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Die Theologie des Lactanz

Im Dokument Theologie Kirche, (Seite 159-200)

Von llr. llvLllacIi,

Dlrector der Aimenschuie in St. Peterlibulg, (Forlschung,)

Zweiter Artikel.

>^>l der Offenbarung knüpft Gott das eiste Band der Gcmcinschcift zwischen sich und dem Menschen dadurch, daß er sich dem Menschen als

den bezeugt, der er ist. Diese Bezcugm'g hat sein Dasei» nicht zum im-mittelbaren Gegenstände. Denn das Dasein Gottes ist, einige verschrobene Philosophcnko'pfc ausgenommen, anch dem Heiden gewiß geblieben lind mußte ihm gewiß bleiben, so Icmgc er noch eines unbefangenen Blickes in den Wunderbau der Natnr und seines eigenen Geistes fähig war '). Es kam gegenüber dem Gewirr der verkehrtesten Vorstellungen uon Gott lediglich auf eine Bezeugung der G r u n d z ü g c i m W e s e n G o t t e s an, und auch diese ist nicht, wie bereits oben angedeutet ^), als eine Enthüllung specifisch neuer, sondern als die Bestätigung und Anfrischiing alter, von Anfang offenbarter Wahrheiten anzusehen. Damit ist freilich die Fülle des göttlichen Wesens dem Angc des menschlichen Geistes noch nicht erschlossen. Denn Gottes unendliche Wcscnefüllc kann so wenig von dem endlichen Menschen erfaßt, als durch das Wort des menschlichen Mundes dargestellt werden.

Dessen bedarf es aber auch nicht. Denn alle Erkenntniß Gottes hat mir eine praktische Tendenz. Sie soll Religion, daß heißt Anerkennung, A n -bctnng, die höchste Furcht und Liebe sammt thätigem Gehorsam, bewirken und dadurch den Gewinn des ewigen Lebens »ermitteln'). Dazu genügt,

I) V>,l. S. 29. Anm, I. — 2) Vgl. S. 20, 30. — 5) IV. I . A„f, III. 7 Vndc.

Ü?it. «. 59. VII. 5 E„de. VII, ö Mitte.

1 1 *

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V ι-. Ouer lach.

daß der Mensch einen lebendigen Eindruck wie von der Majestät, so von der Liebe Gottes empfange, »nd diese Eigenschaften Gottes vermag die göttliche Offenbarung eben so gcnngsam zu enthüllen als der menschliche Beistand zu fassen >). Unter der Majestät Gottes versteht Lactanz diejenige Seite des göttlichen Wesens, darnach es von dem menschlichen Wesen total verschieden, unendlich über dasselbe erhaben und desselben Herr ist. D a s ist die auf der absolute» Selbstständigkeit, Unvcrändcrlichkcit nnd Einheit , beruhende Allmacht, Weisheit nnd der Zorn Gottes. Diese Eigenschaften sind der Quell der ehrfurchtsvollen Scheu nnd peinvoUcn Angst des Mcn>

schcn vor Gott. Ihnen gegenüber steht die Liebe, in welcher sich Gott väterlich zn der Ereatur hcrnicdcrneigi nl? wohlthuende Gütc gegen alle Licntur, als tragende Geduld gegen den unbußfcrtigcn, aber noch bekehrnngs»

fähigen Sünder, als vergebende Versöhnlichkeit gegen den NeumiÜhigcn, als züchtigende Fürsorge »nd lohnende Dankbarkeit gcgcn den Gerechten. Sie ist der Qncll der Liebe zu Gott -).

I n der sittlichen Majestät beruht ihm die Grnndbcstimmtheit des göttlichen Wcsens >md die eiste Bedingung aller wahren Anbetung. Denn ist Anbetung zunächst Beugung vor einem Höheren, so kau» sie vollendet erst da sein, wo der Gegenstand der Verehrung das absolut höchste und nllcr Dinge mächtige Wesm ist. Als solches stallt sich der Gott der Offen»

bannig dar, wenn er sich den Schöpfer aller Dinge nennt. I s t er aber die Ursache der Welt und muß das, was ist, nothwendig einmal einen Anfang genommen haben, so ist der Gott, vor de»! nichts dagewesen ist, nothwendig auch die Ursache seiner selbst, sein Wesen seine eigene That, Prodiict seines Willens. „Deihalb nennt i h n , " lauten seine Worte, „Apollo den von selbst Entstandenen, die Sibylle den aus sich selbst Gewordenen und Smeca sagt: „ „ U n s hat ein Anderer erschaffen und grb,I0ct, Golt aber hat sich seilst gemacht."" Gott ist so, wie er sein wollte'); ein Gedanke, der seine weitere Begründung in der neueren Theologie finden sollte <).

Wenn man mit dieser Anschauung Aussprüche, wie die, daß Gott allein nicht gemacht sei, daß er des Ursprungs entbehre ». a. °), nicht zu vereinen gewußt, und Lact. darüber des Widerspruchs mit sich selber geziehen hat,

I) II. 8. — 2) IV. 3. 4, — I. 3. 7. 8. II. 8. v« opif. e, 3, üp!t, 59. — VI. 9. II, 17. De il» e. 20. VI. 24. V° is» 19. V. 22, Do ir» 'S. Uplt, <-.

Ü2. — 2) II. 8. I. 7. — 4) Vgl. Iul. Müller, d. chiistl. Leb« v. d. Sünde 3. V.

1. Abch. 4. <5ap. - b) II. 8. IV. 29.

Die Theologie des Lactanz

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so hat man einfach übersehen, daß mit den Aussprüchen der letzter« A l t mir der Ursprung nus einem A n d e r n verneint werden soll')- I s t Gott aber der Linzige, der nicht gemacht ist, so kann er wohl Alles vernichten, selbst aber nicht vernichtet werden; immer wird er das bleibe», was er war; er ist als der Absolutselbstständigc auch der Unveränderliche, Unvergängliche, Ewige, und ebenso auch der Linzige, so gewiß, abgesehen von anderen, allerdings völlig unhallbarcn, Gründen, mit der Theilung des göttlichen Wesens auch Beschränkung desselben eintritt °). Die religiös' sittliche Bedeutung dieser zuletzt genannten Ligcnschaften des gütllichen Wc>

scns berührt er freilich nicht weiter, als das» er ans den Einfluß hinweist, den die Anerkennung des Linen Gottes und Vaters auf die Stellung der Menschen zn einander habe'); rücksichilich der Stellung des Menschen zu Gott bleibt er einfach bei dem Gedanken stehen, daß, so Gott ein einiger sei. der mit Verkennung dieser Wahrheit gesetzte Poly!hcism»s stets eine Schmälcrnng der Lhrc in sich schließe, die Gott gebühre, und daher zuletzt ein gerechtes Strafgericht Gottes nach sich ziehen müsse'), stlm so cnt-schicdcncr bringt er diesen Gesichtspunkt bei der Weisheit, dem Zorne nnd der Liebe zur Geltung, freilich „icht ohne eine bedenkliche Bestimmung des göttlichen Zornes. Wie wir aus der Schrift <Ie ii-a erfahren haben, dcfi-nirt er den Zorn Gottes zunächst als die Bewegung der Seele, welche in der Strafe eine Correcüv und eine Schranke der Sünde schafft. Damit w,ll er die Strafe nun allerdings nicht bloß z» einem Zuchtmüttl f ü r die Bösen nnd zn einem Schutzmittel w i d e r die Bösen machen. I m weiteren Verlauf der Erörterung erkennt er auch einen Zorn Gottes a n , der ewige Strafen über den unverbesserlichen Sünder «erhängt, nnd erklärt für den Zweck dieser Strafen: daß der Sünder den wahren Gott, den er ans seinem Worte nicht kennen lernen wollte, nun aus seiner Strafe kennen leine °). Es handelt sich also bei der Strafe in letzter Instanz um die Geltcndmachnng der Ehre Gottcs nnd Verwirklichung des letzten und höchsten Zweckes alles endlichen Daseins, die Anerkennung Gottcs, welche V.1N der freien Lrcatur schließlich selbst widerwillig geleistet werden muß;

und während in den zeillichcn Strafen neben dem Zorne auch noch die

I ) Vgl. non L2t ÄÜunä« L«nel!Uu? nee lll'tuZ. I I , 8. Laren« llNßms im Gegensatz zum Sohn?. IV. 29. — 2) I I , 8. 1 3 , Do !ra <:. N . — 3) üpit, c, ö3.

— 4) Z. Ä. I. 10, I I , 17. — 5) Do ira c. 20 ünä°, Lplt. c. 53. Die ganze

1 5 4 v r , O v e i l a c h ,

Liebe sich ausspricht, welche den Sünder vor weiterem Verderben bewahren und seine Umgebung gegen weitere Ucbcrgriffc desselben sichcistcllen w ll, ist die ewige Verdammnis! ein reiner Act göttlicher Gerechtigkeit, welcher den dauernd als NcbcUen brandmarkt, welcher sich dauernd gegen Gott in Rebellion befindet. Aber dieses ewige Beharren in der Sünde ist ihm eigentlich auch das Wescnhaftc an der Sünde, das, was allein unbedingte Berücksichtigung von Seiten Gottes erfordert. Die Sünde an sich, abgc>

sehen von ihrer ewigen Dauer, hat keine Bedeutung. Sie verletzt Gott nicht, und so sie Gott verletzte, weil sie doch eine Verhöhnung seines Gesetzes ist. so hat er Macht, darüber hinwegzusehen und zu erwarten, ob nicht der Sünder sich eines Bessern besinnt und durch seine Sinnesänderung nud der entsprechende Handlungsweise ihm zuletzt die Ehre giebt und damit das wieder gut macht, was er Anfangs schlecht gemacht halte '). Es ist klar, ein Bewußtsein von der Heiligkeit Gottes, welche keiner Sünde Vergebung zuläßt ohne Blutvergießen, hat Lact. nicht. Obgleich er den Ausdruck „gött-lichc Natur" zur Bezeichnung des göttlichen Wesens verschmäht und dafür lieber „göttliche Nothwendigkeit" sagen will 2), so schlägt die absolute Selbst-ständigkcit bei ihm doch dermaßen vor, daß er von einer Willkür m Gott auch da noch nicht lassen kann, wo Gott sich kraft seines Willens in seiner Wesenheit längst bestimmt hat, und damit ist natürlich ein Verständnis; der göttlichen Heiligkeit, welche strafen m u ß , von vorn herein nnmügüch gc>

macht'). Deshalb kann man sich denn mich nicht wundern, daß er in dem Blute des Passahopfcrs nur das Kreuzeszeichen vorgebildet sieht, mit dein die Christen sich zum Schutze wider die Dämonen die S t i r n bezcich»

ncn, und daß er von dem Tode Ehristi nicht mehr zu sagen weiß, als daß in ihm die Tugend Christi sich vollendet habe <). Die Offenbarung des verdammenden Zornes Gottes ist aber kcineswegcs auf das Gericht am Ende der Tage beschränkt. Sie erfolgt schon in diesem Leben in den Plagen und dem außergewöhnlichen Tode, welche über die unbeugsamen Frevler kommen, und neben ihr her geht die Offenbarung des Zornes, der dem bckchrungsfähigen Sünder gegenüber sich zugleich den Gedanken der göttlichen Liebe dienstbar macht. I n ihr nnn wie in den Aeußerungen der Weisheit und der Liebe, Gottes beruht vornehmlich das religiöse Leben des

1) vc> ir» e. 19. 20. In8t. V I , 24. — 2) v « ir» °. 15. — 3) Vgl. v « «z>il.

c. 3. V I . 24. — 4) I V , 26.

)ie Theologie dci Laclnnz, 155 Menschen. Dcn» wie Liebe nur durch Liebe geweckt wiid, so Furcht und Ehrfurcht im letzten Grunde nur durch das Bewußtsein, daß Gült sich strafend wider dm wende, den seine Majestät und Liebe nicht zur Anbc»

tung und zu»! Gehorsai» treibe» >).

S o hat mau also Gott nicht zu denken als das völlig bcstimmungs>

lose Sein. Wcnugleich die aus der Endlichkeit oder der Sünde anfsteigcn-dcn Astete von ihui fern zu halte» sind-), sli trägt cr doch nnicrschicd-lichc Geistcskräftc und Affectc in sich, wie der Mcnsch, de» cr nach seinem Bilde geschafft» hat, u»d cbcn darin Ixruht sei» ^cbcu'), Ja, cr ist dem Nesm dco Vtnischcn noch näher z» dcnlcu. Den» zwar ist er rein ne>

stigcr Natur und durchaus uukmpcrlich ^), aber Ilnköiperlichfeit schlicht die Gestalt nicht aus, und diese muß Gott haben, so der Brgriff „Bild Gottes", zu dem der Mensch erschaffen ist und das mit der Auflösung des Körpers

"'cht zerstört wird, nach seinem Wortlaut zu verstehe» ist'»). Es ist nicht bloß die Vckanutschaft mit TertuIIian, was Lact, zu dieser Anschauung gebracht hat, sie ergab sich als nothwendige Lonsequenz ans seiner Ans»

fassung des Geistes, welche über einen gewissen Materialismus nicht hii:>

wegkommt. Dcn» wenn er der menschlichen Seele wie de» Engeln das Prädikat tonuis giebt"), so kann cr sie sich nicht rein geistig gedacht haben. Zwischen dein crcaiürliche» und de», göttlichm Geiste kennt cr aber keine» specifische» Unterschied, weil ihm der crstcrc lediglich ein Aue-fl»ß aus dem Geiste Goltcs ist'), Dcshalb kann cr die Seele auch ohne Weiteres ei» Jener nenne», zumal da cr ein göttliches Feuer kennt, wel-chcs, anders geartet als das irdische, „immer durch sich selbst, ohne alle Nahrung, fortbrennt nnd rauchlos, rein, klar iuid finßig ist wie Wasser" ").

Wenn cr dan» weiter de» Unterschied zwischen de» Engeln nnd de»!

Sohne Gottes dem Unterschiede zwischen dein Hauche der Nase n»d dem Worte des Mundcs gleichseht nnd crstcre, wie Adam, a»3 der Nase, letztere aber ans dein Munde Gottes als Hauch und lautbaicn Schall

hervor-Y De !ra c, 6, 8. — 2) De !i-a c. 15, IN. — 5) De !r>l e. 18. — 4) V I . 25.

V I I . I . 9. — 5) V, 8 : v c l wmpliim e»t 1i(,mn ip»«, czui iißiiram l!ol Zozt.-U. v s i r » e. 2 i ..c»l1»nt, <iui Kz;>irlm, i,l>z;«nt I,»!,rr« uüum <Ic»m. c. 18. Ueber die kör»

perlose Gnste»z der Seele, welche dem Lei» Motte? ähnlich,,vgl, V I I . 9, — t>) V I I . ! 2 . I I . 14. — 7) I I . 12. V I I . 5, 12, - 3) I I . 12. V I I . 2 1 . D.iß er den heil, Geist ( V I I . 2 l ) „pusu» »o Ιί^,ΐί,Ι»« «o i n ll<^»^<> !„o,1u,n Nu!,!»«" nenne (Hagenb. Dogmcü^'sl!'.

S . 2 7 1 ) , ist nicht richtig. An jener Stelle ist nicht vom h. G , , sondern vom Fencr de« Gerichtes die Rede,

1 5 6 Dr. O v e r l a c h ,

gehen läßt ' ) , so giebt er damit wohl unzweifelhaft Zeugniß, daß cr sich die Gestalt Gottes in der That als dcr menschlichen Gestalt völlig gleich gedacht und eine Verschiedenheit nur in dcr Qualität dcr Substanz gc-funden habe.

I n der Fülle dieser Eigenschaften hatte Gott keinen Mangel. Er bedurfte keines Dinges außer sich. Was ihn zu befriedigen vermochte, trug er in sich selbst ^). Wenn es nun dennoch ei» Lebendiges neben ihm giebt, so kann dieses den Grund seiner Existenz nur in dem freien Beschlusse Gottes haben, seine Majestät auch Anderen kund »nd dadurch zum Gegen-stand der Anbetung, des Lobes und des Preises werden zu lassen '). Zwar macht sich auch die Liebe dabei geltend, denn die Crcatur, welche für Gottes Majestät ein Auge und Herz hat, soll in ihrem Gottesdienste selig werden, gleich wie Gott es ist^); nber sie tritt, weil sie von Lact. eben nur als Eine unter andern Eigenschaften gefaßt ist, doch nur nebensächlich ans, und als das Höchstbestimmcnde in Gott giebt sich auch hier wieder dasselbe zu erkennen, was uns im Zorne begegnete, der unbeschränkte Wille, der sich so oder so äußert, ohne in sich selbst eine Nöthigmig zu seinem Entschlüsse zu finden. Dasjenige Wesen n»n, welches zn dieser Verherrlichung Gottes bestimmt ist, ist dcr Mcnsch. Seine Erschaffung hat aber noch zwei andere Schöpfungen zur Folge, von denen die eine dem Menschen dienen und in ihm ihren Zweck und ihr Ziel haben, die andere Gottes Berather und Gehilfe in dcr Herstellung des beabsichtigten Werkes »nd die Mittel»

Person zwischen Gott und den übrigen Creaturen werden soll, die eine lief unter dein Menschen, die andere hoch über ihm stehend. Das ist die ficht»

bare Natur mit der Menge ihrer Einzelwesen und dcr Sohn Gottes mit den Engeln').

Das Erste, was Gott hervorbrachte, war sein S o h n , ein ihm ahn-licher Geist, dessen Erzeugung sofort die Erschaffung unzähliger ähnahn-licher Geister durch seine Vermittelung folgte'j. Die Art und Weise seiner Hervorbringung ist zwar für uns in tiefes Dunkel gehüllt, doch fällt ein Lichtstrahl darauf aus den Namen, welche die heil. Schrift diesem Geiste und den durch ihn geschaffenen Geistern giebt. Während sie ihn das Wort Gottes, nennt sie die andern „Hauche" (zpiritus) Gottes. Darin liegt

I) IV. 8. - 2) VII. 4, s, Do ir» «. 16. - 3) VII. s. — 4) Z. B. VII. ö.

6) VIl. 5. II. S. — «) II. 8. IV. S,

1 ^ 7 Die Theologie des Vactanz, ^ " ' angedeutet, daß er c u m voco !io sono ans Gottes Munde nnnnttelbar hcroorgcgangcn ist, jene aber schweigend ans Gottes Ode»! (uaridus) cnt-standen sind, eine Verschiedenheit der Entstehung, welche sich ans der Vcr-schicdenhcit ihrer letzten und höchsten Aufgabe, für den Einen Verkündigung des Einen Gottes unter den Menschen und für die Andern Handreichung an die Menschen in geringeren Sachen, erklärt >). I n diesen! crstcrzcngtcn Sohne prägte nun Gott licrniöge seiner nnanedenklichcn Kraft und Herr»

lichkcit sein ganzes Wesen ans, so daß er zu seinem uollkommnen Abbilde wnrde. Er erhielt ein sclbstcigncs Leben, ausgestattet mit den Eigenschaften Gottes 2), daher er denn auch Sohn Gottes uon Gott genannt werden konnte'). Als Blld Gottes und ein Wesen mit sclbstcignem Leben mußte er auch die Möglichkeit in sich tragen, von Gott abzufallen. Er hat sie in sich getragen, aber er hat sie nicht zur Wirklichkeit werden lassen, uiclmchr

>st er dem Vater trcn geblieben und daher ihm erst recht lieb geworden ^), So ist der Sohn dem Vater gegenüber ein in sich abgeschlossenes Wesen, wie die nach ihm entstandenen Creaturen — wie wäre sonst ein Fall denkbar? — aber in die Reihe der Creatoren tritt er damit keincswegcs ein. Denn die Substanz, ans der er besteht, ist die des Vaters, und der Vater hat ihm nichts vorenthalten ^). Was der Vater hat, das hat auch der Sohn, in derselben Qualität, in derselben Form. Es ist in beiden E.n Grist, Ein Lcbcnsodem, Eine Substanz. Wie der überströmende Quell sein Wasser in den Bach, wie die Sonne ihr Licht in den Strahl ergießt, so der Vater die Fülle seines Wesens in den Sohn. Und diese Verbindung ist unauflöslich, freilich nicht in Folge der Wesenscinheit, sondern in Folge der Wllenseinignng der beiden; denn der Sohn ist dem Willen des Vaters stetig gehorsam, und da kann der Vater nicht anders, er muß den Sohn lieben und in Folge dieser Liebe die Fülle seines Wesens eben so stetig in den Sohn iibcrsttümcn lassen, als der Sohn ihm nnucränderlich gehorsam ist. so daß man sagen kann: der Vater ist im Sohne und der Sohn i m Vater, und Vater und Sohn können, ohne in ihren, innersten Wesen der-letzt zu werden, eben so wenig getrennt werden, wie Quelle und Bach.

1) IV. 8. 9, — 2) IV. 8- NNizioü, HU»« pruprin «LN8U et »Hpient!» vi^eat.

IV. 6: ?ats!o, virtuw no m^«t»t« pnIlL„z. I I , 8. — 3) IV. 6: yuom «lium nunouparst, — 4) I I 8- Den M>-i por^vei-anäo com probat»« tun, eüam oaru,

««t, — 5) IV. 29: Huidhulä m patro, ad Klium traiMuit, et yuiäymä in 6Iio, a

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Dr. Oveilack,

Sonne lind Strahl, Mund und Stimme, Köipcr und Hand '). Um die»

ser Wcsensmitthcilung willen ist dcm Sohne der Name „ G o t t " znzngc«

stehen 2). Nur muß man sich hüten, wenn man dcm Sohne die göttliche Würde zuschreibt, ihn losgetrennt vom Vater zu. denken. Thut man das, dann ist der Monotheismus aufgehoben »nd damit die Aubctting Gottes, welche doch der Zweck der Erschaffung des Menschen »nd des Sohnes sei-ber war, unmöglich gemacht. Vielmehr ist streng daran festzuhalten, daß der Sohn das, was er ist, nur durch den Vater, daß er nur im Vater ist'). Er hat nichts Besonderes. Was in ihm ist, das ist auch im Vater, im Vater ursprünglich, in ihm in abgeleiteter Weise. I s t er Gott, so ist er es nur dnrch den Vater, wiefern er an dessen Wesen durch die stetige Sclbstmitthcilung desselben Antheil hat. S o weit eine solche Theilnahme nicht möglich ist, wie rücksichtlich der absoluten Selbstständigkeit, da kann anch von göttlichem Wesen nnd Würde bei ihm keine Rede sein. Daher man immer dabei stehen bleiben mnft: Einer ist Gott, der, welcher von Anfang dnrch sich selbst und aller Dinge, auch des Sohnes, Ursprung ist ^).

Deshalb war es auch ein Act der Wahrheit, daß der Sohn nach seiner Menschwerdung da, wo er einen Mißverstand befürchten mußte, sich nicht Gott nannte. Denn in dem Sinne, in dcm man das Wort zunächst nch>

men mußte, war er es ja wirklich nicht ^). Ebendeshalb konnte er auch nach Vollendung seines Werkes ans Erden von Seiten seiner göttlichen Natur einen Zuwachs an Herrlichkeit erfahren, indem Gott ihm das >,na,non äoi," bewilligte 2). Aber das steht eben so fest, daß in ihm der Vater selbst in die Erscheinung getreten ist, und deshalb scheut sich Lnct. nicht, im Hinblick auf ihn von einem Gotte zn reden, der von, seinen eignen An»

bctern an das Krenz geschlagen ist, »nd auf Grund von Ics. 45, 14. 16.

Iercm. Bar. 3, 3 5 . - 3 7 . Ps. 44. Num. 23, 19. den Namen Gott ohne Weiteres für ihn in Anspruch zu nehmen '),

Sucht man sich über das Verhältniß klar zn werden, in welchem diese Theorie zu dem Entwickelungsgänge der Trinitätslchrc steht, so läßt sich allerdings nicht verkennen, daß sie im Ganzen nichts weiter ist als die Wiederholung eines Früheren, Längsldagewcsenen ohne die Berichtigung,

I ) IV. 29. — 2) I I , 17. IV. 8. 13. IV. 10. 13. 14. 29, — 3) IV. 29' Huiäquicl in Klio, » PÄtrn äozcenliit, in cc> ot ssliu« «t omn!l>, euntinonUir, — 4) IV. 29. — ö) IV, 14. — 6) IV. 14. — 7) IV. 18. 10. 13. 13. 14. 13. Ueber die Auslegung obiger Schiiftstellen vgl. S. 21 f.

1 ^H Die Theologie de« Lactanz. ^ " ^ Welche dasselbe im Lauft eines Jahrhunderts erfahren hatte. Es ist wescnt-lich dic tcrtuNiauischc Throne in der vereinfachten Gestalt, welche Novatian derselben gegeben hatte ' ) . Denn nebn, de», Verzicht auf den

1 ^H Die Theologie de« Lactanz. ^ " ^ Welche dasselbe im Lauft eines Jahrhunderts erfahren hatte. Es ist wescnt-lich dic tcrtuNiauischc Throne in der vereinfachten Gestalt, welche Novatian derselben gegeben hatte ' ) . Denn nebn, de», Verzicht auf den

Im Dokument Theologie Kirche, (Seite 159-200)