• Keine Ergebnisse gefunden

Die Therapieziele von Patienten in der stationären

4. ERGEBNISSE

4.1 Die Therapieziele von Patienten in der stationären

Die 2805 untersuchten Patienten gaben insgesamt 10710 Therapieziele an. Das ergibt im Mittel 3.81 Ziele (1-5, SD=1.23) pro Patient. Ca. 17.5% der Patienten verfolgen nur Ziele aus einer Kategorie, 33% aus zwei, 36% aus drei, 12% aus vier und 2% aus fünf Kategorien. Die folgende Abbildung 3 gibt die Verteilung aller Ziele über die Grobkategorien des BIT-T wieder.

O 3.5

%

P 47.5%

R S 7.4%

13.1%

W

15.9% I

12.5%

Abbildung 3: Die relativen Häufigkeiten der Grobkategorien des BIT-T in Bezug auf alle 10710 von den Patienten genannten Ziele mit P: problem- und symptombezogene Ziele; I:

interpersonale Ziele; W: Wohlbefindensziele; O: Orientierungsziele; S: selbstbezogene Ziele und R: Restkategorie.

Auf der gröbsten Abstraktionsebene fallen damit fast die Hälfte aller genannten Therapieziele in den Bereich der symptom- oder problembezogenen Inhalte. Die Bereiche Wohlbefindensziele, Selbstbezogene Ziele und Interpersonale Ziele sind mit ca. 13% bis 16% deutlich seltener vertreten. Orientierungsziele bilden mit ca. 4%

die am wenigsten genannte Kategorie. Ca. 7% der Therapieziele konnten auf dieser Abstraktionsebene keiner Kategorie zugeordnet werden. Die Testung der Grobkategorien auf Gleichverteilung resultiert in χ2 (5/10710)=7977.01 mit p≤.001 und einem ω von 0.82, was im Sinne von Cohen (1992) einem großen Effekt entspricht.

Auf der mittleren Auflösungsebene finden sich Ziele aus allen 43 Kategorien des BIT-T. Die 22 Kategorien, die dabei mindestens einen Anteil von 1% der Gesamtzielmenge ausmachten, sind in Tabelle 15 wiedergegeben2.

Tabelle 15: Relative Häufigkeiten der Kategorien des BIT-T auf der mittleren Abstraktionsebene für alle Ziele

Zielkategorie Häufigkeit Prozent

Körperbezogene Probleme 1593 14.87

Ängste 964 9.00

Entspannung & Gelassenheit 863 8.06 Probleme in umschriebenen Lebensbereichen & Stress 742 6.93

depressives Erleben 672 6.27

Selbstbewusstsein, Selbstwert & eigene Schwächen 599 5.59 Selbstbehauptung und Abgrenzung 551 5.14

Wohlbefinden 480 4.48

nicht kategorisierbar 369 3.45

Selbstreflexion & Zukunft 335 3.13

Bewegung & Aktivität 333 3.11

Schlaf 304 2.84

Selbstverwirklichung 296 2.76

Essverhalten 274 2.56

rein somatische Ziele 247 2.31

Selbstverwirklichung 225 2.10

Kontakt, Nähe & Austausch 224 2.09

Medikamente 204 1.90

Alleinsein & Trauer 201 1.88

Bestehende Partnerschaft 145 1.35

Gefühlsregulation 127 1.19

NNB Selbstentwicklung 110 1.03

Anmerkung: Wiedergegeben sind nur Kategorien mit einer relativen Häufigkeit von ≥ 1%

Am häufigsten ist auf dieser Ebene die Kategorie der körperbezogenen Probleme mit ca. 15% vertreten. Dann folgen die Bereiche: Ängste bewältigen, Entspannung und Gelassenheit finden, Bewältigung von Stress und von Problemen in verschiedenen Lebensbereichen, Depression bewältigen, Selbstbewusstsein, Selbstwert und – akzeptanz steigern, interpersonale Selbstbehauptung und Abgrenzung von anderen und Ziele des körperlichen und psychischen Wohlbefindens. Die Testung auf Gleichverteilung über alle Kategorien der mittleren Auflösungsebene resultiert in χ2 (42/10710)=18986.17 mit p≤.001, bei zwei von 43 Kategorien (4.7%), die mit weniger als fünf Patienten ungenügend besetzt sind (NNB Wohlbefinden: N=2 und NNB

2 Die vollständige Darstellung der Kategorien-Häufigkeiten findet sich in Anhang C.

Orientierung: N=1). Hinsichtlich der Effektstärke resultiert mit ω von 1.77 ein großer Effekt.

Auf der feinsten Auflösungsebene sind 100 der insgesamt 109 möglichen Zielkategorien vertreten. Lediglich die Kategorien: „Selbstdestruktives Verhalten“,

„Suizidalität & Selbstdestruktives Verhalten NNB“, „Suizidalität und Selbstdestruktives Verhalten Restkategorie“, „Zwänge Restkategorie“,

„Suchtverhalten Restkategorie“, „Sexualität Restkategorie“, „Bestehende Partnerschaft Restkategorie“, „Alleinsein und Trauer Restkategorie“, „Bewegung und Aktivität Restkategorie“ bleiben unbesetzt. Die Kategorien, deren relative Häufigkeit bei mindestens 1% liegt, sind in Tabelle 16 wiedergegeben, die vollständige Verteilung findet sich im Anhang C.

Tabelle 16: Relative Häufigkeiten der Kategorien des BIT-T auf der feinen Abstraktionsebene für alle Ziele

Zielkategorie Häufigkeit Prozent

körperliche Schmerzen 831 7.76

andere spezifische körperliche Probleme 693 6.47 Entspannung & Gelassenheit NNB 659 6.15

Ängste NNB 551 5.14

Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen & Selbstwertgefühl 513 4.79

Stress 438 4.09

nicht kategorisierbarer Ziele 369 3.45

Depressives Erleben NNB 340 3.17

Selbstbehauptung & Abgrenzung im Verhalten 332 3.10

Schlafprobleme 302 2.82

Selbstreflexion & Zukunftsperspektiven 248 2.32

rein somatische Ziele 246 2.30

Psychisches Wohlbefinden (mit depressivem Kontext) 241 2.25

Ausbildung & Arbeit 237 2.21

mehr Bewegung 233 2.18

Medikamente NNB 207 1.93

Übergewicht 183 1.71

Verwirklichung eigener Pläne & Wünsche 162 1.51

andere Ängste 155 1.45

Trauer & Verarbeiten von Verlust 150 1.40 Selbstbehauptung & Abgrenzung 128 1.20

Umgang mit Gefühlsregungen 128 1.20

Respektieren eigener Wünsche & Grenzen 127 1.19 Mehr Kontakt aufnehmen/ Austausch verbessern 123 1.15 Negative Gedanken & Gedankenabläufe 119 1.11

Selbstentwicklung NNB 110 1.03

Selbstverwirklichung NNB 110 1.03

Anmerkung: Wiedergegeben sind nur Kategorien mit einer relativen Häufigkeit von ≥ 1%

Am häufigsten wurden hier die Kategorien: „körperliche Schmerzen“, „körperliche Beschwerden unspezifiziert“, „nicht näher benannte Ziele von Entspannung und Gelassenheit“, nicht näher benannte Ziele aus dem Bereich „Angst/Ängste“ und

„Selbstsicherheit, -vertrauen u. –wertgefühl“ gewählt. Auf der Ebene der feinsten Auflösung ergibt sich für die Testung auf Gleichverteilung ein χ2(106/10710) von 24628.65 mit p≤.001 bei 26 Kategorien (23.9%), die mit N≤5 nicht ausreichend besetzt sind. Für die Effektstärke ergibt sich ein ω von 2.3. Damit liegen auf allen drei Abstraktionsebenen große Effekte im Sinne der Konventionen von Cohen (1992) vor, wobei die Stärke der Effekte mit zunehmender Konkretheit der Zielerfassung zunimmt.

Werden nur die „Hauptziele“ (laut Psy-BaDo) untersucht, so dass jeder Patient mit nur einem Wert in die Auswertung eingeht und damit die Unabhängigkeit der Daten gewährleistet ist, so ergibt sich für die 2805 erstgenannten Ziele auf der gröbsten Abstraktionsebene die in der folgenden Abbildung 4 wiedergegebene Häufigkeitsverteilung.

O

2.9% P

61.2%

R S 7.9%

9.9%

W 9.6%

I 8.5%

Abbildung 4: Die relativen Häufigkeiten der Grobkategorien des BIT-T bei den „Hauptzielen“ mit P:

problem- und symptombezogene Ziele; I: interpersonale Ziele; W: Wohlbefindensziele;

O: Orientierungsziele; S: selbstbezogene Ziele; R: Restkategorie.

Die Testung der Grobkategorien auf Gleichverteilung resultiert hier in χ2 (5/2805)=4068.93 mit p≤.001 und ω =1.2. Auf der mittleren Auflösungsebene sind bei den „Hauptzielen“ die Beseitigung/Linderung/Bewältigung körperbezogener Probleme mit 22.3% die am häufigsten vertretenen Therapiezielinhalte. Dann folgen:

Ängste bewältigen (13.8%), Bewältigung von Stress und von Problemen in

verschiedenen Lebensbereichen (8.2%) und depressives Erleben (7.9%). Die Häufigkeiten der dann folgenden Kategorien finden sich im Anhang C. Die Testung der Kategorien der mittleren Abstraktionsebene auf Gleichverteilung der Kategorien ergäbe ein χ2(41/2805) von 8366.59 mit p≤.001 bei insgesamt 42 vertretenen und 8 mit N ≥ 5 nicht ausreichend besetzten Kategorien (18.6%). Für die Effektgröße ω ergibt sich ein Wert von 1.7. Auf der Ebene der feinsten Auflösung waren bei den

„Hauptzielen“ die am häufigsten vergebenen Zielkategorien: „körperliche Schmerzen“

(12.9%), „unspezifizierte Angst/Ängste“ (8.7%), „nicht näher klassifizierbare körperliche Probleme“ (8.7%), „Stress und Probleme in bestimmten Lebensbereichen“ (4.9%) und „depressives Erleben“ (4.8%)4. Für den Test auf Gleichverteilung ergäbe sich hier: χ2(89/2805)=9434.84 mit p ebenfalls ≤.001 bei insgesamt 90, und 45 für den χ2-Test nicht ausreichend besetzten, Kategorien (41.3%). Die Effektstärke liegt hier bei ω =1.84. Somit liegen auch bei der Verteilung der Hauptziele jeweils große Effekte vor, die mit zunehmender Konkretheit der Zielerfassung ansteigen. Abbildung 5 gibt die Verteilung über die Zweit-, Dritt-, Viert- und Fünftziele der Patienten über die Grobkategorien wieder.

2.6%

48.5%

12.4% 7%

15.3%

14.15%

12.3%

20.8%

13.7% 7.6%

42.5%

3.2%

Ziel 2 Ziel 3

5.4%

39%

7%

15.4%

18.5%

14.6%

5.1%

36.5%

17.2% 7.7%

18.5%

16.1%

P I W O S R

Ziel 4 Ziel 5

Abbildung 5:Die Verteilung der Zweit- bis Fünftziele mit P: problem- und symptombezoge Ziele;

I: interpersonale Zielen; W: Wohlbefindensziele; O: Orientierungsziele; S:

selbstbezogene Ziele und R: Restkategorie.

Es ist klar erkennbar, dass der Anteil an problem- und symptombezogenen Zielen vom erstgenanten bis zum letztgenannten Ziel kontinuierlich abnimmt, wohingegen sich der Anteil der Wohlbefindens- bzw. der interpersonalen Ziele mehr als bzw. fast verdoppelt.

Analysiert man zur besseren Vergleichbarkeit die Häufigkeiten - analog zur Vorgehensweise von Grosse Holtforth und Grawe (2001) und Grosse Holtforth et al.

(in press) - den Anteil an Patienten, die mindestens ein Ziel einer bestimmten Kategorie verfolgen, so ergibt sich für die grobe und die mittlere Ebene die in Abbildung 6 dargestellte Verteilung.

21,6

Abbildung 6: Prozentualer Anteil der Patienten, die mindestens ein Ziel der jeweiligen Mittel- und Grobkategorien verfolgten. P, I, W, O, S und R: vgl. Abbildung 5.

P: 88.00%

Damit verfolgen auf der groben Abstraktionsebene fast 90% der Patienten ein problem- oder symptombezogenes Therapieziel. Innerhalb der problembezogenen Ziele dominieren Patienten, die mindestens ein sich auf den Umgang mit körperlichen Beschwerden beziehendes Ziel verfolgen. Dann folgen Patienten, die mindestens ein angst-, stress- oder depressionsbezogenes Therapieziel verfolgen.

Im Bereich des Wohlbefindens dominieren entspannungs-/erholungsbezogene Ziele und bei Zielen der Selbstentwicklung die, die eine positivere Einstellung zu sich selber thematisieren.

Ausschließlich problem- und symptombezogene Ziele wurden von 15.2% der Patienten verfolgt, ausschließlich interpersonale Ziele lediglich von 0.7%, Wohlbefindensziele von 0.4%, Orientierungsziele von 0.03%, Selbstbezogene Ziele wurden von 0.4% und Ziele der Restkategorie von 0.8% der Patienten verfolgt.

In Bezug auf häufige Zielkombinationen ergibt sich, dass mit 11.4% am häufigsten problem- und symptombezogene Ziele zusammen mit Wohlbefindenszielen verfolgt werden. Dann folgen Kombinationen aus problem- und symptombezogenen, interpersonalen und Wohlbefindenszielen (8.3%), problem- und symptombezogenen, Wohlbefindenszielen und selbstbezogenen Zielen (7.9%), problem- und symptombezogene Zielen, interpersonalen und selbstbezogenen Zielen (6.1%) und problem- und symptombezogenen Zielen und Zielen aus der Restkategorie (5%).

Damit sprechen die Befunde insgesamt zum einen dafür, dass sich die relativen Häufigkeiten der Therapiezielkategorien des höchsten Abstraktionsgrades des BIT-T voneinander unterscheiden, womit die SV 1 eingetroffen ist. Zum anderen zeigt sich, dass die wesentlichen inhaltlichen Merkmale der Häufigkeitsverteilung wie z.B. die Dominanz problem- und symptombezogener Ziele oder die hohe Prävalenz von Zielen, die sich auf körperliche Beschwerden beziehen, sich unabhängig davon zeigen, ob alle Ziele, nur die Erstziele oder der Anteil an Patienten betrachtet wird, der zumindest ein Ziel aus der jeweiligen Kategorie verfolgt.