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Die Bedeutung von Religiosität für den Übergang in die gymnasiale Oberstufe

Im Dokument Religiosität und Bildungserfolg (Seite 82-87)

6. Religion und Bildungserfolg

6.3 Übergang im Bildungssystem – Wechsel in die gymnasiale Oberstufe

6.3.2 Die Bedeutung von Religiosität für den Übergang in die gymnasiale Oberstufe

Konfessionsgruppen auftreten; auch innerhalb einer Gruppe könnten sich wenig Religiöse und

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Religiositätsdimension diejenigen Schülerinnen und Schüler bezeichnet, die angeben mindestens einmal in der Woche zu beten bzw. die angeben religiös zu partizipieren.

In Abbildung 6.6 zeigen sich dabei tendenziell positive Effekte der Religiosität, dies gilt allerdings nicht für die Muslime. Religiösen Schülerinnen und Schülern gelingt der Übergang in die gymnasiale Oberstufe eher als den wenig religiösen. Signifikant ist dieser Unterschied jedoch nur bei den einheimischen Katholiken. Bei den Muslimen gelingt tendenziell den religiösen Schülerinnen und Schülern der Übergang auf die gymnasiale Oberstufe etwas weniger häufig als den nur wenig religiösen.

Abbildung 6.6: Unterschiede in den Übergängen auf die gymnasiale Oberstufe nach Häufigkeit des Betens (Referenzgruppe: Wenig religiöse der jeweiligen Gruppe)

Anmerkung: Differenz von Differenzen aus Interaktionseffekt von individueller Religiosität und Befragungswelle; getrennte OLS-Regressionen für die jeweiligen Gruppen unter Kontrolle von Alter, Geschlecht, ISEI der Eltern, Bildung der Eltern, Kognitiver Fähigkeitstest, Sprachtest, Sprachverwendung zu Hause, Leistungsstreben von Eltern und Kind, Buchbesitz der Eltern und einheimischen Freunden; gewichtet, robuste Standardfehler mit Berücksichtigung der Cluster, ausgefüllte Balken p<0,05, Punktur p<0,1, Schraffur p≥0,1.

Lesebeispiel: Im Vergleich zu wenig religiösen Muslimen haben sieben Prozentpunkte weniger religiöse Muslime den Übergang von der neunten Klasse in die gymnasiale Oberstufe geschafft.

Quelle: CILS4EU (eigene Darstellung und Berechnung).

Betrachtet man diesen Sachverhalt nun wieder getrennt nach Geschlecht (vgl. Abbildung 6.7), so zeigen sich bei den christlichen Schülerinnen und Schülern weiterhin keine bedeutsamen

religiositätsspezifischen Unterschiede in den Übergängen auf die Sekundarstufe II des Gymnasiums. Eine Ausnahme stellt hier ein schwach signifikanter positiver Effekt bei den religiösen einheimischen katholischen Mädchen dar, denen der Übergang auf die gymnasiale Oberstufe eher gelingt als den wenig religiösen Mädchen. Ein deutlich ausgeprägterer geschlechtsspezifischer Religiositätseffekt zeigt sich bei den Muslimen. Während sich die Übergangsraten von religiösen muslimischen Mädchen nicht von wenig religiösen Muslimas unterscheiden, lässt sich für die religiösen muslimischen Jungen ein signifikanter negativer Effekt identifizieren. Dem zufolge gelangen religiöse muslimische Jungen seltener auf die gymnasiale Oberstufe als nur wenig religiöse Jungen.

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Religiöse Protestanten ohne MHG Religiöse Katholiken ohne MHG Religiöse Protestanten mit MHG Religiöse Katholiken mit MHG Religiöse Muslime mit MHG

Abbildung 6.7: Geschlechtsspezifische Unterschiede der Übergänge auf die gymnasiale Oberstufe nach Häufigkeit des Betens (Referenzgruppe: Wenig religiöse der jeweiligen Gruppe)

Anmerkung: Differenz von Differenzen aus Interaktionseffekt von individueller Religiosität und Befragungswelle; getrennte OLS-Regressionen für die jeweiligen Gruppen unter Kontrolle von Alter, ISEI der Eltern, Bildung der Eltern, Kognitiver Fähigkeitstest, Sprachtest, Sprachverwendung zu Hause, Leistungsstreben von Eltern und Kind, Buchbesitz der Eltern und einheimischen Freunden; gewichtet, robuste Standardfehler mit Berücksichtigung der Cluster, ausgefüllte Balken p<0,05, Punktur p<0,1, Schraffur p≥0,1.

Lesebeispiel: Während religiösen muslimischen Jungen im Vergleich zu wenig religiösen Jungen der Übergang auf die gymnasiale Oberstufe um 19 Prozentpunkte seltener gelingt, gibt es zwischen religiösen und wenig religiösen muslimischen Mädchen keine bedeutenden Unterschiede (1 Prozentpunkt).

Quelle: CILS4EU (eigene Darstellung und Berechnung).

Die präsentierten Befunde zur Bedeutung individueller Religiosität treten bei religiösen Partizipation noch deutlicher zu Tage (vgl.

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Religiöse Protestanten ohne MHG Religiöse Katholiken ohne MHG Religiöse Protestanten mit MHG Religiöse Katholiken mit MHG Religiöse Muslime mit MHG

Mädchen Jungen

Abbildung 6.8). So ist der negative Effekt der Religiosität bei den Muslimen stärker ausgeprägt und signifikant. Dem zufolge schlagen die Muslime, die häufiger eine religiöse Begegnungsstätte aufsuchen, verglichen mit den weniger religiösen seltener den Weg in Richtung Abitur ein. Für alle übrigen Konfessionsgruppen zeigen sich hingegen keine derartigen Effekte der Religiosität.

Abbildung 6.8: Unterschiede in den Übergängen auf die gymnasiale Oberstufe nach Häufigkeit des Besuchs religiöser Begegnungsstätten (Referenzgruppe: Wenig religiöse der jeweiligen Gruppe)

Anmerkung: Differenz von Differenzen aus Interaktionseffekt von individueller Religiosität und Befragungswelle; getrennte OLS-Regressionen für die jeweiligen Gruppen unter Kontrolle von Alter, Geschlecht, ISEI der Eltern, Bildung der Eltern, Kognitiver Fähigkeitstest, Sprachtest, Sprachverwendung zu Hause, Leistungsstreben von Eltern und Kind, Buchbesitz der Eltern und einheimischen Freunden; gewichtet, robuste Standardfehler mit Berücksichtigung der Cluster, ausgefüllte Balken p<0,05, Punktur p<0,1, Schraffur p≥0,1.

Lesebeispiel: Im Vergleich zu wenig religiösen Muslimen haben 14 Prozentpunkte weniger religiöse Muslime den Übergang von der neunten Klasse in die gymnasiale Oberstufe geschafft.

Quelle: CILS4EU (eigene Darstellung und Berechnung).

Die getrennte Betrachtung nach Geschlecht zeigt auch hier, dass der negative Religiositätseffekt bei Muslimen allein auf die Jungen zurückzuführen ist, bei den Muslimas sind keine signifikanten Unterschiede zwischen häufig und weniger häufig religiös partizipierenden Schülerinnen

festzustellen (vgl. Abbildung 6.9). Die muslimischen Schülerinnen haben unabhängig von ihrer religiösen Partizipation hohe Übergangsraten auf die gymnasiale Oberstufe. Anders die religiös stärker partizipierenden muslimischen Jungen, die seltener den Weg in die Sekundarstufe II des Gymnasiums finden.

Abbildung 6.9: Geschlechtsspezifische Unterschiede der Übergänge auf die gymnasiale Oberstufe nach Häufigkeit des Besuchs religiöser Begegnungsstätten (Referenzgruppe: Wenig Religiöse der jeweiligen Gruppe)

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Lesebeispiel: Während häufig religiös partizipierenden muslimischen Jungen im Vergleich zu wenig religiösen Jungen der Übergang auf die gymnasiale Oberstufe um 29 Prozentpunkte seltener gelingt, gibt es zwischen religiösen und wenig religiösen muslimischen Mädchen lediglich einen unbedeutenden Unterschied von 7 Prozentpunkten.

Quelle: CILS4EU (eigene Darstellung und Berechnung).

Über den Grund für diesen geschlechterspezifischen Effekt lässt sich ohne weitere Informationen, etwa die Art und Weise der sozialen Kontakte in den religiösen Begegnungsstätten, nur

spekulieren. Denkbar wäre aber, dass hier eine geschlechtsspezifische Mobilitätsfalle (vgl.

Abschnitt 2.4.3) wirkt und muslimische Jungen von stärker männlich dominierten sozialen Netzwerken innerhalb der Gemeinde beeinflusst sind, die ihnen beispielsweise Möglichkeiten des Erwerbseinkommens gleich nach Ende der Pflichtschulzeit aufzeigen, und den Gang auf die gymnasiale Oberstufe somit weniger attraktiv erscheinen lassen.

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