• Keine Ergebnisse gefunden

Brutbiologische Charakteristika der relevanten Brutvogelarten

6.3 Ermittlung von Überflutungswahrscheinlichkeiten während der Brutzeit

6.3.4 Brutbiologische Charakteristika der relevanten Brutvogelarten

In Kapitel 5 wurden die relevanten Brutvogelarten aufgeführt. Die artspezifische Gefährdung dieser Arten hängt von dem Zeitpunkt des Brutbeginns, der Anzahl der Tage, in der Eier oder Küken hoch-wassergefährdet sind (Dauer der Hochwassergefährdung) sowie der Höhenlage der Neststandorte ab.

Die dabei gegebene Variabilität ist zu beachten. Nicht alle Brutpaare einer Art beginnen am gleichen

Tag mit der Brut. Die Brutzeitdauer kann um mehrere Tage schwanken. Die Gefährdung der Küken wechselt nicht abrupt von einer 100%igen Gefährdung, in der alle Küken eines Alters bei einer Über-flutung sterben, zu einer 0%igen Gefährdung, bei der alle Küken eines Alters überleben. Im Rahmen dieser Unterlage wurde versucht, artspezifisch realitätsnahe Annahmen zu treffen. Tabelle 6-11 gibt einen Überblick über die Brutbiologie der relevanten Arten.

Die Gefährdung des Geleges besteht während der gesamten Brutphase. Die Gefährdung der ge-schlüpften Küken hängt von der artspezifischen Mobilität ab. Deutliche Unterschiede bestehen zwi-schen sogenannten Nesthockern und Nestflüchtern. Nestflüchter schlüpfen sehend, haben beim Schlupf ein Dunenkleid und können schon kurz nach dem Schlupf das Nest verlassen. Im Gegensatz dazu kommen Nesthocker unentwickelt zur Welt und können das Nest nicht verlassen, sie sind auf die Fürsorge und Fütterung durch die Eltern angewiesen. Von den 44 relevanten Brutvogelarten sind 11 Nesthocker und 33 Nestflüchter. Tabelle 6-11 gibt einen Überblick.

Die Nesthocker können differenziert werden in Singvögel und Nicht-Singvögel. Zu den Singvögeln gehören Blaukehlchen, Braunkehlchen, Feldlerche, Schafstelze, Schilfrohrsänger, Rohrschwirl und Wiesenpieper. Bei diesen Arten ist davon auszugehen, dass sie während der gesamten Zeit von der Eiablage bis zum Flüggewerden gefährdet sind. Denn in dieser Zeit können die Küken weder fliegen, schwimmen noch flüchten. Obwohl die Hochwassergefährdung bei Singvögeln die gesamte Bebrü-tungs- und Nestlingsphase andauert, ergeben sich relativ kurze Gefährdungszeiträume. Die Gefähr-dungsdauer schwankt in dieser Gruppe insgesamt zwischen 24 und 27 Tagen. Die Schafstelze brütet z.B. 10 bis 14 Tage; die anschließende Nestlingszeit (Gefährdungsdauer der Küken) beträgt 10 bis 13 Tage (Südbeck et al., 2005). Damit ergibt sich insgesamt eine Gefährdungsdauer von durchschnittlich 24 Tagen. Wiesenpieper, Feldlerche und Rohrschwirl legen zudem regelmäßig Zweitbruten an. Dabei ist der Beginn der Zweitbrut deutlich variabler als der Beginn der Erstbrut. Der Startzeitpunkt einer Zweitbrut wurde vereinheitlicht auf Mitte Juni festgelegt.

Nicht-Singvögel unter den Nesthockern sind Rohrweihe, Wiesenweihe, Sumpfohreule und Rohrdom-mel. Diese Arten verlassen, obwohl Nesthocker, schon vor dem Flüggewerden das Nest oder klettern in der Vegetation. Es wird nachfolgend davon ausgegangen, dass Jungvögel, wenn sie das Nest ver-lassen, auch eine Überlebenschance haben. Die Thermoregulation ist zu diesem Zeitpunkt bereits so gut, dass eine überflutungsbedingte Unterkühlung nicht zum Tod eines Jungvogels führt. Dennoch benötigen all diese Arten eine lange Periode, die überflutungsfrei bleibt, da die Entwicklung der Eier und Jungvögel langsamer ist als bei Singvögeln. Die Gefährdungsdauer beträgt 40 Tage (Sumpfoh-reule) bis 60 Tage (Rohrweihe).

Die Nestflüchter werden differenziert in Entenvögel (11 Arten) und sonstige Nestflüchter (22 Arten). Zu den Entenvögeln gehören Höckerschwan, Graugans, Weißwangengans, Brandgans, Stockente, Schnatterente, Löffelente, Krickente, Knäkente, Reiherente und Tafelente. Die Küken der Entenvögel verlassen nach dem Schlupf aus dem Ei und dem Trocknen des Dunenkleides sofort das Nest und sind schwimmfähig. Daher sind Entenvögel zu diesem Zeitpunkt nicht mehr akut durch Hochwasser gefährdet. Gleiches gilt für das Blässhuhn. Es wird nachfolgend davon ausgegangen, dass diese Ar-ten lediglich einen Tag nach dem Schlupf überflutungsgefährdet sind. Die Gefährdungsdauer richtet sich bei dieser Gruppe hauptsächlich nach der Bebrütungsdauer und beträgt 23 Tage (Knäkente) bis 38 Tage (Höckerschwan).

Sonstige Nestflüchter bilden mit 22 Arten die größte Gruppe. Zu ihnen gehören die Limikolen (Aus-ternfischer, Bekassine, Flussregenpfeifer, Flussuferläufer, Kampfläufer, Kiebitz, Rotschenkel, Säbel-schnäbler, Sandregenpfeifer, Seeregenpfeifer und Uferschnepfe), Möwen (Lachmöwe, Sturmmöwe, Schwarzkopfmöwe und Silbermöwe), Seeschwalben (Flussseeschwalbe, Küstenseeschwalbe und Lachseeschwalbe), Rallen (Wasserralle, Tüpfelsumpfhuhn und Wachtelkönig) und Hühnervögel

WSA HH - Geschäftsstelle weitere FAP Rev.-Nr. Brutvögel

FAP Unter- und Außenelbe, Planergänzung II 5-0 IBL Umweltplanung GmbH

(Wachtel). Diese Nestflüchter können sich bereits kurz nach dem Schlupf fortbewegen. Austernfischer verlassen beispielsweise in einem Alter von 3 bis 6 Tagen den Brutplatz und wechseln mit den Alttie-ren in ein Nahrungsrevier (Südbeck et al., 2005). Es ist davon auszugehen, dass Jungvögel bereits wenige Tage nach der Geburt bei erhöhten Wasserständen höher gelegene Bereiche aufsuchen kön-nen, um sich dort in Sicherheit zu bringen. Hierbei können kleine Hindernisse auch schwimmend überwunden werden. Andererseits ist die Thermoregulation in der frühen Lebensphase noch schlecht.

Wenn die Küken bei erhöhten Tidescheitelwasserständen nicht rechtzeitig höher gelegene Bereiche erreichen, können sie zwar vorerst schwimmen und ertrinken nicht sofort, die Thermoregulation ist aber so schlecht, dass die Küken unterkühlen können und sterben. Tod durch Unterkühlung wird auch

„Verklammen“ genannt. Wir gehen davon aus, dass die Thermoregulation nach 10 Tagen ausreichend ist und die Gefahr des Verklammens dann als gering einzuschätzen ist. Die Gefährdungsdauer in dieser Gruppe beträgt 28 Tage (Wachtelkönig) bis 39 Tage (Silbermöwe).

Bei Brutverlust produzieren viele Arten ein Nachgelege (Zweitbrut). Ob ein Nachgelege erfolgt, hängt von individuellen Faktoren ab und dem Zeitpunkt, bei dem das Erstgelege zerstört wurde. Der Bruter-folg bei Nachgelegen ist nicht sicher prognostizierbar und wird hier nicht weiter berücksichtigt (Aus-nahme Vergleich zu Cimiotti et al., 2004, s. Kapitel 7.2 dieser Unterlage).

Um einen Überblick zu ermöglichen, sind die Arten in Tabelle 6-11 nach der Gefährdungsdauer in vier Gruppen eingeteilt. Diese Gruppen haben

• eine kurze Gefährdungsdauer von 26 ± 3 Tagen,

• eine mittellange Gefährdungsdauer von 33 ± 3 Tagen,

• eine lange Gefährdungsdauer von 40 ± 3 Tagen sowie

• eine sehr lange Gefährdungsdauer von 48 ± 3 Tagen.

Die Rohrweihe nimmt eine Sonderstellung ein, da ihre Eier und Nestlinge (Nesthocker) eine lange Entwicklungsphase haben. Die Gefährdungsdauer wird mit 60 Tagen angesetzt.

Eine zweite Einteilung erfolgte nach dem Brutbeginn. Hierzu wurde zuerst die Hauptlegephase ermit-telt und von dieser dann ein mittlerer Wert gebildet. Der Brutzeitbeginn wurde einem Monatsdrittel zugeordnet.

Tabelle 6-11: Brutbiologie relevanter Brutvogelarten

Erläuterung: Darstellung der Legephase nach Monatsdrittel (A: Anfang, M: Mittel, E: Ende); z.B. A5: Anfang Mai Quellen: Südbeck et al. (2005)

Vogelart Bebrütungsdauer (Anzahl Tage) Gefährdungsdauer Küken (Anzahl Tage) Gefährdungsdauer gesamt (Anzahl Tage) Hauptlegephase mittlerer Legebeginn Kategorie Gefährdungsdauer (Anzahl Tage) resultierender Gefärdungszeitraum

Rohrdommel (Botaurus stellaris) 25-26 15 41 M4 bis A5 A5 lang (40 ± 3) 5.5.-13.6.

Höckerschwan (Cygnus olor) 35-38 1 38 E3 bis M4 A4 lang (40 ± 3) 5.4.-14.5.

Weißwangengans (Branta leucopsis) 24-25 1 26 M/E 4 M4 kurz (26 ± 3) 15.4.-10.5.

Graugans (Anser anser) 27-29 1 29 A3 bis A4 E3 kurz (26 ± 3) 25.3.-19.4.

Brandgans (Tadorna tadorna) 29-31 1 31 E4 bis E5 A5 mittel (33 ± 3) 5.5.-6.6.

Schnatterente (Anas strepera) 24-26 1 26 A 5 bis A6 E5 kurz (26 ± 3) 25.5.-19.6.

Krickente (Anas crecca) 25-30 1 29 Mai M5 kurz (26 ± 3) 15.5.-9.6.

Stockente (Anas platyrhynchos) 24-32 1 29 April M4 kurz (26 ± 3) 15.4.-10.5.

Knäkente (Anas querquedula) 21-23 1 23 Mai M5 kurz (26 ± 3) 15.5.-9.6.

Löffelente (Anas clypeata) 21-25 1 24 A5 bi A6 E5 kurz (26 ± 3) 25.5.-19.6.

Reiherente (Aythya fuligula) 23-28 1 27 Juni M6 kurz (26 ± 3) 15.6.-10.7.

Tafelente (Aythya ferina) 27-28 1 28 E5 bis A6 E5 kurz(26 ± 3) 15.5.-9.6.

Rohrweihe (Circus aeruginosus) 31-36 26 60 E4 bis A5 A5 sehr lang (60) 5.5.-3.7.

Wiesenweihe (Circus pygargus) 27-30 21 50 M5 bis M6 E5 sehr lang (48 ± 3) 25.5.-11.7.

Wachtel (Coturnix coturnix) 18-20 10 29 A6 bis E6 M6 kurz (26 ± 3) 15.6.-10.7.

Tüpfelsumpfhuhn (Porzana porzana) 18-19 10 29 Mai M5 kurz (26 ± 3) 15.5.-9.6.

Wasserralle (Rallus aquaticus) 19-22 10 31 E4 bis E6 E5 mittel (33 ± 3) 25.5.-26.6.

Wachtelkönig (Crex crex) 16-19 10 28 M5 bis A7 M6 kurz (26 ± 3) 15.6.-10.7.

Blässhuhn (Fulica atra) 21-25 1 24 E4 bis E5 A5 kurz (26 ± 3) 5.5.-30.5.

Austernfischer (Haematopus ostralegus) 24-27 10 36 M5 bis A6 E5 mittel (33 ± 3) 25.5.-26.6.

Säbelschnäbler (Recurvirostra avosetta) 23-25 10 34 E4 bis M5 A5 mittel (33 ± 3) 5.5.-6.6.

Flussregenpfeifer (Charadrius dubius) 22-28 10 35 E4 bis E5 A5 mittel (33 ± 3) 5.5.-6.6.

Sandregenpfeifer (Charadrius hiaticula) 21-28 10 35 M4 bis A5 A5 mittel (33 ± 3) 5.5.-6.6.

Seeregenpfeifer (Charadrius alexandrinus) 23-29 10 36 A5 bis M5 A5 mittel (33 ± 3) 5.5.-6.6.

Kiebitz (Vanellus vanellus) 26-29 10 38 A4 bis M5 A4 lang (40 ± 3) 5.4.-14.5.

Kampfläufer (Philomachus pugnax) 20-23 10 32 E4 bis E5 A5 mittel (33 ± 3) 5.5.-6.6.

Bekassine (Gallinago gallinago) 18-20 10 29 M4 bis M5 A5 kurz(26 ± 3) 5.5.-30.5.

Uferschnepfe (Limosa limosa) 22-24 10 33 M4 - E4 M4 mittel (33 ± 3) 15.4.-17.5.

Rotschenkel (Tringa totanus) 22-24 10 33 E 4 bis A7 E5 mittel (33 ± 3) 25.5.-26.6.

Flussuferläufer (Actitis hypoleucos) 21-22 10 32 5 bis A6 E5 mittel (33 ± 3) 25.5.-26.6.

Schwarzkopfmöwe (Larus melanocephalus) 23-26 10 35 M/E 5 E5 mittel (33 ± 3) 25.5.-26.6.

Lachmöwe (Larus ridibundus) 21-25 10 33 M5 M5 mittel (33 ± 3) 15.5.-16.6.

Sturmmöwe (Larus canus) 24-26 10 35 A/M 5 bis E 5 E5 mittel (33 ± 3) 25.5.-26.6.

Silbermöwe (Larus argentatus) 26-32 10 39 A5 bis M5 A5 lang (40 ± 3) 5.5.-13.6.

Lachseeschwalbe (Gelochelidon nilotica) 22-24 10 33 A5 bis A6 E5 mittel (33 ± 3) 25.5.-26.6.

Flussseeschwalbe (Sterna hirundo) 21-24 10 33 M5 bis E 5 E5 mittel (33 ± 3) 25.5.-26.6.

Küstenseeschwalbe (Sterna paradisaea) 21-22 10 32 A5 A5 mittel (33 ± 3) 5.5.-6.6.

Sumpfohreule (Asio flammeus) 24-28 15 40 A4 bis E6 M5 lang (40 ± 3) 15.5.-23.6.

Feldlerche (Alauda arvensis) Erstbrut 12-13 11 24 M 4 bis M5 A5 kurz(26 ± 3) 5.5.-30.5.

Feldlerche (Alauda arvensis) Zweitbrut 12-13 11 24 ab Juni M6 kurz (26 ± 3) 15.6.-10.7.

Wiesenpieper (Anthus pratensis) Erstbrut 11-15 10-14 25 E4 E4 kurz (26 ± 3) 25.4.-20.5.

Wiesenpieper (Anthus pratensis) Zweitbrut 11-15 10-14 25 bis A8 M6 kurz (26 ± 3) 15.6.-10.7.

Schafstelze (Motacilla flava) Erstbrut 10-14 10-13 24 M5 bis E 5 E5 kurz (26 ± 3) 25.5.-19.6.

Schafstelze (Motacilla flava) Zweitbrut 10-14 10-13 24 M5 bis A7 M6 kurz (26 ± 3) 15.6.-10.7.

Blaukehlchen (Luscinia svecica) 12-14 13-14 27 E 4 bis A5 A5 kurz(26 ± 3) 5.5.-30.5.

Braunkehlchen (Saxicola rubetra) 11-13 11-15 25 A5 bis E 5 M5 kurz (26 ± 3) 15.5.-9.6.

Rohrschwirl (Locustella luscinioides) Erstbrut 12-14 11-15 26 A5 A5 kurz (26 ± 3) 5.5.-30.5.

Rohrschwirl (Locustella luscinioides) Zweitbrut 12-14 11-15 26 bis A8 M6 kurz (26 ± 3) 15.6.-10.7.

Schilfrohrsänger (Acrocephalus schoenobaenus) 12-15 10-14 26 A5 bis A6 E5 kurz (26 ± 3) 25.5.-19.6.

WSA HH - Geschäftsstelle weitere FAP Rev.-Nr. Brutvögel

FAP Unter- und Außenelbe, Planergänzung II 5-0 IBL Umweltplanung GmbH

Ermittlung der artspezifischen Höhenverteilung der Brutstandorte

Im Folgenden wird untersucht, auf welcher Höhenlage relevante Brutvogelarten brüten. Cimiotti et al.

(2014, Tabelle 11, Seite 23) benennen sechs Arten (Austernfischer, Säbelschnäbler, Sandregenpfei-fer, Uferschnepfe, Rotschenkel und Wiesenpieper), die auf „tiefliegendem Grünland“ oder „Grünland typischer Höhe“ brüten sollen und nach Auffassung der Autoren besonders überflutungsgefährdet sind.

In dieser Unterlage werden Ergebnisse von Brutvogel-Bestandserfassungen von Teilgebieten genutzt.

Diese Bestandserfassungen wurden als Revierkartierungen durchgeführt. Das heißt, dass bei der Kartierung revieranzeigendes Verhalten (wie Gesang) oder brutverdächtiges Verhalten (wie Balz) beobachtet wird. Daraus wird ermittelt, welche Vögel nachweislich brüten oder brutverdächtig sind (Kategorien Brutnachweis bzw. Brutverdacht). Beide Kategorien werden ausgewertet, um den Brutbe-stand einer Fläche zu ermitteln. Ergebnis sind Karten, auf denen Reviermittelpunkte eingetragen sind, die als Näherung für die tatsächliche Lage des Brutplatzes dienen. Die Geländehöhe dieser Reviermit-telpunkte wurde mit Hilfe des Höhenmodells (BfG, 2012; Hansa Luftbild, 2012) ermittelt.

Die ausgewerteten Revierkartierungen erfolgten auf der Insel Schwarztonnensand (Verein Jordsand, 2015) und dem Deichvorland Allwörden (KÜFOG, 2013). Die Insel Schwarztonnensand liegt im Fluss-abschnitt Kollmar zwischen Elbe-km 663 und 667. Sie hat eine Größe von ca. 194 ha. Insgesamt wur-den auf dieser Fläche 20 Brutpaare von acht relevanten Brutvogelarten erfasst (Tabelle 6-12). Die Einteilung der Höhenstufen entspricht der Einteilung für den Flussabschnitt Kollmar (Tabelle 6-9 Seite 49). 12 der 20 Brutpaare brüteten auf Geländehöhen über 350 cm ü. NHN.

Tabelle 6-12: Verteilung von Reviermittelpunkten relevanter Brutvogelarten auf der Insel Schwarztonnensand auf unterschiedlichen Höhenstufen

Quellen: Brutvogeldaten: Verein Jordsand (2015), Höhenprofil: BFG (2012), Hansa Luftbild (2012)

Das Deichvorland Allwörden liegt zwischen Elbe-km 676 und 683. Damit liegt es teilweise im Flussab-schnitt Glückstadt, teilweise in einem flussabwärts gelegenen Bereich, in dem keine Erhöhung, son-dern ein Absunk des MThw prognostiziert wird. Eine Teilfläche ist bislang durch eine sommerdeichar-tige Verwallung geschützt. Neststandorte werden dort erst überflutet, wenn die Verwallung überspült wird. Daher sind Brutpaare in dieser Teilfläche separat in der Rubrik „geschützt“ erfasst. Die Einteilung der Höhenstufen erfolgt wie für den Flussabschnitt Glückstadt festgelegt (Tabelle 6-9, Seite 49). Die Fläche hat eine Größe von ca. 420 ha. Insgesamt wurden 849 Brutpaare von 23 relevanten Brutvo-gelarten erfasst (Tabelle 6-13).

Im Gegensatz zum Deichvorland Allwörden weist der Schwarztonnensand eine deutlich abweichende Habitatzusammensetzung und Höhenverteilung auf. Während Allwörden großteils aus Grünland be-steht, finden sich auf dem Schwarztonnensand ausgedehnte Trockenrasen. Die Ufer steigen steil an

Art Geländehöhe [cm ü. NHN] <180 180-190 190-210 210-240 240-280 280-350 >350 Summe

Blaukehlchen (Luscinia svecica) 0 0 0 2 0 0 1 3

Brandgans (Tadorna tadorna) 0 0 0 0 0 0 1 1

Braunkehlchen (Saxicola rubetra) 0 0 0 0 0 0 1 1

Feldlerche (Alauda arvensis) 0 0 0 0 0 2 7 9

Flussregenpfeifer (Charadrius dubius) 1 0 0 0 0 0 0 1

Rohrschwirl (Locustella luscinioides) 0 0 0 0 1 0 0 1

Schilfrohrsänger (Acrocephalus schoenobaenus) 0 0 1 1 0 0 0 2

Wachtel (Coturnix coturnix) 0 0 0 0 0 0 1 1

Wiesenpieper (Anthus pratensis) 0 0 0 0 0 0 1 1

Summe 1 0 1 3 1 2 12 20

und das Gelände liegt meist auf einem Niveau über 3 m ü. NHN. Da sich die Habitatausstattung un-terscheidet, unterscheidet sich auch die Artenzusammensetzung beider Gebiete. Beispielsweise feh-len die Arten Uferschnepfe und Rotschenkel auf dem Schwarztonnensand. Diese Arten besiedeln Feuchtgrünland, welches auf dem Schwarztonnensand nicht vorkommt. Insgesamt brüten auf dem Schwarztonnensand deutlich weniger relevante Brutvogelarten. Die Reviermittelpunkte auf dem Schwarztonnensand liegen höher als im Deichvorland von Allwörden und weisen eine sehr geringe Überflutungswahrscheinlichkeit auf.

Tabelle 6-13: Verteilung von Reviermittelpunkten relevanter Brutvogelarten im Deichvor-land von Allwörden auf unterschiedlichen Höhenstufen

Erläuterung: Ein Bereich des Deichvorlandes in Allwörden ist bislang von einer sommerdeichartigen Verwallung geschützt. Brutpaare in diesem Bereich sind separat in der Spalte „geschützt“ gelistet.

Quellen: KÜFOG (2013), Höhenprofil: BFG (2012), Hansa Luftbild (2012)

Die Höhendaten der Reviermittelpunkte geben Hinweise zur allgemeinen Höhenlage des kartierten Brutgebietes sowie der Präferenz der Vogelart für eine Höhenklasse. Es wurde ermittelt, welcher Flä-chenanteil sich auf welcher Höhenstufe befindet (exklusive des durch eine Verwallung geschützten Bereiches). Die mittlere Geländehöhe liegt zwischen 200 und 210 cm ü. NHN (Medianwert). Von den zwölf Brutvogelarten mit mehr als 10 Paaren liegt nur der Median der Brutplätze des Säbelschnäblers ebenfalls in dieser Höhenstufe. Alle anderen Arten haben Reviermittelpunkte über der mittleren Ge-ländehöhe (Vergleich Medianwerte). Obwohl Röhrichte eher tiefliegend vorkommen (vgl. Tabelle 6-7, Seite 40), deutet sich auch bei den Röhrichtbewohnern (Blaukehlchen, Wasserralle, Rohrweihe, Schilfrohrsänger) an, dass ihre Reviere zumindest nicht unter der durchschnittlichen Geländehöhe liegen.

Grundsätzlich ist festzustellen, dass die Individuen auch innerhalb einer Artengruppe grundsätzlich in verschiedenen Höhenlagen brüten. Die Verteilung der Brutpaare lässt nur leichte artabhängige Präfe-renzen erkennen. Die Tatsache, dass eine Art mehrere Höhenstufen besiedelt, wird auch von Studien von der Nordseeküste bestätigt, bei denen die Neststandorte bekannt sind (Van De Pol et al., 2010,

Art Geländehöhe [cm ü. NHN] <170 170-190 190-210 210-240 240-280 280-350 geschützt Summe Median

Austernfischer (Haematopus ostralegus) 2 4 11 22 13 2 1 55 220-230

Bekassine (Gallinago gallinago) 1 0 2 4 0 0 0 7 210-220

Blaukehlchen (Luscinia svecica) 0 0 4 6 3 0 0 13 210-220

Brandgans (Tadorna tadorna) 0 0 0 2 2 1 1 6 260-270

Feldlerche (Alauda arvensis) 0 10 32 53 26 2 4 127 210-220

Flussregenpfeifer (Charadrius dubius) 0 0 2 0 0 0 0 2 190-200

Graugans (Anser anser) 0 0 1 0 0 0 0 1 200-210

Kiebitz (Vanellus vanellus) 0 28 85 87 48 0 12 260 210-220

Krickente (Anas crecca) 0 0 2 2 1 0 0 5 220-230

Löffelente (Anas clypeata) 0 1 3 4 2 0 0 10 220-230

Rohrweihe (Circus aeruginosus) 0 0 0 0 1 0 0 1 250-260

Rotschenkel (Tringa totanus) 1 8 29 35 24 1 5 103 210-220

Säbelschnäbler (Recurvirostra avosetta) 3 2 5 1 8 0 0 19 200-210

Sandregenpfeifer (Charadrius hiaticula) 2 1 7 8 13 0 0 31 220-230

Schafstelze (Motacilla flava) 2 3 11 19 10 0 2 47 210-220

Schilfrohrsänger (Acrocephalus schoenobaenus) 0 0 2 1 2 0 0 5 210-220

Schnatterente (Anas strepera) 0 0 3 1 1 0 0 5 200-210

Stockente (Anas platyrhynchos) 1 2 7 13 10 0 5 38 220-230

Uferschnepfe (Limosa limosa) 0 3 32 35 17 0 0 87 210-220

Wachtel (Coturnix coturnix) 0 0 0 1 0 0 0 1 220-230

Wachtelkönig (Crex crex) 1 0 5 10 7 0 1 24 210-220

Wasserralle (Rallus aquaticus) 0 0 1 0 0 1 0 2 240-250

Wiesenpieper (Anthus pratensis) 0 6 18 39 17 1 3 84 220-230

Summe 13 62 244 304 188 7 31 849

prozentuale Verteilung des Geländes 5 19 34 28 12 2 200-210

WSA HH - Geschäftsstelle weitere FAP Rev.-Nr. Brutvögel

FAP Unter- und Außenelbe, Planergänzung II 5-0 IBL Umweltplanung GmbH

Seite 725). Die Annahme, dass beispielsweise der Austernfischer nur auf tiefliegendem Grünland brütet (so aber Cimiotti et al., 2014, Tabelle 11, Seite 23), ist als stark vereinfacht und damit als unzu-treffend zu bewerten.