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Abb.4.9: Verlauf der Hauttemperatur (°C) über den Messzeitraum von 1350 Minuten.

Dargestellt sind die Hauttemperaturen als Mittelwert und SD der NaCl-Gruppe (n=6) und der Lido-Gruppe (Lidocain 1,3 mg/kg; n=6).

* Signifikanter Unterschied (p<0,05) zur Baseline.

4.6.2 Reaktion der Pferde auf die thermische Stimulation

In 66,67% (52 aus 78) der Fälle reagierten die Pferde mit einem bewussten Schütteln des Kopfes auf den thermischen Reiz. In 28,21% (22 aus 78) der Messungen zeigten die Tiere eine Reaktion in Form von Reiben des Kopfes an ihren Vordergliedmaßen oder an Stallwänden. Die cut-out Temperatur wurde in 3,85% (3 aus 78) der Messungen erreicht, wobei diese nur bei zwei Pferden und zum Zeitpunkt T10 bzw.

T50 und T70 erreicht wurde. Ein Pferd reagierte zu einem Zeitpunkt unspezifisch, indem es plötzlich und angespannt die Futtersuche unterbrach. Ein weiteres Tier schaute sich bei einer Messung zur Seite der Stimulation um. Einmalig konnte eine doppelte Reaktion in Form von Schütteln des Kopfes und zusätzlichem Reiben der Stimulationsstelle beobachtet werden.

4.6.3 Thermische Schwellenwerte

In der Lido-Gruppe betrug der Mittelwert der Baselinemessungen 46,6 ± 2,8 °C. Der gemittelte thermische nozizeptive Schwellenwert war zu keinem Messzeitpunkt signifikant (p<0,05) gegenüber der Baseline erhöht. Zum Zeitpunkt T50 konnte ein maximaler Wert von 49,9 ± 3 °C gemessen werden. Nach 90 Minuten wurden die Baselinewerte wieder erreicht (s. Abb. 4.10). Der Verlauf der TE%-Werte entsprach dem der thermisch nozizeptiven Schwellenwerte (s. Anhang 1 und 5).

Abb.4.10: Verlauf der nozizeptiven Schwellenwerte (Temperatur in °C) nach thermischer Stimulation am Kopf des Pferdes über einen Zeitraum von 1350 Minuten. Dargestellt ist die Reaktionstemperatur (Schwellenwert) als Mittelwert und SD der NaCl-Gruppe (n=6) und Lido-Gruppe (Lidocain 1,3 mg/kg; n=6).

4.6.4 Verhalten und Sedationsgrad

Keines der Tiere zeigte während der Messungen Anzeichen einer Sedation.

Innerhalb der ersten 10 Minuten nach der Medikamentenapplikation erschienen zwei Pferde jedoch entspannter als vor der Verabreichung von Lidocain und entlasteten eine Hintergliedmaße. Ein Tier begann während der Infusion leicht zu schwitzen.

Zwei Tiere fielen unmittelbar nach der Infusion mit leichten Muskelfaszikulationen im Bereich der Hintergliedmaßen auf.

4.6.5 Herz und Atemfrequenz

Die Herz und Atemfrequenz war in der Lido-Gruppe zu keinem Zeitpunkt signifikant (p<0,05) im Vergleich zur Baseline verändert. Ein Tier zeigte jedoch zehn Minuten nach der Lidocaingabe eine leichte Erhöhung der Herzfrequenz von 48 Schlägen pro Minute (s. Anhang 3 und 4).

4.7 Romifidin + Lidocain 4.7.1 Hauttemperatur

Die Hauttemperatur der Romifidin-Lidocain-Gruppe (RomLido) zeigte sich zum Zeitpunkt T180 signifikant (p<0,05) gegenüber der Baseline erniedrigt (s. Abb. 4.11;

Anhang 2).

Abb.4.11: Verlauf der Hauttemperatur (°C) über den Messzeitraum von 1350 Minuten.

Dargestellt sind die Hauttemperaturen als Mittelwert und SD der NaCl-Gruppe (n=6) und der RomLido-Gruppe (Romifidin 0,05 mg/kg; Lidocain 1,3 mg/kg; n=6).

* Signifikanter Unterschied (p<0,05) zur Baseline.

4.7.2 Reaktion der Pferde auf die thermische Stimulation

In 52,56% (41 aus 78) aller Messungen fand eine bewusste Reaktion der Pferde in Form von Schütteln des Kopfes statt. In 32,05% (25 aus 78) der Fälle wurde als Antwort auf den thermischen Stimulus ein Reiben des Kopfes an den Vordergliedmaßen oder an der unmittelbaren Umgebung wie Stallwänden gezeigt.

Ein Pferd zeigte zweimalig ein starkes Kopfzucken nach Setzen des thermischen Reizes, bei zwei weiteren Pferden konnte ein Umschauen zur Seite beobachtet werden. In zwei Fällen wurde ein Kopfschütteln und Reiben des Kopfes gekoppelt und somit untrennbar gezeigt. In 12,82% (10 aus 78) der Messungen wurde nach der Medikamentenapplikation die cut-out Temperatur erreicht.

4.7.3 Thermische Schwellenwerte

Der gemittelte Baselinewert in der RomLido-Gruppe betrug 45,7 ± 1,7 °C. Der mittlere thermische nozizeptive Schwellenwert war 10 bis 50 Minuten nach Romifidin-Lidocain-Applikation signifikant (p<0,05) erhöht. Ein maximaler Schwellenwert von 54,7 ± 0,7 °C wurde zum Zeitpunkt T10 erreicht, nach 180 Minuten befanden sich die Schwellenwerte wieder im Bereich der Baseline. Im Vergleich zur NaCl-Gruppe waren die Schwellenwerte der RomLido-Gruppe zum Messzeitpunkt T10 und T50

signifikant erhöht (s. Abb. 4.12). Der Verlauf der TE%-Werte entsprach nahezu dem der thermisch nozizeptiven Schwellenwerte. Eine Abweichung des TE% lag zum Zeitpunkt T70 vor (s. Anhang 1 und 5).

Abb.4.12: Verlauf der nozizeptiven Schwellenwerte (Temperatur in °C) nach thermischer Stimulation am Kopf des Pferdes über einen Zeitraum von 1350 Minuten. Dargestellt ist die Reaktionstemperatur (Schwellenwert) als Mittelwert und SD der NaCl-Gruppe (n=6) und RomLido-Gruppe (Romifidin 0,05 mg/kg; Lidocain 1,3 mg/kg; n=6).

+ Signifikanter Unterschied (p<0,05) zur Baseline.

* Signifikanter Unterschied (p<0,05) zur NaCl-Gruppe.

4.7.4 Verhalten und Sedationsgrad

Alle Tiere entwickelten innerhalb der ersten 3 bis 5 Minuten der Medikamentengabe eine manifeste Sedation. Vier der Probanden schwankten während der ersten Minuten nach der Verabreichung. Eines der Pferde, welches nach der AM-Gabe zuerst hochgradig sediert wirkte, erholte sich sehr schnell und zeigte sich bereits nach 10 Minuten wieder an seiner Umwelt interessiert und versuchte Futter aufzunehmen. Vier Pferde setzten innerhalb von 90 bis 120 Minuten nach der Arzneimittelapplikation Harn ab.

4.7.5 Herz und Atemfrequenz

Die Herzfrequenzen der RomLido-Gruppe waren 10 bis 50 Minuten nach Arzneimittelapplikation signifikant gegenüber dem Ausgangswert erniedrigt (s. Abb.

4.13). Vier Pferde wiesen Bradyarrhythmien mit Verdacht auf atrioventrikuläre Blöcke 2. Grades auf. Die Atemfrequenz zeigte keine signifikanten Unterschiede (s. Anhang 3 und 4).

Abb.4.13: Verlauf der Herzfrequenzen (Schläge pro Minute) über einen Zeitraum von 1350 Minuten. Dargestellt sind die Herzfrequenzen als Mittelwert und SD der NaCl-Gruppe (n=6) und RomLido-Gruppe (Romifidin 0,05 mg/kg; Lidocain 1,3 mg/kg; n=6).

* Signifikanter Unterschied (p<0,05) zur Baseline.

4.8 Vergleichende Betrachtung der Schwellenwerte der Rom-, Ket- und RomKet-Gruppe

Zum Zeitpunkt T10 waren die thermischen nozizeptiven Schwellenwerte der RomKet-Gruppe im Vergleich zur Ket-RomKet-Gruppe signifikant (p<0,05) erhöht (Abb. 4.14).

Abb.4.14: Verlauf der nozizeptiven Schwellenwerte (Temperatur in °C) nach thermischer Stimulation am Kopf des Pferdes über einen Zeitraum von 1350 Minuten. Dargestellt ist die Reaktionstemperatur (Schwellenwert) als Mittelwert und SD der Rom-Gruppe (Romifidin 0,05 mg/kg; n=6), der Ket-Gruppe (Ketamin 0,6 mg/kg; n=6) und RomKet-Gruppe (Romifidin 0,05 mg/kg; Ketamin 0,6 mg/kg; n=6).

# Signifikanter Unterschied (p<0,05) zur Ket-Gruppe.

4.9 Vergleichende Betrachtung der Schwellenwerte der Rom-, Lido- und RomLido-Gruppe

Zum Zeitpunkt T10 und T30 waren die thermischen nozizeptiven Schwellenwerte der RomLido-Gruppe im Vergleich zur Lido-Gruppe signifikant (p<0,05) erhöht. Die Schwellenwerte der Gruppen Rom und RomLido waren zu keinem Messzeitpunkt signifikant unterschiedlich (Abb. 4.15).

Abb.4.15: Verlauf der nozizeptiven Schwellenwerte (Temperatur in °C) nach thermischer Stimulation am Kopf des Pferdes über einen Zeitraum von 1350 Minuten. Dargestellt ist die Reaktionstemperatur (Schwellenwert) als Mittelwert und SD der Rom-Gruppe (Romifidin 0,05 mg/kg; n=6), der Lido-Gruppe (Lidocain 1,3 mg/kg; n=6) und RomLido-Gruppe (Romifidin 0,05 mg/kg; Lidocain 1,3 mg/kg; n=6).

# Signifikanter Unterschied (p<0,05) zur Lido-Gruppe.

4.10 Vergleichende Betrachtung der Schwellenwerte der Rom-, RomKet- und RomLido-Gruppe

Nach Arzneimittelapplikation kam es in der RomKet- und RomLido-Gruppe zu einem stärkeren Anstieg des thermischen nozizeptiven Schwellenwertes im Vergleich zur Rom-Gruppe. Dieser ist jedoch zu keinem Zeitpunkt signifikant (p<0,05) (Abb. 4.16).

Abb.4.16: Verlauf der nozizeptiven Schwellenwerte (Temperatur in °C) nach thermischer Stimulation am Kopf des Pferdes über einen Zeitraum von 1350 Minuten. Dargestellt ist die Reaktionstemperatur (Schwellenwert) als Mittelwert und SD der Rom-Gruppe (Romifidin 0,05 mg/kg; n=6), der RomLido-Gruppe (Romifidin 0,05 mg/kg; Lidocain 1,3 mg/kg; n=6) und RomKet-Gruppe (Romifidin 0,05 mg/kg; Ketamin 0,6 mg/kg; n=6).

4.11 Vergleichende Betrachtung der Schwellenwerte der Lido- und RomKet-Gruppe

Zum Zeitpunkt T10 kam es in der RomKet-Gruppe im Vergleich zur Lido-Gruppe zu einer signifikanten (p<0,05) Erhöhung des thermischen nozizeptiven Schwellenwertes (Abb. 4.17).

Abb.4.17: Verlauf der nozizeptiven Schwellenwerte (Temperatur in °C) nach thermischer Stimulation am Kopf des Pferdes über einen Zeitraum von 1350 Minuten. Dargestellt ist die Reaktionstemperatur (Schwellenwert) als Mittelwert und SD der Lido-Gruppe (Lidocain 1,3 mg/kg; n=6) und RomKet-Gruppe (Romifidin 0,05 mg/kg; Ketamin 0,6 mg/kg; n=6).

# Signifikanter Unterschied (p<0,05) zur Lido-Gruppe.

4.12 Vergleichende Betrachtung der Schwellenwerte der Ket- und RomLido-Gruppe

Zum Zeitpunkt T10 war der thermische nozizeptive Schwellenwert der RomLido-Gruppe im Vergleich zur Ket-RomLido-Gruppe signifikant (p<0,05) erhöht (Abb. 4.18).

Abb.4.18: Verlauf der nozizeptiven Schwellenwerte (Temperatur in °C) nach thermischer Stimulation am Kopf des Pferdes über einen Zeitraum von 1350 Minuten. Dargestellt ist die Reaktionstemperatur (Schwellenwert) als Mittelwert und SD der Ket-Gruppe (Ketamin 0,6 mg/kg; n=6) und RomLido-Gruppe (Romifidin 0,05 mg/kg; Lidocain 1,3 mg/kg; n=6).

# Signifikanter Unterschied (p<0,05) zur Ket-Gruppe.

4.13 Vergleichende Betrachtung der Schwellenwerte der Rom-, Ket- und Lido-Gruppe

Die Rom-Gruppe verzeichnete einen stärkeren Anstieg des thermischen nozizeptiven Schwellenwertes nach Arzneimittelapplikation im Vergleich zur Ket- und Lido-Gruppe. Zu keinem Zeitpunkt lag jedoch ein signifikanter Unterschied zwischen den Schwellenwerten der drei Einzelapplikationen vor (Abb. 4.19).

Abb.4.19: Verlauf der nozizeptiven Schwellenwerte (Temperatur in °C) nach thermischer Stimulation am Kopf des Pferdes über einen Zeitraum von 1350 Minuten. Dargestellt ist die Reaktionstemperatur (Schwellenwert) als Mittelwert und SD der Rom-Gruppe (Romifidin 0,05 mg/kg; n=6), der Lido-Gruppe (Lidocain 1,3 mg/kg; n=6) und Ket-Gruppe (Ketamin 0,6 mg/kg; n=6).

4.14 Überblick über die Schwellenwerte aller Gruppen

Der Überblick über den Verlauf der Schwellenwerte aller Gruppen zeigt, dass der größte Anstieg des thermischen nozizeptiven Schwellenwertes in der RomKet- und RomLido-Gruppe erreicht wird (s. Abb. 4.20). Der größte prozentuale Anstieg des thermisch nozizeptiven Schwellenwertes findet sich in der RomLido-Gruppe (s. Abb.

4.21).

Abb.4.20: Verlauf der nozizeptiven Schwellenwerte (Temperatur in °C) nach thermischer Stimulation am Kopf des Pferdes über einen Zeitraum von 1350 Minuten. Dargestellt ist die Reaktionstemperatur (Schwellenwert) als Mittelwert der NaCl-Gruppe (n=6), Rom-Gruppe (Romifidin 0,05 mg/kg; n=6), Lido-Gruppe (Lidocain 1,3 mg/kg; n=6), Ket-Gruppe (Ketamin 0,6 mg/kg; n=6), RomKet-Gruppe (Romifidin 0,05 mg/kg; Ketamin 0,6 mg/kg; n=6) und der RomLido-Gruppe (Romifidin 0,05 mg/kg; Lidocain 1,3 mg/kg; n=6). Aufgrund einer besseren Übersichtlichkeit wurde auf die Darstellung der SD verzichtet.

Abb.4.21: Mittlere prozentuale Veränderung des thermisch nozizeptiven Schwellenwertes (Veränderung in %) im Vergleich zur jeweiligen Baseline (t0) nach thermischer Stimulation am Kopf des Pferdes über einen Zeitraum von 1350 Minuten. Dargestellt ist die aus den Mittelwerten der Rom-Gruppe (Romifidin 0,05 mg/kg; n=6), Lido-Gruppe (Lidocain 1,3 mg/kg;

n=6), Ket-Gruppe (Ketamin 0,6 mg/kg; n=6), RomKet-Gruppe (Romifidin 0,05 mg/kg;

Ketamin 0,6 mg/kg; n=6) und RomLido-Gruppe (Romifidin 0,05 mg/kg; Lidocain 1,3 mg/kg;

n=6) gebildete prozentuale Veränderung der Schwellenwerte zur Baseline (t0) der jeweiligen Gruppe.

4.15 Vergleichende Betrachtung des Sedationsgrades der Rom-, RomKet- und RomLido-Gruppe

Nur bei Pferden in der Romifidin-, Romifidin-Ketamin- und Romifidin-Lidocain-Gruppe konnte eine Sedation festgestellt werden. Innerhalb der Gruppen konnten mithilfe des genutzten Sedationsscores keine signifikanten Unterschiede der Sedationstiefe und Sedationsdauer beobachtet werden. Zum Zeitpunkt T10 und T30 zeigten sich alle Pferde in allen Gruppen in unterschiedlichen Ausprägungsgraden sediert. Zum Zeitpunkt T120 zeigte sich nur ein Pferd aus der Rom-Gruppe noch geringgradig gedämpft. 180 Minuten nach Arzneimittelapplikation konnte bei keinem Pferd in keiner der genannten Gruppen eine sedierende Wirkung mehr festgestellt werden (Abb. 4.22; Anhang 6).

Abb.4.22: Box and Whisker Plot des Verlaufs des Sedationsgrades der Rom-Gruppe (Romifidin 0,05 mg/kg), RomKet-Gruppe (Romifidin 0,05 mg/kg; Ketamin 0,6 mg/kg) und der RomLido-Gruppe (Romifidin 0,05 mg/kg; Lidocain 1,3 mg/kg) 10 bis 120 Minuten nach AM-Applikation. Die Whisker beschreiben Maximum und Minimum, der waagerechte Strich innherhalb der Box beschreibt den Median, der die Box (mittleren 50% der Daten) in ein unteres (25%) und oberes (75%) Quartil teilt.

5 Diskussion

5.1 Diskussion der Methode

In dieser Studie wurde mittels nozizeptiven Testverfahrens der Einfluss von Romifidin, Ketamin und Lidocain auf den thermischen nozizeptiven Schwellenwert beim Pferd untersucht. Neben der Einzelapplikation der genannten Arzneimittel wurde getestet, ob in der Kombination von Romifidin mit Ketamin beziehungsweise von Romifidin mit Lidocain ein synergistischer analgetischer Effekt erzielt werden kann.

5.1.1 Bestimmung des thermisch nozizeptiven Schwellenwertes

Für die Versuche wurden Pferde verschiedener Rassen und unterschiedlichen Geschlechts und Alters verwendet. Bei genauer Betrachtung der individuellen Ergebnisse und Vergleich zwischen den unterschiedlichen Geschlechts- und Altersgruppen lassen sich jedoch keine Unterschiede vermuten, so dass diese Heterogenität keinen Einfluss auf die Ergebnisse zu haben scheint. Da jedoch keine Kenntnisse zum Zyklusstand der Stuten vorlagen, kann ein hormoneller Einfluss auf den thermischen nozizeptiven Schwellenwert nicht gänzlich ausgeschlossen werden.

Eine Studie aus der Humanmedizin beschreibt, dass Frauen sensitiver auf Kälte, Hitze und ischämischen Schmerz reagierten als Männer. Der Zyklusstand der Frau hatte dabei jedoch keinen Einfluss auf das Schmerzempfinden (KLATZKIN et al.

2010). Untersuchungen an weiblichen Ratten zeigten, dass der Zyklusstand keinen Einfluss auf die Schmerzwahrnehmung besaß, jedoch ein Einfluss auf die nozizeptive Potenz von Opioiden bestand und dass die Schmerzempfindlichkeit nach Ovarektomie abnahm (TERNER et al. 2005). In einer Untersuchung zur mechanischen Stimulation beim Pferd konnten höhere Schwellenwerte bei jüngeren Tieren, bei Wallachen sowie bei trainierten Pferden erzielt werden (HAUSSLER u.

ERB 2006a), was einen Einfluss des individuellen Status des Tieres auf das Schmerzempfinden vermuten lässt. Die Unterschiede im Hinblick auf Alter und Geschlecht waren in der zitierten Studie jedoch gering und klinisch unbedeutend, wohingegen die Unterschiede zwischen trainierten und untrainierten Pferden

deutlicher waren (HAUSSLER u. ERB 2006a). Die in der eigenen Studie genutzten Probanden waren alle ungeritten und befanden sich in einem vergleichbaren Trainingszustand. Für eine genauere Einschätzung des Einflusses von Geschlecht, Zyklusstand und Alter auf den thermischen nozizeptiven Schwellenwert beim Pferd wären weitere Studien wünschenswert.

Die Pferde reagierten unmittelbar nach Anbringung des speziellen Halfters mit Abwehrbewegungen wie vermehrtem Kopfschütteln oder Reiben des Kopfes. Um Fehlinterpretationen einer Reaktion zu vermeiden, wurde der Messvorgang erst gestartet, wenn sich das Pferd ungestört und vom Testgerät unbeeinflusst zeigte. Da bei der thermischen Stimulation Reaktionen wie ein Kopfschütteln als Endpunkt gewertet wurden, war eine Differenzierung zwischen Abwehrbewegung gegen das Instrumentarium und tatsächlicher Reaktion auf den thermischen Reiz essentiell.

Dies wurde durch eine gründliche Beobachtung der Probanden, eine individuell gewählte Adaptationszeit von einigen Minuten und durch die Abwehr von anderen Störfaktoren wie Insekten gewährleistet. Auch in der Studie von POLLER et al.

(2013a) sind Abwehrreaktionen beschrieben. Dort war ebenfalls eine Messung ohne störende Faktoren nach einigen Minuten Adaptationszeit durchführbar. Die häufigste auf einen Stimulus festzustellende Reaktion war mit 52,56% - 74,36% in allen 6 Behandlungsgruppen ein Kopfschütteln, wohingegen ein Reiben des Kopfes mit 28,20% - 41,02% deutlich seltener gezeigt wurde. Dies deckt sich mit Ergebnissen der Studie von POLLER et al. (2013a), in der in 64,6% der Fälle ein Kopfschütteln und in 35,4% ein Reiben des Kopfes zu beobachten war.

Bei einem Probanden war ein Lerneffekt zu vermuten, da er mit einer gesteigerten Aufmerksamkeit auf den Untersucher reagierte oder das Fressen einstellte, sobald die Box betreten wurde. Die hohe Standardabweichung der Kontrollgruppe zum Zeitpunkt T30 beruht auf einem zweimaligen Erreichen der cut-out Temperatur bei diesem Tier. Eines der Pferde war bereits Proband in Vorgängerstudien und eine Gewöhnung an den Reiz oder an Manipulationen durch den Untersucher und so das Ausbleiben einer Reaktion kann nicht ausgeschlossen werden. Das Problem der Konditionierung wurde auch in anderen Studien erkannt, so dass zwischen Messungen sogenannte Scheintests ohne schmerzhafte Stimuli durchgeführt wurden

(KAMERLING et al. 1985; CARREGARO et al. 2007; DHANJAL et al. 2009). Das in der eigenen Studie genutzte Gerät ermöglicht die Einstellung einer variablen Zeit zwischen Betätigung der Fernbedienung und tatsächlichem Beginn des Heizvorgangs. Dies reduziert eine Beeinflussung des Untersuchers und eine Konditionierung des Probanden. Zur Vermeidung von Stress und Ablenkung wurde die Versuchsreihe in der gewohnten Umgebung der Pferde durchgeführt. Ergebnisse aus der Humanmedizin zeigen, dass Ablenkung die Schmerzwahrnehmung verändern kann (MIRON et al. 1989). Dies deckt sich ebenfalls mit Ergebnissen von POLLER et al. (2013a), in der die thermische Stimulation an Pferden in der Box mit der von fixierten Tieren verglichen wurde. Die an in einem Untersuchungsstand fixierten Tieren vorgenommene Stimulation lieferte keine verlässlichen Ergebnisse, wohingegen sich die thermische Stimulation an Pferden in ihrem gewohnten Umfeld als geeignet erwies. Aus diesem Grund wurden alle Messungen an in ihrer Box freilaufenden Pferden durchgeführt. Gesteuert wurde der Messvorgang durch eine infrarot-gesteuerte Fernbedienung, so dass kein direkter Kontakt zu den Pferden während der Messung notwendig war.

Es sind verschiedene Stimulationsstellen für nozizeptive Schwellenwerttests beschrieben. Die am häufigsten gewählte Stimulationsstelle ist der Widerrist des Pferdes (ROBERTSON et al. 2005; DHANJAL et al. 2009; LOVE et al. 2011b;

POLLER et al. 2013a, b). In der eigenen Studie wurde der Kopf als Stimulationsstelle gewählt, da die Fragestellung nach einer optimalen Analgesie für schmerzhafte Eingriffe am Kopf des Pferdes im Vordergrund stand. Während bei der Stimulation am Widerrist vor allem ein Pannikulusreflex als Reaktion auf die Stimulation stattfindet (ROBERTSON et al. 2005; DHANJAL et al. 2009; LOVE et al. 2011b;

POLLER et al. 2013a, b), ist davon auszugehen, dass bei der Stimulation am Kopf überwiegend bewusste Reaktionen des Pferdes durch Kopfschütteln oder Reiben stattfinden. In den Gruppen der eigenen Studie konnte jedoch auch mehrmals ein ruckartiges Zucken des Kopfes als Reaktion auf den thermischen Reiz beobachtet werden. Es ist also ebenfalls möglich, dass ein thermischer nozizeptiver Reiz am Kopf des Pferdes zur Auslösung des Trigemino-Zervikal-Reflexes führt, welcher durch transkutane elektrische Stimulation des Infraorbital- und Supraorbitalnerves

ausgelöst wird (VERES-NYÉKI et al. 2012). Da die Stimulationsstelle im Bereich der Nüster und des Nasenrückens beim Pferd sensibel vom Nervus infraorbitalis innerviert wird (KÖNIG u. LIEBICH 1999), ist auch eine Auslösung des Trigemino-Zervikal-Reflexes durch thermische Stimulation wahrscheinlich.

Eine Limitierung bei der Betrachtung von Reflexen stellt die Tatsache dar, dass eine Reaktion nicht notwendigerweise schmerzbedingt ist. So können Veränderungen einer Reflexaktivität sowohl sensorischen als auch motorischen Ursprungs sein (CHAPMAN et al. 1985). Außerdem wird diskutiert, dass der Untersucher einen Einfluss auf die Ergebnisse von Schmerzstudien beim Tier besitzt (CHESLER et al.

2002). Untersucherbedingte Verzögerungen, beziehungsweise unterschiedliche Einschätzungen des Endpunkts einer Reaktion, sind auch in der eigenen Studie nicht auszuschließen. Da eine niedrige Heizrate von 0,8°C pro Sekunde gewählt wurde, wäre es bei geringen Verzögerungen der Reaktionszeit, bis ein Heizvorgang beendet wird, nur zu vermutlich statistisch unbedeutenden Anstiegen der gemessenen Schwellenwerte gekommen. Ein Lerneffekt des Untersuchers in Bezug auf die individuellen Besonderheiten und Reaktionen der Probanden kann ebenfalls nicht ausgeschlossen werden, welcher jedoch wegen der niedrigen Heizrate und dem somit geringen Einfluss auf den tatsächlichen nozizeptiven Schwellenwert vernachlässigt werden kann. Zusätzlich trägt das randomisierte cross-over Studiendesign dazu bei, dass sich eventuell beeinflussende Faktoren nicht ausschließlich auf bestimmte Testgruppen bezogen und Ergebnisse verfälschten.

In der vorliegenden Studie wurde für die Stimulation das sogenannte Kontaktwärmeverfahren angewendet. Als Vorteil dieses Verfahrens gegenüber einer strahlenden Lichtquelle wird diskutiert, dass Ersteres je nach Heizrate die Aδ und C-Fasern individuell ansprechen kann. Bei der Verwendung einer strahlenden Lichtquelle wird der fokussierte Bereich mit einer höheren Heizrate erwärmt als das umliegende Gewebe, was eine unspezifische Aktivierung von Aδ und C-Fasern bedingen kann (MCMULLAN et al. 2004). Als Nachteil wird der Kontakt des Heizelementes mit der Hautoberfläche und so eine mögliche gleichzeitige Aktivierung von Mechanorezeptoren angesprochen (SVENSSON et al. 1997; MCMULLAN et al.

2004). Um einer Aktivierung von Mechanorezeptoren vorzubeugen, wurde das

Heizelement mehrere Minuten vor jedem Messvorgang aufgebracht. In einer Studie führten andauernde mechanische Stimuli zu einer Gewöhnung und verminderten Ansprechbarkeit von Mechanorezeptoren (HUNT u. MCINTYRE 1960), was eine Adaptationszeit von mehreren Minuten zwischen Heizelement und Mechanorezeptoren vor jedem Heizvorgang als ausreichend vermuten lässt.

Um einen Einfluss der Außentemperatur auf den thermischen nozizeptiven Schwellenwert zu vermeiden, wurden die Messungen dieser Studie nur bei Umgebungstemperaturen von über 10°C vorgenommen. Geringe Umgebungstemperaturen führen zu erniedrigten Hauttemperaturen und erhöhten thermischen Schwellenwerten beim Pferd (POLLER et al. 2013a), beziehungsweise verlängerten Reaktionszeiten bei Ratten (LASCELLES et al. 1995). In einer weiteren Untersuchung konnte jedoch kein Einfluss der Hauttemperatur auf die Reaktionszeit bei Ratten beobachtet werden (LICHTMAN et al. 1993). Da die NaCl-Gruppe in der eigenen Studie keine signifikante Veränderung der Hauttemperatur im Verlauf der Beobachtungsperiode aufzeigte, ist ein Einfluss der Außentemperaturen auf die Hauttemperatur während der Messreihe somit nahezu auszuschließen.

ELFENBEIN et al. (2009) wählte für die Untersuchung der somatischen antinozizeptiven Effekte von Detomidin beim Pferd eine cut-out Temperatur von 45°C und eine Heizrate von 0,6°C pro Sekunde. Im Gegensatz zu der in der eigenen Studie gewählten cut-out Temperatur von 54°C wurden bei ELFENBEIN et al. (2009) keine hitzebedingten Hautläsionen beschrieben. In der eigenen Messreihe zeigte ein Pferd nach Erreichen der cut-out Temperatur deutliche Gewebeschäden. Die festgelegte cut-out Temperatur stellt somit einen Kompromiss zwischen Schonung des Gewebes und einer möglichen Verschleierung eines antinozizeptiven Effektes durch zu niedrig gewählte cut-out Temperaturen dar. So konnten ELFENBEIN et al.

(2009) keinen somatischen antinozizeptiven Effekt für Detomidin aufzeigen und diskutierten den niedrigen cut-out Wert als möglichen Grund. In einer anderen Studie konnte unter Verwendung einer strahlenden Lichtquelle für identische Detomidindosierungen eine analgetische Wirkung nachgewiesen werden (KAMERLING et al. 1988). Es bleibt offen, ob die Unterschiede in

Kontaktwärmeverfahren und strahlender Lichtquelle die abweichenden Ergebnisse bedingen.

Eine gewählte cut-out Temperatur von 56°C bei thermischer Stimulation am Kopf und Widerrist des Pferdes verursachte in einigen Fällen nach Erreichen des cut-out Wertes Schwellungen und geringgradige Gewebeschäden (POLLER et al. 2013a), deshalb wurde der gewählte cut-out Wert auf 54°C reduziert. Die Ergebnisse zeigen jedoch, dass eine Temperatur von 54°C ebenfalls Hautläsionen verursachen kann

Eine gewählte cut-out Temperatur von 56°C bei thermischer Stimulation am Kopf und Widerrist des Pferdes verursachte in einigen Fällen nach Erreichen des cut-out Wertes Schwellungen und geringgradige Gewebeschäden (POLLER et al. 2013a), deshalb wurde der gewählte cut-out Wert auf 54°C reduziert. Die Ergebnisse zeigen jedoch, dass eine Temperatur von 54°C ebenfalls Hautläsionen verursachen kann