22 Wochen anhält (KROLL et al. 2004d).

Der Impfstoff kann sowohl über das Trinkwasser verabreicht als auch direkt ged-rencht werden, wobei es unterschiedliche Studien zur Effektivität der beiden Metho-den gibt (HARDGE et al. 2004; KROLL et al. 2004a; PEJSAK et al. 2009).

BORNHORN (2007) hat eine Studie zur Verabreichung mittels Flüssigfütterung ge-macht und keinen negativen Effekt feststellen können.

Der Nutzen dieser Impfung besteht aus einer deutlichen Verminderung an klinischen Symptomen der Ileitis und damit einhergehender makro- sowie mikroskopischer Ver-änderungen am Darm. Des Weiteren werden höhere tägliche Gewichtszunahmen der Tiere auch unter Belastungsinfektionen verzeichnet (KROLL et al. 2004c) und eine größere Uniformität einzelner Schlachtgruppen wird beobachtet, was mit höhe-ren Gewinnen einhergeht (VOETS u. HARDGE 2007; POLLOCK u. MARR 2010).

Zudem konnte nachgewiesen werden, dass geimpfte Tiere eine signifikant reduzierte fäkale Ausscheidung an LI zeigen (KROLL et al. 2004c). Diese Wirksamkeit und der ökonomische Nutzen sind in zahlreichen Studien belegt worden (KNITTEL et al.

2000; SICK et al. 2002; KOLB u. SICK 2003; KROLL et al. 2004b; VOETS u.

HARDGE 2007).

Um allerdings den maximalen Effekt der Impfung zu erzielen, muss sichergestellt sein, dass die Tiere die volle vorgeschriebene Impfdosis erhalten (WALTER et al.

2004). Z. T. erscheint dies jedoch schwierig, da Studien belegen, dass der Impfstoff im Trinkwasser für ca. 4 Stunden stabil ist, die Schweine aber bis zu 6 Stunden be-nötigen, bis tatsächlich alle Tiere einer Gruppe Wasser aufgenommen haben (KELLER et al. 2004b; EDLER et al. 2006).

Die Sicherheit dieser Lebendvakzine ist in Versuchen mit bis zu 25-facher Überdo-sierung (KROLL et al. 2004b), mehrfacher Verabreichung (KEΪTA et al. 2004) sowie Verabreichung an Saugferkel mit einem Alter von einer Woche (OKONES et al.

2005) oder tragenden Sauen (KROLL et al. 2005b) getestet und für sehr hoch befun-den worbefun-den.