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Biomethanpotenzial zur Einspeisung ins Erdgasnetz

Im Dokument Virtuelles Biogas (Seite 37-40)

5.1.1 Zielsetzung, Datenmaterial und Methoden

Ziel der vorliegenden Analyse ist es, das – im Hinblick auf die Lebensmittel- und Futtermittelproduktion – nachhaltige Potenzial an Rohstoffen für die Biomethaner-zeugung innerhalb einer festgelegten räumlichen Entfernung des bestehenden Erd-gasleitungsnetzes zu ermitteln. Da das Potenzial für den Einsatz von Cofermenten, im Speziellen von Abfällen, als relativ gering eingeschätzt wird, wird bei der Poten-zialabschätzung nur auf Substrate aus der Landwirtschaft eingegangen. Darunter sind als Substrate geeignete Hauptfrüchte sowie Nebenprodukte von Kulturen für die Nahrungs- und Futtermittelproduktion und der in der Tierhaltung anfallende Wirtschaftsdünger zu verstehen. Bei der Festlegung der für die Biomethanprodukti-on zur Verfügung stehenden Rohstoffmengen auf den ausgewählten Flächen wurde auf die Problematik der Nahrungsmittelkonkurrenz Bedacht genommen.

Grundlage für die Ermittlung des Biomethanpotenzials zur Einspeisung ins Erdgas-netz bilden die Verschneidung der INVEKOS1-Daten mit den Daten (Karten) über das Erdgasleitungsnetz. Der erste Schritt stellt die Ermittlung technisch ausführba-rer und in einer ersten Abschätzung wirtschaftlich sinnvoller Einspeisepunkte in das bestehende Erdgasleitungsnetz dar. Ausgehend von diesen Einspeisepunkten wer-den mögliche Radien für die Standorte von Biogasanlagen gewählt. Alle über die einzelbetrieblichen Daten aus dem INVEKOS-Datensatz des Jahres 2009 einer meinde zugeordneten Flächennutzungen und Tierbestände wurden, sofern die Ge-meinde an bzw. in der Nähe (ca. 5 km) einer Gasleitung (Ebene 2+3) liegt, in die Potenzialermittlung einbezogen.

Über die INVEKOS-Datenbank können in weiterer Folge die Kulturarten bzw. im Detail die am Ackerland angebauten Kulturen und die Nutzungsintensität des Grün-landes für die ermittelten Regionen abgerufen werden. Auf Basis dieser Flächener-mittlung erfolgt - unter Zugrundelegung von Durchschnittserträgen - eine Mengen-schätzung für jede Kultur und deren möglichen Nebenprodukte, die in der Biogas-anlage als Substrat Verwendung finden könnten. Um allerdings die bestehende Le-bens- und Futtermittelproduktion nicht oder nur in geringem Ausmaß zu konkurren-zieren, wird für jede Kultur der Anteil, der für die Biogasproduktion zur Verfügung steht, definiert.

So wurde z.B. angenommen, dass bei Winterweichweizen 10% des geernteten Korns und 50% des Strohs zur Erzeugung von Biomethan herangezogen werden

1 INVEKOS = Integriertes Verwaltungs- und Kontrollsystem zur Verwaltung der Direktzahlungen

bzw. bei Futtergetreide 20% des Korns und 30% des Strohs. Auf Grundlage durch-schnittlicher oTS-Erträge je ha Haupt- bzw. Nebenprodukt der einzelnen Flächen-nutzungen erfolgte schlussendlich die Kalkulation der Biomethanmenge je ha. Hinzu kommt noch die Biomethanmenge aus der Nutzung von Zwischenfrüchten. Diesbe-züglich wurde unterstellt, dass auf 15% der Ackerfläche (ohne Feldfutterbau) Zwi-schenfrüchte mit einem Ertrag von durchschnittlich 4 t oTS je ha für die Produktion von Biomethan angebaut werden.

Zu den nachwachsenden Rohstoffen kommt noch die Nutzung der Wirtschaftsdün-ger aus der Tierhaltung in den ausgewählten Gemeinden. Die Datengrundlage stammt wiederum aus dem INVEKOS. Die Ermittlung des Wirtschaftsdüngeranfalls erfolgte über den GVE1-Bestand aus der Tierliste. Berücksichtigung fanden nur Rin-der, Schweine und Geflügel und ausschließlich Betriebe mit mehr als 15 GVE. Für Rinder wurde weiters unterstellt, dass nur zwei Drittel des anfallenden Düngers der Biogasanlage zugeführt werden, bei Schweinen 80% und bei Geflügel 30%.

5.1.2 Ergebnisse und Schlussfolgerungen

In den ausgewählten Gemeinden befinden sich rund 1,06 Mio. ha Ackerfläche und 0,48 Mio. ha Dauergrünland. Im Detail sind damit 71% der Getreideanbaufläche Österreichs im Jahr 2009, 83% der Körnerleguminosenfläche, 85% der Flächen mit Ölfrüchten, 82% der Bracheflächen, 88% der Fläche mit Hackfrüchten sowie 56%

der Dauergrünlandflächen und 66% der Flächen mit Feldfutterbau Ausgangspunkt für die Potenzialberechnung.

Mit der oben beschriebenen Vorgehensweise ergibt sich aus der Nutzung der Hauptprodukte ein Potenzial von 557 Mio. Nm3 Biomethan, die Nutzung der Neben-produkte liefert zusätzlich noch 297 Mio. Nm3 Biomethan. Für diese Menge werden rund 16% der organischen Trockensubstanz der in den ausgewählten Gemeinden erzeugten Hauptprodukte bzw. 47% der oTS der erzeugten Nebenprodukte benö-tigt. Hinzu kommen noch 135 Mio. Nm3 Biomethan von ca. 135.000 ha Zwischen-fruchtanbau.

Die Verteilung des Biomethanpotenzials nach Art der Flächennutzung ist in Dia-gramm 1 dargestellt. Mit mehr als 23% hat Futtergetreide (Korn und Stroh) den höchsten Anteil am Biomethanpotenzial. Brotgetreide, Zwischenfrüchte, Ölfrüchte, Dauergrünland und Feldfutterbau steuern mit annähernd gleich großen Anteilen den überwiegenden Rest bei. Aus der pflanzlichen Biomasse ergibt sich, unter den ge-nannten Annahmen, somit ein Potenzial von insgesamt 971 Mio. Nm3 Biomethan.

1 GVE = Großvieheinheiten

Diagramm 1 - Verteilung des Biomethanpotenzials nach Art der Flächennutzung Unter den oben angeführten Annahmen können aus dem anfallenden Wirtschafts-dünger ca. 225 Mio. Nm3 Biomethan erzeugt werden. Der überwiegende Anteil stammt mit rd. 86% aus der Rinderhaltung. Der Rest kommt aus der Schweinehal-tung, der Anteil der Geflügelhaltung liegt unter einem Prozent. In Summe könnten aus den pflanzlichen Rohstoffen und dem Wirtschaftsdünger in den ausgewählten Gemeinden unter Berücksichtigung der in der Analyse getroffenen Annahmen knapp 1.200 Mio. Nm3 Biomethan erzeugt werden.

Die ausgewiesenen Werte stellen einen ersten Anhaltspunkt zum Biomethanpoten-zial in Österreich dar. Es ist dies eine statische Betrachtung auf Grundlage der Flä-chennutzung eines Jahres. In gewissem Rahmen kann es über einen längeren Be-trachtungszeitraum aufgrund von Erlös- und Kostenänderungen zu Verschiebungen bei den Anteilen der einzelnen Kulturen an der Flächennutzung und im Umfang der Tierhaltung kommen. Darüber hinaus wird ein Teil des Potenzials bereits jetzt als Substrat für bestehende Biogasanlagen zur Erzeugung von Strom und Wärme ge-nutzt.

Zu einer weiteren Verfeinerung der Potenzialanalyse könnten folgenden Punkte bei-tragen:

Festlegung von konkreten Einspeisepunkten in Zusammenarbeit mit den Gasnetzbetreibern

Definition von Lage und Größe der zu realisierenden Biogasanlagen Abgrenzung der potenziellen Flächen im INVEKOS auf Feldstück-Basis

GIS-gestützte Auswahl der viehhaltenden Betriebe über den Betriebsstandort Regionale Differenzierung der Hektarerträge

Regionale Differenzierung der für die Biogasanlagen verfügbaren Erntemengen Einbezug wirtschaftlicher Kriterien zur Bestimmung der Verfügbarkeit der Rohstoffe für die Biogasanlagen

5.2 Ökologische Bewertung in einer

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