• Keine Ergebnisse gefunden

3.6 FFH-Lebensraumtypen des Anhangs I FFH-Richtlinie

3.6.13 Bodensaure Nadelwälder [9410]

Ausführliche Bezeichnung nach FFH- Richtlinie: Montane bis alpine bodensaure Fichtenwälder (Vaccinio-Piceetea)

Der LRT 9410 wurde für zwei Flächen mit zusammen 25,8 ha beschrieben: Im Staatswalddistrikt Mönchshart nordwestlich Wört auf 24,2 ha und im Distrikt Wörter Forst des Stadt- und Spitalwaldes Dinkelsbühl südlich des Großtiefweihers (NSG „Weiherkette beim Spitalhof“) auf 1,6 ha.

Der montane bis alpine, bodensaure Fichtenwald ist im Osten des sogenannten Virngrundes eine submontane Variante des Lebensraumtyps auf klimatischem und standörtlichem Sonderstandort am Rande des natürlichen Verbreitungsgebietes der Tanne („Beerstrauch- Tannenwald“). Neben den waldgeschichtlichen Voraussetzungen bedarf es zu seiner Ausbildung besonders strenger kleinklimatischer Bedingungen wie Spätfröste (im gesamten Virngrund klimabestimmend), Strahlungsfröste auf einem Plateau am Rande einer offenen Gäulandschaft, wie im Mönchshart, oder eine Kaltluftstaulage unterhalb des Liastraufes am Rande eines Waldtales, wie im „Kälteloch“ an den Spitalweihern. Hinzu kommen degradierte und basenarme Keupersandböden, die infolge einer Tonschicht im Unterboden vernässen, wie im Mönchshart, oder zumindest deutlich wechselfeucht sind, wie am Großtiefweiher oder auf Plateaurändern des Mönchshart.

Im Staatswalddistrikt Mönchshart liegt eine Sondersituation vor: Der Mönchshart ist als ehemaliges Munitionslager zu einem großen Teil eingezäunt. Der nach LWaldG ausgewiesene Schonwald liegt daher sowohl innerhalb als auch außerhalb des Zaunes.

Zudem gibt es im Zaun eine Parzelle, die bannwaldartig behandelt wird. Im Schonwald wird die Waldentwicklung nach wissenschaftlichen Kriterien langfristig beobachtet. Der Lebensraumtyp liegt vollständig im Schonwald. Er ist ebenfalls durch den Zaun geteilt:

Insgesamt sind 80% eingezäunt, 20% nicht. Die Beurteilung des LRT erfolgte auf der Ebene einer Erfassungseinheit durch eine stichprobengestützte Schätzung sowie durch Auswertung z. T. umfangreicher Vorerhebungen.

Die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle zusammenfassend dargestellt. Teile der Ergebnisse sind anschließend detaillierter aufgeführt und begründet.

Tab. 46: Bewertung des Erhaltungszustandes im LRT 9410

Bewertungsparameter Flächengewichtete Werte

(in den jeweiligen Altersphasen) Bewertungen Baumartenzusammensetzung 89% gesellschaftstypische Baumarten B

Bodenvegetation 69 % der kennzeichnenden Arten A

Arteninventar B

Altersphasen 5 Altersphasen (70 % Dauerwald) A

Schichtengefüge 20 % Unter-/Zwischenstand B

Altersstruktur/Verjüngung 39 % Vorausverjüngung A

Totholzvorrat 8,9 Vfm/ha (43 % stehend) A

Habitatbäume 8 Habitatbäume/ha A

Habitatstrukturen A

Beeinträchtigungen B

Gesamtbewertung B

Lebensraumtypisches Arteninventar des Lebensraumtyps 9410

Die Tanne ist mit 35 % Hauptbaumart. Ihre Verteilung ist ungleichmäßig und schwankt von 15 % (Teile der bannwaldartig bewirtschafteten Parzelle und Fläche am Großtiefweiher) bis 100 %. Die Fichte ist mit 24 % beteiligt. Auffällig ist der hohe Kiefernanteil (25 %), der auch die schwierige Wiederbegründung und den Vorbestand waldgeschichtlich dokumentiert.

Tab. 47: Baumartenzusammensetzung im Wald-Lebensraumtyp 9410 Gesellschaftstypische Baumarten der

potentiellen natürlichen Vegetation (pnV) in %

Gesellschaftsfremde Baumarten in %

Tanne Fichte Kiefer Birke* Buche Salweide Stieleiche Sonstige** Wertgebende

Baumarten

Douglasie Strobe Roteiche Weiden*** Sonstige****

35 24 25 1 2 2 <1 <1 89 2 1 3 1 <1

* Hängebirke (Betula verrucosa) und Sandbirke (Moorbirke, Betula pubescens)

** Sonstige gesellschaftstypische Baumarten: Aspe (Populus tremula), Vogelbeere (Sorbus aucuparia)

*** Schmalblättrige Weidenarten = Salix sp.

**** Sonstige gesellschaftsfremde Baumart: Hainbuche (Carpinus betulus); Differenz zu 100 = Blöße

Die Liste der gesellschaftstypischen Baumarten des Natura 2000-Handbuch (LFU 2003) wurde ergänzt mit Baumarten, die nach GRUBER zur potenziellen natürlichen Waldgesellschaft der drei auf der LRT-Fläche gefundenen Standortseinheiten gehören. Zu den vier gesellschaftstypischen Baumarten Tanne, Fichte, Kiefer und Birke kommen in

dieser submontanen Variante weitere wertgebende Baumarten wie Buche (Nebenbaumart, im Übergangsbereich neben Tanne auch Hauptbaumart), Stieleiche ( Nebenbaumart und Pionier), Salweide ( auf der Kernfläche Pionier).

Die gefundenen kennzeichnenden Arten der Pflanzengesellschaften sind zusammen mit anderen wertgebenden Arten im Hauptdatenbogen aufgeführt. Insgesamt wurden bei der Strauchschicht 100%, bei der Krautschicht 53% und bei der Moosschicht 89%, im Durchschnitt 69% der kennzeichnenden Arten vorgefunden.

Lebensraumtypische Habitatstruktur des Lebensraumtyps 9410 Altersphasen

Unter den verschiedenen Altersphasen dominiert der Dauerwald mit 70 % der Fläche. Er hat im Mönchshart als Plenterwald bzw. Plenterüberführungswald sehr hohe Altholzanteile. Der LRT ist somit altholzbetont. Die Blößen sind Teilflächen ehemaliger Bunkerstandorte, die noch keine Sukzession tragen.

Tab. 48: Altersphasen des Lebensraumtyps 9410 Alter Unbestockte

Flächen (Blößen)

Jungwuchs-phase 1-29

Wachstums-phase 30-69

Reife-phase 70-99

Verjüngungs-phase

>100 J.

Dauerwald-phase

Anteile in

% 2 9 11 -- 8 70

Schichtengefüge

Der Unter- und Zwischenstand besteht zumeist aus Tanne (10 %) und Fichte (7 %), sowie nennenswert etwas Kiefer, Stieleiche, Douglasie und Birke. Die von U/Z bedeckte Fläche liegt trotz des hohen Dauerwaldanteils nur bei 20 %. Dies kann durch die hohen Anteile an Plenterüberführungswald, der noch Hochwaldcharakter hat und sukzessive verjüngt wird, sowie durch dichte, ausgedunkelte Partien in der Bannwaldparzelle erklärt werden.

Verjüngungssituation

Typisch für die Verjüngungssituation ist, dass sich die Fichte leichter verjüngt als die Tanne.

Der Tannenanteil in der Verjüngung ist dennoch relativ hoch, vor allem innerhalb des Zaunes, in dem 73 % der verjüngungsrelevanten Altersphasen liegen. Außerhalb des Zaunes nimmt die Naturverjüngungsfläche trotz der Fläche am Großtiefweiher, die durch ihre Verjüngungsdynamik besticht, auf 20 % ab. Der Tannenanteil sinkt verbissbedingt auf 5 %, im Mönchshart sogar auf 2 %.

Tab. 49: Verjüngungssituation des Lebensraumtyps 9410

Flächenanteil in der Verjüngungs- und

Dauerwaldphase Verjüngung unter Schirm in

%

Davon: Tanne (Anteil von 100%) Fichte Birke Vogelbeere Buche Stieleiche Strobe Sonstige*

39 12

(30)

26 (66)

<1 (1)

1 (2)

<1 (<1)

<1 (<1)

<1 (<1)

<1 (<1)

* etwas Roteiche und Kiefer, einzelne Salweiden und Aspen

Totholzvorrat

Der Totholzvorrat erreicht einen Wert von 8,9 Vorratsfestmeter/ha (davon 3,8 Vfm/ha = 43 % stehend und 5,1 Vfm/ha = 57 % liegend).

Die Habitatstruktur ist besonders aufgrund der hohen Totholz- und Habitatbaumanteile hervorragend.

Gesamtwürdigung

Der LRT 9410 Montane bis alpine, bodensaure Fichtenwälder (Vaccinio-Piceetea) steht in einem guten Erhaltungszustand („B“). Es wurde ein habitatstrukturreicher, altholzbetonter Tannen-Kiefern-Fichtenwald in heterogener Baumartenverteilung und sehr heterogener Verbissbelastung festgestellt. Die Schwierigkeiten bei der Verjüngung der Tanne sowie der sehr hohe Verbissdruck auf Teilflächen schmälern die Bewertung (siehe Kap. 3.9.2).