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Der Lumbaiteil, Pars lumbalis

(23), entspringt mit zwei Schenkeln, einem medialen,

Crus mediale, und

einem lateralen,

Crus

laterale. Die ]\Iuskulatur des medialen Schenkels

nimmt

ihren

IVsprung vom

lateralen

Rand

einer platten Sehne, welche

am

dritten oder vierten Bauchwirbel, rechts gewöhnlich

um

einen Wirbel tiefer als links, aus

dem Ligamentum commune

vertebrale anterius hervor-geht.

Indem

die

Sehnen

beider Seiten in der

Gegend

des oberen

Randes

des ersten Bauchwirbels in steilem

Bogen

ineinander umbiegen, umschließen sie mit der Wirbel-säule einen länghchen, aus der Mittellinie wenig

nach

linksgerückten Schlitz,

Hiatus

aorticus^), durch welchen die Aorta in die

Bauchhöhle und

der

Ductus

thoracicus aus ihr in die Brusthöhle eintritt.

Von

der oberen Spitze des Hiatus aorticus entspringen Miiskelbündel, welche mit

schwach konkavem Rande,

das eine rechts, das andere links,

um

den

Ösophagus herum

gehen

und

sich übereinander

am

hinteren

Rande

des

Centrum tendineum

inse-rieren. Sie begrenzen den

Hiatus oesophageus,

durch welchen die Speiseröhre, begleitet

von

den beiden Nn. vagi in die

Bauchhöhle

gelangt.

Der

beschriebene Schenkel ist

von

einem langgezogenen Schlitz durchbohrt, welchen der N. splanchnicus, sowie die Y. azygos

und hemiazygos zum

Durchtritt

von

der Brusthöhle in die

Bauchhöhle

benutzen. Dies ist Veranlassung geworden, den lateralen Teil als einen besonderen Ursprungsschenkel,

Crus intermedium,

zu unterscheiden.

Der

laterale Schenkel der

Lumbaiportion

entspringt

von

der Seitenfläche des zweiten oder ersten Bauchwirbelkörpers

und von einem

Sehnenbogen, der sich

vom

Wirbelkörperursprung des Schenkels zur Spitze des Ouerfortsatzes des zweiten Bauchwirbels spannt,

Arcus lumbocostalis

(Halleri) *)

medialis. Von

hier aus erstreckt er sich meist weiter bis zur Spitze der zwölften Rippe,

Arcus

lumbo-costalis lateralis5).

Der

erste

Bogen

überbrückt den

M.

psoas, der zweite

den

M. quadratus

lumborum.

Fehlt der zweite Bogen, so trennt eine breite

Lücke

(Tri-gonum lumbocostale) den

Vertebralteil

vom

Costalteil; aber auch,

wenn

er

vor-handen

ist, bleibt der Vertebral-

vom

Costalteil meistens durch eine Spalte geschieden, in welcher vereinzelte schmale Muskelbündel

zum Centrum

tendineum aufsteigen.

Der Costalteil

des Zwerchfelles entsteht

am Rande

des

Thorax

mit einer

Anzahl

Zacken, welche,

ohne

der Zahl der

Rippen genau

zu entsprechen, mit den

Ursprüngen

des Transv. abd. alternieren (2S).

1) Portio vertebralis.

^) Portio xiphoidca.

^) Foramen aorticum.

*) Schon vor Haller von

Senac

beobachtet (Bertelli).

') Beide Bogen zusammen: Arcus tendineus, Arcus lumbocostalis.

Zwerchfell. 35 Der

Strrnalteil

bfstilit nur aus einigen (liiiiiu n, iiirlit

ganz

«ymnieirischen Zacken, welche

xom

Schwertfortsatz oder

\om

iiinteren Blatt der Scheide des Rectus abd. entsj^ringcn.

Er

ist jedcrscits xon

dem Rande

des Costaltcilcs durch eine dreiseitige' Spalte

(Trigonum sternocostale)

') getrennt.

Das Cent

ruin t

endine um

hat im wescnthchen die Nierenform des Quer-schnittes der Brusthöhle, nälurt sicii aber in der Regel der

Form

eines Kleeblattes durch \'ürdringen des vorderen

Randes

gegen das Brustbein.

Es

besteht aus viel-fach verflochtenen Schnenbündeln, die vor

dem

medialen Schenkel des rechten Vertebralteiles eine rundliche

Lücke

lassen,

Foramen venae

cavae'). mit deren

Rande

die

Wand

der durchtretenden unteren

Hohlvene verbunden

ist.

Die

Form

des Zwerchfelles ist die einer

Kuppel

(24), in deren

Höhlung

Leber,

Magen,

Milz,

zum

kleineren Teil auch die Nieren

und

Nebennieren liegen, auf deren

Wölbung Lungen vmd Herz

Platz finden. Deshalb sind

auch

die beiden Flächen größtenteils

von

den serösen

Membranen

der

Bauch- und

Brusthöhle überzogen.

Die ^^'ölbung der

Kuppel

ist keine gleichmäßige,

indem

die Mitte des

Centrum ten-dineum

relati\- flach erscheint,

während

die zu beiden Seiten gelegenen

muskulösen

Teile stärker in die

Höhe

ragen.

Von

den beiden Teilwölbungen ist die rechte höher

als die linke, weil rechts die voluminöse Leber das Zwerchfell in die

Höhe

drängt,

während

links nur die kleine Milz gelegen ist

und

dort überdies das

Herz von

oben her das Zwerchfell belastet. Dasselbe wird abernicht nur

von dem

Inhalt der

Brust-und Bauchhöhle

beeinflußt, sondern es wirkt

auch umgekehrt

in

maßgebender Weise

auf diesen ein. So

kann

ein zu

hoch

stehendes Zwerchfell das

Herz

lateralwärts abdrängen, ein zu tief stehendes übt einen ungünstigen Einfluß auf die Limgenventi-lation aus.

Durch

beide Stellungen wird die Blutcirculation in den

Bauchgefäßen

beeinträchtigt.

Die

Lage

des Zwerchfelles ist ferner insofern eine ungleichmäßige, als hinten die Muskelfasern steil aufsteigen

und

sich dort erst

etwa vom neunten

Brustwirbel an \-on der Wirbelsäule ablösen,

an

welche sie bis dahin angelegt waren.

Nur

die letzten

Enden

biegen

nach

innen

um, um

sich mit

dem Centrum tendineum

zu ver-einigen. \'orne ist dies anders, dort löst sich der Zwerchfellmuskel sehr bald

nach

seinem LTrsprung

vom

Skelet los

und wendet

sich

nach

einwärts. Besieht

man

das

Diaphragma von

der

Bauchhöhle

aus,

dann

erscheint deshalb das

Centrum

tendi-neum nach

hinten verschoben

imd man

glaubt, es sei vorne die größere, hinten die kleinere Muskelplatte an dasselbe angefügt,

während

es

im

Gegenteil

umgekehrt

ist.

Zu

beiden Seiten bleibt die Muskulatur, ähnlich wie hinten, eine längere Strecke, über zwei, selbst drei Intercostalräume hin an die Brust

wand

angelegt (24).

Der

höchste

Punkt

des Zwerchfelles liegt bei stärksterExspiration ungefähr in der

Ver-bindung

der vierten

Rippe

mit

dem

Brustbein.

Es

ist dies der Gipfel der rechten Teilwölbung; der Gipfel der linken steht gewöhnlich

um

einen Rippenknorpel tiefer.

In

höherem

Lebensalter steht das Zwerchfell etwas tiefer.

Motorische

Innervation. N. phrenicus aus

dem

Plexus cervicalis (Wurzelbezug Cerv.

III, IV, V). Diese Innervation erklärt sich dadurch, daß die Muskulatur des Zwerchfelles, wie erwähnt, von Halsmyotomen abstammt. Kleine Zweige der benachbarten Intercostalnerven sind sensibel

(Ramström

igo6).

Wirkung.

Die Verkürzung der Muskelfasern flacht die Kuppel ab und erweitert so den Brustraum behufs derInspiration. Das Zwerchfell ist weitaus der wichtigste Inspirationsmuskel

') Larreysche Spalte.

") Foramen quadrilaterum.

36 ZwcTclifcll.

und kann durch dieübrigen Inspirationsmuskcln (Intercostales, Scalcni etc.) nicht ersetztwerden, so daßeine

Lähmung

desselbendie

Atmung

außerordentlichbeeinträchtigt. Immerhinaberwird bei der Inspiration das eine Mal mehr das Zwerchfell (abdominaler Typus) benützt, das andere Mal mehr die Scalcni (costaler Typus). Das männliche Geschlecht bevorzugt meistden ersteren, das weibliche den letzteren (II Abt. S. 44). Es zeigt auch dieQuerschnittsgröße der Muskelfasern des Zwerchfelles Geschlcchtsunterschiede; beim

Mann

sindsiedicker, alsbeiderFrau (Schief fer-decker 1911). Hin durchgreifender Unterschied des .\tcmtypus besteht jedoch nicht und der Typus wechselt häufig. Besonders ist dies im Kindesalter der Fall.

Während

des Schlafes ist

derTypus bei beiden Geschlechtern im wesentlichen costal. In höherem Alter wird wegen des Starrwerdens des Brustkorbes fast nur der abdominale Typus benützt.

Bei der Inspiration wickeln sich die der Brustwand anliegenden Muskelplatten von der-selben ab, was

man

auch

am

Lebenden als eine schattenartige Wellenbewegung der Gegend be-obachten kann

(Zwerchfellphänomen,

Gerhardt, Litten), welche auf eine Einziehung der Intercostalräume zurückzuführen ist. Es kann diagnostisch wichtig werden.

Das Centrum tendineum erfährt bei ruhiger

Atmung

keine inspiratorische Senkung, bei angestrengterer nur eine geringe, welche i

cm

nicht übersteigt (Hasse). Es wird deshalb das Herz von den starken Bewegungen der beiden muskulösen Tcilwölbungen nur wenig beeinflußt.

Ligamenta

suspensoria

diaphragmatis

sind sehr variable Bindegewebszüge, welche von der Fasciapraevertebralis und der Lungenwurzel bis

zum

Centrum tendineum herabgehen. Sind sie stark entwickelt, was aber keineswegs immer der Fall ist, dann können sie vielleicht

einiger-maßen zur Fixierung des Centrum tendineum beitragen.

Bei der Exspiration wird die Zwerchfellkuppel durch dievon den Bauchmuskeln ausgeübte Bauchpresse, welche Leber, Magen und Milz aufsteigen läßt, wieder in die

Höhe

gedrängt.

Fick macht darauf aufmerksam, daß beim Gesang eine besonders feine Einstellung des Zwerchfelles nötig ist,

um

die Exspiration in feinster Abstufung zu regeln.

Die L'ntersuchungen mittelst der Röntgenstrahlen haben ergeben, daß die Körperstellung nicht ohne Einfluß auf den Zwerchfellstand ist. Bei der Rückenlage stehen die Kuppeln

am

höchsten, tiefer im Stehen und

am

tiefsten im Sitzen. In der Seitenlage ist bei der Exspiration die unten liegende Zwerchfellkuppel stärker gehoben, als die obere und macht stärkere .\tem-exkursionen

(Hofbauer

und

Holzknecht

1907).

Varietäten. Es

kommen

Verbindungen des Zwerchfellmuskels mit benachbarten ^Mus-keln vor. Züge zur Speiseröhre,

zum

Magen, zur Leber,

zum

Mesenterium,

zum

hinteren Me-diastinum sind beobachtet worden. Auch imBereich desCentrumtendineum hat

man

Muskel-bündel gefunden. Zuweilen grenzt der Hiatus oesophageus direkt an das Centrum tendineum an. Die kleineren Gebilde, welche das Zwerchfell durchsetzen, passieren nicht immer an der typischen Stelle, so kann z. B. die V. azygos oder der X. splanchnicus durch den .\ortcnschlitz gehen und dergleichen mehr.

Man

hat einen vollständigenMangel des Zwerchfelles gesehen,

man

hataucheinenmehroder weniger vollständigenMangeleinerHälfteundzwarhäufiger derlinken, beobachtet; auch kleinere Defekte

kommen

vor, sie pflegen an der Grenze des costalen und lumbalen Teiles zu stehen.

Praktische

Bemerkungen.

Wie jeder andere Muskel kann auch das Zwerchfell einer Hypertrophie oder Atrophie unterliegen. Die erstere tritt ein bei verstärkter Arbeit, also bei erhöhter Inspirationstätigkeit, welche durch gewisse Lungenerkrankungen (chronisches

Em-physem) hervorgerufen wird. Auch die Wirkung des Korsettes scheint eine Hypertrophie her-vorrufenzukönnen,

man

findetwenigstens sehr häufig auf der OberflächeeinerdurchdasSchnüren deformierten Leber tiefe Furchen, welche durch verdickte Bündel des Zwerchfelles hervorgerufen werden. Atrophisch wird derMuskelbeiallgemeinem INIarasmus, bei langdauernder Ruhestellung, wie sie z. B. bei schwartiger Verwachsung der Lungenbasis mit der Zwerchfellsobcrfläche vor-kommt, ferner durch andauernde Dehnung, welche die Folge ist von größeren Ergüssen in die Bauchhöhle oder \on Tumoren in derselben. .\uch starkes Abwärtsdrängen kann das

Zwerch-fell atrophisch machen.

Z

werchf

ellher

nicn

können als Bruchjifortcn alle schwachen Stellendes Zwerchfelles benützen, in erster Linie das Trigonum lumbocostalc und Trigonum stcrnocostale. dann auch den Hiatus oesophageus und alle die kleinen Schlitze und Öffnungen. Noch mehr aber sind die

er-wähnten Defekte oder auch traumatische Öffnungen geeignet, Bauchinhalt in die Brusthöhle eintreten zu lassen. Dabei handelt es sich

um

eine

Hernia

di

aphragma

tica vera, bei welcher das Bauchfell nach Art eines Bruchsackes die vorgefallenen Baucheingeweide überzieht.

Hnistniiiski.ln. Extrcmitätenmuskcln der Brust. 37 oder

um

eine

Mernia

diaphr

agm

atica sjiuria, bei welcher dies nicht der Fall ist.

Zwerchfellliernien können angeboren oder später erworben sein. Xatiirlich können auch Ein-klcnmumgen \orkonimen. Der Inhalt solcher Hernien besteht meist ausden topographisch zu-nächst gelegenen Eingeweiden, Leber, Magen,Duodenum, Pankreas, Netz, Qucrcolon, doch können auch weiter cnllernt liegende Teile eintreten, so Dimndarmschlingen, selbst Cäcum; die Niere

ist nur selten beteiligt (Eppinger lyii).

d) Brustmuskeln.

Ganz

s(i. wie

am

Rücken, findet

man

aucli an ikr Brust oberflächlich gelegene

^luskeln, welche zur E.xtremitat oder deren Gürtel gelun

und

tiefe, welche der

Brust-wand

selbst angehören. ErsttTe breiten sieh platt über den Brustkorb aus

und

decken den größten Teil seiner vorderen

und

seitlichen Gegend. Letztere verbinden die

Rippen

miteinander; sie zeigenden ursprünglichensegmentalen Charakter der

Rumpf-muskulatur

am

reinsten.

Varietät. Ganz oberflächlich, über der Fascie der Extremitätenmuskeln der Brust liegt in 3

3 "o <:'cr FällederM. sternalisi). Eristsehr verschieden starkausgebildet, bald einseitig, bald doppelseitig vorhanden. Häufig rückt er ganz zur Seite auf den M. pectoralis major, ein ander Mal befestigt er sich

am

Handgriff des Brustbeines. Bei starker Entwickelung

kommt

es vor, daß sich die Muskeln beider Seiten inder Mittellinie miteinander verbinden oder sich da-selbst kreuzen. Nach oben hin setzen sich die Sehnen der beiden M. sternales nicht selten in die Sehnen der Brustbeinköpfe des M. sternocleidomastoideus fort. In letzterem Falle pflegt er stark ausgebildet zu sein,

man

kann ihn dann auch

am

Lebenden sehen. Die Herkunft und Bedeutung des Muskels wird verschieden beurteilt. AusfühTlichc literarische Angaben hierüber findet

man

bei

Rüge

(1905). (Vgl. auch Eisler 1912.)