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6. F OLGERUNGEN UND H ANDLUNGSEMPFEHLUNGEN

4.2 E XPERTENINTERVIEW

Für die Studie wurden Experten in vier der fünf Schweizer Forstzonen gesucht: Jura, Mittelland, Voralpen und Alpen. Damit wurde die Bezugsstudie „Biotopbäume und Totholz:

Forstbetriebliche Auswirkungen, Auslegeordnung und erste methodische Ansätze“, die für die Regionen Jura und Mittelland durchgeführt wurde, räumlich ergänzt um die Regionen Voralpen und Alpen. Mit der Verteilung der Experten auf die Forstzonen wurde den unterschiedlichen Wuchs- und Holzproduktionsbedingungen Rechnung getragen.

Entsprechend der vertraglichen Vereinbarung mit dem Auftraggeber, wurde auf die

16 Die SGS übernimmt die FSC-Audits in der Schweiz

Einbeziehung der Grossregion Südalpen aufgrund der dortigen besonderen Verhältnisse bezüglich Totholz und Feuergefahr verzichtet.

Zur Vorbereitung der Interviews wurde die einschlägige Literatur konsultiert. Die

„Vorgehensweise bei einer qualitativen Expertenbefragung am Beispiel Fondsmanager“

(Meier 2000) war dabei hilfreich. Die darin vorgestellten Konzepte und Gedankengänge konnten sehr gut auf die vorliegende Arbeit übertragen werden.

Den befragten Experten wurde beim Interview zugesagt, dass sie bei einer Veröffentlichung nicht wörtlich zitiert werden.

Für die Arbeit wurden je ca. zweistündige Interviews mit 15 Experten aus dem Schweizer Forst durchgeführt. In den Region Jura, Mittelland, Voralpen und Alpen wurden je drei Forstbetriebsleiter ausgewählt. Drei der Experten führen Betriebe in der Romandie, zwei einen Stadtforstbetrieb. Fünf der Experten führen einen Forstbetrieb, welcher auf eine Zertifizierung nach FSC oder PEFC verzichtet. Drei der befragten Experten führen ein Forstunternehmen.

4.2.1 Erstellen des Leitfadens

Der Leitfaden für die Experteninterviews wurde in seinen Grundzügen durch Dr. Markus Schaller erstellt. Wie im Vertrag vorgesehen, wurde der Fragenkatalog durch das BAFU genehmigt.

Für einige Fragen im Interview könnte die Antwort bei einem nach FSC oder PEFC zertifizierten Betrieb anders ausfallen als bei einem nicht zertifizierten. Als Beispiel können die Fragen nach dem verlangten Preis für die Bereitstellung von Biotopbäumen oder Totholz genannt werden. Es ist vorstellbar, dass ein zertifizierter Betrieb einen geringeren Preis verlangen würde, da diese Leistung, wie der Vergleich in Tab. 4 zeigt, teilweise bereits erbracht werden muss. Als praktikable Lösung wurden die betroffenen Fragen (VI.2, VI.4, VI.5.1 und VI.6.1) unterteilt:

a. Unter jetzigen Bedingungen b. Wenn Sie nicht zertifiziert wären

Weil bei der Befragung auch Experten aus der Romandie berücksichtigt werden sollten, wurden dort drei Interviews mit französischsprachigen Experten durchgeführt. Zur Vorbereitung dieser Interviews wurde der Fragebogen ins Französische übersetzt.

Für die Übersetzung wurden neben gängigen Diktionären vor allem forstliche Wörterbücher verwendet. Als hilfreich erwiesen sich hierbei das „Wörterbuch für Forsteinrichtung, Waldwachstum und Dendrometrie“ (Fillbrandt et al. 1993), sowie das „Kleine[s] Forst- und Waldwörterbuch“ (Lëtzebuerger Privatbësch 2010).

Strukturierung des Leitfadens17: Der Leitfaden wurde wie folgt strukturiert

1. Einleitung

2. Fragen (Fragen zu Person und Betrieb, Hauptfragen, vertiefende Fragen, ergänzende Fragen)

Die Fragen sind mit römischen Ziffern in folgende Kategorien unterteilt:

I. Fragen zur Person des Experten

II. Betriebliche Situation und Einstellung des Experten III. Expertise der Person

IV. Hauptfragen

V. Vertiefende Fragen zu Biotopbäumen VI. Ergänzende Fragen

VII. Abschliessende Fragen 3. Abschluss, Ausblick und Dank

4.2.2 Auswahl der Experten

Befragung von 15 Forstexperten in den Grossregionen Jura, Mittelland, Voralpen und Alpen

Entsprechend der Vereinbarung mit dem BAFU sollten insgesamt 15 Forstexperten aus öffentlichen Forstbetrieben und Forstunternehmen befragt werden. In jeder Grossregion wurden jeweils drei Forstexperten, in der Regel Forstbetriebsleiter, ausgewählt.

Für die Befragung wurden, ausser den Forstunternehmern, am forstwirtschaftlichen Testbetriebsnetz (TBN) teilnehmende Betriebe einbezogen. TBN Betriebe führen ihre Buchhaltung mittels ForstBAR18. Somit gliedern sich ihre betrieblichen Daten einheitlich nach den Kostenträgerbereichen „Waldbewirtschaftung“, „Dienstleistungen“, „Sachgüter“ und

„Investitionen“. Die einheitliche Gliederung ermöglicht die Vergleichbarkeit der Antworten.

Aufgrund der Absage zweier vorgesehener Betriebe im Mittelland musste auf einen Betrieb ausgewichen werden, welcher nicht am TBN teilnimmt.

Zwischen den Antworten von städtischen und ländlichen Betriebsleitern wurde ein Unterschied erwartet. Gründe hierfür könnten Faktoren wie der stärkere Erholungsdruck, andere Vorrangfunktionen, Forderungen nach Naturschutz aus der Wohnbevölkerung oder die Sicherheit der Waldbesucher sein. Um dieser Erwartung gerecht zu werden, wurden zwei

17 Der vollständige Leitfaden befindet sich im Anhang 4.

18 Die ForstBAR ist eine kostenpflichtige Buchhaltungslösung des Schweizerischen Waldwirtschaftsverbandes (WVS).

Stadtforstbetriebe ausgewählt (J2 und M2).

Um der Meinung der nicht nach FSC oder PEFC zertifizierten Betriebe Rechnung zu tragen, wurden vier solche ausgewählt (A3, V3, V3, M1) :

Des Weiteren wurden drei Forstunternehmer ausgewählt, zur genaueren Betrachtung der durch die Biotopbäume und Totholz verursachten Veränderungen auf der Kostenseite. Durch die Einsatzgebiete dieser Unternehmer sollten die Grossregionen Mittelland (U3), Voralpen (U1) und Alpen (U2) abgedeckt sein. In der Praxis haben Forstunternehmer sehr weite Einsatzradien, welche sich auch über mehrere Forstzonen erstrecken können. Die Befragung der Forstunternehmer wurde in Anlehnung an den vorgelegten Leitfaden, der primär für die Befragung der Forstbetriebsleiter entwickelt worden war, durchgeführt. Es ist zu erwarten, dass die Forstunternehmer Erfahrungen aus mehreren verschiedenen Forstbetrieben einbringen können.

4.2.3 Vorgehen bei der Auswahl der Experten

Aus Datenschutzgründen gibt es keine öffentlich zugängliche Liste der am Testbetriebsnetz teilnehmenden Betriebe. Für die Auswahl wurde daher die Unterstützung durch das Bundesamt für Statistik und den Verband Waldwirtschaft Schweiz (WVS) benötigt. Eine erste Vorauswahl wurde von Robert Schickmüller, Verantwortlicher für das TBN beim Waldwirtschaftsverband Schweiz (WVS) getroffen.

Zusammengefasst wurde die Auswahl schliesslich wie folgt vorgenommen:

1. Zufällige Auswahl von TBN-Betrieben entsprechend der Vorgabe (ohne Kantone:

Schwyz, Neuenburg, Solothurn und Thurgau). Die nicht ausgewählten Kantone sind beriets Gegenstand der BAFU-Studie „Grundlagen und Varianten zur Alt- und Totholzförderung“.

2. Drei Forstbetriebe pro Grossregion nach TBN (Jura, Mittelland, Voralpen, Alpen, ohne Alpensüdseite)

3. Zwei französischsprachige Forstbetriebe 4. Zwei „städtische“ Forstbetriebe (J2 und M2)

5. Verteilung auf möglichst viele Kantone (Acht Kantone)

6. Je ein forstlicher Unternehmer mit Einsatzgebiet Alpen, Voralpen oder Mittelland

4.2.4 Vorbereiten der Interviews

Eine erste Kontaktaufnahme per E-Mail mit den ausgewählten Experten wurde durch Silvio Schmid vom BAFU vorgenommen. Im Anschluss daran haben die Auftragnehmer allen ausgewählten Experten eine E-Mail mit zwei konkreten Terminvorschlägen geschickt. Damit sich die Experten bei Bedarf vorbereiten konnten, wurde die Thematik telefonisch grob umrissen. Die zu befragenden Experten wurden gebeten sich bereits vor dem Interview Gedanken zu den Themen zu machen.

4.2.5 Durchführung der Interviews

Die Interviews wurden von Dr. Markus Schaller und Sebastian Küng durchgeführt. In der Romandie kam Mélanie Thomas hinzu, um bei Verständnisschwierigkeiten auszuhelfen.

Die Interviews fanden jeweils im Forstwerkhof/im Forstbüro des besuchten Betriebes statt.

Dies hatte den Vorteil, dass die Experten allfällig benötigte Unterlagen gleich zur Hand hatten.

Die Interviews wurden mit einem Diktiergerät aufgenommen. Die Erlaubnis dafür wurde jedes Mal durch den Experten ausdrücklich erteilt. Zusätzlich wurden von Hand Notizen gemacht.

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