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BuchWenn ich bessere Beziehungen hätte

Der Wunsch nach mehr Unterstützung von anderen war meine neunte Ausrede. Die war sehr hartnäckig. Denn ich wünschte mir am Anfang nicht, von anderen den Weg zu lernen, sondern dass es andere für mich tun. Ja, Sie haben richtig gelesen:

Wenn es so dasteht, ist es kaum zu glau-ben, dass es einmal so war. Doch dieser Zustand war mir nicht bewusst. Es war eine weitere Form von Selbstmitleid und Opfer-denken – eine Art Selbstmitleid, welche sich ganz tief in mich hineingefressen hat-te. Ich dachte, ich wäre schon weiter. Und diese Transformation brachte mich an die Grenze meiner emotionalen Belastbarkeit.

In meiner Anfangszeit als Vortragsredner durfte ich einmal einen Vortrag vor den Topführungskräften eines Pharmaunter-nehmens halten, eine große Ehre. Dass mir diese Leute zuhörten, machte mich stolz.

Die Zahl meiner Buchungen als Redner entwickelte sich rasch nach oben, ein gutes Zeichen. Doch in solch einer Liga hatte ich noch nicht gesprochen. Ich war positiv angespannt und konzentriert, wie immer.

Ich freute mich auf den Auftritt und gab alles. Nach dem Vortrag kam der CEO zu mir und nahm mich zur Seite. Er kommen-tierte: »Es ist exzellent, wie Sie das Thema Führung vermitteln. Inspirierend, sauber hergeleitet und kompetent präsentiert. Auf den Punkt. Klasse! Ich habe nur ein Prob-lem, Führungsstärke von Ihnen anzuneh-men. « Pause, Stille. Er sagte es nicht, doch es stand unausgesprochen im Raum: Ich habe ein Problem, Führungsstärke von einem Mann im Rollstuhl anzunehmen.

Der Haken saß!

Was war los? Der Topmanager assoziierte Führung mit Stärke – was ja sehr viele tun.

Er hatte aber offenbar Schwierigkeiten, mit einem Mann im Rollstuhl diese Stärke zu verbinden. Ich war geschockt, doch mir wurde klar: Für einen Führungsexperten im Rollstuhl ist es tatsächlich schwierig, die gewünschte Stärke auf den ersten Blick zu verkörpern. Sollte ich mich beklagen, mich auflehnen, den Kampf gegen Windmühlen wagen? Oder mich geschlagen geben?

Dem CEO Blindheit für meine innere Stär-ke unterstellen, um wenigstens moralischer Sieger zu sein? Tolle Aussichten! Meinen Traum, an die Spitze der deutschen Füh-rungsexperten zu kommen, konnte ich damit abschreiben. Schließlich sah ich ein:

Ja, Menschen wollen durch mich auch stär-ker werden. Und ja, der Rollstuhl signalisiert anfangs Schwäche. Der Beschützerinstinkt ist sofort unbewusst vorhanden – und das ist erst einmal positiv. Doch für mich laute-te die Frage: Was will diese Ablehnung, was will dieser Schmerz mir sagen?

Klar ist: Das Thema Führung wird primär mit Stärke, ein Rollstuhl mit Schwäche assoziiert.

Nun hatte ich drei Möglichkeiten: Erstens mich über das gesellschaftliche Behinder-tenbild beschweren und gegen Windmüh-len kämpfen. Ergebnis: Frustration. Zweitens mich geschlagen in die Opferrolle begeben und moralisch über diese Ungerechtigkeit beschweren. Ergebnis: Stagnation. Drittens bei mir bleiben, weiter an den inneren Kern meiner Stärke glauben und daran arbeiten.

Ergebnis: Transformation.

Es verlangt Mut, nicht nur seine Sonnensei-ten zu betrachSonnensei-ten.

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Es ist eine Kunst, den Blick auf die eigenen Limitierungen auszuhalten – und das ohne Koketterie. Mut und Kunst fehlen, wenn wir andere mehr kritisieren als uns selbst.

Oder wenn wir die Leistung anderer klein-reden, statt sie zu würdigen. Stattdessen sollten wir uns selbst analysieren – aner-kennen, was ist! Denn erst, wenn wir die Realität bei uns anerkennen, Licht und Schatten, können wir für das leben, wofür wir gemeint sind. Nur so werden wir bereit für ein Leben mit Chancen, Erfüllung und Erfolg – ohne uns selbst im Wege zu ste-hen. Viele denken, die Widerstände sind da draußen, und bekommen damit recht.

Doch wer die Widerstände in sich erkennt, kommt weiter. Dank des ehrlichen CEO-Feedbacks habe ich meine Lektion gelernt. War es schmerzhaft? Ja. War das anschließende Ringen um Einsicht aufrei-bend? Ja. War das Umsetzen der Erkennt-nis anstrengend? Und wie! Ich muss einge-stehen, dass es mich an den Rand meiner emotionalen Belastbarkeit gebracht hat.

Dennoch war es heilsam und hat mein Leben umgekrempelt, mal wieder.

Durch die Annahme dieser Lektion vom Leben wurden die nächsten Fragen für mein Wachstum ausgelöst: Welche nächsten weiteren Flecken in meinem Selbstbild gilt es zu entdecken? Und wie kann ich diese überwinden? Mir wurden weitere Schwächen und Verletzungen bewusst, die ich mit Stärke überspielte.

Dadurch konnte ich sie transformieren – mit dem Ergebnis, dass ich heute meine innere Stärke sichtbarer transportiere als die sichtbare Schwäche meines Roll-stuhls.

Es war ein langer, schöner und schmerz-licher Weg der Selbsterkenntnis dorthin.

Hat es sich gelohnt? Ja, und wie!

Ich bin in diesem Prozess innerlich freier geworden, denn ich weiß: Es gibt nur einen Weg zu wachsen: bei sich bleiben, nach-denken und konsequent handeln! Und wer denkt, ich sei damit inzwischen durch, irrt.

Auch heute komme ich mir immer wieder auf die Schliche bezüglich Kompensatio-nen.

Auf jeder neuen Bewusstseinsstufe warten die nächsten Lektionen. So entwickeln wir Freiheit und Stärke, mit denen es keine äußere Anerkennung aufnehmen kann, denn wir erkennen uns selbst immer mehr an. Es gibt kein größeres Geschenk, das wir uns machen können. Keines! Mir wurde Schritt für immer klarer, warum ich gebo-ren wurde, wofür ich gemeint bin. Ich nahm mir Zeit und bastelte an einem Satz.

Zuerst war es eine halbe Seite. Doch mit der Zeit und mit bestimmten Ergebnissen wurde er immer kürzer und klarer. Nach sieben Jahren war der Satz endlich fertig.

Sie kennen ihn ja schon: »Ich bin die Mög-lichkeit, anderen zu Wachstum, Kraft und Größe zu verhelfen.« Dieser Satz gibt mir enorm viel Orientierung und Kraft, schon seit vielen Jahren. Ich wünsche jedem Menschen aus tiefstem Herzen, dass er für sich diesen einen Satz findet. Mark Twain brachte es einmal auf den Punkt: »Die bei-den wichtigsten Tage deines Lebens sind der Tag, an dem du geboren wurdest, und der Tag, an dem du herausfindest, warum.«

Sie brauchen keine besseren Beziehungen.

Sie brauchen die Fähigkeit, besser und schneller von anderen zu lernen. Darum geht es. Und das wirft die Frage auf, ob und wie wir uns eigentlich verändern können.

Denn zu viele sind der Überzeugung, dass sie halt so sind, wie sie sind, und dass sie nicht anders können. Welch wunderbar verpackte Ausrede! Doch selbst in der Wis-senschaft verdichtet sich der Ansatz, dass

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wir an 50 Prozent unserer mentalen Pro-gramme herankommen und an 50 Prozent nicht. Ob das stimmt, ist egal, denn ob 70 / 30 oder 20 / 80, die spannende Frage bleibt:

An was komme ich heran und an was nicht? Und dazu muss ich erst einmal den-ken: Ich komme an alles heran. Mit der Zeit finde ich es schon heraus. Wie Sie längst wissen, liegt mein Glaube bei 90 / 10. Und schon befinden wir uns in der nächsten Veränderung, denn die Auswirkungen der Digitalisierung beherrschen diese Phase.

Deswegen werden unsere Inhalte auf offe-nen Seminaren, innerhalb von Firmen und digital auf Deutsch und Englisch verfügbar sein. Ein weiterer Schritt ist, dass wir uns zur Erforschung des Themas Verantwortung weiter verdichtet und Reflexion in digitalen Produkten entwickelt haben. Dazu gibt es zwei Messwerkzeuge: einmal zur Messung der Verantwortungsqualität und einmal zur Messung der Führungskompetenz. Es ist eine ganz spezielle Reise, eine besondere Art der Transformation. Denn Verantwor-tung an sich ist der Kern jeglicher Transfor-mation. So gilt es, immer wieder die nächs-ten klugen Fragen zu stellen. Nicht die Zahl der Fragen ist entscheidend, sondern Quali-tät und Zeitpunkt. Und dann ist es wichtig, der Antwort zu folgen, ganz konsequent.

Ob Frage und Antwort stark waren, zeigen erst die Ergebnisse. Das ist gar nicht ein-fach, denn Wünsche, Meinungen und Anforderungen von außen lenken immer wieder die Konzentration weg vom Wesentlichen.

Denke darüber nach, was andere Men-schen für dich bedeuten. Sind sie eine Ein-ladung zur Selbstreflexion, eine EinEin-ladung, vom Leben zu lernen? Oder sind sie Erfül-lungsgehilfen deiner Wünsche? Sei ehrlich, wann was der Fall ist. In dem Maß, wie du dich entwickelst, werden passende Men-schen in dein Leben treten. Du bist immer am richtigen Platz, genau jetzt. Entfalte in dir genau das, was du von anderen

wünschst. Möchtest du einen Traumpart-ner? Werde selbst zum Traumpartner!

Möchtest du einen außergewöhnlichen Geschäftspartner? Jetzt kennst du die Ant-wort. Werde selbst zu dem in der Welt, was du dort suchst.

Steh Auf!

Das Ende aller Ausreden Wir geben Ihnen das Rüst-zeug in die Hand, damit Sie sich in Zukunft nicht mehr an

schönen Seifenblasen orientieren, sondern nur noch auf das konzen-trieren, was da ist. Die Erfolgsstory von Boris Grundl ist ein Paradebei-spiel gelebter Resilienz. „Steh auf! Das Ende aller Ausreden“ gibt auch Ihnen den Mut, auf sich selbst zu schauen und Ihre Ausreden in Ergebnisse zu transformieren.

Der Text wurde erstmalig in dem Buch "Verstehen heißt nicht einverstanden sein" veröffentlicht (Seite 277 ff.).

Boris Grundl

Boris Grundl durchlief eine Blitzkarriere als Führungskraft und als Führungsexperte und mitreißender Kongress-Redner zu Europas Rednerelite. Er ist Management-Trainer, Unternehmer, Autor sowie Inhaber des Grundl Leadership Institut. Boris Grundl perfektionierte die Kunst, sich selbst und andere auf höchstem Niveau zu führen. Er ist ein gefragter Referent und Gastdozent an mehreren Universitäten und erforscht das The-ma Verantwortung.

Seine Referenzen bestätigen seine Ausnahmestellung unter den Spitzen-Referenten. Keinem wird eine so hohe Authentizität und Tiefgründigkeit bescheinigt. Er redet Klartext, bleibt dabei stets humorvoll und bringt die Dinge präzise auf den Punkt.

Boris Grundl ist als promovierter Experte gern gesehener Gast und Protagonist in Fernsehen und Radio (u.a. ARD, ZDF, WDR MDR, 3sat, SWR, FFH). In Großvorträgen gibt er Schülern wegweisende Impulse für ein eigenverantwortliches Leben. Boris Grundl ist „der Entwickler” (Harvard Business Manager).

Über die Autoren

Grundl Leadership Institut

Leadership – alles aus einer Hand: Das Grundl Leadership Insti-tut befähigt Menschen, ihrer Führungsverantwortung gerecht zu werden. Es entwickelt Menschen dort systematisch weiter, wo die meisten Managementlehren aufhören. Leadership bedeutet, Menschen zu Verantwortung zu befähigen und das durch Ergebnisse sichtbar zu machen. Durch Vorträge, Intensiv-Seminare und eine aktive Umsetzungsbegleitung sorgt das Grundl Leadership Institut für Klarheit, Transparenz und Nach-vollziehbarkeit in der Führung. Ein erfahrenes Team garantiert den Transfer in die Praxis. Keinem Institut wird eine so hohe Transformationsfähigkeit von Führungsteams bescheinigt.

Menschliche Entwicklung und wirtschaftlicher Gewinn gehen Hand in Hand.

www.grundl-institut.de