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4 Das Controllingsystem

4.1 Begriffsbestimmungen von Controllingsystemen in der Literatur

HAHN versteht unter Controlling die informationelle Sicherung der Unternehmens-führung. Durch eine Aufbereitung von Führungsinformationen soll das Entschei-den und Handeln ergebnisorientiert ausgerichtet werEntschei-den. Hierbei ist das Control-ling primär als Führungsunterstützungsfunktion zu verstehen; es kann aber auch originäre Führungsfunktionen übernehmen.231 Unter einem Controllingsystem bzw.

Controllingkonzept versteht Hahn „die Gesamtheit der Controllingziele, der zielori-entierten Tätigkeiten (Aufgaben), die dazu erforderlichen Instrumente sowie die Träger und organisatorischen Strukturen des Controlling[s]“.232 Hierbei ist das Ziel des Controllings die Ergebnisoptimierung unter Beachtung der Liquiditätssiche-rung. Die generelle Aufgabe des Controllings liegt in der „informationellen Siche-rung bzw. Sicherstellung ergebnisorientierter Planung, SteueSiche-rung und auch Über-wachung des gesamten Unternehmensgeschehens – vielfach verbunden mit einer Integrations- bzw. Systemgestaltungsfunktion, grundsätzlich verbunden mit einer Koordinierungsfunktion“.233 Um diese Aufgaben wahrzunehmen, bedarf es speziel-ler Controllinginstrumente. Das Planungs- und Kontrollsystem mit integrierter

231 Vgl. HAHN et al. (2001), S. 265.

232 HAHN et al. (2001), S. 266.

233 HAHN et al. (2001), S. 272.

gebnis- und liquiditätsorientierter Planungs- und Kontrollrechnung ist nach Hahn das wichtigste Integrations- und Koordinationsinstrument des Controllings.234

HORVÁTH fasst sein Verständnis vom Begriff des Controllingsystems wie folgt zusammen: „[Das Controllingsystem ist] dasjenige Subsystem der Führung, das Planung und Kontrolle sowie Informationsversorgung systembildend und system-koppelnd ergebnisorientiert koordiniert und so die Adaption und Koordination des Gesamtsystems unterstützt.“235 Horváth gliedert das Controllingsystem in drei Subsysteme – Controllingaufgaben, Controllingorganisation und Controllingin-strumente. Die Controllingaufgaben umfassen hierbei alle einzelnen Aktivitäten zur Realisierung der Controllingziele. Struktur- und Prozessaspekte des Controllings werden unter dem Subsystem Controllingorganisation zusammengefasst. Control-linginstrumente dienen der Erfassung, Strukturierung, Auswertung und Speiche-rung von Informationen.236

Ein Controllingsystem ist nach REICHMANN „die Konkretisierung der allgemeinen oder einer speziellen Controlling-Konzeption (z.B. strategisches Kosten- und Er-folgs-Controlling) durch die branchen- und unternehmensbezogene Festlegung bestimmter Konzeptionsparameter“.237 Betriebswirtschaftliche Controllinginstru-mente und DV-Tools werden als Controllingapplikationen bezeichnet. Durch das Controllingsystem wird manifestiert, welche Controllingapplikationen gewählt wer-den. Zudem wird durch das Controllingsystem festgelegt, welche Aufgabenberei-che von welAufgabenberei-chen UnternehmensbereiAufgabenberei-chen zu bewältigen sind. Um ein Controlling-system zu etablieren, muss ein Bündel von relevanten Instrumenten und DV-Tools zusammengestellt werden. Beispielhaft müssen für ein operatives Kosten- und Erfolgs-Controlling Controllingapplikationen zur Kostenplanung, zur Abweichungs-analyse, für die Kalkulation und Erfolgsplanung zusammengestellt werden.238

SCHWARZ betrachtet das Controlling schwerpunktmäßig aus kybernetischer Sicht und gliedert das Controllingsystem in fünf wesentliche Subsysteme. Eines dieser Subsysteme ist das Messsystem. Es erfasst Werte über Inputs, Output sowie

234 Vgl. HAHN et al. (2001), S. 281.

235 HORVÁTH (2003), S. 151.

236 Vgl. HORVÁTH (2003), S. 150.

237 REICHMANN (2006), S. 13.

238 Vgl. REICHMANN (2006), S. 13-14.

vitäten und bildet zusammen mit dem Normensystem die Grundlage für die Ab-weichungsanalyse. Das Normensystem definiert den geplanten oder erwarteten Zustand des Systems mittels der Festlegung von Zielen und Normen. Die Abwei-chungsanalyse ist selbst kein Subsystem sondern ein Instrument, um das Ent-scheidungssystem mit Daten und Informationen zu versorgen. Das Entschei-dungssystem dient der Selektion der besten Steuerungsalternative zur Minimie-rung der Soll-Ist-Abweichungen. Das vierte Subsystem, das Wissenssystem liefert dem Entscheidungssystem mögliche Entscheidungsalternativen durch die Zu-sammenführung der Wissensbestände der Organisationsmitglieder. Schließlich existiert nach Schwarz noch das Steuerungssystem. Abbildung 16 veranschaulicht das Zusammenspiel dieser grundlegenden Subsysteme eines Controllingsys-tems.239

Abbildung 16: Blockschaltbild eines Controllingsystems nach SCHWARZ240

239 Vgl. SCHWARZ (2002), S. 7-10.

240 In Anlehnung an SCHWARZ (2002), S. 8.

Abweichungs-analyse

Input Output

3

Normensystem

Entscheidungs-system

Wissenssystem

Leistungssystem

Steuerungssystem Messsystem

Umgebung

Controllingsystem Unternehmung

1 2

4

5

Ebenen des Steuerungssystems:

1…………operatives Controlling 2…………Normanpassungen 3…………organisationales Lernen 4…………strategisches Controlling

5…………Einflussnahme auf die Umgebung

Abweichungs-analyse

Input Output

3

Normensystem

Entscheidungs-system

Wissenssystem

Leistungssystem

Steuerungssystem Messsystem

Umgebung

Controllingsystem Unternehmung

1 2

4

5

Ebenen des Steuerungssystems:

1…………operatives Controlling 2…………Normanpassungen 3…………organisationales Lernen 4…………strategisches Controlling

5…………Einflussnahme auf die Umgebung

Die Ziffern der Abbildung symbolisieren die fünf Ebenen des Steuerungssystems, welches Wechselwirkungen des Controllingsystems mit dem Leistungssystem und der Umgebung veranlasst.241

Nach KÜPPER sorgt das Controlling für eine Koordination der Führungsteilberei-che. Controlling nimmt dabei Einfluss auf folgende Führungsteilsysteme: Pla-nungssystem, Kontrollsystem, Personalführungssystem, Informationssystem, Or-ganisation und Leistungssystem.242 Küpper setzt Controlling nicht mit Unterneh-mensführung gleich, da sich das Controlling auf eine spezielle Aufgabe, das Koor-dinieren, beschränkt und nicht andere Führungsaufgaben, wie z.B. Planung und Kontrolle, umfasst. Küpper ist damit ein Vertreter der koordinationsorientierten Controlling-Konzeption.243

Die aufgeführten Definitionen des Begriffs Controllingsystem unterscheiden sich zum Teil sehr stark. Beispielsweise umfasst das Controllingsystem nach HAHN die Planung und Kontrolle; KÜPPER sieht im Controlling lediglich eine Koordinie-rungsfunktion der Führungsteilsysteme Planung und Kontrolle.

Diese Arbeit orientiert sich an den Definitionen von HORVÁTH und REICHMANN.

Horváth gliedert das Controllingsystem in drei Subsysteme (Controllinginstrumen-te, Controllingaufgaben und Controllingorganisation). Reichmann berücksichtigt in seiner Definition insbesondere die Controllinginstrumente und DV-Tools. Da die Instrumente eines Controllingsystems, welche in DV-Tools abgebildet werden können, sowie deren Zusammenwirken im Rahmen dieser Arbeit von großem Inte-resse sind, bilden diese Ausführungen eine geeignete Basis für die vorzunehmen-den Betrachtungen.

Die vorangegangenen Darlegungen konnten belegen, dass das Controlling in ers-ter Linie als ‚Servicefunktion’ für das Management verstanden wird, da es Aufga-ben der Planung, Kontrolle und Informationsversorgung zur Entlastung des Mana-gements wahrnimmt. Im Bereich der Planung und Kontrolle bedient sich der Cont-roller der Budgetierung, im Bereich der Informationsversorgung greift er auf das Rechnungswesen zurück. Neben diesen Hauptinstrumenten steht ihm eine

241 Vgl. SCHWARZ (2002), S. 10-11.

242 Vgl. KÜPPER (2001), S. 15.

243 Vgl. KÜPPER (2001), S. 12.

zahl von operativen und strategischen Instrumenten zur Verfügung, die nun über-blicksartig dargelegt werden.

4.2 Kurzvorstellung operativer Controllinginstrumente