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Beurteilung der Gelenkmorphologie

Im Dokument Diagnostik des Hüftgelenkes (Seite 44-47)

4. MRT-Bildgebung

4.4 Beurteilung der Gelenkmorphologie

Strukturelle Abweichungen in der Hüftgelenksanatomie können nach Tschauner (Tschauner, 2002) wie folgt eingeteilt werden:

1. Variationen der Femurkopfüberda-chung (azetabuläre Dysplasie oder Protrusio acetabuli),

2. Variationen der azetabulären Versi-on (abnormale AnteversiVersi-on, insuffi-ziente Anteversion / relative Retro-version / RetroRetro-version),

3. Variationen der femoralen Torsion (pathologisch erhöhte Antetorsion [coxa antetorta], insuffiziente Ante-torsion, relative RetroAnte-torsion, Retro-torsion [coxa retrotorta],

4. Variationen des Femurkopf-Schen-kelhals- Überganges (femorales Off-set).

Zur Beurteilung der Gelenkmorpho-logie werden in der Regel Röntgenbilder oder CT-Aufnahmen herangezogen, die Winkelmessung anhand von MRTs ist zum Teil noch nicht validiert.

Variationen der Femurkopfüber-dachung

Die Größe und Ausrichtung der Hüftpfanne kann in Anlehnung an rönt-genologische Messmethoden bestimmt werden: Der laterale Zentrum-Erker-Winkel (LCE, Wiberg 1939) und der anteriore Zentrum Erker-Winkel (ACE-Winkel nach Lequesne und de Seze) können zur Beurteilung der lateralen und vorderen Hüftkopfüberdachung herangezogen werden: In der MRT wird der LCE auf koronaren ( Abb. 8) und der ACE auf sagittalen Bildern gemes-sen, wobei zu beachten ist, dass die

Mes-sung dieser Winkel standardmäßig auf belasteten Röntgenbildern erfolgt und dass die Winkelmessung anhand MRTs nicht validiert ist.

Gemäß Pfirrmann (Pfirrmann et al., 2006) kann die Tiefe des Acetabulums auf transversal schrägen Bildern als Dis-tanz zwischen dem Zentrum des Femur-kopfes und einer Linie, die den anteri-oren mit den posterianteri-oren Pfannenrand verbindet, gemessen werden. Dieser Wert ist “positiv” wenn das Zentrum des Femurkopfes lateral zu dieser Li-nie ist. In ihrer Studie bei Patienten mit FAI haben Pfirrmann et al. festgestellt, dass das Acetabulum bei Patienten mit Pinzer-Impingement im Vergleich zu solchen mit Cam-Impingement signifi-kant tiefer war. Wie für den LCE- und ACE-Winkel fehlen jedoch auch für die azetabuläre Tiefe noch Normwerte beim MRT.

Abb. 8 ▲ Der laterale Zentrum-Erkerwinkel (LCE) wird gemessen zwischen 1) einer Linie perpendikulär zur transversen Achse des Beckens durch das Zentrum des Femurkopfes und 2) einer Linie, die das Zentrum des Femurkopfes mit dem am meisten superolateral gelegenen Punkt des Acetabulum verbindet. © 2017 AGA-Hüft-Komitee

MRT-Bildgebung

45 Variationen der azetabulären

Version:

Das Acetabulum ist physiologisch um 15°-20° antevertiert. Mittels MRT wird diese Version als Winkel zwischen 1) einer Linie, die den anterioren mit dem posterioren Acetabulumrand ver-bindet und 2) einer Linie von der Hin-terwand nach vorne ausgehend auf axi-alen Bildern gemessen ( Abb. 9). Es ist notwendig, die azetabuläre Version in verschiedenen Höhen, z.B. kranial und zentral zu messen, da in der Regel eine Verringerung der Anteversion von supe-rior nach infesupe-rior vorliegt (Tönnis und Heinecke 1999). Wie zuvor beschrieben fehlen auch hier robuste Normwerte für die mehrdimensionale Bildgebung.

Variationen der femoralen Torsion:

Die femorale Antetorsion von 40° in der Kindheit nimmt mit zunehmendem Wachstum bis zu Werten um 15° beim Erwachsenen ab. Klinisch demonstrie-ren Patienten mit einer pathologisch vermehrten oder verminderten Torsion des Schenkelhalses ein Innenrotations- respektive Außenrotations-Gangbild.

Eine abnormale Femurtorsion ist zu-dem mit einer erhöhten Inzidenz von Hüft- und Kniearthrose, Epiphyseolysis Capitis Femoris (ECF) und Patella-Insta-bilität vergesellschaftet. Verschiedene Techniken wurden für die Messung der femoralen Version auf 3D-Bildern be-schrieben. Nach Tomczak (Tomczak et al. 1997) wird der Patient auf dem MRT-Tisch in Rückenlagerung positioniert.

Transverse Schichten werden durch Hüft- und Kniegelenke von koronaren

Localizer-Sequenzen durchgeführt. Zu-nächst wird das Bild ausgewählt, wel-ches den Femurkopf und –hals darstellt und dann wird ein Winkel zwischen einer Linie entlang der Schenkelhal-sachse und einer horizontalen Linie (Fe-murhals-Winkel) gezeichnet. Anschlie-ßend werden ein koronares Bild des Kniegelenkes, das die Konvexität der posterioren Femurkondylen abbildet ausgesucht und ein Winkel zwischen einer Linie entlang der posterioren Kondylen und einer horizontalen Linie gemessen. Die Femurversion wird dann durch Subtraktion des Femurkondylen-Winkels von dem Schenkelhals-Winkel, wenn der distale Femur nach Außen gedreht ist, im Vergleich zum Schenkel-hals gemessen. Andernfalls, wenn das distale Femur im Vergleich zum Schen-kelhals nach innen gedreht ist, wird der Winkel der Femurkondylen zum

Abb. 9 ▲ Messung der azetabulären Version. © 2017 AGA-Hüft-Komitee

MRT-Bildgebung

Femurhals-Winkel addiert.  Abb. 10 Il-lustriert die Messung der Femurversion nach Tomczak et al, 1997. Es existieren verschiedene andere Möglichkeiten der Messung der femoralen Torsion anhand von MRT-Untersuchungen (s.a. www.

antetorsion.org).

Variationen im Femurkopf/ Hals-Off-set (femorales offHals-Off-set)

Der von Nötzli beschriebene Alpha-winkel (Nötzli et al. 2002) wird häu-fig benutzt, um das femorale Offset zu beschreiben. Der Alphawinkel wird gemessen zwischen 1) der Schenkel-halsachse durch den engsten Punkt des Schenkelhalses und dem Zentrum des Femurkopfes und 2) der Achse die, das Zentrum des Femurkopfes mit dem Punkt verbindet an dem die Kopfkontur aus einem, am besten passenden Kreis um den Femurkopf herausgeht. Dudda et al. (Dudda et al. 2009) haben Alpha-winkel auf Röntgenbildern mit Werten an radiären MRT-Bildern. Beachtlicher-weise war in dieser Studie das Ausmaß der Deformität auf Röntgenbildern im Vergleich zur radiären MRT-Analyse deutlich unterrepräsentiert ( Abb. 11).

Im Vergleich zum Alphawinkel, der lediglich die femorale Form der Defor-mität beschreibt, zieht der sogenannte Betawinkel beide Gelenkpartner (Fe-mur und Acetabulum) und die jeweili-gen Deformitäten in den verschiedenen Lokalisationen mit in Betracht. Der Be-tawinkel hat sich bislang in der wissen-schaftlichen Literatur noch nicht durch-gesetzt.

Abb. 10 ▲ Messung der Femurversion nach Tomczak © 2017 AGA-Hüft-Komitee

Abb. 11 ▲ Bestimmung des Alpha-Winkels bei einem Patienten mit femoroazetabulärem Impingement. Beachte, der pathologisch erhöhte Alpha-Winkel beträgt in dieser Ebene ca. 75°. © 2017 AGA-Hüft-Komitee

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