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Die Projekte mit ehrenamtlichen Multiplikatoren

Im Dokument Effi ziente Bioenergie für Regionen (Seite 150-154)

4.5 Ehrenamtliche Multiplikatoren für Bioenergie

4.5.2 Die Projekte mit ehrenamtlichen Multiplikatoren

4.5.2.1 Vergleichende Gegenüberstellung der regionalen Ansätze

In fünf der 21 Bioenergie-Regionen wurden Freiwillige zu ehrenamtliche Multiplikatoren ausgebildet, um zur Regionalentwicklung mit Bioenergie beizutragen. Als übergeordnete Strategie nannten die Regio-nalmanagements vor allem Beiträge zum Klimaschutz und Energieeinsparung. Nur die Region Hohenlo-he-Odenwald-Tauber (im Folgenden abgekürzt H-O-T) verfolgte eine andere Strategie: im Vordergrund stand hier die öffentliche Wahrnehmung der Aktivitäten und Botschaften dieser Bioenergie-Region. Vor Beginn der Maßnahme erhofften sich die Regionalmanagements vor allem für die Bevölkerung einen einfachen Zugang zu Wissen über lokale Ansprechpartner.

Als Hintergrund, weshalb gerade Ehrenamtliche eingebunden werden sollten, nannten die Regionalma-nagements Gründe vom persönlichen Vertrauensverhältnis bis zum faktischen Bedarf nach Informatio-nen auf niederschwelliger Ebene. Hinzu kam (wie in Straubing-Bogen), dass die Multiplikatoren außer-halb des Leistungsbereiches kommerzieller Berater aktiv werden. Einer Überschneidung von Zuständigkeiten mit etwa Energieberatern werde somit vorgebeugt. Die folgende Abbildung 69 zeigt, welche Bioenergie-Regionen Projekte mit Multiplikatoren durchführten und was die jeweiligen Projekte maßgeblich kennzeichnet.

Abbildung 69: Projekte mit ehrenamtlichen Multiplikatoren in Bioenergie-Regionen, Förderphase 2012-2015. Eigene Darstel-lung. Quellen: BIOENERGIE-REGION Hohenlohe-Odenwald-Tauber GmbH 2015; Bioenergie-Region Mittelhessen 2015; Buhse 2010; Landkreis Straubing-Bogen 2015; unser-klima-cochem-zell e.V. 2013

Die regionalen Konzepte zur Einbindung ehrenamtlicher Multiplikatoren für die Bioenergie sind gekenn-zeichnet durch eine überwiegend verschulte Ausbildung der teilnehmenden Ehrenamtlichen. Die Ziel-gruppe umschloss in erster Linie interessierte Laien aus den Ortschaften, wobei Personen mit fachli-chem Hintergrund jedoch nicht ausgeschlossen wurden. Allein in der Bioenergie-Region H-O-T wurden ausschließlich pensionierte Amts- und Würdenträger als Bioenergie-Botschafter einbezogen, um der Bioenergie ein (bekanntes) Gesicht zu verleihen. Die Ausbildung umfasste allgemeine Energiethemen

sowie gezielt technisches Wissen (etwa zur Haustechnik) und Spezialwissen zu Bioenergie. Je nach Re-gion nahm dies mindestens einen halben Tag und bis zu zwei vollen Ausbildungstagen ein (siehe Abbil-dung 69).

Alle ehrenamtlichen Multiplikatoren sollten anschließend in ihrem Ort als Ansprechpartner für interes-sierte Bürgerinnen und Bürger zur Verfügung stehen. Die an die Ausbildung anschließenden Tätigkeiten beinhalteten jedoch auch die personelle Unterstützung des Projektmanagements etwa bei der Öffent-lichkeitsarbeit. Die höchste Verantwortung trugen dabei Multiplikatoren in Straubing-Bogen, welche selbstständig Infoabende organisierten und durchführten. Außerdem ist dies die einzige Region, wo die Ehrenamtlichen einen Fokus auf die Bioenergie bei ihren Beratungen legen sollen.

4.5.2.2 Die Wirkungen der ehrenamtlichen Multiplikatoren in ihren Regionen

Die Untersuchung der fünf Projekte zum Einsatz von Multiplikatoren ergab, dass keine der Maßnahmen seitens des Projektmanagements bezüglich weiterführender Wirkungen evaluiert wurde. Die Effekte der Multiplikatoren-Projekte lassen sich damit nur anhand der Anzahl der Multiplikatoren in den jeweiligen Regionen und deren Aktivität in der Nachbarschaft messen. Eine auffallend große Anzahl von Multipli-katoren wurde dabei in der naturkraft-region etabliert. Nach Angaben des Regionalmanagements sind hier zum Ende der Projektlaufzeit von 100 anfänglich ausgebildeten Personen noch 50 % aktiv gewe-sen. Die Abbildung 70 verdeutlicht die bereits während der ersten Förderphase erreichte regionale Ver-teilung dieser „Energiefüchse“. In den übrigen Regionen konnten dagegen mindestens 10 bis 20 Per-sonen gewonnen werden (siehe Tabelle 12).

Tabelle 12: Anzahl der ehrenamtlichen Multiplikatoren am Ende der Fördermaßnahme Bioenergie-Regionen im Jahr 2015 Datengrundlagen: Befragung der Regionalmanagements in 5 Bioenergie-Regionen; Technisch-ökonomische Be-gleitforschung zur Fördermaßnahme Bioenergie-Regionen 2.0: Arbeitspaket 6.1

Cochem-Zell Hohenl.-Odenw.-Tauber Mittelhessen naturkraft-region Straubing-Bogen 12-15 9 in Bioenergie-Region

+ 9 in Partnerregion

20 in zwei Kom-munen

ca. 100, davon 50 aktiv

38 in Bioenergie-Region + 19 in Part-nerregion

Abbildung 70: Verteilung von Multiplikatoren in der gesamten Bioenergie-Region naturkraft-region. Quelle: Buhse 2010.

Im Rahmen der Untersuchung konnten auch mehrere Multiplikatoren aus der Region Straubing-Bogen befragt werden, die durch das Regionalmanagement als „sehr aktiv“ und „auskunftsfreudig“ beschrie-ben wurden. Die befragten Multiplikatoren schätzten, im Mittel jeweils etwa 30 Gespräche pro Jahr zu führen. Der Anteil, wie häufig dabei der Einsatz von Bioenergie besprochen wurde, liegt dabei zwischen 15 und 100 %, wobei das Mittel deutlich unter 50 % liegen dürfte. Wissen zum Thema Energieeinspa-rung ist dagegen wesentlich häufiger gefragt. Etwa 20 bis 30 % der Termine führten schließlich zur Vermittlung einer anschließenden professionellen Energieberatung.

Die befragten Multiplikatoren gaben an, dass jedes zweite Gespräch auch zu einer Handlung oder In-vestition führe. Rechnet man diese Angaben überschlägig am Beispiel der Region Straubing-Bogen hoch, so führen die 57 Multiplikatoren potenziell zu insgesamt 855 direkten Maßnahmen in den Haus-halten und zu 342 weiterführenden Energieberatungen. Welchen Anteil dabei auf die Energieversor-gung mit Bioenergie entfällt, kann schwer abgeschätzt werden. Zumeist seien es jedoch Sanierungs-maßnahmen im Gebäudebereich. Ein Multiplikator gab an, dass sogar jede vierte Beratung zu einem Heizungswechsel hin zu Bioenergie führe. Beispielhaft sei hier der Wechsel von Heizöl zu einem Holzpellet- oder Scheitholzkessel zu nennen. Der Großteil an Maßnahmen entfällt insgesamt jedoch auf Stromeinsparungsmaßnahmen, etwa beim Kühlen oder der Beleuchtung sowie Sanierungsmaßnahmen von Dach, Fenstern etc. oder auch zum Einbau von Solarkollektoren.

Die Erfolgsquote zur Umsetzung von investiven Maßnahmen im Bereich Bioenergie sei nach Angaben der Multiplikatoren von einem Mix an Rahmenbedingungen abhängig: Dazu zählen die Bür-ger/Hausbesitzer selbst und das persönliches Engagement des Multiplikators, aber auch die öffentli-chen Fördermittel. Auch die zentrale Strategie und Öffentlichkeitsarbeit des Managements gekoppelt

Da weder die Multiplikatoren, noch das Management eine Evaluation der Aktivitäten auf persönlicher Ebene durchführten, ist eine Schätzung von ausgelösten Investitionen nicht möglich. Die Regionalma-nagements nannten stattdessen ausgewählte Beispiele als Erfolge der Multiplikatoren. Zu nennen ist beispielsweise die Begleitung der Gründung eines Bioenergiedorfes in der Region H-O-T sowie über 100 ausgestellte Energiepässe in den beiden Modellkommunen in Mittelhessen (bei 250 Haushalten).

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