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E INFLUSSGRÖSSEN FÜR DAS V ORHANDENSEIN UND DIE M ENGE VON B IOTOPBÄUMEN UND T OTHOLZ

Während der Gespräche mit den Experten wurden die nachfolgend aufgeführten Bedingungen, Grössen und auch Einstellungen als Einflussgrösse für das Vorhandensein und die unterschiedliche Menge von Biotopbäumen und Totholz in den Wäldern identifiziert:

• Erschwerte Bedingungen für die Holzernte (z.B. Seiltrasssen, Arbeitssicherheit)

• Beiträge für die Schutzwaldpflege

• Altholzinseln und Waldreservate

• Waldrandaufwertungen

• Wildschutzzonen

• Förderprogramme seltener Baumarten

• Lage des Forstbetriebes (Stadt-Land)

Bedingt durch den erhöhten Erholungsdruck, haben Stadtforstbetriebe strengere Anforderungen an und mehr Aufwand bei der Verkehrssicherung. Dies wirkt negativ auf Biotopbäume und Totholz, da sie ein Risiko darstellen (können). Andererseits besteht in Stadtnähe häufig ein grösseres Potential für die Vermarktung von Biotopbäumen und Totholz, z.B. durch das bereits beschriebene Ökosponsoring

• Die Einstellung des Försters

Alle befragten Experten erkennen die Bedeutung von Biotopbäumen und Totholz für das Ökosystem Wald. Alle streben einen naturnahen Waldbau an und stellen im Rahmen dessen Biotopbäume und Totholz bereit. Wo und wie viele Biotopbäume und Totholz bereitgestellt werden, ist jedoch von vielen Einflussgrössen abhängig. Neben der geografischen Lage des Forstbetriebes, den Holzerntemöglichkeiten und -kosten, die sich natürlich auf das Handeln des Forstbetriebsleiters auswirken, ist auch die vorhandene Zielhierarchie der Waldeigentümer eine bedeutende Grösse. Ob es aber in einem Betrieb nun eher mehr oder eher weniger Totholz und Biotopbäume gibt, hängt anscheinend auch stark davon ab, ob der jeweilige Forstbetriebsleiter sich mit der Thematik bereits intensiver befasst hat und welche Einstellung er dazu mitbringt.

Neben den Fragen zu den möglichen finanziellen Auswirkungen der GNWB-Forderungen in Bezug auf Totholz und Biotopbäume wurden die Experten auch zu ihrer persönlichen Ausbildung, ihrer Erfahrung in Bezug auf Totholz und Biotopbäume ihrer persönlichen Zielhierarchie und der Zielhierarchie ihrer Waldeigentümer befragt. Desweiteren wurden sie um die Angabe von Preisvorstellungen für die Bereitstellung unterschiedlicher Mengen von Biotopbäumen und Totholz gebeten.

Mit Hilfe der Antworten auf all diese Fragen und dem Gesamteindruck konnten die meisten der befragten Experten nach dem Interview in die nachfolgenden drei Kategorien von Förstern eingeteilt werden:

Erkannte Kategorien von Förstern

Holzproduktions-Förster: Eine verstärkte Förderung von Biotopbäumen und Totholz lehnen sie eher ab. Ihr Ziel ist eine kostengünstige Waldpflege. Naturschutz, naturnahe Waldbewirtschaftung und Leistungen für das Ökosystem Wald erachten sie durchaus als wichtig, die Holzproduktion hat aber Priorität.

Multifunktions-Förster: Stehen einer verstärkten Förderung von Biotopbäumen und Totholz eher indifferent gegenüber. Sie haben grundsätzlich dieselbe Einstellung wie die vorige Gruppe. Jedoch streben sie ein ausgewogenes Verhältnis zwischen allen Waldfunktionen an. Sie schätzen entweder die Anforderungen der GNWB in ihrem Betrieb als schon übertroffen ein, oder können sich vorstellen, ohne zusätzlichen finanziellen Aufwand noch mehr leisten zu können.

Ökologie-Förster: Begrüssen eher eine verstärkte Förderung von Biotopbäumen und Totholz. Ein besonders naturnaher Waldbau liegt dieser Gruppe am Herzen. Sie sind bereit, dafür zusätzlichen Aufwand zu betreiben oder Mindereinnahmen in Kauf zu nehmen.

Da nicht alle befragen Experten eindeutig in eine dieser Kategorien passten, wurden nur die, die eindeutig einer der Kategorien zugeordnet werden konnten, in der nachfolgenden Abbildung berücksichtigt.

Preisvorstellungen für die Bereitstellung unterschiedlicher Totholzmengen

In der Befragung wurden die Experten gebeten, Preisvorstellungen für die Bereitstellung verschiedener Mengen von Totholz unter verschiedenen Holzmarktbedingungen zu nennen.

Die Fragen hatten zum Ziel herauszufinden, ob aus Sicht der Experten ein Ausgleich von eventuellen finanziellen Nachteilen durch Totholz, wie sie beispielsweise durch einen Nutzungsverzicht zu Gunsten von Totholz vorstellbar sind, als ausreichend betrachtet wird, oder ob Totholz auch als ein weiteres Produkt des Forstbetriebes gesehen wird, mit dem Gewinn erwirtschaftet werden soll.

Des Weiteren sollte eine Vorstellung darüber gewonnen werden, ob und falls ja, zu welchen Preisen die Experten bereit wären, unterschiedliche Mengen zwischen minimal 10 m³ Totholz und maximal 50 m³ Totholz bereitzustellen und ob es bei den Experten ab einer bestimmten Menge Totholz/ha eine Grenze gibt, die sie nicht überschreiten wollen.

Mögliche Gründe für solche Grenzen wären beispielsweise zu grosse Einschränkungen bei der Holzernte durch das herumliegende Totholz oder ein zu hohes Gefahrenpotential bei einem hohen stehenden Totholzvorrat.

Preisvorstellungen einiger der befragten Experte, geordnet nach „Förstertypen“ und Regionen (A= Alpen A1 steht für Experte 1 aus den Alpen, J= Jura, M=Mittelland, V=Voralpen) max. steht bei Totholzmengen, die die Experten nicht anbieten möchten und deshalb auch keinen Preis angeben wollten (Quelle: Interviews 2014, eigene Darstellung)

Nachfolgend werden die verschiedenen Antworten der Försterkategorien nochmals zusammengefasst:

Holzproduktions-Förster

Charakteristisch für diese Gruppe ist, dass die Experten grössere Mengen als 20 m3/ha für nicht umsetzbar halten. Deshalb steht bei ihnen für die höheren Mengen in der Abbildung jeweils „max“. Die geforderten Preise weichen hingegen nicht wesentlich von den anderen Gruppen ab (J1, M3, V1 2014, Interviews.)

Multifunktions-Förster

Die Antworten in dieser Gruppe unterscheiden sich teilweise stark. Tendenziell verlangen sie aber bis 20 m3/ha moderate Preise oder nichts. Gehen die Forderungen aber darüber hinaus, so steigen die Preise stark an. Mehr als 30 – 40 m3 Totholz/ha halten die Experten

dieser Gruppe nicht für realistisch (J3, V2 und M1 2014, Interviews).

Ökologie-Förster

Beide in der vorherigen Abbildung aufgeführten Betriebe befinden sich in den Alpen. In den Betrieben gibt es hohe Totholzvorräte. Weniger Totholz würde für diese Betriebe wahrscheinlich Mehrkosten bedeuten. Entsprechend fordern sie auch für grosse Mengen Totholz nichts. Die 25 CHF/ha/a aus der Aussage eines Experten dienen zur Motivation der Privatwaldbesitzer (A1 und A2 2014, Interviews).