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4.1 B EFUNDE IN DEN L EGEHENNENSTÄLLEN

4.1.6 Diskussion

Diese orientierenden Untersuchungen zeigen, dass die Belastung der Luft in Lege-hennenställen mit Bioaerosolen wesentlich von der Aufstallungsart abhängig ist. Ein-fluss nehmen auch das Management und andere typische Stallfaktoren wie die Einstreu. Einen deutlichen Einfluss auf die meisten Komponenten hat auch die Jah-reszeit. Daher wurde in der Untersuchung versucht, Betrieb, Betreuung, Herkunft der Tiere, Einstallungstermine und Management möglichst gleich zu gestalten. Eindeutig ist, dass Einstreu und freie Bewegung der Tiere wie in der VOL zu hohen Bioaerosol Konzentrationen in der Stallluft führen. Deutlich geringer sind diese Belastungen in BK und AK, die sich untereinander nicht wesentlich unterscheiden.

Einen wichtigen Einfluss auf die Höhe der Kontamination der Stallluft nimmt die Lüf-tung. Dies wird an den jahreszeitlichen Unterschieden deutlich, die direkt mit der In-tensität der Lüftung zusammenhängen, die wiederum, wie heute üblich, über die Stall- und Außentemperatur gesteuert wird. Es sollte überlegt werden, künftig auch Regelsysteme zu entwickeln, die die Gesamtbelastung der Luft mit berücksichtigen.

Die könnte sicher der Gesundheit des im Stall arbeiten Menschen dienen, zumal mehr als 12 % von Arbeitern auf Geflügelfarmen über Atemwegsprobleme bei oder nach der Arbeit berichten (NOWAK 1998, RADON u. MÜLLER 2003). Auch für die Tiere dürfte die Belastung geringer werden, wenn auch bei den Todesursachen der Legehennen Atemwegserkrankungen nicht im Vordergrund stehen. Höhere Bioaero-solkonzentrationen in der Stallluft können darüber hinaus auch lebensmittelhygie-nisch und umwelthygielebensmittelhygie-nisch von Bedeutung sein. Aus stark belasteter Luft können mit dem Luftstaub Keime auf der Schale frisch gelegter Eier sedimentieren und beim Abkühlungsprozess über die Poren in das Innere des Eies gelangen. Ei-getragene Infektionen z. B. durch Salmonellen beim Verbraucher sind keine Seltenheit (HAFEZ 2003, RABSCH et al. 2003).

Umwelthygienisch wäre es von Nutzen, wenn die Bioaerosolemissionen aus den Ställen vermindert werden könnten. Eine Verminderung der Entstehung im Stall wür-de auch die Abgabe nach draußen reduzieren. Dies würwür-de auch die möglicherweise in einem Stall vorhandene Krankheiterreger betreffen und ein Beitrag zum Schutz der Nachbarbestände darstellen.

Aber nicht nur andere Bestände und Tiere würden davon profitieren. Eine Reduktion von Emissionen vermindert auch die Belastung von Anwohnern, die in der Nähe von großen Geflügelfarmen leben. Hier werden immer wieder die Pilze und die Endotoxi-ne genannt, die eiEndotoxi-ne mögliche allergisierende Wirkung bei diesem PersoEndotoxi-nenkreis hervorrufen können. Die hier gezeigten Befunde deuten allerdings darauf hin, dass die Belastung mit diesen Stoffen entweder saisonal bedingt (Pilze ohnehin in der Au-ßenluft vorhanden sind) oder im Falle der Endotoxine nur recht begrenzt um die Stallanlagen auftritt. Über ähnliche Erfahrungen berichten auch SCHULZ et al.

(2005).

Es erscheint dennoch notwendig, weitere Untersuchungen zu Art, Umfang, Auftreten, Verbreitung und Bedeutung der Bioaerosole in der Stallluft durchzuführen. Dazu be-darf es auch der Weiterentwicklung der Messtechnik. Das hier benutzte Messsystem mit Messpunkten im Stall und außerhalb des Stalles stellt eine effektive Möglichkeit dar, die Höhe der Bioaerosolbelastung in und um Legehennenställe einzuschätzen.

Notwendig ist, dass stets eine Mehrzahl von Stalluftcharakteristika erfasst wird. Dazu gehören mindestens Temperatur und Feuchtigkeit der Luft, die Gase Ammoniak und

Kohlendioxid, Fein- und Grobstaub (aveolengängig, einatembar) und der Keimgehalt, am besten angepasst an die jeweils spezifische hygienische Fragestellung.

Untersuchungen der durchgeführten Art sind mit erheblichem Aufwand verbunden, wenn man sie ständig produktionsbegleitend vornehmen will. Die vorgestellten Erfah-rungen zeigen, dass Messungen über 24 Stunden ein geeignetes Vorgehen sind, um Durchschnittswerte zu ermitteln, relative Bewertungen z.B. der Staubbelastung, aber auch der anderen untersuchten Komponenten, in einem Haltungssystem und im Vergleich zu anderen Haltungssystemen vorzunehmen.

Die Befunde weisen auch auf aktuelle Konflikte hin, die sich aus der modernen Nutz-tierhaltung und besonders in der Legehennenhaltung ergeben. So lässt z.B. die VOL den Tieren ein hohes Maß an Bewegungsfreiheit und Ausübung ihres natürlichen Verhaltens, gleichzeitig wird aber die Luft sowohl im Stall als auch außerhalb des Stalles erheblich mit Staub, Ammoniak und Keimen belastet. Mit der Kontamination des Stalles, besonders im Scharrbereich, durch Staub und Kot steigt auch die Gefahr der Ansteckung in der Herde. Wenn ein Tier mit einem pathogenen Erreger infiziert sein sollte, so kann sich die Infektion in einer VOL durch direkten Kontakt der Tiere untereinander oder über die Einstreu, im Gegensatz zu einem Käfigsystem, auf alle Tiere rasch ausbreiten. Andererseits erlaubt ein BK kaum das Ausüben typischer Verhaltensmerkmale einer Henne wie Scharren oder Aufbaumen auf Sitzstangen.

Dieser Konflikt soll durch den AK gelöst werden, der Sitzstangen, Legenest und Sandbad zur Verfügung stellt. Hier bleibt der hygienische Vorteil der Trennung von Kot und Henne weitgehend gewahrt. Unklar sind derzeit allerdings noch u.a. die An-ordnung der Sitzstangen im Käfig, die optimale Gruppengröße, die Höhe der Käfig-einheit oder die funktionelle Gestaltung des Sandbades.

Nicht zuletzt sollte darauf hingewiesen werden, dass die Qualität des erzeugten Pro-duktes Ei von entscheidender Bedeutung für die Weiterentwicklung und Wirtschaft-lichkeit der Haltungssysteme ist. Sie sollten stets durch Konstruktion und Betrieb we-sentlich zur Minimierung der Belastung der Eier mit Infektionserregern wie Salmonel-len oder mit Rückständen beispielsweise aus der Bekämpfung der roten Vogelmilbe (HAMSCHER et al. 2003b) beitragen können. Wichtig ist, dass künftig die hygieni-schen und ethologihygieni-schen Vorteile der Systeme ausgewogen zusammengeführt

wer-den. Dazu bedarf es noch weiterer Untersuchungen, die auch die Beurteilung der Luftqualität mit einschließen müssen.

4.2 Befunde im zwangsbelüfteten Broilerstall