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Auswertung der allgemeinen Daten aus den Fragebögen sowie deren statistische Betrachtung

3 Material und Methoden

5.2 Auswertung der allgemeinen Daten aus den Fragebögen sowie deren statistische Betrachtung

Es sollte anhand von erhobenen Fragebogendaten bzgl. bestimmter Betriebsbedin-gungen wie z. B. Haltung, Hygiene- und Prophylaxemaßnahmen geklärt werden, ob es Faktoren gibt, die eine frühzeitige LI-Infektion begünstigen bzw. verhindern kön-nen. Dabei war abzusehen, dass bei einzelnen Parametern die Stichprobenumfänge pro Antwortmöglichkeit für die anschließende statistische Auswertung zu gering aus-fallen würden, um eine verwertbare Aussage treffen zu können. Aus diesem Grund wurden die Antwortmöglichkeiten für einige Fragen weniger detailliert formuliert als eigentlich möglich. Außerdem wurden im Zuge der statistischen Auswertung bei eini-gen Fraeini-gen z. T. auch Antwortmöglichkeiten sinnvoll zusammengefasst.

Zunächst einmal wurden die Betriebe in 2 Gruppen eingeteilt, die miteinander vergli-chen wurden. Die erste Gruppe bestand aus allen Betrieben mit mindestens einem seropositiven Absetzferkel (n=40), die zweite Gruppe setzte sich zusammen aus al-len bzgl. des Aufzuchtbereichs serologisch als negativ einzustufenden Herden sowie den Betrieben, auf denen neben Ak-negativen Tieren auch serologisch fragliche Schweine gefunden wurden (n=35+27). Diese Einteilung erscheint diskussionswür-dig, weil das Auftreten von fraglichen Proben möglicherweise schon eine beginnende Infektion anzeigt. Da jedoch keine Verlaufsuntersuchungen durchgeführt wurden, konnte diese Frage nicht geklärt werden. Es erfolgte daher eine strikte Einteilung nach dem vorgegebenen Cut-off-Wert des ELISA-Tests, um sicherzustellen, dass ausschließlich Herden mit LI-positivem Aufzuchtbereich mit den übrigen Beständen hinsichtlich möglicher Risikofaktoren für eine Infektion verglichen werden. Es sollte hier überdies nicht der Anspruch erhoben werden, die allgemeine Herdenprävalenz unabhängig von bestimmten Altersgruppen zu bestimmen. Diese hätte deutlich höher

gelegen, wie verschiedene Studien aus Deutschland belegen (81 - 100%, BUSSE 2004; WENDT et al. 2006).

Da nur für sehr wenige Risikofaktoren bei der ersten Auswertung ein signifikanter Einfluss festgestellt werden konnte, erfolgte noch eine zweite Auswertung. Da sehr viele Betriebe nur einen Seroreagenten aufwiesen, wobei es sich im Einzelfall (n=1,4) um falsch positive Resultate gehandelt haben könnte, wurden für die zweite Auswertung nur Betriebe mit mehr als einem seropositiven Tier mit allen übrigen Be-trieben verglichen.

Im weiteren Verlauf wird der Einfachheit halber von ELISA-Auswertung 1 bzw. 2 ge-sprochen, deren Definition bereits im Kapitel 3.4 erfolgt ist.

Es muss darauf hingewiesen werden, dass es sich bei den verwendeten Daten aus den Fragebögen um Daten handelt, die zu einem großen Teil auf den Aussagen der jeweiligen Landwirte beruhen. Diese Fragebögen wurden allerdings nicht allein von den Landwirten ausgefüllt, sondern die Bearbeitung fand mit tierärztlicher Unterstüt-zung statt. Es wurde von der Richtigkeit dieser Angaben ausgegangen. Der Frage-bogen ist vorab nicht validiert worden.

Zunächst einmal muss daraufhingewiesen werden, dass sich bei einer statistischen Auswertung, v. a. von einer großen Anzahl an Parametern, rein zufällige Signifikan-zen ergeben können. Deshalb werden die Ergebnisse im Folgenden kritisch disku-tiert:

Bei der Betrachtung der Betriebsform fiel bereits auf, dass eine dem Betrieb ange-schlossene Mast eine gewisse Bedeutung im Hinblick auf eine frühzeitige LI-Infektion zukommt. So waren reine Ferkelerzeuger, die folglich keine Mastabteilung ange-schlossen hatten, in dieser Studie mit 29,2 % tendenziell seltener als positive Betrie-be einzustufen als KombiBetrie-betrieBetrie-be, denen sich eine Mast anschloss (49,1 %).

Ähnlich zeigte sich das Verhältnis, wenn zusätzlich JS-Erzeugerbetriebe ohne oder mit vorhandenen Schweinen im Mastalter betrachtet wurden. Ein signifikantes Risiko bestand allerdings nur für Betriebe mit mehr als einem Seroreagenten (p=0,02, OR=5,48). Möglicherweise scheiden die Mastschweine zu einem viel größeren Anteil LI mit dem Kot aus als Sauen, die bereits eine solche Infektion zu einem früheren Zeitpunkt durchgemacht und oftmals eine belastbare Immunität ausgebildet haben,

so dass Ausscheidertiere im reinen Ferkelerzeugerbetrieb in der Minderzahl sind (STEGE et al. 2004; COLLINS u. LOVE 2007).

Die Mastabteilung stellt somit ein Erregerreservoir dar, wobei das landwirtschaftliche Personal als Vektor dienen könnte und bei mangelnder Hygiene hinsichtlich Stallklei-dung und Gerätschaften den Erreger aus der Mast in den Aufzuchtbereich ver-schleppt (GUEDES 2004; BAE et al. 2012).

In diesem Zusammenhang zeigte sich in der vorliegenden Studie, dass in Betrieben mit angeschlossener Mast, in denen die Betreuung von Flatdeck und Mast durch die selbe Person durchgeführt wurde, zumindest tendenziell häufiger (54,6 %) eine früh-zeitige LI-Infektion nachzuweisen war als in Betrieben, in denen es eine gesonderte Betreuungsperson für die Absetzferkel gab (16,7 %) bzw. in denen nur die Sauen und der Aufzuchtbereich vom selben Personal betreut wurde (36,8 %) (p=0,177). In Beständen ohne Mastbereich ist der Unterschied zwischen dem Anteil an seropositi-ven Betrieben, in denen ein gesonderter Betreuer für den Aufzuchtbereich (28,6 %) und in denen die selbe Person für die Flatdecks und die Sauen zuständig war (32,4%), sehr gering (p=0,338). Unberücksichtigt bei der Auswertung blieb, ob die jeweiligen Betreuungspersonen bei einem Wechsel zwischen Sauenstall und Flat-deck bzw. FlatFlat-deck und Maststall z. B. einen Schuh- und Kleidungswechsel inkl. Rei-nigung und Desinfektion der Hände oder ähnliche Hygienemaßnahmen vornahmen.

Der Maststandort (im Aufzuchtbereich oder in einem anderen Gebäude) hatte keinen Einfluss auf das Auftreten einer LI-Infektion, vermutlich, da eine Übertragungsmög-lichkeit über Vektoren trotzdem gegeben war.

Es wurde in einigen Arbeiten beobachtet, dass Herden mit über 500 Sauen ein höhe-res Risiko zu haben scheinen mit LI infiziert zu sein als kleinere Bestände (SMITH et al. 1998; BANE et al. 2001; CORZO et al. 2005b; STEINHEUER et al. 2007). Anders als diese Studien vermuten lassen, spielte die Betriebsgröße keine Rolle im Bezug auf das ELISA-Ergebnis im Aufzuchtbereich. In der eigenen Untersuchung waren Betriebe mit mehr als 500 gehaltenen Sauen sogar seltener serologisch positiv (6,25%), als Herden mit weniger als 500 Sauen (44,6 %), allerdings ergab sich keine Signifikanz. Große Betriebe waren unter den beprobten Herden mit 16 in der Unter-zahl. Geringere Infektionsraten bei großen Beständen könnten damit

zusammenhän-gen, dass in solchen Herden ein gründlicheres Hygienemanagement vorherrscht und verschiedene Betreuungspersonen zugegen sind, die jeweils nur bestimmte Stallab-teile versorgen, so dass eine passive Erregerverschleppung weitgehend ausge-schlossen werden kann.

Der Zukauf von Zuchttieren (JS, Jungeber) ließ keinen Einfluss auf den Infektionssta-tus im Aufzuchtbereich erkennen. Betriebe, die JS bzw. Eber selbst nachzogen, hat-ten jedoch häufiger mehr als ein positives ELISA-Ergebnis als Betriebe ohne Eigen-remontierung. Eine Erklärung für dieses Ergebnis könnte sein, dass eigene Remon-ten, insbesondere JS, in infizierten Betrieben häufiger als latentes Keimreservoir die-nen als zugekaufte Tiere, da sie die gesamte Zeit bis zur Zuchtnutzung im Betrieb verbringen. Zukaufstiere verfügen in dem Alter häufig schon über eine ausgebildete Immunität gegenüber LI und können diese via Kolostrum als maternale Ak auf ihre Ferkel übertragen, so dass ihre Ferkel weitgehend vor einer sehr frühen LI-Infektion geschützt sind (BARNA u. BILKEI 2003). Zugekaufte Zuchttiere als Ansteckungs-quelle in Form von symptomlosen Erreger-Carriern können zwar nicht ausgeschlos-sen werden, dürften aber eher eine Ausnahme sein (JACOBSON et al. 2010). Es besteht aber auch umgekehrt die Gefahr, dass seronegative JS von LI-positiven Be-trieben zugekauft werden und nach kurzer Zeit eine akute Erkrankung (PHE) entwi-ckeln.

Da die Angaben der Landwirte zur „genetischen Herkunft“ ihrer Zuchttiere sehr hete-rogen waren, wurde auf die Überprüfung einer Prädisposition einzelner Genetiken aufgrund der z. T. sehr kleinen Gruppengrößen verzichtet. Ursprünglich hätten durch die Frage nach der Genetik der Sauen Informationen in Anlehnung an Studien ge-sammelt und ausgewertet werden sollen, die belegen, dass unpigmentierte Rassen anfälliger für eine LI-Infektion sind als z. B. Duroc und deren Kreuzungen, denen eine natürliche Resistenz nachgesagt wird (GLOCK 1991; MCORIST et al. 2003). Nur Betriebe, die Tiere aus 3 bestimmten (von insgesamt 12) Zuchtunternehmen einge-stallt hatten, blieben ohne Reagenten. Da es sich jeweils aber um eine sehr kleine Anzahl an Beständen handelte, die zudem auch fragliche Ergebnisse aufwiesen, kann zu einer möglichen Krankheitsresistenz keine weitere Aussage getroffen wer-den. Betriebe, auf denen Tiere von mehr als einem Zuchtunternehmen gehalten

wur-den, unterschieden sich nicht von Bestänwur-den, die nur Zuchttiere aus einem Unter-nehmen hatten.

Bei der Aufteilung der Betriebe nach ihrer Remontierungsrate in Gruppen (von unter 30 % bis zu über 40 %) konnte in der eigenen Untersuchung kein Zusammenhang mit der LI-Herdenprävalenz bei Absetzferkeln beobachtet werden. Allerdings konnte bei der statistischen Auswertung 2 des quantitativen Merkmals „Remontierungsrate“

ein signifikanter Einfluss nachgewiesen werden (p=0,04), wobei mit wachsender Remontierungsrate auch das Risiko stieg, LI-positive Ferkel bei der Beprobung zu finden (OR=1,06). BRONSVOORT et al. (2001) kommen zu dem Ergebnis, dass ein großer Altsauenanteil in einer Herde und damit eine relativ niedrige Remontierungs-rate allgemein einen schützenden Effekt bzgl. einer LI-Infektion für den Betrieb hat.

Begründet wird dieser Schutzeffekt mit der größeren Resistenz von Altsauen gegenüber einer solchen Infektion, zudem werden bei moderatem JSZukauf bzw. -Zustallung weniger potentielle Erregerträger in die Sauenherde eingeschleppt als bei hohen Remontierungsraten. Außerdem sollte die häufigere Mischung von Sauen-gruppen, die bei hoher Remontierung gewichtiger ausfällt, als stressauslösender Faktor berücksichtigt werden. Stress scheint einen Hauptfaktor für eine klinisch mani-feste LI-Infektion darzustellen (GLOCK 1991; WADDILOVE 1998; BANE et al. 2001;

WINKELMAN 2000). Durch eine stressbedingt höhere Rate an erregerausscheiden-den Sauen könnte ein höheres Risiko für die Ferkel bestehen, sich bereits bei ihren Müttern zu infizieren und eine frühe LI-Infektion durchzumachen.

Betriebe mit unterschiedlichem LI-Infektionsstatus im Aufzuchtbereich unterschieden sich nicht hinsichtlich ihrer Produktionsleistung, die in dieser Arbeit anhand der An-zahl abgesetzter Ferkel pro Sau und Jahr abgefragt wurde. Eine Studie von MAUCH und BILKEI (2005) ergab dagegen, dass nach einem PHE-Ausbruch in einer großen Sauenherde JS mit einem positiven LI-Status im Gegensatz zu negativen JS eine niedrigere Konzeptions- und Abferkelrate sowie eine geringere Anzahl an gesamt bzw. lebend geborenen Ferkeln aufwiesen.

Für das Absetzalter konnte ebenfalls nur ein erhöhtes Risiko bzgl. einer vermehrten Anzahl an Seroreagenten bei längerer Säugezeit nachgewiesen werden (p=0,04;

OR=1,13), ein Einfluss allein auf den Infektionsstatus des Aufzuchtbereichs konnte

nicht ausgemacht werden. Eine Erklärung könnte der längere Aufenthalt bei der Sau und der damit verbundene längere Zeitraum sein, in dem möglicherweise infizierte Sauen als Infektionsquelle für ihre Ferkel dienen können (LÓPEZ et al. 2000;

BARNA u. BILKEI 2003). Andererseits sind früh abgesetzte Ferkel im Flatdeckbe-reich zunächst einmal besser durch maternale Ak geschützt, wenn man von einem ersten Erregerkontakt auf dem Flatdeck ausgeht.

Ein weiterer möglicher Wegbereiter für eine LI-Infektion kann, im Gegensatz zum

„Rein-Raus-Verfahren“, das eine gründliche Reinigung und Desinfektion der leeren Abteile erlaubt, eine kontinuierlich durchgeführte Belegungsweise der Flatdeckabteile sein (WARD u. WINKELMAN 1990; SMITH et al. 1998; BRONSVOORT et al. 2001).

Allerdings gibt es zu diesem Punkt einige Arbeiten, die keinen Einfluss der Bele-gungsweise zeigen (BANE et al. 2001; WENDT et al. 2006). Die Flatdecks wurden in der eigenen Studie vorwiegend abteilweise im „Rein-Raus-System“ belegt (n=87 triebe), bzgl. des Infektionsstatus ließ sich kein Unterschied zu einem anderen Be-legmanagement (kontinuierlich, nur zeitweises „Rein-Raus-System“) darstellen.

Ähnlich sah es bzgl. des Aspekts „Gruppierung der frisch abgesetzten Ferkel in den Flatdeck-Buchten“ aus. Die Auswertung ergab, dass ein Großteil der Betriebe (92 %) die Absetzferkel nach Gewicht sortierte und nicht innerhalb ihrer Würfe verbleibend aufstallte. Dabei wurden häufiger große Gruppen als Kleingruppen bis zu 12 Tieren gebildet. Als Risikofaktoren könnten an dieser Stelle die Verteilung des Erregers durch das Mischen der Würfe und die großen Gruppen sowie der mit der Bildung ei-ner neuen Rangordnung entstehende Stress genannt werden, der eine Infektion be-günstigen könnte (GLOCK 1991; WADDILOVE 1998; WINKELMAN 2000; BANE et al. 2001). Es ließ sich jedoch kein Unterschied hinsichtlich der Herdenprävalenz für die Art der Gruppierung nachweisen.

Die Meinungen über die Bedeutung des Bodentyps, auf dem die Tiere gehalten wer-den, gehen in der Literatur auseinander: Es gibt Studien, die belegen, dass planbe-festigte Böden das höchste Risiko bzgl. einer LI-Prävalenz bzw. für das Auftreten von klinischen Erkrankungen durch die Infektion darstellen (SMITH et al. 1998; CORZO et al. 2005b). Dabei kann der häufigere Kotkontakt als Argument angeführt werden (WARD u. WINKELMAN 1990). Andere Arbeiten sehen zwischen der

Bodenbeschaf-fenheit und einer nachgewiesenen LI-Infektion keinen Zusammenhang (WENDT et al. 2006; LASLEY et al. 2009). In der vorliegenden Arbeit konnten diese Thesen lei-der nicht exakt überprüft werden, da die Absetzferkel in 88 Betrieben auf vollperfo-rierten Böden gehalten wurden und es sich nur in sehr wenigen Fällen um eine reine Haltung auf Teilspalten (n=3) oder planbefestigtem Boden (n=1) handelte. Bei einer separaten Betrachtung von Betrieben mit vollperforierten Böden im Flatdeck ergab sich kein Einfluss des Materials (Beton/Plastik).

Es wurde weiterhin anhand der Angaben zum Gewicht der Ferkel bei Abga-be/Umstallung in die Mast (hier: zwischen 21 und 40 kg KGW) die Hypothese über-prüft, ob Betriebe, die ihre Ferkel länger im Flatdeck halten, stärker hinsichtlich einer LI-Infektion gefährdet sind. Dies konnte jedoch nicht bestätigt werden. Problematisch könnte dies in Fällen werden, wenn ältere Tiere, die aus diversen Gründen zum Zeit-punkt der Umstallung ihr gewünschtes Gewicht noch nicht erreicht haben, im Flat-deckabteil verbleiben und anschließend als Infektionsquelle für neu zugestallte Tiere dienen. Detailinformationen dazu standen jedoch für die Auswertung nicht zur Verfü-gung.

Zur Infektionsverhütung bzw. bei infizierten Beständen zur Erregerzahlminimierung ist eine gründliche Reinigung mit nachfolgender Desinfektion der Stallabteile vor Neubelegung eine der wichtigsten Maßnahmen. V. a. bei der Betrachtung der Tena-zität von LI, die mit 14 Tage lang erhaltener Infektiosität außerhalb des Tierkörpers bei 5 - 15°C nicht unerheblich ist, erscheint eine gründliche Reinigung und Desinfek-tion vor Neubelegung der Stallabteile als unabdingbar (COLLINS et al. 2000b). In dieser Studie gaben alle Landwirte an, ihre Flatdeckabteile vor Neueinstallung bzw.

bei kontinuierlicher Belegung in regelmäßigen Abständen gründlich mittels Hoch-druckreiniger zu säubern. Somit war zu diesem Faktor keine Aussage hinsichtlich der LI-Prävalenz zu machen. Betrachtet man jedoch die Daten zur durchgeführten Desin-fektion, so zeigt sich, dass von den 102 Betrieben 89 Betriebe eine Desinfektions-maßnahme anwendeten. Die Auswertung der Daten zeigte, dass Betriebe, die ein Desinfektionsmittel benutzten, dass laut Literaturangaben eine Wirksamkeit gegen LI besitzt, zu 19,0 % ein positives ELISA-Ergebnis aufwiesen, während Herden, in de-nen keine Desinfektion oder ein LI-unwirksames Mittel angewendet wurde,

tendenzi-ell häufiger (42,7 %, p=0,073) serologisch positiv waren. Diesem Ergebnis zur Folge kann der Art des verwendeten Desinfektionsmittels ein gewisser Einfluss auf die LI-Prävalenz eingeräumt werden. Zwar wurden die Studien zur Wirksamkeit der ver-schiedenen Desinfektionsmittel als In-vitro-Tests angelegt, dennoch kann von einer entsprechenden Wirksamkeit unter Feldbedingungen ausgegangen werden (COLLINS et al. 2000b; MCORIST et al. 2002; WATTANAPHANSAK et al. 2008).

Die Tatsache, dass der Einfluss eines wirksamen Desinfektionsmittels statistisch nicht eindeutig belegt werden konnte, mag dadurch zustande kommen, dass im Ein-zelfall bestimmte Regeln zum Einsatz nicht eingehalten wurden. Wichtig ist in diesem Zusammenhang die richtige Dosierung, außerdem muss ein bestimmter Tempera-turbereich im Stall vorherrschen (Kältefehler) und die Flächen müssen gründlich vor-gereinigt (Eiweißfehler) und ausreichend abgetrocknet sein, um einer Verdünnung des Desinfektionsmittels vorzubeugen. Inwieweit diese Punkte bei der Anwendung auf den jeweiligen Betrieben berücksichtigt wurden, konnte in dieser Arbeit durch die Angaben der Landwirte nicht geklärt werden. Andererseits ist belegt, dass durch der-artige Desinfektionsmaßnahmen lediglich eine Keimzahlreduktion und somit eine Senkung des Infektionsdrucks, aber keine völlige Erregerfreiheit erreicht werden kann (FLØ et al. 2000; NIELSEN 2004; CONRADSEN 2005; MAUCH u. BILKEI 2005). Außerdem wäre es möglich, dass infizierte Betriebe gezielt ein Desinfekti-onsmittel mit nachweislicher Wirksamkeit gegen LI einsetzten, so dass man in diesen Fällen von einem sog. „Kausalitätsdreher“ sprechen kann.

Um einen möglichen Infektionsweg über lebende Vektoren wie Schadnager einzu-dämmen, ist eine regelmäßige Bekämpfung unabdingbar. Da Schadnager LI nicht nur passiv durch Anhaftungen mit erregerhaltigem Schweinekot in die Ställe tragen, sondern auch nachgewiesen wurde, dass sich diese Tiere selbst infizieren bzw. den Erreger mit dem Kot ausscheiden können, kann eine Rolle bei der Einschleppung und Verbreitung des Erregers nicht ausgeschlossen werden (COLLINS et al. 1999;

MCORIST et al. 2002; CONRADSEN 2005; FRIEDMAN et al. 2008; COLLINS et al.

2011). In der vorliegenden Arbeit kann keine Aussage zu diesem Faktor getroffen werden, da von allen befragten Landwirten nur einer angab, keine Schadnagerbe-kämpfung durchzuführen. Wie gründlich diese BeSchadnagerbe-kämpfung jedoch vorgenommen

wurde oder ob sogar ein Unternehmen mit dieser Aufgabe betraut war, ließ sich durch die Fragebogenangaben nicht klären.

Da es MCORIST et al. (2010) gelang, aus Fliegen der Arten Musca domestica und Eristales ssp., die in LI-infizierten Beständen gefangen wurden, LI-DNA zu isolieren, müssen auch Insekten als mögliche Vektoren angesehen werden. Maßnahmen zur Fliegenbekämpfung wurden in 93 der 102 beprobten Betriebe gemeldet, ein Einfluss auf die LI-Prävalenz konnte nicht nachgewiesen werden.

Des Weiteren wurden die Landwirte nach gesundheitlichen Problemen auf dem Flat-deck gefragt. Die Daten ergaben, dass Betriebe, die eine Durchfallproblematik auf dem Flatdeck bemerkten, mit 41,7 % nicht häufiger als andere Betriebe als LI-positiv beurteilt wurden. Dies dürfte damit zusammenhängen, dass Durchfall bei Absetzfer-keln nicht nur durch LI bedingt ist und somit bereits als Symptom auf eine solche In-fektion hinweist, sondern auch durch andere infektiöse oder nicht infektiöse Ursa-chen hervorgerufen werden kann. Der Vollständigkeit halber wurden zusätzlich die Krankheitskomplexe „Lahmheit“, „Atemwegserkrankungen“ und „Meningitis“ abge-fragt, wobei sich wie aus der Literatur kein Hinweis über einen möglichen Zusam-menhang zwischen diesen Symptomen und einer LI-Infektion ergab. Mehrere Er-krankungen können rein zufällig zur gleichen Zeit in einer Herde auftreten und stellen allenfalls ein Indiz für einen schlechten Gesundheits- und möglicherweise schlechten Hygienestatus des Bestands dar.

Bestimmte Impfungen gegen andere Erreger, die bei Sauen bzw. bei Ferkeln vorge-nommen wurden, zeigten keinen signifikanten Einfluss auf den LI-Status im Auf-zuchtbereich. Lediglich die Anzahl an Impfungen bei Sauen hatte einen signifikanten Einfluss auf den Anteil an LI-Seroreagenten, wobei mit sinkender Anzahl an Impfun-gen häufiger Betriebe mit mehr als einem seropositiven Tier auftraten (p=0,04, OR=0,61). Ein möglicher Erklärungsansatz könnte zum einen sein, dass Betriebe, die viele Impfungen an ihren Sauen durchführen, gleichzeitig auf ein hohes Hygiene- und Prophylaxemanagement bedacht sind. Zum anderen kann diskutiert werden, ob das Immunsystem der Sauen durch eine erhöhte Anzahl an verschiedenen Impfun-gen über einen längeren Zeitraum aktiviert ist, so dass man diesen ImpfunImpfun-gen even-tuell einen den Paramunitätsinducern ähnlichen Effekt bescheinigen könnte (s.

Pa-rapoxvirus ovis (TRAEDER et al. 2005)). Damit könnte es weniger häufig zu LI-Ausscheidern bei den Sauen kommen.

Die Landwirte wurden des Weiteren befragt, ob eine Entwurmung von Ferkeln bzw.

Sauen vorgenommen wurde, da eine Studie existiert, die zeigt, dass ein Befall des Darmtrakts mit Peitschenwürmern (Trichuris suis) einen synergistischen Effekt auf die Besiedelung des Darms mit LI zu haben scheint. Eine Erklärung könnte in der Art der Immunantwort begründet sein, die durch eine Endoparasitose in Richtung einer Th2-Antwort verschoben ist, wodurch eine geringe Mukosaimmunität vorherrscht, so dass sich intrazellulär angesiedelte Bakterien nahezu ungehindert vermehren können (MANSFIELD u. URBAN 1996; PEARCE 1999). Da 93,1 % der untersuchten Betrie-be ihre Sauen regelmäßig ein- bis zweimal pro Jahr entwurmten, konnte erwartungs-gemäß kein Einfluss der Nematodenbekämpfung dargestellt werden.

Insgesamt gaben dagegen nur 22,5 % der Landwirte an, ihre Ferkel zu entwurmen, wobei in zu 52,2 % dieser Herden eine frühzeitige LI-Infektion nachgewiesen werden konnte. Betriebe, die keine Ferkelentwurmung durchführten, waren zwar weniger häufig serologisch positiv (35,4 %), dies konnte statistisch aber nicht abgesichert werden. Möglicherweise wurde eine Entwurmung gerade in den Herden vorgenom-men, in denen ein besonderes Problem bzgl. eines Nematodenbefalls zu verzeich-nen war.

Bei Ferkeln muss auch der Kokzidienbefall als weitere enterale Endoparasitose

Bei Ferkeln muss auch der Kokzidienbefall als weitere enterale Endoparasitose