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Der Einfluss einfacher W- Fragen auf die Inferenzbildung in den Antworten

empirische Systemerforschung

3.4 Beziehungen zwischen Satzgliedabfolge, Akzentuierung und Informationsstruktur

3.4.1 Der Einfluss einfacher W- Fragen auf die Inferenzbildung in den Antworten

Die Durchführung der eben skizzierten Untersuchungsschritte erfordert einerseits eine Diskussion über die Definition des informationsstrukturellen

Fokusbegriffs� Andererseits lässt sich dann die Frage nach dem Einfluss bestimm-ter Kontexte auf die Informationsstruktur zunächst für den Fall behandeln, dass elementaren Aussagesätzen AS vom Typ (3/ 1a) oder (3/ 1b) als Kotext syntak-tisch parallele W- Fragesätze FS mit nur einem Fragewort vorausgehen, also Fragesätze wie (3/ 2a) oder (3/ 2b)� In diesem Fall gibt es nämlich in AS genau eine zur Fragekonstituente syntaktisch korrespondierende Antwortkonstituente (nachfolgend abgekürzt mit AKO), die sogar schon syntaktisch allein eine Ant-wort auf (3/ 1a) bzw� (3/ 1b) liefert und die nach gängiger Annahme den Fokus bildet� M�a�W� es wird unterstellt, dass der primäre Kotexteffekt von FS zunächst ausschließlich in der Zuweisung der Fokusrolle an die AKO besteht� Ob die AKO diese Rolle aber – wie angenommen – zwangsläufig oder nur unter bestimmten zusätzlichen Bedingungen erhält, müsste eigentlich genauer überprüft werden�

Zudem weiß man bei dieser Rollenzuweisung noch nicht, welche semantischen Konsequenzen sie für die Informationsstruktur von AS hat�

Für den Fokusbegriff werden in der Literatur hauptsächlich zwei Charakte-risierungen vorgeschlagen� Eine von ihnen geht davon aus, dass auf den Fokus jeweils eine besondere Aufmerksamkeit gelenkt wird� Die Frage, welche infor-mationsstrukturelle Funktion damit verbunden ist, wurde zunächst oft mit der Annahme beantwortet, dass der Fokus die jeweils neue Information in Sätzen liefert (so z�B� bei Engelkamp 1976: 79)� Diese Annahme erweist sich aber als zu eng� Deshalb wird hier angenommen, dass die Herstellung einer besonderen Aufmerksamkeit auf den Fokus dazu führt, dass die mit ihm verbundene Infor-mation als vergleichsweise kommunikativ besonders wichtig eingestuft wird�

Dann ist zu klären, welche syntaktische und/ oder semantische Funktionen eine derartige Relevanzsetzung ggf� hat� Speziell im Fall, dass die Fokus- Information empirisch oder normativ unerwartet ist, kann sie – so die hier vertretene und noch genauer zu begründende Position – bei der Rezeption von Sätzen des Typs AS bezogen auf eine Situation S aufgrund einer semantischen Vollständigkeits-erwartung außer Rückfragen auch implizite bedeutungserweiternde Inferenzen auslösen, die über die Interpretation von AS im engeren Sinne hinausgehen und deshalb im Rahmen einer dynamischen Inferenzsemantik zu modellieren sind� Solchen Inferenzen liegen oft nichtmonotone Schlüsse mithilfe von nicht ausnahmslos geltenden Normalfallregularitäten und/ oder die Anwendung spe-zieller alltagslogischer Schlussmuster (der sog� Schlusstopoi) zugrunde (vgl�

Kindt 1994b)� Auf die besondere Rolle solcher Schlüsse für die syntaktische und semantische Sprachverarbeitung wurde schon in Abschnitt 1�2�3 hingewie-sen� Sie sind aber nur dann logisch zulässig, wenn nach dem für S vorliegen-den Kenntnissen des/ der Rezipierenvorliegen-den alle für sie relevanten Prämissen in S gelten� Bei handlungsdarstellenden Sätzen dienen entsprechende Rückfragen

oder Schlüsse oft einer Klärung der Handlungsursachen und/ oder einer Hand-lungsbewertung� Das hängt damit zusammen, dass man Handlungen stets nach ihren Gründen und Konsequenzen beurteilt� Z�B� lässt sich aus (3/ 1a) bei Vor-anstellung von (3/ 2a) unter bestimmten, für den Schulkontext einschlägigen Bedingungen evtl� das Ziel Maria möchte den Lehrer mit ihrer Kenntnis des Buchs beeindrucken folgern und somit funktional erklären, warum die Referentin von Maria (wie üblich notiert mit Maria’) in S das besagte Buch vorzeigt� Zugleich könnte Marias’ Handlung implizit als ein ‚sich einschleimen wollen‘ bewertet werden� Solche Erklärungen und Evaluationen sind aber nicht Teil der gene-rellen Satzbedeutung, sondern sie bilden kontextuell evtl� naheliegende Bedeu-tungserweiterungen, über die sich hier jeweils nur bestimmte, der Illustration dienende Vermutungen anstellen lassen�

Als eine zweite Charakterisierung des Fokusbegriffs wird in der einschlägigen Literatur das Kriterium vorgeschlagen, dass der Fokus eines Satzes die Existenz einer Menge ALT von Alternativen anzeigt (vgl� etwa Krifka 2007)� Genauer formuliert müsste dieser Vorschlag besagen, dass ALT eine situationsabhängige Menge von zum Fokus alternativen Ausdrücken oder von deren Denotaten bil-det� Trotzdem bleibt dann noch unklar, wie ALT empirisch zu ermitteln ist� Die Grundidee des Kriteriums der Alternativenanzeige basiert auf der Annahme, dass der Fokus stets eine kontrastive Funktion hat� Der Versuch, das Kriterium und seine semantischen Folgen zu präzisieren, ist aber – wie sich nachfolgend zeigen wird – mit verschiedenen Problemen verbunden� Für den bisher dis-kutierten Fall einfacher W- Frage- Antwort- Sequenzen FS+AS sollte man die Menge ALT m�E� so definieren, dass zu ihr genau diejenigen Denotate gehören, die bei einer Ersetzung des Denotats der AKO durch sie zu Aussagen führen, deren Geltung in der thematisierten Situation S für den zugehörigen Kontext vergleichsweise naheliegt und i�Allg� mit der Geltung des zur AKO gehörigen Antwortsatzes AS in S wechselseitig inkompatibel ist� Dieser Vorschlag klärt zunächst, welcher Zusammenhang zwischen den Elementen von ALT und der Geltung von AS in S besteht� Dabei garantiert die Inkompatibilitätsbedingung, dass die AKO einen semantischen Kontrast zu den Elementen von ALT aufbaut�

Außerdem wird vermieden, dass man die Interpretation von AS durch eine Ein-beziehung der ggf� zahlreichen möglichen, aber nicht naheliegenden Antwort-alternativen als einen übermäßig komplexen Prozess ansetzt (s�u�)�

ALT im Sinne der vorgeschlagenen Definition für konkrete Beispielsätze zu ermitteln, ist trotzdem oft schwierig oder gar nicht möglich� Als hilfreich stellt es sich aber heraus, wenn die AKO auf einen sprachlich begründeten Referenz-bereich verweist, über dessen Objekte man je nach Situation bestimmte zur AKO parallele Aussagen machen kann� So lassen sich evtl� auch naheliegende

Alternativen zum AKO- Denotat ermitteln� Beispielsweise verweist in der Frage- Antwort- Sequenz

FV Wie ist Maria nach Berlin gefahren?

AV Maria ist gestern mit dem Zug nach Berlin gefahren.

das Nomen Zug in der AKO von AV auf den Gesamtbereich aller in der betref-fenden Situation S nutzbaren Verkehrsmittel� Sofern also in S gilt, dass Maria’

eine Fahrt nach Berlin unternommen hat, war es ihr allerdings weder mög-lich noch naheliegend, jedes zu diesem Bereich gehörige Mittel zu nutzen� So ist schon sprachlich ausgeschlossen, dass sie mit einem Flugzeug nach Berlin fuhr� Außerdem gilt: Falls sich Maria’ zunächst in Bielefeld aufhielt, dann konnte sie nicht wie von Potsdam aus mit dem Schiff nach Berlin fahren� Dagegen war für sie eine Fahrt mit dem Fahrrad zwar im Prinzip möglich, aber wegen der großen Entfernung zwischen Bielefeld und Berlin nicht naheliegend, weil eine solche Fahrt die negative Konsequenz eines sehr hohen Zeitbedarfs hat� Dieser Begründung liegt übrigens eine typische Anwendung des Schlussmusters des aristotelischen Konsequenztopos zugrunde (vgl� Aristoteles 1980: 151– 52; Kindt 1994b: 474ff� und 2007a: 124ff�)� In der obigen Definition von ALT wird nun unterstellt, dass die fehlende Eignung als Verkehrsmittel weder für eine Schiffs- noch für eine Fahrradfahrt eine kontrastive inferenzielle Bedeutungserweite-rung notwendig macht� Anders verhält es sich mit der Nutzung eines Autos� Sie lässt sich bei Fahrten innerhalb Deutschlands als i�Allg� naheliegend inferieren, jedenfalls dann, wenn in S gilt, dass Maria’ den Führerschein besitzt und über ein Auto verfügt� Für diese Inferenz gibt es jedoch situationsabhängige Ausnah-men� Für Maria’ war nämlich eine Fahrt mit dem Auto in S z�B� dann keine mög-liche Alternative zu einer Bahnfahrt, wenn es sich gerade zur Reparatur in einer Werkstatt befand� Sofern aber keine der zu beachtenden Ausnahmebedingungen in S erfüllt ist, kann die AKO mit dem Zug eine kontrastive Funktion gegenüber einer Autofahrt haben� Wenn AV also in S gilt, dann kann auch der Sachverhalt, dass Maria’ nicht mit einem Auto fuhr, als eine kontrastive Information infe-riert werden� Zudem ist sie evtl� ein Anlass dafür, weitere Schlussfolgerungen aus AV ziehen� Insbesondere wenn Maria’ bisher immer mit dem Auto nach Berlin gefahren ist und eine Bahnfahrt deshalb nicht erwartbar war, würde man ggf�

eine Erklärung dafür suchen, warum sich Maria’ diesmal gegen eine Autofahrt entschied, und vermutet dann vielleicht, dass sie die Zeit der Bahnfahrt nutzen wollte, um zu lesen oder zu arbeiten� Oder sie wollte sich zugunsten der positiven Konsequenzen einer Bahnfahrt umweltfreundlich verhalten� Insgesamt gesehen können also evtl� bestimmte Inferenzen für die Bestimmung der Elemente von ALT sowie weitere daraus resultierende Folgerungen gezogen werden; sie fallen

aber je nach Kontext- und Situationsbedingungen oft ganz unterschiedlich aus�

Deshalb müsste man bei einer semantischen Analyse der Sequenz FV+AV der Vollständigkeit halber noch diskutieren, ob nicht auch eine Busfahrt eine nahe-liegende Alternative für Maria’ war und warum sie nicht infrage kam� Unabhän-gig davon erweist es sich für die Interpretation von AV jedenfalls als vorteilhaft, dass wegen der Exklusivität der möglichen Verkehrsmittel auch die Eigenschaft der wechselseitigen Inkompatibilität von AV mit naheliegenden Antwortalter-nativen i�Allg� zwangsläufig erfüllt ist�

Mit dem Kriterium der Alternativenanzeige ist allerdings in vielen Fällen das Problem verbunden, dass sich keine begründete Aussage über einen zugehörigen Referenzbereich und/ oder über die Alternativenmenge ALT machen lässt� Wenn man nämlich die Menge ALT z�B� für die Sequenz (3/ 2a)+(3/ 1a) ermitteln will, dann ist für den Fokus das Buch kein sprachlich begründeter Referenzbereich gegeben und deshalb lässt sich nur unter speziellen Situations- oder Kontext-voraussetzungen beurteilen, welche Gegenstände als naheliegende Alternativen zu (das Buch)’ infrage kommen� Gewisse in der Situation vorhandene Schrift-stücke wie Marias’ Poesiealbum oder Gegenstände anderer Art wie ihr Handy?

Insofern ist es für ein Verständnis von Frage- Antwort- Sequenzen offensichtlich weder immer möglich noch unbedingt erforderlich, Entscheidungen über die Existenz und Zusammensetzung von ALT zu fällen; m�a�W� das Kriterium der Alternativenanzeige kann keine für Foki notwendige Definitionsbedingung sein�

Hilfsweise lässt sich ALT aber als leere Menge ansetzen, falls in der jeweiligen Situation mit den für sie vorliegenden Kontextinformationen keine nahelie-gende Alternative zum Denotat der AKO zu finden ist� Aber auch in diesem Fall hat die AKO keine kontrastive Funktion�

Trotz der Schwierigkeit einer Bestimmung von ALT soll auch am Beispiel der Frage- Antwort- Sequenz (3/ 2b)+(3/ 1b), die m�E� etwas akzeptabler ist als (3/ 2b)+(3/ 1a) (s� Abschnitt 3�4�2), illustriert werden, welche Bedeutungserwei-terungen mit dem Lehrer in (3/ 1b) verbunden sein könnten� Ohne vorausge-hende Frage würde man unter bestimmten Situationsbedingungen vielleicht aus (3/ 1b) folgern, dass sich (der Lehrer)’ über die Zeigehandlung von Maria’ freut�

Dagegen ist die Inferenzbildung bei einer Erfragung von dem Lehrer evtl� eher darauf ausgerichtet zu erklären, warum Maria’ (das Buch)’ (dem Lehrer)’ zeigt�

Eine nichtkontrastive Inferenz würde sich z�B� ergeben, wenn für die Situation S bekannt ist, dass Maria’ ein Referat über (das Buch)’ halten möchte� Dann könnte man vermuten, dass sie deshalb mit (dem Lehrer)’ darüber sprechen möchte�

Für die Bestimmung einer kontrastiven Bedeutung von (3/ 1b) besteht dagegen das Problem, dass zu der erfragten AKO dem Lehrer unterschiedliche Referenz-bereiche von ggf� in S präsenten Personen passen� Und zwar könnte mit ihr

z�B� berufsbezogen ein Kontrast zu einem Pfarrer formuliert sein, geschlechts-bezogen zu einer Lehrerin, rollengeschlechts-bezogen zu einem Schüler oder unspezi-fisch zu irgendeiner von Maria’ und (dem Lehrer)’ verschiedenen Person� Eine Bestimmung möglicher Alternativen zu (dem Lehrer)’ setzt dann insbesondere Kenntnisse darüber voraus, ob es noch andere Personen gibt, die in S für eine Zeigehandlung von Maria’ erreichbar wären�

Ein anderer Fall von Frage- Antwort- Sequenzen betrifft die Möglichkeit, dass nur ein Satzgliedteil erfragt wird wie etwa in FL Welchem Lehrer zeigt Maria das Buch? und dass man dann als Antwort z�B� AP Dem Physiklehrer oder AU Dem unbeliebten Lehrer erhält� Auch hier ist die zur Fragekonstituente welchem Lehrer jeweils korrespondierende AKO als Fokus einzustufen� Zudem reicht statt AU sogar schon dem unbeliebten als Antwort auf FL� Zugleich zeigt das Beispiel FL+AU aber, dass auch ein vom Nomen in der AKO verschiedenes Wort den relevanten Referenzbereich bestimmen kann� Speziell ruft in AU das Adjektiv unbeliebten den für die Alternativenermittlung situativ zuständigen Referenzbe-reich auf, nämlich den BeReferenzbe-reich der hinsichtlich ihrer Beliebt- oder Unbeliebtheit beurteilbaren Lehrpersonen� Deshalb bildet die Unbeliebtheit des in der AKO genannten Lehrers auch den Anlass für eventuelle Rückfragen oder erklärungs-bezogene Inferenzen� So würden Rezipierende vielleicht erfragen oder erschlie-ßen wollen, warum sich die Zeigehandlung von Maria’ in der betreffenden Situation gerade an einen unbeliebten Lehrer richtet� Ein Grund hierfür könnte der Umstand sein, dass Maria’ ein Referat bei diesem Lehrer halten muss� Dage-gen assoziiert man zugunsten einer kontrastiven Bedeutungserweiterung mit dem hervorgehobenen Adjektiv unbeliebten vermutlich oft die Aussage, dass es in der Alternativenmenge mindestens einen beliebten Lehrer aus dem Referenz-bereich der Lehrpersonen gibt, der normalerweise eher als Adressat der Zeige-handlung von Maria’ infrage gekommen wäre�

Etwas anders gelagert ist schließlich der Fall, in dem mit Was macht Maria (heute Abend)? z�B� nach Aktivitäten von Maria’ gefragt wird� Für diesen Fall wird in der Literatur zumeist angenommen, dass das gesamte Prädikat bzw� der Antwortteil von ihm in möglichen Antworten wie Maria geht (heute Abend) ins Kino einen sog� weiten, nämlich mehrere Satzglieder umfassenden Fokus bildet�

Zwar ist hier das (anteilige) Prädikat PR geht ins Kino weder eine zum Fragewort korrespondierende AKO, noch ist PR als grammatisch eigenständige Antwort verwendbar� Trotzdem liefert PR eine vom Frageteil Was macht (heute Abend) angeforderte Antwortinformation und das spricht für eine Einstufung von PR als Fokus� Außerdem lassen sich unter geeigneten Kontextbedingungen auch kontrastive und/ oder nichtkontrastive Inferenzen ziehen� Z�B� könnte das Ver-halten von Maria’ ungewöhnlich sein, weil sie meistens abends zu Hause bleibt�

Erklärbar wäre ihr Verhalten dann evtl� mit der Inferenz, dass sie momentan Besuch von einer Briefreundin hat und mit ihr etwas unternehmen möchte�

Allerdings gibt PR keinen sprachlich begründeten Referenzbereich für eine Ermittlung naheliegender Alternativhandlungen vor� Trotzdem könnten im jeweiligen Kontext natürlich entsprechende Informationen über gängige abend-liche Beschäftigungen von Maria’ vorliegen� Der Fall eines weiten Fokus wird in Abschnitt 4�1�2 noch einmal für die Frageversion Was möchte […] machen?

angesprochen, bei der z�B� ins Kino gehen wieder als grammatisch eigenständige Antwort verwendbar ist�

Als vorläufiges Fazit lässt sich zum Fokusbegriff sagen: Wegen der fehlen-den festen Kopplung zwischen Fokus und Alternativenanzeige ist als genereller Effekt einer W- Frage- Antwort- Sequenz nur die Besonderheit der AKO durch eine resultierende Aufmerksamkeitsherstellung und Relevanzsetzung mit einer eventuellen Inferenzbildung anzunehmen� Diese Eigenschaft bildet eine not-wendige, aber nicht immer hinreichende Voraussetzung für das Erschließen naheliegender Alternativen� Zudem bleibt bei einer kontextisolierten Betrach-tung von W- Frage- Antwort- Sequenzen ohnehin oft unklar, welche konkreten kontrastiven und/ oder nichtkontrastiven Inferenzen durch die jeweilige Rele-vanzsetzung ausgelöst werden� Insofern stellt sich die Frage, ob die Relevanz der AKO- Information evtl� mit einer besonderen grammatischen Eigenschaft der AKO einhergeht� Statt nun weiterhin den speziellen Fokusbegriff zu verwenden, soll nachfolgend im Vorgriff auf den Nachweis einer eigenständigen prädika-tiven Funktion der AKO von einer „prädikativ hervorgehobene Konstituente“

(abgekürzt mit PHKO) gesprochen werden� Das hat vier Gründe� Erstens lässt sich so eine Kollision mit dem in 2�2�1 eingeführten Fokusbegriff vermeiden, der in Abschnitt 3�3�1 und 3�3�2 schon dazu diente, die Geltung bestimmter Präze-denzprinzipien zu erklären� Zweitens macht die Bezeichnung „hervorgehoben“

die Parallele zu dem noch zu diskutierenden Sachverhalt deutlich, dass auch eine besonders starke Akzentuierung von Wörtern ein gängiges Mittel der prädika-tiven Hervorhebung ist� Dabei lässt sich die Akzentuierung als eine von dem/

der Sprecher/ in selbstinitiierte kommunikative Technik einstufen, während eine durch Befragung bewirkte Hervorhebung „fremdinitiiert“ zu nennen ist� Drit-tens soll das Merkmal „prädikativ“ schon andeuten, dass es auch Hervorhebun-gen mit einer anderen Funktion gibt� Außerdem lässt sich nachweisen, dass die unterstellte prädikative Funktion der AKO eine mögliche Inferenzauslösung unterstützt� Viertens schließlich ist die AKO einer W- Frage- Antwort- Sequenz gegenüber anderen Konstituenten in der Antwort dadurch ausgezeichnet, dass sie selbst schon für eine Beantwortung der Frage ausreicht� Deshalb ist sie

vermutlich grammatisch auch anders in die Antwort eingebunden als ohne vor-ausgehende Frage (s� Abschnitt 3�4�4)�

3.4.2 Der Einfluss einfacher W- Fragen auf die Satzgliedabfolge in

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