• Keine Ergebnisse gefunden

Dostoevskij antwortete darauf am 24. März 1878:

gänglich ist) näher cingegangcn w ird. Dam it entsteht der (beabsichtigte) Eindruck einer begei- sterten Zustimmung Dostoevskijs zu Fedorovs Ideen oder gar zu dessen gesamtem Projekt!

Siehe zuletzt Sem en o v a (wie Anm. 1), S. 185f. Zutreffend ist dagegen die Feststellung von L1NNÉR (wie Anm. 1), S. 198: "His [Dostoevskijs] enthusiasm is easily explained as springing from récognition. There is no reason to presume that he learned anything from Fedorov." Lin- nér bezieht sich freilich nur auf den im Dnevnik pisatelja zitierten T e il des A rtikels.

22 Z itie rt nach Sem en o v a (wie Anm. 1), S. 185. - Für die Behauptung, der genannte A rtik e l sei unm ittelbar von Fedorov verfaßt worden (so z.B. Pl e t n e v, wie Anm . 1, S. 230f. Lin n é r, wie Anm. 1, S. 198), gibt es keinerlei Anhaltspunkte. Unwahrscheinlich ist auch die Verfasserschaft Koževnikovs (auf den das Namenszeichen "K ־vN deuten könnte); dieser war damals gerade erst m it Fedorov bekannt geworden. Z ur Verfasserfrage auch Ko m a r o w it s c h (wie Anm . 1), S. 58.

23 Schreiben und M anuskript sind nicht erhalten. ־ Angaben nach Dostoevskijs B rie f an Peterson vom 243.1878 (siehe unten); Dostoevskij spricht dort von einem "M anuskript in dem nicht Unterzeichneten B rief vom Dezember"; der Umschlag habe den Stempel Kerensk getragen; in seinem "Tagebuch" sei er nicht darauf eingegangen.

24 "... im Jahre 1877 schickte ich Fedor M ichajlovič [Dostoevskij] ein kleines M anuskript [nebol'šuju rukopis\..n N.P. Peterson an K.P. Pobeidonoscev, 143.1881; in: K.P. POBE- DONOSCEV, K. P. Pobedonoscev i ego konespondenty. Pis'ma i zapiski. T . 1, 1, M . 1923, S. 285.

"Im Jahre 1877 hielt ich mich nicht [mehr] zurück und verfaßte, ohne N ikołaj Fedorovič etwas davon zu sagen, eine kurze Darlegung [Zusammenfassung; kratkoe izloienie] dessen, was ich von ihm gehört hatte, und schickte diese Darlegung an Dostoevskij." N.[P.] PETERSON, "Pis’mo к izdatelju Russkogo Archiva. Po povodu otzyva FM . Dostoevskogo о N.F. Fedorove." In:

Russkij Archiv, 42 (1904), 6, S. 301.

"... ohne N ikołaj Fedorovič etwas zu sagen, da er niemals damit einverstanden gewesen wäre, legte ich seine Lehre kurz dar [vkratce iziožii ego učenie] und schickte diese Darlegung an F.M.

Dostoevskij..." De r s., N.F. Fedorov i ego kniga 1Filosofija obščego dela״ v protivopoložnost״ učeniju L.N. Tolstogo *o neprvtivlenii’ i drugim idejām našego vremeni, Vemyj 1912, S. 89.

25 Auch dieses Schreiben ist nicht erhalten. D er einzige Hinweis darauf in Dostoevskijs B rief an Peterson vom 243.1878 (siehe unten).

Fedorovs Zeitgenossen

00052974

146

Petersburg, 24. M ärz [18178.

Gnädiger Herr, N ikołaj Pavlovič,

Was die Bücher fü r die Kerensker Bibliothek b e trifft, so habe ich ihren Versand schon längst ver- anlaßt, und inzwischen haben Sie gewiß alles erhalten.

Nun aber zu dem M anuskript in dem nicht Unterzeichneten B rie f vom Dezember [18771. Im Tagebuch" bin ich nicht darauf eingegangen, w eil ich hoffte, Ihre Anschrift über das Subskriben- tenbuch herauszufinden (der Umschlag trug den Stempel Kerensk) und m it Ihnen persönlich zu kor- respondieren, doch infolge häufigen Zeitmangels und verschiedener Krankheiten schob ich es von einem Tag auf den anderen. Schließlich kam Ih r B rie f vom 3. M ärz [1878] und klärte alles auf.[2^

Ich antwortete nicht sofort, w eil ich wieder krank wurde. Ich bitte Sie deshalb demütigst, die Verzö- gerung zu entschuldigen.

Zu allererst eine Frage: Wer ist dieser Denker, dessen Gedanken Sie überm ittelt haben? Teilen Sie, wenn möglich, seinen richtigen Namen m it. Zu sehr hat er mein Interesse erweckt. Berichten Sie zumindest etwas ausführlicher über seine Person; a ll das, falls möglich.

Dann möchte ich Ihnen sagen, daß ich im wesentlichen m it diesen Gedanken vö llig einverstanden bin. Ich habe sie gelesen als wären sie meine eigenen. Heute habe ich sie (anonym) V la d im ir Ser־

geevič Solov’ev vorgelesen, unserem jungen Philosophen, der gegenwärtig Vorlesungen über Reli- gion hält - Vorlesungen, die von einer fast tausendköpfigen Menge besucht werden.[ ] Ich hatte ei־

gens auf ihn gewartet, um ihm Ihre Darlegung der Ideen des Denkers vorzulesen, da ich in seiner Anschauung viel Ähnliches fand. Dies bereitete uns herrliche 2 Stunden. E r hat tiefes Verständnis fü r diesen Denker und w ollte fast das gleiche in seiner nächsten Vorlesung sagen (e r hat noch 4 von 12 Vorlesungen zu halten).[2®]

H ier aber habe ich eine bestimmte und klare Frage, die ich Ihnen schon im Dezember vorlegen w ollte:

In der Darlegung der Ideen dieses Denkers ist das Wesentlichste zweifellos die P flicht der Auferste- hung [doig voskresen'ja] der Vorfahren, die früher gelebt haben, eine Pflicht, die, wenn sie e rfü llt wäre, das Zeugen von Nachkommen beenden würde; dann würde eintreten, was in den Evangelien und in der Apokalypse die erste Auferstehung genannt w ird.[29] Was freilich bei Ihnen, in Ihrer Darlegung, ganz und gar nicht kenntlich gemacht ist: W ie verstehen Sie diese Auferstehung der V or­

26 Es bleibt unklar, weshalb Petersons A nschrift fü r Dostoevskij nicht leichter zugänglich war. Pe- terson hatte seinen B rief an Dostoevskij vom 63.1876 m it Namen und voller A nschrift verse- hen. Zudem findet sich der Name Peterson im Jahre 1876 dreim al in Dostoevskijs Notizbuch (wahrscheinlich stammen alle drei Eintragungen aus der zweiten M ärzhälfte), davon einmal m it dem Vermerk "An Peterson schreiben" ("Napisat״; ... Petersonu"). Literatumoe nasledstvo, t. 83 [Neizdannyj Dostoevskij. Zapisnye knižki i tetradi 1860-1881 gg.], M . 1971, S. 450, 452, 459;

Anm . S. 508f.

27 Es handelt sich um die öffentlichen "Vorlesungen über die Philosophie der R eligion", die der fünfundzwanzigjährige Solov’ev vom 29. Januar bis 2. A p ril m it großem E rfolg in Petersburg hielt und die später (in z.T. veränderter Form ) als "Vorlesungen über das Gottmenschentum"

СČtenija о bogočelovečestve) veröffentlicht wurden. Dostoevskij gehörte zu den regelmäßigen Hörem.

28 Gemeint ist wahrscheinlich die 9. Vorlesung, in der Solov’ev über die (feindliche) Absonderung der Einzelelemente (der physischen Wesen) vom universalen organischen Ganzen als dem Grund-Bösen und der Ursache des Leidens sprach.

29 D ie erste Auferstehung steht am Beginn der tausendjährigen Herrschaft C hristi und b e trifft nur die M ärtyrer; an ihrem Ende erfolgt die (zweite) Auferstehung aller zum W eltgericht (O ff.

20,4-6).

00052974

F.M. Dostoevskij 147

fahren, in welcher Form stellen Sie sie sich vor und glauben Sie daran? Das heißt, verstehen Sie sie irgendwie gedanklich, allegorisch, so wie etwa Renan, der sie als ein Sichaufklären des menschlichen Bewußtseins am Ende des Lebens der Menschheit auffaßt, ein Sichaufklären bis zu einem solchen Grade, daß fü r den Verstand der künftigen Menschen ganz klar sein w ird, wie groß zum Beispiel der Einfluß eines ihrer Vorfahren auf die Menschheit gewesen ist, w orin er bestand, wie er ausgeübt wurde und so weiter; und dies so weit, daß die R olle eines jeden Menschen, der früher gelebt hat, vollkommen klar w ird und seine Taten richtig enträtselt werden (durch die Wissenschaft, die K raft der Analogie) - und dies alles so weit, daß w ir sogar erkennen, wie sehr all diejenigen, die früher ge- lebt haben, uns beeinflußt und sich eben dadurch in uns wiederverkörpert haben und folglich auch in jenen letzten Menschen, den allwissenden und harmonischen, in denen die Menschheit ihren Abschluß findet.

Oder:

Ih r Denker stellt sich direkt und buchstäblich vor, daß, wie die Religion es andeutet, die Auferste- hung eine reale, persönliche sein w ird, daß der Abgrund, der uns von den Seelen unserer Vorfahren trennt, zugeschüttet, durch den besiegten Tod überwunden w ird und die Vorfahren nicht nur in un- serem Bewußtsein, nicht allegorisch, sondern w irklich, persönlich, real körperlich auferstehen wer- den. (NB. N atürlich nicht in ihren jetzigen Körpern, denn allein schon, daß m it dem Eintreten der Unsterblichkeit Ehe und Kindergebären aufhören werden, beweist, daß die Körper in der ersten Auferstehung, die auf Erden erfolgen soll, andere sein werden als die jetzigen, ähnlich vielleicht dem

Leib C hristi von seiner Auferstehung bis zu seiner Him m elfahrt an Pfingsten [sic!]?)

Eine A ntw ort auf diese Frage ist unbedingt nötig ־ andernfalls bleibt alles unverständlich. Ich sage Ihnen im voraus, daß w ir hier, das heißt zumindest ich und Solov’ev, an eine reale, buchstäbliche und persönliche Auferstehung glauben und auch daran, daß sie auf Erden stattfinden wird.

Teilen Sie m ir, so Sie können und wollen, hochverehrter N ikołaj Pavlovič, m it, was Ih r Denker dar- über denkt und dies, wenn möglich, ausführlicher.

H insichtlich der Bestimmung: was die Volksschule sein soll, bin ich m it Ihnen völlig einverstan- den.[30] (...)

M it vorzüglicher Hochachtung

F. Dostoevskij.31

30 "Was die Volksschule sein soll" (Čem dolina byt״ nanxinaja Skola) war möglicherweise der T ite l des Manuskripts, das Peterson im Dezember 1877 an Dostoevskij geschickt hatte. In seinem

*Kommentar* zur Erstveröffentlichung von Dostoevskijs B rie f an Peterson in der Voronežer Zeitung Don, N0. 80, 1897, schreibt Fedorov: "Zusammen m it Dostoevskijs B rie f [vom 243.1878] fie l uns auch ein kleines H eft zu, leider unvollständig, m it dem T ite l *Was die Volksschule sein soll*, ־ wahrscheinlich die Kopie oder der E ntw urf des A rtikels, über den Do- stoevskij [in seinem B rief] spricht und m it dem er seine volle Obereinstimmung bekundet." N.F.

Fe d o r o v, "Pi’smo N.F. Fedorova к redaktoru gazety *Don* po povodu pis’ma FM . Dosto- evskogo к N.P. Petersonu ob učenii N.F. Fedorova." In: Vselenskoe delo, 1, Odessa 1914, S. 26. - Ein M anuskript m it dem T ite l Čem dolina byt׳ narodnaja Skola befindet sich im A rchiv von N.P. Peterson; G B L f. 657.

31 H ie r zitie rt nach D o sto e vsku (wie Anm. 5), t. 30, kn. 1 [Pis’ma 1878-1881], L. 1988, S. 13-15.

Anm . S. 266f., 435, 443f. Vgl. auch die Ausgabe FM . DOSTOEVSKIJ, Pis'ma v 4-ch tomach, t. 4, M . 1959, S. 9f. Anm . S. 347-349. ־ Dostoevskijs B rie f an Peterson erschien zuerst (erheblich ge- kürzt und m it einem *Kommentar״ von Fedorov) in der Voronežer Zeitung Do«, N0. 20, 1897;

sodann (leicht gekürzt) in: Russkij Archiv, 42 (1904), 3, S. 402f. W eitere Veröffentlichungen:

V A . K o že vn iko v, Nikołaj Fedorovič Fedorov. Opyt izloienija ego učenija po izdannym i neiz- dannym prx>izvedenijamt perepiske i ličnym besedam. Č. 1, M . 1908, S. 316f. Vselenskoe delo (wie Anm . 30), S. 30f.

00052974

Soweit Dostoevskijs Reaktion auf die kurze Darlegung der Lehre Fedorovs