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Die geglicrischeu Positionen

Im Dokument Theologie Kirche, (Seite 63-71)

Die Meinung, daß der Ausschluß von, Abendmahl an und für sich, abgesehen vom möglichen lldu8U8, scelcnvcrderblich und darum nie zu ge-statten ist, beruht auf einer Glcichschung von Wort und Saeramcnt als Gnadcnmittcln, welche darin besteht, daß gesagt wird: das Eacranient sei ein Mittel zur Gnade, zur Bekehrung und Besserung und als solches zu

«Mähren, wo nur je das Wort da ist und in Anwendung kommt; da nun das Wort nimmer, auch dem Unbnßfertigcn nicht, zu versagen ist, so auch nicht das Sacrainent '). Bei dieser Glcichsehnug aber wird nicht unterschicden zwischen Wort und Wort, Gcset) und E v a n g e l i u m , S t r a f -und T r o s t w o r t , was doch nothwendig ist, damit das Wort recht ge>

t h e i l t werde. W o das Strafen am Orte ist, da nicht das Trostwort, und umgekehrt. Diese n o t h w e n d i g e Unterscheidung bedingt die ebenso nothwendige andere: zwischen Gesetzes oder S t r a f w o r t und S a -cramcnt. Daß das Sacraincut, das v o i d u i n visidil« des Trostes da nicht Statt hat, wo überhaupt das Evangelium nicht Statt hat, ist klar. Darum ist jede Idcntisiciriing von Wort »nd Sacniiucnt als ein pures Mcuschenfünd-lein anzusch'n, als schriftwidrig, irrthüuilich und scelcnverdcrblich zn verwerfen.

M i t diesem praktischen, unmittelbar das kirchliche Leben treffenden Irrthum verknüpft, sich eine dogmatisch-psychologische Theorie. „Alle Ob-jcctc und alle psychologischen Phänomene lassen sich auf zwei Ordnungen zu-rnckfnhreu, auf sensuelle und intcllectiielle Von dieser psychologischen Anschauung ans erklärt sich nun auch der Unterschied von Wort und Sa-crament, Rede und Handlung. Hätten wir nnr das Wort, so würden wir nothwendig zu Intcllcctnalistcn, d. h. den Glauben nur als intellectnellcs Phänomen haben, religiös denken swissen, erkennen), ohne religiös zu handeln. Hätten wir nnr Sacrament, so würden wir nolhwendig zu Sen-snalisten, d. h, den Glauben nur als Handlung kennen, religiös wollen, füh-lcn, wirken, ohne religiös zu sinnen und zu denken. D a nnn aber der Herr solchem inneren Widerspruch feind, sich uns giebt in Rede und

Hand-I ) Mtthlg. u, Nachr, 1859. S, 38 u. 39, und 1861 S. 242.

6 2 W, C a t l b l o m ,

lung, so treibt Er uns, ihn in nnser sensuelles und intellektuelles Leben auf-zunehmen, d. h, die Grundformatioucn, als« alle Formationen unseres gei-stigen Wesens von ihm erfüllen z» lassen" ') Hicmit soll aber, wie ans»

drücklich bemerkt wird, nicht eine „Exelusivität" der Wirkungsweisen, son-dem nur eine „Priorität" ausgesagt sein. Die Lehre ist also d i e : das Wort als Rede, Mittheilung von Gedanken wirkt diesem seinem Wesen gc-maß v o r z u g s w e i s e religiöses Denken, Wissen, Erkennen; das ist seine Priorität und diese „Priorität" ist so ernst gemeint, daß sie zeitweilig als Ez-clusivität erscheint, was in dem Sahe enthalten ist: „Hätten wir nur das Wort, so würden wir nothwendig zu Intcllectualisten, d. h. den Glauben nur als intellcctuclles Phänomen haben," Das Wort an und für sich, ohne Hinzutritt des Sacraments. macht demnach nothwendig zu Intellcctua-listen, wirkt a l l e i n nicht sensuelle Phänomene, nicht religiöses Wollen, Fühlen, Wirken oder wenigstens ein so schwaches, das nothwendig wieder verschwinden muß, wenn nicht das Sacrament als H a n d l u n g , diesem sei-nem Wesen entsprechend, dem Worte unter die Arme greift und die durch dasselbe hervorgerufenen sensuellen soiutiiiuin,« zur Flamme anfacht. Der Heide z. B., dem erst das Wort verkündigt ist, und der am Saerament noch keinen Theil hat, wird „nothwendig zum Intellectualisten". Das Wort er-regt so wenig das Gefühl, wirkt so schwach auf den Willen, daß der Sün-bei n i e die, Sünde als sein Verderben inne würde, nie sich W Gott keh-rete, wenn nicht das Sacrament den Willen ergrisse; der durchs Wort ge-wirkte Glaube wäre mir ein intcllectuclles Phänomen, wie es sich auch in den Geistcm der Finsterniß findet. Denn „die Teufel glauben auch".

S o finden wir uns denn auf dem Boden der Philosophie, der Wis-schaft der WissenWis-schaften, des reinen D e n k e n s ! O, wie w o h l . . . ! Denn

— sollen so wir ja hoffen — in diesem Bade des r e i n e n Denkens soll, alle Unklarheit der Menschengedankcn, die um das Verhältniß zwischen Wort und Sacrament bisher sich gelegt hatte, ersäufet werden und un-tcrgehen!

Der W i l l e aber ist der Kern der rcligiös-sittlichcn Persönlichkeit, so sagt jede Psychologie. Auf daß ein Mensch, ein Mensch G o t t e s werde, kommt's darauf an, daß sein natürlicher Wille gebrochen und in ihm ein Wille geschaffen werde, der sich kräftiglich zu Gott neigt. Das ist der

Un-I) Bmschwg. Mtthl, u. Nachl, 1859. S, 329.

Vrconnmmicatiou und heilige Schrift. " "

terschicd zwischen der neuen C r e a t i i r und dem S a t a n , daß jene Gott wollend Gott erkannte, dieser Gott erkennend Gott nicht will, haßt. Und auf daß ein Mensch Gottes auf seiner Bahn beharre bis ans Ende, komnit'S

!»!»»er wieder darauf an, daß der Wille gestärkt werde, nicht hinter der Lr-kenntniß zurückbleibe, sonst stirbt er den andern Tod. Wenn hier von rc-ligiöscm Denken, Erkennen die Rede ist, so denken wir doch nicht an irgend welches, etwa confncisches oder auch confnscs religiöses Denken, sondern an ein Denken, welches Gott nach denkt, ein göttliches D e n k e n , und sol-ches w a h r h a f t religiöse Denken ist stets bedingt durch religiö-ses W o l l e n u n d F ü h l e n . I n der W i r k u n g a u f den W i l l e n u n d das G e f ü h l c u l i u i n i r t stets die das H e i l des S ü n d e r s i n t e n d i r e n d e G n a d e n w i r k u n g . So wie der Mensch Gott will, er-kennt er Gott. 3er Herr spricht zu den Juden, die Gott als ihren Vater zu kennen meinten: „ I h r seid vom Vater dem Teufel, ihr höret nicht Got-tes Wort, denn ihr seid nicht von G o t t . . . ihr kennet Gott nicht')." Wenn aber diese unsere Psychologie Recht hat — und man «ersuche es ihr Recht zu bestreiten —, und andererseits das Sacrament als H a n d l u n g vor-zugsweise Wollen, Fühlen, Wirken hervorbringt, das Wort nothwendig zu Intcllectualisten macht, so gebührt folgerichtig dem Sacramcnt die ab so-lute P r i o r i t ä t . Das Saerament als Handlung machts nach jener Theo»

rie, daß die Vergebung der Sünden, die Gemeinschaft mit Christo dem Sünder eine Lebenserfahrung, eine Thatsache wird, denn dem Sacramcnt ist's zu danken, daß die Vergebung der Sünden nicht im iuto11cet,u8 sitzen bleibt, daß der Sünder diesen Schaß auch wirklich w i l l und f ü h l t , mit andern Worten: besitzt. Da haben wir eine wahrhaftige dogmatisch psychologische „ C n l m i n a t i o n s t h e o r i c " , welche das Wort als Rede, die „nothwendig zu Intellectualisten macht", dem Sacrament als Hand»

l n n g aufs Entschiedenste s u b o i d i n i r t ? ) .

1) Diese Rede des Sanftmüthigen erhält das Siegel ihrer Kraft und Wahrheit dadurch, daß die Angeredeten Steine aufhoben. Das thaten sie wohl als Intellectua-listen. Denn die Rede war ja von keiner H a n d l u n g begleitet, die sensuelle Phäno-mene hätte hervorbringen können!

2) Wie diese Theorie Veranlassung giebt, im Gottesdienste eine S t e i g e r u n g zum Nachtheil der Predigt des Worts anzunehmen, ist unschwer einzusehen. Durch diese Theorie belehrt muß ich nun über den Gottesdienst so denken: D e r W o r t - A c t , die Pre>

digt. Rede wirkt vorzugsweise intellectuelle Phänomene, und hätte» wir nur den Wort-Act, so würden wir „nothwendig zu Intellectualisten"; damit nun das nicht geschehe,

64 W. L a r l b l o m ,

Freilich, wo es auf Polemik gegen die erdichtete liturgische C u l m i n a t i o n s t h c o r i c l) ankonimt, da scheint dieses ganze reine D m -kcn vergessen zu sein, vergesst», daß das Sacramcnt als Handlung viel mehr aufs Wollen, Handeln geh't, mit andcrm Wort activer ist als das W o r t ; denn es wird uns zugerufen: „Ist denn der Wort-Act kein Genicinschafts-Act? Ist das gemeinsame Cssen a c t i v e r ( s i e ! ) oder sonst was mehr ( s i o ! ) als das gemeinsame Hören"? — Auch in der Polemik gegen sonst aufgestellte Unterschiede der Gnadcniuittcl unter einander tritt so ein Vcr-gcssen zu Tage. Es heißt z. B.: „Auch liegt der Unterschied nicht in dem G r a d e der Macht, mit welcher sie (die Gnadenmittcl) wirken, wie Delihsch (4 B B . v. d. K,) behauptet." W o behauptet D e u t s c h das wirklich? Um so gewisser ist's, daß die ncnc speculative Culiuinationöthcorie solchen G r a d -unterschied aufstellt, denn sie hat uns ja belehrt, daß'das Sacramrnt als H a n d l u n g mit mehr M a c h t auf den Willen und das Gefühl wirkt als das Wort, die Rede. Ferner heißt's: „Auch ist die Gnade dcs cinen M i t -tels nicht gewisser oder für das Subject vergewissernder nls die des andern." Dagegen müssen wir durch jene Theorie belehrt sehen: die Gnade des Sacraments ist gewisser und vergewissernder für das Subject als die Gnade dcs Worts, denn das Sacrament wirkt viel mehr auf den Willen und das Gefühl, als das Wort. Je energischer und fester man aber die G n a d e w i l l und f ü h l t , desto mehr ist man derselben auch vergewissert; hätten wir nur das Wort, so würden wir „nothwendig zn Intellectualistcn", hat-ten nur eine gedachte, nicht eine reale gewisse Gnade. So könntcn noch weiter Contradictionen aufgestellt werden, doch genug, um zu zeigen wie die dogmatisch psychologische Lulminationsthcorie sich selbst schlägt, wäh-rend sie andere schlagen will. Was will sie denn aber eigentlich und ernstlich? Nun, wo sie, unbehelligt durch sublunarische Widrigkeiten, nur sich selbst in ihrer idealen Schöne erfaßt, da will sie der Lcbcnsregel: „wo nur das Wort als Mittel zur Bekehrung und Besserung zur Anwendung kommt, da auch das Sacramcnt" zur G r u n d l a g e dienen. Denn so

damit der Mensch die Gemeinschaft mit dem Herrn auch ernstlich w o l l e und f ü h l e und nicht allein durch's Wort im intolleow» habe, muß auf den Wort Act der Sana»

ments-Act folge», welcher darum auch das Ende, eulmen des Gottesdienstes ist, I) Unser liturgisches Comitu hat stets und noch kürzlich bezeugt, daß „es von einer Subordination des Worts unter das Sacrament gar nicht rede, die gleiche Digni»

tät von Wort und Sacrament nicht bestreit,.'. „Dörpt. Ztschr. 18L1. S, 441 ff.

Ercommumcalwn und heilige Sckrift, 65 scheint's ,»»! doch bleiben z» M m , weil das Wort für sich fast nur

intellcctuelle Phänumeue hervorruft, niüs! i m n, er anch zu dein Worte dao S a -crament hinznlreten, »in scnsnclle Phänomene z» ivirken, dainit der Mensch nach allen Formatioueu seines geistigen Wesens ergriffen weide. S o ver stellen wir nun auch den »ns schon früher bekannt gewordene» Kanons

„Wem aber das Wort nicht vorenthalten wird, also Ein Gnadenniittel, —

>»it welchen. Rechte darf ihn, das Andere vorenthalten werden?" Denken wir nns rinnial einen Voten ans der christlichen Kirche mit dieser Weisung zn den Ungläubige» — Heiden oder I n d e n ' — nusgesandt! Woinil soll er anfange!!? Die neue M a h r antwortet hierauf,' „ D i e Ansicht, das, das Abendmahl gar nicht da sei, nm für Christum zn gewinnen, ist in so weit wahr, als man mit den» Abendmahl die Mission unter den Heide» nicht beginnen kann, weil es eine erst zn erklärende Handlung ist >)," W i r wollen das anch ans die Taufe anwenden, obwohl das nicht ansdrücklich gefordert wird. Also: anch mit der Tanfe kann nichl begonnen werden, die Tanfe ist eine erst zn erklärende Handlung. Der M i s s i o n ^ beginnt demnach sein Werk mit „Erklärungen." Hat er Alles erklärt, anch das Verhältniß zwischen W o r t und Sacrament, wie oben dargelegt, und. durch seine Erklärungen religiöse Intellcctualiste» gemacht — so t a u f t er, n n a n -gesehen, ob seine Erklürnngen anch auf's Herz gewirkt haben. Denn 1) er kennt ja das Herz gar nicht, „Gott allein ist der H ^ z e n M n d i g e r " ; 2> ist's „I»conseqnenz", „Seelenverderben'^" das Sacramcnt zu wehren, wo das W o r t nicht gewehrt w i r d ; 3) ist das Sarrameut so gut für den

„llnbnßfcrtigLn", wie für den Bußfertigen. Er tanft also, ob anch der Heide von Abgötterei, Hurerei und ander» Schanden und Lastern nicht lassen w i l l , so er nur die Tanfe verlangt. Denn dnrch die Tanfe soll ja grade das religiöse Wollen, Fühlen, Wirken hmwrgebracht werden, nach»

dem durch die vorhergegangenen „ E r k l ä r u n g e n " aus dem Wo>< das religiöse Denken und Wissen gewirkt worden ist. Nach der Taufe «reiben diese „Christen" es noch ärger und bekommen eben deßhalb das heilige Abendmahl, weil es dazu da ist „Unbnftfertige zu bekehren". S o bildet sich eine christliche Gemeinde, eine Parochie, deren Zugehörige — wenn si' nur einen „Parochialschein", baben — überall in der Lhristenl^t a!s

1) M i h g , u. Nachr. 1861, S. 243.

2) a. a. O, ISSN, S. 40S.

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ss c> r l b l o m ,

„Brüder" cmfgenommen werden müssen. Da? hieße denn des Himmel reichs Schlüssel verwalten,, das Himmelreich auf Erden ausbreiten! ^

-Es sei mir schließlich erlaubt, einfältiglich meine Gedanken über das Verhältniß zwischen Wort und Sacrament ansznsprechen,^ wie mir dieselben gegenüber jener Theorie und Praxis gekommen sind. Ich hoffe in Einigkeit mit der Kirche zu sprechen und wünsche von Herzen, daß Andere Alleo besser und immer besser bezeugen möchten. Das Wort ist das erste und vornehmste, das Guadenmittcl χ«?' älo/7jvz durchs Wort, den ausgesprochene!!

Herzensrath, verkehren Geist und Geist mit einander, durchs Wort kommt auch der höchste Geist, der Schöpfer und Erlöser, zu der zn erlösenden pneumatischen Lreatur und ergreift durchs Wort das Herz, wo Denken, Wollen, Fühlen als im Mittelpunkt des Wesens sich zusammen finden. — Diese P r i o r i t ä t des Worts als Gcmcinschaftsmittel zwischen Geist und Geist ist in der Offenbarung Gottes an die Menschen auch darin ausge sprechen, daß der Sohn, der des Dreieinigen ewigen Licbcsrath offeobart,' das W o r t genannt wird. Der in der Menschheit Erschienene, ins Fleisch Gekommene ist mit diesem seinem Kommen das T h a t - W o r t , welches zu den Menschen spricht: Gott ist die Liebe. Und eben weil das Kommen des Sohnes so ist, als spräche Gott: „Ich habe euch Verlorne und Vrr-dammle lieb", so ist der Sohn das W o r t , womit keineswegs geleugnet ist, daß er auch Wege» seines ewigen, transccndenüilcn inncrgöttlichen Ver-hältuisses das Wort Heisien kau», Nur ist letzteres weniger für die „Ein-fältigen", für welche aber doch Gottes Wort und auch Ioh. I . bestimmt ist. — Die Erscheinung des ewigen Wortes im Fleisch wäre aber nicht ein solches T h a t - W o r t , eine von der Liebe Gottes zu den Menschen sprechende That, wäre so zu sagen eine stumme Liebesthat, eiue von der gottfrindlichm Menschheit nicht verstandene, nicht geliebte, ja gehaßte That, wenn nicht Gott uou Alters her durch die Propheten und am Letzten durch dm Sohn geredet hätte und fürt Und fort redete in den L a u t e n menschlicher W o r t e , mit welchen des heiligen Geistes Gotteskraft sich verbindet, so daß das gottmenschliche Wort — wie wir's nnn nennen müssen — eben so sehr den Willen nnd das Gefühl, wie den intoiloocu»

trifft, in's Herz dringt, eben weil es W o r t ist, ausgestaltetes Geistes-l e b r n , Kundwerden göttGeistes-lieGeistes-lsen D e n k e n s , W o Geistes-l Geistes-l e n s , E m p f i n d e n s gleichermaßen, welches in dem, dem es gilt, gleichermaßen das ganze Gei»

Eiconimumcatwn und heilige Schrift. 67 stcsleben. Denken, W o l l e n , F ü h l e n durchdringt und erfüllt. I m Wort kommt nicht allein Gottes inteUebws z» des Menschen intoiieotus, sondern Gottes Herz zu des Menschen Herzen. Daß Gott »»ich Sünder liebt und selig macht, w i l l , f ü h l e , glaube ich nicht dadurch, daß Gott Mensch geworden aus Liebe zu mir, nicht durch diese H a n d l u n g der Liebe, sondern dadurch, daß der heilige Geist durch sein g o t t m e u schlich es Wort die menschgewordene Liebe in mir verklärt, mich durchs Wort sie wollen und fühlen lehrt. Denn käme nicht der Geist Christi durch's Wort zu mir, so würde ich sein Werk eben so wenig als ein theures erfassen, wie die, welche den Fleischgcwordcncn mit leiblichen Augen sehen und Steine gegen ihn aufheben. Es ist nicht wahr, daß „Christi Wort dazu ist, uns vom intellcctuellcn", „Christi Werk dagegen dazu, uns vom sensuellen Ver-derben zu errette» ')." Nur d i e in Israel, die durch das Prophetenwort des Alten Bundes sich erleuchten ließen, deren W i l l e und G e f ü h l durch dieses Wort mächtig bewegt ward, verstanden das W o r t , das B r o t vom Himmel gekommen, und nur d i e aus allem Volk der Erde, die durch's Wort als durch eine Gotteskraft ergriffen sind, kommen zum Berge Zion, wie denn auch Jesus seine Jünger burch's Propheteuwort hindurch zum Brennen des Herzens und zu seiner Selbst-Erkcnntniß führte. Das W e r k C h r i s t i wäre nicht f ü r uns da, wenn nicht der Schluß des Werkes seiner ersten Erscheinung gewesen wäre die S e n d u n g des Geistes, der zu dem A'lten T e s t a m c n t W o r t das Neue Testament a l s E r f ü l -l u n g und neue Weissagung hinzugethan, um a -l -l e m V o -l k durch's W o r t Christi Werk zu verklären. S o sind in dem E i n e n Geiste Christi Wert und Christi Wort E i n s , und das Werk kann nicht insbesondere sensuelle, das Wort wieder insbesondere intellectuelle Phänomene wirken! Was kann so eine Rede überhaupt für einen Sinn haben?

So ist's auch mit dem Verhältniß zwischen Wort (Rede) und Sa-crament (Handlung). Das Sacrameut ist eine Handlung, ein Thun, aber nicht weil es dieß ist, nicht q M Handlung wirkt es Heils- und lebens-kräftig auf den Willen und das Gefühl oder gar mehr als das Wort, sondern was es wirkt, wirkt es yua Wort; mit dem Wort, das bei dem

1) Mtthl. u. Nachr. 1859 G, 329 und 330 ist eine Parallele zwischen Christi Werk und Wort aufgestellt, um die Meinung über das Verhältniß zwischen Sacrament (Handlung) und Wort (Rebe) zu stützen.

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W. C a i l b l o n i , Excomnmmmtiün und heilige Schrift.

Thun ist, kommt Christus i»! Geiste zu des Menschen Geist, so daß !!I dem Einen Geiste Christi" Wort »nd Sacramcnt Eins sind, und das Eine nicht weniger als das Andere, Die Handlung bei»! Sacramentc ist des Wortes und Geistes Christ! Magd, »nd dar»»! bringt das Sacramcnt nicht weniger als das Wort. Die gleiche D i g n i t ä t der G n a d e n m i t t e l r n h t ans der a b s o l u t e n P r i o r i t ä t des W o r t s , d a r u m prote>

stiren w i r gegen die absolute P r i o r i t ä t des S a c r a m c n t s a l s H a n d l u n g .

Woz» ',nun das Sacramcnt,, wenn schon das W o r t als Solches

„alle Grnndformationen des mcnschlichcn Wesens erfüllt"? Das Sacramcnt ist gestiftet für den durch des Wortes Goltcskraft Gott in Christo wollende», nicht mehr wider Gott seienden Menschcngeist, f ü r den G l a u b e » , sei dieser stark oder schreie er auch nur: Herr, hilf meinem Unglauben, damit der Glaube immer völliger werde. Das Sacrameut ist gnadenreiche Z u t h a t zu de»! Wort, » m »nscrer Schwachheit w i l l e n , und nicht als ob der allmächtige Erbarmcr zu schwach wäre, mit eine»»'Mittel alle

»nsere Gnmdformationm zu erfüllen. Das S a c r a m e u t < i s t e i i l m i n a -torisches T r o s t w o r t des Neuen Testaments: f ü r Euch, f ü r Dich, i n der V o r a » s s e h » » g , daß das Herz dem T r o s t w o r t schon ge-neigt sei, und i n der Absicht i m m e r tiefer in'e T r o s t w o r t zn trei-ben. Darum müsse» wir dem Sahe: „Hätten wir nur das Wort, so würde« wir nothwendig zu Intcllectnaliste«, d. h. den Glauben nur als intelleclueltes Phänomen habe», religiös denken, ohne religiös zu Handel»", als einer die Kraft »nd Fülle des Wortes Gottes leugnenden Rede die Antithese entgegenstellen: „Hätten wir »icht das Wort als göttliche Rede, göttliches Zeugniß, so hätten wir anch^nicht den Glauben, als sensuelles Phänomen, als Wolle», als That, ^

Ich freue mich mit allein Vorstehende» keine Neuigkeit zu Markte gebracht, sondern nur die alte Wahrheit geltend gemacht z» haben, die schon Luther und die ganze liebe Kirche bezeugt im kl. Katechismus Essen und Trinken thut's freilich nicht, sondern das W o r t , so da stehet: für Euch gegeben »nd vergossen zur Vergebung der Sünden.

C'nsselhardt, die 27, Livländiscke Pievmzinlsynode, " 9

ll. Mittheilungen.

1. ZlllZ dem Münde.

Im Dokument Theologie Kirche, (Seite 63-71)