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2 LITERATURÜBERSICHT

2.3 Diagnose von Rhodococcus equi-Erkrankungen bei Fohlen

2.3.2 Bildgebende Verfahren

Als Standard zur Erkennung von R. equi-Erkrankungen haben sich besonders die röntgenologische und die ultrasonographische Untersuchung etabliert. In der Literatur werden auch computertomographische und szintigraphische Untersuchungen beschrieben. Ihre Durchführung hat sich allerdings auf Grund von Aufwand und Kosten als unakzeptable und nicht praxisrelevant erwiesen (MARKEL et al. 1986, 1988; WION et al. 2001). Die durch die R. equi-Infektion hervorgerufenen Lungenveränderungen sind mittels Röntgentechnik bereits vor Auftreten klinischer Befunde zu erkennen (HILLIDGE 1987; ZERTUCHE u. HILLIDGE 1987). Als technische Ausstattung wird eine Film-Folien-Kombination mit einer Körnung von 400

2. Literaturübersicht

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empfohlen, bei einem Film-Focus-Abstand von 100 cm (WALTHER 2006). Im latero-lateralen Strahlengang werden beide Lungenhälften zwar übereinander projiziert, jedoch sind die relevanten Bereiche gut zu diagnostizieren, da sich die röntgenkassettennahe Lungenhälfte deutlicher darstellt als die Kassettenferne (LESTER u. LESTER 2001; SANDE u. TUCKER 2004). Veränderte Bereiche stellen sich röntgenologisch als regionale Verschattung dar, ein Abszess wird als rundliches Gebilde auf den Röntgenfilm projiziert (FALCON et al. 1985; WALTHER 2006).

Die transkutane Ultraschalluntersuchung ist ebenfalls gut geeignet um veränderte Befunde im Lungenbereich festzustellen, wobei die veränderten Bereiche hier im peripheren Lungengewebe vorhanden sein müssen und die Ausdehnung und die Anzahl der Veränderungen teilweise nicht genau festzustellen sind (WALTHER 2006).

Die Kombination aus sonographischer und röntgenologischer Untersuchung hat sich bewährt und wird empfohlen (REEF 1991; RAMIREZ et al. 2004; WALTHER 2006).

Die transkutane Ultraschalluntersuchung der Lunge sollte von möglichst weit kaudal nach möglichst weit kranial in den Rippenzwischenräumen, dem sogenannten akustischen Fenster (SCHWERK 1993), beidseits durchgeführt werden. In den meisten Untersuchungen ist eine Befundung des 3. bis 17. Rippenzwischenraums möglich. Für die Untersuchung am Fohlen werden Ultraschallgeräte mit einer Linear- oder Sektor-Sonde und einer Frequenz von 5,0 bis 7,5 MHz empfohlen, es sollte eine Eindringtiefe von vier bis zwölf Zentimetern gewählt werden (O’BRIEN u.

BILLER 1997; ALTHAUS 2004; WALTHER 2006).

Bei Untersuchungen von Fohlen auf einem Gestüt mit endemischer R. equi-Pneumonie konnte nach Diagnosestellung durch bildgebende Verfahren bei vier von fünf Fohlen post mortem der Erreger R. equi aus dem Abszess-Material isoliert werden (WEIMAR 2006). Diese Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung der Ultraschall- und Röntgentechnik zur Diagnostik von R. equi-Erkrankungen.

27 2.3.3 Nachweis von R. equi

2.3.3.1 Probenmaterialien

R. equi ist als ubiquitär vorhandener, nocardiformer Actinomycet in Erde, Wasser und Dung zu finden, auch als Erdsaprophyt wurde er nachgewiesen (JENSEN 1934;

ROONEY 1966; SMITH 1966). Ebenso wurde R. equi als physiologischer Bestandteil der Gastrointestinalflora des Pferdes beschrieben (KARLSON et al. 1940). Der kulturelle Nachweis von R. equi erfolgt beim Pferd bzw. Fohlen üblicherweise aus Proben der Atemwege, meistens aus Tracheobronchialsekret oder einer Trachealspülprobe. Bei Fohlen sind Nasentupfer als Nachweismaterial nicht geeignet. In einer klinischen Studie an 217 Fohlen eines endemisch-infizierten Betriebes konnte der Erreger nur bei 52 von 217 (24%) Proben aus dem Nasentupfer isoliert werden. Der Keim wurde hingegen aus dem Tracheobronchialsekret bei den gleichen 217 Fohlen in 118 Proben (54%) nachgewiesen (MEYER-HAMME 2004).

Der Nachweis aus dem Kot ist auch bei Pferden möglich, die keinerlei Kontakt mit R.

equi hatten (ARDENS et al. 1986).

Um den Nachweis zu optimieren, werden Selektivmedien eingesetzt (BARTON u.

HUGHES 1981). Selektivmedien enthalten verschiedene antibiotische Substanzen, die das Wachstum anderer Keime, als den zu Untersuchenden hindern sollen. So wurde von WOLLCOCK et al. (1979) z.B. das NANAT-Selektivnährmedium (Nalidixin-Acid-Novobiocin-Acid-Tellurit) entwickelt. R. equi stellt zwar keine besonderen Ansprüche an Nährmedien und wächst gut auf Blutagar (PRESCOTT 1991; TAKAI et al. 1994, 1996), wird aber auf Grund seines langsamen Wachstums, häufig von anderen, schneller wachsenden Bakterien überwuchert. Mit dem von WOOLCOCK et al. entwickeltem Medium war es SMITH und ROBINSON (1981) möglich, R. equi selbst aus staubigen Spinnenweben nachzuweisen. Ebenso kann der Erreger auch in der Stallluft nachgewiesen werden, indem die Agar-Platten einen Meter hoch für 15 Minuten im Stall platziert und anschließend kultiviert werden (TAKAI et al. 1986). Der Nachweis aus der Atemluft von Fohlen auf endemischen

2. Literaturübersicht

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Betrieben gelang MUSCATELLO (2007). In einer Studie von KILIAN (2008) konnte diese Methode nicht als sensitives Diagnostikum bestätigt werden. In einer Vergleichsstudie an acht Selektivnährmedien konnten mit dem CAZ-NB Medium (Ceftazidim-Novobiocin-Cycloheximd) und dem TCP-Medium (Trimethoprim-Cefoperazon-Polymyxin B) die besten Anzuchtresultate erzielt werden (MAKRAI et 2005).

Eine Unterscheidung zwischen virulenten und avirulenten R. equi-Stämmen in der Kultur ist aber nicht möglich (MUSCATELLO u. BROWNING 2004). Auf Grund der unterschiedlichen Ergebnisse in den verschiedenen Untersuchungen zum Nachweis des Erregers, sollten zur Diagnose der R. equi-Pneumonie neben dem kulturellen Nachweis stets die Befunde der klinischen und bildgebenden Untersuchungen mit berücksichtigt werden (GIGUÈRE u PRESCOTT 1997).

2.3.3.2 Molekularbiologischer Nachweis, Polymerase-Ketten-Reaktion (PCR)

Die Polymerase-Kettenreaktion ist eine In-vitro-Methode, um spezifische DNA-Sequenzen zu vermehren (amplifizieren) und zu identifizieren. Der Vorteil gegenüber der Kultivierung eines Erregers liegt bei der PCR in der Möglichkeit ein schnelleres Ergebnis zu erhalten und auch von toten Mikroorganismen oder deren Bestandteilen noch einen Nachweis in einer Probe anfertigen zu können (SELLON et al. 2001). Ein Nachteil gegenüber der Kultur ist allerdings, dass die Sensitivität derzeit noch geringer ist als die der kulturellen Isolierung (NEUDERT 2007) und dass ein Resistenztest bei der PCR nicht möglich ist. Eine Kombination aus beiden mikrobiologischen Verfahren ist daher ratsam (SELLON et al. 2001; BOHN u.

ROTHSCHILD 2002; VENNER et al. 2007).

29 2.3.3.3 Zytologischer Nachweis

So wie der kulturelle Nachweis ist auch die zytologische Untersuchung ein semiquantitatives Nachweisverfahren, bei dem eine Aussage über die Virulenz von Rhodococcus equi-Stämmen nicht möglich ist.

Für die Darstellung der Bakterien im zytologischen Ausstrich aus einer Atemwegsprobe ist die Gram-Färbung am besten geeignet. Die grampositiven Keime, wie Rhodokokken, werden durch die Färbung dunkelblau von den übrigen, gramnegativen Zellen hervorgehoben (BEECH 1991; BOHN u. ROTHSCHILD 2002).

In einer vergleichenden Untersuchung konnte bei 61 % der kulturell-positiven Proben der Erreger aus Tracheobronchialsekret auch zytologisch bestätigt werden (SWEENEY et al. 1987).

Bei einer Atemwegsprobe sollte zusätzlich eine Zelldifferenzierung durchgeführt werden, da die Zellzusammensetzung der Probe eine weitere Aussage über den aktuellen Krankheitszustand erlauben kann (NEUDERT 2007). Weiterführende Untersuchungen mit Hilfe der Immunzytologie stehen noch aus.

2.3.4 Ausscheidung von R. equi beim Pferd

Die Erkenntnis über die Ausscheidung von R. equi von infizierten Tieren trägt zum Verständnis des Erregers erheblich bei. R. equi kann oft im Boden nachgewiesen werden und ist ebenfalls in Kot von grasenden Tieren nachweisbar (BARTON u.

HUGHES 1984). Das Bakterium wird von den grasenden oder vom Erdboden fressenden Tieren in den Verdauungstrakt aufgenommen und überlebt und vermehrt sich im Darm der Tiere. Der Erreger wird mit dem Kot wieder ausgeschieden (MUSCATELLO et al. 2007). Die Bodenverhältnisse nehmen Einfluss auf das Wachstum von R. equi im Boden und somit auch auf die Konzentration. So sind der pH, die Feuchtigkeit und die Temperatur im Erdboden entscheidende Kriterien für die

2. Literaturübersicht

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Entwicklung des Keimes in der Umwelt bzw. im Erdboden (HUGHES u. SULAIMAN 1987).

Die Ausscheidung über den Kot ist sowohl bei Stuten als auch bei Fohlen untersucht worden. Auf endemischen Farmen ist ein Nachweis des Erregers aus dem Kot bei Stuten und Fohlen bei bis zu 100 % der Proben möglich (TAKAI et al. 1991). Der Nachweis im Kot von Fohlen ist als signifikant höher beschrieben worden, als der Nachweis aus dem Kot der Stuten (TAKAI et al. 1985). In anderen Untersuchungen wurde kein signifikanter Unterschied in der Ausscheidung bei Stuten und Fohlen festgestellt (NAKAZAWA et al. 1983). Bei Fohlen ist der Nachweis aus dem Kot schon ab der ersten Lebenswoche möglich. Die stärkste Ausscheidung ist in den ersten acht Lebenswochen festzustellen (TAKAI et al. 1986), wobei die Ausscheidung von R. equi über den Kot bei klinisch unauffälligen Fohlen nicht signifikant niedriger ist, als bei Fohlen bei denen eine R. equi assoziierte Pneumonie festzustellen ist (MARTENS et al. 2007).

Neben der Ausscheidung über den Kot gilt die Ausscheidung des Erregers über die Atemwege als bedeutend. Auf endemisch oder sporadisch betroffenen Farmen ist die Anzahl der positiven Ergebnisse aus den Atemwegen signifikant höher als bei Proben von Tieren auf einer Farm ohne bekannte R. equi Problematik (TAKAI et al.

1998).

Die Ergebnisse des Nachweises aus den Atemwegen sind stark abhängig vom Ort der Probenentnahme. Ein Tupferabstrich der Nasenschleimhaut bzw. Sekret der oberen Atemwege zum Nachweis von R. equi ist weniger sensitiv als ein Nachweis aus Tracheobronchialsekret. So waren bei 217 beprobten Fohlen mit sonographisch nachgewiesenen Lungenabszessen auf einem Betrieb mit endemischer Rhodokokkose nur bei 24 % der Nasentupfer R. equi-positiv. Im Vergleich dazu konnte R. equi bei 54 % der 217 Fohlen aus dem Tracheobronchialsekret nachgewiesen werden (MEYER-HAMME 2004).

Dass R. equi auch aus Proben der Atemluft von Fohlen nachgewiesen werden kann, wurde von MUSCATELLO et al. (2006) beschrieben. Die Autoren sammelten Proben

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von 55 Fohlen, von denen bei 48 Tieren vorher eine R. equi-Pneumonie mit einem transkutanen Ultraschall diagnostiziert wurde. Die Atemproben wurden gewonnen, indem ein Gerät, welches die Atemluft ansaugt, vor das Fohlenmaul gehalten und 100 oder 250 Liter Luft ansaugt wurde. 31 dieser 48 Probanden (64,4 %) hatten nachweisbare Gehalte an virulenten R. equi in den Atemluftproben. Von den übrigen sieben klinisch gesunden Fohlen haben sechs virulente R. equi ausgeatmet. Aus den Ergebnissen wurde geschlossen, dass das Gewinnen von Proben der Atemluft ein sensitives diagnostisches Mittel zur Früherkennung infizierter Fohlen ist und somit die Ausscheidung des Erregers über die Atemluft ebenfalls eine Bedeutung hat. In einer Studie von KILIAN (2008) konnten die Ergebnisse von MUSCATELLO et al.

(2006) in einer Studie an 60 Fohlen nicht reproduziert werden.

2.3.5 Pathologie und Pathohistologie der R. equi-Pneumonie

Die durch R. equi hervorgerufene Pneumonie ist charakterisiert durch eine uni- oder meist bilateral abszedierende Bronchopneumonie (MARTENS et al. 1982; ZINK et al.

1986; AINSWORTH 1999; WEIMAR 2006). Das typische Erkrankungsalter liegt bei Fohlen bis zum sechsten Lebensmonat. Bei der chronischen Verlaufsform treten vor allem im cranio-ventralen Bereich der Lunge Abszesse auf, die bis zu mehreren Zentimetern im Durchmesser erreichen können.

Die Abszesse zeigen pathologisch einen purulentem, gelb-schmierigem bis bröckelig-käsigem Inhalt (MAGNUSSON 1923; ELLENBERGER u. GENETZKY 1986; ALTHAUS 2004). Die Lungenveränderungen im Bereich der Abszesse variieren im Anschnitt von speckig und derb bis rahmig und zähflüssig. Außerdem können in der pathologischen Untersuchung palpatorisch ödematöse und emphysematöse Bereiche beobachtet werden (WEIMAR 2006). Die Abszedierung kann auf die bronchialen und mediastinalen Lymphknoten übergreifen und die gesamte Lunge kann sich als schweres, dunkel verfärbtes und nicht kollabiertes

2. Literaturübersicht

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Organ darstellen (SMITH u. ROBINSON 1981). Die luftführenden Wege sind in der Sektion im betroffenen Abschnitt mit mukopurulenten Sekret gefüllt.

Histologisch stellen sich Veränderungen im Charakter einer granulomatösen Entzündung dar. In den nekrotischen Bereichen sind randständig massenhaft Makrophagen und neutrophile Granulozyten zu erkennen. In diesen phagozytierenden Zellen sind unbeschädigte Rhodokokken darzustellen (HILLIDGE 1986; PRESCOTT 1991).

Die histologisch zu erkennenden Lungenveränderungen können eitrige, eitrig-nekrotisierende oder katarrhalisch-eitrige Pneumonien sein. Ebenfalls können alveoläre und alveolär-interstitielle Ödeme festgestellt werden (WEIMAR 2006).

Die seltenere akute Verlaufsform stellt sich mit milliären, dünnwandigen Abszessen im Parenchym der Lunge dar (BARTON u. HUGHES 1980; MARTENS et al. 1982).

Bei einem gastrointestinalen Verlauf der R. equi-Infektion können in der Sektion Veränderungen im gesamten unteren Verdauungsapparat festgestellt werden. Meist wird eine ulzerative Typhlitis oder Kolitis diagnostiziert (BARTON u. HUGHES 1980;

BEECH u. SWEENEY 1991).

2.4 Therapie der R. equi-Pneumonie des Fohlens

Die frühzeitige Diagnose ist ein wichtiges Kriterium für die Prognose bei der R. equi-Pneumonie des Fohlens. Bei der Behandlung steht eine antimikrobielle Therapie an erster Stelle. Bei der Wahl eines Antibiotikums müssen die charakteristischen Überlebensstrategien der Rhodokokken in einem Organismus berücksichtigt werden.

Ein geeigneter antimikrobieller Wirkstoff muss intrazellulär einen ausreichenden Wirkspiegel aufbauen können und eine geeignete Affinität besitzen, um in granulomatöses Entzündungsgewebe eindringen zu können (PRESCOTT u.

SWEENEY 1985; HILLIDGE 1986; AINSWORTH 1999). Damit das Antibiotikum in die Makrophagen und Granulozyten eindringen kann und gegen die intrazellulären

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Rhodokokken wirken kann, muss der Wirkstoff lipophil sein, im Lungengewebe eine gute Anreicherung erzielen und das geeignete Wirkspektrum aufweisen (HILLIDGE 1986; BOHN u. ROTSCHILD 2002). Eine Kombination aus zwei Antibiotika vermindert das Risiko einer Resistenzentwicklung und wird deshalb bei der Behandlung der Rhodokokkose empfohlen (AINSWORTH 1999; GIGUÉRE et al.

2004; ROTHHAAR 2006). Die geeignetsten Antibiotika sind zurzeit eine Kombination aus Rifampicin und einem Makrolid. Die Kombination aus Rifampicin und Erythromycin war lange Zeit die Kombination der Wahl. Da Erythromycin aber starke Nebenwirkungen bei den Tieren, insbesondere bei den Stuten, in Form von lebensbedrohlicher Kolitis hervorrufen kann, wird Erythromycin nur noch selten eingesetzt (VIVRETTE 1992; GIGUÉRE u. PRESCOTT 1997; AINSWORTH 1999;

LAKRITZ u. WILSON 2002; KERTH 2005). Weitere sehr wirksame Makrolid-Antibiotika mit weniger Nebenwirkung als Erythromycin stellen Azithromycin, Tulathromycin (Draxxin®) und Clarithromycin dar, welche nach der Umwidmungskaskade gemäß Arzneimittelrecht eingesetzt werden können (DAVIS et al. 2002; LAKRITZ u. WILSON 2002; GIGUÉRE et al. 2004; PILTZ 2004; REINHOLD 2006).

Die Dauer der Antibiotikabehandlung liegt bei allen Antibiotika-Kombinationen in einem Bereich von vier bis neun Wochen. Die Behandlungsdauer sollte auch nicht kürzer gewählt werden, da eine kürzere Behandlung die Rezidivrate erhöht. Die Behandlung sollte so lange weitergeführt werden, bis klinisch, ultrasonographisch und radiologisch keine Lungenveränderungen mehr feststellbar sind (HILLIGE 1986;

REEF 1998; PILTZ 2004). Als begleitende Therapie sollten neben der gezielten Behandlung mit Rifampicin und einem Makrolid noch ein schleimlösendes Medikament eingesetzt werden. Bei einer Pneumonie ist auch von einem Bronchospasmus auszugehen, was den Einsatz von Bronchodilatatoren sinnvoll macht (VIVRETTE 1992; AINSWORTH 1999).

3. Material und Methode

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3 Material und Methode

3.1 Material

3.1.1 Probanden

Die Untersuchungen fanden in der Zeit vom 17. Mai 2007 bis zum 25. Oktober 2007 auf einem Gestüt in Mecklenburg-Vorpommern, Deutschland statt, auf dem seit geraumer Zeit endemisch Rhodococcus equi Pneumonien auftraten. Für die Untersuchungen standen Warmblutfohlen zur Verfügung. Alle Fohlen wurden auf dem Gestüt unter gleichen Bedingungen geboren und für alle Tiere herrschten dieselben Haltungs- und Fütterungsbedingungen.

3.1.2 Haltung und Management der neonaten Fohlen

Die Fohlen wurden auf dem Gestüt in seperaten Stallungen geboren. Der Stall der für die Abfohlungen zur Verfügung stand, war nur über eine Hygieneschleuse zu begehen. Für die Geburt standen Boxen mit Stroheinstreu zur Verfügung, die Geburt der Fohlen wurde von geschultem Personal überwacht. Nach der Geburt wurden die Stuten mit Fohlen innerhalb der ersten Lebensstunden in eine unbenutzte, zuvor gereinigte und desinfizierte Box mit frischer Stoheinstreu innerhalb des Abfohlstallbereiches umgestallt. Nach der Geburt wurde den Fohlen der Nabelstumpf mit Chlorhexidindigluconat-Lösung 20 % (COM Pharma, Hamburg, Deutschland), welche auf 1 % verdünnt wurde, desinfiziert und es wurde ein Klistier (Practoclyss®, Fresenius, Bad Homburg, Deutschland) rektal verabreicht.

Acht bis zehn Stunden nach der Geburt wurden die Fohlen klinisch untersucht und venöses Blut aus der Vena jugularis externa entnommen, um den

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Immunglobulingehalt zu bestimmen. Dies wurde mit Hilfe des Snap Foal IgG Tests®

(IDEXX, Westbrook, Maine, USA) durchgeführt. Lag das Ergebniss der IgG Bestimmung unter einem Wert von 8 g / l, so wurde den Fohlen hochwertiges Kolostrum oral oder per Nasenschlundsonde eingegeben. Der IgG-Wert wurde ca.

zwei Stunden nach dem eingeben des Kolostrum nochmal gemessen. War der Wert der zweiten Messung dann ebenfalls < 8 g / l, wurde den Fohlen Plasma infundiert.

3.1.3 Haltung und Management der älteren Fohlen

Zehn bis 14 Tage nach der Geburt wurden die Stuten mit ihren Fohlen in Laufställe umgestallt. Die Laufställe waren vor der Einstallung der jungen Fohlen und den Stuten gereinigt, desinfiziert (Neopredisan 4 %, Menno-Chemie, Norderstedt, Deutschland) und mit Stroh eingestreut. Jeder Laufstall verfügt über ein betoniertes Außenpaddock, die Pferdeanzahl variierte je nach Größe des Laufstalles zwischen acht und 14 Stuten mit Fohlen je Laufstall.

3.1.4 Impfung und Entwurmung

Impfungen und Entwurmungen wurden regelmäßig durchgeführt. Die Stuten waren alle gegen EHV 1 und 4, Equine Influenza und Tetanus nach Impfstoffhersteller- Angaben geimpft. Die Fohlen wurden erstmalig im Alter von 5 Monaten vacciniert.

Entwurmungen wurden bei den Stuten kurz vor dem Geburtstermin und sonst in Abständen von 3 Monaten mit wechselnden Wirstoffen durchgeführt. Die Fohlen wurden erstmals am 8. Lebenstag und weiter im Abstand von sechs Wochen mit Antiparasitika behandelt.

3. Material und Methode

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3.2.1 Methode

3.2.1 Klinische Allgemeinuntersuchung der Fohlen

Alle Fohlen wurden wöchentlich einer klinischen Untersuchung unterzogen. Die Tiere wurden allgemein in ihrem Verhalten und Habitus beurteilt, die Körpertemperatur wurde rektal gemessen, die Kotkonsistenz beurteilt, der Nabelstumpf wurde kontrolliert, es wurde auf Verletzungen, Schwellungen oder sonstige Besonderheiten geachtet, und es wurden die Mandibularlymphknoten nach Größe, Konsistenz und Schmerzhaftigkeit beurteilt.

3.2.2 Spezielle klinische Untersuchung des Respirationstrakts

Im Rahmen der wöchentlichen Allgemeinuntersuchung wurde eine spezielle Untersuchung des Respirationstrakts durchgeführt. Es wurden die Nüstern auf Vorhandensein von Ausfluss untersucht, die Trachea und die Lunge auskultiert und beurteilt. Bei Vorliegen von nicht physiologischen Befunden wurde die Qualität und die Art der Befunde dokumentiert.

Die so erhobenen Befunde wurden anschließend nach Schweregrad in einem klinischen Score festgehalten (modifiziert nach OHNESORGE et al. 1998, Tab. 1).

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Tab. 1: Klinischer Score zur Beurteilung des Schweregrades respiratorischer Symptome (modifiziert nach OHNESORGE et al. 1998)

Merkmal Befund Punktzahl

Nasenausfluss

nein 0

serös, seromukös 1

purulent 2

Hustenauslösung

nicht auslösbar 0

mehrfach 1

spontan 2

Lnn. mandibulares o.b.B. 0

vergrößert 1

Ruhedyspnoe nein 0

Einsinken der Interkostalräume,

Nüsternblähen 3

Lungenauskultation vesikulär, vesikulär verschärft 0 rasseln, knistern, giemen 2

Tracheaauskultation o.b.B 0

rasseln 2

Gesamtscore 0 – 12

Gradeinteilung der klinischen Befunde:

Klinischer Score von 0 - 1 = lungengesund

Klinischer Score von 2 - 3 = geringgradig erkrankt Klinischer Score von 4 - 5 = mittelgradig erkrankt Klinischer Score von > 5 = hochgradig erkrankt

3. Material und Methode

38 3.2.3 Labordiagnostische Untersuchung

Die Bestimmung der Blutleukozytenzahl wurde bei jedem Fohlen im Rahmen der wöchentlichen klinischen Untersuchung durchgeführt. Hierzu wurden den Fohlen aus der rechten oder linken Vena jugularis externa 1 - 2 ml Blut entnommen. Die Entnahme erfolgte durch die Punktion der Vene mit einer 1,2 x 40 mm großen Kanüle (20G; Becton, Dickinson and Company). Das Blut wurde in einem Kalium-EDTA beschichtetem Probenröhrchen (Kalium-EDTA-K, Sarstedt) aufgefangen. Das so gewonnene Blut wurde daraufhin auf seinen Leukozytengehalt untersucht. Die Untersuchung erfolgte mit Hilfe eines Blutanalysegeräts (Sysmex KX-21N, Sysmex Deutschland GmbH, Hamburg) nach dem elektrischen Widerstandsprinzip.

3.2.4 Ultrasonographische Untersuchung der Lungen

Im Anschluss an die allgemeine und spezielle Untersuchung der Fohlen und der Auswertung der Blutleukozyten wurde bei Fohlen mit einem klinischen Score > 3, einer rektal gemessenen Körperinnentemperatur über 39,0°C oder einem Blutleukozytenwert von > 13000 Zellen / µl eine sonograhische Untersuchung der Lunge durchgeführt. Die sonographische Untersuchung wurde mit einem tragbaren Ultraschallgerät mit Akkubetrieb (Tringa L, Esaote Pie Medical, Maastricht, Niederlande) und dem mit dem Gerät fest verbundenem 5 MHz Linearschallkopf durchgeführt. Die betreffenden Fohlen wurden dabei von zwei Helfern an Hals und Hinterhand fixiert. Zur Vorbereitung des Schallbereichs wurde die Haut mit Isopropyl-Alkohol (2-Propanol 99 %, Pharma-Depot GmbH, Versmold) entfettet und anschließend Transmissionsgel (BLR Sonic Ultraschallgel, Waldeck, Münster) aufgetragen. Die transcutanen Ultraschall-Untersuchungsbereiche erstreckten sich auf beiden Thoraxseiten zwischen der Stammuskulatur (M. longissimus dorsi) dorsal, der Schultergürtelmuskulatur (M. tensor fasciae antebrachii, M. triceps brachii) kranial und dem Sternum sowie dem Zwerchfell ventral. Beginnend kaudodorsal im 15. Interkostalraum wurden so nach kranioventral bis zum vierten Interkostalraum

39

beide Thoraxhälften untersucht. Jeder Interkostalraum wurde dabei in drei vertikal verlaufende Bereiche A, B, C (dorsal, mittig, ventral) eingeteilt (ALTHAUS 2004).

Daraus ergibt sich, dass an der rechten und linken Körperseite jeweils 39 Bereiche sonographisch untersucht und in einem speziellen Ultraschallbefundblatt protokolliert werden konnten (s. Abb. 15). Im Anschluss an die Ultraschalluntersuchung erfolgte die Befundung. Im Ultraschallbild wurden hypoechogene, rundliche Bereiche ab einem Durchmesser von 10mm als Abszesse angesprochen. Um den Abszess- Score zu errechnen, der als Indikator für den Schweregrad der Lungenveränderung verwendet wurde, musste die Summe der Abszessdurchmesser in Zentimeter berechnet werden. Die so errechnete Zahl entspricht dem angegebenen Abszess-Score.

3.2.5 Röntgenologische Lungenuntersuchung

Alle Fohlen, die als gesund in die Studie aufgenommen werden sollten, wurden ein bis zwei Tage vor der Probengewinnung nach dem Protokoll von WALTHER (2006) röntgenologisch untersucht. Dies diente zur Sicherstellung der Aussage, dass es sich um lungengesunde Tiere handelte. Bei der Anfertigung der Röntgenbilder wurden ein mobiles Röntgengerät (HF 90/20, Gierth, Riesa), zwei 30 x 40 cm große Röntgenkassetten (Life Ray™ medium, Ferrania, USA und X-omatic medium, Kodak, USA), eine medium Film-Folien-Kombination (Vet-X-Ray, Dunker/Einfeldt, Eckernförde) sowie ein automatisches Entwicklungssystem (1135 X-OMAT Processor, Kodak, USA) verwendet.

Die Fohlen wurden ohne Sedierung im Stehen im latero-lateralen Strahlengang von beiden Seiten geröntgt. Sie wurden von zwei mit Bleischürzen ausgestatteten Personen an Hals und Hinterhand fixiert und von einer dritten Person mit Bleischürze wurde die Röntgenkassette so neben dem Fohlen platziert, dass der gesamte Lungenbereich abgedeckt wurde. Zur Kennzeichnung der plattennahen Thoraxseite wurde in der rechten bzw. linken oberen Ecke der Röntgenplatte ein entsprechendes

Die Fohlen wurden ohne Sedierung im Stehen im latero-lateralen Strahlengang von beiden Seiten geröntgt. Sie wurden von zwei mit Bleischürzen ausgestatteten Personen an Hals und Hinterhand fixiert und von einer dritten Person mit Bleischürze wurde die Röntgenkassette so neben dem Fohlen platziert, dass der gesamte Lungenbereich abgedeckt wurde. Zur Kennzeichnung der plattennahen Thoraxseite wurde in der rechten bzw. linken oberen Ecke der Röntgenplatte ein entsprechendes