'RIEDRICH MERKE]
'DIE ANATOMIE
DES MENSCHEN
Dritte Abteilung:
Muskellehre.
TEXT
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West Virginia University Libraries
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191^
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Die
Anatomie des Mensdien
Mit Hinweisen auf die ärztlldie Praxis
Von
Dr. Friedrich Merkel
Professor in Göttingen
Dritte Abteilung:
Muskellehre
Aktiver Bev^^egung sapparat
Wiesbaden
Verlag von
J. F.Bergmann
1914
Muskellehre
Aktiver Bewegung sapparat
Von
Dr. Friedrich Merkel
Professor in Göttingen
Wiesbaden
Verlag von
J. F.Bergmann
1914
Nachdruck verboten.
Übersetzungsrecht in alle Sprachen, auch in die russische und ungarische, vorbehalten.
Copyright by J. F. Bergmann, Wiesbaden 1914.
Druck der Königl. Universitätsdruckerei H. Stürtz A.G., Würzbuig.
Inhaltsverzeichnis.
Seite
Allgemeines 3
I. Muskeln des
Stammes
lo1.
Rücken m
USkein loa) Extremitätenmuskeln des Rückens lo
o) Erste Schichte
n
ß) Zweite Schichte 13
b) Rippenmuskeln des Rückens 14
c) Tiefe Rückenmuskeln 15
a) Lange, tiefe Rückenmuskeln 16
ji) Kurze, tiefe Rückenmuskeln 19
1.
An
den Beugewirbeln 192.
An
den Drehwirbeln unddem
Hinterhaupt 203.
Am
Steißbein 212.
Muskeln an
der Ventralseite desStammes
21a) Vordere Ivreuz-Steißbeinmuskeln 21
b) Bauchmuskeln 21
o) Vordere Bauchmuskeln 23
ß) Hinterer Bauchmuskel 33
c) Zwerchfell, Diaphragma 34
d) Brustmuskeln 37
a) Extremitätenmuskeln der Brust 37
ß) Muskeln der Brustwand 4^
e) Halsmuskeln 43
a) Halshautmuskel. Platysma 45
ß) Kopf\vender, M. sternocleidomastoideus 4^
y) Obere Zungenbeinmuskeln 47
6) Untere Zungenbeinmuskeln 49
e) Tiefe Halsmuskeln 50
f) Kopfmuskeln 53
a) Hautmuskeln des Kopfes 53
1. Muskeln der Schädeldecke 54
2. Muskeln der Ohrgegend 55
3. Muskeln der Augengegend 56
4. Muskeln der Nasen- und Mundgegend 57
ß) Kaumuskeln 60
II. Muskeln der Extremitäten 62
I.
Obere Extremität
62a) ^Muskeln an der Schulter 62
b) Übersicht der Schleimbeutel und Schleimscheiden der Schultergegend . . 66
c) Muskeln der freien Extremität 67
Aponeurose der oberen Extremität 67
VI Inhaltsverzeichnis.
Seite
a) Muskeln des Oberarmes 70
Muskeln der Beugeseitc -o
Muskeln der Streckseite 72
Übersicht über die Schleimbt-utcl der Kllbogengegend 74
ß) Muskeln des \'orderarmcs
y^
Muskeln dei \"ordcrseite
75
Muskeln der Kadialseite 79
Muskeln der Rückseite 80
j') Muskeln und Sehnen der
Hand
83Handrücken 83
Hohlhand 84
Mitte der
Hand
85Daumenballen 86
Kleinfingerballen 87
Übersicht über die Schleimbeutel und Schlcimscheidcn an Hand-
gelenk und
Hand
go2.UntereExtreniität
91a) Innere Hüftmuskeln 91
b) Äußere Hüftmuskeln 92
c) Übersicht über die Schlcimbeulcl der Hüft- und Beckengegend
....
96d) Muskeln der freien Extremität 97
Aponeurose der unteren Extremität 97
a) Muskeln des Oberschenkels loi
Muskeln der Streckseite loi
Muskeln der medialen Seite 103
Muskeln derBeugeseite 105
Übersicht über die Schleimbeutel der Kniegegend 107
Schleimbeutel an der Vorderseite 107
Schleimbeutel an der Rückseite der Kniegegend 108 Schleimbeutel zu beiden Seiten der Kniegegend 109
ß) Muskeln des Unterschenkels 109
Muskeln der Vorderseite iio
Muskeln des Fibularrandes
in
Muskeln der Rückseite 11^
y) Muskeln des Fußes 116
Muskeln des Fußrückens 116
Muskeln der Fußsohle 116
Muskeln des Großzchenballcns 118
Muskeln des Kleinzchenballcns 119
Übersicht über die Schleimschciden und Schleimbcutel des Fußes 120
Knöchelgegend 120
Fußrücken i-o
Fußsohle 122
Wirkung der ^Muskeln der unteren Extremität im ganzen 122
Sachregister 126
Muskellehre.
Merkel, AnatomieIII. Muskellehre. Text.
Bemerkung.
Die im Text in iKlammer stehenden Zahlen, z. B. {10), bezeichnen die
Xummcrn
der Figuren des Atlas, welche die Beschreibung illustrieren.Muskellehre.
ie
am
meisten in dieAugen
fallende Eigenschaft des Tierkörpers ist die Fähigkeit derBewegung.
Bei den niederstenFormen
ist sie an das un- differenzierte Protoplasma gebunden;auch
dasgesamte
Protoplasma höherer Tiere verliert diese Fähigkeit keineswegs,doch
siehtman
schon sehr frühe bei der fortschreitendenSonderung
derOrgane und
Apparate des Körpers,daß
sich gewisse Zellen ausschließlich derAusführung
ausgiebigerund
energischerBewegung widmen,
wobei sie sichim
Längsdurchmesser verkürzen,im
Ouerdurch- messer verdicken.Außerdem
zeichnen sie sich durch eine große Elastizität aus.welche sie befähigt,
nach
einerDehnung
sogleich wieder in ihre ursprüngliche Gestalt zurückzukehren.Es
sind dies dieMuskeln. Aus
denAusführungen
in der ersten Abteilung (S. 71 ff.) erhellt,daß man
sieim
menschlichenKörper
in zwei^lodifikationen findet, als
glatte und quergestreifte Muskeln
(welchen sich alsZwischenglied der
Herzmuskel
zugesellt). Die glattenMuskeln
gehören den Ein- geweiden, Sinnesorganen, der Haut, den Gefäßen an,wo
sie meist in plattenförmigerAnordnung ohne bestimmte
morphologischeSonderung
auftreten. Ihre Tätigkeitist eine automatische,
dem
Willen nicht unterworfene. Die quergestreiftenMuskeln
^erbinden die Teile des Skeletes unter sich
und
diese mit derHaut
;manche haben
ihren Platzan
denEingängen
des Eingeweidetractus, sowie in derUmgebung
der Sinnesorgane. Die beiden letzterenGruppen
pflegtman
bei der Beschreibung zu denjenigen Eingeweidenund
Sinnesapparaten zu stellen,denen
sie zugehören; die ersteren unterscheidetman
alsSkeletmuskeln und Hautmuskeln und
betrachtetsie für sich gesondert in der
Muskel
lehre. Die gestreiftenMuskeln können
durchden
Einfluß des ^^'lllens bewegt werden.Herkunft. Wenn man
dieselbe verstehen will, hatman von
den sehr einfach gebauten niedersten \\'irbeltieren auszugehen. Bei ihnen findetman
die Muskulatur in jeder Körperhälfte in zwei Abteilungen gesondert: i. einen wulstartigen Strang, welcher über die ganzeLänge
desRückens
verläuft (dorsaleMuskulatur) und
2.
von ihm
durch eingeschobenesBindegewebe
gesondert, eine dünnere gebogene Platte, welche wesentlich in derWand
des Visceralrohres liegt(ventrale Musku-
latur). Beide erscheinen streng segmental angeordnet.
Von
ihnen leitet sich auch die [Muskulatur des menschlichen Körpers ab,und
es entstehen in der ontogcneti- schen Entwickelung dieMuskeln
desRumpfes
sehr einfach aus den segmentalen M3-otomen.Im
späterenLeben
bleibt die segmentale Beschaffenheit anden
einen Stellen in ursprünglicher Reinheit erhalten, an anderen ist siemehr
oder weniger4 Herkunft und I5au der Miisktln. Sehnen und Aponcuroscn.
verwischt. Die Muskulatur des Kopfes gehört den beiden ersten Sehhindbogen an, die
Augenmuskeln
entstehen aus einergemeinsamen
Anlage, derenBedeutung
jedochnoch
nicht sicher steht.Die Muskulatur der K.xtrLiiiitiiten ist ein
Abkömmling
der \LntraltnRumpf-
muskulatur; sie stellt jedoch linc wohlgesondertc Abteilung dar.Man
hatnach dem
Gesagten folgende große Abteilungen zu unterscheiden:I.
dorsale Rumpfmuskcln,
2.ventrale Rumpf muskeln.
5.Kopf muski-ln.
4.
Extremitätenmuskeln.
Bau dir Mn>kiln.
Btiihm
spielt dasBindegewebe
eine ausschlaggebende Rolle,indem
es den ganzen ]\Iuskel durchzieht. Zunächst wird eine kleine Anzahlvon
Muskelfasernvon
einer geringen ]\Ienge formlosen Bindegewebeszusammen-
gefaßt,wodurch
primäre Muskelbündel entstehen. EineAnzahl vim
solchen wirdvon
einer etwas größerenMenge
des gleichenGewebes
scheidenartig umschlossen,wodurch
sekundäreBündel
hergestellt werden.Man
hat es alsPerimysium
in-ternum
oderEndomysium
bezeichnet.Es können
noch tertiäre,quatemäre
usw.Bündel
gebildet werden. Je weniger dieser in einander geschachtelten Scheiden vor-handen
sind,um
so feinfaseriger ist ein Muskel (M. psoas, sartorius), je mehr,um
so grobfaseriger erscheint er (M. glutaeus
maximus,
M. deltoideus).An
der Ober- fläche eines Muskelindividuums ist diesesBindegewebe
zu einer letztenmmibranösen
Hülle(Perimysium externum)
verdichtet.Sehnen und Aponeurosen.
Eine Anzahlxon
^Musktln setzt sich ohne üa- zwischenkunft einer Sehne an denKnochen
an,indem
sich das intramuskuläre Binde-gewebe
mit den Fasern des Periosts durchflechtet, in der ^Mehrzahl der Fälle aber wird derZusammenhang
mitdem Knochen
durch eineSehne, Tendo,
vermittelt.Die
Sehnen
sind bindegewebige Strängevon
weißer, atlasglänzender Farbe, deren Strukturimd
derenZusammenhang
mitdem
Muskel in der ersten Abteilung ge- schildertworden
ist. Ist eineSehne
zu einer Platte verbreitert,dann
nenntman
sie
Aponeurose, Aponeurosis
i). Eine solche legt sich nicht selten für eine kürzere oder längere Strecke über die eigentliche Muskelsubstanz als derbe, glänzendeHaut; man
sprichtdann von einem Sehnenspiegel.
DieSehnen
verbinden sich entweder mitdem
Periost oder auch direkt mitdem Knochen, indem
sich zwischen ihren Fasern Kalksalze einfinden. Sie bewirkendann
an der Knochenoberfläche Rauhigkeitenund
Tuberositäten. Inmanche Sehnen
lagern sich kurz \-or ihrem AnsatzSesambeine
oderSesamknorpel
ein (II. Abt. S. 130). Sie besitzen stets eine überknorpelte Fläche, welche in das benachbarte Gelenk sieht. DieHautmuskeln
besitzen an ihrer Hautinsertion keine Sehnen.Muskelformen.
EineAbteihmg von
Muskelfasern, welche insich abgeschlossenund
durch einPerim\sium externum
gegen dieL'mgebung
abgegrenzt ist, wird alsMuskelindividuum, Musculus-),
bezeichnet. DieMuskelformen hängin
mit den Platzverhältnissenim
ganzenzusammen und man kann
sagen,daß
sich ein Muskelim
allgemeinenum
somehr
ausbreitet, eine je größere Insertionsflächeihm
geboten istund daß
sich seine Fasernum
somehr
zueinem
wulst- oder strangförmigen Gebildezusammendrängen, um
so beschränkter der Platz für seineAnheftung
ist. Dabei sprichtauch
die Funktion eingewichtigesWort
insofern mit, als auch beibeschränktem
*) vevQov ursprünglich irgend ein fibröses Gebilde; daher kehrt die Bezeichnung auch bei den fibrös gebauten Xerven wieder.
-) ^'on ]\Ius, die Maus, also eigentlich Mäuslein.
Aluskelformcn. AusbiUhinp;.
'(>-
Platz
Muskiln
thichund
baiularti^ sein kcinmn,wenn
ihrr Tati;^kril rinu nur ge ringe-Gesamtmasse
verlangt.Am
Rum]3fe mit seiner großen Flächenentwickclung überwiegen daher die plattenfihmigen Muskeln, an den Extremitäten mit ihrem lang- gestreckten Skelet die schlankenund
langgestrecktenFormen. Für
dieForm-
bildung derMuskeln
ist ferner die Artund
Weisevon
Wichtigkeit, in welcher sie mit ihrenSehnen \erbunden
sind,was
keineswegs überall in der gleichen Weise geschieht.Der Tvpus
eines einfach gefcirniten langen ]\Iuskels ist so,daß
er auf beiden Seiten eine Sehne hat, zwischen welchen die Muskelsubstanz eingeschlossen ist.Diese letztere ist in der ]\Iitte verdickt
und
spitzt sich nach beiden Seiten zu,um
in die regelmäßig schlankeren
Sehnen
überzugehen (z. B. 98).Man
unterscheidet den verdickten Teil alsMuskelbauch,
\'cnter,und
die verjüngtenEnden
alsKopf, Caput und Schwanz, Cauda;
ersterer liegtdem Ursprung
des Muskels,Origo,
letzterer dessen
Ende
oderAnsatz,
Insertio, zunächst. AlsUrsprung
bezeichnetman
das unter gewöhnlichen \'erhältnissen relati\- ruhende, alsInsertion dasbewegte Ende. Kleist ist erstercs proximal oder der Mittellinie zunächst gelegen, letzteres distal odervon
der Mittellinie abgewandt. Inkonsequenzen sind dabei nichtimmer
zu vermeiden,
manchmal
gibt nur das alteHerkommen
den Ausschlag.Ein iluskel, welcher die erwähnte typische
Form
besitzt,umfaßt
seineSehnen
allseitig; er ist
im
ganzenspindelförmig,
M.fusiformis.
Erlauben dieRaum-
verhältnisse eine solche Gestalt nicht,
dann
treten zuweilen die Muskelfasernvon
der einen Seite her an eine länger ausgezogene Sehne heran,halbgefiederter Mus-
kel,
M. unipennatus
^), oder eskommen
die Fasernvon
beiden Seiten an die Sehne,doppeltgefiederter Muskel,
M.bipennatus-)
(71). Nichtimmer
besitzt ein langgestreckter Muskel nureinen Ursprung und
ein Ende, eskommt
vor,daß
mehrere Ursprünge zu einerEndsehne
zusammenfließen;mehrköpfige
Muskeln, M.biceps
(ö2).triceps
etc., oderdaß
aus einemBauch
mehrereEndsehnen
her- vorgehen;mehrschwänzige
Muskeln, M.bicaudatus
etc. (60).Wenn
platte^luskeln mit einer
Anzahl
parallelerZacken von
einer Reihe gleichnamigerKnochen
entspringen, heißen sie
gezahnt,
i\I.serratus
(27). Vielspaltig, ^lultifidus (J),heißt ein Muskel,
wenn
in seinem Verlaufe mehrfache Ursprungs-und
Insertions- zacken sich untrennbar verflechten.Ist das Fleisch eines Muskels durch Sehnenfasern
mehr
oder minder vollständig unterbrochen, so nenntman
ihnzwei-
odermehrbäuchig, digastricus
(33),polygastricus.
Platte Zwischensehnen, wie sieam
Rectus abdominisvorkommen
(14),
werden
alsInskriptionen, Inscriptiones tendineae,
beschrieben.Kreisförmig
gestaltete Muskeln,Mm. orbiculares
(J7), umschließen die Öffnungen \-on Eingeweiderohrenund
Sinnesapparaten; siewerden
auch alsSchließmuskeln, Mm. sphincteres,
bezeichnet (M.-H.).Ausbildung.
Die Ausbildung der ]\Iuskeln geht mit der Ausbildung dervon
ihnenbewegten
Teile, Skelet, Haut, Öffnungen der Eingeweiderohre,Hand
inHand.
Dabei sieht
man, daß
sie sich bei derEntwicklung
oft erst in einfachenFormen
anlegen,
um
sichim
Laufe der Entwickelung inmehr
oder weniger voneinander gesonderte Einzelmuskeln zu teilen. Eine solcheSonderung kann
auch indi^'iduell verschieden weit fortschreiten, sodaß man
das eineMal
eine größereungeteilteMasse
1) M. semipennatus.
') j\r. pennatus.
6 AnoRlnunR. Hilfsapparate clor Muskeln.
antrifft,
wo man
ein anderes Mal einenKomplex
mehrerer liinzelmuskeln findet.Eine wichtige Rolle spielen auch
Wachstumsverschiebungen
im Körper, besondersam
Skelct,dmch
wc>lche dieMuskeln gezwungen
werden, ihre ursprüngliche Rich- tung zu ändern.Auch
selbständige \\'anderungenwerden im
Laufe der Entwicke- lung ausgeführt, wobei das eineEnde am
Platz der erstenEntstehung
haften bleibt,während
das andere eine zuweilen weit entfernte Insertion aufsucht. Nichtimmer
aber schreitet die Entwickelung eines Muskels progressiv fort, siekann
sich auch regressiv abspielen,wenn
dasvon ihm
bewegte Skeletstück seineBewegungen,
phylogenetisch oder ontogenetisch, ganz einstellt, oder doch stark einschränkt. So wird z. B. die bei Tieren mit einem freienSchwanz
wohl ausgebildeteSchwanz-
muskulaturbeim Menschen
zuverkümmerten Rudimenten.
Anordnung.
DieMuskeln
bedecken das Knochengerüst, weshalbman von
einem inneren Skelet spricht,im
Gegensatz zu einem äußeren, beiwelchem
die Oberfläche des Körpers aus Hartgebilden besteht,während
dieMuskeln
in das Innere verlegt sind (Arthropoden). Die oberflächlicheLage
derMuskeln
bringt es mitsich,
daß man von
ihnenauch am Lebenden
viel erkenntimd
es hat die bildendeKunst
die Aufgabe, ihre Tätigkeit deutlichund
lebenswahr wiederzugeben. Die praktische IMcdizinkann
ausdem genauen Studium
des an der Oberfläche sicht- baren Reliefs für ihre diagnostischenund
therapeutischenZwecke
vielfachenNutzen
ziehen. Bei der innigen gegenseitigen Abhängigkeit der
Muskeln
(des aktiven Be- wegungsapparates)und
des Skelets (des passiven Bewegungsapparates)von
ein- ander, verstehtman, daß
dieses letztere \-ondem
\'erhalten der ^Muskeln stark be- einflußt wird,daß
auch frühe erworbeneLähmungi'U
die Knocht'nformen zu modi- fizieren vermögen.Liegen
mehrere
Muskelschichten übereinander,dann
ist die allgemeineund
selbstverständliche Regel,daß
die oberflächlichste Schichte die längsten, die tiefste die kürzestenMuskeln
enthält.Im
weiteren sondern sie sich nicht selten in einzelneGruppen von
gleicher oder ähnlicher Funktion, deren Individuen sich meist engerzusammen
schließen. Beibeschränktem
Platz schachteln sie sich ineinander, ihreSehnen
überkreuzen sich gelegentlich, lun an ihre Insertionsstellen zu gelangenund
dergl. mehr.
Hilfsapparate der Muskeln.
In naher Beziehung zudem
Periniysiumeinerseits, zu den
Sehnen
andererseits stehen dieMuskelbinden, Fasciae.
Die- selben sindMembranen,
welche die einzelnenMuskeln
oderGruppen von
solchen umhüllen. Schiebt sich dasBindegewebe
in derUmgebung
eines Muskels durch dievon ihm im
Laufe des Lebens stets in der gleichen Art ausgeführtenBewegungen zusammen, dann
entsteht eine Haut, welche sich in iluemBau
ganzdem
Peri-mysumi
anschließt, sie ist entwickelungsgeschichtlich nicht \-orgebildet.Auch
die innerste, fettlose Schicht desSubcutangewebes
verdichtet sieh zu einer derartigenMembran,
welche die oberflächlichsten ]\Iuskeln deckt(Fascia
superficialis).Ganz
anders sindMi'mbranen von
Sehnenglanzund
\-on-aponcm'otischem Gefüge(Aponeurosis)
, weUlieman zwar zum
Teil nach altemHerkommen
auch als Fascien zu bezeichnen pflegt, welche aber vielfach als Sehnen wirken,iadem
sich Muskelfasern an ihnen in größerer oder geringererAusdehnung
anheften. Sie sind bereitsbeim Embryo
alsHäute
angelegt.An manchen
Stellen schicken sie Blätter biszum Knochen, Septa intermuscularia
^) (.9J), welche dieAbgrenzung
von') Ligamenta intermuscularia.
Xcrven. 7
^luskcln oder Mu<ktli;ru]i]nn \irxnllständiijrn
und
zuhJrriclicn MuskclfustTnzum
Ansatz dienen.Man kann
sie funkticmcllmbin
dieMembranae
intcrosseae stellen, beide sind bindegewebige \'erbreiterungenund
W-rvollständigungen des Skelctes.Die aponeurotisehen Fascien
und
Scpta inti'imnsculariahaben
nicht nurzum
Muskelfleische, sondern auch zu den
Sehnen
nahe Beziehungen, lunige Hilfsein- richtungen sind nur diesen letzteren eigin.Wo
Muskelsehnen, Ursprünge oder Insertionen, längere Strecken einesKnochens
einnehmen, findet sich häufig eine Ein- richtung, die,ohne
die Kontinuität der Sehne zu unterlirechen, \\'eichteilen den Durch-tritt längs
dem Knochen
ermöglicht. Dies sind dieSehnenbogen, Arcus
ten-dinei (9<S). Die Sehne löst sich stellenweise \-om
Knochen
ab,nimmt
an der einen Seite Muskelfasern aufund
überbrückt mit der anderen eine Lücke, in welcher andere Sehnen.Xer\en und
namentlich Gefäße eingeschlossen sind. Die letzterenwerden
dadurch nicht nur vorDruck
geschützt, sondern erhalten sogar eben dann,wenn
die
am Sehnenbogen
inserierten ^luskelfasern denselben spannen, freieren Spiel- raum.An
Stellen, an welchenSehnen
ihre ^'erlaufsrichtung ändern, findetman
öfters einen sehnigen Ring, in welchen auch Knorpelzellen eingelagert seinkönnen
(Rolle,Trochlea)
, welcher die Sehne in ihrem geknickten Verlauf festhältund
inwelchem
sie läuft.
Andere
Sehnen, welche bei ihrerBewegung
leicht \'on der Unterlage ab- gleiten könnten, sind an dieser durch fibröseScheidenbänder (Ligamenta vaginalia
(66), festgehalten. Dieselben bilden mitdem Knochen, welchem
sie ange- heftet sind. Röhren, in welchen dieSehnen
laufen. IhreBewegung
wird erleichtert durchSchleimscheiden. \'aginae mucosae,
welche dieSehnen
an ihrerAußen-
fläche
und
dieRöhren
anihrer Innenflächeüberziehenund
sozwei ineinandersteckende Hohlcylinder darstellen, welche an ihrem proximalenund
distalenEnde
geschlossen ineinander übergehen.Von
der Oberfläche der Scheiden erheben sich, besonders an ihren beiden geschlossenen Enden, platten-, zotten- oder fadenförmige Fortsätze.Meist wird der unterliegende
Knochen
mit derSehne
durch eine längere oder kürzere gekrösartige Falte,Mesotenon,
verbunden, welche Gefäßeund Nerven
zur Sehneleitet.
Die Scheiden enthalten
im Normalzustand
nur so viel einer der Gelenkschmiere ähnlichen Flüssigkeit als nötig ist,um
die Oberflächen schlüpfrig zumachen.
Den
Schleimscheiden naheverwandt
sind dieSchlei mbeutel, Bursae mu-
cosae
(ö2). Sie sinddünnwandige Hohlräume,
welche ebenfalls eine der Synovia ähnliche Flüssigkeit enthalten. Sie sind, besonders in derNähe von
Gelenken, an Stellen zu finden, an welchenMuskeln
oderSehnen
über scharfeKanten
oder über Vorsprünge derKnochen
verlaufen.Auch
unter derHaut
sind Schleimbeutel an- zutreffen; obgleich dieselben nichtzum
[Muskelsystem gehören, sollen siedoch
mitden
tiefer liegenden bei jederGegend
in folgendem übersichtlich zusammengestellt werden. Die Schleimbeutel sind dazu bestimmt, dieReibung
zu vermindern.Ein Teil
von
ihnen ist schonbeim
Fetus vorhanden, ein anderer, größerer, entsteht erstim
extrauterinenLeben nach vorhandenem
Bedürfnis. Siekönnen
einfach oder auch gefächert sein. Schleimbcutel, welche in unmittelbarerNähe von
Gelenken liegen,können
mitdem Binnenraume
inVerbindung
treten, sodaß
siedann
wie Ausstülpungen der Gelenkhöhle erscheinen.Nerven.
Sie treten mit denGefäßen
zu einemBündel
vereinigt inden Muskel
ein, selten geschieht dies
am Rande
desselben, meist an der vorderen oder hinteren8 Gefäße.
Fläche. Dir Xir\onzwcigc enthalten Fasern Non allen drei Qualitäten, motorische, sensible
und
syni])athische.Die motorischen
Nerven
durchziehen den Muskel unter Xetzhildunf;und
endigen an den einzelnen Fasern in der aus Abt. I, S. 91 ersiclitlichen Weise. Sie sind natürlichvon
besonders hoher Bedeutung,da
sie ihn zur Tätigkeit anregen; sind siedauernd
gelähmt,dann
verfällt der Muskel der Atrophie. In derEmbryonalentwicke-
lung entstehenNerven und Muskeln
segmentalund
es senkt sich in jedesMyotom
je eine motorische Nervenwurzel ein. Diese aber entspringt
immer
aus einem be-stimmten
Abschnitt des Centralncrvensystems, sodaß
also jedesMyotom
einem solchenAbschnitt entspricht.Im
LaufederEntwickehmg
ändert sich an dieser grund- legenden Tatsache nichts, wohl aber siehtman, daß
sich dieMvotome
oft stark verlagern,daß
sie sich in einzelne Abteilungen spalten,daß
sich Teile \erschiedcnerMyotome
zu Muskelindividuen vereinigen. Dabeinimmt
aber jedesM\ütom
oder jeder Teil eines solchen seinenNerven
mit,wodurch
es oft zu einem höchstkom-
plizierten Verlauf derselben ktimmt.
Aus dem Studium
der Muskelinnervation gewinnt daher die Wissenschaft ebenso sichere wie interessante Aufschlüsse über die Herkunft der einzelnen Muskeln. Besonders verwickelt liegen die Verhältnisse inden Extremitäten. Dort sondern sich die in ihren
Aufbau
eintretendenMvotome
in je einen extensorischen
und
einen flexorischen Abschnittund
ebenso die Nerven.In
jedem
der beiden Abschnitte entstehen die einzelnenMuskeln
wieder allenthalben aus Teilen mehrererMyotome,
weshalb an ihrer Nervcn\-ersorgung mehrereRücken-
marksabschnitte beteiligt sind. Dies ist aber für dii' praktische Medizin sowohl in diagnostischer wie therapeutischer Hinsicht gelegentlich von großerBedeutung;
es sollen deshalb auch in folgendem bei
jedem
Muski'l dieWurzeln
notiert werden, aus welchen er seine Ner\'en bezieht. Bei denKopfmuskeln
liegen die \'erhältnissc einfacher; sie entstehen ausdem
erstenund
zweiten Schlundbogenund werden
auchvon
denNerven
derselben\'ersorgt. Die Herkunft derAugenmuskeln und
ihrerNerven
bedarfnoch
weiterer Untersuchung.Die sensiblen
Nerven
endigen entweder frei oder in Kolbenkörperchen oder in Muskel-und
Sehnenspindcln,wovon
später bei Betrachtung der Sinneswerkzeugenoch mehr
zu sagen sein wird. Reichlicher sind die sensiblenEndigungen
an der Oberfläche der Muskeln, reichlicher auch an der Grenzevon
Sehneimd
Muskelfleisch.Als Vermittler des Muskelsinnes
haben
sie eine hohe physiologische Bedeutung.Die sympathischen
Nerven
treten zu den Gefäßen.Gefäße.
Die Blutversorgung derMuskeln
ist eine sehr ausgiebigeund
eswerden
dieBündel und
die einzelnen Fasern \on ri'iehen Netzen lunsponnen, welche aus längsgestreckten, durch rechtwinkeligi' .\nastomosen \'erbundenen Capillaren bestehen.Dauernde
reichliche Durchstrcimung bringt den Muskel in besseren Er- nährungszustand, wieman
dies durcli systematischeÜbung
(Turnen,Rudern
u. dgl.) erreichen kann, durch mangelhafte Ernährung, wie sie besonders bei dauernderRuhe-
stellung
(Lähmungen,
Gips\'erbände u. dgl.) eintritt,werden
dieMuskeln
atrophisch.Hört nach dem Tode
dieErnährung
ganz auf,dann
tritt dii'Totenstarre
ein (Gerinnung des Myosins), welche bis zur beginnenden Zersetzung anhält.Die
Lymphgefäße
derMuskeln
bieten keine Besonderheiten.Wirkung.
DieWirkung
eines Muskels wirdvon
verschiedenen Faktoren be-stimmt
;von
derForm
des zubewegenden
Gelenkes,von
der Art der Anheftung,von
derForm
des Muskels selbstund
seiner Sehnen,von
der Richtunc;, in welcher derW'iilcung (Kr Muskeln. 9 Muskel wirkt.
Was
ziKTst die Extremitäten ankin^ijt, so liat jeder Muskel ilerxlheu eineHaupt
wirkunfj;, welche er äußert,wenn
er isoliert in Kontraktion i^'erät. Ihr tretenNebenwirkungen
zur Seite, einmal,wenn
dies gewisse Eigentüniliehkeilen derAnheftung
mit sich bringen (z. B. ist der ^I. biceps brachii seiner Hauptwir-kung
nach Flexor, seinerNebenwirkung nach
Supinator)und
dann,wenn
ein Muskel die \\"irkung anderer nur zu unterstützenund
zu modifizieren hat. Sehr vielfach wirken die ]\Iuskeln nicht als Einzelindi\'iduen, sondern es verbinden sich ihrer mehrerein dieser Art zu
gemeinsamer
Funktion:Synergisten
i).Umgekehrt
kcnnnt es\or,
daß
ein anatomisch ungesonderter jMuskel sich für gewisse Fälle in mehrere funktionelle Einheiten trennt (z. B. M. glutaeus mcdius, welcherim
ganzen alsAb-
duktor wirkt, mit seinem vorderen Teil vorwärts, mit seinem hinteren rückwärtsrotiert).
Den
einzelnenMuskeln
oderMuskelgruppen
stehen regelmäßig andere gegen- über, welche die entgegengesetzteBewegung
ausführen (z. B. denBeugern
eines Gelenkes dessen Strecker),man
nennt sieAntagonisten-).
Ziehen sich die beiderseitigen Antagonisten zu gleicher Zeitzusammen, dann
stellen sie das Gelenk,dem
sie angehören, fest, sie wirken alsFixatoren.
Gewöhnlich sind die physiologischen
Muskelgruppen auch
anatomisch durch Fascien gegen dieUmgebung
gesondert.Der
einfachste Fall des Verlaufes eines Extremitätenmuskels ist der,daß
er proximalvon dem von ihm bewegten
Gelenke entspringtund
distalvon ihm
endigt,^lan nennt sie
eingelenkige Muskeln.
Sie bilden jedoch keineswegs die Mehr- zahl, sondern es gibt zahlreichemehrgelenkige Muskeln,
welche über zweiund mehr
Gelenke hinweg gehenund
welchedann
eine oft komplizierte, nicht für alle inFrage
kommenden
Gelenke gleichartige M'irkung ausüben.Nach
der Art derWirkung
unterscheidetman
an den ExtremitätenmuskelnBeuger
(Flexor),Strecker (Extensor), Anzieher (Adductor),
welche das Gliednach dem Rumpf
hin bewegen,Abzieher (Abductor),
deren Antagonistenund
weiternoch Dreher
(Rotator), w^elche die Extremitätenknochenum
ihreLängsachse drehen. Die Vorwärtsdreher heißen
Pronator,
dieRückwärtsdreher Supinator.
Viele ^luskeln des
Rumpfes
verhalten sich denExtremitätenmuskeln nach
Funktionund
Bezeichnung ganz ähnlich, andere aber wirken nicht auf Gelenke, sondern in anderer Weise. So gibt es bogenförmig angeordneteMuskeln
(Bauch- muskeln), welche bei derZusammenziehung
denvon
ihnen gebildetenBogen
ver- kleinernund
dadurch einenDruck
auf die Unterlageausüben (Compressor).
Eine Sonderstellungnimmt
das Zwerchfell ein, dessenKuppel
sich bei der Kontraktion abflacht,und dadurch
für die Brusthöhle erweiternd, für dieBauchhöhle
verengernd wirkt. Dieum
die Körperöffnungen angeordnetenMuskeln
verlaufen, w'ie schon erwähnt,kreisförmig
(M. orbicularis)und
wirkendadurch
alsSchließmus- keln
(M.sphincter)
oder sie verlaufen radiärund
wirken alsErweiterer
(Dila- tator).An
den Eingew-eiden findetman auch Heber (Levator) und Senker
(Depressor)
angebracht.Varietäten des Muskelsystems sind überaus zahlreich; bei einem nicht geringen Teil von ihnen handelt es sich
um
Spuren des Weges, welchen die phylogenetische Entwickelung bis zu ihrem heutigen Stande zurückgelegt hat, andere beruhen auf embryologischen Vorgängen,') ovv£Q'/iu ^Mitarbeit.
-) äyioviToiiai kämpfen.
1
10 Muskeln des Stammes. Kückenmuskeln.
indem Muskeln, welche im Laufe der normalen Entwickelung atrophicren, bei Bestand bleiben und umgekehrt: wieder andere scheinen weder die eine, noch die andere Erklärung zuzulassen.
Vielfach
kommt
es vor, daß benachbarte Muskeln miteinander verwachsen oder doch Bündel austauschen.Nicht selten ist es, daß Störungen in der .\usbildung des Muskelsvstems von solchen im Bereich der Gefäße, Nerven und anderer Weichteile in ihrer
Umgebung
begleitet sind.I.
Muskeln des Stammes.
Bei Tieren mit
primitiwn
Skelet\-erhältnissen bilden die JMuskeln desStammes
der
Länge nach
über denKörper
hinlaiifendi',metamer
unterbrochene Muskelzüge, eine Verlaufsweise, welche sich bei Tieren mit komplizierter ausgestaltetem Skeletund beim Menschen
nicht rein erhält. Die dorsale Muskulatur weichtim
ganzen wenigervon
ihrer ursprünglichen Richtung ab, als die ventrale, in welcher die Fasern sich schräg stellen,wo
sie selbst in ganz transversalen \'erlauf übergehen können.Doch
fehlt esauch
dort nicht an Zügen, welche den ursprünglichen Längsverlauf beibehalten.Der metamere Aufbau
ist an \-ielcn Stellen verwischt, an anderen aber vollständig oder teilweise erhalten.Die- dorsalen
Muskeln werden nahezu
in ihrer ganzen Länge, die ventralen in der Brustgegend \"onMuskeln
der oberen E.xtremität bedeckt, welche sich an deren Gürtel oderam Armbein
befestigen.Bei der Muskelversorgung des Kopfes spielen die Sinnesorgane
imd
der Ein-gang
des Eingeweiderohres mit hereinund machen Anordnungen
\'on specifischerNatur
notwendig.1.
Rückenmuskeln.
\^'ie gesagt, bestehen die
Kückenmuskeln
in ihren obersten Schichten aus Äluskeln der oberen Extremität. Sie breiten sich in großen Platten ausund
sind erst secundär in ihreLage am Rücken
eingerückt,was
durch ihre Inner\-ationvom
Armnervengeflecht bewiesen wird, l'nter ihnen folgen ein paar \-on der ventralen Muskulatur
abstammende
Muskeln, welche an denRippen
endigen. Die letzteund
tiefste Schichte erst stellt die eigentliche dorsaleMuskulatur
dar.a)
Extremitätenmuskeln
desRückens.
Sil' besitzen keine eigentliche Fascie, sind vielmehr nur durch Blätter lockeren
Bindegewebes
gegen dieHaut und
unter sich abgesetzt.Am
stärksten ist dasselbe zwischenden Mm.
rhomboideitmd dem
M. serratus post. sup. angehäuft, also da,wo
das sehr bewegliche Schulterblatt aufdem
weniger beweglichenRumpf
gleitet.Im
Bereich desNackens werden
alle diese Blätter unterdem Namen Fascia nuchae
zusammengefaßt.
Das
^•ondem
Gefäßstrang des Halses ausgehende Fettpolster (30) erstreckt sich indixiduell \-erschieden weit zwischendem
M. trapeziusund
dt'u tiefi'rliegenden
Muskeln
gegen die Wirbelsäule hin.Extremitätcnmuskcln des Rückens. 11 a)
Erste
Scliichte.Trapczmuskel,
M.trapczius^)
(1).Die
Muskeln
beider Seiten bildenzusammen
eine rhombische Platte,was
denNamen
erklärt; einer allein zci.cjt dieForm
eines stumpfwinkeligen Dreieckes, welches\-om
Kopf
über denNacken und Rücken
herabreicht. Sein Ursj^rung erstreckt sich in cinrr ununterbrochenen Linievom
Hinterhaupt biszum Dorn
des zwölften Brust- wirbels.Am
Hinterhauptsbein entspringt ervon
der durch die- beiden oberenNacken-
linien begrenzten Fläche
und
es reicht seinUrsprung manchmal
weit seitlich bisgegen die Wurzel des Proc. mastoideus hin. \^om Hinterhaupt aus zielit sich derUrsprung
aufdem
Lig.nuchae
herabund
gehtdann
auf dieDornen
der Brustwirbelund
die sie verbindenden Ligg. interspinalia über. IhrEnde
erreicht die Ursprungslinie, wie gesagt, mitdem
zwölften Brustwirbeldorn.Der Ursprung
istim
allgemeinen sehr kurzsehnig, nur in derGegend
der\'ertebra prominens, genauervom Dorn
des vierten Halswirbels bis zudem
des zweitenBrustwirbels findetman
eine längere, glänzende Ursprungssehne (Sehnenspiegel), welche mit der der Gegenseite zusammenfließt;auch an seinem untersten
Ende
entspringt der Muskel mittelst einesdünnen
sehnigen Blattes, welches an seiner caudalen Spitze in die Fascia lumbodorsalis übergeht.Die kurzen Sehnenfasern der obersten Ursprünge sind mit der
Haut
straff ver- wachsen, sodaß
ihre Präparation eine größereAufmerksamkeit
erfordert. Die aus diesenUrsprüngen
her\'orgehende Muskelplatte istzwar
normalerweise lückenlos,doch
besteht sie ihrer Herkunftnach
eigentlich aus dreiMuskeln
(Streißler 1900),was
durch vergleichend anatomischeBeobachtung und
Betrachtungvorkommender
Varietäten erwiesen wird.
Der
oberste Teil besteht aus den Faserbündeln, welchevom Kopf und Nacken
biszum Beginn
des Sehnenspiegels entspringen. Sie sind ziemlichdünn und
ziehen in schief absteigendemund nach
vorne gerichtetem Ver- laufzum
cranialenEnde
des Schlüsselbeines herab, anwelchem
sie sichohne
Ver- mittelung einersichtbaren Sehneanheften. DieserTeilsteht innaher verwandtschaft- licher Beziehungzum
M. sternocleidomastoideus (s. dort).Der
mittlere Teil ist dervom
Sehnenspiegel entspringende. Seine Faserbündel, welche eine dickere Schichte bilden, laufen transversalund
endigenam Acromion und an
der oberen Lippe der Spina scapulae, oberflächlich mit einer Sehne, welche in die desM.
deltoideus über- gehen kann, in der Tiefeohne
eine solche.Der
unterste Teil, welcher sich ausdem
Rest der L'rsprünge bildet, steigt mit seinen Fasern auf
und
inseriert mit einer drei- eckigen platten Sehne andem
medialenEnde
der Spina scapulae. EinBündel
der- selben pflegt in die Fascia infraspinata überzugehen.Der Rand
des oberen Teiles bildetam Lebenden
den seitlichenKontur
des Nackens.Bei sehr kräftigen
und
fettarmenMännern
hebt sich bei einerZusammenziehung
des ganzen jMuskels der Sehnenspiegel deutlich
von
der ihnumgebenden
gewulstetenMuskeimasse
ab.Motorische
Innervation.Ramus
externus des N. accessorius, sowie Äste des drittenundvierten Cervilcalnerven, welclreteilsdurch.\nastomosen,teilsselbständiginden Muskelgelangen.
Der mittlere Teil desselben wird von den aus den Cervikalnerven stammenden Fasern versorgt, der untere ausschließlich
vom
eigentlichen N. accessorius. Der oberebekommt
außer diesem letzteren vielleicht nocli einige Cervikalnervenfasern (Schultz 1903). (Wurzelbezug, Cerv.II, III, IV.)
') M. cucullaris, Kappenmuskel.
Hergenommen vom
\'ergleich der iluskeln beider Seiten mit einer über den Rücken herabfallenden JMönchskapuze (cucullus).12 Extremitätcnmii^Ucln des Kückens.
Wirkung.
lünc Zusammenziehung des gesamten Trapezius verschiebt das Schulter- blatt gegen dieWirbelsäule. Die obere (claviculare) Portion allein spannt sich beitieferAtmung
an. Die Hebung der Schulter wird durch die beiden oberen Teile bewirkt, mittlererund unterer Teildrückendas Schulterblattanden Körperan, der untereTeilalleindrehtdenunteren Schulter- blattwinkcl mcdianwärts. Die Wirkung eines gelähmten Trapezius kann durch die benachbarten Muskeln,
Mm.
levator scapulae und rhomboidei, auch Pars clavicularis des M. pectoralis major mehr oder weniger vollständig ersetzt werden.\'arietäten. Die Ursprungslinie ist mehr oder weniger verkürzt; nicht selten ragt das Ende des einen Muskels weniger weit herab, als das der anderen. Der obere Teil ist breiter als gewöhnlich, er kann sich
dem Rand
des M. sternocleidomastoideus bis zur Berührung nähern, oderesschließt sich ein Bündel desselben gegen die Insertionam
Schlüsselbein hindem
genannten Muskel an. Ein solches Bündel erreicht gelegentlich den Schädel nicht, sondern heftet sich an einen oder mehrere Querfortsätze deroberen Halswirbel. Auch \'crbindungen mitdem
M. delto- ideus werden beobachtet. Derobere und untere Teil des Muskels kann ganz oder teilweise fehlen.Einzelne Bündel spalten sich ab und schlagen eine ungewöhnliche Richtung ein.
Praktische
Bemerkungen.
Ist die obere Portion des Trapezius gelähmt, dann bleibt bei der .\tmung die Schulter unbewegt. Bei manchen Erkrankungen des Muskels bleibt aber gerade diese Portion verschont. Ist die mittlere Portion gelähmt, dann sinkt das Acromion nach vorn und unten, wodurch die Hebung des Armes beeinträchtigt wird. 15eiLähmung
der unteren Portion entfernt sich der vertebraleRand
des Schulterblattes \on der Mittellinie. Ihre Tätig- keit kann durch die der Rhomboidei ersetzt werden(Oppenheim
1908).Breiter Rückenmuskel
, M.latissimus dorsi
(1, 12).Deckt
als einenach
der Körp(_'r()berfläche gebogene, relati\-dünne
Muskel- platte \()n ungefähr rechteckiger Gestalt den unteren Teil des Rückens.Er
ent- springt mit einer sehrdünnen
Sehne, welchevom
untersten Teil des M. trapezius überlagert wird, \'on den 4—
5 untersten Brustwirbeln.Dann
biegen seineUrsprünge
seitlich auf die Fascia lumbodorsalis ab, auf welcher sie fleischig
und ohne Sehne
bis zu deren Seitenwand absteigen. Die letzten Ursprungsbündel überschreiten sie
und
heften sich mittelst eines starken aber kurzen Sehnenblattes an der ]\Iitte desDarmbeinkammes
an.Dazu kommen noch
einige kleine accessorische Zacken, welchevon
den drei bis \'ier untersten Rippen, mit denZacken
des M. obliquus externus abdominis zusammengreifend, entspringen (12). Die obersten Fasern des jMuskels ver- laufen trans\-ersal über die Spitze des Schulterblattes hinweg. Siewerden
in ihrerLage
durch denZusamnu'uhang
ihres Bindegewebsüberzuges mit der Fascie der hinteren Schulterblattmuskeln gehalten. Die weiter unten entspringenden Fasern steigenimmer
steiler aufwärts. Endlich vereinigen sich alle Fasern in einer platten Endsehne, welche sichdem M.
teresmajor
anlegt [27). Sie beginntetwa
inder Mitte derLänge
dieses letzteren Muskels, windet sichum
ihnherum und
heftet sich an die Crista tuberculi minoris bis hinaufzum Tuberculum
selbst an. EineAnzahl
\ün
Sehnenfasern überbrückt den Sulcus intertubercularisund
fließt mit denen desM.
pectoralismajor zusammen.
Die lateralen, steil aufsteigenden Fasernhaben
einen spiraligcn Verlauf, sodaß
dievon
denRippen kommenden
die vorderstenwerden und
sich an den oberenSehnenrand
ansetzen.Etwa
in der Hälfte der Fälle löst sichvon
der Spitze des Schulterblattes ein Fleischbündel \-omUrsprung
des M. teresmajor
ab (i*, 49) ,um
in den des M. latissimus dorsi überzugehen, dadurch die naheZusammengehörigkeit
beiderMuskeln
beweisend.Zwisclu'n den
Endsehnen
beider findet siili zuweilen ein kleiner Schleimbeutel,Bursa
m.latissimi dorsi;
in anderen Fällen sind sie durchBindegewebe
zu- sammengeheftet.^
Extrcmitätcnniuskcln des Rückens. 13
Das Endstück
des M. latissimus dorsi bildetim
^'e^c'in mitdem
M. tcixsmajor
den hinteren wulstigenRand
der Achselhöhle.Wm
der Muskclplatteim
übrigen siehtman am Lebenden
wenig, nur bei einer kraft\()llen, niedianwärts gerichtetenBewegung
mit Rotation des Armes, z. B.beim Mähen
mit der Sense, tritt er deut- lich hervor.Motorische Innervation. \'oni X. thoracodorsalis (Wurzelbezug Cerv. ^'II und N'III).
Wirkung.
Führt den erhobenen .\rTn abwärts und zieht ihn an den Rumpf; rotiert ihn nach innen, z. B. wennman
ihn aufden Jiückenlegt. Mitseinenobersten Fasernbeteiligt er sichan
dem
.andrücken des Schulterblattes an den Rumpf, der untere Teil senkt die Schulter und den erhobenen Arm. Ist er isoliert gelähmt, dann bemerktman
bei ruhiger Körperhaltung und herabhängendem .\rm keinerlei Difformität (Erb).Varietäten sind zahlreich. Die L'rsprungslinie ist oben oderunten verkürzt, dieRippen- ursprünge sind in ihrer Zahl sehr schwankend. Eine nicht seltene Varietät ist eine Insertion von Muskelfasern an
dem Achselbogen
(Langer 1846). Derselbe ist ein der Armfa.scie an- gehöriger Sehnenbogen, welcher die Gefäß- und Nervenstämme der Achselhöhle überbrückt.Statt an die eigentliche Endsehne setzen sich an ihn die von den Rippen stammenden Muskel- bündel an. Der Achselbogen kann auch muskulös werden und es entstammen die Muskelfasern entweder
dem
Latissimus dorsi oder sind auch anderer noch streitiger Herkunft. Sie werdenals ein Rudiment des Panniculus carnosus der Säugetiere angesehen.
—
Der Muskel kann Bündel aufwärtszum
Proc. coracoideus senden, oderam
Oberarm abwärts,wo
sie biszum
Olecranon herabreichen können.ß)
Zweite Schichte.
Schulterblat theber
, M.levator scapulae
(1, 2, 3, 6).Entspringt mit vier schlanken Zacken, welche
von oben nach
unten an Stärkeabnehmen, von
den hinterenEcken
der Ouerfortsätze der vier oberen Halswirbel(-3, 6).
Er
steigt an der Seite des Halses schrägvon oben und
vornnach
untenund
hinten abzum
medialenWinkel und zum
vertebralenRand
des Schulterblattes, anwelchem
er sich oberhalb des M.rhomboideus minor
anheftet. \\'ederam Ursprung noch am Ende
findetman
nennenswerte Sehnen. DieZacken
sind meist so wenig miteinander verbunden,daß
sie wie einzelneMuskeln
aussehen.Der
Levator scapulae ist vornevom
M. sternocleidomastoideus, hintenvom
yi. trapezius gedeckt, zwischen beiden liegt er frei unter der Haut.
Rautenmuskeln, M. rhomboideus major und minor
(i).Sie stellen eine vieseitige Muskelplatte dar, welche sich
an den
M. levator sca- pulae anschließt.Oben
ziemlich dünn, verdickt sie sich in ihrem unteren Teil. Sie entspringtvom Ligamentum nuchae
überden
letzten Halswirbelnund von
den vier obersten Brustwirbelnund
gelangt, schief absteigend,von
der Spina scapulae ab- wärts an den ganzen Vertebralrand des Schulterblattes.Der
Teil der Muskulatur, welcher sich an denAbgang
der Spinavon
diesemRand
anheftet, ist meist durch eine mit lockeremBindegewebe
gefüllte Spaltevon
der übrigen !\Iuskelplatte abge- setzt,was
Veranlassung gegeben hat, ihn als ^I.rhomboideus
minor,von dem
weit breiteren ]M.rhomboideus major
zu unterscheiden.Der
L^rsprung besitzt eine Sehne, welche sichnach
unten verbreitert, die Insertion ist fleischig,doch
findetman, daß
sie nicht selten statt an den
Knochenrand
an einenSehnenbogen
gelangt, welcher sich längsdem
Schulterblattrand brückenförmig über dort verlaufende Blutgefäße ausspannt.- Die
Rautenmuskeln
sind gedecktvom
^I. trapezius, sie ruhen aufdem
M.
serratus posterior superiorund
der Fascia lumbodorsalis, welche die langenRückenmuskeln
deckt.14 Rippcnmuskeln des Rückens.
Am Lebenden
siditman von
den in Ri-dc stehenden Muski'ln meist nur sehr wenig,doch kommen immerhin Bewegungen
vor, bei welchen dieRautenmuskeln
kenntlich sind, besonders ist dies der Fall beieinem
Menschen, welcher dieHände
in die Seite stützt. Bei
Lähmimgen
des M. trapezius ist die Le\-ator-Rhomboide>is- platte hypertrophisch.Motorische
Innervation. Der Hauptnerv für die in Rede stehende Muskelplatteist derN. dorsalisscapulae aus
dem
\'. Ccrvikalnerven, derM. levator scap.bekommt
noch einen Ast des IV. Cervikalnerven, auchvom
I.—
III. erhält er Fasern. (Wurzelbczug Cerv. I—
IV.)Wirkung.
Der M. levator scapulae hebt das Schulterblatt und beteiligt sich an seiner Fixierung. DieMm.
rhomboidei beteiligen sich an dieser Bewegung, sie ziehen außerdem das Schulterblatt medianwärts. Der untere Teil des M. rhomboideus major bewegt, wenn er isoliert wirkt, den unteren Winkel des Schulterblattes nach der Wirbelsäule hin. Bei Lähmungen der Muskeln weicht der untereWinkel lateralwärts und der vertebraleRand
des Schulterblattes hebt sich etwas von der Brustwand
ab (Jörns).Varietäten. Die Zacken des M. levator scapulae sind häufig vermindert, seltener ver- mehrt; die oberste
vom
Atlaskommende
Zacke istam
konstantesten und stärksten.Vom
Proc.mastoideuskanneineZackeentspringen.
Von
einerReihevon Stellenhatman
Bündelherkommen
sehen, so
vom
M. trapezius, M. serratus post. sup., aus der Fascie der Xackcnmuskeln. .\uch an verschiedene Stellen der Nachbarschaft abirrende Insertionen wurden beobachtet.Die Ursprünge der
Mm.
rhomboidei können sich weiter nach oben und weiter nach unten erstrecken, als gewöhnlich; selbst biszum
Hinterhaupt hatman
sie gehen sehen. Bei einer Ver- breiterung der Muskelplatte schließt sich dieselbe an den M. serratus ant. an, mitdem
sie beimanchen Säugernnormalerweisezusammenhängt. DieInsertionistdas eine Mal gegendieuntere Spitze des Schulterblattes zusammengedrängt, ein andermal sind die .\nsätze der beiden Rauten- muskeln so breit, daß sie sich überkreuzen.
—
Der M. rhomboideus major zerfällt in einzelne Fascikel.b)
Rippenmuskeln
desRückens.
Die
Mm.
serratus posterior superiorund
inferior sind durch einen großenZwischenraum
\'oneinander getrennt,doch
erweist die vergleichende Anatomie,daß
sie
zusammengehören, indem
sie beimanchen
Säugetieren einezusammenhängende
Muskelplattc bilden.Hinterer oberer Sägemuskel;
M.serratus posterior superior
(~).Er
stellt eine vierseitige Platte dar, welche fast ganzvom
M.rhomboideus
ge- deckt wird; nur der obereRand
überragt den M.rhomboideus minor um
etwas.Er
entspringtvom
unterenEnde
des Nackenbandes,vom Dorn
d(>s siebenten Hals- wirbelsund
den zwei bis drei oberen Brustwirbeldornen mit einer j'-lattenund
sehrdünnen
Sehne. Erst jenseits der Ouerfortsätzc wird er muskuhis.Er
zerlallt in vier Zacken, welche sichneben dem Angulus
costae an der zweiten bis fünften Ripi)e anheften.Hinterer unterer
Sägcm
uske1, JI.serratus posterior inferior
(~) .Unter
dem
M. latissimus dorsi gi'legen, stellt er einezwar
bn-ite, aberdünne
Muskelplattevon
schräg aufsteigendem \'erlauf dar.Er
entspringt mit einer sehr dünni'n Sehne an der Fascia lumhotlorsalis in derHöhe
der unteren Brust-und
oberen Bauchwirbelund
setzt sich mit vierZacken
bald sehnig, bald fleischig an die vier imterstcnRippen
an. Die beiden mittlerenZacken
sind die breitestenund
stärksten.
Motorische Innervation
von den Intcrcostalnerven, also aus ventraler Quelle (Wurzel- bezug des oberen Thor. I—
IV, auch Cerv. \TI1 kann sich beteiligen, des unteren Thor.IX
bisXI oder Xll).
1
Tiefe Rückcnimiskrlii. 15
Wirkung.
Der obere liebt die obersten Kippen, iler untere senkt die untersten; wirkensie gemeinsam, dann tragen sie zur Erweiterung des Brustkorbes bei. Uer untere wirkt auch dadurcli erweiternd, daß er den einwärts gerichteten Zug des Zwerchfelles aufhebt (Henlc).
Varietäten. Die Zahl der Zacken des M. serratus post. sup. vermehrt oder vermindert sich, er kann selbst ganz fehlen.
Vom
M. serratus post. inf. fehlen nicht selten die obere und imtere Zacke.c) Tiefe
Rückenmuskeln.
Die bisher beschriebenen
Muskehi
t^ehören nach Ausweis ihrer Innerx'ationdem
ventralen ]\Iiiskelsystem an, erst die tiefen sindRückenmuskeln im
eigentlichen Sinn, da sie die dorsale Seitcnrumpfmuskulatur darstellen, welchevon
jenen durch ihreAnordnung,
ihre Innervationund
ihre Funktion streng geschieden ist. Sie liegen zu beiden Seiten der Mittellinie in einer Rinne, welche medialvon
denDomfortsätzen
der Wirbel begrenzt wird, lateralam
Hals deren Ouerfortsätze nicht überschreitet, an der Brust biszum
Rippenwinkel reicht, an derLendengegend
mitdem Ligamentum
hmibocostale abschließt {19)und am
Kreuzbeinsich bisztimHüftbeinrandhinerstreckt.Ihr
Boden
wirdam
Hals^on
den Ouerfortsätzen der Wirbel, an der Brust außervon
diesennoch \om Anfang
derRippen und
ihrenBändem,
an derLendengegend
\'omLigamentum
lumbocostaleund
in derKreuzgegend von
der Rückfläche des Kreuz- beines gebildet. DieseRinne
wirdzum Rohre
geschlossen durch dieAponeurosis lumbodorsalis
1) (2), eine derbe, wenig nachgiebige Haut, welche sich an ihren medialenund
lateralenGrenzen
anheftet. Die Faserzüge, auswelchen dieAponeurose
besteht, sind
von
sehniger Struktur; sie besitzen einen vorwiegend transversalen Verlauf. In derencaudalem
Teil sind sieam
stärksten, \'on den letztenRippen
ab verdünnt sich dieHaut
beträchtlich, ohne jedoch den sehnigen Charakter zu ver- lieren.Am Nacken
hört sie ganz auf zu existieren. Sie wird dort ersetzt durch ein zartes, aber festes Fascienblatt, welches zwischendem
M. spleniusund den
langenRückenmuskeln
liegt.Es
erklärt sich das daraus,daß
dieAponeurose
hier, wie über-all, ihren sehnigen Charakter nur so weit beibehält, als wirklich
Muskeln von
ihr entspringen. Dies ist nur in den unteren Teilen derAponeurose
in beträchtlichemMaße
der Fall,indem
nicht nur eineAnzahl
der schon beschriebenenMuskeln
an ihre Außenseite geheftet ist, sondernauch
an ihrer Innenseite die tiefenRücken- muskeln
in ausgiebigerWeise von
ihr entspringen.Der
oberste Muskel, welcher mit ihr inZusammenhang
steht, ist der J\I. serratus posterior superior; so ist es er- klärlich,daß
höher obenam Nacken
der sehnige Charakter derHaut
gänzlich ver- loren geht.In ihrem caudalen Teil,
wo
die Ursprünge der oberflächlichenRückenmuskeln
seitlich abweichen, liegt die
Aponeurose
frei unter der Haut, höheroben
ist sievon
ihnen gedeckt.Soweit die
Aponeurose
stark ist, hält sie Ergüsse, welche sich unter ihr an-sammeln, wirksam
zurück,doch können
solcheimmerhin
durch die in ihr ausge- sparten Löcher, welche Gefäßeund Nerven
durchtreten lassen,nach außen
ge- langen.Die Muskelmasse, welche die beschriebene
Röhre
ausfüllt, verjüngt sichnach
oben hinim
ganzen nur wenig,da
für solche Einzelmuskeln, welche schwächer werden, oder ganz verschwinden, andere eintreten, welcheum
so kräftiger ausgebildet sind.^) Fascia lumbodorsalis.