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3.7 Arten des Anhangs II FFH-Richtlinie

3.7.2 Biber (Castor fiber) [1337]

Der Abgrenzung der Lebensstätten des Bibers liegen nachfolgende Überlegungen zu Grunde.

Die Rotachbesiedlung hat sich im Laufe der letzten 15 Jahre vollzogen. So wurden der Verfasserin von ersten Spuren vor rund 15 Jahren im Unterlauf der Rotach berichtet (mündl.

Mitt. Angelsportverein Ellwangen). Bei nahe an der Rotach gelegenen Weihern, wie dem Jammerweiher, wurde mitgeteilt, dass sich im Laufe der letzten 5 Jahre Familienreviere etabliert haben.

Seit dieser Zeit wandert der ursprünglich auch an der Rotach heimische Biber von Bayern aus wieder erfolgreich nach Ostwürttemberg ein, nachdem er zuvor als ausgerottet galt.

Ursprünglich, im Talraum vorhandene Vermoorungen können möglicherweise mit der

Aufstautätigkeit des Bibers im Zusammenhang stehen, die gleichzeitig einen Rückhalt des Wassers im Talraum bewirkten.

Der Rotach kommt eine zweifache Funktion zu: 1. Sie bietet Bibern direkten Lebensraum.

Entlang der Rotach befinden sich der Großteil der Lebensstätten. 2. Gleichzeitig fungiert die Rotach samt den Zuflüssen auch direkt als Wanderbahn und erlaubt Bibern eine weitere Abwanderung in die Umgebung sowie nicht zuletzt auch ein Wechseln zwischen einzelnen Weihern, was gerade im Rahmen der Bewirtschaftung mit einem periodischen Ablassen von Bedeutung ist, und an Fraßspuren sowie der Lage von Biberwechseln deutlich wird.

Für die Erfassung und Bewertung der Lebensstätten des Bibers im Rotachtal wurden die Daten von ALLGÖWER übernommen, der Datenbestand wird als aktuell eingestuft und wurde im Winter 2005/2006 im Gelände erhoben.

ALLGÖWER stellt drei Kategorien von Biberrevieren heraus: besetzte, temporäre und potenzielle Reviere. Bei den besetzten Revieren werden Familien- und Einzeltierreviere unterschieden. Allen drei Reviertypen wird in den Anmerkungen zu den Lebensstätten (vgl.

Bericht „Datengrundlage für Castor fiber“, 16.01.2006, S. 10) eine Bedeutung im Rahmen des Erhaltungszustandes der Biberpopulation im Rotachtal beigemessen, ebenso wird auf die Bedeutung der Fließgewässer als Wanderkorridore hingewiesen.

Für die Abgrenzung der Lebensstätten des Bibers wurden im vgl. zu ALLGÖWER, der die Rotach, die einzelnen Weiher und die Abschnitte der Rotach zwischen den Weihern als Lebensstätten einstuft, Erfassungseinheiten gebildet. In die Bewertung gingen dabei der Reviertyp, die naturräumliche Ausstattung und der räumliche Verbund der Biberansiedlungen ein. Insgesamt wurden 20 Lebensstätten ausgewiesen. Dabei fanden besiedelte und zeitweilig besiedelte Gewässerstrecken Eingang, potenzielle, an denen bisher noch keine Bibernachweise vorliegen, blieben hingegen unberücksichtigt.

Bei der Abgrenzung der Lebensstätten des Bibers wurde das direkte Umfeld einbezogen, da in diesem Bereich die überwiegenden Aktivitäten (Angrabungen des Ufers, Fraßaktivitäten) stattfinden. Nach ALLGÖWER reduzieren sich die Biberspuren in einem Abstand von 10 m vom Gewässer auf etwa ein Sechstel, nach Angaben der LUBW (2006) entfernen sich Biber selten mehr als 10 m von ihren Wohngewässern und konzentrieren sich 95% der Biberaktivitäten auf diesen Bereich.

Bei der Bewertung der Lebensstätten wurde die von ALLGÖWER durchgeführte „Bewertung nach Natura 2000-PEPL-Handbuch" übernommen und teilweise korrigiert, da es Abweichungen vom vorgesehenen Aggregationsschema gab. Das Bewertungskriterium

„Habitatqualität“ wurde dabei teilweise in seinem Wert aktualisiert, das Kriterium

„Beeinträchtigungen“ neu bewertet.

Tab. 51: Kurzcharakteristik der Lebensstätten des Bibers (Castor fiber)

Kurzbeschreibung EHZ Begründung Erhaltungszustand

(EHZ) 1 Beißerweiher bis

Kleiner Hammerweiher

13,17 Temporär bewohnte Reviere, Weiher z. T. über Winter abgelassen, Weiherverbund vorhanden, teils größere Gehölzbestände, allerdings mit begrenztem Weichholzanteil.

C Geringer Individuen-bestand, fehlende

2 Storchweiher 3,31 Einzeltierrevier, nur einreihiger Gehölzbestand, Badeweiher, nur einzelne Weiden im

Verlandungsbereich.

C Geringer Individuen-bestand, fehlende Reproduktion, nutzungsbedingt nur einzelne Weidenbüsche 3 Rotach zwischen

Storchweiher und Ölmühle

2,86 Einzeltierrevier, gewässerbegleitender Auwaldstreifen vorhanden.

C Geringer

Individuenbestand 4 Mühlweiherried und

Mühlweiher

3,58 Weiher mit angrenzender Riedfläche, Weiden und einzelne Pappeln vorhanden, Probleme in der jüngsten Vergangenheit durch Aufstautätigkeit, Familienansiedlung.

B Reproduktiver Individuenbestand,

6,21 Familienrevier an der Rotach, reiner Fließgewässerabschnitt umgeben von Wirtschaftswiesen.

C Gehölzarmer

Fließgewässerabschnitt mit Familienrevier 6 Rotach-Brücke bis

Auweiher III

17,26 Familienreviere, Gehölzbestände unterschiedlicher Struktur Wiesen- und Riedbestände, vielfältige Umgebung.

B Gute Individuendichte, abschnittsweise gewässerbegleitender Auwaldstreifen 7 Rotach Häringsmühle

bis Wört und Auweiher Kanal Rotach

4,00 Einzeltierrevier und Familienrevier umgeben von landwirtschaftlich genutzten Wiesen, Gehölzestand lückig, Baumgruppen dominieren.

C Guter Individuen-bestand aber

Gehölzgürtel zu lückig 8 Konradsbronner Bach 3,35 Temporär genutztes Revier entlang des

Baches, der als Wanderkorridor oder als Revier genutzt werden kann, bachbegleitender Gehölzstreifen vorhanden.

C Geringer

Individuenbestand

9 Pfarrweiherkette 2,90 Weiherkette, Gehölzbestand

abschnittsweise ausgebildet, Ufer z. T.

untergraben, Einzelttierrevier.

C Geringer

Individuenbestand

10 Kolbenweiher 2,03 Weiherverbund, Teil der Weiher während des Winters abgelassen, Besiedlung daher in Frage zu stellen bzw. nur temporäre Nutzung möglich.

Räumlicher Verbund zur Rotach gegeben über Rinnenbach.

C Geringer

Individuenbestand

Kurzbeschreibung EHZ Begründung Erhaltungszustand

(EHZ) 11 Oberer Lettenweiher I 0,94 Weiherverbund, Teil der Weiher

während des Winters abgelassen, Kleintiefweiher mit Familienrevier.

Räumlicher Verbund zur Rotach gegeben über den Spitalbach.

C Guter Individuen-bestand, von Wald umgeben, Mangel an Weichgehölz

12 Spitalbach zwischen Rotach und

Lettenweiher

3,00 Es handelt sich um einen

Fließgewässerabschnitt mit temporärer Besiedlung, ihm kommt

Vernetzungsfunktion zu, schlecht ausgeprägter Gehölzgürtel.

C Geringer Individuen-bestand und wenig Weichgehölzpotenzial

13 Weiher bei der Königsroter Mühle sowie Rotach ab Wört

5,93 Eingeschränkter Gehölzbestand, Dammsicherheit im Weiher mit sandigem Substrat akut gefährdet, Einzeltierrevier.

C Geringer Individuen-bestand, geringes Weichgehölzpotenzial 14 Jammerweiher,

Ölweiher und zufließender Bach

10,22 Familienrevier, eingeschränktes Gehölzaufkommen, guter räumlicher Verbund.

C Geringes Gehölzpotenzial 15 Rotach Königsroter

Mühle bis Springhof und Fließgewässer südlich der Rotach

8,07 Einzeltierrevier in Fließgewässer-abschnitt der Rotach, umgeben von Röhricht und Hochstaudenflur, gewässerbegleitender Auwaldstreifen vorhanden.

Brunnen zwischen Fließgewässer im Süden der Rotach und Rotach durch Biberdämme überflutungsgefährdet.

Bisher Verdacht auf Einzeltierrevier.

C Geringer Individuen-bestand, Gehölz-potenzial fast durchgehend vorhanden

16 Gaugenweiher 7,98 Einzeltierrevier, angrenzender Nadelwaldbestand, fehlendes Weichgehölz.

C Geringes Gehölz-aufkommen, geringer Individuenbestand 17 Straßenweiher und

Farrenweiher samt Matzenbach

9,65 Reproduktives Revier mit Familien-ansiedlung, Vernetzung mit der Rotach über den Matzenbach, geringes Weichgehölzpotenzial, Gefährdung durch Verkehr und Ablassen der Weiher.

C Ablassen der Weiher und akute Gefährdung durch Verkehr samt geringem Weich-gehölzpotenzial

18 Schafweiher 2,61 Reproduktives Revier, jedoch sehr abgelegen von der Rotach und von Wald umgeben mit Nadelgehölz-bestand, fehlendes Weichgehölz, beeinträchtigt durch Ablassen des Weihers.

C Fehlendes

Weichgehölzpotenzial, schlechte

Erreichbarkeit, Ablassen des Weihers 19 Breitweiher und

Hilsenweiher

5,00 Einzeltierrevier, das durch Ablassen beider Weiher während der Winter-monate nur eingeschränkt nutzbar ist, die Tiere sind dann gezwungen abzuwandern, fehlendes Weich-gehölzpotenzial.

C Geringer

Individuenbestand, Ablassen der Weiher, fehlendes Weichgehölz

Kurzbeschreibung EHZ Begründung Erhaltungszustand

(EHZ) 20 Rotach Springhof bis

Regelsweiher

6,49 Einzeltierrevier in Fließgewässer-abschnitt der Rotach, umgeben von Wiesen, gewässerbegleitendem Auwaldstreifen und Fichtenbestand.

Biberdämme und Nutzung von Fichten vorhanden.

C Geringer

Individuenbestand

26 Birkenweiher 2,19 Aktuell Einzeltierrevier wahrscheinlich, eingeschränktes Gehölzvorkommen, Nutzungen vor allem im Bereich des Dammes sowie im Übergangsbereich zum Unterholzweiher

C Geringes Gehölzpotenzial, angrenzende Straße

Bei Betrachtung der Lebensstätten fällt die häufige Vergabe der Wertstufe „C“ auf. Sie ist einerseits mit noch nicht erfolgter Reproduktion, andererseits mit fehlendem Gehölz-aufkommen zu begründen. Ausgedehnte Weichgehölzbestände fehlen häufig entlang der Rotach und der Weiher. Der Verbund ist hingegen meist kein Problem, die Rotach ist mit den umliegenden Weihern gut vernetzt, die Erreichbarkeit der Gewässer ist somit gegeben.

Teilweise sind es auch die Beeinträchtigungen, vor allem durch das Ablassen der Weiher, die hier mit ausschlaggebend sind.

Aggregierte Bewertung der Lebensstätten des Bibers

Neben der Einzelbewertung der Erfassungseinheiten ist für das FFH-Gebiet insgesamt eine Bewertung für die Art vorzunehmen, beim Biber wird diese auf die Wertstufe „B" gesetzt.

Hierin spiegelt sich auf der einen Seite die noch anhaltende Ausbreitung im FFH-Gebiet wieder, auf der anderen Seite ist auch bei einer Verschlechterung von Teilflächen im gesamten Talraum nicht mit einer Gefährdung der Population zu rechnen. Das Rotachtal bietet insgesamt günstige Standortsvoraussetzungen für Biberansiedlungen.

3.7.3 Dunkler Wiesenknopf-Ameisen-Bläuling (Glaucopsyche (Maculinea)