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Szenariengruppe 2 - Sensitivitätsanalyse zum massgebenden Hochwasser

3.5.3.5 Durchlässigkeit

Die hydraulischen Eigenschaften des Schotteraquifers sind aus früheren Untersuchungen, aus Erfahrungen während der Bauphase des KKG sowie aus jüngsten Untersuchungen auf dem KKG-KKN Gebiet gut bekannt und werden nachstehend zusammengefasst (Baechler et al. 2009).

Der Durchlässigkeitsbeiwert (k-Wert) des Schotterfeldes südlich der Aare wurde in zahlreichen Versuchen bestimmt. Unter dem KKG-Areal wurde eine Tendenz von abnehmender Durchlässig-keit der Schotter von oben nach unten festgestellt, und zwar um eine halbe bis eine Grössenord-nung. Aufwändige Grosspumpversuche im Jahre 1971 in zwei Grossfilterbrunnen auf dem KKG-Areal haben die repräsentativen Werte in Tabelle 3.5-10 geliefert.

Tabelle 3.5-10 Ermittelte k-Werte aus Grosspumpversuchen beim KKG

Schotterbereich Tiefe m u. T. Ermittelter k-Wert (m/s) Obere Teststrecke 5 - 15 6 - 7 · 10-3

Untere Teststrecke 15 - 26 0.5 - 1 · 10-3 Gesamtstrecke (nach Dupuit) 5 - 26 5.5 · 10-3

Als ein grossräumiger Mittelwert für den gesamten gesättigten Bereich des Schotteraquifers, auf dem sich das Hauptareal und das Teilareal Süd befinden, kann somit der k-Wert von 5·10-3 m/s für die Bemessung von Wasserhaltungsmassnahmen verwendet werden. Die benetzte Mächtigkeit von 25 m unterhalb des Projektareales entspricht einer Transmissivität des Grundwasserleiters von T = 1.25·10-1 m2/s. Die Transmissivität dürfte gegen Süden und gegen Osten (Cartaseta) ten-denziell zunehmen, d. h. die Durchflusskapazität einer gegebenen Referenz-Querschnittsfläche wird dort grösser.

In den neueren Sondierbohrungen 2008 - 2009 auf dem KKG- und dem KKN-Areal wurde mög-lichst die gesamte Mächtigkeit des Grundwasserleiters durch Pumpversuche getestet. Die Ergeb-nisse bestätigen den grossräumigen Mittelwert von k = 5·10-3 m/s, nicht jedoch dessen Abnahme mit der Tiefe. Die ausgewerteten k-Werte über die jeweils ca. 20 m langen Filterstrecken der Boh-rungen KB1-KB5 (Abbildung 3.6-1) liegen zwischen 5·10-3 und 2·10-2 m/s und gelten für einen Tie-fenbereich von 8 - 28 m u. T. (Baechler et al. 2009). Während der Pumpphase mit einer Unterwas-serpumpe wurde bei einer Förderrate von ca. 300 l/min eine Absenkung von max. 14 cm erreicht.

Gleichzeitig zu den Pumpversuchen wurden auch Flowmeter-Messungen durchgeführt, die Aus-kunft über die vertikale Verteilung der Zuflusszonen und deren Transmissivität liefern. Es wurde keine Abnahme der Transmissivität mit der Tiefe beobachtet; im Gegenteil, in drei von fünf getes-teten Bohrungen wurde eine Zunahme festgestellt (Baechler et al. 2009).

Während des Baues von KKG wurde der grossräumige k-Wert von 5·10-3 m/s durch die damals erforderlichen Wasserhaltungsmassnahmen bestätigt. Während der Grundwasserabsenkung in der Hauptbaugrube konnte eine Reihe weiterer Erfahrungen gesammelt werden:

- Eine Pumpenförderrate von 50’000 l/min bewirkte zwar in der umspundeten Baugrube nur eine Wasserspiegelabsenkung von etwa 4.5 m, beeinträchtigte aber verschiedene Grund-wasserentnahmestellen in der Umgebung.

- Eine Absenkung um 3 m (Absenkziel Kote 372 m ü. M.) bei einer Förderrate von 25’000 l/min bis 30’000 l/min konnte dagegen problemlos über ein Jahr (Dezember 1973 bis April 1975) durchgeführt werden.

- Ein Pumpversuch in der benachbarten Fassung Cartaseta ergab bei einer Förderrate von 4'500 l/min (Konzession 2'000 l/min) eine Absenkung von ca. 1 m mit einer Reichweite von 300 m bis 400 m.

Tabelle 3.5-11 k-Werte aus Pumpversuchen im Teilareal Nord [m/s]

Obere Strecke Untere Strecke Absenkung/Entnahme Bemerkung KANI (1954) 8·10-3 0.6 - 1.3 · 10-3 0.7m bei 5'000l/min

(Radius Absenktrichter:

400 - 500 m)

Mittel 5·10-3 (Fröhlicher 1969) Atel (1949) 1.9m bei 8'000l/min

0.8m bei 3'000l/min

Im Betriebszustand (Fröhlicher 1969)

WKW Gösgen 1.7·10-4 0.5 - 1.0 · 10-3 Kleinpumpversuch in Bohrung

(Sieber Cassina + Partner 1996)

Die Eigenschaften des Schottergrundwasserleiters im Pumpwerk KANI sind vergleichbar mit jenen am Standort KKG und KKN. Die Angaben aus Bohrungen des WKW Gösgen (Sieber Cassina + Partner 1996) variieren für den Schotter zwischen 1·10-4 und 1·10-3 m/s. Diese Werte sind deutlich kleiner als diejenigen im Wertebereich von 5·10-3 bis 2·10-2 m/s der Pumpversuche 2008 unter dem Hauptareal KKN (Baechler et al. 2009). Generell ist gegen den Randbereich der Talrinne hin mit einer Abnahme der grossräumigen Durchlässigkeiten zu rechnen, bedingt durch die dort hangsei-tig eingeschwemmten Feinsedimente.

3.5.3.6 Grundwasserdargebot

Das nutzbare Grundwasserdargebot des Talaquifers wird von der Transmissivität des Grundwas-serleiters, Grundwasserneubildung aus Versickerung von Niederschlagswasser und unterirdischen Hangzuflüssen, Zuflüssen von und Abflüssen aus Oberflächengewässern und Grundwasserent-nahmen beeinflusst. Um das minimal vorhandene Grundwasserdargebot - zum Beispiel bei Tro-ckenheit - zu ermitteln, werden Ergebnisse der langjährigen Grundwasserbeobachtungen im Nie-deramt ausgewertet und mit Hilfe statistischer Verfahren Extremwerte für den Standort abgeleitet.

Für die Interpretation des Grundwasserspiegels und meteorologischer Einflüsse auf diesen stehen langjährige Beobachtungen in ausgewählten Grundwassermessstellen und lokalen meteorologi-schen Stationen zur Verfügung. Für statistische Aussagen (langjährige Mittelwerte, Minima und Maxima) sind beim AfU Solothurn Zeitreihen seit etwa 28 Jahren vorhanden, Tagesmittelwerte in digitaler Form seit ca. 1995.

Langjährige Zeitreihen von Grundwassermessungen (in Papierform) liegen für den Zeitraum 1954 bis 1969, ergänzt bis 1974, vor (Fröhlicher 1969).

Tabelle 3.5-12 gibt für ausgewählte Messstellen des AfU Solothurn im Niederamt, ergänzt durch die oben erwähnte Messstelle auf dem Gelände des KKG, Mittelwerte, Standardabweichungen und Minima wider.

Tabelle 3.5-12 Mittelwerte und Minima des Grundwasserspiegels an ausgewählten Messstel-len des AfU sowie an der Messstelle bei KKG im Niederamt

Station

Der Grundwasserspiegel. im Niederamt unterliegt Schwankungen mit Standardabweichungen um etwa 0.5 m bis 1 m. Die Minima weichen vom mittleren Spiegel um etwa 1 bis maximal 1.5 m ab (siehe auch Abbildung 3.5-35).

0

10

20

30

40

50

60

70

03.08.2000 03.08.2001 03.08.2002 03.08.2003 02.08.2004 02.08.2005 02.08.2006 02.08.2007

Niederschlag (mm/d)

Hochw asser 2005 Hochw asser 2007

-1.0 -0.5 0.0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5 3.0 3.5

03.08.2000 03.08.2001 03.08.2002 03.08.2003 02.08.2004 02.08.2005 02.08.2006 02.08.2007

Spiegenderungen gegenüber Mittelwert (m)

PW Insel PW Gillacker

PW Spitzacker PW Kürzefeld PW Obergösgen-Lostorf PW Ey Li Dängertwäldli KKG

Abbildung 3.5-35 Veränderung des Grundwasserspiegels gegenüber den Mittelwerten (oben Niederschlag)

Minimale Grundwasserspiegel treten an den Messstellen zu unterschiedlichen Zeitpunkten auf und sind deshalb sehr wahrscheinlich nicht oder nicht unmittelbar meteorologisch bedingt.

Im extrem trockenen Zeitraum von Juni bis September 2003 fiel mit nur 236 mm Niederschlag et-wa 2/3 vom langjährigen Mittel und die potentielle Evapotranspiration betrug mit 382 mm das 1.6fache des langjährigen Mittels. Von den meteorologischen Verhältnissen her war damit die Grundwasserbilanz stark negativ. In diesem Zeitraum nimmt der Grundwasserspiegel an den Messstellen Insel und Spitzacker jedoch lediglich um 60 cm, an den anderen Messstellen fast gar nicht ab (Abbildung 3.5-36).

-1.0

01.01.2003 02.03.2003 01.05.2003 30.06.2003 29.08.2003 28.10.2003 27.12.2003

Änderungen gegeber Mittelwert (m)

Abbildung 3.5-36 Veränderung der Grundwasserspiegel im trockenen Jahr 2003 gegenüber den Mittelwerten (im Jahr 2003 fielen nur ca. 75 % der langjährig mittleren Nieder-schläge)

Die Verteilungsfunktionen der Grundwasserspiegel sind asymmetrisch hinsichtlich der Abweichun-gen vom Mittelwert (Schiefe 1.0 bis 1.4): Es treten deutlich grössere AbweichunAbweichun-gen bei den höhe-ren Grundwasserspiegeln auf als bei den niedrigen. Als Beispiel sind in Abbildung 3.5-37 bis Abbildung 3.5-39 die Verteilungsfunktionen für drei ausgewählte Messstellen in der Nähe des Standortes KKN dargestellt.

0 0.5 1 1.5 2 2.5 3 3.5 4 4.5 5

370.50 371.00 371.50 372.00 372.50 373.00 3 73.50 37 4.00 37 4.50

Grun dwas serpeg el [ m ü .M.]

Prozent der Tageswerte im Klassenbereich von 4 cm

Int ervall 19 95 - 2 007 Median Mittelwer t

Abbildung 3.5-37 Verteilungsfunktion der Grundwasserspiegel am PW Insel

0 0.5 1 1.5 2 2.5 3 3.5 4 4.5 5

370.50 371.00 371.50 372.00 372.50 3 73.00 3 73.50 37 4.00 374 .50

Grun dwass erpeg el [m ü .M.]

Prozent der Tageswerte im Klassenbereich von 4 cm

Int ervall 199 5 - 2 007 Median Mittelwert

Abbildung 3.5-38 Verteilungsfunktion der Grundwasserspiegel am PW Spitzacker

0 1 2 3 4 5 6

375 .00 375.50 376. 00 376.50 377.0 0 377.50 378.0 0 37 8.50 379.00 379 .50

Gru nd wasserp ege l [m ü .M.]

Prozent der Tageswerte im Klassenbereich von 4 cm

Inter vall 1995 - 2008 Me dian Mit telw ert

Abbildung 3.5-39 Verteilungsfunktion der Grundwasserspiegel am Li Dängertwäldli

Der Grund für den relativ geringen Einfluss der meteorologischen Verhältnisse auf tiefe Grundwas-serspiegel liegt in der stabilisierenden Infiltration von Aarewasser.9 Durch die konzessionierte Si-cherstellung eines minimalen Abflusses durch die alte Aare, verbunden mit einem das Grundwas-ser kontrollierenden WasGrundwas-serstand, sind extrem tiefe GrundwasGrundwas-serspiegel weitgehend ausge-schlossen.

Die Grundwasserspiegel (Abbildung 3.5-37 bis Abbildung 3.5-39) können durch Gumbelverteilun-gen beschrieben werden. Für die Parameterschätzung mit Hilfe der Maximum-Likelihood-Methode werden beispielhaft für das PW Insel die digital vorliegenden Minima der Jahre 1995 - 2007 ver-wendet. Aus grafischen Pegelaufzeichnungen, deren Qualität zur Digitalisierung nicht ausreicht (1954 bis 1974) und aus den statistischen Auswertungen des AfU von 1979 bis 1994 wird abgele-sen, dass in diesen Jahren niemals ein Pegel von 370 m unterschritten wurde.

Diese Information ist in die Parameterschätzung als unteres Limit für das Minimum dieser Jahre ebenfalls eingeflossen, so dass sich die Auswertung auf insgesamt 50 Kalenderjahre abstützt. Aus der Extremwertverteilung wird für die Eintrittshäufigkeit von 10-4 /a ein Grundwasserspiegel von 370.34 m ü. M am Standort des PW Insel bestimmt (Abbildung 3.5-40). Dies bedeutet eine Absen-kung um 1.5 m gegenüber dem langjährigen Mittelwert (90 % Konfidenzintervall: 1.2 m bis 1.9 m).

1.E-04 1.E-03 1.E-02 1.E-01 1.E+00

369.50 369.70 369.90 370.10 370.30 370.50 370.70 370.90 371.10 371.30 371.50 Pegel [m]

Unterschreitenshäufigkeit [1/a]

Gumbel min MLM Konfidenzgrenze 5 % Konfidenzgrenze 95 % Jahresminima

Abbildung 3.5-40 Extremwertverteilung der Jahresminima des Grundwasserspiegels am Standort PW Insel

Bewertung

Selbst mit der unter der Annahme von extremen Verhältnissen ermittelten Grundwasserabsenkung beträgt die grundwassergesättigte Mächtigkeit immer noch mehr als 20 m, was ein umfangreiches Dargebot zur Grundwassernutzung darstellt.

3.5.3.7 Grundwassernutzung

Das Untersuchungsgebiet liegt im Talgrundwasserstrom der Aare, der als Gewässerschutzbereich Au ausgeschieden ist (BUWAL 2004). Das Aaretal beherbergt ein Grundwasservorkommen von regionaler Bedeutung. Das Grundwasser im Grundwasserbecken Niederamt wird durch 30 Pump-werke genutzt. Die konzessionierte Pumpenleistung beträgt insgesamt knapp 70'000 l/min, davon werden gegenwärtig 19 % genutzt (AfU Solothurn 2007).

Obwohl das Projektareal im Gewässerschutzbereich liegt, ist es genügend weit von Grundwasser-schutzzonen und -arealen entfernt. Öffentliche Grundwasserfassungen werden nicht durch das Projekt KKN beeinträchtigt. Die nächstgelegene Trinkwasserfassung mit rechtsgültiger Schutzzone ist das Pumpwerk PW Inseli im Schachen, ca. 1 km stromabwärts von Teilareal Nord gelegen (Niedergösgen, Stationsnummer 641246003, für 4’500 l/min konzessioniert). Die mittlere jährliche Entnahmemenge (Durchschnitt 2002 - 2006) beträgt 345'000 m3 (AfU Solothurn 2008b).

Andererseits befinden sich im unmittelbaren Abstrombereich des Teilareales Nord und des Haupt-areales wichtige private Fassungen für Brauchwasser. Diese sind nicht an das Trinkwassernetz angeschlossen, für die jeweiligen Betreiber jedoch von Bedeutung. Es sind dies folgende Fassun-gen (Fröhlicher 1969, AfU Solothurn 2007)

- PW KANI 1, 1954, Nr. 641246001, konzessioniert für 6'000 l/min

- PW KANI 2, 1954, Nr. 641246002, konzessioniert für 6'000 l/min, 16 m tief in Schotter. Mittle-re aktuelle Nutzung beider Fassungen 1 + 2 im Zeitraum 2002 - 2006: 1’090'000 m3/Jahr - PW Atel, Nr. 640246004, seit 1949 konzessioniert für 8'000 l/min, seit 1998 für 5'000 l/min,

15 m in Kies, Felsunterlage aus Malmkalk erbohrt auf Kote 364.8. Mittlere aktuelle Nutzung 2002 - 2006: 734'000 m3/Jahr

- PW Cartaseta, 1955, Nr. 640246003, konzessioniert für 2'000 l/min, in Schotter. Mittlere ak-tuelle Nutzung 2002 - 2006: 280'000 m3/Jahr

Die Nutzung des Grundwassers als Brauchwasser durch die oben aufgelisteten Unternehmen zeigt, dass die chemische Zusammensetzung des Grundwassers den technischen Anforderungen entspricht (siehe Kapitel 3.5.3.4).

Infolge der intensiven Nutzung der GW-Fassungen Atel und KANI entsteht um diese Entnahme-stellen beim Betrieb ein quasistationärer Absenktrichter. Um die Fassung KANI 2 wird von einem Absenktrichter mit einem Radius von 400 - 500 m berichtet (Fröhlicher 1969). Das Teilareal Nord liegt direkt im Zustrombereich der Pumpfassungen und wahrscheinlich innerhalb der jeweiligen Absenktrichter. In diesem Gebiet wird der mittlere Grundwasserspiegel ca. 6 m unter der Gelände-oberfläche vermutet (Fröhlicher 1969, AfU Solothurn 2003, Baechler et al. 2009). Daher sind hier

Hingegen können folgende Situationen zu Störungen des Pumpbetriebes der benachbarten Was-serfassungen (KANI im Teilareal Nord, Cartaseta abstrom vom Hauptareal) führen:

- Bauphase: temporäre Grundwasserabsenkung durch Wasserhaltungsmassnahmen in der Baugrube (vermutlich nicht signifikant im Teilareal Nord)

- Betriebsphase: periodische Pumpenprüfung eines optionalen Grundwasserbrunnens für Not-standsfälle (für "echte“ NotNot-standsfälle ist eine Beeinträchtigung von Brauchwasserfassungen von untergeordneter Bedeutung)

3.5.3.8 Grundwassermodellierung

Basierend auf der Stellungnahme des Amtes für Umwelt Kt. Solothurn zur Voruntersuchung und Pflichtenheft für die Umweltverträglichkeitsprüfung wurden die Auswirkungen des Bauvorhabens auf die Grundwasserströmung und -nutzung durch ein Grundwassermodell der breiteren Standort-region untersucht. Die wichtigsten Aspekte der Modellrechnungen sind im Umweltverträglichkeits-bericht (KKN 2008c, AF-Colenco 2009i) beschrieben und werden nachfolgend zusammengefasst.

Modellkonzept

Das Modellgebiet deckt das Aaretal zwischen Obergösgen und der Talenge bei Schönenwerd ab und beinhaltet den Schottergrundwasserträger der weiteren Standortumgebung. Die Modellbasis wird durch die Felsunterlage gebildet. Die Modellfläche von 6.7 km2 wird durch ca. 22'000 Finite Elemente diskretisiert. Das Modell berechnet die 2-dimensionale stationäre Grundwasserströ-mung10. Als Stützstellen für die Modellauslegung dienen alle verfügbaren Bohrungen und Auf-schlüsse der Region. Die Aare ist durch eine offene Randbedingung mit dem Grundwasser gekop-pelt. Die Grobkalibrierung des Modelles richtet sich an die gemessenen Mittelwasserverhältnisse, dabei wird die räumliche Verteilung der Durchlässigkeiten invers abgeschätzt. Die aktuelle Grund-wassernutzung wird durch die Vorgabe der mittleren Wasserentnahmen im Jahre 2006 (AfU Solo-thurn 2008b) berücksichtigt. Insgesamt werden im Modellgebiet 10 Grundwasserfassungen betrie-ben. Die volumenmässig wichtigsten Entnahmestellen im Modellgebiet sind die Brauchwasserfas-sungen KANI 1 + 2 und PW Atel (siehe Kapitel 3.5.3.7).

10 In einer orientierenden Simulation wird exemplarisch instationär der Einfluss einer Grundwasserentnahme (für Notstandsfälle) auf den Grundwasserspiegel betrachtet. Dazu wird ein hypothetisches Szenario einer gleichzeitigen Grundwasserentnahme in KKG und KKN betrachtet.

Ergebnisse

Neben dem Ist-Zustand (Basisfall) wurden verschiedene Auslegungsszenarien des Bauvorhabens simuliert und deren Auswirkungen auf die Grundwasserverhältnisse untersucht. Der Ist-Zustand berücksichtigt die bestehende und hydraulisch relevante Dichtwand unter dem Standortareal KKG.

Die Tiefgründung der generischen Reaktoranlage reicht im Modell bis auf die Felsunterlage, dies im Sinne einer konservativen Annahme hinsichtlich der Beeinflussung des Grundwasserflusses.

Für das Bauvorhaben erlaubt das Standortmodell des KKN folgende Folgerungen:

- Die Bauwerke der Reaktoranlage mit ihrer tiefen Gründung sowie die umgebende Dichtwand behindern den Grundwasserdurchfluss auf einer Länge von bis ca. 160 m.

- Die Minderung des berechneten Durchflusses bezogen auf den relevanten Talquerschnitt beträgt weniger als 2 %.

- Das Hindernis wird frei umströmt, wobei Grundwasserspiegeländerungen von max. ± 25 cm erwartet werden, die unmittelbar im Auf- oder Abstrom der Bauwerke auftreten.

- Auf die Kapazität von Wasserfassungen haben diese Änderungen keinen oder einen ver-nachlässigbaren Einfluss.

- Die rechnerisch grösste Änderung des Wasserspiegels in einer Wasserfassung beträgt - 6 cm im PW Atel.

- Aus der Modellrechnung lässt sich demnach folgern, dass die zu erwartenden quantitativen Einflüsse der Bauwerke auf den Grundwasserstrom oder die Grundwassernutzung - selbst im Falle einer Tiefgründung bis zum anstehenden Fels - vernachlässigbar klein sind.

- Aufgrund der gesamthaft geringen Auswirkung ergibt sich aus den Modellrechnungen keine Vorgabe für die Optimierung der definitiven Lage und Orientierung der Bauwerke. Als gesi-chert gilt jedoch, dass die geringste Störung des heutigen Zustandes durch ein tiefgründiges Bauwerk "im Stromschatten" des KKG (bzw. dessen Dichtwand) erreicht wird.

Eine exemplarische Anordnung der Reaktoranlage und deren Auswirkungen auf den Ruhewasser-spiegel sind in Abbildung 3.5-41 dargestellt.

Abbildung 3.5-41 Grundwassermodell, exemplarischer Einfluss der Tiefgründung der Reaktoran-lage auf die GrundwasserspiegelReaktoran-lage, Aufstau und Absenkung

Das Grundwassermodell wird auch genutzt, um potentielle Auswirkungen einer Grundwasserent-nahme für Notstandsfälle zu bewerten: Selbst unter extremen Trockenheitsbedingungen ist das Grundwasserdargebot am Standort ausreichend. Nach etwa einem halben Jahr wären quasi-stationäre Zustände zu erwarten. Weiträumige Auswirkungen können auch in diesem Fall ausge-schlossen werden. Die Spiegeländerungen nach einem Jahr für ein solches hypothetisches Szena-rio zeigt Abbildung 3.5-42. Eine hypothetische gleichzeitige Grundwasserentnahme bei KKG und KKN ergäbe im Bereich des Notstandsbrunnens KKG eine Grundwasserspiegelabsenkung von etwa 2 m. Eine solche Absenkung liegt im Bereich der natürlichen Schwankungen des Grundwas-serspiegels. Selbst bei einer nicht zu unterstellenden Grundwasserentnahme bei einem bereits tiefen Grundwasserspiegel bliebe das Grundwasserdargebot ausreichend.

Abbildung 3.5-42 Grundwassermodell, exemplarische Grundwasserspiegeländerungen im Falle einer hypothetischen gleichzeitigen Grundwasserentnahme (rote Isohypsen) mit einer Rate von 0.1 m3/s in KKG und 0.2 m3/s in KKN unter extremen Tro-ckenheitsverhältnissen (blaue und grüne Isohypsen: alleinige Förderung am Standort KKN oder KKG)

Abbildung 3.5-41 und Abbildung 3.5-42 geben keine Anhaltspunkte für die definitive Grösse, Lage und Orientierung der tiefgründigen Bauwerke und den Standort eines Notstandsbrunnens.

Die für KKN angenommene Grundwasserentnahmerate von 0.2 m3/s basiert auf den Auslegungs-werten der Notstandssysteme von KKG (Druckwasserreaktoranlage) und KKL (Siedewasserreak-toranlage), unter Berücksichtigung der maximalen Reaktorleistung von KKN. Diese Entnahmerate entspricht dem Wasserbedarf zur Abfuhr der Nachzerfallswärme über Wärmetauscher (ohne Ver-dampfung) nach 10 Stunden autarken Kühlbetriebes nach Reaktorabschaltung (10-Stunden-kriterium: siehe Richtlinie HSK R-101 HSK 1987). Im Kapitel 2.2 "Grundzüge des Projektes“ wird konservativerweise von einer Grundwasserentnahmerate von ca. 0.3 m3/s ausgegangen.

3.5.4 Löschwasserversorgung

Gemäss den "International Guidelines for the Fire Protection of Nuclear Power Plants“ (Nuclear Pools’ Forum 2006) ist die Löschwasserversorgung für den Bedarf des grössten, manuell auszulö-senden Stranges und zusätzlich für den grössten Bedarf von allen Sprinkleranlagen für eine mini-male Dauer von zwei Stunden auszulegen. Eine minimini-male Löschwasserreserve von 1'200 m3 ist vorzuhalten. Zwei voneinander unabhängige Frischwasserversorgungen sind vorzusehen.

Die Löschwasserversorgung ist soweit gegen Erdbeben auszulegen, dass Löschwasser an den Standleitungen und Anschlussstellen für die manuelle Brandbekämpfung in Bereichen mit Einrich-tungen für die sichere Abschaltung der Anlage verfügbar ist.

Die Löschwasserversorgung für KKN wird voraussichtlich aus der Löschwasserversorgung der drei Standortgemeinden Däniken, Gretzenbach und Niedergösgen erfolgen. Für die Löschwasserver-sorgung von KKG steht im Reservoir Sören Ost (Niedergösgen) und Sören West (Däniken) eine Löschwasserreserve von 2'400 m3 bereit. Ob die Kapazität dieses Reservoirs für den Bedarf von KKN erhöht wird oder neue Reservoire gebaut werden, wird im Baubewilligungsverfahren mit den Standortgemeinden abgeklärt.

Weiter wird im Baubewilligungsverfahren abgeklärt, ob die Löschwasserversorgung aus dem Löschwassernetz der Gemeinden erdbebensicher ist oder ausgelegt werden kann oder ob eine zusätzliche Löschwasserversorgung für den Erdbebenfall erforderlich ist. In diesem Fall stehen die drei folgenden Optionen im Vordergrund:

- Löschwasserversorgung aus der Aare (Oberwasserkanal und Alte Aare)

- Löschwasserversorgung aus dem Unterwasserkanal des WKW Gösgen, falls dort eine Ne-benkühlwasserfassung realisiert wird (Option)

- Löschwasserversorgung aus einem Grundwasserbrunnen bzw. aus dem Notstandsbrunnen (Option für das Nebenkühlwassersystem)

Weitere Löschwasserversorgungen bestehen grundsätzlich mittels mobiler Feuerwehrpumpen, z. B. aus der Alten Aare und aus der Kühlturmtasse (letztere könnte gegebenenfalls erdbebensi-cher realisiert werden).

Die Löschwasserversorgung und die erforderlichen Löschwasserreserven werden im Brandschutz-konzept berücksichtigt, das mit dem Baubewilligungsgesuch eingereicht wird.