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Einrichtung einer Fahrradstraße (Naunhofer Straße)

Im Dokument raums (MONASTA) (Seite 102-105)

2 Nachhaltige Stadtmobilität

3.5 Evaluation der Modellstadt Leipzig

3.5.1 Einrichtung einer Fahrradstraße (Naunhofer Straße)

Der Maßnahme zur Einrichtung einer Fahrradstraße lag kein Beschluss zugrunde. Sie konnte im Rahmen des ExWoSt-Projektes nicht umgesetzt werden.

Beschreibung des Umsetzungsprozesses

Da die Maßnahme zur Einrichtung einer Fahrradstraße nicht umgesetzt wurde, wird an dieser Stelle nicht auf die Finanzierung oder die Beteiligung am Umsetzungsprozess eingegangen. Statt-dessen werden die Gründe für die Nicht-Umsetzung beschrieben.

Die Entscheidung über die Umsetzung einer Fahrradstraße wird in Leipzig durch die Straßen-verkehrsbehörde getroffen. Grundlage hierfür bildet die StVO mit den Kriterien für den Einsatz von Fahrradstraßen. Eine Fahrradstraße kann demnach eingeführt werden, wenn der Radver-kehr die vorherrschende VerRadver-kehrsart ist oder dies alsbald zu erwarten ist. Die StraßenverRadver-kehrs- Straßenverkehrs-behörde kam zu dem Ergebnis, dass der Einsatz einer Fahrradstraße auf der Naunhofer Straße nicht umsetzbar ist, da der Radverkehr dort nicht die vorherrschende Verkehrsart darstellt. Ar-gumente des Planungsamtes für den Einsatz von Fahrradstraßen wurden von der Straßenver-kehrsbehörde nicht akzeptiert, weshalb die Maßnahme nicht umgesetzt werden konnte. Die Auslegung der Formulierung, wann alsbald ein bestimmter Radverkehrsanteil zu erwarten ist, wurde während der Projektlaufzeit innerhalb der Stadtverwaltung diskutiert. Die Leipziger Stra-ßenverkehrsbehörde legte diese Formulierung eng aus. Dennoch besteht der Wunsch des Pla-nungsamtes weiter, in Zukunft eine Fahrradstraße auf der Naunhofer Straße einzuführen.

Darstellung der Ergebnisse der Verkehrszählungen (flächiger Ansatz)

Um in Zukunft eine Fahrradstraße auf der Naunhofer Straße ausweisen zu können, sollen zu-nächst Maßnahmen wie die Erweiterung der Tempo-30-Zonen den Radverkehr fördern. Durch Querschnittszählungen an sechs verschiedenen Punkten entlang der Naunhofer Straße (siehe Abbildung 65) wurde das Rad-, Fuß- und Kfz-Aufkommen ermittelt. Je Erhebungsstelle wurden an zwei Werktagen in den Jahren 2017 und 2020 jeweils die Stundengruppen: 07.00 – 09.00 Uhr, 12.00 – 14.00 Uhr und 16.00 – 18.00 Uhr gezählt.

Im Zuge der Umgestaltung der Einmündung Holzhäuser Straße Ende September 2020 (siehe Ka-pitel 3.5.2) wurde auch der Abschnitt auf der Naunhofer Straße zwischen Einmündung und

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Schönbachstraße in die Tempo-30-Zone aufgenommen. Der Großteil der Naunhofer Straße (zwi-schen Ludolf-Colditz-Straße und Kommandant-Prendel-Allee) wird allerdings erst mit Umset-zung der Querungshilfen an der Gletschersteinstraße (siehe Kapitel 3.5.3) in die Tempo-30-Zone einbezogen. Diese Maßnahme wird erst nach Projektende realisiert, sodass der Einfluss der Ge-schwindigkeitsreduzierung auf das Verkehrsaufkommen im Rahmen dieser Evaluation nicht un-tersucht werden kann. Trotzdem wurde neben der Vorher-Erhebung eine weitere Erhebung durchgeführt, um aktuelle Veränderungen des Radverkehrs abzubilden. Die Ergebnisse dieser Zwischen-Erhebung können auch als Einschätzung für die Einführung einer Fahrradstraße in Zukunft dienen.

Abbildung 65: Erhebungsstellen – Zählung – Übersicht

Quelle: eigene Darstellung auf Kartengrundlage OpenStreetMap, Hochschule Bochum

Tabelle 2 und Tabelle 3 stellt durchschnittliche Kfz- und Radverkehrsaufkommen der Untersu-chungszeiträume der Vorher- und Zwischen-Erhebung sowie die daraus resultierenden Verän-derungen des Verkehrsaufkommens an den jeweiligen Zählpunkten der Strecke dar. Die Zusam-mensetzung des gesamten Verkehrs für die 6-Stunden-Gruppe an den einzelnen Erhebungsstel-len im zeitlichen Vergleich ist den Anlagen beigefügt.

Tabelle 2: Durchschnittliches Kfz-Aufkommen an den Zählstellen in Leipzig im Vergleich Zählpunkt Durchschnittliches

Kfz-Verkehrsaufkommen Vorher-Erhebung (6h-Betrachtung)

Durchschnittliches Kfz-Verkehrsaufkommen Zwischen-Erhebung (6h-Betrachtung)

Prozentuale Veränderung

0 1.763 2.695 + 53 %

1 1.696 992 - 42 %

2 1.698 1.024 - 40 %

3 1.845 1.199 - 35 %

4 4.303 1.609 - 63 %

5 18 17 - 6 %

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Tabelle 3: Durchschnittliches Radverkehrsaufkommen an den Zählstellen in Leipzig im Vergleich

Auffällig ist die Abnahme des Kfz-Aufkommens zwischen 6 % und 63 % in der Naunhofer Straße.

Im Gegensatz dazu hat sich der Kfz-Verkehr am Zählpunkt 0 auf der Holzhäuser Straße um 53%

erhöht. Aufgrund der korrelierenden Werte ist von einer Verlagerung des Kfz-Verkehrs auf die übergeordnete Holzhäuser Straße auszugehen.

Das Radverkehrsaufkommen ist innerhalb der zwei Untersuchungszeiträume an allen Zählpunk-ten zwischen 9 % und 29 % angestiegen. Der Gesamtzuwachs des Radverkehrsaufkommens liegt an der Naunhofer Straße (ohne Berücksichtigung des Zählpunktes 0) bei durchschnittlich

18,2 %.

Die Zwischen-Ergebnisse vom September 2020 zeigen, dass das Kfz nach wie vor das vorherr-schende Verkehrsmittel auf der Naunhofer Straße ist. Dennoch kann eine signifikante Steigerung des Radverkehrs bereits ohne Durchführung von infrastrukturellen Maßnahmen oder Verkehrs-beruhigungen verzeichnet werden. Der Trend lässt sich auch an den Dauerzählstellen in Leipzig feststellen. So hat sich das Radverkehrsaufkommen auf der etwa 2,5 Kilometer entfernten Sem-melweisstraße zwischen dem Jahr 2019 und dem Jahr 2020 um 28,2 % erhöht. Die Entwicklung hängt teilweise mit der veränderten Lage durch die Covid-19-Pandemie zusammen, was eine re-präsentative Studie des BMVI zum Mobilitätsverhalten im Jahr 2020 in Deutschland verdeut-licht. Im Rahmen der Studie geben 25 % der Menschen an, deutlich beziehungsweise etwas häu-figer Rad zu fahren als im Vorjahreszeitraum (BMVI 2020). Neben der Veränderung in der Nut-zungsfrequenz ergab sich durch die Pandemie und den damit verbundenen Lockdowns zudem eine Veränderung der Anlässe (ebd.). Die Nutzung war demnach weniger durch Fahrten zur Ar-beit oder Ausbildung als durch Freizeitanlässe geprägt (ebd.). Die von den Befragten am häufigs-ten genannhäufigs-ten Gründe für die erhöhte Nutzung waren neben dem Erhalt der Fitness (85 %), der Ersatz für andere Freizeitaktivitäten (75 %), das zeitweilige Entkommen aus der häuslichen Enge (71 %) oder der höhere Schutz vor Corona-Ansteckungen als mit anderen Verkehrsmitteln (61 %) (ebd.). Der Schutz der Umwelt (71 %) steht im Gegensatz zu den anderen genannten Gründen nicht im Zusammenhang mit der Pandemie. Inwieweit das erhöhte Radverkehrsauf-kommen auch nach der Pandemie fortbesteht, kann aufgrund der vielen ineinanderfließenden Faktoren nicht vorausgeschätzt werden.

105 Schlussfolgerung

Obwohl zum Zeitpunkt der Erhebungen keine infrastrukturellen oder geschwindigkeitsreduzie-renden Maßnahmen in der Naunhofer Straße realisiert wurden, haben sich Rad- und Kfz-Auf-kommen zwischen den zwei Untersuchungszeiträumen im Jahr 2017 und 2020 deutlich verän-dert.

Durch die Ausweisung der Tempo-30-Zone auf der Naunhofer Straße zwischen Holzhäuser Straße und Schönbachstraße (September 2020) und zwischen Ludolf-Colditz-Straße und Kom-mandant-Prendel-Allee (mit Umsetzung des Knotenpunkts an der Gletschersteinstraße Anfang 2022) sowie der zukünftigen Umgestaltung der Naunhofer Straße wird davon ausgegangen, dass die Attraktivität der Aktiv-Route für Radfahrende weiter zunehmen wird. Nach der Einführung Tempo-30-Zonen auf der Naunhofer Straße konnten keine Nachher-Erhebungen, um den Ein-fluss der Geschwindigkeitsreduzierungen auf das Radverkehrsaufkommen zu untersuchen, wäh-rend der Projektlaufzeit durchgeführt werden. Allerdings könnten die Maßnahmen zur Ent-schleunigung des Kfz-Verkehrs dazu beitragen, den Kfz-Durchgangsverkehr auf der Naunhofer Straße weiter zu reduzieren, weil Pkw-Nutzende über alternative Routen schneller an ihr Ziel gelangen. So könnten sich die relativen Anteile der jeweiligen Verkehrsmittel weiter verändern und die Ausweisung der Naunhofer Straße als Fahrradstraße möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. Hier können weitere Verkehrserhebungen auf der Naunhofer Straße in Zu-kunft sinnvoll sein.

Im Dokument raums (MONASTA) (Seite 102-105)