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e r n schlafen, s o haben sie keine Betttücher, sondern

Im Dokument DORPATER JAHRBÜCHER (Seite 174-179)

Rund um den tief ins Land hinein sich krümmenden Meerbusen, den man Bocche di Cattaro nennt, siebt steil

CONSTANTINOPEL IN MEDICINISCHER HINSICHT

1 e r n schlafen, s o haben sie keine Betttücher, sondern

k"; r W o , l pn e Bettdecken. Ueber das diätetische Verhallen

e" die Aerzte nichts anordnen, das ist ganz dem In-P c o r des Hospitals anheimgestellt. Das Regime der

ranken ist: schweres Maisbrod, Suppe, Reifsbrei und eine

A " Ragout von Hammelfleisch.

O b e r a r z t des Hospitals i s t seit kurzem ein

Französi-^c er Arzt Courrioux (früher war es ein Italiener Visconti).

r at sich das schöne, aber schwer zu erringende Ziel ffeset/t A' a *

werden'b - s 1 a u f Europäische Art einzurichten. Es der ei " ^ tZ t A v e* 'e r Rrankenjournale, noch Namenregister

eingegangenen und geheilten oder gestorbenen Kranken geführt. Auch liegen diese noch ohne Ordnung durch ein­

ander, aufser dafs man die schweren Patienten in das Erd-geschofs, die Reconvalescenten in das obere Stockwerk

führt. Neben Coürrioux sind nur noch zwei Italicner ange­

stellt. Vier Geholfen dejouriren abwechselnd im Hospitale, und einige Türkische Chirurgen, welche beständig daselbst wohnen, geben den Kranken Arzeneien ein, lassen zur Ader, verbinden u. s. w. In jedem Saale sind zwei Kran­

kenwärter, Armenier oder Griechen.

Gegenwärtig (März 1830) befinden sich 800 Kranke im Hospitale. Die Zahl der Todten belauft sich auf 100 im Monate. Im vorigen Herbste herrschte hier ein Typhus mit Petechien, und später eine arge Dysenterie, woran sehr viele Soldaten starben. Jetzt sind meistens leichte Katarrhal- und Wechselfieber vorhanden, letztere beson­

ders unter denjenigen Truppen, welche aus Griechenland zurückgekehrt sind, wo diese Krankheit endemisch war.

Die Rekruten sterben in einem grofsen Verhältnisse, be­

sonders an Durchfällen und hitzigen Fiebern , zu denen sich Anschwellungen der Parotis gesellen. Syphilis kommt unter den Soldaten selten v o r , desto öfter die Krätze. *)

Dies ist bis jetzt Alles, was in medizinischer Hinsicht geschaffen ist: Regimentsärzte giebt's noch nicht; ein oder der andere Pascha hat wohl irgend einen Französischen oder Italienischen Arzt bei sich; da aber weder bei ihnen, noch im Dienste des Staates viel zu verdienen ist, ja sogar die versprochenen Besoldungen , 4 bis 700 Piaster monatlich, oft nur zur Hälfte gezahlt werden; so mögen die Türken schwerlich Mänoer von Talent und Kenntnis­

sen, die noch ein Vaterland besitzen, anlocken.

Dr. S E I D L I T Z .

*) In einem viel bessern Zustande fand ich das Hospital der ßostandgi, welches am Ufer des Serai liegt, und blofs die Diener und Wächter des Serai aufnimmt. Martinelli heilst der Überarzt des Hospitals; er hat mehrere Griechische Gehülfen unter seiner Aufsicht.

mm«es»-— 1G(J —

X V I I I .

K r i e e e a l s S i b i r i e n u n d d e n R u s s i s c h e n N i e d e r ­ l a s s u n g e n i n A m e r i k a .

U n t e r o b i g e m T i t e l soll in n n s e r n J a h r b ü c h e r n e i n e A n z a h l B r i e f e e r s c h e i n e n , d i e g r ö f s t e n l h e i l s v o n d e r F r a u B a r o n i n v . AVrnn-te' l , jetzt a u f d e r Insel S i t k a , h e r r ü h r e n ; e i n i g e a u c h v o n i h r e m G e m a h l , d o r t i g e m G o u v e r n e u r . H e r r F e r d i n a n d v o n W r a n g e l l , ist

B ch o n als u n t e r n e h m e n d e r u n d g e b i l d e t e r M a n n , b e s o n d e r s d u r c h ' e t i l e k ü h n e n R e i s e n i m K o r d e n S i b i r i e n s u n d i m E i s m e e r e b e ­ k a n n t , u n d i n s o l e n t b e d ü r f e n s e i n e B r i e f e k e i n e r E i n f ü h r u n g . L e i

-('r r sind es n u r w e n i g e . W a s d i e B r i e f e d e r F r a u R.troiiin a n

-^a" g t , so s i n d sie e b e n s o w i e j e n e , d u r c h d i e G ü t e d e r F a m i l i p

<ler R e d a c i i o n z u g e k o m m e n , u n d z w a r m i t d e r E i l a t i b n i f s , d e m

" b l i e u r n d a v o n m i t z u t h e i l e u , w a s i h r i r g e n d g i i t d ü n k e . B r i e f e , ö r i g e g e r i c h t e t , e n t h a l t e n i m m e r g a r V i e l e s , dessen

I!e-a" i i l m a c h i i i i g w e d e r d e n b e i h e i l i g t e n P e r s o n e n l i i ' b , n o c h d e r

I.e-« e w e l t v o n Interesse w ä r e . D a h e r ü h e r i i a h m es U n t e r z e i c h n e t e r , A l l e s

" u s z u s c h p u l e n , w a s n u r für d e n K r e i s d e r F a m i l i e palst. W i e

ab e r B r i e f e e ^ b i l d e t e r F r a u e n fast i m m e r v i e l A n z i e h e n d e s d a r b i e ­ ten

' so gilt d i e l s b e s o n d e r s v o n s o l c h e n , d i e ü b e r f r e m d e L a n d e r

"nd V ö l k e r sich v e r b r e i t e n . N i c h t , als o b sie b e d e u t e n d e w i s

-t P n$ c h a f t l ich e A u l s c h l ü s s e z u g e h e n g e e i g n e t w ä r e n , f ü h r e n sie u n s

l ne t s t i n V e r h a l t n i s s e e i n , u n d m a c h e n u n s a u f F . i g e n i h i n n l i c h k e i

-l eu A u f m e r k s a m , d i e n i c h t selten e i n M a n n ü b e r s i e h t , i u d e f s g r a d e

s' e e b e n s o n o t h w e n d i g sind als a l l e s U e b r i g e , w e n n ein l e h e u d i -k^1 BiUl d e s F r e m d e n v o r u n s r e r S e e l e a u f g e h e n s o l l . W i r s i n d

e r z e u g t , d a f s d i e l s a u c h d e r F a l l mit d e n m i i z n l h e i l e n d e n B r i e

-1 -1 'st, <HP o h u e d i e f s L ä n d e r u n d V ö l k e r s c h a f t e n a n g e h e n , v o n d e

-lle» n i c h t a l l z u o f t g e n a u e r e K u n d e a u d a s g r o f s e P u b l i c u m k o m m t . B L U M .

E R S T E R B R I E F .

Kiachta, den 24. Januar 1S30.

Als eine Person von guter Führung und milden Silten, halte

•eh mein gegebenes W o r t , und setze mich ein Paar Stunden

"ach unserer Ankunft in dem berühmten TIandelsnest, um

m' c b in der Unterhaltung mit Euch, Ihr theuren Schwestern,

v» n den Ermüdungen der Heise und einer eh,en gepflogenen H u ss-l s c h e n

( j

o n v c r g a t i o n m i t m ci n e n Wirthinnen zu er­

holen.

unsere Reise haben w i r , einige Stöfse abgerechnet,

glücklich und schnell zurückgelegt. W i r reisten am Dien-stage um 9 Uhr von Irkutsk aus, afsen auf der ersten Station zu Mittag, die wir sehr langsam fuhren, weil die A n -gara ausgetreten ist, und den W e g überschwemmt hat, so dafs wir uns einen andern W e g im W a l d e suchen mufsten, der natürlich sehr schlecht ist. Um halb 7 waren wir in Ga-lausna am Ufer des Unikal, 110 W e r s t von Irkutsk, wo wir auch die Nncht>blieben, weil die Ueberfahrt im Dunkeln nicht zu riskiren ist, der Spalten im Eise wegen; am andern Mor-gen um 8 fuhren wir aus, und legten die Strecke von 55 £

Werst in 3^ Stunden zurück; wir flogen aber auch mehr als wir fuhren, denn das Eis, glatt wie ein Spiegel, ist durch den immerwährenden W i n d ganz von Schnee entblöfst, so dafs die Pferde schon nicht anders können, als im stärksten Ga-lopp fortlaufen. Diese Ueberfahrt ist übrigens so angenehm als fremdartig, und auch die Spalten, vor denen ich mich etwas fürchtete, waren so artig, sich für uns zuzudecken.

Der T a g war sehr heiler, so dafs wir die Ufer ganz deut-lich sahen, die höchst pittoresk sind. Den Abend erreichten

wir Werchne-Udinsk (330 W e r s t von Irkutsk), wurden bei

«iner Kaufmannswittwe in einem sehr hübschen Hause ein-quartirt, und sehr gut von ihr aufgenommen, und zogen den nndern Morgen um 9 weiter. V o n hier an fährt man bis Ust-Kiachta, der letzten Station von Kiachla, immerfort auf der Selenga, auf der der W e g nirgends mittelmäfsig, son-dern immer nur ganz gut und ganz schlecht ist, letzteres aber mehr, so dafs ich denn auch ziemlich durchgeschüttelt um halb 1 hier ankam. W i r bekamen unser Quartier im Hause des Buchhalters der Compagnie, der sehr erfreut sejieint, uns bei sich zu haben. Der Theil der Stadt, in dem wir woh-nen, heifst eigentlich nicht Kiachta, sondern Troizko-Sawsk, und ist nicht von Kaufleuten bewohnt, sondern von Tschi-nowniken (Beamten). Das eigentliche Kiachta liegt 3 bis 4 W e r s t von hier hart an der Chinesischen Grenze, und ist aufscr dem Grenzbefehlshaber nur von Kaufleuten bewohnt.

Den 2 5 . Es ist zwar schon spät und nach dem Abend-essen, doch will ich den heutigen T a g nicht vorbeigehen lassen, ohne Euch gesagt zu haben, was ich gethan und ge-trieben. Den Morgen verlrieb ich mir durch viel Kaffetrin-k e n , Arrnngiren meiner Sachen, und zuletzt ein bischen Schlafen. Ich wurde geweckt, weil Visiten kamen. Zuerst

der Commissionär, dann die ganze Familie der jungen Frau unseres Wirthes, lauter dicke Kaufmannsfrauen, mit Tüchern um den Kopf; der hiesige Zolldirector, die erste Person hier, Dr. Ernst, der aus Irkutsk hierher zu e i n e m Kranken gebracht ist, die Frau des Commissionaren, und plötzlich eine grofse, recht hübsche Frau mit einem braven Anstand, die

"••r zu wiederholten Malen an den Hals stürzte, und sich sehr reenmmandirte, ohne sich aber zu erkennen zu g e b e n ; glücklicherweise kannte Ernst sie, und sagte uns auf Deutsch, dafs es die Frau des Grenzbefehlshabers sei. Nach einer Weile kam auch ihr Mann, ein sehr lustiger Mensch, der an allen Dingen Spafs findet. Nachdem diese lbeuicn Häupter alle geschieden, fuhren wir etwas spatzieren, was nber nicht

"ehr lustig war, da man hier immer auf Rädern fährt, weil hier gar kein Schnee und sehr viel Sand ist. Unterdessen

A ya r die Zeidler (Frau des Gouverneurs von Irkutsk) gekom­

men; sie wohnt uns gerade gegenüber, wir gingen also ein Wenig bin, afsen nber zu Hause zu Mittag. Nach Tisch fuhren wir nach Kiachta zum Commissionaren, wo wir fiirch-terljcb traktirt wurden. D a es schon spät M'ar, und die Thore

v° n Maimatschin bald geschlossen wurden, so sahen w i r eine Menge Chinesen, die dem Thore zuströmten. Ihre Klei­

dung ist sehr hübsch und nobel; ihr Strafscnstaat ist immer

e ,n langes Unterkleid, ungefähr wie ein Schlafrock, und drüber eine kurze Jacke mit langen, breiten Aermeln; auf dem Kopfe tragen sie eine runde Mütze aus Tuch mit Pelz-Werk verbrämt, unter der der lange Zopf heraushängt; die Kleider sind immer aus dem dicksten Seidcnzeng oder Summet,

1 1 r|d das ganze Costüm nimmt sich sehr gut aus. Der

Com-'utssionär erwartete gerade einen der Chinesen, mit dem die Kompagnie bandelt, und ich freute mich höchlichst, ihn so

,n der Nahe zu sehen; der Gute kam aber nicht. Indessen steht mir heute dieses Vergnügen noch bevor; denn die Chi-mS e" ' ,nit U t l S handeln, als sie erfuhren, dafs Ferdinand vWrangell) herkäme, hatten sich durchaus die Ehre

ausgebe-' !nn ein jeder einmal hei sich zu Miliarz u haben (es gen un^ s o haben wir denn die Einladung auf

mor-H n <j z n, u grofsen Diner bei dem Zolldirector ausgeschlagen,

*us K*-8 ^n* ' ' ' #s t ', c l dem Kaufmann Sin Itziin angemeldet,

""eine yC'U r t I uh r e n wir hierher zurück; und ich machte

, rt e bei der Directorin, einer sehr hübschen Polin,

die ein wenig Deutsch spricht. Von dort fuhr ich bald nach Hause, denn ich war sehr müde, und bin es auch jetzt; da­

her ich denn auch schliefse.

Den 20. Aus unserem Chinesischen Diner ist nichts geworden für heute. Der Sergutschci, Oberbefehlshaber, Zolldircctor und Oberpriester in einer Person, hatte erfahren, dafs der \atschalnik (Chef) der Colonien der Russisch-Ame­

rikanischen Compagnie früher bei einem Kaufmann speisen wollte, als er ihm diese Ehre erzeigt hat (was erst morgen geschehen soll, wo er den Russischen Gästen ein grofses Diner giebt), und fand dies so beleidigend, dafs er den Zoll­

dircctor und Iwan Bogdanowitsch, den Gouv. von Jrkutsk, ; bat, sie möchten es doch hintertreiben; so dafs uns nichts übrig blieb, als dem Kaufmann abzusagen, und zu Mittag zum Director zu fahren, von wo ich eben ganz erschöpft durch die Hitze und langes Sitzen komme. Heute Morgen i erhielten wir Eure Briefe. Gleich nachdem wir sie gelesen, zog eine'Escadron, oder wie man es nennen soll, von Bit-räten auf, und stellten sich vor unsern Fenstern in Reih und Glied, um Zeidler zu empfangen, der auch in einer Viertel­

stunde ankam; wir hatten vielen Spafs dabei, die Kerle sahen prächtig aus, auf ihren ratzenähnlichen Pferden, in Schafs­

pelzen, sehr indifferenten Mützen, mit Bogen und Pfeilen, die aber nicht sehr grofs sind. Ihre Anführer, T a i sc ha, sahen aber dafür sehr brav und geputzt aus, die Pelze mit dickem Chinesischem Stoff überzogen, und die Mützen mit reichem Pelzwerk besetzt. Das Diner war lang und langwei­

l i g , die ganze schöne W e l t von Kiachta war versammelt, und man würde bei uns wohl verwundert gewesen sein über die Eleganz, in der Alles erschien; weniger als eine Blondenhaube mit einem ganzen Blumenbeet, gepaart mit Mullkragen und schwarz-seidenen Strümpfen, durfte schon keine Dame auf und an haben. Das war schon ein V o r -schmack von China.

Den 2 8 . Heute bin ich schon eine sehr gereiste und

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