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Eigenschaften stetiger Abbildungen

Im Dokument Grundlagen der Analysis (Seite 123-130)

B⊂X ist abgeschlossen ⇐⇒X\B⊂X ist offen. Desweiteren gilt f¨ur das Urbild einer Komplementmenge

f1(Y \M) =X\f1(M).

Sei nun das Urbildf1(U) jeder offenen MengeU ⊂Y offen. Wir betrachten eine beliebige abgeschlossene Menge A ⊂ Y. Dann ist Y \A offen in Y und folglich f1(Y \A) = X\f−1(A) offen in X. Dies bedeutet, dassf−1(A) abgeschlossen in X ist. Damit ist 2.

=⇒ 3. bewiesen. Die Umkehrung zeigt man analog. ⊓⊔

Wir betrachten als n¨achstes das Verhalten von zusammenh¨angenden Mengen bei stetigen Abbildungen:

Satz 4.16 Sei f :X −→ Y eine stetige Abbildung zwischen metrischen R¨aumen. Dann ist das Bild jeder zusammenh¨angenden Menge ebenfalls zusammenh¨angend.

Beweis. Sei A ⊂X eine zusammenh¨angende Menge. Wir wollen zeigen, dass dann auch das Bild f(A) ⊂ Y zusammenh¨angend ist. Angenommen f(A) ⊂ Y w¨are nicht zusam-menh¨angend. Dann existieren offene Mengen U, V ⊂Y mit

• U ∩V =∅,

• f(A)⊂U∪V,

• f(A)∩U 6=∅ und f(A)∩V 6=∅.

Da f stetig ist, sind nach Satz 4.15 die Urbilder f−1(U) und f−1(V) ebenfalls offen.

Desweiteren gilt f¨ur diese Urbilder

• f1(U)∩f1(V) =f1(U ∩V) =f1(∅) =∅,

• A⊂f−1(f(A))⊂f−1(U ∪V) =f−1(U)∪f−1(V),

• A∩f1(U) 6=∅ und A∩f1(V)6=∅, da ein a∈A mitf(a)∈U und ein b∈A mit f(b)∈V existieren.

Folglich istA nicht zusammenh¨angend, was ein Widerspruch zur Voraussetzung ist. ⊓⊔ Als Anwendung erhalten wir f¨ur Abbildungen mit reellen Werten:

Satz 4.17 (Zwischenwertsatz)

Sei f : X −→ R eine stetige Abbildung von einem metrischen Raum X in die reellen Zahlen und seiA⊂X eine zusammenh¨angende Teilmenge. Seien desweiteren a, b∈f(A) Bildpunkte mita < b. Dann gilt [a, b]⊂f(A).

Insbesondere hat jede reellwertige Abbildung, die aufAeinen negativen und einen positiven Wert annimmt, auf A eine Nullstelle, d.h. es existiert ein x0 ∈A mit f(x0) = 0.

Beweis. Nach Satz 4.16 ist f(A)⊂Rzusammenh¨angend und deshalb nach Satz 2.38 ein (verallgemeinertes) Intervall. Das heißt mita, b∈f(A) und a < b ist auch [a, b]⊂f(A).

4.3 Eigenschaften stetiger Abbildungen 117

Wir definieren nun noch einen weiteren Zusammenhangsbegriff.

Definition 4.5.Sei (X, d) ein metrischer Raum. Eine Teilmenge A ⊂ X heißt bogen-zusammenh¨angend (oder wegzusammenh¨angend), falls zu je zwei Punkten a, b ∈ A eine stetige Abbildung ω : [0,1]⊂R−→A⊂X existiert, so dass ω(0) =a und ω(1) =b.

Die Abbildungω heißt Weg inA von a nach b.

Beispiele:

1. Konvexe Mengen im Rn:

Eine Teilmenge A ⊂ Rn heißt konvex, wenn mit je zwei Punkten x, y ∈ A auch die Verbindungsstreckexy:={x+t(y−x)|t∈[0,1]}vollst¨andig inAliegt. Jede konvexe Menge ist bogenzusammenh¨angend, da die Abbildung ω: [0,1]−→A

ω(t) :=x+t(y−x) stetig ist und die Punkte x undy verbindet.

Zum Beispiel ist jede KugelK(x0, r) konvex.

2. Sternf¨ormige Mengen im Rn:

Eine TeilmengeA⊂Rnheißtsternf¨ormig, wenn ein Punktx0∈Aexistiert, so dass f¨ur jeden Punktx∈Adie Verbindungsstreckex0xvollst¨andig inAliegt. Jede sternf¨ormige Menge ist bogenzusammenh¨angend. Sindx, y∈A, so ist die Vereinigung der Strecken xx0∪x0yinAenthalten und man kann sie als Bild eines Weges vonxnachydarstellen.

3. Jede bogenzusammenh¨angende Menge ist auch zusammenh¨angend ( ¨Ubungsaufgabe).

Die Umkehrung gilt nicht. Ein Beispiel daf¨ur ist die folgende Menge in der komplexen Ebene (Floh und Kamm):

A:= [0,1]∪ 1

n+iyn∈Nundy ∈[0,1]

∪ {i}. Diese Menge ist zusammenh¨angend, aber nicht bogenzusammenh¨angend.

Floh Kamm

Es gilt jedoch, dass jede offene zusammenh¨angende Menge des Rn auch bogenzu-sammenh¨angend ist.

Satz 4.18 Sei f :X −→ Y eine stetige Abbildung. Dann ist das Bild jeder bogenzusam-menh¨angenden Teilmenge ebenfalls bogenzusammenh¨angend.

Beweis. Sei A ⊂ X bogenzusammenh¨angend. Wir wollen zeigen, dass das Bild f(A) ebenfalls bogenzusammenh¨angend ist. Seien x, y ∈ f(A) zwei Punkte in f(A). Dann existieren a, b ∈ A mit x = f(a), y = f(b). Da A bogenzusammenh¨angend ist, gibt es einen (stetigen) Weg ω : [0,1] −→ A von a nach b. Wir betrachten die Abbildung f ◦ω : [0,1]−→ f(A) ⊂Y . Da f und ω stetig sind, ist f ◦ω ebenfalls stetig. Weiterhin

gilt (f◦ω)(0) = f(ω(0)) = f(a) =x und (f◦ω)(1) = f(ω(1)) =f(b) = y, d.h. f◦ω ist

ein Weg in f(A) von x nachy. ⊓⊔

Als n¨achstes besch¨aftigen wir uns mit dem Verhalten von kompakten Mengen bei stetigen Abbildungen:

Satz 4.19 Sei f : X −→ Y eine stetige Abbildung. Dann ist das Bild jeder kompakten Menge ebenfalls kompakt.

Beweis. SeiK ⊂Xeine kompakte Teilmenge. Wir wollen zeigen, dass dann auch das Bild f(K)⊂Y kompakt ist. Sei U ={Ui}iI eine beliebige offene ¨Uberdeckung von f(K), das heißt die MengenUi sind offen inY und es gilt

f(K)⊂[

iI

Ui.

Daf stetig ist, sind die Urbilderf1(Ui) inX offen (siehe Satz 4.15). Außerdem gilt K⊂f1 [

iI

Ui

=[

iI

f1(Ui).

Folglich ist die Mengenfamilie

U:={f−1(Ui)}iI

eine offene ¨Uberdeckung vonK. DaK ⊂X kompakt ist, existiert eine endliche Teil¨ uber-deckung vonK ausU, das heißt es existieren i1, . . . , in∈I, so dass

K⊂f1(Ui1)∪. . .∪f1(Uin) =f1

Ui1 ∪. . .∪Uin

.

Aus der Definition des Urbildes folgt

f(K)⊂Ui1∪. . .∪Uin.

Somit ist{Ui1, . . . , Uin} eine endliche Teil¨uberdeckung vonf(K) ausU. Folglich istf(K)

kompakt. ⊓⊔

Die folgenden beiden S¨atze sind Anwendungen der gerade bewiesenen Eigenschaft stetiger Abbildungen.

Satz 4.20 (Satz von Weierstraß)

Sei f : X −→ R eine stetige Abbildung von einem metrischen Raum X in die reellen Zahlen und sei K ⊂ X eine kompakte Teilmenge. Dann nimmt f auf K ein Maximum und ein Minimum an, d.h. es existieren Punkte a, b∈K mit f(a) = min{f(x) |x ∈K} und f(b) = max{f(x)|x∈K}.

4.3 Eigenschaften stetiger Abbildungen 119

Beweis. Sei K ⊂ X kompakt. Dann ist f(K) ⊂ R ebenfalls kompakt, und somit ins-besondere beschr¨ankt und abgeschlossen (Folgerung 2.4). Da f(K) ⊂ R beschr¨ankt ist, existieren das Infimum S := inf(f(K)) und das Supremum S := sup(f(K)). Da f(K) abgeschlossen ist, liegen sowohl das Supremum S als auch das Infimum S in f(K). D.h. es existieren Punkte a, b ∈ K mit S = f(a) = min{f(x) | x ∈ K} und

S=f(b) = max{f(x)|x∈K}. ⊓⊔

Satz 4.21 (Satz von Heine)

Sei f : X −→ Y eine stetige Abbildung zwischen metrischen R¨aumen und K ⊂ X eine kompakte Teilmenge. Dann istf auf K sogar gleichm¨aßig stetig.

Beweis. Angenommen f|K : K −→ Y w¨are nicht gleichm¨aßig stetig. Dann existiert ein ε0 >0, so dass es f¨ur alle δ >0 einen Punktxδ∈K gibt mit

f(KX(xδ, δ)∩K)6⊂KY(f(xδ), ε0).

Wir setzenδ = 1n. Dann erhalten wir f¨ur jedes n∈Nzwei Punkte xn, xn∈K mit dX(xn, xn)< 1

n und dY(f(xn), f(xn))≥ε0.

Betrachten wir nun die Folgen (xn) und (xn) in K genauer. Da K kompakt, also nach Satz 2.37 folgenkompakt ist, existiert eine Teilfolge (xnk) von (xn), die gegen einen Punkt x0 ∈ K konvergiert. Wir zeigen, dass die Teilfolge (xnk) von (xn) ebenfalls gegen x0

konvergiert. Es gilt

d(x0, xnk)≤d(x0, xnk)

| {z }

→0

+d(xnk, xnk)

| {z }

<nk1

.

Daher giltxnk −→x0 ∈K. Daf stetig, also auch folgenstetig ist, konvergieren dann die Bildfolgen f(xnk)

und f(xnk)

f¨ur k gegen +∞ gegenf(x0). Somit ist 0< ε0 ≤d(f(xnk), f(xnk))≤d(f(xnk), f(x0))

| {z }

→0

+d(f(x0), f(xnk))

| {z }

0

.

Dies ist aber ein Widerspruch. ⊓⊔

Wir wenden uns jetzt der folgenden Frage zu:

Sei f : X −→ Y eine bijektive stetige Abbildung zwischen metrischen R¨aumen. Dann existiert die Umkehrabbildung (inverse Abbildung) f1 : Y −→ X. Ist f1 dann auch stetig? Im Allgemeinen gilt das nicht.

Beispiel: Sei X = (0,1)∪ {2} ⊂ R und Y = (0,1]⊂R. Wir betrachten die Abbildung f :X −→Y gegeben durch

f(t) :=

(t falls t∈(0,1) 1 falls t= 2.

f ist stetig und bijektiv, da f|(0,1) = id(0,1) und 2 ∈ X ein isolierter Punkt ist. Aber f−1 : (0,1]−→(0,1)∪ {2}ist nicht stetig, da (0,1] zusammenh¨angend, aberf−1((0,1]) = (0,1)∪ {2}nicht zusammenh¨angend ist.

Definition 4.6.Eine Abbildung f : X −→ Y zwischen zwei metrischen R¨aumen heißt Hom¨oomorphismus, wenn f bijektiv ist und f und f1 stetig sind.

Zwei metrische R¨aume X und Y heißen hom¨oomorph, falls es einen Hom¨oomorphismus f :X −→Y gibt.

Bezeichnung: X≃Y.

Beispiel: Der Rn ist hom¨oomorph zur Kugel K(x0, r) um einen Punkt x0 ∈ Rn vom Radius r. Die folgende Abbildung ist ein Hom¨oomorphismus:

f :K(x0, r)−→ Rn x 7−→ r−kxxx0x0k

Dabei bezeichnetk · k die Euklidische Norm auf Rn ( ¨Ubungsaufgabe).

Alle topologischen Eigenschaften von Teilmengen bleiben bei Hom¨oomorphismen erhalten:

Satz 4.22 Sei f :X −→Y ein Hom¨oomorphismus zwischen metrischen R¨aumen. Dann gilt:

1. A ⊂ X ist offen (abgeschlossen, kompakt, zusammenh¨angend bzw. bogenzusammen-h¨angend) genau dann, wenn f(A) ⊂ Y offen (abgeschlossen, kompakt, zusammen-h¨angend bzw. bogenzusammenh¨angend) ist.

2. Eine Folge (xn) konvergiert inX gegen x0 genau dann, wenn die Bildfolge (f(xn))in Y gegen f(x0) konvergiert.

Beweis. Dies folgt aus den vorherigen S¨atzen ¨uber das Verhalten von offenen, abgeschlos-senen, kompakten, zusammenh¨angenden bzw. bogenzusammenh¨angenden Mengen bei ste-tigen Abbildungen und aus der ¨Aquivalenz von Stetigkeit und Folgenstetigkeit. ⊓⊔

Will man nachweisen, dass eine bijektive stetige Abbildung ein Hom¨oomorphismus ist, so muß man die Stetigkeit der inversen Abbildung nachweisen. Ist der Urbildraum kompakt, so kann man sich diesen Nachweis sparen, denn es gilt der folgende Satz:

Satz 4.23 (Satz ¨uber die Stetigkeit der inversen Abbildung)

Sei f :X −→Y eine bijektive stetige Abbildung und X ein kompakter metrischer Raum.

Dann ist die inverse Abbildungf1 :Y −→X stetig.

Beweis. Sei U ⊂X offen. Wir zeigen, dass (f1)1(U) =f(U)⊂Y offen ist. Da U ⊂X offen ist, istX\U ⊂Xabgeschlossen. Wir wissen aus Folgerung 2.4, dass jede abgeschlos-sene Teilmenge einer kompakten Menge selbst kompakt ist. Nach Voraussetzung ist X kompakt, folglich istX\U ⊂X kompakt. Wegen der Stetigkeit vonf ist dann nach Satz

4.3 Eigenschaften stetiger Abbildungen 121

4.19 auch das Bild f(X\U) in Y kompakt und insbesondere abgeschlossen (Folgerung 2.4). Nun istf bijektiv und folglichf(X\U) =Y\f(U). Also ist die Teilmengef(U)⊂Y offen. Nach Satz 4.15 ist die Abbildungf1 deshalb stetig. ⊓⊔ Definition 4.7.SeiXein metrischer Raum. Eine Abbildungf :X −→Xheißt kontrahie-rend (oder Kontraktion), wenn sie lipschitzstetig mit einer Lipschitzkonstanten0< L <1 ist, das heißt wenn

d(f(x), f(y))≤L·d(x, y) f¨ur allex, y∈X.

F¨ur kontrahierende Abbildungen in vollst¨andigen metrischen R¨aumen gilt der folgende sehr n¨utzliche Fixpunktsatz.

Satz 4.24 (Banachscher Fixpunktsatz)

Sei (X, d) ein vollst¨andiger metrischer Raum und f :X −→ X eine kontrahierende Ab-bildung. Dann existiert genau ein Fixpunkt von f, d.h. genau ein Punkt x ∈ X mit f(x) =x. Diesen Fixpunkt erh¨alt man konstruktiv auf die folgende Weise:

Seix0 ∈X ein beliebiger Punkt undxn:=f ◦. . .◦f

| {z }

nmal

(x0) =:fn(x0). Dann konvergiert die Folge (xn) gegen x.

Beweis. (1) Eindeutigkeit des Fixpunktes: Angenommen es existieren zwei Fixpunkte x und y von f, dh. es gelte f(x) = x und f(y) = y . Aus der Kontraktivit¨at von f erh¨alt man

d(x, y) =d(f(x), f(y))≤L·d(x, y).

Da aber 0< L <1 gilt, folgtd(x, y) = 0, alsox=y.

(2) Existenz des Fixpunktes: Seix0 ∈X ein beliebig gew¨ahlter Punkt. Wir definieren eine Folge von Punkten inX durch

x1 :=f(x0),

x2 :=f(x1) =f2(x0), ...

xn:=f(xn1) =f2(xn2) =. . .=fn(x0).

Dann gilt

d(xn+1, xn) =d(f(xn), f(xn1))

≤L·d(xn, xn1) = L·d(f(xn1), f(xn2))

≤L2·d(xn−1, xn−2) = L2·d(f(xn−2), f(xn−3)) ...

≤Ln·d(x1, x0).

F¨ur n > mfolgt mit der Dreiecksungleichung und der Formel f¨ur die geometrische Summe

d(xn, xm)≤d(xn, xn−1) +d(xn−1, xn−2) +. . .+d(xm+1, xm)

≤(Ln1+. . .+Lm)·d(x0, x1)

=Lm(L0+L1+. . .+Ln1m)·d(x0, x1)

=Lm·1−Lnm

1−L ·d(x0, x1)

< Lm· 1

1−L·d(x0, x1).

Da 0 < L < 1, ist (Lm) eine Nullfolge. Somit ist (xn) eine Cauchyfolge in X. Da der metrische Raum X vollst¨andig ist, konvergiert diese Cauchyfolge gegen einen Punkt x ausX. Wir zeigen nun, dass dieser Grenzwertx der gesuchte Fixpunkt vonf ist. Dazu betrachten wir

d(f(x), x)≤d(f(x), xn) +d(xn, x)

=d(f(x), f(xn1)) +d(xn, x)

≤L d(x, xn1)

| {z }

0

+d(xn, x)

| {z }

0

.

Daraus folgtd(f(x), x) = 0, alsof(x) =x. ⊓⊔

Im Dokument Grundlagen der Analysis (Seite 123-130)