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4. Tätigkeiten und Medienmonitoring

5.5. Diskussion und Erkenntnisse

Indikatoren der Bevölkerungsbefragung

Wichtigste Ergebnisse: Die Indikatoren a) bis f) aus der Bevölkerungsbefragung der Gesellschaftsstudien sind bislang nur für einen einzelnen Erhebungszeitpunkt verfügbar. Aus diesem Grund ist noch keine Abschätzung zur Entwicklung mög-lich. Die Einwohner bewerten die drei Standortregionen generell positiv: Sie schätzen die gute Lebensqualität und bewerten sie als Regionen mit schöner Natur, gesunder Umwelt und als attraktives Wohngebiet für Familien. Den meisten ist bekannt, dass die Region für ein Tiefenlager geprüft wird. Zwar ist ein Drittel da-gegen, dass ein solches in der eigenen Region gebaut wird, nur wenige geben je-doch an, einen Einfluss auf das Zusammenleben oder das Wohlbefinden zu spüren.

Allerdings hat rund die Hälfte der Bevölkerung Zweifel an der Fairness und Objek-tivität des Standortauswahlverfahrens. Ähnlich viele befürchten, dass ihre Interes-sen zu wenig berücksichtigt werden. Wie die Autoren der Gesellschaftsstudien festhalten, sind die Unterschiede zwischen den drei Standortregionen in den meis-ten Fällen gering. Die grössmeis-ten Unterschiede können bezüglich der sozialen Span-nungen und Konflikte beobachtet werden: In Nördlich Lägern werden die Auswir-kungen des Standortauswahlverfahrens eher etwas positiver bewertet als in den beiden anderen Standortregionen. In Zürich Nordost ist die Haltung gegenüber dem Tiefenlager am kritischsten.

88 92 96 100 104 108

Index Steuerfuss (2010 = 100)

2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Jura Ost Nördlich Lägern Zürich Nordost

Aussagekraft: Die Indikatoren aus der Bevölkerungsbefragung haben zurzeit noch eine begrenzte Aussagekraft. Dies aus zwei Gründen: Erstens sind die Ergebnisse mit statistischer Unsicherheit behaftet, da diese auf einer Stichprobe beruhen. Im vorliegenden Pilot-Monitoring wurde jedoch auf die Analyse der statistischen Un-schärfen mittels Konfidenzintervallen verzichtet.18 Somit lässt sich nicht beurtei-len, ob die gemessenen Unterschiede zwischen den Standortregionen statistisch signifikant sind. Beispielsweise lässt sich also nicht sagen, ob die empfundene Lebensqualität in Zürich Nordost statistisch signifikant höher ist als in Jura Ost, oder ob der Unterschied im üblichen Fehlerbereich der Stichprobe liegt. Zweitens liegt zurzeit nur eine einzige Erhebungswelle vor, sodass noch keine Aussagen zur zeitlichen Entwicklung der Indikatoren möglich sind. Veränderungen über die Zeit innerhalb der Regionen sind jedoch relevanter als Unterschiede zwischen den Re-gionen, wenn es darum geht, die möglichen Auswirkungen der Standortsuche ab-zuschätzen.

Auswahl der Fragen: Im vorliegenden Pilotbericht wurde auf die Auswertung und Darstellung der Ergebnisse für jene Fragen verzichtet, die nur in einer Standortre-gion gestellt wurden. Sobald jedoch Ergebnisse einer zweiten Erhebungswelle vorliegen und Veränderungen über die Zeit betrachtet werden können, wird es sinnvoll sein, im Rahmen des Monitorings alle Fragen gemäss Monitoringkonzept auszuwerten.

Indikatoren basierend auf bestehenden Daten

Datenverfügbarkeit: Bei allen Indikatoren g) bis p) sowie s) und t) war es möglich, bestehende Daten der öffentlichen Statistik und privater Anbieter zu beziehen, aufzubereiten und zu analysieren, so wie es im Monitoringkonzept (Ecoplan 2016a) vorgesehen war.

Nachteile der eingeschränkten Datenlage: Das Indikatorenset und die zugrunde liegenden Daten weisen einige Nachteile auf, welche bei der Interpretation zu be-rücksichtigen sind:

Brüche in den Zeitreihen: Änderungen in den Erhebungsmethoden führen in der Regel dazu, dass Brüche in den Zeitreihen entstehen, welche die Ver-gleichbarkeit der Indikatoren über die Zeit erschweren. Deshalb wurden einige Indikatoren erst ab einem späteren Startjahr ausgewiesen: Die

18 Entscheid der Begleitgruppe Monitoring, Kickoff-Sitzung vom 10. April 2018.

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neugründungen (o) in der Schweiz ab 2013; die Daten zur Immobiliennachfra-ge (l) in Deutschland ab 2012. Beim Indikator Beschäftigung (n) ist zwischen 2014 und 2015 ein methodischer Bruch zu verzeichnen, sodass der Verlauf vor- und nachher nur bedingt vergleichbar ist.

Fehlende Zeitnähe: Einige Indikatoren der öffentlichen Statistik sind nur mit einer beträchtlichen Verzögerung von bis zu drei Jahren verfügbar. Dies ist namentlich bei den Indikatoren Einkommen (j), Unternehmensneugründungen (o) und Steuereinnahmen (s) der Fall.

Keine Daten für Deutschland: Für die Indikatoren Einkommen natürlicher Personen (j) und Unternehmensneugründungen (o) sind auf deutscher Seite keine Daten auf Gemeindeebene, sondern nur auf regionaler Ebene, verfügbar.

Entsprechend werden diese nur für die Schweizer Gemeinden berechnet, was die Aussagekraft etwas einschränkt.

Wichtigste Ergebnisse: Die Ergebnisse werden mittels indexierter Zeitreihen ab dem Jahr 2010 (wo möglich) für die drei Standortregionen dargestellt. Praktisch alle Indikatoren zeigen, dass sich die Regionen in der Tendenz positiv entwickelt haben: Beispielsweise ist die Bevölkerung gewachsen und der Saldo der Binnen-wanderung war positiv. Gleichzeitig sind die Immobilienpreise und die Nachfrage nach Wohneigentum gestiegen, resp. die Insertionsdauer der Immobilieninserate ist gesunken. Es wurde vermehrt gebaut und die Beschäftigung nahm zu. Auch im Bereich Tourismus zeigen die Logiernächte eine positive Entwicklung. In der Standortregion Jura Ost sind sowohl die Steuereinnahmen wie auch die Steuersätze konstant geblieben, in Zürich Nordost sind erstere gestiegen, in Nördlich Lägern sind die Steuersätze seit 2010 gesunken. Im Vergleich zu den erwähnten Indikato-ren ist das mittlere Einkommen im betrachteten Zeitraum gesunken, was mit der Reduktion zwischen 2010 und 2011 erklärt wird, welche auch in den Daten der Gesamtschweiz sichtbar ist. Insgesamt entwickelten sich über die letzten acht Jahre alle Standortregionen positiv. Es sind keine systematischen Tendenzen oder Trends in den Zeitreihen sichtbar, welche auf einen spürbaren Einfluss des Standortaus-wahlverfahrens hindeuten würden.

Quantifizierung der kausalen Effekte des Standortauswahlverfahrens: Die Indika-toren liefern ein umfassendes, fundiertes und objektives Bild der sozioökonomi-schen Entwicklungen in den drei Standortregionen. Die Ergebnisse sind jedoch rein deskriptiv-statistischer Natur und dürfen nicht kausal interpretiert werden.

Entsprechend lassen sich aus dem Monitoring zurzeit keine Aussagen ableiten, ob und inwieweit sich die Standortsuche nach dem Tiefenlager effektiv auf die ein-zelnen Indikatoren auswirkt. Wenn beispielsweise festgestellt wird, dass das

durchschnittliche Einkommen in allen drei Regionen abnahm, können dafür natür-lich auch konjunkturelle Gründe oder datenbezogene Gründe (z.B. Änderung von Definitionen oder Erhebungsmethoden) verantwortlich sein. Das Fehlen einer ei-gentlichen Impact-Analyse, welche die Entwicklung in Vergleichsgruppen von Gemeinden miteinbezieht, ist ein zentraler Schwachpunkt des Pilot-Monitorings.

Erhebung zu lokalen touristischen Angeboten

Datenverfügbarkeit und Erhebung: Im Rahmen des Pilot-Monitorings wurde ab-geklärt, welche Daten zur Nutzung von lokalen touristischen Angeboten verfügbar sind und ob diese genutzt werden können. Im Anschluss wurden die Daten, sofern möglich, bei den Tourismusanbietern erhoben. Die Kontaktaufnahme mit den ein-zelnen Anbietern erwies sich als aufwändig. Insgesamt haben 16 der 25 kontaktier-ten Tourismusanbieter und -träger verwendbare Dakontaktier-ten zur Nutzung (z. B. Anzahl Besucher, Führungen oder Umsätze) zur Verfügung gestellt und in Aussicht ge-stellt, diese Daten auch zukünftig für das Monitoring zu liefern. Die übrigen An-bieter verfügen über keine auswertbaren Zahlen, möchten diese nicht weitergeben oder haben trotz mehrfacher Anfragen nicht reagiert. Insgesamt ist die Datenbasis ausreichend, um einen Indikator zu bilden.

Ergebnisse: Die Nutzung lokaler touristischer Angebote hat in allen Standortregio-nen eiStandortregio-nen positiven Trend. Die kurzfristigen Schwankungen dürfen nicht überin-terpretiert werden und können mit dem Umstand in Zusammenhang stehen, dass die Datenbasis eher klein ist oder dass der verfügbare Zeitraum je nach Angebot unterschiedlich ist.

Erhebung zu Landwirtschaftsprodukten

Datenverfügbarkeit und Erhebung: Die Recherchen ergaben, dass nur wenige Da-ten zum Absatz lokaler Landwirtschaftsprodukte zur Verfügung stehen:

Jurapark Aargau: Daten zur Zahl der Produzenten und Jurapark-zertifizierten Produkte sind ab 2012 verfügbar.

Blauburgunderland: Für das Blauburgunderland sind Zahlen zur Ernte verfüg-bar, die in einem jährlichen Reporting publiziert werden.

Naturpark Schaffhausen: Ab dem Jahr 2018 wird ein erstes Reporting publi-ziert, welches anschliessend jährlich veröffentlicht werden soll.

Ergebnisse: Nach unserer Einschätzung erscheint es unwahrscheinlich, dass die wenigen, verfügbaren Daten sinnvoll ausgewertet werden können, da die erhobe-nen Statistiken stark von extererhobe-nen Einflüssen geprägt sind. Beispielsweise hängen

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die Zahlen zu den Produkten und Produzenten im Jurapark stark von der Dynamik bei Neuzertifizierungen ab, während die Zahlen zur Traubenernte im Schaffhauser Blauburgunderland stark durch äussere Einflüsse wie dem Wetter beeinflusst wer-den. Zudem sind allgemeine, gesellschaftliche Trends bei der Nachfrage nach La-bel-Produkten miteinzubeziehen. Aus den genannten Gründen wurde im Pilot-Monitoring kein Indikator für die Landwirtschaftsprodukte erstellt.