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Beitrag zur Qualitätssteigerung durch Fachpersonen der Sozialen Arbeit durch interprofessionelle Kooperation

Im Dokument Soziale Arbeit im Kontext Schule (Seite 145-148)

Marco Dalcher

3. Beitrag zur Qualitätssteigerung durch Fachpersonen der Sozialen Arbeit durch interprofessionelle Kooperation

Laut Horstkemper (2011, S. 134) zeigen empirische Befunde, dass eine hohe Intensität der Kooperation offensichtlich nicht automatisch zu positiven Be-wertungen ebendieser führt. Als wichtiges Merkmal einer gelingenden Ko-operation wird die Selbstwirksamkeit der Fachpersonen der Sozialen Arbeit aufgeführt, welche durch Partizipation zum Tragen kommt. Die Möglichkeit, aktiv in die Gestaltung und Konzeption von Tagesschulen eingebunden zu werden, beeinflusst die Intensität und führt zu einer positiven Bewertung der auf dem Partizipationsgedanken basierenden Kooperation.

Dies untermauert die Praxis der exemplarisch herangezogenen Tagesschu-le, welche den Fachpersonen der Sozialen Arbeit seit geraumer Zeit auf organi-satorischer sowie struktureller Ebene Mitbestimmung, Selbstbestimmung und Selbstverwaltung zuspricht und dadurch ein hohes Mass an Selbstwirksamkeit generiert. Diese positiv bewertete Eigenwahrnehmung der Profession fördert zusätzlich die Zusammenarbeit innerhalb der Stufenteams. Dies ist wichtig, da die Stufenteams gemeinsame Wertesysteme für die zu führenden Doppelklas-sen aushandeln und erarbeiten müsDoppelklas-sen, damit das Potential beider Professionen in der Wechselwirkung maximal ausgeschöpft werden kann. Dabei bietet sich der Fokus auf Themen des sozialen Miteinanders und der Herstellung von sozi-aler Gerechtigkeit in Bezug auf Klassenklima, Konflikte, Werte, Beziehungen und Schulkultur an, da dort unter anderem die gemeinsame Handlungsbasis der beiden Professionen festzustellen ist und diese Themen durch den Habitus der Sozialen Arbeit geprägt und entsprechend weiterentwickelt werden können. In-nerhalb dieser Prozesse können Fachpersonen der Sozialen Arbeit soziale Pro-zesse begleiten oder diese initiieren und dabei Formen des sozialen Lernens implementieren. Weiterführend kann durch einen intensiven Austausch zwi-schen Lehrpersonen und Fachpersonen der Sozialen Arbeit auch eine präventi-ve Wirkung auf entstehende Konflikte erwirkt werden, da Unterricht und Be-treuung nicht entkoppelt, sondern miteinander verwoben sind und dadurch eine ganzheitliche, multiperspektivische Sichtweise entsteht. Dabei sollte von Seiten der Fachpersonen der Sozialen Arbeit bewusst unter Verknüpfung formaler, non-formaler und informeller Bildungsangebote individuelle Förderung,

Ent-wicklung von Kompetenzen und eine sinnvolle Freizeitgestaltung vorangetrie-ben werden.

Die positiven Aspekte von Kooperation können nicht darüber hinwegtäu-schen, dass sich ebenso Spannungsfelder auftun, welche in direktem Bezug zum Berufsauftrag der jeweiligen Profession stehen. Die Fachpersonen der Sozialen Arbeit orientieren sich an Grundsätzen des Berufskodexes von Ave-nirSocial13, wohingegen der Lehrkörper unter anderem auf Selektion und Sanktion zurückgreift und sich somit in ein Spannungsfeld begibt, das von den divergierenden Positionen der innerhalb von Kooperationsbeziehungen ausgehandelten Habitualisierungen und Handlungsdispositionen sowie den eigenen Verpflichtungen zur Bewertung, Benotung, Selektion und Sanktion geprägt ist (vgl. Beitrag von Thieme in diesem Sammelband). Als Teil des Schulsystems muss sich die Soziale Arbeit ebenfalls an den Prämissen dieses Systems orientieren und kann sich somit den Selektions- und insbesondere den Sanktionsfunktionen nur bedingt widersetzen und entziehen. Diese Tat-sache eröffnet jedoch Chancen für einen professionsübergreifenden konstruk-tiven Dialog, wie mit diesen Paradoxien umgegangen werden kann.

Die aufgeführten Elemente können durch eine konsequente Umsetzung und Einforderung seitens der Fachpersonen der Sozialen Arbeit in Kombina-tion mit bildungspolitischen Bestrebungen zu einem merklichen Qualitätsge-winn innerhalb einer auf Kooperation ausgelegten Tagesschule führen.

4. Fazit

In diesem Beitrag wurde ein Konzept einer auf Kooperation ausgerichteten Ta-gesschule aufgegriffen, welche Partizipation der verschiedenen Professionen konzeptuell verankert und mit empirischen Erkenntnissen sowie reflexiven Er-fahrungswerten basierend auf dem spezifischen Praxisalltag einer exemplari-schen Tagesschule vermengt. Die sich daraus entwickelnden Fragen sowie Di-lemmata verstehen sich als logische Konsequenz einer intensiven Kooperation, aufgrund welcher im Umkehrschluss wieder durch Kooperation tragfähige Lö-sungen für alle betroffenen Parteien kreiert werden können. Die im Beitrag er-wähnte Selbstwirksamkeit als zentraler Aspekt einer partizipativen Kooperati-on hat für die KooperatiKooperati-on und darauf aufbauend für die Qualität einer Tages-schule eine essenzielle Bedeutung. Deshalb sollten Fachpersonen der Sozialen Arbeit partizipative Bedingungen in Verzahnung mit bildungspolitischen For-derungen, welche diese Selbstwirksamkeit ermöglichen, prononciert verlangen.

13 Vgl. AvenirSocial (2010). Berufskodex Soziale Arbeit Schweiz. Ein Argumentarium für die Praxis der Professionellen. Bern: AvenirSocial.

147 Das daraus erwachsende Selbstverständnis sollte von einer grundlegen-den konstruktiven, ziel-, lösungs- und ressourcenorientierten Haltung, welche zusätzlich durch soziale Werte und positive Einstellungen gegenüber Koope-ration geprägt ist, von allen Beteiligten des Systems Tagesschule gelebt wer-den, um das vorhandene Potential der Profession Sozialer Arbeit maximal nutzen zu können. Dafür sind jedoch Fachpersonen der Sozialen Arbeit von-nöten, welche dieses Potential erkennen und propagieren.

Literatur

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Im Dokument Soziale Arbeit im Kontext Schule (Seite 145-148)