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Die Paratuberkulose ist eine bedeutende, weltweit verbreitete Krankheit der Wiederkäuer. In Nationen mit einer auf Wirtschaftlichkeit orientierten Rinderhaltung ergeben sich durch die Infektion der Bestände mit MAP hohe wirtschaftliche Verluste (OTT et al. 1999). Aufgrund dessen ist eine Bekämpfung der Paratuberkulose von großer Wichtigkeit. Für Entscheidungen über das Vorgehen bei der Bekämpfung der Paratuberkulose sind Kenntnisse über die wahre Prävalenz der Erkrankung erforderlich. Eine Diagnostik ist jedoch vor allem in frühen Erkrankungsstadien schwierig, da der Verlauf der Infektion durch in der Immunreaktion und Erregerausscheidung unterschiedliche Phasen charakterisiert ist. Keine der für eine intra vitam Untersuchung zur Verfügung stehenden diagnostischen Methoden kann verlässliche Angaben zur Verbreitung der Erkrankung auf Einzeltierebene gewährleisten (KÖHLER et al.

2008). Das Wissen über die Verbreitung der Infektion ist daher trotz zahlreicher Studien zur Prävalenzerhebung weiterhin lückenhaft (NIELSEN u. TOFT 2008). Als die Methoden mit der höchsten Sensitivität werden die kulturelle und histologische Untersuchung von Organmaterial angesehen (HUDA u. JENSEN 2003; KURADE et al. 2004; MARTINSON et al. 2008). Eine Möglichkeit der Prävalenzerhebung könnte die Anwendung dieser Methoden im Rahmen der Schlachtkörperuntersuchung sein. Ziele dieser Arbeit waren, herauszufinden,

ob eine makroskopische Vorauswahl der zu beprobenden Tiere für eine Prävalenzerhebung auf Basis der Schlachtkörperuntersuchung sinnvoll ist

welche Kriterien für eine sichere makroskopische Vorauswahl von MAP-infizierten Rindern anzuwenden sind

welche Organe für einen sicheren Nachweis der Infektion beprobt werden müssen

welche diagnostischen Methoden für die Untersuchung von Schlachttierorganen besonders zu empfehlen sind

Bei der Beprobung von Schlachtrindern mit makroskopischen Darmveränderungen in Teilstudie 1 wiesen 98% der Tiere eine MAP-Infektion auf. Eine Prävalenzschätzung auf Basis dieses Untersuchungsmaterials ergab, dass bei Beprobung makroskopisch veränderter Schlachtrinder mindestens 91% MAP-positiv wären. Dies zeigt, dass eine sichere Erkennung makroskopisch veränderter, MAP-infizierter Rinder anhand der in dieser Arbeit angewendeten Parameter möglich ist.

Die nach der Methode der makroskopischen Vorauswahl ermittelte Prävalenz MAP-infizierter Schlachtrinder liegt mit 1,35% im Vergleich zu anderen Studien sehr niedrig.

Prävalenzstudien in Sachsen und Thüringen konnten mittels Serum- bzw. Milch-ELISA eine Einzeltierprävalenz von 9,6% bzw. 12,7% ermitteln (DONAT et al. 2005; SCHÖTT 2002). In der vorliegenden Arbeit stammten 86% der beprobten Tiere auch aus dem mitteldeutschen Raum. Um herauszufinden, ob in Teilstudie 1 die Prävalenz unterschätzt worden ist, sollte in Teilstudie 2 geklärt werden, ob und wie häufig auch bei makroskopisch unveränderten Tieren der Nachweis einer MAP-Infektion erbracht werden kann.Bei der Beprobung makroskopisch unveränderter Tiere wurde eine Prävalenz MAP-infizierter Schlachtrinder von 28,7%

ermittelt. Diese Prävalenz liegt deutlich über den Werten, welche in den genannten Studien mittels ELISA ermittelt wurden. Zudem wurden in Teilstudie 2 Tiere mit makroskopischen Darmveränderungen von der Beprobung ausgeschlossen. Insgesamt ist folglich von einer eher noch höheren Prävalenz MAP-positiver Schlachtrinder auszugehen. Die hohe Prävalenz ist zum Teil in den Selektionskriterien begründet. Es wurden nur weibliche Schlachtrinder mit einem Alter über 2 Jahren beprobt. Der Schlachtung zugeführte Kühe stellen eine vorselektierte Gruppe dar. In der Regel sind Tiere mit höherem Alter, geringerer Leistung oder größerer Anzahl tierärztlicher Behandlungen, also Charakteristika, wie sie auch bei (subklinisch) an Paratuberkulose erkrankten Tieren anzutreffen sind, überrepräsentiert. Im Allgemeinen ist daher bei einer Beprobung von Schlachttieren die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um infizierte Tiere handelt, höher (CANNON u. ROE 1982). Andererseits weisen die in dieser Arbeit zum Einsatz gekommenen Nachweismethoden gegenüber indirekten Untersuchungsverfahren wie Serum- und Milch-ELISA eine höhere Sensitivität und Spezifität auf (MCKENNA et al. 2005). So werden subklinisch infizierte Tiere in serologischen Testverfahren häufig als falsch negativ bewertet (KÖHLER et al. 2008). Mittels kultureller und histologischer Untersuchung von Organmaterial können auch Tiere in frühen Erkrankungsstadien als infiziert erkannt werden (WHITLOCK u. BUERGELT 1996).

Die histologische Untersuchung der Gewebeproben aus Teilstudie 2 zeigte, dass bei der Beprobung makroskopisch unveränderter Schlachtrinder Tiere in frühen Erkrankungsstadien mit geringgradigen pathohistologischen Läsionen erfasst wurden. Durch Studien von GONZÁLES und GEIJO (2005) konnte bereits gezeigt werden, dass Tiere mit fokalen pathohistologischen Läsionen in der Regel keine makroskopisch erfassbaren Veränderungen

zeigen. Unter Anwendung der makroskopischen Vorauswahl in Teilstudie 1 wurden dagegen zumeist Tiere in fortgeschrittenen Erkrankungsstadien erkannt. Mehr als die Hälfte der Proben (52,5%) aus Teilstudie 1 wies hochgradige pathohistologische Läsionen auf. Die höhere Prävalenz MAP-infizierter Schlachtrinder in Teilstudie 2 spricht dafür, dass angesichts der schon in der subklinischen Phase auftretenden Leistungsminderungen ein Großteil der MAP-infizierten Tiere bereits der Schlachtung zugeführt wird, bevor makroskopische Veränderungen aufgrund eines Fortschreitens der Erkrankung zu beobachten sind.

Bei getrennter Betrachtung der auf den beiden Schlachthöfen gewonnenen Organproben ergaben sich deutliche Unterschiede in den ermittelten Prävalenzen. Diese sind vermutlich auf die unterschiedlichen Lieferbetriebe zurückzuführen.

Die makroskopischen Befunde, die in Teilstudie 1 beobachtet werden konnten, stimmten mit denen anderer Arbeiten überein (BUERGELT et al. 1978; CHIODINI et al. 1984;

GONZÁLES u. GEIJO 2005). In diesen Studien konnte am häufigsten eine Darmwandverdickung als makroskopischer Befund erhoben werden (BUERGELT et al. 1978;

GONZÁLES u. GEIJO 2005). In Teilstudie 1 waren neben der Darmwandverdickung bei den beprobten Tieren in gleicher Häufigkeit schlecht verstreichbare, hirnwindungsartige Schleimhautfalten auffällig. Diese beiden makroskopischen Parameter sollten für die Selektion MAP-infizierter Tiere daher besondere Beachtung finden.

Eine feinknotige Schleimhautoberfläche wies nur fast die Hälfte der untersuchten Darmproben (46%) auf. Diese Därme zeigten histologisch vor allem hochgradige Veränderungen. Im Gegensatz dazu wurde eine granulär erscheinende Schleimhautoberfläche bisher als Befund in weniger fortgeschrittenen Erkrankungsfällen beschrieben (CHIODINI et al. 1984). Eine Verdickung mesenterialer Lymphgefäße wurde im Vergleich zu den anderen makroskopischen Parametern am seltensten beobachtet. Dies bestätigt Ergebnisse einer Untersuchung von GONZÁLES und GEIJO (2005).

Übereinstimmend mit Ergebnissen anderer Studien waren hochgradige makroskopische Befunde häufiger im Ileum als im Jejunum zu sehen (BUERGELT et al. 1978; GONZÁLES u. GEIJO 2005). Eine experimentelle Studie an Ziegen zeigte, dass zu Beginn der Infektion der Erreger vor allem im Interfollikularbereich der Peyerschen Platten des distalen Dünndarms anzutreffen ist (SIGURDARDOTTIR et al. 2001). Diese verfügen über einen

wenig ausgeprägten Interfollikularbereich mit niedriger Anzahl an T-Lymphozyten im Vergleich zu Jejunum und proximalem Ileum (MIYASAKA et al. 1983; VOLLMERHAUS u.

ROOS 1996). Es wird diskutiert, dass durch eine dadurch geringer ausgeprägte zellvermittelte Immunantwort die Vermehrungsvoraussetzungen für den Erreger im distalen Ileum besonders günstig sind mit der Folge stärker ausgeprägter histologischer und makroskopischer Veränderungen in diesem Bereich. Vermutlich auch aus diesem Grund konnte durch die Untersuchung des Ileums in beiden Teilstudien häufiger eine MAP-Infektion nachgewiesen werden als durch die Beprobung des Jejunums. Das Ileum ist daher als Probenlokalisation als besonders geeignet hervorzuheben.

Die Nll. caecales werden häufig als Probenlokalisation zum Nachweis einer MAP-Infektion empfohlen (AMEMORI et al. 2004). Sie verfügen zwar im Vergleich zu den Nll. mesenteriales über ein kleineres Lymphsammelgebiet, aber erhalten Lymphzufluss aus dem Darmabschnitt, der besonders häufig verändert ist (VOLLMERHAUS u. ROOS 1996).

In der vorliegenden Arbeit waren die Proben der Nll. caecales dennoch nicht deutlich öfter positiv als die Proben der Nll. mesenteriales. Ferner konnte bei manchen Tieren nur in einem der beiden beprobten Lymphknoten der Nachweis einer MAP-Infektion erbracht werden.

Auch in der Literatur bestehen widersprüchliche Angaben. In einer histologischen Untersuchung beim Rind wurden die Nll. mesenteriales als wichtige Probenlokalisation beim Rind herausgestellt (GONZÁLES u. GEIJO 2005). Im Gegensatz zu diesen Ergebnissen konnten AMEMORI und Mitarbeiter (2004) bei kultureller Untersuchung von Organproben von Rindern keine Überlegenheit der Nll. mesenteriales gegenüber den Nll. caecales feststellen. Eine gleichzeitige Beprobung beider Lymphknotenlokalisationen ist daher auch aufgrund der Ergebnisse der vorliegenden Studie zu empfehlen.

Eine Reduktion der Probenzahl kann bei makroskopisch veränderten Tieren erfolgen. Bei diesen ist eine alleinige Beprobung eines makroskopisch veränderten Darmabschnitts möglich, da bei diesen kulturell und histologisch immer der Nachweis der MAP-Infektion gelang. Zwar wurden bei der Gegenüberstellung der Ergebnisse des Erregernachweises bzw.

der histologischen Veränderungen mit dem makroskopischen Gesamtscore in Teilstudie 1 nur geringe Korrelationswerte ermittelt. Diese sind jedoch auf Organe von MAP-positiven Tieren zurückzuführen, die nicht makroskopisch auffällig waren, in welchen jedoch der Nachweis einer MAP-Infektion möglich war. So waren zum Beispiel bei rund 68% der in Teilstudie 1

beprobten Tiere die Nll. mesenteriales und / oder Nll. caecales vergrößert. Es konnte insgesamt jedoch bei 98% dieser Lymphknoten kulturell eine Infektion mit MAP nachgewiesen werden, so dass auch ohne Vergrößerung eine Beprobung der Lymphknoten sinnvoll ist. Bei der Beprobung makroskopisch unveränderter Schlachtrinder kann eine Steigerung der Sensitivität der Nachweismethoden durch Erhöhung der Probenzahl erreicht werden. In keinem Organ konnte immer bei allen MAP-infizierten Schlachtrindern der Nachweis einer MAP-Infektion erbracht werden. Eine Reduktion der Anzahl der Probenlokalisationen auf weniger als drei (Ileum, Nl. mesenterialis, Nl. caecalis) sollte daher bei makroskopisch unveränderten Tieren nicht erfolgen.

Zum Nachweis der MAP-Infektion stehen verschiedene Tests zur Verfügung. Ein Ziel der vorliegenden Studie bestand darin, bakteriologische, histologische und immunhistologische Untersuchungsmethoden hinsichtlich ihrer Testempfindlichkeit und Testsicherheit bei der Anwendung im Rahmen der Schlachtkörperuntersuchung gegenüberzustellen. Da in Teilstudie 1 und 2 Rinder in verschiedenen Phasen der MAP-Infektion zur Untersuchung gelangten, unterschieden sich die Empfehlungen für die Nachweisverfahren zwischen den beiden Teilstudien deutlich. Es zeigte sich bei vergleichender Betrachtung der Untersuchungsergebnisse aus Teilstudie 1 und 2, dass makroskopische Befunde der beprobten Tiere bei Entscheidungen über die anzuwendenden diagnostischen Methoden berücksichtigt werden sollten.

In Teilstudie 1 bei Beprobung makroskopisch veränderter Schlachtrinder, die vor allem ausgeprägte granulomatöse Läsionen aufwiesen, zeigten alle fünf angewandten Nachweisverfahren eine hohe bis sehr hohe Sensitivität. Vergleicht man die zum Einsatz gekommenen Nachweisverfahren untereinander, so wiesen die kulturelle Anzucht und die histologische Untersuchung die höchste Sensitivität auf. Es konnten mit beiden Methoden die gleiche Anzahl MAP-infizierter Schlachtrinder erkannt werden. Ein Vorteil der histologischen Untersuchung ist die Verfügbarkeit der Ergebnisse bereits nach etwa 2 Tagen. Eine Anwendung der Histologie in Kombination mit einem immunhistologischen Nachweis des Erregers im Gewebe wäre bei Beprobung makroskopisch veränderter Tiere eine Alternative zur zeitaufwendigen kulturellen Anzucht. Die schnelle Verfügbarkeit der Befunde würde eine Maßregelung von makroskopisch veränderten Schlachtkörpern durch einen zeitnahen

Nachweis der Infektion erlauben. Bis zum Vorliegen kultureller Untersuchungsergebnisse wäre eine Lagerung MAP-verdächtiger Schlachtkörper nicht möglich.

Auch die Methoden der Direktfärbung des Erregers zeigten in Teilstudie 1 aufgrund der häufig hochgradigen Infiltration der Gewebeproben mit Mykobakterien eine relativ hohe Sensitivität. Die Bakterioskopie kann daher bei der Untersuchung von Rindern mit makroskopischen Veränderungen einen hinreichend sensitiven, einfach und kostengünstig durchzuführenden Schnelltest darstellen. Der Nachweis anderer säurefester Erreger und damit falsch positive Ergebnisse sind möglich (MERKAL et al. 1968). Ein entsprechender Befund ist in Teilstudie 2 beobachtet worden. Als alleiniges Diagnostikum ist die Bakterioskopie daher nicht geeignet (HIETALA 1992).

In Teilstudie 2 gelangten frühe Infektionsstadien zur Beprobung. Bei der Untersuchung dieser Tiere zeigte die Histologie eine deutlich niedrigere Sensitivität als die kulturelle Anzucht.

Dieser Unterschied ist vermutlich in den verschiedenen Probenvolumina begründet. Bei der Kultivierung wurde insgesamt 1 g Material aus mehreren Bereichen der Organproben von Rindern entnommen, wohingegen wurde bei der histologischen Untersuchung nur ein Präparat von 2 µm Schnittdicke untersucht. Eine fokale bis multifokale Verteilung der histologischen Läsionen, wie vor allem bei Schlachtrindern mit makroskopisch unveränderten Därmen beobachtet, kann damit leicht zu falsch negativen Ergebnissen in der histologischen Untersuchung führen (MARTINSON et al. 2008). Aufgrund des segmentalen Charakters der Paratuberkulose ist eine ungleichmäßige Verteilung der histologischen Läsionen in den Organen zu erwarten. Die Wahrscheinlichkeit, dass Veränderungen in den nur 2 µm dicken Schnitten erfasst werden, ist besonders bei fokaler Verteilung der Läsionen gering. Dennoch konnte ein Tier allein aufgrund der histologischen Untersuchung als MAP-infiziert erkannt werden. Die Anfertigung von Serienschnitten könnte eine Erhöhung der Testempfindlichkeit der histologischen Untersuchung zur Folge haben. Eine Untersuchung zur Abhängigkeit der Sensitivität der Histologie von der Anzahl histologischer Proben könnte dies abklären. Die Ergebnisse sollten jedoch auch unter dem Gesichtspunkt der Effektivität dieser Methode in Abhängigkeit zum erhöhten Aufwand bewertet werden.

Mittels immunhistologischer Markierung des Erregers konnte in Teilstudie 2 kein Tier, mittels Bakterioskopie nur ein Tier als infiziert dokumentiert werden. Dies lässt vermuten, dass die Nachweisgrenze des direkten Erregernachweises mittels Anfärbung bei der Mehrzahl

der in Teilstudie 2 gewonnenen Proben unterschritten wurde (CHIODINI 1989; THORESEN et al. 1994). Da sich bei der Untersuchung makroskopisch unveränderter Schlachtrinder auch die Histologie als ungeeignet erwies, sollte für eine Prävalenzerhebung der Paratuberkulose auf Basis der Schlachtkörperuntersuchung die kulturelle Untersuchung zur Anwendung gelangen. Bei der kulturellen Untersuchung bestehen jedoch Nachteile wie lange Kultivierungszeit (geringer bei makroskopisch veränderten Tieren) und aufwendige Anzuchtmethodik. Um die Nachteile der kulturellen Anzucht zu umgehen, könnte an den in der vorliegenden Studie beprobten Organen in einer weiteren Studie eine Etablierung einer PCR aus Organmaterial versucht werden.

Eine Markierung des Erregers in Gewebeschnitten mittels Ziehl-Neelsen-Färbung oder immunhistologischer Methoden wird häufig in Kombination mit der histologischen Untersuchung zur Diagnose der Erkrankung angewendet (MARTINSON et al. 2008). Daher wurde in der vorliegenden Arbeit ein Vergleich von Ziehl-Neelsen-Färbung und immunhistologischer Markierung des Erregers durchgeführt, um eine Empfehlung für eine der beiden Methoden zur Untersuchung von Gewebeproben von Schlachtkörpern aussprechen zu können. Die immunhistologische Markierung des Erregers erwies sich in Teilstudie 1 im Vergleich zur Ziehl-Neelsen-Färbung als nur geringgradig sensitivere Methode. Ein Vorteil lag jedoch besonders in der augenfälligeren Markierung des Erregers, wodurch die Auswertung der Organschnitte leichter und schneller möglich war.

Bei der immunhistologischen Markierung wurde im Vergleich zur Ziehl-Neelsen-Färbung häufig eine stärkere Infiltration des Gewebes mit Mykobakterien nachgewiesen. Es wurde ein kommerzielles polyklonales anti-MAP Immunserum aus dem Kaninchen verwendet. Dieses kann eine Markierung auch anderer Mykobakterien außer MAP zur Folge haben (THORNS u.

MORRIS 1986). Es wurde bei immunhistologisch positiven Organen allerdings stets ein kulturelles Wachstum von MAP nachgewiesen und dieses durch PCR und Subkultivierung bestätigt. Positive Ergebnisse in der immunhistologischen Markierung durch den Nachweis anderer Mykobakterien sind aufgrund dessen unwahrscheinlich. Die geringere Anzahl an säurefesten Stäbchen bei der Ziehl-Neelsen-Färbung kann durch eine Beeinträchtigung der Zellwandstruktur einzelner Mykobakterien und einem damit verbundenen Verlust der Säurefestigkeit erklärt werden. Diese in der Ziehl-Neelsen-Färbung negative Bakterien werden, wie auch abgestorbene Erreger und Zellfragmente, in der immunhistologischen

Untersuchung weiterhin markiert (THORESEN et al. 1994). Wie auch von anderen Autoren beschrieben, kann insgesamt die immunhistologische Markierung des Erregers im Gewebe als Ersatz der Ziehl-Neelsen-Färbung empfohlen werden (MASSONE et al. 1990, 1991;

PLANTE et al. 1996; THORESEN et al. 1994).

DELGADO und Mitarbeiter (2009) versuchten die Sensitivität des Erregernachweises im Schnitt durch eine in situ Hybridisierung in formalinfixierten Geweben zu steigern. Bei einem Vergleich von Immunhistologie und in situ Hybridisierung zeigte die immunhistologische Markierung des Erregers jedoch eine kräftigere Markierung von MAP bei leichterer Anwendbarkeit der Methode und es konnte keine deutlich erhöhte Nachweisrate des Erregers durch Anwendung der situ Hybridisierung festgestellt werden (DELGADO et al. 2009). Diese Studie wurde an einer geringen Anzahl Proben durchgeführt, welche zudem in der Ziehl-Neelsen-Färbung und der immunhistologischen Markierung positiv waren. Eine Anwendung der in situ Hybridisierung an MAP-positiven Organen, bei denen mit bisherigen Methoden keine Erreger im Gewebe dargestellt werden konnten, wäre von Interesse und könnte bei späteren Untersuchungen am gesammelten Probenmaterial durchgeführt werden.

Die Markierung des Erregers direkt im Gewebe bietet einen weiteren Vorteil: sie erlaubt eine Abschätzung der Bakterienlast, da anders als bei der kulturellen Untersuchung keine Vermehrung des Erregers stattfindet. Weiterhin kann das Stadium der Erkrankung bei der histologischen Untersuchung anhand des Ausprägungsgrades der granulomatösen Läsionen abgeschätzt werden. Es werden verschiedene Formen histologischer Veränderungen bei der Paratuberkulose beschrieben. GONZÁLES und GEIJO (2005) teilten die histopathologischen Läsionen beim Rind in 5 Gruppen ein. Bei der Auswertung des vorliegenden Probenmaterials wurde sich an diesem Scoring orientiert. Dadurch sollte überprüft werden, ob auch bei der Untersuchung von Schlachtrindern alle Ausprägungsgrade granulomatöser Läsionen beobachtet werden können:

Es konnten alle fünf bei GONZÁLES und GEIJO (2005) beschriebenen histologischen Scores beobachtet werden.

Es wurden zusätzlich zu den von GONZÁLES und GEIJO (2005) beschriebenen Scores Organe mit multifokalen multibazillären Veränderungen gefunden. Granulomatöse Läsionen waren bei diesem Typ häufig stärker ausgeprägt als bei multifokal pauzibazillär veränderten Organen. Der multifokale multibazilläre Veränderungstyp wurde damit als

Übergangsform zu diffusen Läsionen angesehen. Bei pathohistologisch veränderten Organen mit massenhaft säurefesten Stäbchen liegt eine Dominanz der humoralen gegenüber der zellulären Immunantwort vor (PEREZ et al. 1997). Die multifokal multibazillär veränderten Organe könnten sich am Übergang einer zunehmend humoralen Immunantwort befinden.

Die diffuse intermediäre Form wurde im Gegensatz zu den Ergebnissen von GONZÁLES und GEIJO (2005) in Teilstudie 1 auch in den Präparaten der Lymphknoten beobachtet.

Im Gegensatz zu GONZÁLES und GEIJO (2005) wurden Veränderungen des diffus pauzibazillären Entzündungstyps nicht in Proben des Darmes nachgewiesen. Diese Form der Läsionen war auch in der Untersuchung von GONZÁLES und GEIJO (2005) nur bei drei Tieren anzutreffen.

Pauzibazilläre Veränderungen waren häufiger in den Lymphknoten zu finden. Der Erreger wird über den Darm aufgenommen und gelangt erst nach Transport über Makrophagen in die Lymphknoten. Es wird diskutiert, dass der Grad der Infiltration der Lymphknoten mit MAP ein Dosis-abhängiger Prozess ist (WU et al. 2007).

Diffuse Veränderungen lagen vor allem in Darmproben vor. Eine Vermehrung des Erregers wird dort vermutlich durch eine geringe Anzahl T-Zellen am Ort der Initialläsion, den Peyerschen Platten, begünstigt (KURADE et al. 2004).

Da alle Spektren histologischer Veränderungen bei der Untersuchung von Schlachthofmaterial beobachtet werden konnten, wurde das zur Verfügung stehende Probenmaterial genutzt, um die Hypothesen zur Entstehung der Läsionen zu überprüfen. Es wird diskutiert, dass die ungleichen Ausprägungsgrade histologischer Befunde zwischen den Probenlokalisationen desselben Tieres auf Unterschiede in der lokalen Abwehr zurückgeführt werden können (GONZÁLES u. GEIJO 2005). Geringgradige granulomatöse Läsionen sollen mit einer starken zellulären, fortgeschrittene granulomatöse Läsionen mit einer zunehmend humoralen Immunantwort verbunden sein (PEREZ et al. 1997, 1999). Um zu überprüfen, ob die Einteilung veränderter Organe in Histoscores anhand unterschiedlicher lokaler Immunreaktionen bestätigt werden kann, wurde eine immunhistologische Charakterisierung der Zellzusammensetzung innerhalb der granulomatösen Läsionen durchgeführt. Dies geschah an Organen, die alle beobachteten Histoscores repräsentierten. Dominierender Zelltyp innerhalb der granulomatösen Läsionen waren Epitheloidzellen und Riesenzellen.

Makrophagen, Epitheloidzellen und Riesenzellen konnten durch Markierung des CD68 dargestellt werden. Aufgrund der Unterschiede in der Morphologie war eine Differenzierung der drei Zelltypen möglich (ACKERMANN et al. 1994). Makrophagen sind die Zielzellpopulation von MAP und führen durch Antigenpräsentation aufgenommener Mykobakterien zu einer Aktivierung von T-Lymphozyten (STABEL 2000). Das Vorkommen von T-Lymphozyten in den granulomatösen Läsionen wurde weiter untersucht:

Die Anzahl an T-Lymphozyten innerhalb der granulomatösen Läsionen war aufgrund der starken Infiltration mit Epitheloidzellen und Riesenzellen deutlich reduziert. Auch LITTLE und Mitarbeiter (1996) führen die geringere Anzahl an CD4+- und CD8+-T-Lymphozyten in den granulomatösen Läsionen im Vergleich zu unveränderten Bereichen auf eine Verdrängung der Lymphozyten durch Epitheloidzellen und Riesenzellen zurück. Der Abfall in der Anzahl der Lymphozytensubpopulationen CD4+ und CD8+ fand nicht proportional zueinander statt. Eine Zunahme in der Menge des Erregers und Verbreitung der Läsionen im Gewebe war mit einer verhältnismäßig stärkeren Abnahme in der Zahl an

Die Anzahl an T-Lymphozyten innerhalb der granulomatösen Läsionen war aufgrund der starken Infiltration mit Epitheloidzellen und Riesenzellen deutlich reduziert. Auch LITTLE und Mitarbeiter (1996) führen die geringere Anzahl an CD4+- und CD8+-T-Lymphozyten in den granulomatösen Läsionen im Vergleich zu unveränderten Bereichen auf eine Verdrängung der Lymphozyten durch Epitheloidzellen und Riesenzellen zurück. Der Abfall in der Anzahl der Lymphozytensubpopulationen CD4+ und CD8+ fand nicht proportional zueinander statt. Eine Zunahme in der Menge des Erregers und Verbreitung der Läsionen im Gewebe war mit einer verhältnismäßig stärkeren Abnahme in der Zahl an