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3.1 Serienanlauf – Schnittstelle zwischen Entwicklung und Produktion

3.1.3 Bewertung der Methoden

Es folgt eine Bewertung der zuvor beschriebenen Methoden im Bereich der Unterstützung der Serienanlaufphase anhand der in Kapitel 2.4 ausgearbeiteten Anforderungen. Die Ergeb-nisse der Bewertung sind abschließend in Bild 3.11 dargestellt.

Anwendbarkeit in der frühen Entwicklungsphase: Die Mehrheit der wissenschaftlichen An-sätze fokussiert sich auf den thematischen Schwerpunkt des Produktionsmanagements und des Produktionssystems. Daher werden in einer Vielzahl der Ansätze Beschreibungs-, Erklä-rungs- und Bewertungsmodelle verwendet, die auf bereits vorhandenen Informationen in der Produktion aufbauen und eine Unterstützung der Anlaufphase ermöglichen. Eine Fokus-sierung auf die Unterstützung der Entwicklungsphase hinsichtlich des Transfers in die Pro-duktion liegt derzeit nicht vor. Lediglich der Ansatz von NAU zur Auswahl und Bewertung ver-schiedener Fertigungstechnologien bietet die Möglichkeit einer frühzeitigen Berücksichti-gung in der Entwicklungsphase.

Anwendbarkeit bei komplexen Kleinserienprodukten: Mit Ausnahme des methodischen Ansatzes von ZEUGTRÄGER sind die beschriebenen Ansätzen auf Großserien- und Massenferti-gungsprodukte ausgerichtet. Ein Großteil der Ansätze konzentriert sich mit ihrem Untersu-chungsobjekt auf die Automobilindustrie. Daher ist die Implementierung verschiedener me-thodischer Ansätze im Rahmen des Serienanlaufs im Flugzeugbau nur bedingt möglich. Eini-ge strategische Aspekte und empirischen ZusammenhänEini-ge besitzen dennoch Gültigkeit und lassen sich angepasst übertragen.

Berücksichtigung der Produktgestaltung hinsichtlich des Serienanlaufs: Aufgrund der be-reits beschriebenen thematischen Ausrichtung hinsichtlich des Produktionsmanagements findet eine Berücksichtigung der Produktstruktur bzw. eine Rückkopplung der Änderungen oder Anpassung der Produktstruktur und deren Auswirkungen auf das Produktionssystems

nicht statt. Eine neue Produktstruktur wird nur sporadisch betrachtet und eher als gegeben hingenommen. Teilweise wird eine veränderte bzw. optimierte Produktstruktur als Hand-lungsmaßnahme (modulare Gestaltung) genannt, aber nicht weiter vertieft.

Berücksichtigung von Einflussfaktoren auf den Serienanlauf: Bei einem Großteil der Ansätze findet eine Berücksichtigung von Einflussfaktoren des Serienanlaufs statt. Besonders hervor-zuheben sei an dieser Stelle der Ansatz von RISSE, der sich auf die zeitliche Zielerreichung (Time-to-Market) und deren Einflussfaktoren konzentriert. Weiterhin werden zahlreiche branchenspezifische Faktoren mit Hilfe von Interviews und empirischen Erhebungen identifi-ziert. Eine Untersuchung der Interaktion zwischen den verschiedenen Einflussfaktoren und deren Auswirkungen auf die Serienanlauffähigkeit wird allerdings nur bedingt betrachtet.

Abbildung einer risikoorientierten Betrachtungsweise im Serienanlauf: Eine risikoorientier-te Betrachtungsweise der Anlaufphase wird nur unrisikoorientier-tergeordnet betrachrisikoorientier-tet. Dagegen verfol-gen die methodischen Ansätze im Rahmen des Qualitätsmanagements eher ein Projektcon-trolling. Dabei werden Planabweichungen von Soll-Werten mehr mit Hilfe von reaktiven als präventiven Maßnahmen begegnet. Eine reine Betrachtung der Serienanlaufphase aus Sicht des Risikomanagements beschreibt erstmals NAGEL in seinem Ansatz. Weiterhin beschreibt Nau eine Risiko-Potential-Analyse, die sich auf den Einsatz von Fertigungstechnologien be-schränkt und keinen direkten Zusammenhang zu den Zielgrößen des Serienanlaufs herstellt.

Die Mehrheit der Methoden erlaubt keine Aussagen über Auswirkungen von Risiken und der Abweichung von Zielsetzungen im Rahmen des Serienanlaufs.

Bereitstellung von Handlungsmaßnahmen: Die Mehrheit der Ansätze beschreibt Hand-lungsmaßnahmen zur Absicherung der Serienanlaufphase. Allerdings gehen diese nur unzu-reichend auf den Zusammenhang zwischen den identifizierten Faktoren und den entspre-chenden Maßnahmen ein. Meist verbleiben die Ansätze mit dem Hinweis auf generische bzw. strategischen Handlungsmöglichkeiten. Der Aufwand und die Wirksamkeit dieser wer-den nur teilweise betrachtet.

Bewertung innerhalb der Produktentstehungsphase: Abhängig von der inhaltlichen Ausrich-tung der Forschungsansätze werden diese zum großen Teil mit Hilfe von Kennzahlen unter-stützt. Dabei handelt es sich vornehmlich um Ansätze im Bereich des Projektcontrollings [Wan98], [Hün10], [Sch01], der Reifegradabsicherung [Thi08] und der Simulationen [Lan04].

Die Aussagekraft und der Aufwand der zu nutzenden Kennzahlen sind dabei stark abhängig von den zur Verfügung stehenden Informationen. Gerade innerhalb der frühen Entwick-lungsphase ist die Anwendbarkeit von spezifischen Produktionskennzahlen aufgrund der hohen Unsicherheit nur bedingt sinnvoll.

Nachvollziehbarkeit und Dokumentation: Eine einfache und industrienahe Implementierung der verschiedenen Forschungsansätze ist nur gegeben, wenn die Transparenz im methodi-schen Vorgehen, als auch eine Entscheidungsdokumentation vorhanden ist. Hervorzuheben seien an dieser Stelle die Ansätze von WANGENHEIM, NAU und THIEBUS. Ansätze mit Fokus auf das methodische Vorgehen weisen allerdings meist Defizite in der Darstellung der beispiel-haften Umsetzung auf. Zusätzlich fehlt den spezifischen Ansätzen meist ein genereller Leit-faden oder eine Handlungsanweisung zur Übertragung auf andere Unternehmen und Bran-chen.

Bild 3.11: Bewertung bestehender Methoden zur Unterstützung der Serienanlaufphase Vergleichskriterien der Methoden

Anwend-barkeit

Berück-sichtigung

Abbildungeiner risikoorientierten Betrachtungsweise im Serienanlauf Bereitstellung von Handlungs- mnahmen Bewertung innerhalb der Produkt- entstehungsphase Nachvollziehbarkeitund Dokumentation

in derfrühen Entwicklungs- phase bei komplexen Kleinserien- produkten der Produktgestaltung hinsichtlichdes Serienanlaufs von Einflussfaktoren auf den Serienanlauf Methoden zur Unterstützung der Serienanlaufphase

Planung und Steuerung des Serienanlaufs komplexer Produkte nach WANGENHEIM Anlaufmanagement für Großanlagen nach ZEUGTRÄGER

Effizienzsteigerung während Produktionsanläufen nach SCHMAHLS

Time-to-Market-Management in der Automobilindustrie nach RISSE

Sicherer Produktionshochlauf durch zielorientierte Gestaltung nach LAICK

Modellanalyse von Lieferantenbeziehungen in Anlaufprozessen nach DENZLER

Anlaufmanagement in Netzwerken nach FITZEK Simulationsbasierte Anlaufunterstützung nach LANZA

Modellierung vernetzter Wirkbeziehungen im Produktionsanlauf nach WINKLER

Ramp-Up Management in der Automobilindustrie nach TÜCKS

Terminplanung und –überwachung von Produktionsanläufen nach HÜNTELMANN

Risikoorientiertes Anlaufmanagement nach NAGEL Performance Management im Produktionsanlauf nach RENNER

Anlauforientierte Technologieplanung nach NAU Integriertes Zykluskonzept nach THIEBUS

erfüllt teilweise erfüllt nicht erfüllt