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5 Analyse

5.5 Experimente  in  Innenräumen  mit  unterschiedlicher  Nutzung

5.5.8 E13:  Autohaus

Wandscheibe bot Raum für Kundengespräche und ermöglichte einen Blick auf die Zubehörfläche. Die verglaste Fassade zur Seite ließ Tageslicht in dem Verkaufsraum zu.

Die Rückseite des Raumes wurde als Übergang zu Nebenräumen und zur Werkstatt geschlossen als weiße Wand ausgelegt.

Die acht Lichtszenen entstanden in Anlehnung an die Kategorien „ambient luminescence“, „focal glow“ und „play of brillants" von Richard Kelly (Kelly 1952).

Für die Allgemeinbeleuchtung wurde eine Variante aus Strahlern mit breiter Lichtstärkeverteilung gewählt und alternativ eine Ausführung mit Pendelleuchten.

Die Akzentbeleuchtung mit Strahlern an Stromschienen richtet sich auf die Fahrzeuge, die Zubehörpodeste, den Tresen und das Logo. Zusätzlich wurde die Akzentbeleuchtung mit Wandflutung in weiß, blau oder rot kombiniert. Der Aspekt

"play of brillants" umfasste zwei Varianten mit blauer Wandflutung: Goboprojektion mit Kreisen sowie eine Videowand zur Abbildung von Bildern bei der Kommunikationszone (Abbildung 24).

L1 Allgemeinbeleuchtung 1 L2 Allgemeinbeleuchtung 2

L3 Akzentbeleuchtung L4 Akzentbeleuchtung und vertikale Beleuchtung weiß

L5 Akzentbeleuchtung und vertikale Beleuchtung blau

L6 Akzentbeleuchtung, vertikale Beleuchtung blau und Projektion 1

Ablauf  

Für eine wirtschaftliche Realisierung des Experimentes der acht Beleuchtungssituationen wurden Lichtsimulationen mit der Software 3ds Max verwendet. Der Prozess der Online-Umfrage (n = 43) mit acht Lichtszenen entspricht dem Ablauf der zuvor durchgeführten Online-Umfragen. Unter den Teilnehmern der Umfrage wurde zur Motivation ein Architekturfachbuch verlost. Zur Kalibrierung begann auch hier das Experiment mit der Lichtszene (L1) mit Allgemeinbeleuchtung.

Weitere Angaben zu den Probanden des Experimentes führt die Tabelle 190 auf. Die Simulationen des Versuches wurden mit 4,9 bewertet in Hinblick auf eine realistische Darstellung auf einer Sieben-Punkte-Skala mit sieben als „sehr realistisch“ und eins als

„unrealistisch“.

Theoretische  Folgerungen  

Über die Empfindung von Licht konnte kein allgemeines Modell zur Voraussage der Indizes zum Erscheinungsbild ermittelt werden bis auf die Farbtemperatur als Prädika-tor für den Index Kompetenz. Der Vergleich von weißer Wandflutung mit der Allge-meinbeleuchtung zeigt für die verschiedenen Indizes zum Erscheinungsbild uneinheitli-che Richtungen in Hinblick auf die höheren Werte. Ähnliuneinheitli-ches gilt für die Gegenüber-stellung von weißer und farbiger Beleuchtung sowie für den Vergleich von blauer und roter Wandflutung. Die ähnliche Bewertung von Licht und Erscheinungsbild im Ver-gleich von Frauen und Männern stützt die Hypothese E01_H2.3. Die Analyse zur Preiswahrnehmung und zum Energieverbrauch sowie zu den Gesamtbetriebskosten stimmt mit dem vergleichbaren Ergebnis unter anderem von Experiment 1 überein. Die sehr positive Bewertung der Qualität der Lichtsimulationen trägt zu einer hohen Validi-tät der Studie bei. Die Hypothese E13_H1.6 unterstützt teilweise die Hypothese E02_H1.3, indem kombinierte Beleuchtungsarten höhere Indizes für das Erscheinungs-bild erzielen. Allerdings besteht für Preis ein Gegenbeweis zur Hypothese.

Praktische  Folgerungen  

Die Farbtemperatur kann als Indikator für den Eindruck von Kompetenz angesehen werden, bei der eine als kalt empfundene Farbtemperatur zu einem höheren Ein-druck von Kompetenz führt im Vergleich zu einer warm empfundenen Farbtempera-tur. Stellt man die Lichtszenen mit der weißen Wandflutung der weißen Allgemein-beleuchtung gegenüber, so erzielt die Wandflutung einen höheren Wert für Tempe-rament und Natürlichkeit, während gleichzeitig eine niedrigere Preiswahrnehmung ausgelöst wird und ein traditionellerer statt moderner Eindruck entsteht. Die Gegen-überstellung aller farbigen Lichtszenen im Vergleich zu allen weißen Lichtszenen ergibt einen höheren Wert für Temperament (Tabelle 34). Betrachtet man die farbige Beleuchtung detaillierter, ergeben sich weitere signifikante Unterschiede. Die farbi-ge Wandflutung in Blau oder Rot, führt zu mehr Temperament im Vergleich zur weißen Allgemeinbeleuchtung. Gleichzeitig reduziert sich der Eindruck für eine hochwertige Umgebung und Kompetenz. Ein ähnliches Resultat lässt sich auch bei der farbigen Wandflutung mit Projektion in der Gegenüberstellung zur Allgemeinbe-leuchtung ablesen, bei der die Ausführung mit Projektion zu einem höheren Tempe-rament führt, aber gleichzeitig die Bewertung sinkt für Preis und Kompetenz. Im Kontrast von blauer und roter Wandflutung lässt sich bei der blauen Beleuchtung ein höherer Wert für Preis und Natürlichkeit erkennen sowie ein modernerer Eindruck.

Allerdings erhält bei dem Index Kompetenz die blaue Wand den geringeren Wert. In Hinblick auf eine mögliche unterschiedliche Bewertung durch Frauen und Männer lassen sich bis auf den Index Kontrast keine signifikanten Unterschiede erkennen, sodass diesem Aspekt bei der Konzeption einer Lichtplanung keine besondere Rolle zufällt. Aus der Analyse des Energieverbrauchs und der Gesamtbetriebskosten in

Relation zum Preiseindruck des Raumes lässt sich ableiten, dass ein höherer Preis-eindruck einer Situation nicht unbedingt mit höheren Kosten für die Beleuchtungs-anlage verbunden ist.

Einschränkungen  

Die ausgewählte Situation mit der Zonierung in verschiedene Funktionsbereiche zeigt zwar ein gängiges und weit verbreitetes Beispiel aus der Praxis, aber dennoch könnten andere Materialien und Farben im Raum zu einer abweichenden Bewertung führen. In Relation zu anderen Verkaufsräumen verfügen Autohäuser häufig über einen hohen Anteil an Tageslicht durch die großflächige Verglasung. Dieser Aspekt findet sich in den Renderings an der rechten Glasfassade wieder. Dennoch wurden bei dem Experi-ment keine Tageslichtsituationen einbezogen, sodass dies ein Aspekt zukünftiger Unter-suchungen werden könnte. Bei der Kostenkalkulation wurde keine Anpassung in Hin-blick auf Tageslichtzeiten bei den Betriebsstunden vorgenommen, da einerseits Auto-häuser dieser Art auch ohne eine umseitige Verglasung existieren und um andererseits eine Vergleichbarkeit mit den Wirtschaftlichkeitsberechnungen der anderen Experimen-te zu gewährleisExperimen-ten. Bei der Reliabilität der Indizes fällt auf, dass der AnExperimen-teil mit sehr niedrigen Cronbachs-Alpha-Werten wesentlich höher liegt als bei den anderen Versu-chen. Da sich die Umfrage formal nicht von den anderen Online-Umfragen unterschei-det, wird nicht angenommen, dass die Motivation oder Konzentration eine wesentliche Erklärung darstellt. Im Vergleich zu den Räumen der meisten anderen Experimente mit kompakten Ein-Raum-Situationen weist das Autohaus eine größere Grundfläche auf, die gleichzeitig über eine differenzierte Zonierung verfügt. Nimmt man beispielsweise die Akzentbeleuchtung L3 oder die Wandflutung L4 kann man eine hohe Bewertung hinsichtlich der beiden Items Hell und Dunkel verstehen, da Teilflächen jeweils sehr hell beziehungsweise sehr dunkel sind. Ähnliches gilt für die farbigen Lichtszenen, bei denen das Item farbig für den Hintergrund zutrifft und farblos für die Beleuchtung der Produkte ebenfalls nachvollziehbar ist. Inwiefern die Art der Datenerhebung bei kom-plexen Raumgeometrien und differenzierten Beleuchtungsarten angepasst werden sollte, kann Gegenstand zukünftiger Untersuchung sein.

Tabelle 34: E13: Ergebnisübersicht Lichtstärkeverteilung und Lichtspektrum

Index Richtung Beleuchtung

Preis Positiv (hochwertig) - Blaue statt rote Wandflutung

Negativ (billig) - Kombinierte Beleuchtungsarten statt einer Beleuchtungsart - Farbige Wandflutung statt weiße Allgemeinbeleuchtung Stil Positiv (modern) - Blaue statt rote Wandflutung

Temperament Positiv - Kombinierte Beleuchtungsarten statt einer Beleuchtungsart - Farbige statt weiße Lichtszene

- Farbige Wandflutung mit oder ohne Projektion statt weiße Allgemeinbeleuchtung

Kompetenz Negativ - Farbige Wandflutung mit oder ohne Projektion statt weiße Allgemeinbeleuchtung

- Blaue statt rote Wandflutung