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Bei diesem Film handelt es sich um eine amerikanisch-französische Produktion aus dem Jahr 1981.83 Regisseur George Schaefer und Drehbuchautor John Gay versuchten die Aufzeichnungen der Augenzeugenberichte von James OʼDonnel und Uwe Bahnsen filmisch umzusetzen.84 Mittlerweile existiert eine neu synchronisierte Variante des Films, in der jene Szene, in der Magda Goebbels ihre Kinder vergiftet, hausgeschnitten wurde.

Die Dauer der neu synchronisierten Variante liegt bei zwei Stunden acht Minuten, die Dauer der Originalversion beträgt zwei Stunden vierundzwanzig Minuten.85

3.1 Handlung

Zu Beginn wird das okkupierte Berlin nach dem Krieg 1945 gezeigt, die Zerstörung und die Trümmerhaufen, die das Stadtbild nun prägen, sind kaum zu übersehen. James OʼDonnel macht sich als Amerikaner in die sowjetische Besatzungszone auf, um den Bunker aus der Nähe zu betrachten.86 Er dient dabei als Erzähler, der die „Geschichte“

des Bunkers einläuten soll. Er tut dies mit einem Monolog:

1945 befand sich Hitlers Hauptquartier in Berlin, der Bunker war sein letzter Zufluchtsort.

105 Tage verbrachte er unter der Erde. Ich kam als Journalist der „Newsweek“ nach Berlin, das war genau zwei Monate nach Hitlers Tod. Während ich durch all diese dunklen Kammern schritt, dachte ich an all dies, was hier wohl geschehen war. Doch es dauerte viele Jahre, bis ich darauf eine Antwort fand. Die meisten Leute, die hier im Bunker gearbeitet hatten, verbrachten lange Jahre in russischer Gefangenschaft. Ich hoffte, dass die Überlebenden ihre ganz besonderen Erlebnisse und Eindrücke des Geschehens widergeben würden. Doch ich kann nicht garantieren, dass das, was sie jetzt sehen werden, die reine historische Wahrheit ist. Erinnerungen verzerren die Wirklichkeit, aber ich glaube, dass die Erzählungen aus psychologischem Blickwinkel betrachtet wahr sind oder, dass sie der Wahrheit zumindest sehr nahekommen. Es ist der 16. Januar 1945, die dunklen Kammern, die Sie hier sehen, sollen bald bewohnt sein.87

83 Vgl. Bathrick, David: Whose His/story is it? Bernd Eichingers Bunkerlegende. In: Margrit Frölich/

Christian Schneider/Karsten Visarius (Hg.): Das Böse im Blick. Die Gegenwart des Nationalsozialismus im Film. München: edition text + kritik 2007, S. 60.

84 Vgl. https://www.youtube.com/watch?v=EBuCIO8fbN0&t=12s 00:01:55.

85 Vgl.https://www.youtube.com/watch?v=PIFdkPh7IdQ&list=PLe8Xzri1OInxZva5_wlARLLx7YXENJ-sK /https://www.youtube.com/watch?v=EBuCIO8fbN0&t=12s.

86 Vgl. Bahnsen, Uwe/OʼDonnel, James: Die Katakombe. Das Ende in der Reichskanzlei. Stuttgart:

Deutsche Verlags-Anstalt 1975, S. 8.

87 https://www.youtube.com/watch?v=EBuCIO8fbN0&t=12s 00:02:10-00:03:09.

Die letzten Vorkehrungen werden getroffen, damit der Bunker in der Reichshauptstadt von Adolf Hitler und seiner Entourage bezogen werden kann. Da die feindlichen Truppen immer weiter in Richtung Berlin vordringen und die alliierten Luftflotten die Stadt laufend bombardieren, soll dieser Bunker Hitler den nötigen Schutz bieten. Gleich zu Beginn wird jedoch klar, dass der Generator nur schwer die Leistung erbringen kann, die notwendig ist, um eine einwandfreie Luftzufuhr und Frischwasserversorgung zu gewährleisten, doch der Maschinist Hentschel setzt alles daran, um den Generator zu optimieren. Die Generäle können nicht verstehen, weshalb Hitler nicht den Bunker des Generalstabs des Heeres im 18 Kilometer entfernten Zossen bezogen hat, da dieser in etwa sieben Mal so groß sei und eine bessere Ausstattung besitze.

Rüstungsminister Albert Speer kommt angefahren, in der englischen Version des Films sagt er eingangs „We will succeed“ und scheint davon auch noch überzeugt zu sein.

Hitlers Luftwaffenadjutant Oberst Nicolaus von Below fragt Speer nach dem Befehl, der beinhaltet, dass alles zerstört werden soll. Below kann kaum fassen, dass dieser Plan tatsächlich existiert. Währenddessen unterhalten sich der Telefonist Rochus Misch und Hentschel darüber, ob es nicht besser sei, dass ihre Frauen Berlin verlassen. Speer ist mittlerweile in Hitlers Büro angelangt. Dieser erkundigt sich, ob Speer die Anweisungen des Hitler-Sekretärs Martin Bormann, denen zufolge ganz Deutschland ausradiert werden soll, erhalten habe. Hitler teilt ihm vorab mit, dass Speer einer der wenigen sei, denen er vertraue. Selbst als Speer sagt, dass der Krieg verloren sei, erschüttert dies nicht Hitlers Glauben an ihn.88 Die Darstellung des sich in Nachsicht übenden Hitlers vermag in Bezug auf seinen Umgang mit geliebten Personen ein anderes Licht auf ihn zu werfen und deckt sich zugleich mit den Aussagen der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen.89

Doch bereits in der folgenden Szene, als ihm der Vorgänger von Krebs als Generalstabschef des Heeres, Generaloberst Heinz Guderian, widerspricht, verliert Hitler die Fassung und beurlaubt ihn.90 Dieser Wutausbruch scheint Hitler so viel Kraft gekostet zu haben, dass sein Leibarzt Dr. Theo Morell ihm erneut eine Injektion verabreichen

88 Vgl. https://www.youtube.com/watch?v=EBuCIO8fbN0&t=12s.

89 Vgl. Interview mit Melissa Müller, 10.6.2021.

90 Vgl. https://www.youtube.com/watch?v=EBuCIO8fbN0&t=12s 00:19:27.

muss. Zu diesem Zeitpunkt können die Generäle und seine Gefolgschaft den schlechten Gesundheitszustand Hitlers nur erahnen, da sich Dr. Morell als sein Leibarzt in Schweigen hüllt. Als sich die Ereignisse überschlagen und seine getreuen Parteigenossen Verrat an ihm begehen, scheinen der körperliche Verfall und der Selbstmord unaufhaltsam zu sein.

3.2 Verweis auf Fachliteratur

Dieser Film beruht nicht nur, wie bereits zu Beginn in Abschnitt 3 erwähnt, auf Berichten von Augenzeugen, sondern auch auf dem daraus resultierenden Buch Die Katakombe von Uwe Bahnsen und James OʼDonnel, wobei nur Letztgenannter die Dreharbeiten und das Filmteam unterstützte.91

3.3 Dargestellte Personen

Jene Personen, die zentrale Rollen in diesem Film verkörpern, werden hier angeführt.

Anthony Hopkins spielt als Adolf Hitler eine der Hauptrollen in Der Bunker. Er mimt einen teilweise fürsorglichen und tierliebenden Hitler, der großes Vertrauen in seine Umgebung zu haben scheint. Eine weitere zentrale Figur ist Albert Speer, der in diesem Film als „Held“ gezeigt wird, der die Pläne Hitlers durchkreuzen und ein Attentat auf ihn verüben will. Diese Darstellung des heldenhaften Speers wurde im Lauf der Jahre aufgrund der Faktenlage von Historikerinnen und Historikern korrigiert.92

Johannes Hentschel, der Maschinenmeister, und Rochus Misch, der Bunkertelefonist, nehmen in diesem Film zentrale Rollen ein, denn sie sind dafür verantwortlich, dass die Verbindung zur Außenwelt bestehen bleibt, der Nachrichtenverkehr ungehindert stattfinden kann und der „Führerbunker“ mit lebensnotwendigem Equipment ausgestattet ist.93 Es wirkt so, als ob Schaefer mithilfe der Verkörperung dieser Figuren den zivilen Teil der Gefolgschaft Hitlers darstellen wollte. Eva Braun nimmt in diesem Film eine eher kleine Rolle ein, sie bewegt sich zumeist im Hintergrund und ist nur in wenigen Szenen zu sehen. James OʼDonnel begleitet als Reporter das Publikum in den Film bzw.

91 Vgl. Schriftverkehr mit Uwe Bahnsen, 26.4.2021.

92 Vgl.

https://www.youtube.com/watch?v=PIFdkPh7IdQ&list=PLe8Xzri1OInxZva5_wlARLLx7YXENJ-sK.

93 Vgl. Misch, Rochus: Der Letzte Zeuge: „Ich war Hitlers Telefonist, Kurier und Leibwächter“, 6. Aufl., Zürich, München: Pendo 2008, S. 317.

die Geschichte hinein, seine Off-Stimme94 bildet den Rahmen der filmischen Inszenierung.95 Magda Goebbels hat in diesem Film eine zentralere Rolle als ihr Mann, Joseph Goebbels, da die von ihr durchgeführte Vergiftung der eigenen Kinder in Szene gesetzt wird.96 Hermann Fegelein ist insofern eine interessante Figur, als seine Exekution in diesem Film durch eine Erhängung dargestellt wird, in Der letzte Akt jedoch durch eine Erschießung.97

Ein Novum hat dieser Film jedoch zu bieten: Traudl Junge, Hitlers Privatsekretärin, nimmt erstmals filmisch als Person am Führerbunkergeschehen teil.98 Sie wirkte hier, wie bereits in Der letzte Akt, am Drehbuch mit und entschloss sich nach all den Jahren dazu, öffentlich in Erscheinung zu treten.99

3.4 Zentrale Elemente des Films

Die folgenden Szenen stellen lediglich eine elaborierte Auswahl dar und sind aufgrund ihres dramaturgischen Werts für den Film von großer Relevanz. Eine Besonderheit dieses Films liegt in den Rückblenden auf bessere Zeiten, die eingebaut worden sind, sobald die Protagonistinnen und Protagonisten in Erinnerungen an Berchtesgaden schwelgen. Diese Romantisierung der Retrospektive verklärt die Zeit des Nationalsozialismus, indem das Hauptaugenmerk auf glückliche und ruhmreiche Zeiten gelegt wird, während die Realität einen Trümmerhaufen abbildet.100 Das Faszinierende an diesen Rückblicken ist jedoch, dass diese sowohl von Frauen als auch von Männern eingeleitet werden, woraus zu schließen ist, dass die Sehnsucht nach unbeschwerten Zeiten innerhalb des Films ein geschlechterunabhängiges Phänomen zu sein scheint. Davon zeugt auch die Tatsache,

94 Laut Definition des Oxford Languages handelt es sich hierbei um „eine [kommentierende] Stimme aus dem Off“, die in Film und Fernsehen eingesetzt wird.

95 Vgl.

https://www.youtube.com/watch?v=PIFdkPh7IdQ&list=PLe8Xzri1OInxZva5_wlARLLx7YXENJ-sK.

96 Vgl. ebda.

97 Vgl.

https://www.youtube.com/watch?v=PIFdkPh7IdQ&list=PLe8Xzri1OInxZva5_wlARLLx7YXENJ-sK und https://archive.org/details/DerLetzteAkt/ und Misch, Rochus: Der Letzte Zeuge: „Ich war Hitlers Telefonist, Kurier und Leibwächter“, 6. Aufl., Zürich, München: Pendo 2008, S. 313.

98 Vgl. Misch, Rochus: Der Letzte Zeuge: „Ich war Hitlers Telefonist, Kurier und Leibwächter“, 6. Aufl., Zürich, München: Pendo 2008, S. 320.

99 Vgl. Interview mit Melissa Müller, 10.6.2021.

100 Vgl. https://www.youtube.com/watch?v=EBuCIO8fbN0&t=12s.

dass Speer „seinen Führer“ vergiften möchte, um Deutschland erneut zwanglose Zeiten zu bescheren, indem er ein Giftgasattentat auf Hitler plant. Er, der treue Begleiter Hitlers, erweist sich nun als sein größter Feind, zumindest zeugen folgende Szenen im Film davon:

Als Speer den Raum verlässt und erneut auf Hentschel trifft, erfährt er unter anderem, dass der Konferenzraum während der Lagebesprechung nicht belüftet werden darf, um die Leistungsfähigkeit der Generäle nicht einzuschränken. Speer nutzt die Gunst der Stunde, um sich von Hentschel die gesamte Lüftungsanlage zeigen zu lassen. Daraufhin unterhalten sich der Unternehmer Stahl und Speer über Hitlers Zerstörungspläne und welche Schritte sie gegen ihn in die Wege leiten werden. Der Reichsminister empfiehlt Tabun, doch Stahl gibt zu bedenken, dass dieses Giftgas seine Wirkung erst in Verbindung mit Sprengstoff entfalten würde und deshalb für den Hauptlüftungsschacht ungeeignet sei. Speer empfiehlt auf Senfgas zurückzugreifen.101

Vordergründig mimt Speer den vertrauenswürdigen Freund, während im Hintergrund sämtliche Auskundschaftungen und Giftgasbesorgungen vonstattengehen. Doch es scheint so, als ob Hitler mit seiner Intuition richtig liegt, denn er lässt über dem Hauptfilter einen Kamin erbauen, sodass dieser nun nicht mehr für jedermann zugänglich ist.102

Albert Speer wird in diesem Film als ein Architekt, ein Reichsminister, ein Künstler und eine Enttäuschung für Hitler dargestellt. Wenngleich ihn diese Enttäuschung, in diesem Fall sein Memorandum, nicht das Leben gekostet hat, so nimmt er gerade deswegen eine zentrale Rolle innerhalb des Films ein.103

Die Inszenierung des Filmbeginns, in der der Reporter James OʼDonnel mit einer Petroleumlampe in der Hand durch den überschwemmten Bunker watet, stellt ein weiteres Charakteristikum des Films dar.104 OʼDonnel findet im Bunker eine Puppe,

101 Vgl. https://www.youtube.com/watch?v=EBuCIO8fbN0&t=12s 00:16:34.

102 Vgl. https://www.youtube.com/watch?v=EBuCIO8fbN0&t=12s 00:23:00.

103 Vgl. Musmanno, Michael A.: Hitlers letzte Zeugen. Die authentische Darstellung der dramatischen Ereignisse der letzten Wochen im Führerbunker der Reichskanzlei. München: Herbig Verlag 2005, S.

144.

104 Vgl. https://www.youtube.com/watch?v=EBuCIO8fbN0&t=12s 00:03:00.

während seine Gedanken um die Leute, die ihre Zeit im Bunker verbracht haben, kreisen.105 Bei dieser Puppe könnte es sich um „Ursula“, die Puppe eines der Goebbels-Mädchen, handeln, die die Kleine in der Szene mit Eva Braun sucht.106 Nun folgt ein Monolog OʼDonnels, der das Publikum in das Geschehen einführen soll. Diese Erzählung soll den Rahmen des Films bilden.

Die Besonderheit dieses Films liegt darin, dass er bereits zu Beginn keinerlei Anspruch auf historische Richtigkeit erhebt, denn die Fakten seien mithilfe der Erinnerung von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zusammengetragen worden und Erinnerungen würden im Lauf der Zeit verblassen.107

Auffallend ist, dass selbst die „kleineren“ Leute eine große Rolle spielen, so wird durch Hentschel und Misch deutlich, dass das Leben im Bunker ohne die beiden nicht funktionieren würde, da Hentschel für die Maschinen und die Wasserversorgung zuständig ist und Misch als Telefonist die Verbindung nach außen und innen darstellt. Es werden sogar Mischs Frau und sein Kind gezeigt. Die Köche, insbesondere eine Köchin, werden in mehreren Szenen gezeigt, da sie für das leibliche Wohl und somit für die Versorgung des Bunkers zuständig sind.108

Außergewöhnlich an diesem Film ist, dass sich viele Szenen an der Oberfläche abspielen.

Es wird, sobald jemand den Bunker besucht, jedes Mal eine Szene eingespielt, in der die Person angefahren kommt. Des Weiteren wird Hitlers letzter Geburtstag groß in der Reichskanzlei und nicht im Bunker zelebriert.109

Bemerkenswert an diesem Film ist mitunter auch, dass versucht wurde, eine gewisse Art von Humor in die Dialoge zu integrieren. So kommt es, dass plötzlich die Aussage

„englische Bomber zum Frühstück und amerikanische zum Abendessen“ getätigt wird, als in einem Büro in der Nähe der Reichskanzlei hörbar Bomben einschlagen.110

105 Vgl. https://www.youtube.com/watch?v=EBuCIO8fbN0&t=12s 00:02:35.

106 Vgl. https://www.youtube.com/watch?v=EBuCIO8fbN0&t=12s 01:22:12.

107 Vgl. https://www.youtube.com/watch?v=EBuCIO8fbN0&t=12s 00:02:30.

108 Vgl. https://www.youtube.com/watch?v=EBuCIO8fbN0&t=12s 00:32:07/00:48:27.

109 Vgl. https://www.youtube.com/watch?v=EBuCIO8fbN0&t=12s.

110 Vgl. https://www.youtube.com/watch?v=EBuCIO8fbN0&t=12s.